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Ecclesiam suam


Chrysologus

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Wäre nett gewesen, wenn er diese "obersten Grundsätze" mal kurz umrissen hätte. So hängt das etwas in der Luft.
Menschen durch das Reich der Gerechtigkeit und des Friedens, das Christus durch sein Kommen in diese Welt begründet hat, einander näher zu bringen.

Würde ich als diesen "obersten Grundsatz" verstehen.

Das ist sehr dehnbar. Was einen Westeuropäer "ehrenvoll und brüderlich" erscheint, muss bei einem Asiaten noch lange nicht so ankommen.

Den oben zitierten Satz könnte man dann auf dieses Problem auch beziehen. Also, das "Menschen einander näher bringen". :lol:

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Erster Teil: Das Bewusstsein der Kirche von sich selbst

 

18 Wir glauben, dass heute die Kirche verpflichtet ist, das Bewusstsein zu vertiefen, das sie von sich selbst haben muss, vom Schatz der Wahrheit, dessen Erbin und Hüterin sie ist, und von ihrer Sendung in der Welt. Noch bevor sie sich an das Studium spezieller Probleme begibt und noch bevor sie überlegt, welche Haltung sie gegenüber der Umwelt einnehmen soll, muss die Kirche gegenwärtig über sich selbst nachdenken, um sich durch die Erkenntnis der göttlichen Pläne bezüglich ihrer selbst zu stärken, um mehr Klarheit, neue Energie und mehr Freude bei der Erfüllung ihrer Sendung zu finden und um die besten Mittel und Wege ausfindig zu machen, die ihre Beziehungen zur Menschheit unmittelbarer, wirksamer und fruchtbarer gestalten gegenüber einer Menschheit, der sie selbst angehört, auch wenn sie sich durch unverkennbare Merkmale von ihr unterscheidet.

 

19 Es scheint Uns, dass eine solche Überlegung völlig übereinstimmt mit der Art und Weise, die Gott wählte, um sich den Menschen zu offenbaren und um mit ihnen jene religiösen Beziehungen herzustellen, deren Werkzeug und Ausdruck die Kirche ist. Wenn es nämlich wahr ist, dass Gott sich zu verschiedenen Zeiten „und auf mannigfache Art und Weise" (Hebr 1,1) in geschichtlichen, äußeren und unleugbaren Ereignissen geoffenbart hat, so hat diese Offenbarung doch in das menschliche Leben Eingang gefunden auf den ihr eigenen Wegen des Wortes und der Gnade Gottes, der sich den Seelen innerlich mitteilt durch das Anhören der Heilsbotschaft und durch den nachfolgenden Akt des Glaubens, der am Anfang unserer Rechtfertigung steht.

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Wachsamkeit und Verinnerlichung

 

20 Wir möchten, dass dieses Nachdenken über den Ursprung und das Wesen der neuen und lebendigen Beziehung, die die Religion Christi zwischen Gott und dem Menschen herstellt, zu einem Akt der Gefolgschaft gegenüber dem Wort des göttlichen Meisters an seine Hörer und besonders an seine Jünger werde, zu denen Wir Uns selbst noch heute mit gutem Recht und gerne zählen. Von vielen möchten Wir eine der wichtigsten und am häufigsten wiederholten Mahnungen wählen, die den Jüngern von Unserem Herrn gegeben wurde und die noch heute für jeden gilt, der ihm die Treue halten will: die Mahnung zur Wachsamkeit.

