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Bettelumzüge


Lucie

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Anlässlich des gestrigen Halloween-Treibens würde mich mal interessieren, welche Anlässe Ihr für die jetzt ja zu Halloween allgemein üblichen Bettelumzüge kennt. Ich habe mal drüber nachgedacht und festgestellt, dass ich aus eigener Anschauung immerhin schon drei kenne:

 

1. Karneval, Rheinland: an Rosenmontag und Karnevalsdienstag zogen die Kinder in den sechziger Jahren verkleidet von Haus zu Haus, sangen Lieder und erhielten Süßigkeiten und Geld. Ein Lied im rheinischen Dialekt weiß ich noch, darin geht es ausschließlich um Geld ohne jede Erwähnung des Anlasses, aber auch ohne Drohung. Daran anschließend sangen wir noch auf Hochdeutsch: "Ich bin ein kleiner König, gib mir nicht so wenig, lass mich nicht so lange stehn, denn ich muss noch weitergehn!" (Das scheint eher auf einen Ursprung am Dreikönigstag hinzudeuten).

 

2. Altjahrsabend, Amrum: Auf der Nordseeinsel Amrum ziehen am Altjahrsabend gruselig maskierte Kinder, am späteren Abend Erwachsene von Haus zu Haus. Sie sagen auf Friesisch "Sint Najuar" (Gesegnetes Neujahr), dann lassen sie erraten, wer sich hinter der Maske verbirgt und bekommen traditionelles Neujahrsgebäck, die Großen später einen Schnaps. Die gruseligen Masken stehen ein wenig im Widerspruch zu den freundlichen Wünschen und lassen auf einen Ursprung als Geistervertreibungsspektaket schließen (ähnlich der badischen Fastnacht vielleicht?)

 

3. Reformationstag, Westfalen: eine Freundin berichtete, sie seien als Kinder (sechziger/siebziger Jahre) mit Laternen herumgezogen und hätten "Ein feste Burg ist unser Gott" gesungen und von den Leuten Süßikeiten bekommen. Vorgezogener Martinstag oder westfälische Halloween-Variante?

 

Berichte über Bettelumzüge am Martinstag bzw. am Dreikönigstag (abgesehen natürlich vom heutigen organisierten Sternsingen) kenne ich nur aus der Literatur.

 

Kennt Ihr diese, ähnliche oder weitere Bettelumzugstraditionen?

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Bei uns (Münsterland) kommen die Kinder zu St. Martin und zu Halloween.

In Nord-Holland gehen die Kinder zu St. Martin (Sint Maarten) von Geschäft zu Geschäft und teilweise von Haus zu Haus (an Halloween passiert nichts).

bearbeitet von namid
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Zum Abschluss des Ratschens (anstatt des Glockengeläuts wird an den Kartagen um 6:00; 12:00 und 19:00 mit Ratschen durch den Ort gegangen) haben wir als Kinder (Niederösterreich) immer mit einer "aufgeputzten Ratsche" bei den Häusern angeläutet und Geld und Süßigkeiten erhalten.

 

Am 5. Jänner waren wir tagsüber als Sternsinger unterwegs. Das Geld ging in diesem Fall an Projekte in den Entwicklungsländern, die Süßigkeiten durften wir uns aber behalten.

 

Die ältere bzw. "heidnische" Variante des Brauches ist das "Rauhnachteln" am Abend des 5. Jänners; als alte Bettelleute verkleidet gehen Kinder bzw. Jugendliche von Haus zu Haus um eine "Rauhschnitte" zu bitten. Das kann Gebäck oder Süßigkeit (für die Kinder) oder Schnaps für die Jugendlichen sein.

 

Das "Saure" gibt es in der Nacht von Pfingstsonntag auf Pfingstmontag, der Unruhe- oder Störnacht. Traditionell wird dabei Hausrat den die Bauern im Hof stehen haben, in die Bäume gehängt. Aber mittlerweile gibt es da auch viele andere Streiche.

bearbeitet von Justin Cognito
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Ich habe mal irgendwo gehört (oder gelesen), dass es auch vor Weihnachten (um den alten Thomas-Tag herum) einen solchen Heischebrauch gab. An Dreikönig haben wir (unsere Juugendgruppe) auch schon gesungen und gebettelt (für die Belange unserer Gruppe). Das war so Anfang der 1950er und da gab es das organisierte Sternsingen noch nicht.

 

Das "Betteln" der Ratschenbuben kenne ich auch noch aus meiner Kindheit in einem unterfränkischen Dorf.

