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Wiedertaufe von Nazi-Verbrecher Erich Priebke


huckfinn06

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Jetzt lese ich heute im Blog von vom Südtiroler Politiker Markus Lobis über das Auftauchen eines Dokuments, das die Wiedertaufe von Nazi-Verbrecher Erich Priebke durch die Kirche belegt.

 

In Wiki heisst es, dass die Wiedertaufe von der Kirche abgelehnt wird. Meiner Meinung nach gibt es daher zwei Szenarien.

 

1) Priebke war noch nicht getauft (eher unwahrscheinlich)

2) Die Kirche (oder Pfarrer) hat da in den Wirren der Nachkriegzeit einen Fehler begangen

 

Ist es möglich, dass der Pfarrer von dem Verbot der Wiedertaufe nichts gewusst hat? Hätte ein Pfarrer das nicht wissen müssen?

 

Katholisch zu sein war natürlich für die Flucht nach Südamerika ein Vorteil somit könnte dahinter auch Methode gestanden sein. Vielleicht hat Priebke auch nur seine Seele retten wollen.

 

Da es sich scheinbar nicht um einen Einzelfall handelte, auf alle Fälle eine diskussionwürdige Angelegenheit.

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Jetzt lese ich heute im Blog von vom Südtiroler Politiker Markus Lobis über das Auftauchen eines Dokuments, das die Wiedertaufe von Nazi-Verbrecher Erich Priebke durch die Kirche belegt.

 

In Wiki heisst es, dass die Wiedertaufe von der Kirche abgelehnt wird. Meiner Meinung nach gibt es daher zwei Szenarien.

 

1) Priebke war noch nicht getauft (eher unwahrscheinlich)

2) Die Kirche (oder Pfarrer) hat da in den Wirren der Nachkriegzeit einen Fehler begangen

 

Ist es möglich, dass der Pfarrer von dem Verbot der Wiedertaufe nichts gewusst hat? Hätte ein Pfarrer das nicht wissen müssen?

 

Katholisch zu sein war natürlich für die Flucht nach Südamerika ein Vorteil somit könnte dahinter auch Methode gestanden sein. Vielleicht hat Priebke auch nur seine Seele retten wollen.

 

Da es sich scheinbar nicht um einen Einzelfall handelte, auf alle Fälle eine diskussionwürdige Angelegenheit.

 

Da Du bereits bei Wiki nachgeschaut hast, bist Du dort über den Begriff Konditionaltaufe gestolpert.

 

Die Römisch-katholische Kirche und die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche kennen die so genannte Konditionaltaufe. Hier werden Menschen getauft, die sich nicht sicher sind, ob sie bereits gültig getauft wurden. Die Konditionaltaufe wird mit den Worten eingeleitet: Unter der Bedingung, dass du nicht gültig getauft bist, taufe ich dich ..... So wird die als streng verboten angesehene Wiedertaufe vermieden.

 

So ist es auch, deutlich lesbar, auf der Taufbuchseite vermerkt, die auf der von Dir verlinkten Südtiroler Website abgebildet ist. Keines Deiner Szenarien stimmt also, und der Pfarrer in Sterzing hat keinen Fehler begangen.

bearbeitet von Julius
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Im Klartext heisst das, dass Priebke nicht sicher war, ob er gültig getauft wurde. Und das fällt ihm gerade vor seiner Flucht nach Südamerika ein. Sehr interessant.

 

Es wäre immerhin denkbar, dass es ihm bis dahin piepegal war, ob er getauft oder nicht getauft war.

Wenn Priebke als Säugling getauft wurde, konnte er sich selbstverständlich nicht sicher sein, dass er im Sinne der katholischen Kirche "gültig" getauft worden war. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, ob bei meiner Taufe alles formal richtig abgelaufen ist.