 

21 Zwar bezieht sich diese Mahnung unseres Meisters vornehmlich auf die letzten Geschicke des Menschen, ob diese nun zeitlich nahe oder fern sind. Doch gerade weil diese Wachsamkeit dem getreuen Knecht immer bewusst, gegenwärtig und in ihm wirksam sein muss, bestimmt sie sein praktisches und konkretes sittliches Verhalten, das den Christen in der Welt kennzeichnen muss. Die Mahnung zur Wachsamkeit wird vom Herrn auch eingeschärft in bezug auf nächste und nahe Ereignisse gegenüber den Gefahren, die den Menschen zu Fall oder auf Abwege bringen können (vgl. Mt 26,41). So ist es leicht, im Evangelium eine ständige Mahnung zur Lauterkeit des Denkens und Handeins zu finden: Bezog sich nicht darauf die Predigt des Vorläufers, mit der der öffentliche Schauplatz des Evangeliums eröffnet wird? Und hat nicht Jesus Christus selbst dazu aufgerufen, das Reich Gottes innerlich aufzunehmen (Mt 17, 21)? Ist nicht seine ganze Pädagogik eine Ermahnung und eine Wegweisung zur Innerlichkeit? Das psychologische Bewusstsein und das sittliche Gewissen werden von Christus zu gleicher Vollkommenheit gerufen, gleichsam als Vorbedingung für den Empfang der göttlichen Wahrheit und Gnade, so wie es sich schließlich für den Menschen gehört. So wird das Bewusstsein des Jüngers dann zu einem Sich-Erinnern (vgl. Mt 26, 72; Lk 24, 8; Jo 14, 26; 16, 4) an das, was Jesus gelehrt hat und was um ihn herum geschehen ist, ein Sich-Erinnern, das sich entfaltet und verdeutlicht im Verstehen dessen, wer Jesus ist und was er gelehrt und getan hat.

 

22 Die Geburt der Kirche und die Weckung ihres prophetischen Bewusstseins sind die beiden kennzeichnenden Ereignisse des Pfingstfestes, und sie entfalten sich von da ab gleichzeitig: die Kirche in ihrem organisatorischen Aufbau und in ihrer hierarchischen und gemeinschaftlichen Entwicklung. Das Wissen um die eigene Berufung, um die eigene geheimnisvolle Natur, die eigene Lehre und die eigene Sendung begleitet Stufe für Stufe diese Entwicklung gemäß der Bitte des heiligen Paulus: „Und darum bete im, dass eure Liebe mehr und mehr zunehme an Erkenntnis und jeglichem Verstehen" (PhiI1, 9).

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Es gefällt mir serh gut, wie sehr und wie deutlich Paul VI. Kirche (und wir wissen immer noch nicht so genau, was er damit meint) als Werkzeug, in einer bestimmten Funktion sieht: An erste Stelle steht die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen, der Akt der Gefolgschaft gegenüber dem Wort Jesu Christi.

 

Dieser Moment prägt dann auch die weitere Überlegung: Das sittliche Gewissen, das psychologische Bewußtsein werden vom Moment der Erinnerung an das bestimmt, das Jesus gelehrt (und getan) hat. Von diesem sich-Erinnern her reift - so scheint es - die Erkenntnis, was Christus ist, und von dieser Erkenntnis her entwickelt sich sittliches Urteilen.

 

Meine ich es nur, oder klingt hier Rahners "Hörer des Wortes" an?

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Ein kurzer Hinweis aus der Regie: Da es mich und andere irritiert, wenn die Ecclesiuam suam Passagen stets unter meinem Namen auftauchen, habe ich im Moderatorenkollegium einen Zweitnick erbeten, der nur zum Zwecke des Einstellens lesens- und bedenkenswertrer Texte existiert. Unter diesem Nick werde ich fürderhin die Abschnitte aus Ecclesiam suam einstellen.

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23 Wir könnten diese Unsere Einladung an die einzelnen Menschen, die sie annehmen wollen, an jeden einzelnen von euch, Ehrwürdige Brüder, und an diejenigen, die mit euch Unsere und eure Schüler sind, wie auch an die ganze „Versammlung der Gläubigen", die Kirche, auch noch in anderer Weise aussprechen. Wir könnten alle einladen, einen lebendigen, tiefen und bewussten Akt des Glaubens an Unseren Herrn Jesus Christus zu erwecken. Wir müssten dann diesen Augenblick unseres religiösen Lebens mit einem starken und überzeugten, wenn auch demütigen und zitternden Glaubensbekenntnis besiegeln ähnlich dem des ‚Blindgeborenen im Evangelium, dem Jesus Christus mit gleich großer Güte und Macht die Augen geöffnet hatte: „Im glaube, Herr!" (Jo 9,38); oder ähnlich wie Martha: „Ja, Herr, im habe Glauben, du bist der Messias, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll" (Jo 11,27); oder ähnlich dem Uns so teuren Bekenntnis des Simon Petrus: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes" (Mt 16,16). Warum wagen Wir es, euch zu diesem Akt kirchlichen Bewusstseins aufzufordern? Zu diesem ausdrücklichen, wenn auch innerlichen Akt des Glaubens?

