Mecky Geschrieben 12. September 2008 Melden Share Geschrieben 12. September 2008 heute würde ich mich einfach nur freuen über den Satz: "Es war einfach nur schön." Genießen wird man ja dürfen. Mach ich auch. Freut mich auch. Aber ich mache mir eben keine Illusionen darüber, wie weit ein solches Lob wirkt. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Oberbayer Geschrieben 12. September 2008 Melden Share Geschrieben 12. September 2008 Nichts ist so schlecht, dass nicht ein Körnchen Wahrheit daran wäre. Dem rhetorischen Durchstylen von Predigten und Gottesdiensten (auch von Religionsunterrichts-Stunden) stehe ich sehr misstrauisch gegenüber. Zum Schluss hat man da oft "wohlorganisierte Nichtigkeit" geschaffen und die Rhetorik / Organisation dreht sich hohl im immergleichen Kreise. Das Wesentliche ist nicht machbar. Letztlich kann es bei der Vorbereitung sich immer nur darum drehen, auf den heiligen Geist zu hören, der einem das Richtige eingibt. Und meiner Meinung nach lässt sich wirklich Form und Inhalt nicht sauber voneinander trennen. Form (wie man etwas sagt) und Inhalt (also was man sagen will) kommten einem beim Vorbereiten ja gemeinsam in den Sinn. Es gibt keine Inhaltskundgabe ohne formgebende Worte. Und letztlich bin ich sogar Josefs Meinung: Ein Rhetorikkurs tut es nicht. Genau so wenig wie ein Theologiestudium. Man kann beides bis zur Perfektion beherrschen, ohne dass man den Funken zum Überspringen bringt. Oder noch schlimmer: Es springt ein Funke über, aber leider nicht der gewünschte, sondern der Funke der Eitelkeit: "Boah, kann der gut predigen. Boah, kennt der sich supertoll aus!" Das widerspricht einer sorgfältigen Vorbereitung allerdings nicht. Im Gegenteil: Es macht die Vorbereitung sogar dringlicher und lenkt sie in eine sinnvolle Richtung. "Hört auf das, was Euch der Heilige Geist eingibt und sprecht es aus!" Hier und auch in deinen vorhergehenden Postings hast du natürlich Recht. Rhetorik alleine tut es nicht, aber trotzdem halte ich sie für wichtig. Ich habe Predigten gehört, die waren vom Inhalt her wirklich sehr gut und haben mir auch was mitgegeben, allerdings stand ich mit dieser Auffassung relativ allleine da. Denn der Vortrag war mehr als nur schlecht. Und ich hatte erhebliche Mühe, nicht wie die anderen in der Kirche meine Ohren auf Durchzug zu stellen. Da stand dieser junge Priester und erzählte etwas interessantes, und keiner hat es mitbekommen, weil er so in das Vorlesen seiner Predigt vertieft war, dass er kein einziges Mal vom Blatt wegschaute, den Kopf nicht ein einziges Mal erhob und die Stimmlage sich kein einziges Mal änderte, was ja schon fast wieder eine Kunst ist. Ein anderer wiederum hatte sehr gute rhetorische Fähigkeiten, der Inhalt war aber dermasen schlecht, dass ich mir während der Predigt ernsthaft einige Male überlegt habe die Kirche zu verlassen und ich wäre nicht der Einzige gewesen, es sind tatsächlich ca. 15 Menschen während der Predigt gegangen, manche kamen wieder, andere blieben ganz weg. Das zeigt das du Recht hast, die Rhetorik alleine macht es nicht, aber eben auch nicht der Inhalt alleine. Beides muss zusammen gehen, und das muss uns besser gelernt werden. Wir haben ja wirklich viele sehr gute Prediger, die sollten sich das ein oder andere Mal in den Seminaren sehen lassen. Auch das wäre schon ein Anfang. Was nun den Funken anbelangt, auch da hast du Recht. Es ist sehr schwer diesen zum Überspringen zu bringen. Dafür braucht es auch sicherlich mehr als nur eine gute Predigt, dazu braucht es eigene, gelebte Überzeugung. Mein alter Heimatpfarrer war so ein Mensch. Der hat das irgendwie alles unter einen Hut gebracht. Gute Predigt, tiefer, gelebter, sichtbarer Glaube und Menschlichkeit. Es ist schwer das zu beschreiben, man müsste ihn wohl kennen lernen. Er war so wirklich das was man sich unter einem Pfarrer vorstellt. Gerade seine Menschlichkeit verlieh ihm eine gewisse Autorität, die ihm in seinem Amt sicher nicht geschadet hat. So war es nicht selten, dass man ihn am Vormittag mit Kollarhemd rumlaufen sah und am Nachmittag fuhr er mit Tennisbekleidung auf dem Rad an einem vorbei. Oder man sah wie er im Winter zum Skifahren ging. Ich weiß nicht ob man verstehen kann was ich meine, er wahr durch seine Menschlichkeit und seinen Glauben Vorbild, für Jung und Alt. Man sah auch wenn er im Kollarhemd rumlief den Menschen. Viele, gerade junge Pfarrer versuchen heute