Franciscus non papa Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 Warum dieser Hype um die Homo-Ehe in meiner Kirche? Ich verstehe es nicht, vielleicht kann mir jemand eine Verständnishilfe anbieten. Das Problem ist wohl, dass man diesen "Hype" nur verstehen kann, wenn man guten Willen dazu zeigt. Denn selbst wer die Position der katholischen Kirche nicht teilt, könnte möglicherweise folgende Logik nachvollziehen: 1) Wenn alle Arten von Familien gleichwertig sind und es für das gesunde Heranwachsen von Kindern völlig gleichgültig ist, in welcher Art von "Familie" sie heranwachsen, dann ist die Lehre der Kirche völliger Mumpitz und gehört auf den Müllhaufen der Geschichte. 2) Wenn aber die lebenslange Verbindung von einem Mann und einer Frau die günstigste Voraussetzung darstellt, um in diese Verbindung hinein Kinder zu zeugen und aufzuziehen, dann hat die Kirche die Pflicht, eine solche Verbindung als besonders wertvoll für die Gesellschaft zu verteidigen. Vielleicht können Kritiker wenigstens so konsequent sein, dass sie der Kirche eine falsche Grundannahme unterstellen, aber ihr dann doch bescheinigen können, die subjektiv richtige Konsequenz aus dieser angeblich falschen Grundannahme zu ziehen. Natürlich trifft 1. zu. Allerdings hat die Sexuallehre der Kirche auch nichts inhaltlich mit Christentum zu tun. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 Den biologischen Aspekt kannst du getrost vergessen, der hat herzlich wenig mit Ehe oder nicht zu tun.Was aber auch damit zu tun hat, daß die Sexualität in dem Maße in dem der Sozialstaat die Familie ersetzte dereguliert und die früher üblichen - und teilweise gesetzlich geregelten - Maßstäbe außer Kraft gesetzt wurden. Vor 40 Jahren wurde noch standardmäßig erwartet, daß ein Kind innerhalb einer Ehe geboren wurde. Die Zahl der unehelichen Kinder war früher zwar auch nicht unerheblich (von den unzähligen 5-7 Monatskindern mal ganz abgesehen), aber es war ein Makel der auch einiges über den sozialen Status und in der Folge über die Aufstiegschancen aussagen konnte. In einer Gesellschaft, in der Kinder und Sexualität durch gesellschaftliche Konvention auf die Ehe beschränkt sind, gibt es auch Mechanismen um diese Konvention durchzusetzen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Long John Silver Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 (bearbeitet) Der wesentliche Unterschied zwischen dem von der Kirche tradierten Ehe- und Familienbild und dem heute propagierten dürfte sein, dass Ehe- und Familien allenfalls seit der Romantik auf persönliche Zuneigung und Liebe zweier Menschen reduziert wurden - die Idee, dass eine bestimmte, begrenzte westeuropäische Lesart von Familie plötzlich bei Strafe des öffentliche Diskursausschluss zum alleinig gültigen Familienbild erhoben werden soll, hat etwas totalitäres an sich. Die übrigen Jahrzehntausende der Menschheitsgeschichte ging es um die Gründung von Familien, die sich nun mal nur aus geschlechtlicher Fortpflanzung ergeben. Und dass man dazu nicht heiraten muss, ist ebenfalls eine sehr neue Entwicklung - die Single-Gesellschaft ist ein Phänomen hyperaffluenter Industrienationen, bei der man sich nach Lust und und Laune aus seiner jeweiligen Familie verabschieden kann, weil die Wirtschafts- und Lebensgemeinschaft Familie durch die extreme Arbeitsteilung und den Sozialstaat ersetzt wurde. Das soll man bitte jetzt nicht sozialkonservativ verstehen - es geht hier schlicht um die Anpassung von Familienformen an eine veränderte gesellschaftliche Reproduktion, und selbstverständlich ist es sinnvoll und emanzipatorisch logisch, die Gleichberechtigungsansprüche bezüglich der Lebensform auch homosexuellen