Der Knackpunkt ist der, dass Priebke wohl einen Nachweis für eine gültige Taufe im Kindesalter hätte erbringen und deswegen Kontakt hätte aufnehmen müssen: zu seinem Taufpfarramt (keine Ahnung, welches das war) oder zu Personen, die die Gültigkeit seiner Taufe hätten bestätigen können. Dass er an einer solchen Kontaktaufnahme nicht interessiert sein konnte, liegt auf der Hand. Also hat er sich - vermutlich - nicht erinnern können oder die Anschriften dieser Personen nicht gekannt, oder ... Ich bin im übrigen auch nicht sicher, ob vor 60 Jahren bei Konversionen nicht grundsätzlich großzügiger sub conditione getauft wurde als heute, allerdings habe ich in blasser Erinnerung, dass ab und zu mal die Rede davon war, dass jemand, der die Konfession gewechselt hatte, "umgetauft" worden sei. Das kam öfters mal vor, bei Protestanten ebenso wie bei Katholiken, und Heimatvertriebene hatten z.B. so gut wie keine Chance, die notwendigen Papiere zu beschaffen. Katholischerseits kann die "Umtaufe" aber nur eine Taufe sub conditione gewesen sein.

bearbeitet von Julius
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Ich bin im übrigen auch nicht sicher, ob vor 60 Jahren bei Konversionen nicht grundsätzlich großzügiger sub conditione getauft wurde als heute, allerdings habe ich in blasser Erinnerung, dass ab und zu mal die Rede davon war, dass jemand, der die Konfession gewechselt hatte, "umgetauft" worden sei. Das kam öfters mal vor, bei Protestanten ebenso wie bei Katholiken, und Heimatvertriebene hatten z.B. so gut wie keine Chance, die notwendigen Papiere zu beschaffen. Katholischerseits kann die "Umtaufe" aber nur eine Taufe sub conditione gewesen sein.

Habe jetzt eine Leseprobe von Gerald Steinachers Buch "Nazis auf der Flucht" gefunden. In der Tat scheinen Umtaufungen von Nazis in dieser Zeit Recht häufig gewesen zu sein, wie die Eintragungen in die Kirchenbücher belegen. Natürlich immer sub conditione. In Argentinien sind sie dann alle als getaufte Katholiken eingetroffen.

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Habe jetzt eine Leseprobe von Gerald Steinachers Buch "Nazis auf der Flucht" gefunden. In der Tat scheinen Umtaufungen von Nazis in dieser Zeit Recht häufig gewesen zu sein, wie die Eintragungen in die Kirchenbücher belegen. Natürlich immer sub conditione. In Argentinien sind sie dann alle als getaufte Katholiken eingetroffen.

 

Hmm. Was ich von dieser Leseprobe und damit dem Buch von Steinacher halten soll, weiss ich im Augenblick noch nicht. Ich bin gleich über die Sätze über die Konversion und angebliche "Wiedertaufe" der Bormann-Kinder gestolpert. Martin Bormann jun., der älteste Sohn, ist meinen Informationen zufolge im Jahre 1930 geboren und kann deswegen kaum schon 1929 evangelisch getauft worden sein, zum anderen ist er in den letzten Kriegstagen von seiner Familie getrennt worden und hat seine Geschwister erst nach dem Tod der Mutter und, wenn ich mich richtig erinnere, 1950 wiedergesehen. Davon erwähnt Steinacher gar nichts, erweckt aber den Eindruck, er sei als eines der 7 von 8 Bormann-Kindern 1946 zur katholischen Kirche konvertiert und 1947 sub conditione getauft worden. Warum erst 1947?, wenn schon, dann gehört die Subkonditionaltaufe zur Konversion. Im übrigen hatten Martin Bormann sr. und Gerda Bormann 10 Kinder, von denen eines früh verstorben ist. Steinacher scheint also eines entgangen zu sein (und ein Mädchen namens Irma, von Steinacher erwähnt, befand sich nicht unter den Bormann-Kindern, es gab allerdings eine Tochter Irmgard) ... Alles ziemlich unklar, teilweise schlampig, was der Herr Steinacher zur Familie Bormann recherchiert hat, und im Falle des ältesten Sohnes auch nicht zutreffend, so etwas dürfte einem Historiker eigentlich nicht unterlaufen.

 

Martin Borman jr. hat ein autobiographische Buch geschrieben: "Leben im Schatten", erschienen im Bonifatius-Verlag. Herr Steinacher scheint es nicht zu kennen.

 

Nachtrag:

 

Dass der von Steinacher erwähnte Priester, der spätere Prälat Schmitz die Bormann-Kinder mit Zustimmung des Brixener Bischofs "adoptiert" haben soll, wie Steinacher behauptet, wage ich stark zu bezweifeln. Er war von einem deutschen Gericht als "Abwesenheitspfleger" und Vormund bestellt und lebte, soviel ich weiss, ab 1948 wieder in Berlin, wo er 2003 verstorben ist.

