Ennasus Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 [ Emotionalität in Diskussionen grundsätzlich für ein Zeichen für unfreie Systeme zu erklären, halte ich jedenfalls für völlig falsch. Die Frage ist, wofür man sich da engagiert und wofür man die Energie einsetzt, die dabei frei wird und wie man sie verwendet. Die Emotion als Motiv ist ungefährlich, nur in der Diskussion selbst hat sie nichts verloren. Sie verhindert das Zuhören und tendiert zur Verletzung des Gegenübers. Eine freiheitliche Demokratie funktioniert nur, wenn ein hinreichend großer Teil der Bürger zu dieser Kulturleistung fähig ist. Sonst wird letztlich der Mob entscheiden und mit seinen Methoden das gerade für gut Befundene durchsetzen. Minderheiten sind dann die ersten, die dran glauben müssen. Und es ist naiv zu glauben, daß sich der Mob dann von irgend jemand nachhaltig leiten lassen könnte. - Wer's nicht glaubt, mache die Probe: Was haben x-beliebig ausgewählte historische Groß-Greuel wirklich gemeinsam? Ich muss da erst noch drüber nachdenken, mir kommt vor, da mischt sich viel durcheinander. Was heißt "Emotion als Motiv"? Das wäre m.E. genau dann der Fall, wenn ich aufgehetzt werde und mich an meinen Emotionen (bzw. in dem Fall wohl besser an meinen Affekten) berausche und sie als Motivation und Legitimation für mein Handeln nehme. Da geht es nicht primär um ein mir wichtiges Anliegen, sondern mein Wütendsein oder meine Angst macht mich zu einem bereitwilligen Werkzeug für den, der diese geballte Energie in mir geweckt hat und mich nun für seine Zwecke benutzen kann. Wovon ich geredet habe, ist was anderes: mir ging es um die Bereitschaft, mich anrühren zu lassen von Not oder Verzweiflung, mitzuleiden und mich emotional nicht zu verschließen. Das Motiv wäre da eine schlimme Situation, eine negative Erfahrung - und meine Emotion Teil meiner Antwort darauf. Ich sehe das auch so, dass es eine notwendige Kulturleistung ist, mit seinen Emotionen bewusst umzugehen. Sein Handeln nicht nur davon bestimmen zu lassen, sondern das Fühlen in einen Dialog zum Denken zu bringen und dann erst zu handeln. Du hast schon recht, wenn das nicht gelingt, ist kein Gespräch möglich und kein friedliches Zusammenleben. Aber was mir auch wichtig ist: wenn man das lernt, diese seelische Energie der Affekte zu "domestizieren" (um Udalricus` Wortwahl zu übernehmen), wandert das, was bewusst wahrgenommen und zugelassen wird, immer mehr "in den Kopf" und wird immer "blutärmer". Je differenzierter die Emotionalität eines Menschen wird, desto weiter weg ist sie auch vom Kochen der Wut und damit von der Kraft dieses Menschen. Sie wird immer schwächlicher. Das will ich nicht. Ich denke, es muss Wege geben, wie man die Emotionalität und Kraft mitnehmen kann ohne das Zerstörerische darin. Und ich glaube, die gibt es auch. Indem ich meine Emotion zulasse, sie aber als meine Emotion wahrnehme und mir bewusst mache, werden sie zu meiner Antwort auf eine bestimmte Situation. Sie ist dann nicht mehr die rohe Kraft des Affekts, die mich blind reagieren lässt, sondern mein ganz persönlicher Zorn ("das will ich nicht dulden!"), der mir die Kraft gibt, mich abzugrenzen, nein zu sagen und zuzupacken. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Aristippos Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 (bearbeitet) Das wird nicht nach irgendwelchem tatsächlichen Bedarf diskutiert. Der politische Diskurs verschiebt sich von der pragmatischen auf die moralische Ebene, was immer ein Anzeichen für einen geringeren Freiheitsgrad in einer Gesellschaft ist. Typisch für unfreie Systeme ist auch der hohe Grad an Emotionalisierung der Diskussion, der zur Mobilisierung hinreichender Zahlen nützlicher I****** taugt. Diese Passage finde ich sehr interessant. Du scheinst hier die Meinung zu vertreten, dass diejenigen, die die Ehe für Homosexuelle öffnen wollen, um damit dem nachweislich