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Tridentinische Messe


Franziskaner

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@Antonius

 

Korrigiere mich wenn ich falsch liege aber auf mich machen deine Beiträge den Eindruck, als könntest du es eben nicht akzeptieren, wenn andere Katholiken eine andere Sicht der Kirchenmusik haben als du. Du schreibst, dass du "Sakropop" solange tolerierst, wie du selbst nichts damit zu tun haben musst. Billigst du das gleiche Recht auch jedem zu, der den gregorianischen Choral nicht mag? Muss es auch für solche Katholiken die Möglichkeit geben, in der Liturgie nicht mit dieser Form der Kirchenmusik in Berührung zu kommen? Nur dann wäre deine Haltung aus meiner Sicht konsequent.

 

Wohin steuern wir aber, wenn jeder nur noch dann bereit ist, aktiv (oder gar passiv) an der Liturgie teilzunehmen, wenn die dort anzutreffenden Kunststile den eigenen Vorlieben entsprechen? Dann trennen uns bald nicht nur Riten, sondern auch Musik- und Architekturstile. Liturgie ist meiner Meinung nach nur dann wirklich katholisch, wenn sie die Grenzen unserer persönlichen Vorlieben überwindet und allumfassend wird.

 

Noch ein weiterer Punkt: Du setzt ungerechtfertigter weise "Sakropop" bzw NGL mit dröhnendem Schlagzeug gleich. Ein großer Teil der Popmusik wie auch des Sakropop sind jedoch Balladen, die sehr viel Ruhe ausstrahlen. Ich kenne auch weit mehr Sakropop-Balladen als Rumtata-Stücke.

 

Ich kann durchaus akzeptieren, wenn andere eine andere Sicht von Kirchenmusik haben. Man kann und muss manchmal Dinge nebeneinander stehen lassen, die im Grunde inkompatibel sind. Ja, ich würde selbstverständlich auch akzeptieren, wenn Katholiken eine lateinische Messe mit Choral nicht besuchen möchten. Man wird auch niemanden zwingen, am außerordentlichen Usus teilzunehmen. Und dies gilt selbstverständlich auch für Messen mit "Sacropop". Ich sehe darin kein Problem.

 

Es ist für mich persönlich nicht nur eine Frage von bloßem Geschmack, sondern von unterschiedlichen liturgischen, ja sogar theologischen Konzeptionen, wie im Laufe der Diskussion deutlich geworden ist. Es geht mir nicht um Kunststile, es geht nicht nur um die musica sacra. Ich plädiere nicht dafür, nur noch Palestrina oder Gregorianischen Choral als musica sacra zuzulassen. A. Richenhagen spricht sich in einem beachtenswerten Interview etwa dafür aus, Kompositionen von A. Pärt in der Liturgie zu verwenden. Auch moderne Musik darf nicht ausgeschlossen werden, sofern sie der Sakralität der Hl. Riten Rechnung trägt. Dies ist meine feste Überzeugung. Nicht deswegen ist Kirchenmusik Kirchenmusik, weil sie möglichst alt ist. Umgekehrt ist der "Thesaurus musicae sacrae" mit Sorgfalt zu pflegen, wie es uns das Zweite Vatikanische Konzil lehrt. Dies gilt für Chor- wie für Orgelmusik.

 

Die von Dir beschriebene Spaltung in der Liturgie existiert längst und bezieht sich nicht nur auf die Kirchenmusik. Sie verläuft gar nicht in erster Linie zwischen den beiden Usus, auch wenn dies manche Internetforen behaupten. Neben dem ordentlichen und dem außerordentlichen gibt es den unordentlichen Usus, wie diesen wiederum A. Richenhagen genannt hat. In der einen Kirche in der Stadt X wird das Messbuch beachtet, in der anderen Kirche derselben Stadt verwendet der Priester eigene Texte anstelle der des Missale und betreibt "Freistilliturgie", was ich unpolemisch meine. Ein befreundeter Kleriker sagte mir einmal, die Grenzen verlaufen längst nicht mehr nur zwischen den Konfessionen, sondern innerhalb derselben. Liturgisch spreche ich gerne - zugegebenermaßen etwas unscharf - von "hochkirchlicher" und "freierer" Liturgie, die sich nur mehr grob an vorgegebene Normen hält. Beide Konzeptionen kann man in der konkreten Zelebration des usus ordinarius in anhezu jeder Stadt finden. Aus vielen Einzelgesprächen mit Klerikern weiß ich, dass es hier immer auch Überschneidungen gibt. Im Grunde bestehen aber diese unterschiedlichen Konzeptionen nebeneinander. Die "allumfassende" katholische Liturgie gibt es so gesehen in der Praxis längst nicht mehr flächendeckend, da die konkrete Zelebration in verschiedenen Kirchen oftmals sehr stark voneinander divergiert.

 

Trennend ist hierbei im Grunde die liturgietheologische Konzeption, die hinter der Wahl von Kirchenmusik, von Messtexten, von Paramenten etc. etc. steht. Meiner Meinung nach liegen hier teilweise beträchtliche Unterschiede vor. Wie man sich zu diesen als Gläubiger verhält und positioniert, hängt von vielen Elementen ab, wie der religiösen Sozialisiation, der Angehörigkeit zu bestimmten Milieus etc.

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nu, jedenfalls hab ich mit-getanzt, in der Schul (is aber scho 'n bißchen her), in Yeruschalajim. könnte das "rosch haschanah" gewesen sein?

 

Kaum, mit Rosh Hashanah beginnt eine Zeit der Reue, Buße und Umkehr. Da passt Tanzen nicht so dazu.

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Techno ist für mich ein Gräuel. Es löst in mir Panik und Widerwille aus. Ich denke sofort an Extasy und an die Sucht vieler Menschen, großzutun. Igitt.

 

Das erinnert mich an eine sog. Technomesse in unserer alterwürdigen Stiftskirche. Mein schriftlich eingereichter Protest gegen diese "Veranstaltung" beim dortigen Pfarrer blieb unbeantwortet. Ein Gespräch darüber lehnte er rigoros ab, ebenso bis heute die Möglichkeit eine Messe nach tridentinischem Ritus zu feiern.

 

MfG

Stanley

 

Diese Geschichte erinnert mich wiederum an das Interview mit A. Richenhagen, wo er sagt:

 

"Faktisch gibt es den ordentlichen, den außerordentlichen und den unordentlichen Ritus. Letzterer ist von keinem Konzil beschlossen und zeichnet sich durch zahlreiche Beliebigkeiten aus. Da werden zum Beispiel Passagen aus dem „Kleinen Prinzen“ von Antoine Saint-Exupéry vorgelesen oder irgendwelche, aus obskuren Quellen stammenden Messkanones benutzt. Da gibt es eine unheimliche Abenteuerlust bei den Priestern. Mich ärgert daran, dass diejenigen, die den außerordentlichen Ritus praktizieren wollen, in den hintersten Winkel verbannt werden, für diesen Unfug aber ist in vielen Kirchen Platz. Genau umgekehrt müsste es sein".