 

Die Auslassungen Steinachers unter Punkt 6: "Entnazifizierung durch Taufe" halte ich, bis jetzt allerdings erst nach Querlesen, für ziemlichen Quatsch. Bis zum II. Vatikanischen Konzil ist die katholische Kirche mit Konditionaltaufen nicht sehr sparsam umgegangen, was teilweise zu Verstimmungen mit den evangelischen Kirchen führten, die sich wegen der damit verbundenen Unterstellung, die Gültigkeit der protestantischen Taufen sei häufig anzuzweifeln, auf den Schlips getreten fühlten und sich teilweise bei den jeweiligen bischöflichen Ordinariaten beschwerten. Mir ist ein solches Schreiben von 1951 oder 1952 in Erinnerung, auf das von seiten des betreffenden bischöflichen Ordinariates die Antwort erging, dass sich die Zweifel an die gültige Taufspendung (trinitarische Formel) insbesondere auf die Zeit vor 1945 und die Zeit der "Deutschen Christen" erstreckten. Ich meine, es hätte sich um einen Schriftwechsel der ev. Landeskirche im Rheinland mit dem erzbischöflichen Ordinariat in Köln gehandelt, bin mir da aber nicht ganz sicher.

 

Um ein Einreisevisum nach Argentinien zu bekommen, dürfte die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg als förderlich gegolten haben, was die vermehrten Konversionen und im Zusammenhang damit dann auch Konditionaltaufen erklärt. "Entnazifizierung durch (Wieder-)Taufe" halte ich jedoch für Krampf. Aber vielleicht schaut sich einer der Kirchenrechtler oder Kirchenhistoriker diesen Abschnitt mal genauer an ...

 

Kurz und vorläufig zusammengefasst: Wenn die doch ganz ansehnliche Zahl von Ungenauigkeiten und Fehlern auf wenigen Seiten einer Leseprobe repräsentativ für das das ganze Buch sein sollten, wäre dies - für einen Historiker - haarsträubend.

bearbeitet von Julius
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Weitere Ungereimtheiten:

 

Steinacher erweckt mit seinen Schilderungen durchgängig den Eindruck, als ob die beteiligten katholischen Priester im Auftrag und auf Anweisung des bischöflichen Ordinariates gehandelt hätten: "Auch in diesem Fall kam die Anweisung vom Bischof, wie eine Notiz verrät - 'Ordinariatsbrief vom 9. Juli 1948'." Damit verrät Steinacher, dass er von der Konversionspraxis in der katholischen Kirche erstaunlich wenig Ahnung hat, obwohl er ja gerade diese, als angebliche Besonderheit in Südtirol/Italien (was auch nicht stimmt), herausstreicht. Der übliche Ablauf einer Konversion ist der, dass sich der Konversionswillige an den zuständigen Ortspfarrer wendet und dieser beim bischöflichen Ordinariat die Genehmigung einholt, den Konversionswilligen in die katholische Kirche aufzunehmen. Der "Ordinariatsbrief" ist also die Genehmigung des Antrages durch das Ordinariat und nicht eine aus heiterem Himmel von oben an den Priester erteilte Anweisung, Herrn X. oder Herrn Z. in die katholische Kirche aufzunehmen. An Steinachers Stelle hätte ich, anstatt eine Genehmigung als Anweisung zu interpretieren, mir nicht nur die Mühe gemacht, mich an kompetenter Stelle über das kirchliche Verfahren zu informieren, sondern auch mal nach den Anträgen gesucht, die es im bischöflichen Archiv ja auch geben muss. Dieser Mühe hat sich Steinacher offensichtlich nicht unterzogen. - Auch hier also: eine ausgesprochen schwache Leistung eines Historikers: aus Unkenntnis, wie ich ihm zugute halten will, und nicht absichtlich, wie ich hoffe, deutet er die Eintragungen in den Kirchenbüchern, die den korrekten Ablauf in der Handhabung von Konversionen durch die katholische Kirche wiedergeben, zumindest missverständlich in dem Sinne, als seien hier für Naziverbrecher theologische Extrabrötchen gebacken worden.

