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Niklas

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Wurde unter einem Wunder schon immer das verstanden, was wir heute darunter verstehen?

 

Ich bin auf die Frage durch die Lektüre von Franz Rosenzweigs "Stern der Erlösung" gekommen. Rosenzweig schreibt, dass wir übersähen, "dass die Wunderbarkeit des Wunders für das Bewusstsein der damaligen Menschheit (-er meint die Zeit der Kirchenväter-) auf einem ganz anderen Umstand beruht, nämlich nicht auf seiner Abweichung von dem gesetzlich vorher festgelegten Lauf der Natur, sondern auf seiner Vorausgesagtheit. (...) Das Wunder fällt auch nicht durch seine Ungewöhnlichkeit auf - die ist nur, obwohl oft für die Wirkung höchst nötige, "Aufmachung", nicht Kern -, sondern durch seine Vorausgesagtheit. Dass ein Mensch den Schleier, der gemeinhin über der Zukunft liegt, zu heben vermag, das, nicht dass er die vorausgegangene Bestimmung aufhebt, ist das Wunder. Wunder und Prophetie gehören zusammen." (zitiert aus dem "Stern", Ffm 1988, S. 104f.)

 

Ist das Rosenzweigs Privatinterpretation oder: was ist da dran?

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Wurde unter einem Wunder schon immer das verstanden, was wir heute darunter verstehen?

 

Ich bin auf die Frage durch die Lektüre von Franz Rosenzweigs "Stern der Erlösung" gekommen. Rosenzweig schreibt, dass wir übersähen, "dass die Wunderbarkeit des Wunders für das Bewusstsein der damaligen Menschheit (-er meint die Zeit der Kirchenväter-) auf einem ganz anderen Umstand beruht, nämlich nicht auf seiner Abweichung von dem gesetzlich vorher festgelegten Lauf der Natur, sondern auf seiner Vorausgesagtheit. (...) Das Wunder fällt auch nicht durch seine Ungewöhnlichkeit auf - die ist nur, obwohl oft für die Wirkung höchst nötige, "Aufmachung", nicht Kern -, sondern durch seine Vorausgesagtheit. Dass ein Mensch den Schleier, der gemeinhin über der Zukunft liegt, zu heben vermag, das, nicht dass er die vorausgegangene Bestimmung aufhebt, ist das Wunder. Wunder und Prophetie gehören zusammen." (zitiert aus dem "Stern", Ffm 1988, S. 104f.)

 

Ist das Rosenzweigs Privatinterpretation oder: was ist da dran?

Ein Wunder ist ein Zeichen der Macht.

Es gibt da viele Möglichkeiten.

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"Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind". In Wundern manifestiert sich die Macht des Göttlichen, so oder so ähnlich hört man öfter sagen. Ist der Auslöser der "Wunder" aber immer das Göttliche, oder haben die meisten Wunder einen profanen Ursprung, sind einige vielleicht gar durch den Wiedersacher inszeniert? Die RKK tut gut daran nicht alle "Wunder" sofort zu konzessionieren, möchte sie sich nicht der Lächerlichkeit aussetzen. So wäre es auch m. Mn. angeraten, in früheren Zeiten von der Kirche anerkannte Wunder( insbesondere die angebl. Marienerscheinungen von Lourdes u. Fatima), erneut kritisch zu überprüfen. Liest man/frau die Geschichte von Lourdes ohne religiös/romantischen Schleier vor Augen kommen einem doch erhebliche Zweifel an der Echtheit dieses "Wunders".

