Jump to content

Sind im kirchlichen Richtungsstreit Kompromisse möglich?


Udalricus

Recommended Posts

Wenn ich so die vielen Richtungsstreitigkeiten innerhalb der katholischen Kirche seit dem letzten Konzil überblicke, habe ich oft den Eindruck, da besteht wenig Aussicht auf Einigung der konträren Richtungen. Zwischen politischen Parteien oder Arbeitnehmern und Arbeitgebern gibt es bei Konflikten bisweilen Kompromisse, aber geht das auch in theologischen und kirchenpolitischen Fragen? Viele - auf beiden Seiten - scheinen es auf eine "Alles-oder-Nichts"- Entscheidung hinaus laufen lassen zu wollen. Entweder siegt der papsttreue Flügel oder die Modernisten triumphieren auf ganzer Linie.

Mittlerweile beschleicht mich allerdings immer mehr die Ahnung, es könnte, ohne dass dies bewusst jemand will, ein "Weg dazwischen" als Sieger aus dem Konflikt hervorgehen. Ich meine damit den "Weg des fehlenden Widerstandes":

Seit Jahren wird der innerkirchliche Konflikt ja dadurch angeheizt, dass einerseits Rom von den Ortskirchen fordert, gewisse Missbräuche einzustellen. Andererseits fordern Basisbewegungen von Rom, gewisse Reformen durchzuführen. Doch in keinerlei Richtung ist Bewegung auszumachen, sowohl diese als auch jene Forderungen harren ihrer Erfüllung, es stagniert, man neutralisiert sich gegenseitig. Der VAtikan ändert seine Auffassungen nicht, und auch die Kirchenvolksbegeherer rücken keinen Millimeter von ihren Ansichten ab. Dennoch werden die beidseitigen Forderungen mit der Zeit immer leiser und ihre Proponenten immer müder.

Auf Dauer kommt dann eine Kirche heraus, in der Rom sich in liturgische oder pastorale Eigenheiten nicht mehr einmischt, und auf der anderen Seite sich die Gläubigen mit dem Zölibat und der fehlenden Frauenpriesterweihe abgefunden haben. Und irgendwann werden beide Seiten diese Situation dann auch ganz in Ordnung finden und nicht mehr streiten, sofern nicht aktuellere Konfliktthemen auftauchen.

Ich weiß nicht, ob diese Entwicklung wirklich wünschenswert ist, aber ich sehe sie durchaus als realistisch an. Oder gibt es andere Kompromissmöglichkeiten?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

...Richtungsstreitigkeiten innerhalb der katholischen Kirche seit dem letzten Konzil ...
Alles harmlos. Ich sag' nur: "de auxiliis" - und wünsche mir eine ähnliche päpstliche Reaktion.
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Viele - auf beiden Seiten - scheinen es auf eine "Alles-oder-Nichts"- Entscheidung hinaus laufen lassen zu wollen. Entweder siegt der papsttreue Flügel oder die Modernisten triumphieren auf ganzer Linie.

"Beide" Seiten?

Wieviele "Seiten" kennst du?

der papsttreue Flügel oder die Modernisten

Und was ist mit denjenigen, die "papsttreu" und "modernistisch" gleichsetzen?

Es gibt noch viel mehr "Strömungen", und diese "strömen" zeit- bzw. teilweise auf den selben Gleisen, manchmal unterscheiden sie sich auch wieder...

Solange es immer noch Menschen gibt, die sich gegenseitig kennen und respektieren, ist das alles kein Problem.

Kritisch wird es nur, wenn jemand "Parteien" definieren will, und dann erwartet, dass die Leute sich in solche Schubladen "alles oder nichts" einzusortieren haben...

 

Mit anderen Worten:

Ich schätze, dass du mit dem angestoßenen Thread einem Phantom hinterher jagst.

Ich hoffe es zumindest... *kleinlaut*

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dennoch werden die beidseitigen Forderungen mit der Zeit immer leiser und ihre Proponenten immer müder.