 

24 Nach Unserer Meinung gibt es viele Gründe dafür, und sie ergeben sich alle aus tiefen und wesentlichen Bedürfnissen des besonderen Augenblicks, den die Kirche gegenwärtig durchlebt.

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Es gefällt mir serh gut, wie sehr und wie deutlich Paul VI. Kirche (und wir wissen immer noch nicht so genau, was er damit meint) als Werkzeug, in einer bestimmten Funktion sieht: An erste Stelle steht die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen, der Akt der Gefolgschaft gegenüber dem Wort Jesu Christi.

Das verstehe ich nicht. Welche Rolle spielt da die Kirche? Die Beziehung zwischen beidem kann ich nicht erkennen.

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Es gefällt mir serh gut, wie sehr und wie deutlich Paul VI. Kirche (und wir wissen immer noch nicht so genau, was er damit meint) als Werkzeug, in einer bestimmten Funktion sieht: An erste Stelle steht die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen, der Akt der Gefolgschaft gegenüber dem Wort Jesu Christi.

Das verstehe ich nicht. Welche Rolle spielt da die Kirche? Die Beziehung zwischen beidem kann ich nicht erkennen.

 

Zentral ist die Beziehung zwischen dem Einzelnen und Christus. Aber dies ist eine Beziehung zu einer historischen Person, zu einem geschichtlichen Ereignis, nicht (nur) zu einer Idee. Daher braucht es einer Vermittlung, um diese Beziehung aufnehmen zu können, und es braucht einer Gemeinschaft, in der man diese Beziehung leben kann (und die - kommt später - zur Beziehung dazu gehört). Die Kirche kommt hier jedoch vorrangig als Werkzeug Gottes in den Blick, solche Beziehung herzustellen - entscheidend ist und bleibt die Christusbeziehung, nicht die Kirchenbeziehung.

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Kirche und Welt

 

25 Die Kirche möge über sich selbst nachdenken und sich lebendig fühlen. Sie muss lernen, sich besser zu kennen, wenn sie ihre eigene Berufung leben und der Welt ihre Botschaft der Brüderlichkeit und des Heiles anbieten will. Sie muss Christus in sich selbst wahrnehmen nach den Worten des Apostels Paulus: „dass Christus wohne durch den Glauben in euren Herzen" (Eph 3,17).

 

