MountainKing Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 Hier geht es um die reine Begrifflichkeit. Ich lehne den Begriff "Ehe" für eine Beziehung zweier gleichgeschlechtlicher Partner ab. So wie ich es ablehne, weiß als grün zu bezeichnen, obwohl doch ein weißes Telefon genauso ein Telefon ist als wie ein grünes. Ich akzeptiere jedoch (logischerweise), dass sich irgendwann die Sprache entsprechend weiter verändert - es geht ja bereits jetzt in diese Richtung - und dann der Begriff "Ehe" auf alle registrierten Partnerschaften angewendet wird. Ganz nebenbei: Ich spreche auch nicht von einer Ehe, wenn Leute nicht miteinander verheiratet sind und "wild" zusammenleben (wobei: "Wilde Ehe" ist ein obsoleter Begriff, wie Tangojüngling, Backfisch oder Milchbar). Und die meisten unverheirateten Paare, die ich kenne (die sind so in meinem Alter), danken es mir, denn sie legen Wert darauf, eben nicht verheiratet zu sein. Das ist ja nun eigentlich das definitive Gegenargument gegen deine eigene Position. Ein heterosexuelles, zusammenlebendes Paar mit gemeinsamen Kindern bildet ohne formelle Heirat also keine Ehe. Daraus folgt, dass für den Begriff Ehe weder die Kombination Mann/Frau noch das Zusammenleben oder gemeinsame Kinder konstituierend ist, sondern der formelle Akt der Heirat als Bekenntnis zweier Menschen zueinander. Die Debatte suggeriert aber nun gerade das Gegenteil. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Epicureus Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 (bearbeitet) Update zur Gleichstellung - Neues vom anderen Ende der Welt, aus Uruguay: Am Dienstag hat der Senat (Cámara de Senadores) mit 23 zu acht Stimmen seine Unterstützung für die Einbeziehung von Homosexuellen in das Eherecht erklärt. Der Gesetzentwurf ändert die Definition der Ehe zu "zwei Menschen unterschiedlichen oder gleichen Geschlechts". Die Begriffe "Ehemann" und "Ehefrau" sollen durch "Ehepartner" ersetzt werden und Schwule und Lesben sollen ausnahmslos die gleichen Rechte erhalten wie Heterosexuelle. Das regierende linksgerichtete Parteienbündnis "Frente Amplio" (Breite Front) brachte den Antrag ein, wurde aber auch von Senatoren aus der Opposition unterstützt. LINK Und wieder ein Land, das Deutschland überholt hat. Für dieses unser Land ein echtes Trauerspiel. Und hier zofft man sich noch immer um Splitting und Kleinstdetails. bearbeitet 3. April 2013 von Epicureus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
MountainKing Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 Ich finde es reichlich grotesk, bei Fragen, in denen Minderheiten Rechte eingeräumt werden sollen, die sie vorher nicht hatten, mit Traditionen zu argumentieren. Wenn also Frauen auch gern wählen wollen würden, wäre es ihnen gegenüber ein sinnvolles Argument gewesen, wenn man darauf verwiesen hätte, dass sie das traditionell ja nicht durften. Genau diese Tradition soll ja geändert werden... Warum der Begriff der Ehe für viele Leute mit Hetero-Paaren verknüpft sein mag, liegt daran, dass sie aus biologischen Gründen die Mehrzahl stellen und es traditionell üblich war, Homosexualität an sich zu bestrafen. Irgendwie klingt es so, als hätten Schwule ja nun einige Jahrtausende Zeit gehabt, sich den Begriff Ehe auch für ihre Verbindung anzueignen, was sie aber versäumt haben und deswegen ist der Zug jetzt halt abgefahren. 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Epicureus Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 Ich finde es reichlich grotesk, bei Fragen, in denen Minderheiten Rechte eingeräumt werden sollen, die sie vorher nicht hatten, mit Traditionen zu argumentieren. Wenn also Frauen auch gern wählen wollen würden, wäre es ihnen gegenüber ein sinnvolles Argument gewesen, wenn man darauf verwiesen hätte, dass sie das traditionell ja nicht durften. Genau diese Tradition soll ja geändert werden... Nur mal so nebenbei: Fast alle Gegner der Ehe-Öffnung in diesem Thread sind heterosexuelle Männer. Was sagt uns das? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 (bearbeitet) Hier geht es um die reine Begrifflichkeit. Ich lehne den Begriff "Ehe" für eine Beziehung zweier gleichgeschlechtlicher Partner ab. So wie ich es ablehne, weiß als grün zu bezeichnen, obwohl doch ein weißes Telefon genauso ein Telefon ist als wie ein grünes. Ich akzeptiere jedoch (logischerweise), dass sich irgendwann die Sprache entsprechend weiter verändert - es geht ja bereits jetzt in diese Richtung - und dann der Begriff "Ehe" auf alle registrierten Partnerschaften angewendet wird. Ganz nebenbei: Ich spreche auch nicht von einer Ehe, wenn Leute nicht miteinander verheiratet sind und "wild" zusammenleben (wobei: "Wilde Ehe" ist ein obsoleter Begriff, wie Tangojüngling, Backfisch oder Milchbar). Und die meisten unverheirateten Paare, die ich kenne (die sind so in meinem Alter), danken es mir, denn sie legen Wert darauf, eben nicht verheiratet zu sein. Das ist ja nun eigentlich das definitive Gegenargument gegen deine eigene Position. Ein heterosexuelles, zusammenlebendes Paar mit gemeinsamen Kindern bildet ohne formelle Heirat also keine Ehe. Daraus folgt, dass für den Begriff Ehe weder die Kombination Mann/Frau noch das Zusammenleben oder gemeinsame Kinder konstituierend ist, sondern der formelle Akt der Heirat als Bekenntnis zweier Menschen zueinander. Die Debatte suggeriert aber nun gerade das Gegenteil. Sag ich doch die ganze Zeit. Die Ehe ist das eine, wer eine Ehe eingeht ist das andere. Da werden zwei Ebenen völlig durcheinandergeworfen. Vor allem kapieren viele nicht, dass Religiöse unter "Ehe" etwas völlig anderes verstehen als der Staat (und auch noch etwas völlig anderes als andere Religiöse) Solche Ebenen wie "nur ein Mann und eine Frau können überhaupt eine Ehe eingehen" das mag für religiösen Glauben passen, wo die leute ja auch glauben, dass Weihen durch falsche Chromosomen unwirksam gemacht werden und dergleichen mehr, für die staatliche Ehe ist das absurd. Zu dieser zu sagen, es sei keine Ehe mehr, wenn es jemand anders als ein Mann und eine Frau eingeht, ist ähnlich absurd, wie wenn man sagen würde, das Abitur konstituiert sich dadurch, dass es durch männliche Schüler abgelegt wird. Wenn weibliche Schüler eine Hochschulzugangsberechtigung ablegen, könne diese zwar genau die Folgen haben wie das Abitur, es könne kein Abitur sein, weil zum Abitur konstituierend dazugehört, dass es durch männliche Schüler abgeget wird. Man sollte Religion und Esoterik aus der Debatte heraushalten, jede Glaubensrichtung darf ihre eigenen Rituale und Zeremonien definieren und sie angedeihen lassen, wem auch immer die entsprechenden Gurus das erlauben, aber all das hat mit der staatlichen Ehe nichts zu tun. Ich wiederhole nochmal was eine staatliche Ehe ist: Zwei Menschen gebenöffentlich zu Protokoll, dass sie ihr Leben miteinander verbringen wollen, und die Gesellschaft nimmt das offiziell zur Kenntnis und wendet die dafür vorgesehenen staatlichen Regeln darauf an. Wer eine solche Ehe eingehen darf, darüber kann man gern diskutieren, wenn es vernünftige Argumente gibt, warum zwei Menschen gleichen Geschlechts das nicht tun siollten, dann bitte her damit. Und bitte bleibt mit Albernheiten weg wie "aber das muss nicht Ehe heissen, weil Ehe ist ein heiliges Sakrament". Ich nenne Blutwurst auch Blutwurst ohne damit christliche Rituale zu beleidigen. Werner bearbeitet 3. April 2013 von Werner001 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sokrates Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 Warum der Begriff der Ehe für viele Leute mit Hetero-Paaren verknüpft sein mag, liegt daran, dass sie aus biologischen