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Nur die Leistung zählt


Schatir

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Lieber Schatir,

 

Leistung, Leistungsbegriff, Leistungsgesellschaft - ein viel geschmähter Begriff! Wenn ich z. B. an das Gleichnis der Arbeiter im Weinberg denke, gibt es diesen Leistungsbegriff so in der Kirche nicht.

 

In unserer Gemeinde stand heute ein besonderer Gottesdienst an. Aufnahme der neuen und Verabschiedung der ausscheidenden Ministranten.

 

Eigentlich bin ich es gewohnt (im Sport und Beruf) , dass bei Ehrungen immer mit dem leistungsschwächsten begonnen wird und so eben auch dessen Leistung gewürdigt wird, um dann in steigernder Abfolge beim leistungsstärksten zu enden.

 

Heute, in der Kirche war es aber anders. Da wurde bei denen begonnen, die am längsten und aktivsten dabei waren - bei denen, die am meisten für die Kirche geleistet hatten. Ganz zum Schluss, sogar mit einer eher verächtlichen Bemerkung - "nur" - wurden dann die jüngsten ausscheidenden Ministranten genannt.

Heilige Messe zur Verabschiedung, oder Einführung, von Ministranten - oder Pfarrgemeinderäten oder sonstwen? Absurd!

 

Eine üble Fehlentwicklung der Kirche.

Eine unerträgliche Wichtigtuerei!

 

In Markus 9,33-35 verurteilt JESUS:

·33 Und sie kamen nach Kapernaum. Und als ER daheim war, fragte ER sie: Was habt ihr auf dem Weg verhandelt?

 

·34 Sie aber schwiegen; denn sie hatten auf dem Weg miteinander verhandelt, wer der Größte sei.

 

·35 Und ER setzte sich und rief die Zwölf und sprach zu ihnen:
Wenn jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein von allen und aller Diener
.

 

Die Heilige Messe ist Begegnung mit dem anwesenden HERRN JESUS CHRISTUS - und sonst nichts! Ja?

 

 

Gruß

josef

bearbeitet von josef
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Franciscus non papa

aha, also dann auch keine primiz mehr, kein besonderer gottesdienst zur einführung eines neuen pfarrers, bischofs usw.

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Die Heilige Messe ist Begegnung mit dem anwesenden HERRN JESUS CHRISTUS - und sonst nichts! Ja?
Nun, die Messe ist die unblutige Vergegenwärtigung des Opfers von Golgatha und als solche die Quelle überreicher Gnaden die man in besonderer Weise auch Gruppen oder Individuen zufließen lassen kann.

 

Wieso sollte man diese Gruppen/Individuen nicht nennen oder vorstellen wenn sie noch am Leben und anwesend sind?

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sie sind ca. 1 - 2 mal im Monat dran. Der gleiche Dienst trifft nur selten. Mal öfter, mal weniger oft. Auch mal ein Monat nicht, dann wieder 4 mal in 2 Wochen (sogar 2 mal an einem Tag war dabei)

Also ganz konkret: z. B.

in der großen Kirche - nur dabei sein

in der großen Kirche - Aufgabe A

in der großen Kirche - Aufgabe B (zusammen mit einem großen, dem man es nur nachmachen muss)

in der Filialkirche 1 - Aufgabe A

in der Filialkirche 2 - Aufgabe B

in der Kapelle x - alles zusammen mit einem weiteren Anfänger

in der großen Kirche - Aufgabe B (zusammen mit einem blutigen Anfänger)

dann ist bei den Unerfahreren die Unsicherheit/Angst vorprogrammiert.
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sie sind ca. 1 - 2 mal im Monat dran. Der gleiche Dienst trifft nur selten. Mal öfter, mal weniger oft. Auch mal ein Monat nicht, dann wieder 4 mal in 2 Wochen (sogar 2 mal an einem Tag war dabei)

Also ganz konkret: z. B.