 

Es geht aber noch weiter: Auch ein Ludwig Schäfer, so Steinacher, sei 1947 von Pfarrer Corradini auf "Verlangen" des Brixener Bischofs "sub conditione" getauft worden. "Auf Verlangen des Brixener Bischofs"? Nein, auch hier höchstwahrscheinlich mit Genehmigung des Bischofs, nachdem Corradini dessen Erlaubnis eingeholt hatte, Schäfer in die katholische Kirche aufzunehmen. Weiter erscheint Steinacher der Eintrag hervorhebenswert "conditionate, ohne Zeremonien, nach vorausgegangener Aufnahme in die katholische Kirche und absolutis ex haeresis excomunicate (protestantische Konfession)" ... Dies ist aber auch kein Südtiroler Sonderweg, sondern das übliche Vorgehen in der katholischen Kirche bei Konversionen aus protestantischen Kirchen in allen deutschsprachigen Diözesen bis 1973 gewesen (Theologische Realenzyklopädie, Band 19), und bei den schismatischen Lefebvre-Anhängern, die alle Neuerungen seit dem II. Vatikanischen Konzil ablehnen, wird es noch heute so praktiziert. - Einem Historiker stünde es im übrigen auch gut an, wenn er sich eigener theologischer Wertungen enthalten würde und nicht, wie Steinacher, permanent den Begriff "Wiedertaufe" anstelle von Konditionaltaufe anwenden würde.

 

Wie schon im vorherigen Beitrag angedeutet, hinterlässt die von Steinacher zugänglich gemachte Leseprobe aufgrund der angesprochenen Mängel doch ein ziemlich schales Gefühl - zumindest was seine Darstellung der angeblichen "Wiedertaufe" als eines Südtiroler Sonderwegs der katholischen Kirche zwecks freudiger Einverleibung von Naziverbrechern darstellt: "Doch in der katholischen Kirche in Italien fand man einen Ausweg ..." (nach Steinacher in Form der "Wiedertaufe").

bearbeitet von Julius
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Habe da noch ein wenig nachrecherchiert, da ich das Gefühl habe, dass man das was sie geschrieben haben, nicht einfach so stehen lassen sollte.

Hmm. Was ich von dieser Leseprobe und damit dem Buch von Steinacher halten soll, weiss ich im Augenblick noch nicht. Ich bin gleich über die Sätze über die Konversion und angebliche "Wiedertaufe" der Bormann-Kinder gestolpert. Martin Bormann jun., der älteste Sohn, ist meinen Informationen zufolge im Jahre 1930 geboren und kann deswegen kaum schon 1929 evangelisch getauft worden sein, zum anderen ist er in den letzten Kriegstagen von seiner Familie getrennt worden und hat seine Geschwister erst nach dem Tod der Mutter und, wenn ich mich richtig erinnere, 1950 wiedergesehen. Davon erwähnt Steinacher gar nichts, erweckt aber den Eindruck, er sei als eines der 7 von 8 Bormann-Kindern 1946 zur katholischen Kirche konvertiert und 1947 sub conditione getauft worden.

Man sollte nicht versuchen zwei Sätze in einem Satz unterzubringen, wenn man objektiv was bewerten will, sonst verwirrt man die Leser, ganz besonders wenn man die Sachlage selbst sehr wohl kennt!

Steinacher schreibt über die Borman Familie in Südtirol (mit den 8 Bormann Kindern). Um diese geht es hier in diesem Zusammenhang und das wissen Sie. Wie Sie ja oben richtig ausführen, ist Martin jun. nicht in Südtirol. sondern bei einer österreichischen Bergbauernfamilie, Querleitner mit Namen und dort „vorbehaltlos ins Familienleben integriert“. Siehe

http://home.tu-clausthal.de/student/ksg/re...3/artikel.shtml

 

Herr Steinacher hat da also sehr richtig recherchiert wenn er schreibt, dass 7 Bormann Kinder 1946 zum katholischen Glauben übergetreten sind (von den acht in Südtirol lebenden).

 

Er führt ja dann gleich ein paar Sätze später aus, dass Martin dies 1947 tat. Man kann Steinacher höchstens vorwerfen, dass er nicht ganz klar herausgestrichen hat, dass Martin zu der Zeit nicht in Südtirol lebte. Aber welchen Mehrwert bringt das für das Thema?

Warum erst 1947?, wenn schon, dann gehört die Subkonditionaltaufe zur Konversion.

Steinacher zitiert Martin Bormann jun. in „Leben gegen Schatten.“

„Am 4. Mai 1947 wurde ich in die katholische Kirche aufgenommen.

Mein Pate für die bedingte Taufe (weil keine Sicherheit über meine Taufe als

Kleinkind zu bekommen war) war mein Querleitner.“

 

Also wieder richtig recherchiert. Martin 1947 getauft (bedingt).