Auf Dauer kommt dann eine Kirche heraus, in der Rom sich in liturgische oder pastorale Eigenheiten nicht mehr einmischt, und auf der anderen Seite sich die Gläubigen mit dem Zölibat und der fehlenden Frauenpriesterweihe abgefunden haben. Und irgendwann werden beide Seiten diese Situation dann auch ganz in Ordnung finden und nicht mehr streiten, sofern nicht aktuellere Konfliktthemen auftauchen.

Ich weiß nicht, ob diese Entwicklung wirklich wünschenswert ist, aber ich sehe sie durchaus als realistisch an. Oder gibt es andere Kompromissmöglichkeiten?

 

Das, was bis jetzt immer herausgekommen ist, wenn "Rom" nicht beliebte sich zu bewegen.

Derzeit kommen mehr als 50% der Christen ohne "Rom" aus.

 

Die Frauen werden sich nämlich nicht "abfinden". Sie ziehen bereits aus der Kirche aus.

Die Jugendlichen ignorieren sie, das Land fällt ab, weil dort immer weniger Pfarreien besetzt werden können.

Wenn die derzeit aktuellen Konfliktthemen nicht gelöst werden, dann wird es bald keine Konflikte mehr geben, nur noch Selbstgespräche Roms ohne Publikum.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Was Udalricus beschreibt, ist eigentlich kein Richtungsstreit, denn es gibt in der Tat sehr viel mehr Strömungen und auch viele Einzelinteressen. In seiner Prognose beschreibt Udalricus sehr schön den wahren Einfluss Roms. Dass der Papst keine besondere Macht innerhalb der Kirche hat, zeigt sich immer wieder: Handkommunion, Ministrantinnen, Piusbrüder, Bischofsernennung in Linz und so weiter und so fort. Auffällig ist, dass der Machtverlust des Papstes immer weiter in den Kernbereich seines Machtanspruches vordringt. Zuerst waren es nur liturgische Deteilfragen, dann der ganze Ritus und heute kann er nicht mal mehr einen Weihbischof ernennen, wenn dieser nicht genehm ist. Ich schätze, dass sich diese Tendenz in Zukunft fortsetzen wird. Dann wird der Papst merken, was Primus inter Pares und Diener der Diener Gottes bedeutet.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Was Udalricus beschreibt, ist eigentlich kein Richtungsstreit, denn es gibt in der Tat sehr viel mehr Strömungen und auch viele Einzelinteressen. In seiner Prognose beschreibt Udalricus sehr schön den wahren Einfluss Roms. Dass der Papst keine besondere Macht innerhalb der Kirche hat, zeigt sich immer wieder: Handkommunion, Ministrantinnen, Piusbrüder, Bischofsernennung in Linz und so weiter und so fort. Auffällig ist, dass der Machtverlust des Papstes immer weiter in den Kernbereich seines Machtanspruches vordringt. Zuerst waren es nur liturgische Deteilfragen, dann der ganze Ritus und heute kann er nicht mal mehr einen Weihbischof ernennen, wenn dieser nicht genehm ist. Ich schätze, dass sich diese Tendenz in Zukunft fortsetzen wird. Dann wird der Papst merken, was Primus inter Pares und Diener der Diener Gottes bedeutet.
Interessant! Vor geraumer Zeit hast du mir gegenüber noch bestritten, dass die Kirche nicht zentralistisch sei. Mit diesem Posting gibst du mir im nachhinein Recht, der ich immer schon sage, dass die Kirche nicht zu viel, sondern zu wenig zentralistisch ist.
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Was Udalricus beschreibt, ist eigentlich kein Richtungsstreit, denn es gibt in der Tat sehr viel mehr Strömungen und auch viele Einzelinteressen. In seiner Prognose beschreibt Udalricus sehr schön den wahren Einfluss Roms. Dass der Papst keine besondere Macht innerhalb der Kirche hat, zeigt sich immer wieder: Handkommunion, Ministrantinnen, Piusbrüder, Bischofsernennung in Linz und so weiter und so fort. Auffällig ist, dass der Machtverlust des Papstes immer weiter in den Kernbereich seines Machtanspruches vordringt. Zuerst waren es nur liturgische Deteilfragen, dann der ganze Ritus und heute kann er nicht mal mehr einen Weihbischof ernennen, wenn dieser nicht genehm ist. Ich schätze, dass sich diese Tendenz in Zukunft fortsetzen wird. Dann wird der Papst merken, was Primus inter Pares und Diener der Diener Gottes bedeutet.