Paaren zu gewähren. Sich aber doof zu stellen, dass eine gleichberechtigte homosexuelle Partnerschaft dasselbe ist ist wie eine Ehe und damit die biologischen und sozialen Funktionen letzterer zu ignorieren, hat damit schlicht nichts zu tun. Liest man sich übrigens die Begründung des Supreme Court Justice Kennedy durch, bemerkt übrigens den gleichen Denkfehler - eine romantisches Ideal wird ahistorisch auf eine traditionelle Institution völlig anderer Funktion projeziert. Natürlich ist es auch das Recht eines Staates zu sagen: okay, ab heute definieren wir eben Ehe neu, gesellschaftlicher Fortschritt kann zu jedem beliebigen Zeitpunkt neu definieren, was richtig und gewünscht ist. Keinerlei Einwände - nur gefällt mir der totalitäre oder treudoofe Ton nicht, indem behauptet wird, hier fände überhaupt keine Neudefinition statt und jeder der anderes behaupte, sei ein Fortschrittsfeind. Nein, hier setzt sich schlicht eine neue Ideologie durch, und sie tut das mit der gleichen illiberalen Emphase, mit der angeblich die alten konservativen Säcke ihre antiemanzipatorische Verschwörung betreiben. PS: Um mein Argument vielleicht etwas praktischer und konkreter zu machen: ein Gutteil der Ehen weltweit dürfte auch heute noch von Familien oder Clans arrangiert werden und nicht dem romantischen Ideal der Liebeshochzeit entsprechen - wie sieht eigentlich das Gegenstück bei der gleichgeschlechtlichen Ehe dazu aus, die ja behauptet, ganz genau dasselbe zu sein? Es ist ein immenser Kulturbruch, der hier versucht wird, von dem wir Zeuge werden, wer das nicht erkennt, dem fehlt der Sinn fuer historische und kulturelle und soziologische Zusammenhaenge. (Das ist eine wertfreie Feststellung. Allerdings waere es wuenschenswert, mehr Menschen wuerden begreifen, was ein Kulturbruch ist). Als Demokrat habe ich die Pflicht, Entscheidungen hinzunehmen, die mir persoenlich nicht gefallen. Kein Problem. Applaudieren muss ich allerdings nicht. Auch wenn es in der hysterischen Situation hier schon Aerger geben kann, wenn man sich negativ aeussert und das werden die meisten vermeiden zu tun. Wer moechte schon seinen Job riskieren? Also die Gesichtszuege neutral halten und sich herausreden, man habe gerade eine Erkaeltung, die einem hindere, das Urteil zu kommentieren. Also, Klappe halten und durch. bearbeitet 27. Juni 2015 von Long John Silver Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Shubashi Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 Sich aber doof zu stellen, dass eine gleichberechtigte homosexuelle Partnerschaft dasselbe ist ist wie eine Ehe und damit die biologischen und sozialen Funktionen letzterer zu ignorieren, hat damit schlicht nichts zu tun. Welche "soziale Funktion" erfüllen denn homosexuelle Ehen nicht ? (außer natürlich die, welche ihnen qua Gesetz nicht möglich sind ?) Den biologischen Aspekt kannst du getrost vergessen, der hat herzlich wenig mit Ehe oder nicht zu tun. Sie kann ohne Dritte keine Familie begründen und ist so über die Biologie mit dem Sozialen verschränkt: eine Familiendynastie, eine Staat oder ein Clan kann z.B. keine Heiratspolitik betreiben, für die heute noch existierenden 44 Monarchien z.B. sogar ein veritables politisches Problem. Und der biologische Aspekt ist immerhin so wichtig, dass es zwar außerhalb der Ehe "funktioniert", es aber eben bis heute selbst in modernen Sozialstaaten überhaupt kein praktisches Beispiel dafür gibt, ob eine Gesellschaft sich ohne formal organisierte Familien überhaupt erfolgreich reproduzieren kann: So gibt es in den USA z.B. inzwischen Anzeichen dafür, dass sogar die Mehrzahl der Kinder außerhalb der Familien geboren wird, ihre wirtschaftlichen, sozialen