 

Im übrigen hatten Martin Bormann sr. und Gerda Bormann 10 Kinder, von denen eines früh verstorben ist. Steinacher scheint also eines entgangen zu sein

Siehe oben. Da interpretieren sie was rein, sind nicht objektiv und tragen nichts zum Sachverhalt bei.

(und ein Mädchen namens Irma, von Steinacher erwähnt, befand sich nicht unter den Bormann-Kindern, es gab allerdings eine Tochter Irmgard) ...

Sie bringen mich zum Lachen. Falls ich Ihrer Logik folge, dann dürfte es meine Tante Irma auch nicht geben.

Alles ziemlich unklar, teilweise schlampig, was der Herr Steinacher zur Familie Bormann recherchiert hat, und im Falle des ältesten Sohnes auch nicht zutreffend, so etwas dürfte einem Historiker eigentlich nicht unterlaufen.

Martin Borman jr. hat ein autobiographische Buch geschrieben: "Leben im Schatten", erschienen im Bonifatius-Verlag. Herr Steinacher scheint es nicht zu kennen.

Das Buch heisst „Leben gegen Schatten:“ und Sie unterstellen schon wieder und sind nicht objektiv (und schlampig, um mich auf Ihre Wortwahl herabzulassen).

Nachtrag:

Dass der von Steinacher erwähnte Priester, der spätere Prälat Schmitz die Bormann-Kinder mit Zustimmung des Brixener Bischofs "adoptiert" haben soll, wie Steinacher behauptet, wage ich stark zu bezweifeln.

Wenn Sie das so genau wissen und nicht nur bezweifeln, dann können Sie schon mal in Wiki editieren anfangen. http://de.wikipedia.org/wiki/Gerda_Bormann

Er war von einem deutschen Gericht als "Abwesenheitspfleger" und Vormund bestellt und lebte, soviel ich weiss, ab 1948 wieder in Berlin, wo er 2003 verstorben ist.

„Steinacher schreibt übrigens dann weiter: Während es dem Vormund Schmitz gelang, seine Schützlinge auf Dauer bei Südtiroler Pflegeeltern unterzubringen, wurde nach deren Vater weltweit gefahndet.“

Die Auslassungen Steinachers unter Punkt 6: "Entnazifizierung durch Taufe" halte ich, bis jetzt allerdings erst nach Querlesen, für ziemlichen Quatsch. Bis zum II. Vatikanischen Konzil ist die katholische Kirche mit Konditionaltaufen nicht sehr sparsam umgegangen, was teilweise zu Verstimmungen mit den evangelischen Kirchen führten, die sich wegen der damit verbundenen Unterstellung, die Gültigkeit der protestantischen Taufen sei häufig anzuzweifeln, auf den Schlips getreten fühlten und sich teilweise bei den jeweiligen bischöflichen Ordinariaten beschwerten. Mir ist ein solches Schreiben von 1951 oder 1952 in Erinnerung, auf das von seiten des betreffenden bischöflichen Ordinariates die Antwort erging, dass sich die Zweifel an die gültige Taufspendung (trinitarische Formel) insbesondere auf die Zeit vor 1945 und die Zeit der "Deutschen Christen" erstreckten. Ich meine, es hätte sich um einen Schriftwechsel der ev. Landeskirche im Rheinland mit dem erzbischöflichen Ordinariat in Köln gehandelt, bin mir da aber nicht ganz sicher.

 

Um ein Einreisevisum nach Argentinien zu bekommen, dürfte die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg als förderlich gegolten haben, was die vermehrten Konversionen und im Zusammenhang damit dann auch Konditionaltaufen erklärt.

 

"Entnazifizierung durch (Wieder-)Taufe" halte ich jedoch für Krampf. Aber vielleicht schaut sich einer der Kirchenrechtler oder Kirchenhistoriker diesen Abschnitt mal genauer an ...

Endlich was zum Thema: Wie Steinacher belegt scheint in dieser Zeit wirklich recht flott (wieder)getauft worden zu sein. Vielen der ehemaligen Nazis schien es rein um das Einreisevisum nach Argentinien und der Nutzung der Infrastruktur der katholischen Kirche für Ihre Flucht gegangen zu sein. Die Religion selber war ihnen ziemlich Wurst (siehe Eichmann). Und die Kirche oder zumindest einige Kirchenvertreter haben da brav mitgespielt und mit der Öffnung der Archive kommt das jetzt schön langsam raus.