 

Das ganze Interview findet sich hier: http://www.die-tagespost.de/Archiv/titel_a...ge.asp?ID=41296

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Techno ist für mich ein Gräuel. Es löst in mir Panik und Widerwille aus. Ich denke sofort an Extasy und an die Sucht vieler Menschen, großzutun. Igitt.

 

Das erinnert mich an eine sog. Technomesse in unserer alterwürdigen Stiftskirche. Mein schriftlich eingereichter Protest gegen diese "Veranstaltung" beim dortigen Pfarrer blieb unbeantwortet. Ein Gespräch darüber lehnte er rigoros ab, ebenso bis heute die Möglichkeit eine Messe nach tridentinischem Ritus zu feiern.

 

MfG

Stanley

 

Diese Geschichte erinnert mich wiederum an das Interview mit A. Richenhagen, wo er sagt:

 

"Faktisch gibt es den ordentlichen, den außerordentlichen und den unordentlichen Ritus. Letzterer ist von keinem Konzil beschlossen und zeichnet sich durch zahlreiche Beliebigkeiten aus. Da werden zum Beispiel Passagen aus dem „Kleinen Prinzen“ von Antoine Saint-Exupéry vorgelesen oder irgendwelche, aus obskuren Quellen stammenden Messkanones benutzt. Da gibt es eine unheimliche Abenteuerlust bei den Priestern. Mich ärgert daran, dass diejenigen, die den außerordentlichen Ritus praktizieren wollen, in den hintersten Winkel verbannt werden, für diesen Unfug aber ist in vielen Kirchen Platz. Genau umgekehrt müsste es sein".

 

Das ganze Interview findet sich hier: http://www.die-tagespost.de/Archiv/titel_a...ge.asp?ID=41296

 

Ja, ja is recht, was Fragwürdigkeiten hinsichtlich der Messgestaltung angeht. Wobei man den Kleinen Prinzen durchaus lesen kann, wenn es auch Bibeltexte gibt.

Das hat allerdings nichts mit der daran angeschlossenen vor Selbstmitleid triefenden Klage gegenüber einer echten oder vermeintlichen Missachtung des alten Ritus zu tun.

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Da werden zum Beispiel Passagen aus dem „Kleinen Prinzen“ von Antoine Saint-Exupéry vorgelesen

 

Der"Kleine Prinz" scheint bei durchschnittlichen Predigern zu den Top Ten ihrer Zitatenschätze zu gehören. Warum ist das eigentlich so? Woher beziehen Priester ihre Literaturkenntnisse? Grüße, KAM

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Tja, das mit dem kleinen Prinzen ärgert mich auch immer wieder mal, wenn mir Gottesdienstentwürfe vorgelegt werden (Insbesondere von Kindergärten. Manchmal auch von Brautpaaren, seltener von Taufeltern, in letzter Zeit gar nicht mehr von Mitarbeitern).

 

Der Kleine Prinz hat ja immerhin noch ein wenig Niveau. Ich hab schon Schlimmeres erlebt. Brrrr.

 

Aber da drückt sich ja auch was aus:

Die Leute können mit diesen Texten mehr anfangen, als mit biblischen oder kirchlichen Texten.

Der kleine Prinz (meist ja immer die Story, dass man nur mit dem Herzen gut sieht - wie wahr, wie wahr) gibt vergleichsweise wenig her. Religiös sozusagen ein Minimum. Aber eben ein verständliches Minimum. Etwas, wo man sagen kann: "Ja, das glaub ich. Oder ich will es zumindest glauben. Ich finde es gut. Es berührt eine tiefe Überzeugung in mir."

 

Und das empfinden die Leute bei kirchlichen und biblischen Texten nicht. Genau genommen empfinden sie meistens dabei überhaupt nichts. Und wenn man Pech hat, kommt die Geschichte vom Isaakopfer oder von den Plagen Ägyptens. Dann empfinden sie Abscheu. Oder moralische und verdammende Prophetensprüche (inklusive Paulus).

Meist aber irgend ein unverständliches Zeugs, das nicht weit genug eindringt, als dass man es für Wert schätzen könnte, darüber nachzusinnen.

 

Warum nicht den kleinen Prinzen?

Es ist doch gar nicht so einfach, da ein Argument zu finden.

Beim kleinen Prinzen haben sie sozusgen eine eins in der Hand. Eins ist nicht viel, aber immerhin der Spatz in der Hand. Bei vielen Bibel- und Ritualetexten hätten sie eine Null oder sogar eine Minus-eins in der Hand. Da ist doch die "eins" zumindest der einäugige König bei den Blinden und Blind-Lahmen.

 

Klar: Würde man den Bibeltext bedenken, stäke eine hundert drin. Aber die ist im Buch mit den siebenmal siebzigtausend Siegeln verborgen. Da kommt man nicht ran. Entscheidend ist nicht, was vorgelesen wird, sondern was ankommt. Und von den hundert kommt eben zumeist null oder Minus-eins an.

 

Warum nicht den kleinen Prinzen?

Oder sogar die Maus Frederick? (Buähh ... maximal nullkommanullnulllnulleins, aber mehr, als null).

bearbeitet von Mecky
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Das erinnert mich an eine sog. Technomesse in unserer alterwürdigen Stiftskirche. Mein schriftlich eingereichter Protest gegen diese "Veranstaltung" beim dortigen Pfarrer blieb unbeantwortet. Ein Gespräch darüber lehnte er rigoros ab, ebenso bis heute die Möglichkeit eine Messe nach tridentinischem Ritus zu feiern.

Könnte sein, dass er Dich nicht als gesprächswillig einschätzt. Mit manchen Menschen hat es keinen Sinn, ein Gespräch zu führen, weil es für sie nur die Durchsetzung ihres Willens oder Nichts gibt. Solchen Gesprächen (und Personen) gehe ich auch aus dem Weg.

 

Das könnte so sein. Der Pfarrer hatte wirklich seinen Willen gegen einen großen Teil seiner Pfarrgemeinde durchgesetzt. Entweder Technomesse oder gar nix an dem Abend.

 

MfG

Stanley

 

P.S. Unser Bischof hat für die Zukunft Technomessen in den katholischen Kirchen seines Bistums untersagt.