in der großen Kirche - nur dabei sein

in der großen Kirche - Aufgabe A

in der großen Kirche - Aufgabe B (zusammen mit einem großen, dem man es nur nachmachen muss)

in der Filialkirche 1 - Aufgabe A

in der Filialkirche 2 - Aufgabe B

in der Kapelle x - alles zusammen mit einem weiteren Anfänger

in der großen Kirche - Aufgabe B (zusammen mit einem blutigen Anfänger)

dann ist bei den Unerfahreren die Unsicherheit/Angst vorprogrammiert.
Und Dein Gegenkonzept lautet?
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aha, also dann auch keine primiz mehr, kein besonderer gottesdienst zur einführung eines neuen pfarrers, bischofs usw.

Es wäre auch echt ein Ding, wenn der Herr am Gemeindeleben teilnehmen würde.

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sie sind ca. 1 - 2 mal im Monat dran. Der gleiche Dienst trifft nur selten. Mal öfter, mal weniger oft. Auch mal ein Monat nicht, dann wieder 4 mal in 2 Wochen (sogar 2 mal an einem Tag war dabei)

Also ganz konkret: z. B.

in der großen Kirche - nur dabei sein

in der großen Kirche - Aufgabe A

in der großen Kirche - Aufgabe B (zusammen mit einem großen, dem man es nur nachmachen muss)

in der Filialkirche 1 - Aufgabe A

in der Filialkirche 2 - Aufgabe B

in der Kapelle x - alles zusammen mit einem weiteren Anfänger

in der großen Kirche - Aufgabe B (zusammen mit einem blutigen Anfänger)

dann ist bei den Unerfahreren die Unsicherheit/Angst vorprogrammiert.
Und Dein Gegenkonzept lautet?

 

Den Messdienern klar machen, daß sie keine Schauspieler sind.

 

Alles was sie machen ist in Ordnung, sofern sie dabei nicht rennen, lachen oder Blödsinn machen. Und wenn man bei der Gabenbereitung etwas falsches bringt, oder etwas vergisst, dann geht man halt langsam, feierlich nocheinmal. Was ist denn dabei? Wer in die falsche Richtung läuft, dreht sich sobald er es merkt zum Altar, verneigt sich und kommt langsam wieder zurück. Wir sind nicht auf der Bühne, sondern mit all unserer menschlichen Unvollkommenheit im Gottesdienst.

 

Wenn das mal allen klar geworden ist, haben die minis bei uns mehr gelernt, als sie durch tausend Probestunden lernen können.

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faulenzer, schlamper und 0815er haben wir im überfluss.

Richtig. Zöllner, Dirnen und Sünder haben wir im Überfluss.

 

Aber das Konzept, diesen Überfluss durch vermehrten Leistungsdruck zu beseitigen, ist gleichermaßen unmenschlich (Nietzsche würde sagen: übermenschlich) wie hoffnungslos.

 

Und neben den Faulenzern, Schlampern und 0815ern haben wir bereits einen Überfluss an durch Überlastung gescheiterten Personen und Beziehungen (z.B. Familien). Und unsere Gesellschaft scheint mir wirtschaftlich schon gar nicht mehr existieren zu können, ohne überfordernden Leistungsdruck auszuüben.

 

Und in vielen (vermutlich: der überwiegenden Mehrheit) Fällen ist dieser Überforderungsdruck nicht als Förderung gedacht. Da wird überhaupt nicht danach gefragt, ob jemand den Druck einfach braucht, oder ob er ihn zerstört. Die Maßgabe misst sich alleine an dem, was "getan werden muss". Und es muss gerade diejenige Leistung abrufbar sein, die der Gemeinschaft in den Kram passt.

 

Die Gründe für einen solchen Umgang mit Menschen sind dabei unterschiedlich.