 

Und da stimme ich Ihnen endlich zu. Das ist der eigentliche Punkt den Kirchenhistoriker näher durchleuchten sollten, bevor es andere für sie machen. Negieren und einseitige Kommentare zu diesem Thema bringen einem nicht weiter - auch nicht in einem Kirchenforum.

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Forderung oder freiwillger Antrag der Konversionswilligen (besser Fluchtwilligen), gute Frage:

In einem streng geheimen Bericht des Geheimdienstes des US-Außenministeri-ums vom Mai 1947 heißt es: ,Der Vatikan ... ist die größte Organisation, die an der illegalen Weiterleitung der Emigranten beteiligt ist. Es ist der Wunsch des Vatikans, jedem Menschen ohne Ansehen seiner Nationalität oder politischen Meinung beizustehen, vorausgesetzt, dieser Mensch kann beweisen, daß er Katholik ist'

http://www.verschwoerungen.info/wiki/Rattenlinie

 

Damit ist eigentlich klar was von der Kirche gefordert wurde: Einen Beweis, dass man katholisch ist. Die Konversionswilligen (besser Fluchtwilligen) sind dem mit Anträgen gerne nachgekommen.

 

Zusammenfassend muss ich sagen, dass Ihr Kommentar nur von einer Denkweise geleitet zu sein scheint, die da heisst: Ein Mädchen namens Irma gab es nicht - Verdrängung statt Geschichtsaufarbeitung. Gut, dass es dieses wichtige Buch jetzt gibt.

 

 

Weitere Ungereimtheiten:

 

Steinacher erweckt mit seinen Schilderungen durchgängig den Eindruck, als ob die beteiligten katholischen Priester im Auftrag und auf Anweisung des bischöflichen Ordinariates gehandelt hätten: "Auch in diesem Fall kam die Anweisung vom Bischof, wie eine Notiz verrät - 'Ordinariatsbrief vom 9. Juli 1948'." Damit verrät Steinacher, dass er von der Konversionspraxis in der katholischen Kirche erstaunlich wenig Ahnung hat, obwohl er ja gerade diese, als angebliche Besonderheit in Südtirol/Italien (was auch nicht stimmt), herausstreicht. Der übliche Ablauf einer Konversion ist der, dass sich der Konversionswillige an den zuständigen Ortspfarrer wendet und dieser beim bischöflichen Ordinariat die Genehmigung einholt, den Konversionswilligen in die katholische Kirche aufzunehmen. Der "Ordinariatsbrief" ist also die Genehmigung des Antrages durch das Ordinariat und nicht eine aus heiterem Himmel von oben an den Priester erteilte Anweisung, Herrn X. oder Herrn Z. in die katholische Kirche aufzunehmen. An Steinachers Stelle hätte ich, anstatt eine Genehmigung als Anweisung zu interpretieren, mir nicht nur die Mühe gemacht, mich an kompetenter Stelle über das kirchliche Verfahren zu informieren, sondern auch mal nach den Anträgen gesucht, die es im bischöflichen Archiv ja auch geben muss. Dieser Mühe hat sich Steinacher offensichtlich nicht unterzogen. - Auch hier also: eine ausgesprochen schwache Leistung eines Historikers: aus Unkenntnis, wie ich ihm zugute halten will, und nicht absichtlich, wie ich hoffe, deutet er die Eintragungen in den Kirchenbüchern, die den korrekten Ablauf in der Handhabung von Konversionen durch die katholische Kirche wiedergeben, zumindest missverständlich in dem Sinne, als seien hier für Naziverbrecher theologische Extrabrötchen gebacken worden.

 

Es geht aber noch weiter: Auch ein Ludwig Schäfer, so Steinacher, sei 1947 von Pfarrer Corradini auf "Verlangen" des Brixener Bischofs "sub conditione" getauft worden. "Auf Verlangen des Brixener Bischofs"? Nein, auch hier höchstwahrscheinlich mit Genehmigung des Bischofs, nachdem Corradini dessen Erlaubnis eingeholt hatte, Schäfer in die katholische Kirche aufzunehmen. Weiter erscheint Steinacher der Eintrag hervorhebenswert "conditionate, ohne Zeremonien, nach vorausgegangener Aufnahme in die katholische Kirche und absolutis ex haeresis excomunicate (protestantische Konfession)" ... Dies ist aber auch kein Südtiroler Sonderweg, sondern das übliche Vorgehen in der katholischen Kirche bei Konversionen aus protestantischen Kirchen in allen deutschsprachigen Diözesen bis 1973 gewesen (Theologische Realenzyklopädie, Band 19), und bei den schismatischen Lefebvre-Anhängern, die alle Neuerungen seit dem II. Vatikanischen Konzil ablehnen, wird es noch heute so praktiziert. - Einem Historiker stünde es im übrigen auch gut an, wenn er sich eigener theologischer Wertungen enthalten würde und nicht, wie Steinacher, permanent den Begriff "Wiedertaufe" anstelle von Konditionaltaufe anwenden würde.