26 Alle wissen, dass die Kirche in die Menschheit eingetaucht ist, an ihr teilhat, aus ihr ihre Glieder gewinnt, kostbare Kulturgüter schöpft, die Wechselfälle der Geschichte mit ihr miterlebt und ihr Glück begünstigt. Man weiß auch ebenso, dass die Menschheit gegenwärtig von großen Veränderungen, Umwälzungen und Entwicklungen betroffen ist, die nicht nur ihre äußeren Lebensformen, sondern auch ihre Denkweisen verändern. Ihr Denken, ihre Kultur, ihr Geist werden zutiefst gewandelt, sei es durch den wissenschaftlichen, technischen und sozialen Fortschritt, sei es durch die Strömungen des philosophischen und politischen Denkens, die in sie eindringen und sie durchziehen. All das erschüttert wie stürmische Wogen auch die Kirche. Die Menschen, die sich ihr anvertrauen, sind stark beeinflusst vom Klima dieser Welt. Dieser Einfluss ist so stark, dass eine Gefahr der Unsicherheit, einer Betäubung, einer Verirrung ähnlich, besteht, die ihre eigene Festigkeit erschüttern und viele verleiten kann, die sonderbarsten Auffassungen hinzunehmen, als ob die Kirche sich selbst verleugnen und ganz neue und ungeahnte Lebensformen annehmen müsste. War nicht zum Beispiel der Modernismus, dessen Irrtümer heutzutage wiederaufleben und noch immer in verschiedenen Darstellungsversuchen fortlebt, die dem wirklichen Wesen der katholischen Religion fremd sind, eine Episode eines solchen Übergreifens jener psychologisch-kulturellen Tendenzen der profanen Welt, auf den gläubigen und echten Ausdruck der Lehre und Glaubensnorm der Kirche Christi? Wir glauben, dass gegen eine solche drohende und vielschichtige und von verschiedenen Seiten kommende Gefahr ein gutes und naheliegendes Heilmittel gerade die Vertiefung des Bewusstseins der Kirche sei, und zwar in dem, was sie wirklich ist nach dem Geiste Christi, der niedergelegt ist in der Heiligen Schrift und in der Überlieferung und in der genuinen Lehre der Kirche ausgelegt und entfaltet wird. Diese ist, wie Wir wissen, erleuchtet und geführt vom Heiligen Geist, der, wenn wir ihn anrufen und auf ihn hören, immer noch bereit ist, das Versprechen Christi unverbrüchlich zu erfüllen: „Der Helfer aber, der Heilige Geist, den senden wird der Vater in meinem Namen, er wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe" (Jo 14,26).

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Die Mentalität unserer Zeit

 

27 Ähnliches könnten Wir sagen bezüglich der Irrtümer, die auch im Inneren der Kirche herumschleichen und in die jene fallen, die nur eine teilweise Kenntnis ihrer Natur und ihrer Sendung haben und nicht genügend die Grundlagen der göttlichen Offenbarung und die Verlautbarungen des von Christus selbst eingesetzten Lehramtes beachten.

 

28 Im übrigen ist dieses Bedürfnis, über die erkannten Dinge nachzudenken, um sie im inneren Spiegel des eigenen Geistes zu betrachten, etwas Kennzeichnendes für die Mentalität unserer Zeit. Sein Denken kehrt sich gerne zu sich selbst und genießt dann Sicherheit und Fülle, wenn es sich im eigenen Bewusstsein erhellt. Diese Denkungsart ist freilich nicht ohne schwere Gefahren. Philosophische Richtungen mit großem Namen haben diese Form geistiger Tätigkeit des Menschen erforscht und als endgültige und höchste gepriesen, ja sogar als Maß und Quelle der Wirklichkeit, indem sie das Denken zu abstrusen, desolaten, paradoxen und völlig irreführenden falschen Folgerungen trieben. Aber das widerspricht nicht der Tatsache, dass die Hinführung zu der im Bewusstsein sich widerspiegelnden Wahrheit an sich sehr schätzenswert und heute praktisch allgemein verbreitet ist als zutreffender Ausdruck der Kultur unserer Zeit. Auch hindert es nicht, dass - wenn recht im Einklang mit der Formung des Denkens, um die Wahrheit dort zu entdecken, wo sie eins ist mit der Wirklichkeit des objektiven Seins - die Anwendung der bewussten Selbstreflexion dem Denkenden immer besser die Tatsache von der Existenz des eigenen Seins, von der eigenen geistigen Würde, von der eigenen Fähigkeit, zu erkennen und zu handeln, offenbart.

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Kirche und Welt

 

25 Die Kirche möge über sich selbst nachdenken und sich lebendig fühlen. Sie muss lernen, sich besser zu kennen, wenn sie ihre eigene Berufung leben und der Welt ihre Botschaft der Brüderlichkeit und des Heiles anbieten will. Sie muss Christus in sich selbst wahrnehmen nach den Worten des Apostels Paulus: „dass Christus wohne durch den Glauben in euren Herzen" (Eph 3,17).