  • Die Lust an Machtausübung spielt gewiss eine Rolle. Bis hin zur Knechtung und Versklavung. Und wer andere belasten kann, steht in der Hackordnung oben. Ein angenehmes, von vielen begehrtes Gefühl.
  • Sachzwänge spielen eine Rolle - und die schieben sich so gerne vor die Mitmenschlichkeit. Wenn Sachzwänge vorliegen, spielt es doch keine Rolle, ob daran jemand Schaden nimmt. Und wie groß der Schaden sein mag.

Und dann wundern sich die Erwachsenen, dass Jugendliche dem Druck entfliehen, wo sie nur können und an Lantschariplätze fliehen. Und dann in Drogen. Oder in Depression. Oder in Aggression.

Dann wundern sich die Politiker, warum so viele Ehen geschieden werden.

Und die Vereine wundern sich, warum sie immer schwieriger gute Ehrenamtliche finden. Komisch - als hätten sie das Fondue-Kächeli schon gestrichen voll.

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Die Heilige Messe ist Begegnung mit dem anwesenden HERRN JESUS CHRISTUS - und sonst nichts! Ja?

Bis zum Bindestrich hätte ich zugestimmt.

Der zweite Halbsatz führt aber den ersten in die Absurdität.

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aha, also dann auch keine primiz mehr, kein besonderer gottesdienst zur einführung eines neuen pfarrers, bischofs usw.

Es wäre auch echt ein Ding, wenn der Herr am Gemeindeleben teilnehmen würde.

Ich betätige mich mal als Orakel und orakle:

Die Vorstellung, dass Jesus in der Gemeinde lebt, handelt und sogar angesprochen wird, hat keinen Platz in Josefs Vorstellung.

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Die Heilige Messe ist Begegnung mit dem anwesenden HERRN JESUS CHRISTUS - und sonst nichts! Ja?

Bis zum Bindestrich hätte ich zugestimmt.

Der zweite Halbsatz führt aber den ersten in die Absurdität.

boah eji - so präzis "auf den Punkt bringen" hätte das ich nie gekonnt. Großes Kompliment Dir, Mecky. von Dir kann ich lernen. danke :angry2:
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aha, also dann auch keine primiz mehr, kein besonderer gottesdienst zur einführung eines neuen pfarrers, bischofs usw.

Es wäre auch echt ein Ding, wenn der Herr am Gemeindeleben teilnehmen würde.

Ich betätige mich mal als Orakel und orakle:

Die Vorstellung, dass Jesus in der Gemeinde lebt, handelt und sogar angesprochen wird, hat keinen Platz in Josefs Vorstellung.

Na, soweit würd ich nicht gehen.

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Stimmt. Josef kann seinen Satz noch retten, wenn er sagt: "Die hl. Messe ist Begegnung mit Jesus - im Sakrament, im Gebet und in der Gemeinde." Damit wäre nicht nur die Absurdität wieder aufgehoben, sondern sogar richtig was Richtiges ausgesagt. Und das "sonst nichts" wäre ein sinnvoller Ausschluss von Aspekten, die wirklich nicht in die Messe hineingehören.

 

Ich denke, dass man mit "Ehrungen durch die hl. Messe" tatsächlich vorsichtig sein muss. Und da kann ich ein langes Liedchen mit vielen Strophen davon singen. Es handelt davon, dass Gottesdienste (Messe und auch andere Formen) gerne benutzt werden, um weltlichen Anliegen und Personen einen frommen Goldanstrich zu verpassen. Und leider sogar manchmal, um "separatistische Vorstellungen" zu pflegen. "Wir wollen einen Spezialgottesdienst, der nur für unsere Gruppe da ist!" Wäre das schön, wenn diese Gruppe offen und integrationsfähig wäre und sich als offener Teil der Gemeinde ansehen würde.

"Unsere Einschulkinder haben gar nichts, wo sie ihren Abschluss vom Kindergarten feiern können." "Wir brauchen einen Sondergottesdienst für alle Zahnkranken!" ... und der Gipfel: "Wenn wir taufen, dann ist das unsere eigene Angelegenheit. Wir haben Anspruch auf eine Einzeltaufe!" *gemeinderausschmeiß*

 

An all dem ist ja immer was Berechtigtes. Und Gruppengottesdienste haben ja auch wirklich noch mal einen eigenen Flair. Und ich freu mich ja auch, wenn jemand sein Anliegen in einem Gottesdienst vor Gott bringt.