Gründen die Mehrzahl stellen und es traditionell üblich war, Homosexualität an sich zu bestrafen. Das ist sachlich falsch. Der Begriff "Ehe" ist deshalb mit Hetero-Paaren verknüpft, weil der Ehebegriff zur Regulierung des Kinderkriegens diente, und dieses Privileg nach wie vor aus biologischen Gründen auf Hetero-Paare beschränkt ist. Dass Homosexualität weltweit geächtet war und bis vor kurzem selbst in unseren aufgeklärten Breiten noch (zumindest bei Männern) strafrechtlich verfolgt wurde, ist ein interessantes soziobiologisches Phänomen, über dessen Ursachen meiner Kenntnis nach noch keine anerkannte wissenschaftliche Theorie existiert. Man kann allerdings aus allgemeinen evolutionsbiologischen Gründen annehmen, dass eine derartig weitverbreitete soziologische Praxis eine gesellschaftliche Funktion hatte, die man bloß noch nicht kennt und deren kausale Grundlagen in modernen Gesellschaften womöglich (oder wahrscheinlich) weggefallen ist. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Clown Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 Na, der Zug ist ja nun schon abgefahren. Ich vergaß diesen Punkt in meiner obigen Antwort, daher noch mal eine Antwort auf des selbe Posting: Ja da gebe ich dir recht, der Zug ist abgefahren. Da hat man, Pressure- und Lobbygroups folgend, ein Gesetz erlassen, mit dem sich der Staat in Dinge eingemischt hat, die ihn nichts angehen sollten, und völlig überflüssige "eingetragene Partnerschaften" staatlich geregelt. Da gilt mein Standardspruch: Regierungen, die regieren können, lösen die Eurokrise, organisieren die Energiewende, bauen erforderliche Flughäfen, Bahnhöfe und Autobahnen, sorgen für ein arbeitsmarktfreundliches ökonomisches Gesamtklima und finden ein Endlager für den Atomüll. Regierungen, die zu blöd zum Regieren sind, verbieten das Rauchen und den Verkauf von Alkohol nach 22 Uhr, normieren die Dicke von Zwiebelhälsen, damit nur richtige Zwiebeln auch "Zwiebeln" heißen dürfen, schreiben vor, dass zu fette Speisen mit roten Punkten gekennzeichnet werden müssen, senken die Mehrwertsteuer für Hotelübernachtungen, erlassen ein Antidiskriminierungsgesetz und führen Lebenspartnerschaften für Gleichgeschlechtliche ein. Oder kurz: "Operative Hektik ersetzt geistige Windstille". Homosexuellen Paaren die Möglichkeit zur Begründung einer rechtlich anerkannten Lebenspartnerschaft/Ehe zu geben, ist keinesfalls "operative Hektik", sondern die Erfüllung einer Forderung elementarer Gerechtigkeit. Es ist zutiefst ungerecht, wenn homosexuelle Paare dem Gesetz als Fremde gegenüberstehen, gegeneinander Zeugnis im Strafprozess ablegen müssen und im Erbgang einen guten Teil ihres Vermögens dem Staat abliefern dürfen. Dass du dir in der Rolle des schwulenfressenden Chauvinisten mehr und mehr gefällst, kann den Lesern dieses Forums kaum verborgen bleiben. Dass dies dazu führt, dass du Positionen vertrittst, die in ihrer intellektuellen Armut deiner unwürdig sind, ist mir zumindest neu. Ich verbuche das als Bestätigung meiner schon länger gehegten These, dass auch Überzeugungen, die anfangs mehr aus Provokation und Trotz zur Schau gestellt werden, irgendwann auf die Person durchschlagen. 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Clown Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 Dass Homosexualität weltweit geächtet war und bis vor kurzem selbst in unseren aufgeklärten Breiten noch (zumindest bei Männern) strafrechtlich verfolgt wurde, ist ein interessantes soziobiologisches Phänomen, über dessen Ursachen meiner Kenntnis nach noch keine anerkannte wissenschaftliche Theorie existiert. Man kann allerdings aus allgemeinen evolutionsbiologischen Gründen annehmen, dass eine derartig weitverbreitete soziologische Praxis eine gesellschaftliche Funktion hatte, die man bloß noch nicht kennt und deren kausale Grundlagen in modernen Gesellschaften womöglich (oder wahrscheinlich) weggefallen ist. Es dürfte viel zu simplifizierend sein, die Geschichte der "Homosexualität" (der Begriff ist unglücklich, weil er sehr neu ist) als 5000 Jahre Unterdrückung bis zum CSD zu beschreiben. Der Umgang der Gesellschaft mit dem, was wir heute Homosexualität nennen, war vielschichtiger, weit davon entfernt einheitlich zu sein und schwankte zwischen Phasen von Laissez-faire und Repression. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Epicureus Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 (bearbeitet) Homosexuellen Paaren die Möglichkeit zur Begründung einer rechtlich anerkannten Lebenspartnerschaft/Ehe zu geben, ist keinesfalls "operative Hektik", sondern die Erfüllung einer Forderung elementarer Gerechtigkeit. Es ist zutiefst ungerecht, wenn homosexuelle Paare dem Gesetz als Fremde gegenüberstehen, gegeneinander Zeugnis im Strafprozess ablegen müssen und im Erbgang einen guten Teil ihres Vermögens dem Staat abliefern dürfen. Dass du dir in der Rolle des schwulenfressenden Chauvinisten mehr und mehr gefällst, kann den Lesern dieses Forums kaum verborgen bleiben. Dass dies dazu führt, dass du Positionen vertrittst, die in ihrer intellektuellen Armut deiner unwürdig sind, ist mir zumindest neu. Ich verbuche das als Bestätigung meiner schon länger gehegten These, dass auch Überzeugungen, die anfangs mehr aus Provokation und Trotz zur Schau gestellt werden, irgendwann auf die Person durchschlagen. Wow. Respekt. Und interessant, dass ich nicht der einzige bin, der das hier so sieht. bearbeitet 3. April 2013 von Epicureus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 Hängen eigentlich die Verdammung der (männlichen) Homosexualität, der Kult um die Jungfräulichkeit und die Zirkumzision als Mittel der Unterdrückung gelebter Sexualität mit der kulturellen Evolution zusammen? Anders gefragt: War die Reglementierung der Sexualität ein evolutionärer Vorteil im Bezug auf die erreichbare Höhe des kulturellen Niveaus? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Clown Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 Wow. Respekt. Und interessant, dass ich nicht der einzige bin, der das hier so sieht. Ich möchte allerdings noch anmerken, dass deine Art und Weise, hier LGBT-Themen zu vertreten, durchaus als Propaganda gegen die Homo-Ehe zu werten ist. Ebenso muss ich zugestehen, dass die berechenbare Art und Weise wie du auf bestimmte Trigger hin austickst, etwas verführerisches hat, wenn man auf solche Dinge steht. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Wiebke Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 Dann ist auch nicht ersichtlich, warum ausgerechnet die Zahl "zwei" und die Fixierung auf das "Paar" wichtig sein sollte. Warum nicht ein Mann und vier Frauen (wäre bei Zwangsheiraten und familienzusammenführung aus Anatolien hilfreich), oder ein reicher alter Mann und 30 minderjährige Haremsfrauen (wäre beim Zeugnisverweigerungsrecht hilfreich z.B. für Berlusconi). Doch, aber das hab ich schon so oft erläutert, dass ich nicht mal mehr Lust hab, dafür die Suchfunktion anzuwerfen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rince Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 Hängen eigentlich die Verdammung der (männlichen) Homosexualität, der Kult um die Jungfräulichkeit und die Zirkumzision als Mittel der Unterdrückung gelebter Sexualität mit der kulturellen Evolution zusammen? Anders gefragt: War die Reglementierung der Sexualität ein evolutionärer Vorteil im Bezug auf die erreichbare Höhe des kulturellen Niveaus? Gibt/Gab es Hochkulturen, in denen die Homosexualität verdammt wird/wurde? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 Anders gefragt: War die Reglementierung der Sexualität ein evolutionärer Vorteil im Bezug auf die erreichbare Höhe des kulturellen Niveaus? Mit Evolution hat das nichts zu tun. Eher mit Machtausübung. Dass sich vor allem die Machthaber fortpflanzen, ist nicht unbedingt ein evolutionärer Vorteil Werner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sokrates Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 Homosexuellen Paaren die Möglichkeit zur Begründung einer rechtlich anerkannten Lebenspartnerschaft/Ehe zu geben, ist keinesfalls "operative Hektik", sondern die Erfüllung einer Forderung elementarer Gerechtigkeit. Es ist zutiefst ungerecht, wenn homosexuelle Paare dem Gesetz als Fremde gegenüberstehen, gegeneinander Zeugnis im Strafprozess ablegen müssen und im Erbgang einen guten Teil ihres Vermögens dem Staat abliefern dürfen. Genau dieses Ungerechtigkeitsargument sehe ich nicht ein. Ist es dann auch ungerecht, wenn der aus Anatolien zugewanderte Moslem nur bei einer seiner vier Frauen ein Zeugnisverweigerungsrecht hat, und die anderen drei ihm vor dem Gesetz als Fremde gegenüberstehen? Was ist der Grund für eine Privilegierung der Paarbeziehung gegenüber anderen Beziehungen? Gibt es überhaupt eine signifikant hohe Anzahl von dauerhaften homosexuellen Paarbeziehungen? Man kann aus biologischen Gründen annehmen, dass dies wenn, dann vor allem bei Frauen der Fall ist, weil bei Männern das Fremdgehen praktisch zur Verhaltens-Erbmasse gehört. Von daher sind Dinge wie Reduktion der Erbschaftssteuer oder Zeugnisverweigerung vor Gericht als eine augewählte Privilegierung ausgewählter Gruppen zu betrachten. Wenn man das Gerechtigkeitsargument ernst nimmt (bzw. für so ernst ansieht, dass man es in betracht ziehen muss), müsste man eher an eine Reduktion der Privilegien auf Gruppen für die es wirklich angebracht ist, denken, als an eine Ausweitung derselben. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 Hängen eigentlich die Verdammung der (männlichen) Homosexualität, der Kult um die Jungfräulichkeit und die Zirkumzision als Mittel der Unterdrückung gelebter Sexualität mit der kulturellen Evolution zusammen? Anders gefragt: War die Reglementierung der Sexualität ein evolutionärer Vorteil im Bezug auf die erreichbare Höhe des kulturellen Niveaus? Gibt/Gab es Hochkulturen, in denen die Homosexualität verdammt wird/wurde? Es wohl eher ein Zeichen von Kultur, die Verdammung zu verdammen. Auch wenn Herr Laun anderer Ansicht ist. Werner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rince Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 (bearbeitet) Gibt es überhaupt eine signifikant hohe Anzahl von dauerhaften homosexuellen Paarbeziehungen? Man kann aus biologischen Gründen annehmen, dass dies wenn, dann vor allem bei Frauen der Fall ist, weil bei Männern das Fremdgehen praktisch zur Verhaltens-Erbmasse gehört. Dann sind alle Kuckuckskinder Produkte von Vergewaltigungen, weil Frauen ja niemals nicht fremdgehen? Als Nacht-Lektüre: http://www.welt.de/partnerschaft/article972954/Warum-Frauen-eher-fremdgehen-als-Maenner.html bearbeitet 3. April 2013 von rince Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 Gibt es überhaupt eine signifikant hohe Anzahl von dauerhaften homosexuellen Paarbeziehungen? Man kann aus biologischen Gründen annehmen, dass dies wenn, dann vor allem bei Frauen der Fall ist, weil bei Männern das Fremdgehen praktisch zur Verhaltens-Erbmasse gehört. Dann sind alle Kuckuckskinder Produkte von Vergewaltigungen, weil Frauen ja niemals nicht fremdgehen? Auch bei Heteros wird das Zeugnisverweigerungsrecht und die Erbschaftssteuer nicht von der sexuellen Treue in der Beziehung abhängig gemacht. Soki bringt mehrere Ebenen durcheinander. Heteros müssen für das Zeugnisverweigerungsrecht ja auch gar nicht heiraten. Sie müssen nur behaupten, das irgendwann einmal tun zu