und selbst biologisch-medizinischen Indikatoren sind aber alle erheblich schlechter als in ehezentrierten Familien. http://www.dailymail.co.uk/news/article-2103235/Most-children-U-S-born-wedlock.html Und selbst wenn man glaubt, dass der Sozialstaat dies Schicksal verändern könnte, sind damit eben so gewaltige Kosten verbunden, dass dies dann wieder die ökonomischen Fundamente eine Gesellschaft erschüttert, ohne allzu überzeugende Ergebnisse zu produzieren. (Auch bei uns sind trotz aller Transferzahlungen die Alleinerziehenden und ihre Kinder sozial abgehängt.) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Shubashi Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 Das ist auch so ein Mist, den die Kirche mal endlich lernen könnte: wir leben nicht mehr in Zeiten, wo ein "Bannwort" des Bischofs (und sei es auch vornehm als "grave concern" umschrieben) irgendwen in die Bredouille bringt. Also zucken die Leute mit Achseln und wundern sich über die weltfremden Zausel. Die Kirche kann ihre internen Angelegenheit selbst regeln, das ist ihr Recht in einer Gesellschaft mit verfassungsmäßiger Religionsfreiheit. Versucht sie aber öffentlich Politiker oder Unternehmen zu einem spezifischen Handeln zu nötigen, schadet sie vor allem sich selbst und untergräbt ihre moralische Autorität. Siehst du das Wirken etwa eines Bischof Kräutler auch unter solchen Vorzeichen? Auch von einem Bischof Kräutler würde ich erwarten, dass er demokratische Entscheidungsprozesse nicht qua "Amt" zu beeinflussen versucht, sondern sich in politischen Fragen als Individuum äussert. Religiöse Führer können und sollten dabei gerne auch ihren moralischen und religiösen Standpunkt darstellen, aber sie besitzen in der säkularen Gesellschaft damit keine größere Autorität als andere. So wie einem hohe moralische oder religiöse Einsicht auch nicht dazu befähigt, besonders gut Kühlschränke oder Motorräder zu reparieren, so verleiht sie einem Menschen auch keine bessere politische Weitsicht. Beides sollte man voneinander trennen, dann erhöht sich in meinen Augen übrigens auch die Glaubwürdigkeit in einer Diskussion - egal ob es über Motorräder oder Politik geht. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 1) Wenn alle Arten von Familien gleichwertig sind und es für das gesunde Heranwachsen von Kindern völlig gleichgültig ist, in welcher Art von "Familie" sie heranwachsen, dann ist die Lehre der Kirche völliger Mumpitz und gehört auf den Müllhaufen der Geschichte. Ja, die diesbezügliche Aussage der Kirche ist Mumpitz. Wenn du aus einer einzigen Mumpitz-Aussage der Kirche gleich schließen willst, dass "die Lehre" der Kirche Mumpitz ist, musst du allerdings gar nicht erst bis zu dieser Aussage warten, dann müsste die Lehre der Kirche für dich ja von Anfang an Mumpitz sein. Da du aber kein Problem damit hast, "die Lehre" trotz einzelner Mumpitzaussagen der Vergangenheit zu akzeptieren, sollte es für dich doch auch kein Problem sein, wenn sich nun auch diese Aussage als Mumpitz herausstellt. Werner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Shubashi Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 (bearbeitet) Was die Lehre der Kirche zur Ehe angeht, so zeigt sie meiner Meinung vor allem ein "Ideal" auf, was man nicht mit soziologischen oder pädagogischen empirischen Fakten verwechseln darf. Von daher muss die Kirche sich lehrmäßig nicht davon beeinflußen lassen, dass Kinder in gleichgeschlechtlichen Familien genausogut aufwachsen können, wie z.B. bei ihren Großeltern, "normalen" Adoptiveltern, alleinerziehenden Vätern oder Müttern etc. Wir wissen über gleichgeschlechtliche Paare bisher nur, dass es wohl genausogut oder manchmal