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Die von Dir beschriebene Spaltung in der Liturgie existiert längst und bezieht sich nicht nur auf die Kirchenmusik. Sie verläuft gar nicht in erster Linie zwischen den beiden Usus, auch wenn dies manche Internetforen behaupten. Neben dem ordentlichen und dem außerordentlichen gibt es den unordentlichen Usus, wie diesen wiederum A. Richenhagen genannt hat. In der einen Kirche in der Stadt X wird das Messbuch beachtet, in der anderen Kirche derselben Stadt verwendet der Priester eigene Texte anstelle der des Missale und betreibt "Freistilliturgie", was ich unpolemisch meine. Ein befreundeter Kleriker sagte mir einmal, die Grenzen verlaufen längst nicht mehr nur zwischen den Konfessionen, sondern innerhalb derselben. Liturgisch spreche ich gerne - zugegebenermaßen etwas unscharf - von "hochkirchlicher" und "freierer" Liturgie, die sich nur mehr grob an vorgegebene Normen hält. Beide Konzeptionen kann man in der konkreten Zelebration des usus ordinarius in anhezu jeder Stadt finden. Aus vielen Einzelgesprächen mit Klerikern weiß ich, dass es hier immer auch Überschneidungen gibt. Im Grunde bestehen aber diese unterschiedlichen Konzeptionen nebeneinander. Die "allumfassende" katholische Liturgie gibt es so gesehen in der Praxis längst nicht mehr flächendeckend, da die konkrete Zelebration in verschiedenen Kirchen oftmals sehr stark voneinander divergiert.

 

Trennend ist hierbei im Grunde die liturgietheologische Konzeption, die hinter der Wahl von Kirchenmusik, von Messtexten, von Paramenten etc. etc. steht. Meiner Meinung nach liegen hier teilweise beträchtliche Unterschiede vor. Wie man sich zu diesen als Gläubiger verhält und positioniert, hängt von vielen Elementen ab, wie der religiösen Sozialisiation, der Angehörigkeit zu bestimmten Milieus etc.

Ich kenne aber niemanden, der die Teilnahme an einer Messe, die streng nach den Messbuchtexten zelebriert wird grundsätzlich ablehnt. Von daher kann ich in der unterschiedlichen Zelebrationspraxis auch keine große Spaltung erkennen.

 

Für mich ist es - egal ob es um die Zelebrationspraxis, die Musik oder die Architektur geht - schon ein Ärgernis, wenn Katholiken sagen, dass sie mit der ihnen nicht genehmen Form nichts zu tun haben wollen und diese nur tolerieren, solang sie damit nicht in Berührung kommen. Das widerspricht aus meiner Sicht (wie gesagt) der Katholizität. Hier werden unnötig Gräben gerissen, wenn man nicht akzeptieren kann, dass in dem besuchten oder mitgestalteten Gottesdienst nicht alles nach den persönlichen Vorlieben abläuft.

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Das erinnert mich an eine sog. Technomesse in unserer alterwürdigen Stiftskirche. Mein schriftlich eingereichter Protest gegen diese "Veranstaltung" beim dortigen Pfarrer blieb unbeantwortet. Ein Gespräch darüber lehnte er rigoros ab, ebenso bis heute die Möglichkeit eine Messe nach tridentinischem Ritus zu feiern.

 

MfG

Stanley

Und was spricht grundsätzlich so sehr gegen Techno in der heiligen Messe, dass man schon im Vorfeld schriftlich dagegen protestieren muss?
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Techno ist halt sehr aufreizend. So als durchgängige Gottesdienstgestaltung (Technogottesdienst) finde ich das auch nicht geeignet.

 

Ich glaube aber, dass der wesentliche Kritikpunkt noch ein anderer sein wird. Techno ist animalisch. Und er appeliert an animalische Gefühle. Und dies dürfte der Vorstellung einer bestimmten Spiritualitätsausrichtung allzu herb widersprechen. Ich meine jene Spiritualitätsrichtung, die bei dem Wort Spiritualität sofort an eine Kerze, an einen stillen Kreuzgang etc. denkt. All dies kann man ja kaum unter Techno-Einwirkung pflegen. Das schließt sich gegenseitig aus.

 

Und je spezialisierter man auf diese Spiritualität ist, desto undenkbarer ist Techno als Gottesdienstmusik.

 

Das passt auch in eine Tendenz, alles Lebendige aus dem Gottesdienst zu verbannen. Tote Sprache. Formalisierter Ablauf. Still sitzen und knien. Ausrichtung an ein Abstraktum, das weit, weit entfernt kurz mal hochgehalten wird, das man aber nicht berühren darf, oder doch nur ausnahmsweise, weil eben Jesus dummerweise den Auftrag "Nehmt und esst und trinkt" gegeben hat. Und bitte keine Kreativität. Keine Betonung, sondern "tonus rectus" (das ist die korrekte Bezeichnung für ein standartisiertes verbales Geleier. Eingeführt, dass nicht jemand auf die Idee kommt, seine persönliche Note in den Text einzubringen.)

 

Alles unter Kontrolle. Alles fest im Griff. Und letztlich alles tot.

 

Ich will gar nicht mal sagen, dass das grundsätzlich schlecht ist. Die äußere Stille kann ja einen prima Raum eröffnen für inneres Leben. Mir geht es um die Spezialisierung und Ausschließlichkeit. Dass es eben nur diese eine Form geben darf. Dass es eben KEIN Abweichen, KEINE Technomusik, KEINEN Tanz und KEINE lebendigen Gestaltungselemente geben darf.

Es handelt sich sich in diesem Falle um eine "Kultur des Todes". Noch genauer besehen handelt es sich um rigide Machtausübung (alles unter Kontrolle) auf der einen Seite. Und auf der anderen Seite, der Empfängerseite, um den Versuch, ganz über sich bestimmen zu lassen. Wie ein Kadaver, der keine innere Kraft und keinen eigenen Willen mehr hat.

 

Ein fundamentalistisch angehauchter Kollege hat mir einmal seine Gefühle bei der Zelebration erzählt. Er sehe sich als Schlauch, durch den die Gnade Gottes zu den Menschen fließe. Und als solcher habe er sich jeder eigenen Äußerung zu enthalten. Das würde die Botschaft Jesu nur verfälschen. Er sehe für sich allein die Aufgabe, unvermindert und unverfälscht das weiterzugeben, was uns als "depositum" (das ist so eine Art christliches Materiallager) anvertraut sei.

 

So weit, so gut. Ich bin auch weitgehend seiner Meinung. Nur glaube ich, dass Leben und Lebendigkeit, inneren Anteil und der Wille, sich eigene Gedanken zu machen (und selbst dafür die Verantwortung zu tragen) ein wesentlicher Teil dieses Depositums sind.

Ich behaupte, dass die Selbstsicht als "Schlauch" dem depositum widerspricht, dass sie ein Abweichen von dem ist, der Mensch geworden ist und einen eigenen Willen und eigene Kreativität eingebracht hat.

 

Der ganze Zwist über die Liturgie und über deren Einzelteile scheint sich an dieser Grenze zwischen den beiden genannten Spiritualitätsformen zu entzünden - der "stillen und gehorsam hinnehmenden" Spiritualität und der "lebendigen, kreativen und pulsierenden" Spiritualität.