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"Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind". In Wundern manifestiert sich die Macht des Göttlichen, so oder so ähnlich hört man öfter sagen. Ist der Auslöser der "Wunder" aber immer das Göttliche, oder haben die meisten Wunder einen profanen Ursprung, sind einige vielleicht gar durch den Wiedersacher inszeniert? Die RKK tut gut daran nicht alle "Wunder" sofort zu konzessionieren, möchte sie sich nicht der Lächerlichkeit aussetzen. So wäre es auch m. Mn. angeraten, in früheren Zeiten von der Kirche anerkannte Wunder( insbesondere die angebl. Marienerscheinungen von Lourdes u. Fatima), erneut kritisch zu überprüfen. Liest man/frau die Geschichte von Lourdes ohne religiös/romantischen Schleier vor Augen kommen einem doch erhebliche Zweifel an der Echtheit dieses "Wunders".

 

Dass es auch Zeichen und Schein- wunder gibt- keine Frage. Die Schrift selbst sagt, dass der Teufel sich als Engel des Lichtes tarne, und trügerische Zeichen wirkt. Auf dieser Argumentationsschiene gehen auch die Skeptiker und Kritiker der Erscheinungen in Lourdes oder Fatima vor. Die Aussagen der evangelikalen Freichristen gehen in diese Richtung. Das Argument der Früchte (das Jesus selbst im Disput mit den Pharisäern bringt) zählt da offenbar nicht - vor allem gibt es da noch immer die Möglichkeit, die Früchte (z.B. Bekehrungen, Heilungen) schlecht zu reden. Prinzipiell gibt es für zweifelsüchtige (um einmal einen Gegenpol zur "Wundersucht" zu bringen) keinen Grund Wunder zu akzeptieren, da sich Wunder nicht messen und willkürlich produzieren lassen. Dass Wunder "des Glaubens Kind" sind stimmt insofern, als sich durch den lebendigen Glauben von Menschen die mit Gott verbunden sind ein Stück Himmel öffnet. Erscheinungen, übernatürliche Zeichen, Heilungen sind in diesem Sinne Geschenke der Liebe Gottes.

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Es gibt eine große Bandbreite von "Wundern". Diejenigen, wo man von einer Überschreitung von Naturgesetzen ausgehen kann, sind dabei nur ein Bruchteil.

Man kann sich ja auch über die "Wunder der Natur" freuen, oder unglaubliche Zufälle als Wunder sehen.

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Ich finde e s auch legitim, wenn persönliche Ereignisse für den Einzelnen ein Wunder sind.

 

Aber das ist die Kritik, die ich an den Evangelien habe: Es gibt den Kern der Geschichte Jesu, der mit der Taufe im Jordan beginnt und mit der Kreuzigung endet. Das ist nach meiner Auffassung auch gut und richtig. Die Evangelisten haben alllerdings noch eine Jugend- und Auferstehungsgeschichte dazugetan, nur damit es sich mit Voraussagen aus dem AT deckt. Und meine Kritik ist, daß das noch immer nicht hinterfragt wird, sondern als Glaubenstatsache weiter tradiert wird.

 

Diese Rosenzweig-Einteilung finde ich sehr interessant.

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Ich finde e s auch legitim, wenn persönliche Ereignisse für den Einzelnen ein Wunder sind.

 

Aber das ist die Kritik, die ich an den Evangelien habe: Es gibt den Kern der Geschichte Jesu, der mit der Taufe im Jordan beginnt und mit der Kreuzigung endet. Das ist nach meiner Auffassung auch gut und richtig. Die Evangelisten haben alllerdings noch eine Jugend- und Auferstehungsgeschichte dazugetan, nur damit es sich mit Voraussagen aus dem AT deckt. Und meine Kritik ist, daß das noch immer nicht hinterfragt wird, sondern als Glaubenstatsache weiter tradiert wird.

 

Diese Rosenzweig-Einteilung finde ich sehr interessant.

 

 

 

"Auferstehung" wird von gläubigen Christen auch deswegen nicht "hinterfragt" weil und wenn sie in ihrem eigenen Leben eine Auferstehung aus Sünde oder Unglauben erlebt haben. Sie können es gewissermaßen empirisch nachvollziehen. Die Behauptung, die Evangelisten hätten z.B. die Auferstehungsgeschichte dazu gefügt ist eine von vielen Behauptungen. Andere behaupten z.B., Jesus wäre nur scheintod gewesen.