 

Ich zitiere nur den ersten Absatz, man muss ja den Faden nicht gewaltsam längen.

 

Paul VI. betont, dass die Reflexion auf die Kirche kein Glasperlenspiel gelangweilter Theologen sei, sondern eine wesentliche Aufgabe, damit sich die Kirche erst in die Lage versetzt, sich selbst und ihrem Stifter gerecht zu werden. Der kommende Abschnitt begründet dann - und hier kommen wir meines Erachtens nach in eine Herzensangelegenheit sowohl der Theologie Pauls VI. als auch der des Konzils - die Notwendigkeit einer inneren Selbstvergewisserung der Kirche mit der Auseinandersetzung mit den Veränderungen in der Gesellschaft und auch dem dem Modernismus, einem uns fremd gewordenen Begriff für das, was die Kirche als Fehlentwicklungen in der Gesellschaft wahrnimmt. Eine Auseinandersetzung, die nicht ad extra geführt wird, sondern innerhalb der Kirche dür Verunsicherungen sorgt. Paul VI. sucht das Heil nun gerade nicht in einer lauten und deutlichen Verurteilung, sondern in einer Selbstvergewisserung. Wenn die Kirche sich auf sich selbst besinnt, dann wird sie auch einen guten Weg finden, mit diesen Veränderungen umzugehen. Und damit scheint mir auch deutlich zu werden, wen Paul VI. mit Kirche meint. Denn seine Begründung ergibt nur dann einen logischen Sinn, wenn ich Kirche als Volk Gottes begreife, wann also diese Besinnung auf das eigene Wesen von allen Gläubigen mitvollzogen werden soll. Denn ein päpstlicher Studientag mit nachfolgender Enzyklika, in der feierlich 128 Irrtümer verdammt werden, kann dies nicht leisten.

 

Im heutigen Abschnitt (27 und 28) führt er diesen Gedanken weiter, wenn er Irrtümer in der Kirche als Folge einer nur partiellen Kenntnis der Natur der Kirche und ihrer Sendung begreift. In der Neigung (ich glaube: auch) unserer Zeit, sich selbst zu reflektieren und zu hinterfragen, sieht er Gefahren (man denke an solipsistische Tendenzen) und Chancen.

 

So scheint es mir, als sähe Paul neue Entwicklungen und antwortet darauf mit einem klaren "Schauen wir mal!" Behalten wir das Gute, sortieren wir das ungute heraus, aber stellen wir uns den Entwicklungen, die es nun einmal gibt und die soviele Chancen wie Gefahren in sich bergen. In jedem Fall scheint er den Weg ins Schneckenhaus für nicht gangbar zu halten.

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Es gefällt mir serh gut, wie sehr und wie deutlich Paul VI. Kirche (und wir wissen immer noch nicht so genau, was er damit meint) als Werkzeug, in einer bestimmten Funktion sieht: An erste Stelle steht die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen, der Akt der Gefolgschaft gegenüber dem Wort Jesu Christi.

Das verstehe ich nicht. Welche Rolle spielt da die Kirche? Die Beziehung zwischen beidem kann ich nicht erkennen.

 

Zentral ist die Beziehung zwischen dem Einzelnen und Christus. Aber dies ist eine Beziehung zu einer historischen Person, zu einem geschichtlichen Ereignis, nicht (nur) zu einer Idee. Daher braucht es einer Vermittlung, um diese Beziehung aufnehmen zu können, und es braucht einer Gemeinschaft, in der man diese Beziehung leben kann (und die - kommt später - zur Beziehung dazu gehört). Die Kirche kommt hier jedoch vorrangig als Werkzeug Gottes in den Blick, solche Beziehung herzustellen - entscheidend ist und bleibt die Christusbeziehung, nicht die Kirchenbeziehung.

 

Christusbeziehung und Kirchenbeziehung ist nicht zu trennen. Ansonsten Zustimmung.