 

Aber die Gefahr, dass man Etikettenschwindel betreibt ("Gottesdienst" steht drauf und "Eitelkeitspflege" und "Gruppenegoismus" sind in hübscher Mischung drin), ist durchaus vorhanden. Es wird nichts anderes bleiben, als jeden Einzelfall durchzubuchstabieren, Bewusstsein zu schaffen und *stöhn* dabei auch manchmal in die eine oder andere Richtung danebenzugreifen.

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Ein typisch ambivalentes Thema, das schon in der Bibel ambivalent behandelt wird:

 

1) Wir haben natürlich die Barmherzigkeit und die Gnade Gottes als roten Faden, der unverdient den Menschen die Liebe Gottes zukommen lässt, gerade auch denen, die sich mit Leistung schwer tun oder versagt haben. (Ich glaube, ich brauche hier keine Stellen bemühen!?)

 

2) Dennoch ist die Bibel kein Handbuch für Laissez-fare-Haltung, sondern lädt ein, aus Dankbarkeit über die Gnade Gottes auch persönliche Antwort zu geben, was man durchaus auch als "Leistung" sehen kann. Das Gleichnis von den Talenten (Mt 25,14ff) lobt den, der mit den mitgegebenen "Gnadengaben" aus eigener Leistung die meiste VErmehrung bewirkt. Ebenso wimmelt es in den Predigten Jesu von Aufforderungen, an sich zu arbeiten bis hin zu der schier unmöglichen Zielvorgabe: "Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist." (Mt 5,48)

Nicht zuletzt mahnt Paulus mit deutlichen Worten: "Müht euch mit Furcht und Zittern um euer Heil!" (Phil 2,12)

 

Was ist jetzt also richtig? Ganz einfach: Beides! Es muss den Menschen vermittelt werden, dass sie als Christen zunächst einmal Gnadenempfänger sind, dieser Umstand aber eben nicht konsequenzenlos bleiben darf. Und da muss eben immer wieder auch eine Motivation zum konsequenten christlichen Leben mit Mahnung und notfalls auch Bestrafung her.

 

Bei uns bekommen die Ministranten pro Einsatz 50 Cent, Hochzeiten und Begräbnisse bringen 2 Euro, wer allerdings nicht zur Ministrantenstunde kommt, muss einmal gratis ministrieren. Außerdem gibt es einmal im Jahr einen großen Ministrantenurlaub.

Wer allerdings ein paar Mal nicht mehr zum Ministrantendienst erscheint, wird - nach voriger ERmahnung - raus geworfen. Wer anständig aufhören möchte, wird zum Schuljahresende mit einem kleinen Abschiedsgeschenk entlassen, wer mittendrin aufhört, bekommt keinen Abschied.

Ich muss es deutlich sagen: Das Prinzip von "Zuckerbrot und Peitsche" ist auch in der Kirche immer noch das Beste, Extreme in die eine oder andere Richtung bringen großen Schaden!

bearbeitet von Udalricus
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Aber noch mal zum ursprünglichen Thema.

 

Ich kenne das von vielen Gemeinden, dass die sich mit Leistungsanforderungen fertig machen. Und das tun sie in zwei Richtungen: Erst bei sich selbst. Und dann bei anderen.

 

Typische Beispiele:

Eine Frau hat unser Bildungswerk geleitet. Gedacht war eigentlich, dass jemand die Vorträge, die in den Gruppierungen laufen, in einem Programmheft sammelt, das ganze als Bildungsarbeit zusammenfasst (gibt's übrigens Prämien dafür) und so auch die Gruppierungsgrenzen ein wenig auflockert.