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Ich finde e s auch legitim, wenn persönliche Ereignisse für den Einzelnen ein Wunder sind.

 

Aber das ist die Kritik, die ich an den Evangelien habe: Es gibt den Kern der Geschichte Jesu, der mit der Taufe im Jordan beginnt und mit der Kreuzigung endet. Das ist nach meiner Auffassung auch gut und richtig. Die Evangelisten haben alllerdings noch eine Jugend- und Auferstehungsgeschichte dazugetan, nur damit es sich mit Voraussagen aus dem AT deckt. Und meine Kritik ist, daß das noch immer nicht hinterfragt wird, sondern als Glaubenstatsache weiter tradiert wird.

 

Diese Rosenzweig-Einteilung finde ich sehr interessant.

 

 

 

"Auferstehung" wird von gläubigen Christen auch deswegen nicht "hinterfragt" weil und wenn sie in ihrem eigenen Leben eine Auferstehung aus Sünde oder Unglauben erlebt haben. Sie können es gewissermaßen empirisch nachvollziehen. Die Behauptung, die Evangelisten hätten z.B. die Auferstehungsgeschichte dazu gefügt ist eine von vielen Behauptungen. Andere behaupten z.B., Jesus wäre nur scheintod gewesen.

In der Psychologie nennt man diese persönlichen Wunder auch "Schlüsselerlebnisse". Das ist allerdings kein Wunder im religiösen Sinne, sondern ganz subjektiv. Der eine kommt dadurch zu einem religiösen Glauben, der andere eben nicht.

 

Die Hinzufügung von Jugend- und Auferstehungsgeschichte läst sich heutzutage durch kritische Textanalyse nachweisen.

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Diese Rosenzweig-Einteilung finde ich sehr interessant.

Ich habe sie nicht verstanden. Deshalb halte ich mich hier auch einstweilen raus. Vielleicht könnte Niklas noch mal erklären, was er unter "Vorausgesagtheit" versteht (Wäre allemal interessanter als die ich weiß nicht wievielte Auflage der Diskussion von Mariamantes Wundersucht).

bearbeitet von Sokrates
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Diese Rosenzweig-Einteilung finde ich sehr interessant.

Ich habe sie nicht verstanden. Deshalb halte ich mich hier auch einstweilen raus. Vielleicht könnte Niklas noch mal erklären, was er unter "Vorausgesagtheit" versteht (Wäre allemal interessanter als die ich weiß nicht wievielte Auflage der Diskussion von Mariamantes Wundersucht).

 

Was damit gemeint ist, findet man hier auf Seite 146.

 

Noch authentischer: http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltex...df/derstern.pdf

bearbeitet von Julius
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Noch eine Ergänzung: Rosenzweig schreibt, man müsse zwischen Magie und Wundern unterscheiden. Die Thora befehle, den Zauberer zu töten - denn dieser greift in den Weltlauf und damit in die göttliche Vorsehung ein und will ihr seinen eigenen Willen aufzwingen. Der Prophet hingegen enthüllt nur, was in der Vorsehung bereits festgelegt ist (das kann dann durchaus auch die Naturgesetze durchbrechen; wäre alles "ganz normal" könnte schliesslich auch ein Wunder gar nicht als solches wahrgenommen werden). Ein Wunder beweist also vor allem die göttliche Vorsehung. In diesem Sinne erweist es auch genau das, was wir heute als Widerspruch zum Begriff des Wunders empfinden: die vorherbestimmte Gesetzmässigkeit der Welt.

 

Deshalb, meint Rosenzweig, habe der Gedanke der Naturgesetzlichkeit dem Wunderglauben nichts anhaben können - denn die Naturgesetze legen nur "Regeln", keine Inhalte fest. Entsprechend konnte man ein Wunder sozusagen im Einklang mit den Naturgesetzen interpretieren: Es war in der Schöpfung bereits angelegt und entfaltete sich dann eines Tages mit naturgesetzlicher Notwendigkeit.