 

Das ist die positive Sicht der Dinge, wenn ich gerade meinen optimistischen Tag habe.

Das Papsttum wird wieder auf das reduziert, was es ursprünglich war, die Kirche geht insgesamt zurück zu ihren Ursprüngen.

Der Heilige Geist ist als wahrhaft reaktionärer Fundamentalist am Werk und schenkt ihr die antikonstantinische Wende. :angry2:

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Interessant! Vor geraumer Zeit hast du mir gegenüber noch bestritten, dass die Kirche nicht zentralistisch sei. Mit diesem Posting gibst du mir im nachhinein Recht, der ich immer schon sage, dass die Kirche nicht zu viel, sondern zu wenig zentralistisch ist.

 

Spätestens seit Januar schreibe ich, dass der Papst dabei ist, seine Machtposition zu demontieren. Anders als für Sokrates ist das für mich aber ein Beweis für das Wirken des Heiligen Geistes. Die ganze Schande um das päpstliche Gekuschel mit den Piusbrüdern kann somit zu einer großen Gnade für die Kirche werden, wenn dadurch das Petrusamt auf ein ursprüngliches Maß zurückgeschnitten wird. Johannes Paul II. hat in Ut Unum Sint diagnostiziert, dass das Petrusamt eines der größten Hindernisse für die Ökumene sei. Leider hat er übersehen, dass auch dieses Amt einem Wandel unterworfen ist und somit kann es sein, dass Benedikt XVI. derzeit mehr für die Ökumene tut, als er selbst denkt. Damit das Gebet Jesu in Erfüllung gehe, dass alle Eins seien.

bearbeitet von OneAndOnlySon
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Interessant! Vor geraumer Zeit hast du mir gegenüber noch bestritten, dass die Kirche nicht zentralistisch sei. Mit diesem Posting gibst du mir im nachhinein Recht, der ich immer schon sage, dass die Kirche nicht zu viel, sondern zu wenig zentralistisch ist.

 

Spätestens seit Januar schreibe ich, dass der Papst dabei ist, seine Machtposition zu demontieren. Anders als für Sokrates ist das für mich aber ein Beweis für das Wirken des Heiligen Geistes. Die ganze Schande um das päpstliche Gekuschel mit den Piusbrüdern kann somit zu einer großen Gnade für die Kirche werden, wenn dadurch das Petrusamt auf ein ursprüngliches Maß zurückgeschnitten wird. Johannes Paul II. hat in Ut Unum Sint diagnostiziert, dass das Petrusamt eines der größten Hindernisse für die Ökumene sei. Leider hat er übersehen, dass auch dieses Amt einem Wandel unterworfen ist und somit kann es sein, dass Benedikt XVI. derzeit mehr für die Ökumene tut, als er selbst denkt. Damit das Gebet Jesu in Erfüllung gehe, dass alle Eins seien.

Im Schluss stimme ich dir zu, auch wenn mir scheint, dass der Papst nicht weiß. was er da tut. Das ist die wahre Ironie der Geschichte!

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich habe oft den Eindruck, dass manche nur deswegen einen schwachen Papst wünschen, damit er nicht ihre Vorstellungen von Kirche verhindert, wenn es darum geht, Entwicklungen zu verhindern, die ihren Interessen widersprechen, wird dagegen sehr wohl ein starker Papst erwünscht.