vorhandenen Bedarf dieser Gruppe entgegenzukommen, "moralisch" argumentieren, während die Argumente der Gegenseite, das sei eine Ausgeburt der Hölle, widernatürlich und der Untergang der Gesellschaft, "pragmatisch" sind. Diese Einschätzung zu beurteilen möge nun jedem selbst überlassen bleiben... Jedoch stimme ich dir vollkommen zu, dass eine Emotionalisiserung dieser Diskussion nicht wünschenswert ist und höchstens dazu dient, einen Haufen nützlicher ldioten auf die Straße zu bekommen. Das konnte man ja vor ein paar Wochen in Frankreich zur Genüge beobachten. bearbeitet 4. April 2013 von Aristippos 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 ...Ich sehe es so, dass die Domestizierung der Sexualität gewaltige innere Kräfte freisetzt. Diese können sich nun sowohl in großen kulturellen Leistungen niederschlagen, aber auch in gewaltigen kriegerischen Auseinandersetzungen. Was das Pendel in welche Richtung ausschlage lässt, wage ich allerdings nicht zu beurteilen. was ist die domestizierung der sexualität? Ich verstehe darunter, dass ich mich nicht wie ein Tier verhalte. Ich fürchte, Udal versteht darunter, dass man sich an obskure und unsinnige religöse Vorschriften hält (was für mich nur im Ergebnis anders ist als die tierische Stufe) Werner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Epicureus Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 Domestizierung der Sexualität bedeutet: Verzicht auf Oral-, Anal-, Schenkel- und Brustverkehr. Kein Fetischsex, kein S/M, nichts. Nur noch gottgefällige Missionarsstellung bei gelöschtem Licht, ohne Kontrazeptiva und nur an den fruchtbaren Tagen der katholischen Zuchtstute. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Epicureus Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 Das wird nicht nach irgendwelchem tatsächlichen Bedarf diskutiert. Der politische Diskurs verschiebt sich von der pragmatischen auf die moralische Ebene, was immer ein Anzeichen für einen geringeren Freiheitsgrad in einer Gesellschaft ist. Typisch für unfreie Systeme ist auch der hohe Grad an Emotionalisierung der Diskussion, der zur Mobilisierung hinreichender Zahlen nützlicher I****** taugt. Diese Passage finde ich sehr interessant. Du scheinst hier die Meinung zu vertreten, dass diejenigen, die die Ehe für Homosexuelle öffnen wollen, um damit dem nachweislich vorhandenen Bedarf dieser Gruppe entgegenzukommen, "moralisch" argumentieren, während die Argumente der Gegenseite, das sei eine Ausgeburt der Hölle, widernatürlich und der Untergang der Gesellschaft, "pragmatisch" sind. Diese Einschätzung zu beurteilen möge nun jedem selbst überlassen bleiben... Jedoch stimme ich dir vollkommen zu, dass eine Emotionalisiserung dieser Diskussion nicht wünschenswert ist und höchstens dazu dient, einen Haufen nützlicher ldioten auf die Straße zu bekommen. Das konnte man ja vor ein paar Wochen in Frankreich zur Genüge beobachten. Diese Einlassung kams ist in der Tat lachhaft. Sind es doch gerade die Homo-Ehen-Gegner, die keinerlei rationalen Argumente zur Hand haben. Die nur noch die Schwurbelmaschine anwerfen können, aus der dann Äußerungen wie "Untergang des Abendlandes", "widernatürliche Unzucht" oder "Angriff auf Ehe und Familie" flatulieren. Das ist alles so schlecht und unterirdisch, dass man damit keinen mehr hinterm Ofen hervorlocken kann - außer natürlich Rechtsextreme, Katholiban, Evangelikale oder Islamisten. Diese Gruppen proben ja schon länger einen Schulterschluss. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 Ich sehe es so, dass die Domestizierung der Sexualität gewaltige innere Kräfte freisetzt. Diese können sich nun sowohl in großen kulturellen Leistungen niederschlagen, aber auch in gewaltigen kriegerischen Auseinandersetzungen. Was das Pendel in welche Richtung ausschlage lässt, wage ich allerdings nicht zu beurteilen. Dass unterdrückte Sexualität zu kriegerischen Auseinandersetzungen führen kann halte ich für nachvollziehbar, aber wie soll eine Domestizierung von Sexualität zu großen kulturellen Leistungen führen? Könntest du das bitte begründen? Nun, die Kultur der Klöster spricht doch für sich. War das die Unterdrückung der Sexualität oder die Möglichkeit, unabhängig von der Sorge um das tägliche Brot sich der geistigen Beschäftigung widmen zu können? Werner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