durch übertriebene Lässigkeit (Turnschuhe, Jeans, T-Shirt, etc) menschlich zu wirken, aber das geht eigentlich, was ich beobachten kann meistens nach hinten los. es wirkt einfach nicht echt. Aber wie soll man so ein Identitätsproblem lösen, wie ist man Pfarrer und "Mensch" zugleich? Wie ist man sowohl Hirte als auch Bruder im Glauben? Das sind für mich wichtige Fragen. Wenn ich nur mal ein halb so guter Pfarrer werde wie mein alter Pfarrer, dann wäre ich schon zufrieden. Nur wie ist die Frage... LG Christoph Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 12. September 2008 Autor Melden Share Geschrieben 12. September 2008 Der Funke ist übergesprungen, wenn Gläubige missions- und diasporafähig sind. Oder anders gesagt: Wenn da eine innere Quelle fließt, deren Wasser ihnen selbst genug zu trinken gibt und sie auch anderen das Wasser reichen können. Als Indiz wäre vielleicht die Zahl der Erwachsenentaufen oder der Wiedereintritte tauglich? Und bei denen, die immer dabei waren und insgesamt natürlich die Bereitschaft, sich für die Gemeinde zu engagieren? - Grüße, KAM Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
urdu Geschrieben 12. September 2008 Melden Share Geschrieben 12. September 2008 (...)Nicht das ich widersprechen wollte, was das Wesentliche ist, nämlich im Glaubensvollzug sich Christus und Gott zu nähern, aber - bevor man den Glauben leben kann, muß man ihn aber doch auch erst einmal kennen, und verstanden haben, oder? Ich erlebe immer wieder, daß Leute kaum eine Ahnung haben, WAS die Kirche, der sie doch angehören, eigentlich lehrt! Die sind dann auch leichtes Futter für alle möglichen Propaganda-attacken, sei es von atheistischer, evangelikaler oder sonstiger Seite. Freilich reicht hierfür nicht Predigt allein. Jo. Das ist wohl so. Aber mit dem Glauben ist es nicht so wie mit dem Arztberuf. Den kann man erst ausüben, wenn man die Ausbildung abgeschlossen hat. Der Glaube hingegen ist was Lebendiges. Der muss wachsen und sich entfalten und kann nicht warten, bis quasi alles fertig ist. Die Leute, die kaum eine Ahnung haben, es aber genauer wissen wollen, die kann man ja aufklären. Wär gleich ein Thema für eine Pfarrgemeinde: Wie organisiert man sowas, wie macht man drauf aufmerksam, wer kann's machen? Die Leute, die kaum eine Ahnung haben und auch noch stolz drauf sind, die muss man halt in Geduld ertragen, brüderlich ermahnen und ansonsten davon ausgehen, dass auch sie glauben, so gut sie's eben können. Treff ich unlängst einen Patienten im Spital, der erzählt mir voller Stolz, dass er lange Jahre Ministrant war, und dann lässt er mit Hingabe die lateinischen Texte vom Stapel, die er allesamt noch auswendig kann. Frag ich ihn: "Mal im Ernst: Haben Sie auch verstanden, was sie da sagten?" "Nein!", sagt er, "Wozu denn?" Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
urdu Geschrieben 12. September 2008 Melden Share Geschrieben 12. September 2008 (...) der Hirt einer Herde steht nicht notwendig vorndran. (...) Hast du sowas je in natura gesehen? Der Hirt ist der Herde niemals voran. Der ist immer mittendrin. Vorndran sind die Leithammel. Und rundherum die Hirtenhunde. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
urdu Geschrieben 12. September 2008 Melden Share Geschrieben 12. September 2008 (...)Das widerspricht einer sorgfältigen Vorbereitung allerdings nicht. Im Gegenteil: Es macht die Vorbereitung sogar dringlicher und lenkt sie in eine sinnvolle Richtung. "Hört auf das, was Euch der Heilige Geist eingibt und sprecht es aus!" Und nicht zuletzt, man braucht einen guten PLan, um im entscheidenden Moment was zu haben, von dem man abweichen kann. Was wirfst du denn über Bord, wenn du nichts dabei hast? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Cayena Geschrieben 13. September 2008 Melden Share Geschrieben 13. September 2008 Der Funke ist übergesprungen, wenn Gläubige missions- und diasporafähig sind. Oder anders gesagt: Wenn da eine innere Quelle fließt, deren Wasser ihnen selbst genug zu trinken gibt und sie auch anderen das Wasser reichen können.Meine Denkweise dreht sich nicht um Ehrenämter, sondern um eine Lebensdurchdringung durch den Glauben. Christsein ist zunächst einmal Amt genug. Wo der Funke übergesprungen ist, da ist Christsein Lebensthema. Und es kommt in Alltagsgesprächen vor. Es durchdringt die Handlungsweise - nicht (nur) im moralischen Sinne, sondern ganz einfach in