Kann man die Frage nach der Rolle des Papstes vielleicht einmal abgehoben von der Tagespolitik besprechen? Warum sollte der Papst für die Weltkirche weniger zu sagen haben als ein Pfarrer in seiner Pfarrei? Im Zeitalter der Globalisierung braucht es doch ein globales Leitungsamt - unterstützt natürlich durch kollegiale Elemente - mehr denn je.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich habe oft den Eindruck, dass manche nur deswegen einen schwachen Papst wünschen, damit er nicht ihre Vorstellungen von Kirche verhindert, wenn es darum geht, Entwicklungen zu verhindern, die ihren Interessen widersprechen, wird dagegen sehr wohl ein starker Papst erwünscht.

Kann man die Frage nach der Rolle des Papstes vielleicht einmal abgehoben von der Tagespolitik besprechen? Warum sollte der Papst für die Weltkirche weniger zu sagen haben als ein Pfarrer in seiner Pfarrei? Im Zeitalter der Globalisierung braucht es doch ein globales Leitungsamt - unterstützt natürlich durch kollegiale Elemente - mehr denn je.

 

Ich kann nur für mich sprechen - ich für meinen Teil wünsche mir starke Bischöfe und auch starke Pfarrer, die eingewoben in das für die Kirche typische Beratungsgeflecht ihr jeweiliges Amt in communio stehend ausüben. Da geht es nicht um Befehl und Gehorsam, sondern in der Tat um Dienst an der Einheit - und für den braucht es Überzeugungsfähigkeiten, nicht Anordnungsbefugnisse. Die entscheidnede Größe der Kirche ist aber die Ortskirche, das Bistum, und von dieser Größe her muss nach meiner Überzeugung KIrche verstanden werden, will man den Bischof nicht zum Filialleiter machen. Joseph Ratzinger hat zu diesem Thema große Dinge geschrieben (theologisch bessere als zur Liturgie), nun könnte er sie umsetzen, auch wenn das seine direkte Macht beeinflußt. Insofern wünsche ich mir in der Tat einen relativ schwachen Papst, damit dieser nicht durch seine schiere Stärke verhindert, dass die Ortskirche noch wahrgenommen wird.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich habe oft den Eindruck, dass manche nur deswegen einen schwachen Papst wünschen, damit er nicht ihre Vorstellungen von Kirche verhindert, wenn es darum geht, Entwicklungen zu verhindern, die ihren Interessen widersprechen, wird dagegen sehr wohl ein starker Papst erwünscht.

Kann man die Frage nach der Rolle des Papstes vielleicht einmal abgehoben von der Tagespolitik besprechen? Warum sollte der Papst für die Weltkirche weniger zu sagen haben als ein Pfarrer in seiner Pfarrei? Im Zeitalter der Globalisierung braucht es doch ein globales Leitungsamt - unterstützt natürlich durch kollegiale Elemente - mehr denn je.

Da paßt es gut, dass der Linzer Bischof, ganz seiner Rolle als im Liegen umfallender römischer Domestik getreu, lt heutiger "Presse" bekannt gegeben hat, man habe sich beim Papst wegen des Hirtenbriefes anläßlich der Ernennung des Linzer Weihbischofs entschuldigt. Man hätte die dort gebrachten Argumente der völligen Unüblichkeit des Vorgehens nicht bringen dürfen, denn der Papst steht über dem Kirchenrecht.

 

Man stelle sich vor ein Mensch steht über dem Recht.......zuletzt hat man ähnliches von Carl Schmitt gehört, als er feststellte: Der Führer schafft das Recht........

 

Das einzig Gute daran ist dass solche Wahnwitzigkeiten den Lernprozeß der Menschen beschleunigen, dass die Kirche groß ist und der Papst weit (weg) und dass man nicht römischen Launen sondern seinem eigenen Gewissen folgen muß.

 

Die wirkliche Musik wird in den Gemeinden gemacht und dort hat man achselzuckendes Weghören gelernt........