 

Heute meinen wir (sofern wir überhaupt an "Wunder" glauben), ein Wunder "beweise" die die göttliche Macht, weil schliesslich Gott die Naturgesetze durchbrechen könne. Ganz anders - in R.s Interpretation - damals: Ein Wunder bewies die göttliche Vorsehung.

 

Das ist doch interessant. Im anderen Thread wird über "Wundersucht" diskutiert. Möglicherweise hätten die Menschen damals auch den Kopf darüber geschüttelt, wenn einer irgendwelche pompösen, ungewöhnlichen Geschehnisse als "Wunder" gewünscht hätte. Der Lauf der Welt galt als durch die göttliche Vorsehung bestimmt, selbst die Haare auf dem Kopf sind gezählt. Man "brauchte" gar keine Spezial-Ereignisse. Das eigentliche "Wunder" wäre in diesem Sinn die Vorsehung, die von einem prophetisch begabten Menschen gesehen wurde.

 

Haltet Ihr das für eine denkbare Interpretation des (damaligen) Wunderbegriffs?

 

Es wäre interessant, die Bibel unter diesem Blickwinkel zu lesen: Ist in den Wunder-Erzählungen dieses Element ersichtlich - dass die göttliche Vorsehung prophezeit wurde?

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Diese Rosenzweig-Einteilung finde ich sehr interessant.

Ich habe sie nicht verstanden. Deshalb halte ich mich hier auch einstweilen raus. Vielleicht könnte Niklas noch mal erklären, was er unter "Vorausgesagtheit" versteht (Wäre allemal interessanter als die ich weiß nicht wievielte Auflage der Diskussion von Mariamantes Wundersucht).

 

Was damit gemeint ist, findet man hier auf Seite 146.

 

Noch authentischer: http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltex...df/derstern.pdf

Danke für den Link! (Im Link zum "Stern" ist es übrigens das Kapitel, das auf S. 117 (pdf-Seiten) beginnt)

bearbeitet von Niklas
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Diese Rosenzweig-Einteilung finde ich sehr interessant.

Ich habe sie nicht verstanden. Deshalb halte ich mich hier auch einstweilen raus. Vielleicht könnte Niklas noch mal erklären, was er unter "Vorausgesagtheit" versteht (Wäre allemal interessanter als die ich weiß nicht wievielte Auflage der Diskussion von Mariamantes Wundersucht).

und unermesslich interessanter als die Kritiksucht von Sokrates.
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Heute meinen wir (sofern wir überhaupt an "Wunder" glauben), ein Wunder "beweise" die die göttliche Macht, weil schliesslich Gott die Naturgesetze durchbrechen könne. Ganz anders - in R.s Interpretation - damals: Ein Wunder bewies die göttliche Vorsehung.

 

Ähm, was ist "heute", was ist "damals"? Ist "heute" 2008 oder das Jahr, in dem Rosenzweig den "Stern der Erlösung" schrieb? Oder ist das "damals"? Oder ist "damals" die Zeit, aus der die Wunder berichtet werden?

 

Und bitte wer ist "wir". Es kann ja sein, das DU meinst, ein Wunder beweise die göttliche Macht, weil Gott die Naturgesetze durchbrechen könne. ICH meine das nicht.

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Wurde unter einem Wunder schon immer das verstanden, was wir heute darunter verstehen?

 

Ich bin auf die Frage durch die Lektüre von Franz Rosenzweigs "Stern der Erlösung" gekommen...

 

Ganz kurze Antwort: Aus dem "Stern der Erlösung" kannst Du diese Frage nicht beantworten.

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Aber das ist die Kritik, die ich an den Evangelien habe: Es gibt den Kern der Geschichte Jesu, der mit der Taufe im Jordan beginnt und mit der Kreuzigung endet. Das ist nach meiner Auffassung auch gut und richtig. Die Evangelisten haben alllerdings noch eine Jugend- und Auferstehungsgeschichte dazugetan, nur damit es sich mit Voraussagen aus dem AT deckt.