wollen. Werner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Epicureus Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 (bearbeitet) ch möchte allerdings noch anmerken, dass deine Art und Weise, hier LGBT-Themen zu vertreten, durchaus als Propaganda gegen die Homo-Ehe zu werten ist. Ebenso muss ich zugestehen, dass die berechenbare Art und Weise wie du auf bestimmte Trigger hin austickst, etwas verführerisches hat, wenn man auf solche Dinge steht. Das sei Dir unbenommen. Ich weiß, dass ich hier keinen konsensfähigen Diskussionsstil pflege - aber den habe ich von Anfang an hier im Forum nicht gehabt, wenn es um das Thema HS ging. Ich trete hier aggressiv auf und bin nicht besonders konziliant. Es mag gewiss ruhigere und besonnenere LGBT-Vertreter geben. Aber warum sollte ich mich verbiegen? Meine Erfahrung ist, dass man mit Ruhe und Besonnenheit noch weniger erreicht. bearbeitet 3. April 2013 von Epicureus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Wiebke Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 Ist es dann auch ungerecht, wenn der aus Anatolien zugewanderte Moslem nur bei einer seiner vier Frauen ein Zeugnisverweigerungsrecht hat, und die anderen drei ihm vor dem Gesetz als Fremde gegenüberstehen? Nicht dass ich das für einen diskussionsrelevanten Aspekt hielte, aber ich möchte darauf hinweisen, dass das ein Problem des türkischen und nicht des deutschen Rechts ist, weswegen wir uns da zu verzetteln drohen. Es ist nämlich der türkische Staat, der hier die Anerkennung von mehr als einer Ehefrau verweigert. Wäre der Moslem aus Marokko eingewandert und dabei schon rechtsgültig mit seinen vier Frauen verheiratet gewesen, dann dürften sie auch alle vier ein Zeugnisverweigerungsrecht haben. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sokrates Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 Es ist nämlich der türkische Staat, der hier die Anerkennung von mehr als einer Ehefrau verweigert. Wäre der Moslem aus Marokko eingewandert und dabei schon rechtsgültig mit seinen vier Frauen verheiratet gewesen, dann dürften sie auch alle vier ein Zeugnisverweigerungsrecht haben. In Deutschland werden Vielehen anerkannt? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Epicureus Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 (bearbeitet) Gibt es überhaupt eine signifikant hohe Anzahl von dauerhaften homosexuellen Paarbeziehungen? Man kann aus biologischen Gründen annehmen, dass dies wenn, dann vor allem bei Frauen der Fall ist, weil bei Männern das Fremdgehen praktisch zur Verhaltens-Erbmasse gehört. Millionen Kunden von Prostituierten pro Jahr sind demnach alles Singles? Du wirst immer wunderlicher, Alterchen. Immer wunderlicher. bearbeitet 3. April 2013 von Epicureus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
MountainKing Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 Warum der Begriff der Ehe für viele Leute mit Hetero-Paaren verknüpft sein mag, liegt daran, dass sie aus biologischen Gründen die Mehrzahl stellen und es traditionell üblich war, Homosexualität an sich zu bestrafen. Das ist sachlich falsch. Der Begriff "Ehe" ist deshalb mit Hetero-Paaren verknüpft, weil der Ehebegriff zur Regulierung des Kinderkriegens diente, und dieses Privileg nach wie vor aus biologischen Gründen auf Hetero-Paare beschränkt ist. Nun hat eine derartige Regulierung erstens sowieso nie wirklich funktioniert (Kuckuckskinder) und sie ist schon seit längerer Zeit in modernen Gesellschaften dazu auch weder nötig noch wird sie dementsprechend genutzt. Darauf habe ich ja heute morgen schon hingewiesen, es gab für die Ehe wesentlich einschneidendere Änderungen als es eine Öffnung für Homosexuelle je bedeuten könnte. Selbst wenn der Ehebegriff dementsprechend weiter "genutzt" werden würde/sollte, ist unverständlich, wo homosexuelle Ehen diesbezüglich für die