 

MfG

Stanley

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Es gefällt mir serh gut, wie sehr und wie deutlich Paul VI. Kirche (und wir wissen immer noch nicht so genau, was er damit meint) als Werkzeug, in einer bestimmten Funktion sieht: An erste Stelle steht die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen, der Akt der Gefolgschaft gegenüber dem Wort Jesu Christi.

Das verstehe ich nicht. Welche Rolle spielt da die Kirche? Die Beziehung zwischen beidem kann ich nicht erkennen.

 

Zentral ist die Beziehung zwischen dem Einzelnen und Christus. Aber dies ist eine Beziehung zu einer historischen Person, zu einem geschichtlichen Ereignis, nicht (nur) zu einer Idee. Daher braucht es einer Vermittlung, um diese Beziehung aufnehmen zu können, und es braucht einer Gemeinschaft, in der man diese Beziehung leben kann (und die - kommt später - zur Beziehung dazu gehört). Die Kirche kommt hier jedoch vorrangig als Werkzeug Gottes in den Blick, solche Beziehung herzustellen - entscheidend ist und bleibt die Christusbeziehung, nicht die Kirchenbeziehung.

 

Christusbeziehung und Kirchenbeziehung ist nicht zu trennen. Ansonsten Zustimmung.

 

MfG

Stanley

 

Das stimmt - und doch ist das eine eine personale Beziehung, das andere eine Beziehung zu einer Institution. Wenigstens sytematisch sollte man sie auseinanderhalten, sonst macht man am Ende Christus für kirchlichen Murks verantwortlich.

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Christusbeziehung und Kirchenbeziehung ist nicht zu trennen. Ansonsten Zustimmung.

 

MfG

Stanley

 

Das stimmt - und doch ist das eine eine personale Beziehung, das andere eine Beziehung zu einer Institution. Wenigstens sytematisch sollte man sie auseinanderhalten, sonst macht man am Ende Christus für kirchlichen Murks verantwortlich.

Das kommt ganz auf die Definition von Kirche an, ob Christus- und Kirchenbeziehung getrennt werden können.

 

Christus sieht alle, die ihm folgen, als zur 'Kirche' zugehörig. Sogar die Katholiken und Orthodoxen. :lol:

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Christusbeziehung und Kirchenbeziehung ist nicht zu trennen. Ansonsten Zustimmung.

 

MfG

Stanley

 

Das stimmt - und doch ist das eine eine personale Beziehung, das andere eine Beziehung zu einer Institution. Wenigstens sytematisch sollte man sie auseinanderhalten, sonst macht man am Ende Christus für kirchlichen Murks verantwortlich.

Das kommt ganz auf die Definition von Kirche an, ob Christus- und Kirchenbeziehung getrennt werden können.

 

Christus sieht alle, die ihm folgen, als zur 'Kirche' zugehörig. Sogar die Katholiken und Orthodoxen. :lol:

 

Bislang ist nicht klar, was Paul VI. unter Kirche versteht - und vor allem nicht, wen.

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Die Ekklesiologie

29 Man weiß auch, wie die Kirche in der letzten Zeit mit Hilfe von hervorragenden Gelehrten, von großen und nachdenklichen Geistern, von anerkannten theologischen Schulen, von pastoralen und missionarischen Bewegungen, von beachtlichen praktischen religiösen Erfahrungen und vor allem von denkwürdigen päpstlichen Verlautbarungen versucht hat, sich selbst besser kennen zu lernen.