 

Denkste. "Wenn ich was mach, mach ich es richtig!" Oh grausamer Satz.

"Richtig" war dann, dass die Frau vor einigen Jahren völlig entnervt zu mir kam und sich beschwert hat, dass das ein Job für acht Stunden am Tag sei. Und Nerven koste. Und niemand sieht, was sie leistet. Nicht einmal ich. Sie konnte das nicht mehr. Also hat sie den Krempel hin - und mir vor die Füße - geschmissen.

 

Nächstes Beispiel (hat mich zum Haareraufen gebracht):

Beim letzten Patrozinium wollte ich die Ministranten um die Statue des Kirchenpatrons im Kreis aufstellen. War auch prima, nur waren nicht alle bei der Probe kurz vor dem Gottesdienst da. Es gab ein wenig Kuddelmuddel bei der Aufstellung. Irgendjemand ist nicht zugelaufen. Dann ist doch jemand zugelaufen. Und dann standen sie in falscher Reihenfolge. (Und das bringt, wie jeder weiß, die Welt zum Zusammenbruch :angry2:).

Dann höre ich beim Auszug: "Heute haben wir echt einen Scheiß zusammenministriert.

Da könnte man doch echt schreien!

 

Noch ein Ministrantenbeispiel:

Eine neue Ministrantin hat beim Einzug (Wochentagsmesse) keinen Plan und läuft statt zum Seitenaltar zum Hauptaltar. Eine andere Ministrantin reißt sie fast schon gewalttätig auf den rechten Weg, gackert ob dieser Eselei laut auf und grinst die ganze Messe über bis an die Ohrläppchen. "Mann, ist die blöd!"

 

Eine Beerdigung.

Ein bekannter Mann ist gestorben. Drei(!!!) Stunden Beerdigung. Jeder meint, er muss einen Nachruf bringen. Wenn es die anderen machen, kann man ja nicht hintan stehen! Jedes bisschen der Verdienste und Leistungen wird bis zum Erbrechen breit getreten. DREI STUNDEN!!! Sollte ich einmal sterben, dann hoffe ich nur, dass ich im Sarg bequem liege und das Holz vom Sarg die Worte unverständlich macht. Meine Fresse, was die wohl über mich sagen.

Eine halbe Woche später stirbt ein anderer Mann. Der hat nicht so viel geleistet. Wirklich nicht. War nicht so der leistungsfähige Typ. Und bei der Beerdigung weint seine Frau herzzerreißend. Ihr war genug, dass dieser Wenigleister sie einfach geliebt hat und sie ihn.

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Ich würde meinen Kindern bei Dir das dienen verbieten...
Wie würdest du ihnen diese Entscheidung begründen? :angry2:

Im Übrigen haben wir momentan 70 Buben und Mädchen, die fast alle mit großer Begeisterung beim Ministrieren bei der Sache sind...

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Ich würde meinen Kindern bei Dir das dienen verbieten...

Wie würdest du ihnen diese Entscheidung begründen? :angry2:

Im Übrigen haben wir momentan 70 Buben und Mädchen, die fast alle mit großer Begeisterung beim Ministrieren bei der Sache sind...

Ich würde nicht dulden, daß sie sich einen Dienst in der gewöhnlichen Sonntagsliturgie bezahlen lassen.

 

Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen ok - da kann ich mit leben, aber definitiv nicht in der Messe.

 

Mit der Messe verdient man kein Geld - oder was glaubst Du wird mir mein Erzbischof erzählen, wenn ich mir einen Priester anstelle, der in meiner Privatkapelle die Sakramente feiert? Nicht, daß dieser Gedanke nicht ausgesprochen verlockend wäre angesichts der Sparpolitik unseres Erzbistums, aber Zustände wie zur Zeit des fränkischen Eigenkirchenwesens oder kurz vor der Reformation wollen wir doch nicht wirklich wiederhaben?

 

Dann kann ich mir auch einen Piusler gönnen...