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Die ältere bzw. "heidnische" Variante des Brauches ist das "Rauhnachteln" am Abend des 5. Jänners; in Als alte Bettelleute verkleidet gegen Kinder bzw. Jugendliche von Haus zu Haus um eine "Rauhschnitte" zu bitten. Das kann Gebäck oder Süßigkeit (für die Kinder) oder Schnaps für die Jugendlichen sein.

 

 

Schnaps für die Jugendlichen???

 

Das meinst Du jetzt nicht wirklich ernst, oder??? :angry2::angry2::unsure:

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Die ältere bzw. "heidnische" Variante des Brauches ist das "Rauhnachteln" am Abend des 5. Jänners; als alte Bettelleute verkleidet gehen Kinder bzw. Jugendliche von Haus zu Haus um eine "Rauhschnitte" zu bitten. Das kann Gebäck oder Süßigkeit (für die Kinder) oder Schnaps für die Jugendlichen sein.

 

 

Schnaps für die Jugendlichen???

 

Das meinst Du jetzt nicht wirklich ernst, oder??? :angry2::angry2::unsure:

 

Diesbezüglich waren die frühen 90er Jahre am Land pädagogisch (und medizinisch) nicht recht korrekt. Insgesamt dominierte da ein eher (nachträglich betrachtet: zu) entspanntes Verhältnis zu Alkohol. Ich hab z.B. mit 12, 13 Jahren mit dem Rad das Kirchenblatt ausgeführt und dafür immer wieder nicht nur Schokolade sondern von einer alten Frau auch ein Glaserl Likör angeboten bekommen (weil Kinder ja was Süßes mögen). Ob das heute auch noch so ist weiß ich nicht, da bin ich schon zu lange weg.

bearbeitet von Justin Cognito
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Ich habe mal irgendwo gehört (oder gelesen), dass es auch vor Weihnachten (um den alten Thomas-Tag herum) einen solchen Heischebrauch gab. An Dreikönig haben wir (unsere Juugendgruppe) auch schon gesungen und gebettelt (für die Belange unserer Gruppe). Das war so Anfang der 1950er und da gab es das organisierte Sternsingen noch nicht.

 

Das "Betteln" der Ratschenbuben kenne ich auch noch aus meiner Kindheit in einem unterfränkischen Dorf.

 

Die Thomasnacht ist ja die erste Rauhnacht, gefolgt von der Christnacht, der Silvesternacht und der Nacht von 5. auf 6. Jänner. In der Christnacht und zu Drei-König wurde bei uns zu Hause geräuchert.

bearbeitet von Justin Cognito
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Den Grund für dieses Geistertreiben am 31. 10 sehe ich allein aus dem aus Amerika herüber geschwappten Brauchs. (Dessen genauer Ursprung ??) Der Hauptgrund, dass dieses Treiben bei uns solchen Aufschwung bekam liegt m. E. im allgemeinen Geister... , ausgelöst durch Harry Potter & Co.

Ich habe bin dieses Jahr allerdings auf meinen, extra gekauften Süßigkeiten sitzen geblieben. Denn es kamen kaum bettelnde Geister. Haben wohl in den letzten Jahren bei uns zu wenig, und vor allem zu altes Zeug bekommen, so dass es sich nicht mehr lohnt. *grins*

 

Schatir

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Den Grund für dieses Geistertreiben am 31. 10 sehe ich allein aus dem aus Amerika herüber geschwappten Brauchs. (Dessen genauer Ursprung ??)
Ursprung : vorchristlich-europäisches Brauchtum ...
Der Hauptgrund, dass dieses Treiben bei uns solchen Aufschwung bekam liegt m. E. im allgemeinen Geister... , ausgelöst durch Harry Potter & Co.
Kaum, Halloween war schon beliebt vor HP & Co, allerdings sind HP-Verkleidungen bei den Kleinen recht beliebt in den letzten Jahren ...

Hauptgrund für die mittlerweile recht weite Verbreitung ist schlicht : Man muß die Feste feiern, wie sie fallen ... :angry2:

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Das "Saure" gibt es in der Nacht von Pfingstsonntag auf Pfingstmontag, der Unruhe- oder Störnacht. Traditionell wird dabei Hausrat den die Bauern im Hof stehen haben, in die Bäume gehängt. Aber mittlerweile gibt es da auch viele andere Streiche.
Das kenne ich auch. Da wurden von von der männlichen Jugend Eier gesammelt, die die Tochter des Bauern ihnen aushändigte. Man sang hier im Bergischen Land:

 

"Jitt uns noch e Pingsei

Feierroseblümelein

jitt uns lever drei wie zwei

denn wacker ist das Mägdelein"

 

Was am Ende mit den Eiern geschah, weiß ich leider nicht mehr.