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Joseph Ratzinger hat zu diesem Thema große Dinge geschrieben (theologisch bessere als zur Liturgie), nun könnte er sie umsetzen, auch wenn das seine direkte Macht beeinflußt.

Josef Ratzinger hat auch noch als Papst Benedikt viele großartige Dingee geschrieben und gesagt und sie dann durch sein Handeln ad absurdum geführt..........

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Warum sollte der Papst für die Weltkirche weniger zu sagen haben als ein Pfarrer in seiner Pfarrei?

 

Dann erzähl ich dir mal, was ein Pfarrer hier im Bistum "zu sagen hat": Der Pfarrer kann nur in Übereinstimmung mit dem Kirchengemeinderat handeln. Kommt es zu Differenzen, wird ein Vermittlungsverfahren angestoßen. Finanzmittel muss sowieso der KGR bereitstellen.

 

Wieso sollte da der Papst in der Weltkirche noch weniger zu sagen haben?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Justin Cognito

Die Frage erste Frage bei einem Konflikt müsste doch sein, wo der Konflikt verläuft? Ist es tatsächlich ein Konflikt zwischen der Basis und der Leitung oder ist ein Konflikt an der Basis? Im zweiten Fall wäre nämlich ein mehr an Leitung gefragt, nicht ein weniger an Leitung. Und Leitung hieße vor allem, sich im Konflikt nicht vereinnahmen lassen, für gutes Klima sorgen, die Parteien zusammenbringen und den Blick für das Wesentliche schärfen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Warum sollte der Papst für die Weltkirche weniger zu sagen haben als ein Pfarrer in seiner Pfarrei?
Weil die ersten Hirten der Kirche die Bischöfe sind.
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Insofern wünsche ich mir in der Tat einen relativ schwachen Papst, damit dieser nicht durch seine schiere Stärke verhindert, dass die Ortskirche noch wahrgenommen wird.
Einen Papst, der verhindert, dass Ortskirche noch wahrgenommen wird, wünsche ich mir auch nicht. Aber einen solchen Papst gibt es ja auch nicht. Aber ich wünsche mir einen Papst, der für die Ortskirchen Richtung weisende Aussagen vorgibt, damit nicht aus 4000 Bistümern lauter verschiedene Glaubensgemeinschaften werden.
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Justin Cognito
Einen Papst, der verhindert, dass Ortskirche noch wahrgenommen wird, wünsche ich mir auch nicht. Aber einen solchen Papst gibt es ja auch nicht. Aber ich wünsche mir einen Papst, der für die Ortskirchen Richtung weisende Aussagen vorgibt, damit nicht aus 4000 Bistümern lauter verschiedene Glaubensgemeinschaften werden.

 

"Richtung weisende Aussagen" wünsch mir auch. Genauso wie die universale Leitungsgewalt des Papstes. Allerdings: Vor hundert Jahren war für den Gläubigen meist mindestens eine Dreitagesreise notwendig um beim eigenen Bischof vorstellig zu werden - da wählt man schon aus, welche Anliegen man ihm vorträgt. Heute flitzen die Emails scheinbar in Rom nur so ein und aus. Und die Mitarbeiter der Kurie sind natürlich bemüht, den Anliegen, die an sie herangetragen werden gerecht zu werden und die Gläubigen zu unterstützen so gut sie können. Das sind ja in der Regel sehr kompetente und freundliche Leute. Neue Kommunikationsmittel machen neue Organisationsformen möglich. Die Frage ist also, ob das Prinzip der Subsidiarität eine aus der Not der langen Wege erwachsende Tugend oder ein Wesensmerkmal der Kirche ist?