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Aber noch mal zum ursprünglichen Thema....
Ich glaube nicht, dass wir in der Diskussion vom Thema "Leistung und Kirche" abgewichen sind, finde aber deine praktischen Beispiele sehr anschaulich. Sie zeigen meiner Meinung nach Folgendes:

 

1.) Viel an Leistung wird nach außen hin gar nicht sichtbar und bleibt daher ungewürdigt. Dass es dann irgend wann einmal zum "Krempel-Hinwerfen" kommt, schreckt einen dann zunächst, ist aber bei näherem Hinsehen oft verständlich.

 

2.) Dein Begräbnis-Beispiel zeigt eine bedenkliche Schieflage auf, die auch mir Sorgen macht: Es hat durch die Leichenreden und die unterschiedliche Gestaltung oft den Anschein, als ob Prominente grundsätzlich mehr leisten als einfache Menschen, was in Wirklichkeit großer Schwachsinn ist. Daher sehe ich es auch als Aufgabe des Pfarrers an, hier durch seine Worte gegen zu steuern und immer wieder auch die Verdienste der Kleinen und Unscheinbaren zu würdigen.

 

3.) Der richtige Umgang mit kleinen Minstranten und Ministrantinnen ist wahnsinnig schwierig, weil da so viele - auch interne - Sensibilitäten mitspielen, die man gar nicht alle beachten kann. Man muss einerseits immer - gerade auch in Verantwortung vor dem Kirchenvolk, welches das zurecht erwartet - auf eine ordentliche Ausübung des Dienstes drängen, aber gutmütig und barmherzig sein, wenn doch etwas schief läuft, weil die Kleinen sofort am Boden zerstört sind.

Vor einiger Zeit schleppte ein Ministrant voller Stolz zum Raatschen eine Raatsch-Scheibtruhe zum Schieben an, die er benutzen wollte. Als im klar gemacht werden sollte, dass er damit unmöglich die kilometerweiten Höhenzüge durchmarschieren könnte, war er so beleidigt, dass er auf der Stelle zu ministrieren aufhörte und auch nicht am Raatschen teilnahm. Manchmal weiss man wirklich nicht, wie man hier das richtige Maß findet.

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1.) Viel an Leistung wird nach außen hin gar nicht sichtbar und bleibt daher ungewürdigt. Dass es dann irgend wann einmal zum "Krempel-Hinwerfen" kommt, schreckt einen dann zunächst, ist aber bei näherem Hinsehen oft verständlich.

Wenn man aus dem Vorstandsamt des Bildungswerkes einen Fulltime-Job macht, wird das nicht ausbleiben - insbesondere, wenn man der korrekte Typ ist.

Ich sehe das Problem hauptsächlich darin, dass die Frau irrsinnig viele und hohe Ansprüche an sich gestellt hat. Viel hilft ja viel. Aber in diesem Beispiel werden auch die Grenzen dieser Mentalität offenbar. Wenn einem die Sache nämlich über den Kopf wächst, dann verliert man irgendwann die Lust und empfindet das Ganze nur noch als Belastung. Und dann schmeißt man den Krempel hin - und alles ist erst mal kaputt.

Anstatt, dass man die Erwartungen auf ein realistisches und lustvolles Maß herabsenkt, frönt man einem äußerst schädlichen Ehrgeiz. Man versucht allen Erwartungen gerecht zu werden - womöglich noch neue Erwartungen anzuheizen. Man misst die Mitarbeiter an deren Leistungsfähigkeit. Und wehe, es läuft was schief oder eine Leistung wird nicht erbracht. Dann gibt es Verdruss und Ärger. Und dann ist der Schlamassel perfekt.

 

Wie oft läuft es auf diese Weise?

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Franciscus non papa

das ist aber kein typisch kirchliches oder christliches problem.

 

manche menschen sind in einem gewissen perfektionswahn und überfordern sich selbst damit. man könnte da von einer art sucht oder krankheit sprechen. oft sind meiner erfahrung nach solche menschen schon in früher kinderzeit von ihren eltern, meist dem vater, so geprägt worden, dass sie mein(t)en, nur wenn sie perfekt funktionieren wären sie liebens"wert".