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Den Grund für dieses Geistertreiben am 31. 10 sehe ich allein aus dem aus Amerika herüber geschwappten Brauchs. (Dessen genauer Ursprung ??)

 

Der Ursprung scheint das keltische Samhain Fest gewesen zu sein. Am Ende des bäuerlichen Arbeitsjahres wurden die überzähligen Tiere geschlachtet - um den Rest des Viehbestands über den Winter zu bringen. Von daher scheint ein gewisser Bezug zum Tod und zu den Geistern der Verstorbenen bestanden zu haben.

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Das "Saure" gibt es in der Nacht von Pfingstsonntag auf Pfingstmontag, der Unruhe- oder Störnacht. Traditionell wird dabei Hausrat den die Bauern im Hof stehen haben, in die Bäume gehängt. Aber mittlerweile gibt es da auch viele andere Streiche.

Das kenne ich auch. Da wurden von von der männlichen Jugend Eier gesammelt, die die Tochter des Bauern ihnen aushändigte. Man sang hier im Bergischen Land:

 

"Jitt uns noch e Pingsei

Feierroseblümelein

jitt uns lever drei wie zwei

denn wacker ist das Mägdelein"

 

Was am Ende mit den Eiern geschah, weiß ich leider nicht mehr.

eine Variante?

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Kennt Ihr diese, ähnliche oder weitere Bettelumzugstraditionen?
Neujahrwünschen (lutherisch, Oberfranken), fünfziger Jahre. Sprüchlein aufsagen, z. B.

 

"Ein kleines Büblein bin ich,

 

d'rum wünsch' ich kurz und innig

 

ein glückliches Neujahr.

 

Gesundheit, Freude, Frieden

 

sei Euch von Gott beschieden,

 

jetzund und immerdar."

 

ha - kann' ich immer noch! :angry2:

 

meine Mutti (Gott hab' sie selig! hat mir das Sprüchlein damals beigebracht, da war ich ca. 6 oder 7 Jahre. ("komm Peter, jetzt trau' Dich. da gehst Du erst dahin, und dann dahin ...) Die Nachbarschaft, Freunde und Bekannten in der Gegend haben sich dann schon auf mich gefreut. Es gab: Walnüsse, eine ganze Tafel(!) Schokolade, eine Mandarine!!! (Orangen kannte ich schon, die gab's damals bei uns schon zu Weihnachten) Selbstgebackenes, und auch mal - das höchste aller Gefühle: Ein Fuchzgerl!

bearbeitet von Petrus
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Das "Saure" gibt es in der Nacht von Pfingstsonntag auf Pfingstmontag, der Unruhe- oder Störnacht. Traditionell wird dabei Hausrat den die Bauern im Hof stehen haben, in die Bäume gehängt. Aber mittlerweile gibt es da auch viele andere Streiche.

Das kenne ich auch. Da wurden von von der männlichen Jugend Eier gesammelt, die die Tochter des Bauern ihnen aushändigte. Man sang hier im Bergischen Land:

 

"Jitt uns noch e Pingsei

Feierroseblümelein

jitt uns lever drei wie zwei

denn wacker ist das Mägdelein"

 

Was am Ende mit den Eiern geschah, weiß ich leider nicht mehr.

eine Variante?

Schön :angry2:

Hier ist noch eine weitere Variation

 

und hier noch eine Beschreibung des Brauchs.

bearbeitet von Platona
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Ich nehme an, dass die Mütter begierig auf diese Eier warteten. Sie wurden dann durch Einlegen in irgend so eine trübe Flüssigkeit für eine Weile haltbar gemacht. Als Rühr- oder Spiegelei konnte man sie zwar dann nicht mehr verwenden (oder hat es zumindest nicht), aber beim Kochen und Backen leisteten sie noch gute Dienste.

 

Ich überlege vergeblich, wie diese komische Flüssigkeit hieß, weiß nur noch, dass es mich immer gegraust hat, wenn ich da Eier für den Sonntagskuchen herausfischen musste. :angry2:

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Sole?

 

Mir war der Markenname "Eiwohl" eingefallen. eine flüchtige Googlesuche ergab den Begriff: Wasserglas" :angry2: (Näheres bei Wiki!!)

 

Jedenfalls waren die Heischebräuche ursprünglich nicht Volksbelustigung, sondern hatten auch einen ernsten Hintergrund.

bearbeitet von Elima
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