sogar besser klappt als im Druchschnitt der Gesellschaft, also gibt es deshalb in meinen Augen keinen Grund, ihnen prinzipiell das Adoptionsrechts zu verweigern. Das braucht das Ideal der Kirche jedoch nicht zu beeinflussen, die eben die Grundlage von Familie an sich heiligt, und das ist nun mal Mann und Frau, die Kinder zeugen und so die Grundlage für Gesellschaft überhaupt legen. Es würde der Kirche aber sehr gut anstehen, dass sie darüber hinaus, andere Lebensformen in Anlehnung an dieses Ideal genauso akzeptiert und vor allem den Willen zur Gemeinschaft in Christo respektiert. Also selbstverständlich Kinder, die in solchen Gemeinschaften leben genauso als die Kinder Gottes sieht, die sie doch unzweifelhaft sind, den Willen ihrer nichtbiologischen Eltern zu einer christlichen Erziehung genauso fördert, weil wir eben nur einen Meister haben, und der hat gesagt: "Liebet einander, wie ich Euch geliebt habe!" In Lichte dieser Weisung versuchen wir alle nur das Beste, und fallen oftmals auf die Nase. Sollten wir da nicht die grundsätzliche Solidarität aller Menschen auf dem Weg zeigen, auch wenn wir dem Ideal nicht perfekt und untadelig gerecht werden? bearbeitet 27. Juni 2015 von Shubashi Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Merkur Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 (bearbeitet) ... Es ist ein immenser Kulturbruch, der hier versucht wird, von dem wir Zeuge werden, wer das nicht erkennt, dem fehlt der Sinn fuer historische und kulturelle und soziologische Zusammenhaenge. (Das ist eine wertfreie Feststellung. Allerdings waere es wuenschenswert, mehr Menschen wuerden begreifen, was ein Kulturbruch ist). . Keine Sorge, für 99% der Eheleute wird sich auch in Zukunft nichts ändern und wenn die Aufregung erst mal verflogen ist, wird sich kaum noch jemand dafür interessieren und alles ist im wesentlichen wie vorher. Einen Kulturbruch sehe ich eher darin, dass die Mehrheitsgesellschaft ihr Eheverständnis dahingehend geändert hat, dass Kinder nicht mehr ein selbstverständlicher Bestandteil einer Ehe sind. Die Kinderlosigkeit hat das Kulturverständnis weitaus stärker verändert als die wenigen Paare, über deren Heirat sich Konservative sich jetzt so aufregen. bearbeitet 27. Juni 2015 von Merkur Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Long John Silver Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 (bearbeitet) ... Es ist ein immenser Kulturbruch, der hier versucht wird, von dem wir Zeuge werden, wer das nicht erkennt, dem fehlt der Sinn fuer historische und kulturelle und soziologische Zusammenhaenge. (Das ist eine wertfreie Feststellung. Allerdings waere es wuenschenswert, mehr Menschen wuerden begreifen, was ein Kulturbruch ist). . Keine Sorge, für 99% der Eheleute wird sich auch in Zukunft nichts ändern und wenn die Aufregung erst mal verflogen ist, wird sich kaum noch jemand dafür interessieren und alles ist im wesentlichen wie vorher. Einen Kulturbruch sehe ich eher darin, dass die Mehrheitsgesellschaft ihr Eheverständnis dahingehend geändert hat, dass Kinder nicht mehr ein selbstverständlicher Bestandteil einer Ehe sind. Die Kinderlosigkeit hat das Kulturverständnis weitaus stärker verändert als die wenigen Paare, über deren Heirat sich Konservative sich jetzt so aufregen. Ich rege mich ueber den unglaublichen moralischen Druck auf, der hier in meinem Land seit langem ausgeuebt wird, und ueber die voellige Ahistoritaet der Begruendung der Entscheidung. Ich habe nichts anderes erwartet. Ist aber egal, das einzig gute daran waere, wenn das pc-Geschrei jetzt hier aufhoerte. Allerdings sehe ich da schwarz. bearbeitet 27. Juni 2015 von Long John Silver 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Merkur Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 Ich rege mich ueber den unglaublichen moralischen Druck auf, der hier in meinem Land seit langem ausgeuebt wird, und ueber die voellige Ahistoritaet der Begruendung der Entscheidung. Ich habe nichts anderes erwartet. ... Worin besteht dieser moralische Druck? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Shubashi Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 Für die USA kann ich es leider nicht beurteilen, hierzulande sind es Strafanzeigen, Entlassungen, Shitstorm. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 ... Es ist ein immenser Kulturbruch, der hier versucht wird, von dem wir Zeuge werden, wer das nicht erkennt, dem fehlt der Sinn fuer historische und kulturelle und soziologische Zusammenhaenge. (Das ist eine wertfreie Feststellung. Allerdings waere es wuenschenswert, mehr Menschen wuerden begreifen, was ein Kulturbruch ist). . Keine Sorge, für 99% der Eheleute wird sich auch in Zukunft nichts ändern und wenn die Aufregung erst mal verflogen ist, wird sich kaum noch jemand dafür interessieren und alles ist im wesentlichen wie vorher. Einen Kulturbruch sehe ich eher darin, dass die Mehrheitsgesellschaft ihr Eheverständnis dahingehend geändert hat, dass Kinder nicht mehr ein selbstverständlicher Bestandteil einer Ehe sind. Die Kinderlosigkeit hat das Kulturverständnis weitaus stärker verändert als die wenigen Paare, über deren Heirat sich Konservative sich jetzt so aufregen. Natürlich ist es ein Kulturbruch. So wie es ein Kulturbruch war, als dunkelhäutige Menschen die gleichen Recht bekamen wie hellhäutige und nicht mehr im Bus hinten sitzen oder nur in bestimmten Cafes einkehren durften. Werner 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Merkur Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 Für die USA kann ich es leider nicht beurteilen, hierzulande sind es Strafanzeigen, Entlassungen, Shitstorm. Einfach so grundlos, oder gibt es dafür einen Anlaß? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Shubashi Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 Ja, Wahrnehmung des Rechts auf freie Meinungsäusserung. Politische Anliegen, die anscheinend nur mit einer Bekämpfung dieses Rechts durchsetzbar sind, erscheinen mir suspekt und ich nehme für mich in Anspruch, Kritik an solchen Projekten üben zu dürfen. 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Merkur Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 Natürlich ist es ein Kulturbruch. So wie es ein Kulturbruch war, als dunkelhäutige Menschen die gleichen Recht bekamen wie hellhäutige und nicht mehr im Bus hinten sitzen oder nur in bestimmten Cafes einkehren durften. Nein, dafür ist diese Angelegenheit nicht bedeutend genug. Die Ehe für alle ist mE eine Folge des von mir genannten vorherigen Kulturbruchs, nämlich dass es heute nicht mehr selbstverständlich ist, eine Familie zu gründen. Das Eheverständnis ist nicht erst durch die Gesetzesänderungen, Volksabstimmungen und Urteile neu definiert worden, sondern bereits vorher, durch eine große Anzahl von Eheschließenden. Im Grunde ist es auch gerade dieser Punkt, den die Gegner der Ehe für alle nicht wahrhaben wollen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 Wohl eher durch die große Zahl von nicht-Eheschließenden. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Shubashi Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 Natürlich ist es ein Kulturbruch. So wie es ein Kulturbruch war, als dunkelhäutige Menschen die gleichen Recht bekamen wie hellhäutige und nicht mehr im Bus hinten sitzen oder nur in bestimmten Cafes einkehren durften. Nein, dafür ist diese Angelegenheit nicht bedeutend genug. Die Ehe für alle ist mE eine Folge des von mir genannten vorherigen Kulturbruchs, nämlich dass es heute nicht mehr selbstverständlich ist, eine Familie zu gründen. Das Eheverständnis ist nicht erst durch die Gesetzesänderungen, Volksabstimmungen und Urteile neu definiert worden, sondern bereits vorher, durch eine große Anzahl von Eheschließenden. Im Grunde ist es auch gerade dieser Punkt, den die Gegner der Ehe für alle nicht wahrhaben wollen. Diesen Punkt halte ich im großen und ganze für wichtig, aber bei weitem nicht alle Staaten, die eine gleichegeschlechtliche Ehe zulassen, haben die niedrigen deutschen Geburtenraten. Ich denke schon, dass an gewisser Angriffsgeist auf das traditionelle Familienmodell dabei ist, die Idee über die Aufhebung der Familie auch den Staat aufzuheben, ist ja z.B. deutlich älter. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Merkur Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 (bearbeitet) Das meine ich mit nicht wahrhaben wollen. Es wirkt sich auf bestehende Familien überhaupt nicht aus, wenn jetzt auch Menschen heiraten dürfen, denen es früher verwehrt war. Dadurch wird keine Familie angegriffen. Es ist auch nicht etwa so, dass die kinderlose Ehe dadurch erst gesellschaftlich akzeptiert werden würde, das ist sie längst. Es geht lediglich darum, die Rechtsordnung einer veränderten Realität anzupassen. bearbeitet 27. Juni 2015 von Merkur Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Long John Silver Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 (bearbeitet) Ja, Wahrnehmung des Rechts auf freie Meinungsäusserung. Politische Anliegen, die anscheinend nur mit einer Bekämpfung dieses Rechts durchsetzbar sind, erscheinen mir suspekt und ich nehme für mich in Anspruch, Kritik an solchen Projekten üben zu dürfen. Ach, der Irrsinn treibt immer mehr Fruechte ... Jetzt kommt die Idee unsere Suedstaaten-Flagge zu verbieten. Ebay kriecht bereits auf der Schleimspur. Das sagt doch alles mehr als alle Worte , die ich hier machen koennte. Ich plaediere schon einmal in vorauseilendem Gehorsam fuer das Verbot von "The Night They Drove Old Dixie Down". Der Konfoederierten Memorial Day (Gedenken der Gefallenen) im April sollte natuerlich auch verboten werden. bearbeitet 27. Juni 2015 von Long John Silver Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 Huhn oder Ei? Die Familie steht quasi seit der Aufklärung "unter Beschuss". Schon Thomas Moore beschreibt in seiner Utopia ein staatlich reguliertes Familienmodell, das mit der Realität seiner Zeit wohl eher wenig zu tun hatte. Seit der französischen Revolution gibt es sie Idee Kinder durch staatliche Systeme erziehen und betreuen zu lassen. Und ebenso wurde die soziale Verantwortung im Allgemeinen immer weiter verstaatlicht. Die allgemeine Schulpflicht ist im Grunde auch nichts anderes als der Versuch pflegeleichte Bürger heranzuziehen - arbeiten und Maul halten. Dazu gehört auch die gnadenlose Bevorzugung von Doppelverdienerfamilien. Je weniger Chancen Eltern haben, daß einer von beiden Haushalt und Kinder übernehmen kann, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß der Nachwuchs (wenn er denn überhaupt geboren wird) in Betreuungseinrichtungen untergebracht werden muss. Selbst wenn keine Kinder da sind: ein Haushalt will trotzdem versorgt sein. Nun habe ich grundsätzlich nichts dagegen Haushaltshilfen zu bezahlen. Warum es aller steuerlich begünstigt ist eine Putzkraft zu bezahlen aber der Einsatz des eigenen Partners nicht honoriert werden kann erschließt sich mir in der Tat nicht. NRW "musste" (nun ja, was will man von einer Muttikratie schon erwarten) die christlichen