Aber das Problem liegt nicht in den beiden Formen der Spiritualität. Die halte ich beide für legitim und notwendig. Das Problem liegt in der Starre. Das Problem liegt im Ausschließen der jeweils anderen Spiritualität.

 

(Es gibt noch weitere Probleme. Z.B. das Ausnutzen dieser Front zwecks Machtgewinn. Aber diese Probleme lassen sich von der Ausschlussmentalität ganz gut ableiten.)

bearbeitet von Mecky
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Mh, wenn ich Stanley richtig verstanden habe, ging es dort aber nicht darum, Techno als ausschließliche Kirchenmusik in der Stiftskirche bis zum nächsten jüngsten Gericht einzuführen, sondern eine einzige Messe mit Techno zu gestalten.

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Das Bild mit dem Schlau finde ich interessant:

a ) jeder Schlauch wird (wenn auch in geringem Maße) Weichmacher in das Wasser abgeben, das durch ihn fließt, es also nicht unverändert weitergeben. Das ist der Preis dafür, das der Schlauch beweglich, biegsam ist, sich sozusagen auf sein Ziel ausrichten kann.

b ) will ich partout das Wasser unverfälscht weitergeben, dann müßte der "Schlauch" aus chirurgischem Stahl sein. Der Preis dafür ist, das er unbeweglich ist, nur ein Zielobjekt erreicht und das auch nur, wenn sich dieses nicht bewegt.

bearbeitet von gouvernante
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Die von Dir beschriebene Spaltung in der Liturgie existiert längst und bezieht sich nicht nur auf die Kirchenmusik. Sie verläuft gar nicht in erster Linie zwischen den beiden Usus, auch wenn dies manche Internetforen behaupten. Neben dem ordentlichen und dem außerordentlichen gibt es den unordentlichen Usus, wie diesen wiederum A. Richenhagen genannt hat. In der einen Kirche in der Stadt X wird das Messbuch beachtet, in der anderen Kirche derselben Stadt verwendet der Priester eigene Texte anstelle der des Missale und betreibt "Freistilliturgie", was ich unpolemisch meine. Ein befreundeter Kleriker sagte mir einmal, die Grenzen verlaufen längst nicht mehr nur zwischen den Konfessionen, sondern innerhalb derselben. Liturgisch spreche ich gerne - zugegebenermaßen etwas unscharf - von "hochkirchlicher" und "freierer" Liturgie, die sich nur mehr grob an vorgegebene Normen hält. Beide Konzeptionen kann man in der konkreten Zelebration des usus ordinarius in anhezu jeder Stadt finden. Aus vielen Einzelgesprächen mit Klerikern weiß ich, dass es hier immer auch Überschneidungen gibt. Im Grunde bestehen aber diese unterschiedlichen Konzeptionen nebeneinander. Die "allumfassende" katholische Liturgie gibt es so gesehen in der Praxis längst nicht mehr flächendeckend, da die konkrete Zelebration in verschiedenen Kirchen oftmals sehr stark voneinander divergiert.

 

Trennend ist hierbei im Grunde die liturgietheologische Konzeption, die hinter der Wahl von Kirchenmusik, von Messtexten, von Paramenten etc. etc. steht. Meiner Meinung nach liegen hier teilweise beträchtliche Unterschiede vor. Wie man sich zu diesen als Gläubiger verhält und positioniert, hängt von vielen Elementen ab, wie der religiösen Sozialisiation, der Angehörigkeit zu bestimmten Milieus etc.

Ich kenne aber niemanden, der die Teilnahme an einer Messe, die streng nach den Messbuchtexten zelebriert wird grundsätzlich ablehnt. Von daher kann ich in der unterschiedlichen Zelebrationspraxis auch keine große Spaltung erkennen.

 

Für mich ist es - egal ob es um die Zelebrationspraxis, die Musik oder die Architektur geht - schon ein Ärgernis, wenn Katholiken sagen, dass sie mit der ihnen nicht genehmen Form nichts zu tun haben wollen und diese nur tolerieren, solang sie damit nicht in Berührung kommen. Das widerspricht aus meiner Sicht (wie gesagt) der Katholizität. Hier werden unnötig Gräben gerissen, wenn man nicht akzeptieren kann, dass in dem besuchten oder mitgestalteten Gottesdienst nicht alles nach den persönlichen Vorlieben abläuft.

 

Warum? Es gibt nun einmal Positionen, die einfach nebeneinander bestehen können, aber schon sehr unterschiedlich sind. Im Grunde ist diese Pluralität auch gewünscht, wenn ich das recht sehe. Würdest Du dasgleiche auch für den außerordentlichen Usus konzedieren? Muss prinzipiell jeder Katholik bereit sein, auch an diesem teilzunehmen?

 

Es geht m. E. nicht so sehr um persönliche Vorlieben, also ob jemand lieber Palestrina oder Mozart hört, sondern um unteschiedliche Konzeptionen von Liturgie und Theologie. Mecky hat das doch recht schön beschrieben, wenngleich ich es etwas anders sehen würde. Hinter einer "poppigen" Messe mit Combo und "freien" liturgischen Texten steckt m. E. eine gänzlich andere Spiritualität als hinter einer "normalen" Gemeindemesse oder gar einem lat. Hochamt. Es gibt Menschen, die verschiedene Spiritualitäten in sich vereinen, und andere eben nicht. Ich habe durchaus an Liturgien des ersteren Typs teilgenommen, so dass ich weiß wovon ich rede. Es kam mir vor, als wenn ich die Liturgie einer anderen Konfession besuchte. Und das lag wirklich nicht nur an musikalischen Elementen. Wie gesagt: Für wen etwa szenische Darstellungen, freie Gebetstexte wichtig sind, der soll dorthin gehen. Auf mich wirkt das sehr befremdlich. Und wenn man es vermeiden kann, warum sollte man es nicht vermeiden?

 

Es gibt übrigens schon Priester, die grundsätzlich nicht nach dem Missale zelebrieren wollen. Nicht die große Mehrheit, aber sie existieren schon.

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Ich glaube aber, dass der wesentliche Kritikpunkt noch ein anderer sein wird. Techno ist animalisch. Und er appeliert an animalische Gefühle.
Mag sein, ich sehe das Unbehagen noch aus einer anderen Richtung kommend:

Historisch gesehen gibt es in der christlichen Spiritualität (des Westens) fast keine Gottesdienstformen, in denen - von der Form her - tranceähnliche Zustände gewünscht bzw. die Norm wären (eine Ausnahme mag das Rosenkranzgebet darstellen). Alle liturgischen Vollzüge zielen auf waches, aufmerksames Dabeisein (und sei es in früheren Zeiten nur, um das allentscheidende Wandlungläuten nicht zu verpassen). Daher wundert es mich, von der Religionsphänomenologie her gedacht, überhaupt nicht, das Techno (als gutes Beispiel für rhytmusinduzierte Trance) in Europa auf massiven Widerstand stößt. Ich könnte mir gut vorstellen, daß dies in Afrika weit weniger der Fall ist.