 

30 Es würde zu weit führen, die Überfülle von theologischer Literatur auch nur anzudeuten, die die Kirche zum Gegenstand hat und die im vergangenen sowie in unserem Jahrhundert aus ihr hervorgegangen ist. Es würde gleichfalls zu weit führen, auf die Dokumente hinzuweisen, die der katholische Episkopat und der Apostolische Stuhl über ein Thema von so großem Umfang und solcher Bedeutung erlassen haben. Seitdem das Konzil von Trient die Folgen der Krise gutzumachen suchte, die im 16. Jahrhundert viele Glieder von der Kirche losriss, hat die Lehre über die Kirche selbst große Förderer gehabt und folglich auch große Fortschritte gemacht. Uns genügt es hier, auf die entsprechenden Lehren des Ersten Vatikanischen ökumenischen Konzils hinzuweisen, um zu verstehen, wie das Studium der Kirche die Aufmerksamkeit der Hirten und Lehrer, aber auch der katholischen Laien und aller Christen in Anspruch nimmt und sie verpflichtet, dabei zu verweilen wie an einer unumgänglichen Station auf dem Wege zu Christus und zu seinem ganzen Werk. Daher ist das Zweite Vatikanische Ökumenische Konzil, wie schon gesagt wurde, nur eine Fortführung und Ergänzung des Ersten, gerade wegen der ihm zukommenden Aufgabe, die Prüfung und Bestimmung der Lehre von der Kirche wiederaufzunehmen. Und wenn Wir, um Uns kurz zu fassen, nicht mehr sagen, da Wir doch zu solchen reden, die diesen heute in der Heiligen Kirche verbreiteten Gegenstand der Katechese und des geistlichen Lebens gut kennen, können Wir es doch nicht unterlassen, auf zwei Dokumente besonders hinzuweisen: auf die Enzyklika Satis cognitum Leos XIII. (1896) und die Enzyklika Mystici corporis Pius' XII. (1943). Das sind Dokumente, die uns eine umfassende und klare Lehre von der göttlichen Stiftung bieten, durch die Christus in der Welt sein Heilswerk fortsetzt und über die Wir nun sprechen. Es genüge, an die Worte zu erinnern, mit denen das zweite dieser päpstlichen Dokumente beginnt, das, so kann man sagen, ein sehr gewichtiger Text der Theologie der Kirche geworden ist, sehr reich an geistlichen Betrachtungen über dieses Werk der göttlichen Barmherzigkeit, das uns alle angeht. Es sei erinnert an die meisterhaften Worte Unseres großen Vorgängers: „Die Lehre vom Mystischen Leibe Christi, der die Kirche ist, eine Lehre, die ursprünglich von den Lippen des Erlösers selbst kam und die nie genug gepriesene Wohltat unserer innigen Verbindung mit dem so erhabenen Haupte ins rechte Licht stellt, lädt durch ihre Vortrefflichkeit und Würde alle vom Heiligen Geiste geleiteten Menschen ein, sie zum Gegenstand ihrer Betrachtung zu machen, und treibt durch das Licht, das sie ihrem Geiste verleiht, sie mächtig zu den heilbringenden Werken an, die mit diesen Lehren im Einklang sind" (AAS XXXV [1943] S. 193).

 

31 Wir wollen dieser Einladung entsprechen. Denn Wir fühlen Uns immer noch von ihr beeinflusst, und zwar insofern, als sie eines der grundlegenden Bedürfnisse des kirchlichen Lebens unserer Tage zum Ausdruck bringt. Deshalb wiederholen Wir sie auch heute in der Absicht, dass wir, immer besser eingeführt in das Verständnis des Mystischen Leibes, dessen göttliche Bedeutung zu schätzen wissen und unsere Herzen trösten und stärken und uns immer mehr anleiten lassen, den Pflichten unserer Sendung und den Bedürfnissen der Menschheit nachzukommen. Und es scheint Uns nicht schwer, das zu tun, da Wir, wie Wir sagten, eine große Zahl von Studien über die Heilige Kirche feststellen können und zugleich wissen, dass der Blick des Zwölfen Vatikanischen Ökumenischen Konzils hauptsächlich darauf gerichtet ist. Wir wollen jenen Gelehrten ein großes Lob spenden, die besonders in diesen letzten Jahren in vollkommener Unterordnung unter das katholische Lehramt und mit großer wissenschaftlicher und darstellerischer Begabung der Kirche schwierige, umfangreiche und fruchtbare Arbeiten gewidmet haben. In den theologischen Schulen, in der wissenschaftlichen und literarischen Diskussion, in der Apologetik und in der theologischen Publizistik wie auch bei der geistlichen Beratung der Gläubigen und im Gespräch mit den getrennten Brüdern haben sie vielerlei Darstellungen der Lehre von der Kirche gegeben, von denen manche sehr wertvoll und nützlich sind.