Interessant ist, dass es historisch gesehen genau anders herum ist: Zuerst gab es die Auferstehungsbotschaft, sie erscheint schriftlich zuerst in den Briefen des Apostels Paulus um das Jahr 50, erst später wird diese Auferstehungsbotschaft durch die Evangelisten um Erzählungen aus dem Leben Jesu ergänzt.

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Aber das ist die Kritik, die ich an den Evangelien habe: Es gibt den Kern der Geschichte Jesu, der mit der Taufe im Jordan beginnt und mit der Kreuzigung endet. Das ist nach meiner Auffassung auch gut und richtig. Die Evangelisten haben alllerdings noch eine Jugend- und Auferstehungsgeschichte dazugetan, nur damit es sich mit Voraussagen aus dem AT deckt.

Interessant ist, dass es historisch gesehen genau anders herum ist: Zuerst gab es die Auferstehungsbotschaft, sie erscheint schriftlich zuerst in den Briefen des Apostels Paulus um das Jahr 50, erst später wird diese Auferstehungsbotschaft durch die Evangelisten um Erzählungen aus dem Leben Jesu ergänzt.

Nein, es ist nicht anders herum: Die Facts waren da. Wenn Paulus eine Auferstehungsgeschichte verbreitet hat, dann war das ja schon Fiktion. Es wird ja unumwunden zugegeben, daß Paulus Jesus zu Lebzeiten nicht gekannt hat, sondern zunächst als Saulus seine Anhänger verfolgte. Die Fiktion der Evangelisten war demnach noch später.

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Aber das ist die Kritik, die ich an den Evangelien habe: Es gibt den Kern der Geschichte Jesu, der mit der Taufe im Jordan beginnt und mit der Kreuzigung endet. Das ist nach meiner Auffassung auch gut und richtig. Die Evangelisten haben alllerdings noch eine Jugend- und Auferstehungsgeschichte dazugetan, nur damit es sich mit Voraussagen aus dem AT deckt.

Interessant ist, dass es historisch gesehen genau anders herum ist: Zuerst gab es die Auferstehungsbotschaft, sie erscheint schriftlich zuerst in den Briefen des Apostels Paulus um das Jahr 50, erst später wird diese Auferstehungsbotschaft durch die Evangelisten um Erzählungen aus dem Leben Jesu ergänzt.

Nein, es ist nicht anders herum: Die Facts waren da. Wenn Paulus eine Auferstehungsgeschichte verbreitet hat, dann war das ja schon Fiktion. Es wird ja unumwunden zugegeben, daß Paulus Jesus zu Lebzeiten nicht gekannt hat, sondern zunächst als Saulus seine Anhänger verfolgte. Die Fiktion der Evangelisten war demnach noch später.

Nun, du bestätigst zumindest, dass die "Fiktion" der Auferstehung vor der "Fiktion" der Evangelisten war. Jetzt brauchen wir nur noch "Fiktion" durch die neutrale Formulierung "schrifliche Überlieferung" ersetzen, dann dürften wir uns einig sein.
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Heute meinen wir (sofern wir überhaupt an "Wunder" glauben), ein Wunder "beweise" die die göttliche Macht, weil schliesslich Gott die Naturgesetze durchbrechen könne. Ganz anders - in R.s Interpretation - damals: Ein Wunder bewies die göttliche Vorsehung.

 

Ähm, was ist "heute", was ist "damals"? Ist "heute" 2008 oder das Jahr, in dem Rosenzweig den "Stern der Erlösung" schrieb? Oder ist das "damals"? Oder ist "damals" die Zeit, aus der die Wunder berichtet werden?

 

Und bitte wer ist "wir". Es kann ja sein, das DU meinst, ein Wunder beweise die göttliche Macht, weil Gott die Naturgesetze durchbrechen könne. ICH meine das nicht.