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Warum? Es gibt nun einmal Positionen, die einfach nebeneinander bestehen können, aber schon sehr unterschiedlich sind. Im Grunde ist diese Pluralität auch gewünscht, wenn ich das recht sehe. Würdest Du dasgleiche auch für den außerordentlichen Usus konzedieren? Muss prinzipiell jeder Katholik bereit sein, auch an diesem teilzunehmen?
Im Prinzip ja.

 

Ich hielte es sogar für geboten, daß jeder Katholik das lateinische Ordinarium grundsätzlich beherrscht. Schließlich ist das das eigentlich Grundgerüst der Messe (weshalb ich auch für eine Harmonisierung beider Formulare wäre, aber ich bin ja eh ein Fan des 1965er Missale).

 

Meiner Meinung nach reißt dieses Parishhopping die Gemeinden unnötig auseinander und verhindert, daß man Energien wirklich bündeln kann.

 

Ich glaube auch nicht, daß das überhaupt noch lange aufrecht erhalten werden kann. Bei uns werden 8 Gemeinden von 4 Zelebranten versorgt. Wenn man Glück hat, hat einer der vier einen Stil, der der persönlichen Spiritualität entgegenkommt - wenn nicht sind die Ausweichmöglichkeiten schon sehr beschränkt.

 

Und wenn ich mir das Bistum Essen anschaue, wo die Pfarreien auch noch flächenmäßig relativ groß sind: will man wirklich jeden Sonntag anderthalb Stunden Autofahrt in Kauf nehmen, um eine Messe zu finden, die rein dem pers. Geschmack genügt?

 

Natürlich wäre es klasse, wenn in einem Verband wie unserem neben der unvermeidlichen monatlichen Familienmesse auch die außerordentliche Form angeboten werden würde, um ein möglichst breites Spektrum zu bedienen. Das würde natürlich erfordern, daß die Familienmess-fans sich damit auch mal auseinandersetzen und diese Form als "Sonntagsgestaltung" ebenso wahrnehmen (gut - viele Gesichter aus einer Familienmesse sieht man schon selten genug in "normalen" Gemeindemessen, aber wir suchen ja ein ideales Ziel) und im Gegenzug erwarte ich von den Altformfans auch soviel Rückgrat einmal im Monat eine Familienmesse zu "ertragen".

 

Man sollte vllt. von dem hohen Ross heruntersteigen, daß die Liturgie primär die persönliche, individuelle Frömmigkeit bedienen soll. Dafür ist sie nun mal nicht da.

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Warum? Es gibt nun einmal Positionen, die einfach nebeneinander bestehen können, aber schon sehr unterschiedlich sind. Im Grunde ist diese Pluralität auch gewünscht, wenn ich das recht sehe.

Natürlich ist die Pluralität gewünscht. Sie ist der katholischen Liturgie sogar zu eigen - nicht als Gegensätze, die sich ausschließen, sondern als Ergänzung. Liturgie ist weder nur betrachtend impressiv, noch rein expressiv. Sie ist weder ausschließlich auf das Transzendente, noch allein auf das Weltliche ausgerichtet. Genauso wie unsere Liturgie einen Bezug zur himmlischen Liturgie herstellt, feiert sie auch den fleischgewordenen Gott und seine Heilstaten in der Welt. Daher sind für mich die verschiedenen Formen der Kirchenmusik auch derart, dass sie einander ergänzen und nicht ausschließen. Es gibt die eher meditativen, betrachtenden und auf das Transzendente hinweisenden Formen wie (um bei der Vokalmusik zu bleiben) den gregorianischen Choral oder die Taizé-Lieder. Gleichzeitig gibt es aber auch Liedgut, dass unseren Alltag in den Gottesdienst hinein trägt. Und das ist ja keine Erscheinung der letzten Jahrzehnte. Kirchenlieder wurden schon in früheren Zeiten oft an die Popularmusik (Volkslieder z.B.) angelehnt oder Melodien gar komplett übernommen.

 

In gleicher Weise sind auch die Elemente der Liturgie weder alle transzendent-betrachtend, noch expressiv.

 

Wenn man nun eine Form ausschließt, nimmt man der Liturgie etwas ihr eigenes weg. Es fehlt etwas.

Würdest Du dasgleiche auch für den außerordentlichen Usus konzedieren? Muss prinzipiell jeder Katholik bereit sein, auch an diesem teilzunehmen?

Wenn mein Pfarrer mir sagt, dass er am nächsten Sonntag die Messe im alten Usus zelebrieren will, werde ich als Organist wohl kaum meinen Dienst versagen. Genauso würde ich auch den alten Usus besuchen, wenn ich keine ordentliche Messe besuchen kann.

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Man sollte vllt. von dem hohen Ross heruntersteigen, daß die Liturgie primär die persönliche, individuelle Frömmigkeit bedienen soll. Dafür ist sie nun mal nicht da.

Genau darin besteht ja das Problem: Mit den vielen individuell geprägten Spiritualitätsstilen etwas Gemeinschaftliches hinzubekommen.

 

Und hierbei kommt eine Anforderung ins Spiel, die ziemlich schwer scheint, nämlich eine Art geforderte Flexibilität. Und zwar in dem Sinne, dass man nicht nur andere Spiritualitätsformen akzeptiert oder gar zähneknirschend hinnimmt (während man sich wehmütig nach einer "richtigen" Messe verzehrt), sondern dass man sich darauf einlässt. Mitempfindet. Die Zugangsweisen einer Spiritualität, die einem zunächst mal fremd ist, für sich selbst erobert.

 

Ich finde es immer wieder erhebend, wenn es gelingt. Meine älteren Damen im Schülergottesdienst sind da so ein begeisterndes Beispiel. Die haben ihren Zugang gefunden, schlüpfen für die Kinder in die Omarolle, genießen und beschützen eine Spiritualität, auf die hin sie niemals erzogen wurden. Das ist doch toll!

 

Für Dich und Deine Situation würde das heißen, dass Du Dich nicht am Parishhopping beteiligst. Auch nicht gegen die "andere" Spiritualität ankämpfst. Sondern dafür kämpfst, dass Deine Spiritualität mitberücksichtigt wird, einen Ort und eine Zeit findet. Dein Argument wäre der Widerstand gegen die zuvor von mir beschriebene Einseitigkeit.

 

Um dieses Argument wirkungsvoll einzubringen, musst Du Dir übrigens ziemlich genau klar sein, was Du sprirituell brauchst und wie Du das Menschen verständlich machen kannst. Erst dann wird Dein Kampf gegen Einseitigkeit nicht zu einem Kampf gegen andere Spiritualitätsformen, sondern ein Kampf für Deine glaubensquellenden Anliegen. Und über so was kann man nämlich wirklich reden.