Werte aus dem Schulgesetz streichen - deutlicher kann eine Regierung nicht ihre Unfähigkeit darlegen und die Notwendigkeit von Parallelstrukturen herausstreichen. Wir brauchen konfessionelle Schulen (ob nun katholisch, evangelisch oder humanistisch) als Gegengewicht zur staatlichen Unfähigkeit. Und was beim Schulwesen anfängt, hört ja bei der Krankenversorgung und Arbeitslosenversicherung nicht auf. Die Gefahr zieht sich bis weit ins Rentensystem. Wenn das staatliche System zusammenbricht (und da stellt sich nicht die Frage ob, sondern nur wann) wird das Vorhandensein von alternativen Strukturen wohl mit entscheidenden Einfluss darauf haben, ob es zu einem Totalbankrott kommt. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Long John Silver Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 Huhn oder Ei? Die Familie steht quasi seit der Aufklärung "unter Beschuss". Schon Thomas Moore beschreibt in seiner Utopia ein staatlich reguliertes Familienmodell, das mit der Realität seiner Zeit wohl eher wenig zu tun hatte. Seit der französischen Revolution gibt es sie Idee Kinder durch staatliche Systeme erziehen und betreuen zu lassen. Und ebenso wurde die soziale Verantwortung im Allgemeinen immer weiter verstaatlicht. Die allgemeine Schulpflicht ist im Grunde auch nichts anderes als der Versuch pflegeleichte Bürger heranzuziehen - arbeiten und Maul halten. Dazu gehört auch die gnadenlose Bevorzugung von Doppelverdienerfamilien. Je weniger Chancen Eltern haben, daß einer von beiden Haushalt und Kinder übernehmen kann, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß der Nachwuchs (wenn er denn überhaupt geboren wird) in Betreuungseinrichtungen untergebracht werden muss. Selbst wenn keine Kinder da sind: ein Haushalt will trotzdem versorgt sein. Nun habe ich grundsätzlich nichts dagegen Haushaltshilfen zu bezahlen. Warum es aller steuerlich begünstigt ist eine Putzkraft zu bezahlen aber der Einsatz des eigenen Partners nicht honoriert werden kann erschließt sich mir in der Tat nicht. NRW "musste" (nun ja, was will man von einer Muttikratie schon erwarten) die christlichen Werte aus dem Schulgesetz streichen - deutlicher kann eine Regierung nicht ihre Unfähigkeit darlegen und die Notwendigkeit von Parallelstrukturen herausstreichen. Wir brauchen konfessionelle Schulen (ob nun katholisch, evangelisch oder humanistisch) als Gegengewicht zur staatlichen Unfähigkeit. Und was beim Schulwesen anfängt, hört ja bei der Krankenversorgung und Arbeitslosenversicherung nicht auf. Die Gefahr zieht sich bis weit ins Rentensystem. Wenn das staatliche System zusammenbricht (und da stellt sich nicht die Frage ob, sondern nur wann) wird das Vorhandensein von alternativen Strukturen wohl mit entscheidenden Einfluss darauf haben, ob es zu einem Totalbankrott kommt. Du ahnst nicht, wie wir uns damals in Deutschland manchmal rechtfertigen mussten vor allem moeglichen Leuten, dass wir unsere Kinder nicht in den Kindergarten schickten, weil sie daheim versorgt werden konnten ... Die Frage, warum jemand viel Geld ausgeben soll wenn die kleinen Kinder prima zuhause von den Eltern versorgt werden koennen, hat sich mir nie als sinnvoll erschlossen, es sei denn, es besteht ein Mehrwert darin, Kinder nicht zu Hause bei der Eltern zu lassen, obwohl man es sich leisten kann und will ... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rince Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 moralischen Druck gab es doch schon immer. Früher bestand der darin, dass man als unverheiratetes Paar keine Wohnung mieten durfte, eine alleinstehende Dame nach 19:00 keinen Herrenbesuch empfangen durfte und Schwule in den Knast kamen. Da gefällt mir der aktuell kritisierte moralische Druck irgendwie besser... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Long John Silver Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 (bearbeitet) Für die USA kann ich es leider nicht beurteilen, hierzulande sind es Strafanzeigen, Entlassungen, Shitstorm. Wer wird schon noch seine Meinung sagen, wenn der Job auf dem Spiel steht? Die Liste von denen durchaus Verdienstvollen, die aus dem Job katapultiert wurden, nur weil sie sich einmal im Leben eine Aussage taten, durch die alle ihre vorherigen Verdienste nichts mehr zaehlten, ist hier bei ziemlich lang. Oder meinst du, ich wuerde es wagen, meine Meinung in Facebook zu sagen oder zu twittern? Geschweige denn in der Hoerweite von Kollegen zu sagen. Es reicht, um mir beruflich das Genick zu brechen, wenn ich einfach dagegen bin, es braucht nicht einmal eine Uebergriffigkeit oder Beleidigung zu sein, die ich aeussere. Das Nicht ins gleiche Horn blasen ist bereits inzwischen eine Beleidigung. PS: Hinzu kommt noch der bittere Beigeschmack, dass die Souveranitaet der einzelnen Staaten, ihre Belange selbst zu regeln, durch diesen willkuerlichen Entscheid ausser Kraft gesetzt wurde. Irgendjemand in den Medien - ich habe jetzt vergessen, wer - sagte, da wurde nicht die Verfassung ausgelegt und interpretiert, sondern Gesetz selbst geschaffen, und das ist eigentlich nicht Aufgabe des Supreme Court. Aber was soll's? It's the law. Richten wir uns danach. bearbeitet 27. Juni 2015 von Long John Silver Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rince Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 Für die USA kann ich es leider nicht beurteilen, hierzulande sind es Strafanzeigen, Entlassungen, Shitstorm. Wer wird schon noch seine Meinung sagen, wenn der Job auf dem Spiel steht? Die Liste von denen durchaus Verdienstvollen, die aus dem Job katapultiert wurden, nur weil sie sich einmal im Leben eine Aussage taten, durch die alle ihre vorherigen Verdienste nichts mehr zaehlten, ist hier bei ziemlich lang. Oder meinst du, ich wuerde es wagen, meine Meinung in Facebook zu sagen oder zu twittern? Geschweige denn in der Hoerweite von Kollegen zu sagen. Es reicht, um mir beruflich das Genick zu brechen, wenn ich einfach dagegen bin, es braucht nicht einmal eine Uebergriffigkeit oder Beleidigung zu sein, die ich aeussere. Das Nicht ins gleiche Horn blasen ist bereits inzwischen eine Beleidigung. Das allerdings geht tatsächlich zu weit. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
mn1217 Geschrieben 27. Juni 2015 Melden Share Geschrieben 27. Juni 2015 (bearbeitet) Hab ich Tomaten auf den Augen, oder wurde das heut noch garnicht gepostet : http://www.spiegel.de/panorama/justiz/usa-legalisieren-homo-ehe-die-liebe-gewinnt-a-1040955.html Homo-Ehe in den USA: Die Liebe gewinnt Mit einem historischen Urteil hat das Oberste US-Gericht Schwulen und Lesben nun in ganz Amerika erlaubt zu heiraten - die Freude darüber ist groß. Ihr Kampf um gleiche Rechte ist aber längst nicht beendet. Zumindest in facebook ist da kein Entkommen. Ich habe Verwandtchaft in den USA und ahbe egfühlte hundert Postings. Ich finde die Entscheidung an sich richtig und gut. Allerdings sollte es nicht dazu führen, dass Menschen,die dem eher skeptisch gegenüberstehen, jetzt dikriminiert werden. Das Recht auf freie Meinungsäußerung muss bestehen bleiben. Sollte in Deutschland eine ähnliche Entscheidung fallen, muss auch klar geregelt sein, das es keine Vorteile für hetero- oder homosexuelle Paare gibt (Adoption etc).i bearbeitet 27. Juni 2015 von mn1217 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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