 

Wie schon im vorherigen Beitrag angedeutet, hinterlässt die von Steinacher zugänglich gemachte Leseprobe aufgrund der angesprochenen Mängel doch ein ziemlich schales Gefühl - zumindest was seine Darstellung der angeblichen "Wiedertaufe" als eines Südtiroler Sonderwegs der katholischen Kirche zwecks freudiger Einverleibung von Naziverbrechern darstellt: "Doch in der katholischen Kirche in Italien fand man einen Ausweg ..." (nach Steinacher in Form der "Wiedertaufe").

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Herr Steinacher hat da also sehr richtig recherchiert wenn er schreibt, dass 7 Bormann Kinder 1946 zum katholischen Glauben übergetreten sind (von den acht in Südtirol lebenden).

 

Da bin ich nicht sicher - und von der Richtigkeit dieser Behauptung nur durch die entsprechenden Einträge in den Kirchenbüchern zu überzeugen.

 

Man kann Steinacher höchstens vorwerfen, dass er nicht ganz klar herausgestrichen hat, dass Martin zu der Zeit nicht in Südtirol lebte. Aber welchen Mehrwert bringt das für das Thema?

 

Einem Historiker sollte es auch dann um Genauigkeit gehen, wenn es - scheinbar - gerade keinen "Mehrwert" für sein Thema bringt. Mit einem Nebensatz wäre das klargestellt und erledigt gewesen.

 

Steinacher zitiert Martin Bormann jun. in „Leben gegen Schatten.“

„Am 4. Mai 1947 wurde ich in die katholische Kirche aufgenommen.

Mein Pate für die bedingte Taufe (weil keine Sicherheit über meine Taufe als

Kleinkind zu bekommen war) war mein Querleitner.“

 

Na schön. Das ist der Leseprobe aber nicht zu entnehmen, und nur auf diese habe ich mich bezogen. - Herr Steinacher ist sich mehr als 50 Jahre später allerdings so "sicher", dass Martin Bormann jr., obwohl erst 1930 geboren, schon 1929 evangelisch getauft worden ist, dass er das in dem als Leseprobe zur Verfügung gestellten Kapitel seines epochemachenden Werkes zum besten gibt. Hmmm ...

 

Sie bringen mich zum Lachen. Falls ich Ihrer Logik folge, dann dürfte es meine Tante Irma auch nicht geben.

 

Welchen "Mehrwert" rechnest Du Deiner Tante Irma in Bezug auf dieses Thema zu? Eine Bormann-Tochter, die auf den Namen Irma getauft oder standesamtlich eingetragen gewesen wäre, gab es nicht. Punkt. Wenn Du es besser weisst, kannst Du ja unter Bezug auf Deine Tante Irma bei Wiki mit dem Editieren anfangen. B)

 

Das Buch heisst „Leben gegen Schatten:“ und Sie unterstellen schon wieder und sind nicht objektiv (und schlampig, um mich auf Ihre Wortwahl herabzulassen).

 

Ich habe nicht unterstellt, sondern "scheinbar" geschrieben, und es sollte Deiner Aufmerksamkeit nicht entgangen sein, dass auch dies sich auf die "Leseprobe" bezogen hat. Die lässt den Schluss schlampigen Recherchierchens durch Herrn Steinacher nicht nur in Bezug auf die Bormann-Familie zu. Beispielsweise ist die Legende zur Abbildung des Taufbucheintrages von Priebke purer Schwachsinn. Da steht zu lesen, ehemalige Nationalsozialisten (unter den Konvertiten) hätten "der Irrlehre des Nationalsozialismus abschwören" müssen, um in die katholische Kirche aufgenommen zu werden. Einen Beweis dafür, weswegen vom Usus abgewichen worden sein soll, Konvertiten aus protestantischen Kirchen von der Irrlehre des Protestantismus abschwören zu lassen - gerade nachdem dies Deinem anscheinend sakrosankten Herrn Steinacher bei seinen Quellenstudien nicht entgangen, aber scheinbar nicht aufgefallen ist. Schon erheiternd, wie im Hirn von Herrn Steinacher das Abschwören von der Irrlehre des Protestantismus (bei den Lefebvre-Schismatikern noch heute üblich) schwupps zum Abschwören von der Irrlehre des Nationalsozialismus mutiert, selbstverständlich ohne jeden Beleg dafür, dass das bei den "Kirchenvertretern" in gleicher Weise geschehen wäre.