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Es gibt Menschen, die verschiedene Spiritualitäten in sich vereinen, und andere eben nicht. Ich habe durchaus an Liturgien des ersteren Typs teilgenommen, so dass ich weiß wovon ich rede. Es kam mir vor, als wenn ich die Liturgie einer anderen Konfession besuchte. Und das lag wirklich nicht nur an musikalischen Elementen. Wie gesagt: Für wen etwa szenische Darstellungen, freie Gebetstexte wichtig sind, der soll dorthin gehen. Auf mich wirkt das sehr befremdlich. Und wenn man es vermeiden kann, warum sollte man es nicht vermeiden?

Wegen der Einseitigkeit bzw. deren Vermeidung.

 

Ich glaube nämlich nicht, dass diese Spiritualitätsformen einfach nur nebeneinander stehen, wie in einem Kaufhausregal, in dem man sich dann für das Passende entscheidet. Statt dessen glaube ich, dass es zu spirituellen Fehlhaltungen kommt, wenn man bestimmte Spiritualitätsformen einfach ausblendet. "Fehl-haltungen" meine ich wirklich im Wortsinne. Da fehlt dann was. Und dann ist die Spiritualität de-formiert.

 

Vielleicht ist es häufig sogar so, dass gerade für diejenigen, die eine Spiritualitätsform ganz vehement ausschließen, genau diese Spiritualitätsform am Wichtigsten wäre.

 

Kontemplatio, Passio und Actio sind einfach grundsätzliche Lebensbestandteile - ob das nun jemand wahrhaben will, oder nicht. Auch was Gerlinde geschrieben hat über Rhythmus und seinen Bezug am Auffälligsten in Afrika zeigt, stimmt ja nicht nur für Afrikaner. Es stimmt auch nicht nur für Afrikaner und junge Deutsche im "Actionmilieu". Es stimmt für alle.

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Historisch gesehen gibt es in der christlichen Spiritualität (des Westens) fast keine Gottesdienstformen, in denen - von der Form her - tranceähnliche Zustände gewünscht bzw. die Norm wären (eine Ausnahme mag das Rosenkranzgebet darstellen). Alle liturgischen Vollzüge zielen auf waches, aufmerksames Dabeisein (und sei es in früheren Zeiten nur, um das allentscheidende Wandlungläuten nicht zu verpassen). Daher wundert es mich, von der Religionsphänomenologie her gedacht, überhaupt nicht, das Techno (als gutes Beispiel für rhytmusinduzierte Trance) in Europa auf massiven Widerstand stößt. Ich könnte mir gut vorstellen, daß dies in Afrika weit weniger der Fall ist.

Dieter Funke hat dazu ein Buch geschrieben: "Der halbierte Gott". Und da arbeitet er ganz nachvollziehbar nach, wieso sich das geschichtlich so entwickelt hat.

 

Er beginnt mit der Loslösung Alt-Israels vom Heidentum. Das Symbol hierfür ist die Geschichte um den Tanz um das goldene Kalb. Hier kulminiert nach seiner Ansicht das Berauschende, der "Heidenspaß", die Lust auf Leben, Extase, Pulsierendem. Und hier wird es verdammt zugunsten eines abstrakten, ewigen und nur in der Abstraktion erfahrbaren Gottesbildes.

Die Angst vor dem Pulsieren des Lebens, meint er, wurzelt in einer Angst vor dem Rückfall ins Heidentum. Und diese Grundangst buchstabiere sich in tausend Beispielen durch.

 

Gegenstück hierzu ist allerdings die Inkarnation selbst, nämlich dass Gott selbst teilgenommen hat an dem Auf- und Ab des Lebens, der Trauer, dem Zorn, dem Leiden, der Maloche, der Liebe und der Hingabe.

Deswegen halte ich es ja auch so gefährlich, wenn die tridentinische Messe vom Inkarnierten weg- und zum Abstrakten, Geheimnisvollen, Numinosen hinführt. WEnn in der tridentinischen Liturgie systematisch das Lebendige abstrahiert, weit entrückt und standartisiert wird. Hier fehlt der Gegenpol. Hier wird Einseitigkeit gefördert. Und die Starre und das Gefühl der Leblosigkeit sind dann die Folge.

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Ich sehe eher eine Gefahr in schlechten und oberflächlichem Liedgut - sowohl vom Musikalischen, als auch vom Text her. Ich könnte mich kaputtärgern, dass die schöne, innige Bachmelodie von "Ich steh' an deiner Krippe hier" in das Elaborat im Gotteslob umgemünzt wurde.

 

Aber auch hierbei wird man wohl eher nach den Zugängen der Leute fragen müssen. Jemandem, der nicht meinen exquisiten musikalischen Geschmack :angry2: besitzt, wird das wohl ganz anders vorkommen und er wird die leichtere Singbarkeit der neuen Melodie bevorzugen.

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Man sollte vllt. von dem hohen Ross heruntersteigen, daß die Liturgie primär die persönliche, individuelle Frömmigkeit bedienen soll. Dafür ist sie nun mal nicht da.
Genau darin besteht ja das Problem: Mit den vielen individuell geprägten Spiritualitätsstilen etwas Gemeinschaftliches hinzubekommen.

 

Und hierbei kommt eine Anforderung ins Spiel, die ziemlich schwer scheint, nämlich eine Art geforderte Flexibilität. Und zwar in dem Sinne, dass man nicht nur andere Spiritualitätsformen akzeptiert oder gar zähneknirschend hinnimmt (während man sich wehmütig nach einer "richtigen" Messe verzehrt), sondern dass man sich darauf einlässt. Mitempfindet. Die Zugangsweisen einer Spiritualität, die einem zunächst mal fremd ist, für sich selbst erobert.

Können wir in dieser Hinsicht was von der Orthodoxie lernen?

 

Soweit ich das beurteilen kann, ist die Liturgie dort ja eher Selbstzweck in den man sich als Gläubiger integriert oder auch nicht, aber die Liturgie kommt nicht dem einzelnen entgegen sondern beschränkt sich auf die Feier des Mysteriums streng nach dem Brauch der Vorväter - und dieses Konzept scheint ja zu funktionieren.

 

Ich finde es immer wieder erhebend, wenn es gelingt. Meine älteren Damen im Schülergottesdienst sind da so ein begeisterndes Beispiel. Die haben ihren Zugang gefunden, schlüpfen für die Kinder in die Omarolle, genießen und beschützen eine Spiritualität, auf die hin sie niemals erzogen wurden. Das ist doch toll!
Wobei ich ehrlicherweise zugeben muss, daß ich das "von früher her" eigentlich gar nicht anders kenne. In unseren Kindermessen waren immer genügend ältere Leute, die damit wohl mehr anfangen konnten als mit dem späteren Hochamt (wobei Kindermesse hieß: NGL, Flöten- und Gitarrenmusik, Kinderchor, vereinfachte Predigt, der Rest nach Missale und Hochamt: GoLo, Kirchenchor, Rest lt. Missale)

 

Daß sich Messbesucher einer bestimmten Form verweigern kenne ich eigentlich erst aus den letzten 10 Jahren.