 

Ich persönlich glaube Zweiteres und hoffe, dass wir als Kirche einen Weg finden, wie diese Leitungsgewalt nach dem Prinzip der Subsidiarität gut gestaltet werden kann. Ich denke wir sind da alle gefragt, Dinge die wir in kleineren Einheiten lösen können auch tatsächlich untereinander zu lösen - und Entscheidungen der Verantwortlichen auch zu akzeptieren - und nur bei wirklicher Notwendigkeit die übergeordnete Instanz in Anspruch zu nehmen.

bearbeitet von Justin Cognito
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Frage ist also, ob das Prinzip der Subsidiarität eine aus der Not der langen Wege erwachsende Tugend oder ein Wesensmerkmal der Kirche ist?
Auch eine durch praktische Entwicklungen und Nöte erwachsene Tugend kann Wesensmerkmal der Kirche sein. Ich sehe hier keinen Widerspruch, sondern beides als richtig an. Die Frage ist allerdings, ob im Zeitalter der Globalisierung durch Handy, Internet und Flugzeug die Subsidiarität noch im Detail genau so funktionieren kann und soll wie vor Jahrhunderten. Die Vorstellung, Bischofskonferenzen oder gar Diözesen könnten für sich über den Zölibat, das Frauenpriestertum oder die Sexualmoral entscheiden, ist ein absoluter Horror. Rom ist eben nicht weit weg, sondern mitten unter uns.

 

Im Übrigen war meine Eingangsfrage nicht auf die Subsidiarität gerichtet - auch wenn hier ein inhaltlicher Zusammenhang durchaus besteht - , sondern auf die Möglichkeit von Kompromissen in kirchlichen STreitfragen. Es scheint mir allerdings, dass viele doch eher eine "Alles-oder-Nichts-Lösung" anstreben.

bearbeitet von Udalricus
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Rom ist eben nicht weit weg, sondern mitten unter uns.

Gerade weil die Menschen gut informiert sind, rückt Rom immer weiter weg.........der mündige Christ braucht Argumente und nicht mit süsslichen Phrasen unterspickte Befehle.

 

Im Übrigen war meine Eingangsfrage - ,........auf die Möglichkeit von Kompromissen in kirchlichen STreitfragen [gerichtet].

Die Lösungen sind doch vielfach schon gefunden und manifestieren sich in einem stillschweigenden vertikalen Schisma in dem sich die gemeinden längst eingerichtet haben......

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wenn ich so die vielen Richtungsstreitigkeiten innerhalb der katholischen Kirche seit dem letzten Konzil überblicke, habe ich oft den Eindruck, da besteht wenig Aussicht auf Einigung der konträren Richtungen. Zwischen politischen Parteien oder Arbeitnehmern und Arbeitgebern gibt es bei Konflikten bisweilen Kompromisse, aber geht das auch in theologischen und kirchenpolitischen Fragen? Viele - auf beiden Seiten - scheinen es auf eine "Alles-oder-Nichts"- Entscheidung hinaus laufen lassen zu wollen. Entweder siegt der papsttreue Flügel oder die Modernisten triumphieren auf ganzer Linie.

Mittlerweile beschleicht mich allerdings immer mehr die Ahnung, es könnte, ohne dass dies bewusst jemand will, ein "Weg dazwischen" als Sieger aus dem Konflikt hervorgehen. Ich meine damit den "Weg des fehlenden Widerstandes":

Seit Jahren wird der innerkirchliche Konflikt ja dadurch angeheizt, dass einerseits Rom von den Ortskirchen fordert, gewisse Missbräuche einzustellen. Andererseits fordern Basisbewegungen von Rom, gewisse Reformen durchzuführen. Doch in keinerlei Richtung ist Bewegung auszumachen, sowohl diese als auch jene Forderungen harren ihrer Erfüllung, es stagniert, man neutralisiert sich gegenseitig. Der VAtikan ändert seine Auffassungen nicht, und auch die Kirchenvolksbegeherer rücken keinen Millimeter von ihren Ansichten ab. Dennoch werden die beidseitigen Forderungen mit der Zeit immer leiser und ihre Proponenten immer müder.