Damals: die Zeit der Kirchenväter (hatte ich im ersten Posting geschrieben). Ansonsten, zugegeben, habe ich mit "heute" und "wir" unsauber formuliert - bzw insgesamt ziemlich missverständlich. Korrekt wäre die Zeit der Entstehung des "Sterns" gewesen (1. Weltkrieg, Jahr habe ich nicht im Kopf). Ich bin etwas voreilig davon ausgegangen, dass sich am Begriff des Wunders seitdem nichts geändert hat.

 

Was ich in etwa hatte sagen wollen: Wir sprechen heute (2008) üblicherweise von einem Wunder (unter der Bedingung, dass wir davon ausgehen, es gebe so etwas wie Wunder (diese Klammer was übrigens schon im vorherigen Posting, ich habe also keineswegs Dich gemeint, Julius)), wenn etwas geschieht, das den Naturgesetzen zuwider läuft.

 

Das ist immer noch keine schöne Definition, ist mir klar. Aber um den Begriff des Wunders (bzw dessen Wandel) geht es mir ja auch gerade.

 

 

Wurde unter einem Wunder schon immer das verstanden, was wir heute darunter verstehen?

 

Ich bin auf die Frage durch die Lektüre von Franz Rosenzweigs "Stern der Erlösung" gekommen...

 

Ganz kurze Antwort: Aus dem "Stern der Erlösung" kannst Du diese Frage nicht beantworten.

Eben. Und deshalb meine Frage. Mich interessiert, ob es den von Rosenzweig beschriebenen Wandel des Wunderbegriffs wirklich gegeben hat.
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Was ich in etwa hatte sagen wollen: Wir sprechen heute (2008) üblicherweise von einem Wunder (unter der Bedingung, dass wir davon ausgehen, es gebe so etwas wie Wunder (diese Klammer was übrigens schon im vorherigen Posting, ich habe also keineswegs Dich gemeint, Julius)), wenn etwas geschieht, das den Naturgesetzen zuwider läuft.

 

Dieser Behauptung habe ich schon einmal widersprochen. Aber meinetwegen, definiere Dein Wunder wie Du willst.

 

Mich interessiert, ob es den von Rosenzweig beschriebenen Wandel des Wunderbegriffs wirklich gegeben hat.

 

Ich denke nicht, dass Dir Rosenzweig dabei helfen kann, den Wandel des Wunderbegriffes im Laufe der Jahrhunderte nachzuvollziehen, das zu beschreiben ist im "Stern der Erlösung" auch nicht seine Intention und ich halte es für wenig sinnvoll einem solchen Text etwas abkrampfen zu wollen, was er nun mal nicht hergibt. Entweder ich lese Rosenzweig - oder ich versuche mich an Definitionen des Wunderbegriffes zu unterschiedlichen Zeiten.

Und damit klinke ich mich hier auch wieder aus.

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Was ich in etwa hatte sagen wollen: Wir sprechen heute (2008) üblicherweise von einem Wunder (unter der Bedingung, dass wir davon ausgehen, es gebe so etwas wie Wunder (diese Klammer was übrigens schon im vorherigen Posting, ich habe also keineswegs Dich gemeint, Julius)), wenn etwas geschieht, das den Naturgesetzen zuwider läuft.

 

Dieser Behauptung habe ich schon einmal widersprochen. Aber meinetwegen, definiere Dein Wunder wie Du willst.

 

Mich interessiert, ob es den von Rosenzweig beschriebenen Wandel des Wunderbegriffs wirklich gegeben hat.

 

Ich denke nicht, dass Dir Rosenzweig dabei helfen kann, den Wandel des Wunderbegriffes im Laufe der Jahrhunderte nachzuvollziehen, das zu beschreiben ist im "Stern der Erlösung" auch nicht seine Intention und ich halte es für wenig sinnvoll einem solchen Text etwas abkrampfen zu wollen, was er nun mal nicht hergibt. Entweder ich lese Rosenzweig - oder ich versuche mich an Definitionen des Wunderbegriffes zu unterschiedlichen Zeiten.