 

Für Dich und Deine Situation würde das heißen, dass Du Dich nicht am Parishhopping beteiligst. Auch nicht gegen die "andere" Spiritualität ankämpfst. Sondern dafür kämpfst, dass Deine Spiritualität mitberücksichtigt wird, einen Ort und eine Zeit findet. Dein Argument wäre der Widerstand gegen die zuvor von mir beschriebene Einseitigkeit.

 

Um dieses Argument wirkungsvoll einzubringen, musst Du Dir übrigens ziemlich genau klar sein, was Du sprirituell brauchst und wie Du das Menschen verständlich machen kannst. Erst dann wird Dein Kampf gegen Einseitigkeit nicht zu einem Kampf gegen andere Spiritualitätsformen, sondern ein Kampf für Deine glaubensquellenden Anliegen. Und über so was kann man nämlich wirklich reden.

Ich kann Dir nicht ganz folgen. Für mich kommt Parishhopping nur insofern zum tragen, daß ich bei der Wahl zwischen Frühmesse und Hochamt auch gleich zwischen Gemeinde A und Gemeinde B wählen muss.

 

Wir haben ja schon öfter drüber gesprochen, daß die alte Form, die mir eine eher passivere Rolle ermöglichen könnte, uU meinen spirituellen Bedürfnissen entgegenkäme (ich hab's noch nicht ausprobiert), allerdings bin ich mittlerweile so dreist und habe wenn ich nicht mit Kind unterwegs bin durchaus ein gutes Gebetbuch oder sonst ein "Rückzugsmittel" dabei - und ich zögere auch nicht es anzuwenden, wenn's mir zu viel wird.

 

Wobei ich bei dieser Frage eh vor dem Problem stehe und Dir gar nicht beschreiben könnte, wie meine Spiritualität überhaupt aussieht. :angry2:

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Letzteres für Dich selbst zu klären - bis es in eine aussprech- und damit denkbare Form kommt - wäre übrigens selbst schon wieder ein Stück Spiritualität.

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Historisch gesehen gibt es in der christlichen Spiritualität (des Westens) fast keine Gottesdienstformen, in denen - von der Form her - tranceähnliche Zustände gewünscht bzw. die Norm wären (eine Ausnahme mag das Rosenkranzgebet darstellen). Alle liturgischen Vollzüge zielen auf waches, aufmerksames Dabeisein (und sei es in früheren Zeiten nur, um das allentscheidende Wandlungläuten nicht zu verpassen). Daher wundert es mich, von der Religionsphänomenologie her gedacht, überhaupt nicht, das Techno (als gutes Beispiel für rhytmusinduzierte Trance) in Europa auf massiven Widerstand stößt. Ich könnte mir gut vorstellen, daß dies in Afrika weit weniger der Fall ist.

Dieter Funke hat dazu ein Buch geschrieben: "Der halbierte Gott". Und da arbeitet er ganz nachvollziehbar nach, wieso sich das geschichtlich so entwickelt hat.

 

Er beginnt mit der Loslösung Alt-Israels vom Heidentum. Das Symbol hierfür ist die Geschichte um den Tanz um das goldene Kalb. Hier kulminiert nach seiner Ansicht das Berauschende, der "Heidenspaß", die Lust auf Leben, Extase, Pulsierendem. Und hier wird es verdammt zugunsten eines abstrakten, ewigen und nur in der Abstraktion erfahrbaren Gottesbildes.

Die Angst vor dem Pulsieren des Lebens, meint er, wurzelt in einer Angst vor dem Rückfall ins Heidentum. Und diese Grundangst buchstabiere sich in tausend Beispielen durch.

 

Gegenstück hierzu ist allerdings die Inkarnation selbst, nämlich dass Gott selbst teilgenommen hat an dem Auf- und Ab des Lebens, der Trauer, dem Zorn, dem Leiden, der Maloche, der Liebe und der Hingabe.

Deswegen halte ich es ja auch so gefährlich, wenn die tridentinische Messe vom Inkarnierten weg- und zum Abstrakten, Geheimnisvollen, Numinosen hinführt. WEnn in der tridentinischen Liturgie systematisch das Lebendige abstrahiert, weit entrückt und standartisiert wird. Hier fehlt der Gegenpol. Hier wird Einseitigkeit gefördert. Und die Starre und das Gefühl der Leblosigkeit sind dann die Folge.

 

Lieber Mecky,

 

ich würde nicht unbedingt sagen, dass der außerordentliche Usus von der Inkarnation wegführt. Allerdings wird meist stärker das Numinose, Geheimnisvolle, Transzendente betont. Dies kommt in der "realexistierenden" Zelebration des ordentlichen Usus oft zu kurz. Ich bin davon überzeugt, dass dies nicht am Usus bzw. Ordo an sich liegt, sondern an liturgietheologischen Konzeptionen der Verantwortlichen. So manchen Jugendmessen fehlt dies auch, zumindest ist dies mein Eindruck. Ich halte das "Abstrakte, Geheimnisvolle, Numinose" allerdings für existentiell. Gott ist Mensch geworden, aber dies heißt nicht, dass wir Gott auch nur ahnungsweise "begreifen" könnten. Gott ist als transzendenter Urgrund allen Seins zuallererst Mysterium, Geheimnis. Die Unähnlichkeit jeder Aussage über Gott ist größer als die Ähnlichkeit. Wir können über Gott nur per analogiam entis reden.

 

Und hierauf deutet die Liturgie hin, mit ihren Gesten, ihrer Musik, ihren Kultgewändern etc. Es ist letztlich etwas, was dem Gewöhnlichen, dem Irdischen enthoben ist, das ganz Andere. Das bedeutet nicht, dass dies keine Auswirkungen auf den Alltag hat. Im Gegenteil, die ahnungsweise Erfahrung der geistigen Wirklichkeit Gottes muss in den Alltag hinausstrahlen, in die Art, wie man seinen Mitmenschen gegenübertritt etc.

 

Ich würde sagen, dass die zentralen Aussagen jeder Religion auf den transzendenten Bereich ausgerichtet sind. Die vielleicht wichtigste Aussage und Glaubensüberzeugung ist die der Unsterblichkeit der menschlichen Seele bzw. die Auferstehung von den Toten und die Verantwortung eines jeden einzelen vor Gott. Wenn dieser für uns so rational gepägte Menschen geheimnisvolle Glaube an ein Leben nach dem Tode wegfallen würde, würde das religiöse Gebäude in sich zusammenfallen, die Frage nach Gott würde uns schlechthin nicht betreffen.