 

da ist es natürlich besonders wichtig, immer wieder zu signalisieren, dass sie um ihrer selbst willen "geliebt" werden.

 

aber das sind sozusagen krankhafte extremfälle.

 

im allgemeinen aber ist der anspruch, dinge möglichst gut zu machen, durchaus in ordnung.

 

und ich stelle halt immer wieder fest, dass es an leistungswillen, leistungsbereitschaft mangelt. obwohl das können und vermögen durchaus vorhanden sind.

 

und da lieber mecky solltest du nochmal neu nachdenken. vielleicht auch das gleichnis von den talenten mal unter diesem gesichtspunkt sehen.

 

gott liebt den menschen um seiner selbst willen, aber er erwartet durchaus auch "leistung" ohne den menschen aber überfordern zu wollen. er wäre ein ziemlicher rabenvater, wenn es anders wäre.

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Natürlich ist das kein Problem, das nur in der Kirche vorkäme. Aber die Kirche hat so ihre eigenen Methoden, diese Leistungsmentalität zu fördern. Ganz aufdringlich und deutlich bei den Calvinisten und bei den Zeugen Jehovas, bei denen man nicht mal unglücklich sein darf, wenn man im Schlamassel steckt, weil Gott gute Laune (als Leistung) fordert.

 

Sätze wie "Seid vollkommen, wie auch Euer Vater im Himmel vollkommen ist" und auch das Gleichnis von den Talenten spielen da eine große Rolle. Auch die Anweisung, "der Letzte" zu sein, stellt den Anspruch eine seltsame Leistung zu vollbringen - und da kommen äußerst verdruckste Einstellungen heraus. "Ich sitze in der Kirche immer gaaaanz hinten". Jede Äußererung der Bergpredigt kann in der Weise gedeutet werden, dass Jesus uns unmögliche Dinge auferlegt. Und wenn sie nicht eingehalten werden, dann drohe er mit der Hölle. Zumindest soll es uns gehen, wie dem unwürdigen Knecht in dem Talentgleichnis. O Horror!

 

In meinem Lieblingsfilm Jean d'Arc sagt der König zum Bischof: "Ich kann ihnen mit dem Gefängnis, mit Folter und Hinrichtung drohen, ihr droht mit der Hölle. Lieber Bischof: ihr schwingt das schärfere Schwert!"

 

Und darin zeigt sich, dass es durchaus eine der Kirche eigene Problemstellung gibt.

Der Verweis auf die Vollkommenheit und das Talentgleichnis sind ja auch hier im Thread schon gekommen.

 

Ich halte diese Deutungen für deutlich daneben. Die in der Bergpredigt angesprochene Vollkommenheit besteht weder in einer katharrerhaften Reinheit, noch in einer Steigerung pharisäerhafter Gesetzerfüllung, sondern distanziert sich gerade hiervon.

Im Gleichnis von den Talenten geht es um die Blockade des eigenen Handelns durch die Angst. Auch hier geht es nicht primär um eine Leistungsanforderung bezüglich des Handelns, sondern des Vertrauens.

 

Und damit stehen auch diese Bibelstellen innerhalb (und nicht als Sonderfall außerhalb) der restlichen Verkündigung Jesu, der eben keine Leistungsmoral aufbaut, sondern für die Integration der Nichtleistungsfähigen kämpft. Gottes Liebe ist nicht durch Fehlleistungen oder Mangelleistungen zerbrechbar, sondern nur durch ein "ich will nicht mit dir!", also eine Vertrauensverweigerung. Wenn überhaupt. (Bis zum jüngsten Gericht ist nicht mal das wirklich klar.)

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gott liebt den menschen um seiner selbst willen, aber er erwartet durchaus auch "leistung" ohne den menschen aber überfordern zu wollen. er wäre ein ziemlicher rabenvater, wenn es anders wäre.