 

Ein weiteres Armutszeugnis für einen Historiker ist es, zwecks Beurteilung der Konditionaltaufe (die er mit permanent boshafter, einem Historiker nicht nachzusehenden Unsachlichkeit als "Wiedertaufe" betitelt) Bestimmungen des aktuellen Kirchenrechts und nicht die Bestimmungen des in den untersuchten Jahren gültigen Kirchenrechts heranzuziehen. Es sollte Herrn Steinacher als einem bis jetzt gut beleumdeten jungen Historiker doch nicht entgangen sein, dass das Kirchenrecht im Jahre 1983 einer Reform unterzogen worden ist und in den Jahren bis dahin eben der CIC von 1917 gültig war.

 

Wenn Sie das so genau wissen und nicht nur bezweifeln, dann können Sie schon mal in Wiki editieren anfangen. http://de.wikipedia.org/wiki/Gerda_Bormann

 

Ach? Herr Steinacher als Historiker benutzt Wiki als Quelle? Sehr aufschlussreich! Und ob ich in Wiki etwas editieren will oder nicht, das überlass gefälligst mir. Wenn Du Wert auf Berichtigung von Wiki-Einträgen legst, hast Du ja, siehe oben, selbst was zu tun.

 

Steinacher schreibt übrigens dann weiter: Während es dem Vormund Schmitz gelang, seine Schützlinge auf Dauer bei Südtiroler Pflegeeltern unterzubringen, wurde nach deren Vater weltweit gefahndet.

 

Aha, aber vorher hatte der Vormund die Kinder noch rasch adoptiert? Und die Behörden haben, obwohl der Vater noch am Leben vermutet wurde, der Adoption zugestimmt? Und Herrn Schmitz, nachdem er die Kinder rasch adoptiert hatte, zum Abwesenheitspfleger bestellt? Sehr einleuchtend, muss ich schon sagen.

 

Wie Steinacher belegt scheint in dieser Zeit wirklich recht flott (wieder)getauft worden zu sein.

 

Nicht nur zu dieser Zeit, sondern auch vorher.

 

Vielen der ehemaligen Nazis schien es rein um das Einreisevisum nach Argentinien und der Nutzung der Infrastruktur der katholischen Kirche für Ihre Flucht gegangen zu sein.Die Religion selber war ihnen ziemlich Wurst (siehe Eichmann).

 

Ja, und? Ob sich ein Nazi mit Fluchtgedanken trägt oder ob er, wie Priebkes ehemaliger Vorgesetzter Kappler in der Festung Gaeta einsitzt, stellt für Kirchenvertreter allerdings keinen Grund dar, einem Gesuch um Aufnahme in die katholische Kirche nicht zu entsprechen.

 

Und die Kirche oder zumindest einige Kirchenvertreter haben da brav mitgespielt und mit der Öffnung der Archive kommt das jetzt schön langsam raus.

 

Richtig, drum lese ich ganz besonders gerne Publikationen aus der Feder von Wissenschaftlern, die an der Auswertung des nun zugänglichen Archivmaterials im Vatikan beteiligt sind.

 

Das ist der eigentliche Punkt den Kirchenhistoriker näher durchleuchten sollten, bevor es andere für sie machen. Negieren und einseitige Kommentare zu diesem Thema bringen einem nicht weiter - auch nicht in einem Kirchenforum.

 

Keine Sorge, die sind schon feste dabei. :)

Und dies hier ist ein privates und kein Kirchenforum.

 

Wird Dir Dein Werbefeldzug für das Buch Steinachers (nicht nur in diesem Forum) eigentlich vergütet? Und ist Herrn Steinachers Buch inzwischen schon von Historikern bzw. für Fachzeitschriften rezensiert worden?

bearbeitet von Julius
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