 

Natürlich ist diese Konzeption, die auch das Verständnis von Liturgie prägt, nicht beziehungslos zum Alltag, auch nicht in der Liturgie. In den Fürbitten, im Hochgebet beten wir ja schließlich für unsere Zeit. In der Predigt werden die hl. Texte für uns, die wir im 21. Jahrhundert leben, ausgelegt. Ich denke, dies ist sehr wichtig. Aber muss denn alles gleich "alltagsförmig" sein? Dann könnte man zB. auf Paramente komplett verzichten, denn so "läuft heute doch niemand mehr rum". Also möge der Priester vielleicht einen schwarzen Anzug tragen! Man könnte ganz normale "Umgangssprache" verwenden, so, wie man auf der Arbeit oder im Supermarkt spricht. Wo bleibt dann aber das "fascinosum et tremendum"?

 

Ich kann nur meinen persönlichen Eindruck wiedergeben: Ein Gottesdienst mit Combo, liturgischen Texten aus entsprechenden Mappen erinnert mich an freikirchliche liturgische Praktiken. Ich will ja überhaupt nicht die objektive Gültigkeit in Frage stellen. Aber mal ehrlich: Wenn es sich vermeiden lässt, sollte man sich nicht unnötig ärgern müssen, erst Recht nicht in der Liturgie.

 

Vor diesem Hintergrund kann man vielleicht besser verstehen, wenn ich "Freistilliturgie" für mich als inkompatibel empfinde, der ich mich aus Überzeugung verweigere. Zudem sollte man vergessen, dass die verwendung von Sacropop und "holländischen Hochgebeten" liturgiegeschichtlich ein sehr junges Phänomen ist. Es besteht kein Grund, zu fordern, dass jeder Katholik dies gutheißen muss und an diesen Veranstaltungen teilnehmen muss. Genauso, wie kein Katholik verpflichtet ist, an einer Messe im außerordentlichen Usus teilzunehmen, so ist er auch nicht verpflichtet, "Freistilliturgien" mitzufeiern. Wichtig scheint mir aber die gegenseitige Toleranz zu sein.

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Es gibt Menschen, die verschiedene Spiritualitäten in sich vereinen, und andere eben nicht. Ich habe durchaus an Liturgien des ersteren Typs teilgenommen, so dass ich weiß wovon ich rede. Es kam mir vor, als wenn ich die Liturgie einer anderen Konfession besuchte. Und das lag wirklich nicht nur an musikalischen Elementen. Wie gesagt: Für wen etwa szenische Darstellungen, freie Gebetstexte wichtig sind, der soll dorthin gehen. Auf mich wirkt das sehr befremdlich. Und wenn man es vermeiden kann, warum sollte man es nicht vermeiden?

Wegen der Einseitigkeit bzw. deren Vermeidung.

 

Ich glaube nämlich nicht, dass diese Spiritualitätsformen einfach nur nebeneinander stehen, wie in einem Kaufhausregal, in dem man sich dann für das Passende entscheidet. Statt dessen glaube ich, dass es zu spirituellen Fehlhaltungen kommt, wenn man bestimmte Spiritualitätsformen einfach ausblendet. "Fehl-haltungen" meine ich wirklich im Wortsinne. Da fehlt dann was. Und dann ist die Spiritualität de-formiert.

 

Vielleicht ist es häufig sogar so, dass gerade für diejenigen, die eine Spiritualitätsform ganz vehement ausschließen, genau diese Spiritualitätsform am Wichtigsten wäre.

 

Kontemplatio, Passio und Actio sind einfach grundsätzliche Lebensbestandteile - ob das nun jemand wahrhaben will, oder nicht. Auch was Gerlinde geschrieben hat über Rhythmus und seinen Bezug am Auffälligsten in Afrika zeigt, stimmt ja nicht nur für Afrikaner. Es stimmt auch nicht nur für Afrikaner und junge Deutsche im "Actionmilieu". Es stimmt für alle.

 

Wenn ich das recht verstehe, würde das etwas karrikierend bedeuten, dass ich etwa als Anhänger einer eher hochkirchlichen Liturgie ab und zu an Gospelmessen teilnehmen sollte, und mich dabei klatschend im Rhythmus der Musik bewegen sollte;-)) Das würde ich nicht mal im Karneval machen wollen. Ich käme mir sehr komisch dabei vor.

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Können wir mal wieder auf die Frage (wie immer sie auch gemeint war) : "Tridentinische Messe, Museum Europa" zurückkommen. Wer meint, daß mit der Wiedereinführung der tridentinischen Messe die katholische Kirche dem europäischen Gedanken entgegenkommt, da Latein von allen Katholiken in Europa verstanden wird, befindet sich ganz gewiss im Irrtum. Nicht mal alle Italiener der Neuzeit verstehen Latein, genauso wenig wie Deutsche der Neuzeit das Mittelhochdeutsch Luthers verstehen. Also warum mit voller Fahrt zurück in eine weit zurückliegende Vergangenheit? Die Tridentinische Messe gehört ins Museum, so wie die Dampflok. Hin und wieder kann es jedoch auch ganz lustig sein wenn man/frau beide mal wieder für ein "event" aus dem Museum herausholt, kann man doch unserem Nachwuchs sagen: "Schaut so war es Früher!" - wichtig ist nur, daß es noch Lokführer gibt die eine Dampflok fahren können und Priester die eine tridentinische Messe zelebrieren können.

 

So ganz geht Dein Bild nicht auf. Was ist dann mit den östlichen Riten der orthodoxen und orientalischen Kirchen, einem anglikanischen, im frühneuzeitlichen Englisch nach dem Comon Book of Prayer zelebrierten Festgottesdienst o. ä. Das sind dann offenbar Dampfloks, die noch im vollen Dienst stehen? Versehentlich? Sollten diese dann auch allmählich außer Dienst gestellt werden und durch zeitgemäße E-Lokomotiven oder ICE-Triebwagen ersetzt werden? Gehören diese Dampfloks auch ins Museum, gleichsam neben die Dampflok des außerordentlichen Usus? Man kann sie dann ja auch für gelegentliche Events herausholen. "Schaut, so war es früher" - wir machen das heute ja ganz anders.

 

Sorry für die Ironie. Aber ich denke, besser als in Deinem Beitrag kann man die "Hermeneutik des Bruches" nicht zum Ausdruck bringen. In Deinem Bild scheint mir die Gegenwart von der Tradition nämlich ziemlich isoliert zu sein. Tradition als lustiger Event so für zwischendurch. Aber einen solchen Bruch wollten die Väter des Konzil mit Sicherheit nicht.

bearbeitet von Antonius Bacci
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