Ehen, die tatsächlich klassisch eigene Kinder zeugen irgendwelche Folgen haben soll. Zudem ist die Notwendigkeit einer Ehe für das Kinderkriegen nicht vorhanden, für die Kinderaufzucht hat sie hingegen zweifellos Vorteile, vor allem im Hinblick auf eine größere Sicherheit für den Mann, was die Weitergabe seiner Gene betrifft. Man kann allerdings aus allgemeinen evolutionsbiologischen Gründen annehmen, dass eine derartig weitverbreitete soziologische Praxis eine gesellschaftliche Funktion hatte, die man bloß noch nicht kennt und deren kausale Grundlagen in modernen Gesellschaften womöglich (oder wahrscheinlich) weggefallen ist. Wenn man dementsprechend keine gesellschaftliche Funktion benennen kann, sehe ich allerdings auch keinen Grund, sie zur Grundlage der praktischen Politik zu machen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Clown Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 Genau dieses Ungerechtigkeitsargument sehe ich nicht ein. Ist es dann auch ungerecht, wenn der aus Anatolien zugewanderte Moslem nur bei einer seiner vier Frauen ein Zeugnisverweigerungsrecht hat, und die anderen drei ihm vor dem Gesetz als Fremde gegenüberstehen? Was ist der Grund für eine Privilegierung der Paarbeziehung gegenüber anderen Beziehungen? Ich sehe die Durchschlagskraft des Polygamie-Arguments nicht. Weder ist es bei der Ausgestaltung des geltenden Rechts dem Staat verwehrt, Praktikabilitäts- und Effektivitätsüberlegungen miteinfließen zu lassen - was gegen die Zulassung von Poly-Ehen spricht. Noch ist es ausgeschlossen, dass Rechtsinstitute sich an den konkreten Lebensbedingungen der Bevölkerung orientieren. Für eine Poly-Ehe dürfte momentan kein Bedarf bestehen. Gibt es überhaupt eine signifikant hohe Anzahl von dauerhaften homosexuellen Paarbeziehungen? Erstens ist es schon im Ansatz verfehlt, die Berechtigung eines Rechtsinstituts an der zahlenmäßigen Nachfrage festzumachen. Das Transsexuellengesetz ist gerecht und notwendig, auch wenn es nur wenige Menschen betrifft. Zweitens gibt es ca. 20.000 Verpartnerte in Deutschland. Es dürfte also eine signifikant hohe Anzahl geben. Man kann aus biologischen Gründen annehmen, dass dies wenn, dann vor allem bei Frauen der Fall ist, weil bei Männern das Fremdgehen praktisch zur Verhaltens-Erbmasse gehört. Eine solche Beobachtung erscheint mir ähnlich valide wie Weihbischof Launs Erkenntnisse auf dem Gebiet der Sexualität. Von daher sind Dinge wie Reduktion der Erbschaftssteuer oder Zeugnisverweigerung vor Gericht als eine augewählte Privilegierung ausgewählter Gruppen zu betrachten. Wenn man das Gerechtigkeitsargument ernst nimmt (bzw. für so ernst ansieht, dass man es in betracht ziehen muss), müsste man eher an eine Reduktion der Privilegien auf Gruppen für die es wirklich angebracht ist, denken, als an eine Ausweitung derselben. Die Argumentation mit dem Gleichheitssatz hat es so an sich, dass Gleichheit immer in zwei Richtungen herstellbar ist: durch Ausweitung oder Einschränkung. Ich denke, dass es eine Ausprägung des Allgemeinen Persönlichkeitsrechts ist, dass der Staat einen Rückzugsraum zur Verfügung steht, in den er nicht eindringen wird. Einer Einschränkung, die ohnehin nur durch Verfassungsänderung möglich wäre, ist daher abzulehnen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 3. April 2013 Melden Share Geschrieben 3. April 2013 (bearbeitet) Wenn ich daran denke, daß in der Zirkumzisionsdebatte genau umgekehrt argumentiert wurde... (Nur wenige Opfer? Pah. Leider Kollateralschäden... Gleichheit von Mädchen und Jungen? Pah. Gestaltungsfreiheit der Politik!) bearbeitet 3. April 2013 von Flo77 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Recommended Posts
Join the conversation
You can post now and register later. If you have an account, sign in now to post with your account.