Auf Dauer kommt dann eine Kirche heraus, in der Rom sich in liturgische oder pastorale Eigenheiten nicht mehr einmischt, und auf der anderen Seite sich die Gläubigen mit dem Zölibat und der fehlenden Frauenpriesterweihe abgefunden haben. Und irgendwann werden beide Seiten diese Situation dann auch ganz in Ordnung finden und nicht mehr streiten, sofern nicht aktuellere Konfliktthemen auftauchen.

Ich weiß nicht, ob diese Entwicklung wirklich wünschenswert ist, aber ich sehe sie durchaus als realistisch an. Oder gibt es andere Kompromissmöglichkeiten?

 

 

Es gibt natürlich viele verschiedene Möglichkeiten. Und ich bin mir nicht sicher, was in Zukunft passieren wird, zumal man nicht Europa und Amerika hier mit der Situation der Kirche vor Ort schlechthin gleichsetzen kann.

 

In Europa ist schlichtweg die Frage, in welchen Millieus die Kirche überhaupt noch zu Hause sein will. Wenn sie den Anspruch einer die gesamte Gsellschaft mitgestaltenden Kraft haben will, dann muss die Kirche auf die Gesellschaft zugehen. Die meisten Menschen mit denen ich zu tun habe (und das sind die, die Gesellschaft gestalten wollen und nicht die sog. fernen Schichten), erwarten von einer ernstzunehmenden Kirche eine Einhaltung der allgemeinen gesellschaftlichen Standards. D.h. Einhaltung aller Grundrechte (einschließlich Gleichberechtigung in den Ämtern, Meinungsfreiheit und dem Recht auf geschlechtliche Selbstbestimmung) und demokratische Machtkontrolle innerhalb kirchlicher Strukturen. Erst auf dieser Basis würden diese Mesnchen überhaupt wieder in größerem Maße ernsthaft über ein Mittun in der Kirche nachdenken.

 

Die Kirche kann natürlich auch entscheiden, so wie bisher weiterzumachen oder aber, wie es sich an vielen Stellen andeutet, einen deutlich strengeren und traditionalistischeren Kurs zu fahren. Das wird zum einen dazu führen, dass die Kirche sich noch weiter in die verbliebenen Milleus (v.a. bürgerliche, eher ländliche, Mittelschicht) zurückzieht oder, falls sie beginnt, eine restaurationskurs in den Ortskirchen durchzusetzen, sich marginalisiert. Damit gibt sie den Anspruch auf, in der Gesellschaft irgendetwas zu bewegen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Justin Cognito

Mir ist immer noch nicht so recht klar, zwischen welchen Partnern ein Kompromiss im "kirchlichen Richtungsstreit" gefunden werden soll und kann? Meines Erachtens gehören zu Konflikten Parteien, die auch benannt werden können. Da kann es z.B. einen Konflikt in einer Pfarrer, zwischen Pfarrgemeinderat und Pfarrer, zwischen Pfarrgemeinde und Bischof oder zwischen Bischof und dem Präfekten einer Kongregation geben. Aber es müssen immer konkrete Personen oder Proponenten da sein, sonst bleibt mir das Ganze zu nebulos.

 

Selbst wenn es in einer Gemeinde zu Diskussionen darüber kommt, ob eine bestimmte Praxis dem Lehramt der Kirche entspricht, ist es in erster Linie ein Konflikt zwischen den konkret Beteiligten (Pfarrer und Gemeinde; Gemeinde untereinander; Gemeinde und Bischof als Vertreter des Lehramts; etc.) und nicht per se ein Richtungsstreit zwischen Rom und der Gemeinde. Falls ein Kompromiss gefunden wird - ob das wünschenswert und möglich ist, hängt wohl vom Thema und der Konfliktgeschichte ab - müssen ihn zuerst die Beteiligten vor Ort finden, erst danach ist vielleicht die Unterstützung von außen notwendig. Die oberste Autorität der Kirche kann höchstens Strukturen schaffen, die solchen Lösungen dienen oder sie erschweren. Womit wir meines Erachtens aber auch wieder beim Thema Subsidiarität angelangt sind. Bei der Diagnose konkreter Konflikte finde ich auch das Schema der Konflikteskalation nach Friedrich Glasl recht hilfreich.