Ich glaube, dass Gott uns durchaus überfordert. Die jüdischen Mütter, die mitsamt ihrer Kinder nach Auschwitz gekarrt worden waren, die waren total überfordert. Existenzielles Leiden und Schmerzen überfordert meiner Meinung nach jederman. Und wer heute angesichts der Forderungen der Welt zusammenbricht, ist gewiss nicht der erste. Zerbrochene menschliche Ruinen habe ich schon genug gesehen. Verbittert, skrupulös, handlungsunfähig, verwirrt, verblendet, hoffnungslos. Mancher eben vollkommen, mancher nur in dunklen Momenten. In irgend einer Form scheint mir die Überforderung die meisten, wenn nicht sogar alle Menschen zu betreffen.

 

Der einzige mir bekannte sinnvolle Weg in der Überforderung (und aus ihr heraus) ist der Glaube. Wenn man an ein Stahlbett gefesselt dichten kann "von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag!". Oder wenn man in vergleichbarer Situation Jesu sein Hingabegebet "Nicht, wie ich will, sondern wie Du willst" nachbetet und sich vertrauend darauf einlässt, dass der Weg bis zur totalen Überforderung führen kann (am Kreuz sind schon rein die körperlichen Kräfte bis zur völligen Erschöpfung überfordert). Wenn man mitten in der ärgsten Atemnot plötzlich den Glauben verliert, wie es bei Therese von Lisieux bei ihrem ersten schlimmen Tuberkulose-Anfall war. Und dann noch mitten im Verlust des bisherigen Glaubens ein eigentümliches Licht sieht.

 

Aber all das kann kein Anlass dafür sein, Ansprüche zu stellen und Menschen zu überfordern - weder sich selbst, noch andere. Gott hat uns in ein Leben gestellt, das uns immer irgendwie überfordert - den einen mehr, den anderen weniger. Daraus zu schließen, dass wir jetzt sozusagen Gottes Part übernehmen dürften oder sogar müssten, ist Hybris. Denn in einem unterscheidet sich der Anforderer trotz allen Bemühens von Gott: Gott kann den Überforderten auffangen und ihm Zukunft geben und Heil schenken. Und das können wir nicht. Anforderungen stellen ist leichter. Die Konsequenzen ausbügeln, wenn sie erst mal ins Schlechte abgedriftet sind, ist fast menschenunmöglich.

 

Ich sehe unsere Aufgabe durchaus darin, dass wir Anforderungen aneinander stellen - aber eben nur dort, wo wir der Überzeugung sind, dass das fördert. Und auf dieses Kriterium meine ich Wert legen zu müssen. Mehr, als auf Sachzwänge. Und vor allem mehr, als auf den Wunsch, bestimmen zu können.

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Ich sehe unsere Aufgabe durchaus darin, dass wir Anforderungen aneinander stellen - aber eben nur dort, wo wir der Überzeugung sind, dass das fördert. Und auf dieses Kriterium meine ich Wert legen zu müssen. Mehr, als auf Sachzwänge. Und vor allem mehr, als auf den Wunsch, bestimmen zu können.

 

Das rechte Maß zu finden ist schwer. Mir hat die alte benediktinische Regel Ora et labora geholfen. Ich nehme mir jeden Tag ein gewisses Quantum an Arbeit vor, das mache ich und dann ist es gut. Und sonntags nie. Natürlich könnte ich "mehr" leisten. Aber um welchen Preis. Und die Leistung wäre auch nicht mehr so gut. - In einer Pfarrei wäre es schön, wenn ein Pfarrer das vorlebt. Für die gilt eh der Satz des Baumeisters Gaudí: Mein Auftraggeber hat keine Eile. Die "Macher" zu mäßigen, ist eine ebenso wichtige seelsorgerliche Aufgabe, wie das Antreiben der Zaghaften, das Ermutigen der Mutlosen. Grüße, KAM

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