masamale Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 Ist Zuchtstute jetzt ein Haustier? masamale versucht zu nivellieren Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Epicureus Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 Ist Zuchtstute jetzt ein Haustier? masamale versucht zu nivellieren Die Frau ist nach traditionellem katholischem Eheverständnis eine Art Haustier, ja. Die ihren Wirkungskreis möglichst nur zum Essen einholen, Kinder abholen oder zwecks Kirchenbesuchs verlassen darf. Die sich in regelmäßigen, streng festgelegten Zeitfenstern beschlafen lassen darf, um ihrem Ernährer ein Kind zu schenken. Und die ansonsten den Mund zu halten hat. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 Es wäre der Diskussion zuträglich, wenn du die Albernheiten der Gegenseite überlassen würdest. Werner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
helmut Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 Es wäre der Diskussion zuträglich, wenn du die Albernheiten der Gegenseite überlassen würdest. Werner warum? albern is epi gut zu ertragen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Epicureus Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 Wollt Ihr wirklich einen seriösen, ernsthaften Epi? Dann müsste ich mich glatt in Platonicus umbenennen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Udalricus Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 [ Emotionalität in Diskussionen grundsätzlich für ein Zeichen für unfreie Systeme zu erklären, halte ich jedenfalls für völlig falsch. Die Frage ist, wofür man sich da engagiert und wofür man die Energie einsetzt, die dabei frei wird und wie man sie verwendet. Die Emotion als Motiv ist ungefährlich, nur in der Diskussion selbst hat sie nichts verloren. Sie verhindert das Zuhören und tendiert zur Verletzung des Gegenübers. Eine freiheitliche Demokratie funktioniert nur, wenn ein hinreichend großer Teil der Bürger zu dieser Kulturleistung fähig ist. Sonst wird letztlich der Mob entscheiden und mit seinen Methoden das gerade für gut Befundene durchsetzen. Minderheiten sind dann die ersten, die dran glauben müssen. Und es ist naiv zu glauben, daß sich der Mob dann von irgend jemand nachhaltig leiten lassen könnte. - Wer's nicht glaubt, mache die Probe: Was haben x-beliebig ausgewählte historische Groß-Greuel wirklich gemeinsam? Ich muss da erst noch drüber nachdenken, mir kommt vor, da mischt sich viel durcheinander. ... Ich habe auch darüber nachgedacht und meine, Kam geht es darum, zu verhindern, dass Emotionalität als unfaire Waffe in der Diskussion eingesetzt wird. Ich erlebe es sehr oft, dass Gesprächspartner mit emotionalen Ausbrüchen Widerspruch verhindern wollen und durch Mitleid auf ihre Seite ziehen wollen. Denn wer gegen emotionale Ausbrüche argumentiert, steht optisch auf der Verliererstraße. Zum anderen fällt es sehr schwer, Argumente zu finden gegen Aussagen wie: "Mich macht das aber sehr betroffen!" oder "Ich nehme hier eine große Gefühlskälte wahr!" ... um nur ein paar Beispiele zu nennen .... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Aristippos Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 Ich sehe es so, dass die Domestizierung der Sexualität gewaltige innere Kräfte freisetzt. Diese können sich nun sowohl in großen kulturellen Leistungen niederschlagen, aber auch in gewaltigen kriegerischen Auseinandersetzungen. Was das Pendel in welche Richtung ausschlage lässt, wage ich allerdings nicht zu beurteilen. Dass unterdrückte Sexualität zu kriegerischen Auseinandersetzungen führen kann halte ich für nachvollziehbar, aber wie soll eine Domestizierung von Sexualität zu großen kulturellen Leistungen führen? Könntest du das bitte begründen? Nun, die Kultur der Klöster spricht doch für sich. War das die Unterdrückung der Sexualität oder die Möglichkeit, unabhängig von der Sorge um das tägliche Brot sich der geistigen Beschäftigung widmen zu können? Werner Ich denke, damals war das erstere noch die Voraussetzung des letzteren. Denn eine Ausübung der Sexualität hätte früher oder später zu Kindern geführt, und wer Kinder hat, kann sich nicht mehr uneingeschränkt der geistigen Beschäftigung widmen. Ich denke, Nichtfortpflanzung ihrer Träger war eine wichtige Voraussetzung der Klosterkultur. Heute kann man diese Voraussetzung natürlich auch anders haben und muss nicht auf die Sexualität verzichten. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Epicureus Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 Ich erlebe es sehr oft, dass Gesprächspartner mit emotionalen Ausbrüchen Widerspruch verhindern wollen und durch Mitleid auf ihre Seite ziehen wollen. Denn wer gegen emotionale Ausbrüche argumentiert, steht optisch auf der Verliererstraße. Zum anderen fällt es sehr schwer, Argumente zu finden gegen Aussagen wie: "Mich macht das aber sehr betroffen!" oder "Ich nehme hier eine große Gefühlskälte wahr!" Genau das Gegenteil ist der Fall. Die meisten Menschen sind eher genervt, wenn Diskussionspartner allzusehr ins Gefühlige verfallen. Wie könnte es sonst sein, dass etwas Bundeskanzlerin Merkel (ein Ausbund an Gefühlsarmut) so viel positiver wahrgenommen wird als etwas Dauerheulsuse Claudia Roth? Die Zeiten, da emotionale Betroffenheit noch großartig goutiert wurde, sind lange vorbei. Such mal in den 70er/80er Jahren, da wirst Du fündig. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sokrates Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 Ich denke, damals war das erstere noch die Voraussetzung des letzteren. Denn eine Ausübung der Sexualität hätte früher oder später zu Kindern geführt, und wer Kinder hat, kann sich nicht mehr uneingeschränkt der geistigen Beschäftigung widmen. Ich denke, Nichtfortpflanzung ihrer Träger war eine wichtige Voraussetzung der Klosterkultur. Ich denke auch, das dies die richtige Erklärung des Phänomens ist. Der Mythos, dass durch Verzicht auf sexualität andere Kräfte freigesetzt werden, ist immer noch weitverbreitet in der Pop-Psychologie. Bei Sportlern galt es lange Zeit als förderlich, vor dem Wettkampf längere Zeit auf Sex zu verzichten. Ich erinnere mich daran, dass früher mit solchen Begründungen Fußballerfrauen von den WM-Hotels ferngehalten wurden. aber wie gesagt, es dürfte ein Mythos sein, und heute kommen die Spielerfrauen ganz selbstverständlich ins Hotel. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Epicureus Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 Denn eine Ausübung der Sexualität hätte früher oder später zu Kindern geführt, und wer Kinder hat, kann sich nicht mehr uneingeschränkt der geistigen Beschäftigung widmen. Ich denke, Nichtfortpflanzung ihrer Träger war eine wichtige Voraussetzung der Klosterkultur. Heute kann man diese Voraussetzung natürlich auch anders haben und muss nicht auf die Sexualität verzichten. Sex im Kloster wird es aber quer durch alle Jahrhunderte gegeben haben. Im Zweifelsfall wurde die geborene Leibesfrucht "fachgerecht entsorgt", vorher abgetrieben oder heimlich zur Adoption freigegeben. Auch schwulen Sex gab es landauf, landab. Es ist gewiss kein Phänomen der Neuzeit, dass ein größerer Teil des Ordenspersonals homosexuell veranlagt ist. Wenn man aber Sexualität öffentlich kategorisch negiert, verbannt und dämonisiert, diese aber trotzdem im Hinterzimmer stattfindet - dann führt das unweigerlich zu innerpsychischen Konflikten. Zu psychischen Störungen und Krankheiten. Zu unmenschlichen Verdrängungsleistungen und gespaltenen Persönlichkeiten. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 Ich sehe es so, dass die Domestizierung der Sexualität gewaltige innere Kräfte freisetzt. Diese können sich nun sowohl in großen kulturellen Leistungen niederschlagen, aber auch in gewaltigen kriegerischen Auseinandersetzungen. Was das Pendel in welche Richtung ausschlage lässt, wage ich allerdings nicht zu beurteilen. Dass unterdrückte Sexualität zu kriegerischen Auseinandersetzungen führen kann halte ich für nachvollziehbar, aber wie soll eine Domestizierung von Sexualität zu großen kulturellen Leistungen führen? Könntest du das bitte begründen? Nun, die Kultur der Klöster spricht doch für sich. War das die Unterdrückung der Sexualität oder die Möglichkeit, unabhängig von der Sorge um das tägliche Brot sich der geistigen Beschäftigung widmen zu können? Werner Ich denke, damals war das erstere noch die Voraussetzung des letzteren. Denn eine Ausübung der Sexualität hätte früher oder später zu Kindern geführt, und wer Kinder hat, kann sich nicht mehr uneingeschränkt der geistigen Beschäftigung widmen. Ich denke, Nichtfortpflanzung ihrer Träger war eine wichtige Voraussetzung der Klosterkultur. Heute kann man diese Voraussetzung natürlich auch anders haben und muss nicht auf die Sexualität verzichten. Aber ein Bauer oder Tagelöhner hätte völlig auf Sexualität verzichten können und trotzdem keine Möglichkeit für große kulturelle Leistungen gehabt. Der Verzicht auf Sexualität ist also kein Selbstzweck, allenfalls zeitweilig ein Mittel zum Zweck. Und schon gar nicht sind irgendwelche kruden religiösen Sexualmoralgebote ursächlich oder auch nur zwingend hilfreich für die Erbringung kultureller Leistungen. Werner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
helmut Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 ...Ich erlebe es sehr oft, dass Gesprächspartner mit emotionalen Ausbrüchen Widerspruch verhindern wollen und durch Mitleid auf ihre Seite ziehen wollen. ... mit ganz schwacher emotionalität denke ich: du kannst nichts wissen über das "wollen" eines anderen. selbst dein wollen ist für dich nicht sicher erkennbar. zuviel kommt aus dem unterbewußtsein, aus deinem vorerleben. und du maßt dir an, es bei anderen feststellen zu können. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
helmut Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 Ich erlebe es sehr oft, dass Gesprächspartner mit emotionalen Ausbrüchen Widerspruch verhindern wollen und durch Mitleid auf ihre Seite ziehen wollen. Denn wer gegen emotionale Ausbrüche argumentiert, steht optisch auf der Verliererstraße. Zum anderen fällt es sehr schwer, Argumente zu finden gegen Aussagen wie: "Mich macht das aber sehr betroffen!" oder "Ich nehme hier eine große Gefühlskälte wahr!" Genau das Gegenteil ist der Fall. Die meisten Menschen sind eher genervt, wenn Diskussionspartner allzusehr ins Gefühlige verfallen. Wie könnte es sonst sein, dass etwas Bundeskanzlerin Merkel (ein Ausbund an Gefühlsarmut) so viel positiver wahrgenommen wird als etwas Dauerheulsuse Claudia Roth? Die Zeiten, da emotionale Betroffenheit noch großartig goutiert wurde, sind lange vorbei. Such mal in den 70er/80er Jahren, da wirst Du fündig. du solltest differenzieren. es gibt gefühle, eigene gefühle wie "ich bin traurig". es gibt aber auch die fremdgefühle wie "du/es macht mich traurig". rationalisierungen sind doch auch nichts weiter als nicht zugelassene gefühle. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Aristippos Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 Denn eine Ausübung der Sexualität hätte früher oder später zu Kindern geführt, und wer Kinder hat, kann sich nicht mehr uneingeschränkt der geistigen Beschäftigung widmen. Ich denke, Nichtfortpflanzung ihrer Träger war eine wichtige Voraussetzung der Klosterkultur. Heute kann man diese Voraussetzung natürlich auch anders haben und muss nicht auf die Sexualität verzichten. Sex im Kloster wird es aber quer durch alle Jahrhunderte gegeben haben. Im Zweifelsfall wurde die geborene Leibesfrucht "fachgerecht entsorgt", vorher abgetrieben oder heimlich zur Adoption freigegeben. Auch schwulen Sex gab es landauf, landab. Es ist gewiss kein Phänomen der Neuzeit, dass ein größerer Teil des Ordenspersonals homosexuell veranlagt ist. Das spricht ja für meine Theorie. Das Wichtige für die Kulturleistungen war die Nichtfortpflanzung, nicht die Orgasmusvermeidung. Dass das Lehramt meinte, Nichtfortpflanzung sei notwendigerweise mit Orgasmusvermeidung gleichzusetzen, entspringt der Sexualneurotik der christlichen Lehre. Selbstverständlich konnte Letzteres trotz lautstarker Propagierung nie durchgesetzt werden, was aber den Kulturleistungen keinen Abbruch tat (weil es eben nicht essentiell war). Die Propagierung führte aber dann zu der fehlerhaften Vorstellung, Orgasmusvermeidung an sich sei Voraussetzung großer Kulturleistungen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 Das spricht ja für meine Theorie. Das Wichtige für die Kulturleistungen war die Nichtfortpflanzung, nicht die Orgasmusvermeidung. Dass das Lehramt meinte, Nichtfortpflanzung sei notwendigerweise mit Orgasmusvermeidung gleichzusetzen, entspringt der Sexualneurotik der christlichen Lehre. Selbstverständlich konnte Letzteres trotz lautstarker Propagierung nie durchgesetzt werden, was aber den Kulturleistungen keinen Abbruch tat (weil es eben nicht essentiell war). Die Propagierung führte aber dann zu der fehlerhaften Vorstellung, Orgasmusvermeidung an sich sei Voraussetzung großer Kulturleistungen. Ja, das halte ich für sehr plausibel. Werner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Beutelschneider Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 Sex im Kloster wird es aber quer durch alle Jahrhunderte gegeben haben. Im Zweifelsfall wurde die geborene Leibesfrucht "fachgerecht entsorgt", vorher abgetrieben oder heimlich zur Adoption freigegeben. Auch schwulen Sex gab es landauf, landab. Es ist gewiss kein Phänomen der Neuzeit, dass ein größerer Teil des Ordenspersonals homosexuell veranlagt ist. Wenn man aber Sexualität öffentlich kategorisch negiert, verbannt und dämonisiert, diese aber trotzdem im Hinterzimmer stattfindet - dann führt das unweigerlich zu innerpsychischen Konflikten. Zu psychischen Störungen und Krankheiten. Zu unmenschlichen Verdrängungsleistungen und gespaltenen Persönlichkeiten. Das kann sein, muss aber nicht. Ganz sicher führt die es aber dazu, dass Sexualität als Mittel der Manipulation und Unterdrückung eingesetzt werden kann. Und Unterdrückung kann durchaus einen Beitrag zur Evolution leisten. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
helmut Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 ... Die Propagierung führte aber dann zu der fehlerhaften Vorstellung, Orgasmusvermeidung an sich sei Voraussetzung großer Kulturleistungen. orgasmus ist kulturelle leistung, aber nicht nur. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Epicureus Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 (bearbeitet) Denn eine Ausübung der Sexualität hätte früher oder später zu Kindern geführt, und wer Kinder hat, kann sich nicht mehr uneingeschränkt der geistigen Beschäftigung widmen. Ich denke, Nichtfortpflanzung ihrer Träger war eine wichtige Voraussetzung der Klosterkultur. Heute kann man diese Voraussetzung natürlich auch anders haben und muss nicht auf die Sexualität verzichten. Sex im Kloster wird es aber quer durch alle Jahrhunderte gegeben haben. Im Zweifelsfall wurde die geborene Leibesfrucht "fachgerecht entsorgt", vorher abgetrieben oder heimlich zur Adoption freigegeben. Auch schwulen Sex gab es landauf, landab. Es ist