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Ethik und Glauben


Sam_Naseweiss

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Zunächst einmal die Frage:

Was ist moralisch und was ist unmoralisch?

 

Auf diese Frage kann man nun antworten:

Unmoralisch ist man, wenn man jemanden ohne moralische Rechtfertigung einen Schaden bzw. Leid zufügt.

 

Was meine ich nun damit, daß etwas moralisch gerechtfertigt ist?

 

Ein Zahnarzt, der einen vereiterten Zahn zieht, fügt in gewisser Hinsicht Schaden zu (er zieht einen Zahn, es blutet und der Patient erleidet Schmerzen).

Der Zahnarzt beabsichtigt damit aber eine Besserung des Zustandes des Patienten und damit ist sein Handeln gerechtfertigt.

Eine Mutter, die ihr Kind davon abhält auf einen heiße Herdplatte zu greifen, schränkt die Freiheit des Kindes ein und dieses weint vielleicht, ob des Zwangs und der Gewalt der Mutter.

Das Kind leidet - aber dieses Leid geschieht, damit sich das Kind keinen Schaden zufügt.

 

Nun gibt es in der Religion aber Verhalten, welches nicht offensichtlich irgendjemanden Schaden zufügt aber trotzdem als unmoralisch bezeichnet wird:

z.B. soll eine Scheidung, die im gegenseitigen Einvernehmen geschieht und eine zweite Hochzeit eine Sünde sein.

Weiter sollen bestimmte sexuelle Praktiken Sünde sein, auch dann, wenn dabei keinen Schaden zu erwarten ist.

 

Hier stellt sich nun die Frage, ob der Begriff der Sünde umfassender ist, als der Begriff des Moralischen?

 

Denn entweder ist es so, daß das, was Sünde ist, auch unmoralisch ist, wobei dies nur unter zumindest einer der beide folgenden Prämissen der Fall wäre:

1. Alles was gegen den Willen Gottes verstößt ist unmoralisch, auch wenn wir selbst dies nicht als unmoralisch empfinden und zwar allein deswegen, weil Moral allein durch Gottes Wille definiert wird.

So wäre auch Mord moralisch, wenn Gott ihn befehlen würde. (Diese Position wird von der katholischen Kirche abgelehnt!)

2. Es gibt Verhalten, welches zwar keinen offensichtlichen Schaden mit sich bringt aber einen verborgenen metaphysischen Schaden z.B. an der unsterblichen Seele. (dies wäre dann zu diskutieren)

 

...oder es ist so, daß das, was Sünde ist, nichts mit Moral zu tun hat.

Dies würde dann bedeuten, daß die Sünde ein Verstoß gegen eine Ordnung darstellt und damit negative Konsequenzen nach sich zieht. Dann bedeutet Sünde: Ein Verhalten, welches zumindest langfristig mehr schadet als nützt. Wobei es dann aber auch nicht amoralisch wäre, wenn man gegen die Ordnung verstößt.

 

Ich habe bei den meißten Diskussionen bezüglich Ethik und Glauben den Eindruck, daß diese verschiedenen Aspekte vermischt werden.

Einzig relevant scheint mir hier die Frage nach der Möglichkeit eines metaphysischen Schadens zu sein, der aber so gut wie nie diskutiert wird.

Wen diskutiert wird, dann so, daß z.B. auf mögliche negative gesundheitliche Schäden bestimmter Sexualpraktiken hingewiesen wird oder das etwas, der Natur widersprechen würde.

Wobei das Natürlich eben nicht mit dem Moralischen zusammenfällt - man müßte dann auch da, mit einem metaphysischen Schaden z.B. an der Seele argumentieren.

 

 

Gruß

Sam

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"Nun gibt es in der Religion aber Verhalten, welches nicht offensichtlich irgendjemanden Schaden zufügt aber trotzdem als unmoralisch bezeichnet wird:

z.B. soll eine Scheidung, die im gegenseitigen Einvernehmen geschieht und eine zweite Hochzeit eine Sünde sein."

 

 

 

 

Das habe ich lange Zeit auch gedacht. Wenn ich jedoch sehe, wie in der Öffentlichkeit und in den Medien prominente Frauen bejubelt werden, die ihre 4 unmündigen Kinder verlassen und mit einem anderen Mann zusammen ziehen, weil sie "sich neu verliebt haben", frage ich mich, ob nicht doch ein Schaden durch eine Scheidung bzw. durch eine Wiederverheiratung entstehen KANN(!).

 

Indem die Kirche die Wiederverheiratung verbietet, was im Einzelfall extrem hart und unmenschlich sein kann, signalisiert sie jedoch der Allgemeinheit: Die Ehe ist auf Lebenszeit geschaffen!

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"Nun gibt es in der Religion aber Verhalten, welches nicht offensichtlich irgendjemanden Schaden zufügt aber trotzdem als unmoralisch bezeichnet wird:

z.B. soll eine Scheidung, die im gegenseitigen Einvernehmen geschieht und eine zweite Hochzeit eine Sünde sein."

 

 

 

 

Das habe ich lange Zeit auch gedacht. Wenn ich jedoch sehe, wie in der Öffentlichkeit und in den Medien prominente Frauen bejubelt werden, die ihre 4 unmündigen Kinder verlassen und mit einem anderen Mann zusammen ziehen, weil sie "sich neu verliebt haben", frage ich mich, ob nicht doch ein Schaden durch eine Scheidung bzw. durch eine Wiederverheiratung entstehen KANN(!).

"Kann" ist hier ja irrelevant.

Ein "Kann" gibt es bei vielen Dinge, die wir deswegen nicht einfach verbieten können.

 

Indem die Kirche die Wiederverheiratung verbietet, was im Einzelfall extrem hart und unmenschlich sein kann, signalisiert sie jedoch der Allgemeinheit: Die Ehe ist auf Lebenszeit geschaffen!

Das ist ein utilitaristischer Standpunkt.

Glaube nicht, daß sich diese mit dem Christentum vereinbaren läßt.

Berechtigt wäre der Imperativ der Kirche, mit der entsprechenden Sanktion, nur dann, wenn Ehebruch an sich(!) mit einem metaphysischen "Schaden" verbunden wäre.

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