 

Aus meiner Erfahrung kann ich aber auch sagen, dass ein erster Schritt zu einer Lösung sein kann, sich zu bemühen die Position des anderen zu verstehen und ihm aufrichtiges Bemühen um die Einheit und den christlichen Glauben zu unterstellen. Natürlich ist das nicht leicht - da hat man auch einiges an Spannung auszuhalten und zu erleiden. Mir persönlich hilft es dabei, an das Kreuz Christi zu denken: zu unserem Glauben gehört, dass manches unvereinbar und unversöhnt bleibt. Das Kreuz ist ein Teil unserer Realität. Und wie schwer fällt es mir, solche Situationen Gott anzuvertrauen - oft misslingt es einfach. Es ist gut immer wieder im Gottesdienst daran erinnert zu werden, dass ein solches Kreuz nicht das Ende ist und Gott viel mehr Möglichkeiten offen stehen, als ich manchmal so denke .....

bearbeitet von Justin Cognito
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wenn ich so die vielen Richtungsstreitigkeiten innerhalb der katholischen Kirche seit dem letzten Konzil überblicke

also ich kann da keinerlei Richtungs-Streitigkeiten erkennen.

 

wir gehen doch alle nach vorn - etwas anderes bleibt uns doch gar nicht übrig. Die Zeit zurückzudrehen hat, m. E., doch wohl bisher noch niemand geschafft.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo zusasmmen,

 

Ich frage mich gerade welche Bedeutung der Streit WsK (u.ä.) versus Piusbrüderfür den durchschnitts Feld-Wald-un-Wiesen-Katholiken hat. Für diejenigen, die gerade mal wissen das es diese Gruppen gibt. Ich zähle mich auch zu denen.

 

Mir ist nicht bewusst, welche Konsequenz es hätte wenn sich die eine oder andere Seite durchsetzt. Gut, bei den Piusen müsste ich mich an eine andere Liturgie gewwöhnen, was mir schwerfallen täte.... bei WsK wäre es vielleicht ein verheirateter Priester oder eine Akustisch schwerverständlichee Predigt, falls Frau Priesterin eine zu hohe Piepsstimme haben sollte. Aber ich kann mir nicht vorstellen welchen einfluss auf meine Glauben das hätte.

 

Für diesen Feld-Wald-und-Wiesen-Katholiken ist es wahrscheinlich wichtiger eine Richtschnur zu erhalten woran man sich halten soll wenn man sich im Alltag entscheiden muss ob man so oder anders vehalten soll. Mir geht es zumindest so. Und dafür brauch ich einen (Lebens)kundigen Priester vor Ort. Bischof und Papst stehe das in ihrer Bedeutung irgendwo zwischen Reihe zwei bis dreitausend... Je nach Thema weiter vorne oder weiter hinten.

 

Gruss!

Frank

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

.... Die Vorstellung, Bischofskonferenzen oder gar Diözesen könnten für sich über den Zölibat, das Frauenpriestertum oder die Sexualmoral entscheiden, ist ein absoluter Horror. Rom ist eben nicht weit weg, sondern mitten unter uns.

 

Wo wäre das Problem? Es gibt in Mitteleuropa andere argumente für oder wieder Zölibat als in Asien oder Lateinamerika.. Warum sollte das nicht auf Kirchenprovinzebene erörtert, gewichtet und entschieden werden können? Detailfragen, wie z.B. was passiert wwenn ein Priester von einer Kirchenprovinz mit in eine ohne Zölibat wechselt kann dann immer noch vom Papst etnschieden werden. Im übrigen glaube ich nicht das as für denn einzegläubigenn von soooo grosserr Bedeutung ist... sie obriges Posting von mir.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

×
×
  • Neu erstellen...