Und damit klinke ich mich hier auch wieder aus.

Meine Güte, Julius. Bin ich Dir irgendwie an den Karren gefahren?

 

Definier Du doch bitte mal "Wunder". Mir geht es hier sicher nicht um eine alberne Rechthaberei.

 

Was den "Stern" angeht, hast Du mich offenbar gründlich missverstanden. Ich habe in keinem Moment geglaubt, von Rosenzweig eine wissenschaftliche Abhandlung über den Wandel des Wunderbegriffs zu erhalten. Mir ist klar, dass er das nicht intendiert.

 

Lediglich der Gedanke, am Wunderbegriff könne sich sehr deutlich etwas geändert haben, hat mich zu der Frage animiert, ob dem wirklich so ist (was ich im 1. Posting auch geschrieben habe). Es geht mir ausdrücklich nicht um eine Rosenzweig-Exegese, der "Stern" war nur mein Aufhänger für die Frage nachdem Wandel des Wunderbegriffs.

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Meine Güte, Julius. Bin ich Dir irgendwie an den Karren gefahren?

 

Nö, warum? Verträgst Du unverschnörkeltes Reden nicht?

 

Definier Du doch bitte mal "Wunder".

 

Wozu sollte ich das tun, ist doch nicht mein Problem. Ich habe versucht, Dich darauf aufmerksam zu machen, dass Du mit Deiner "wir"-Definition schief liegst. Frag 10 Leute danach, dann wirst Du mindestens 8 verschiedene Definitionen bekommen. Und ich habe versucht, Dich darauf aufmerksam zu machen, dass Du aus Rosenzweig keine "wir"-Definitionen des Wunders, zu welcher Zeit auch immer, herausdestillieren kannst. Das war's. Punkt. Du kannst es selbstverständlich trotzdem weiter versuchen ...

bearbeitet von Julius
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Definier Du doch bitte mal "Wunder".

 

Wozu sollte ich das tun, ist doch nicht mein Problem. Ich habe versucht, Dich darauf aufmerksam zu machen, dass Du mit Deiner "wir"-Definition schief liegst. Frag 10 Leute danach, dann wirst Du mindestens 8 verschiedene Definitionen bekommen. Und ich habe versucht, Dich darauf aufmerksam zu machen, dass Du aus Rosenzweig keine "wir"-Definitionen des Wunders, zu welcher Zeit auch immer, herausdestillieren kannst. Das war's. Punkt. Du kannst es selbstverständlich trotzdem weiter versuchen ...

Weisste, Julius, lies doch einfach meine Postings nochmal genauer. Dass die "wir"-Definition, wie Du sie nennst, unglücklich war, habe ich längst eingeräumt. Ebenso, dass es mir nicht darum geht, den "Stern" als Geschichtsbuch zu missbrauchen.

 

Und warum Du Wunder definieren solltest? Weil das meine Frage war, das ist das Thema dieses Threads. Warum schreibst Du hier überhaupt? Deine freundlichen Hinweise auf meine vermeintlichen Irrtümer helfen mir keinen Deut weiter.

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Und warum Du Wunder definieren solltest? Weil das meine Frage war, das ist das Thema dieses Threads. Warum schreibst Du hier überhaupt? Deine freundlichen Hinweise auf meine vermeintlichen Irrtümer helfen mir keinen Deut weiter.

 

Dass ich Dir nicht weiterhelfen kann, habe ich selbst schon bemerkt. Deswegen - ich wiederhole mich - klinke ich mich hier aus, ob Du nun weiter raisonnierst oder nicht. Ich bitte kniefällig um Entschuldigung, dass ich Deine Intention verkannt und mich leichtsinnigerweise auf das Stichwort Rosenzweig hin hier unproduktiv eingemischt habe.

B)

bearbeitet von Julius
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