der Art und Weise, wie man Dinge und Menschen anpackt. Der, bei dem der Funke übergesprungen ist, ist einfach Christ. Und so verschieden sich das bei jedem Individuum auch ausprägen mag, ob gemeindlich oder einzelkämpferisch, ob intro- oder extrovertiert, ob sozialbegeistert oder privatmystisch, ob moralischer Hochleistungsathlet oder moralischer Versager, ob Bohemian oder Korrektbeamter - ganz egal. Es durchdringt das ganze Temperamtent, die Redeweise, die Denkweise. Inklusive die Sündigkeit.Glücklicherweise gibt es das - sowohl hier im Forum, als auch in den Gemeinden, wie auch bei so manchen Einzelpersonen. Zumindest treffe ich auf der freien Wildbahn immer wieder solche Menschen. Aber es sind Einzelfälle. Und es gibt kaum Möglichkeiten, das Überspringen zu fördern. Es gibt nur gute Möglichkeiten, bei solchen, bei denen der Funke glüht, das Feuer zu nähren und zum Leuchten zu bringen. Wäre dem nicht so, dass es das gibt, hätten die Pfarrer samt der Gemeinden den Laden schon längst dicht gemacht. Wäre dem so, dass das Funkenüberspringen besser gelingt, könnten wir uns vor Priestern, beruflichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern, glaubensweitergabewilligen Eltern, verkündigenden Arbeitstätigen und vor religiösen Alltagsgespräche am Stammtisch, in Zugabteilen, oder beim gemeinsamen Austreten gar nicht mehr retten. Das hast Du sehr schön ausgedrückt und ein Bild entworfen, wie das Christsein aussieht. Ich schlage diesen Beitrag für eine Perle vor, nicht für eine Zuchtperle, sondern für eine taubeneigrosse Naturperle, die angeblich noch zur Zeit der spanischen Eroberung in der Karibik zu finden waren. Mein Platz in der Kirche ist nicht die Kanzel, sondern die Bank, ohne spezifischem Charisma. Wann springt ein Funken zu mir herüber? Wenn mir verständlich gemacht wird, dass das verkündete Wort, egal ob aus dem AT od. dem NT, nicht nur vom jüdischen, alttestamentlichen Volk, nicht nur von den Pharisäern, nicht nur von den Jüngern Jesu....., sondern von mir spricht. Wenn mir eine gute Nachricht für meine konkrete Situation verkündet wird. Wenn mir meine Sünde und meine Heilsbedüftigkeit aufgedeckt wird, nicht als Moralismus, sondern zugleich mit der guten Nachricht, dass es in Jesus Christus eine realeHoffnung auf Befreiung und Heilung gibt. Dass das ewige Leben schon hier beginnt und in gewissem Mass verkostet werden kann. Und das dies keine Lehre unter anderen ist, sondern dass es Zeugen dafür gibt, die eine so starke Erfahrung davon gemacht haben, dass sie sogar das Leben in der einen oder anderen Weise dafür gaben. Und nur so kann ich missions – und diasporafähig werden. Wenn ich eine konkrete Erfahrung gemacht habe die ich weitergeben kann. Du meinst dass Du ja nicht jeden einzelnen kennst? Im Grund sind wir Menschen in unserem Elend und in unserer Hoffnung einander sehr ähnlich. Ein kleines Beispiel von mir: Auch ich liess mich vom Medienklischee über Joseph Ratzinger vom Dobermann Gottes, vom Panzerkardinal, vom sturen konservativen Neinsager manipulieren, ohne auch nur ein Buch von ihm gelesen zu haben. Aus reinstem Zufall drehte ich am Tag seiner Amtsübernahme den Fernseher auf und hörte die Predigt. Bei den Worten: „jeder von uns ist die Frucht eines Gedanken Gottes; jeder von uns ist gewollt, jeder ist notwendig, jeder ist geliebt“ sprang der Funken aus dem Bildschirm heraus und elektrisierte mich: der sagt das doch vor tausenden Menschen auf dem Petersplatz und vor Millionen über die Medien; da sind doch bestimmt viele genauso untüchtige, unwichtige und unbedeutende darunter wie ich und er ist sich dessen bewusst und trotzdem sagt er das. Das heisst also: ich bin gewollt, ich bin notwendig, ich bin geliebt. Und seitdem lese ich alle seine Predigten. Und im Gegensatz zu seinem Vorgänger kann man ihm wirklich keine Medienwirksamkeit und kein tolle Rhetorik nachsagen. Kein tiefschürfendes dafür aber ein publizierbares Beispiel. Erinnere Dich an Jesus, bei wem hätten die Funken sprühen müssen wenn nicht bei ihm. So besonders erfolgreich war er aber nicht und bis zur Geistaussendung haben ja nicht einmal die 12 was verstanden. Bis heute habe ich noch nicht ganz verstanden, wie das „Geht hin und lehret alle Völker“ mit den Gleichnissen von Salz, vom Sauerteig und vom Licht vereinbar ist. LG Cayena Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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