gewiss kein Phänomen der Neuzeit, dass ein größerer Teil des Ordenspersonals homosexuell veranlagt ist. Das spricht ja für meine Theorie. Das Wichtige für die Kulturleistungen war die Nichtfortpflanzung, nicht die Orgasmusvermeidung. Dass das Lehramt meinte, Nichtfortpflanzung sei notwendigerweise mit Orgasmusvermeidung gleichzusetzen, entspringt der Sexualneurotik der christlichen Lehre. Selbstverständlich konnte Letzteres trotz lautstarker Propagierung nie durchgesetzt werden, was aber den Kulturleistungen keinen Abbruch tat (weil es eben nicht essentiell war). Die Propagierung führte aber dann zu der fehlerhaften Vorstellung, Orgasmusvermeidung an sich sei Voraussetzung großer Kulturleistungen. Aber ja doch. Ich glaube sogar, dass die erotisch-sexuellen Begegnungen von Künstlern mit ihren Modellen, Mätressen und Ganymeden geradezu eine Voraussetzung für all herrlichen Kunstwerke waren, die sie geschaffen haben. Wie hätte ein Michelangelo seine großartigen Fresken malen können, ohne der Schönheit des menschlichen Körpers durch Schauen, Berühren und sich Vereinigen teilhaftig geworden zu sein? Genauso glaube ich, dass ein großer Teil des Menschenhasses, der aus katholischen Lehramtsschriften dampft, auf mangelnde sexuelle Reife bzw. Betätigung der Schreiber zurückzuführen ist. Wer eine erfüllte und erfüllende Sexualität genießt, verspürt gar kein Bedürfnis mehr, diese anderen aus den fadenscheinigsten Gründen verbieten zu wollen. Die verklemmten und verkniffenen Kindergesichter manch hoher katholischer Würdenträger sprechen da für mich Bände. bearbeitet 4. April 2013 von Epicureus Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Ennasus Geschrieben 4. April 2013 Melden Share Geschrieben 4. April 2013 Ich habe auch darüber nachgedacht und meine, Kam geht es darum, zu verhindern, dass Emotionalität als unfaire Waffe in der Diskussion eingesetzt wird. Gewundert hatte ich mich über den von kam postulierten Zusammenhang zwischen einem "hohen Grad an Emotionalisierung einer Diskussion" und einem "geringeren Freiheitsgrad einer Gesellschaft". Über die Aussage, dass Emotionalisierung "typisch für unfreie Systeme ist". Ich erlebe es sehr oft, dass Gesprächspartner mit emotionalen Ausbrüchen Widerspruch verhindern wollen und durch Mitleid auf ihre Seite ziehen wollen. Denn wer gegen emotionale Ausbrüche argumentiert, steht optisch auf der Verliererstraße. Wer gegen emotionale Ausbrüche argumentiert, ist selber schuld. Ich empfinde es anders: wer auch bei emotionalen Ausbrüchen und Anschuldigungen gelassen und ruhig und souverän bleibt, kommt in der Wahrnehmung der meisten besser weg. (Und wer sich davon beeindrucken lässt, der ist erfahrungsgemäß auch sonst sachlichen Argumenten gegenüber nicht zugänglich, sondern dem geht es meist nur darum, recht zu haben. Bzw. es gefällt ihm, sich in Gefühlen zu suhlen. Das soll er von mir aus gern. Es sei ihm gegönnt.) Zum anderen fällt es sehr schwer, Argumente zu finden gegen Aussagen wie:"Mich macht das aber sehr betroffen!" oder "Ich nehme hier eine große Gefühlskälte wahr!" Gegen beides wird es auch keine rationalen Argumente geben. Sie sind auch nicht notwendig. Das erste ist eine Aussage eines Menschen über sich selbst, die kann man zur Kenntnis nehmen und als Wissen im weiteren Verlauf eines Gesprächs bei sich haben. Das zweite ist wohl eher eine Aussage über einen selbst als Gesprächspartner. Da muss man sich dann halt selbst überlegen, ob das stimmt, was der andere wahrnimmt. Wenn nein: mitteilen und besser erklären, worum es einem geht. Wenn ja: überlegen, ob man zu dieser Gefühlskälte steht, man das ok findet und deswegen dieser Aussage in diesem Gespräch keinen Stellenwert geben will - oder ob man eigentlich lieber nicht gefühlskalt sein will. Dann muss man was an sich ändern. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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