 

32 So vertrauen Wir darauf, dass die Arbeit des Konzils vom Heiligen Geiste geleitet, fortgesetzt und zu einem guten Ende geführt wird mit der gleichen Bereitschaft gegenüber seinen göttlichen Eingebungen, mit der gleichen Hingabe an eine tiefere und umfassende Erforschung des ursprünglichen Planes Christi und seiner verpflichtenden und legitimen Entwicklung im Verlauf der Zeit, mit dem gleichen Bemühen, aus den göttlichen Wahrheiten ein Argument für die Einheit zu machen und nicht für die Trennung der Geister in unfruchtbaren Erörterungen oder in bedauerlichen Spaltungen, sondern um sie zu größerer Klarheit und Eintracht zu führen, zur Ehre Gottes, zur Freude der Kirche und zum Nutzen der Welt.

 

33 Absichtlich äußeren Wir in diesem Unserem Rundschreiben bezüglich der Lehre von der Kirche keinerlei persönliche Meinung. Diese Fragen liegen bereits dem Konzil zur Prüfung vor, über das Wir berufen sind, den Vorsitz zu führen. Dieser hohen und berufenen Versammlung wollen Wir jetzt Freiheit der Forschung und der Meinungsäußerung lassen. Auf Grund Unseres apostolischen Lehr- und Hirtenamtes an der Spitze der Kirche behalten Wir Uns den Augenblick sowie die Art und Weise vor, Unsere Meinung zu äußern, und es wird Uns eine große Freude sein, wenn Wir es in voller Übereinstimmung mit den Konzilsvätern tun dürfen.

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Es würde zu weit führen, die Überfülle von theologischer Literatur auch nur anzudeuten, die die Kirche zum Gegenstand hat

 

 

ich persönlich empfehle:

 

Jürgen Werbick: Kirche.

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Christus, das Haupt der Kirche

 

34 Aber Wir möchten doch kurz auf die Früchte hinweisen, die, so hoffen Wir, sowohl das Konzil selbst wie auch die Arbeit bringen wird, von der Wir vorhin sprachen und welche die Kirche erbringen muss, um ein vollständigeres und klareres Bewusstsein ihrer selbst zu haben. Diese Früchte sind die Ziele, die Wir Unserem apostolischen Dienst setzen. Für sie nehmen Wir die schöne, aber schwere Arbeitslast auf Uns. Sie sind sozusagen das Programm Unseres Pontifikates. Euch, Ehrwürdige Brüder, legen Wir dieses Programm ganz kurz, aber ehrlich dar, damit ihr durch euren Rat, eure Zustimmung und eure Mitarbeit mithelft, es zu verwirklichen. Wenn Wir euch Unser Herz öffnen, so glauben Wir, dass Wir es damit auch allen Gläubigen der Kirche Gottes eröffnen, ja auch jenen, die außerhalb der offenen Grenzen der Kirche Uns hören.

 

35 Die erste Frucht der Vertiefung des Bewusstseins der Kirche von sich selbst ist die erneute Entdeckung ihrer lebendigen Beziehung zu Christus. Eine sehr bekannte Tatsache, aber eine grundlegende, unerlässliche, nie genug gekannte, bedachte und betonte Tatsache. Was wäre nicht alles zu sagen über dieses zentrale Kapitel unseres Glaubensgutes? Gott sei Dank ist euch diese Lehre bereits vertraut. Deshalb wollen Wir nichts weiter hinzufügen, sondern euch nur empfehlen, sie stets als wichtigste und richtunggebende Norm für euer geistliches Leben und eure Predigt vor Augen zu haben. Mehr, als was Wir sagen, möge die Mahnung Unseres Vorgängers in der Enzyklika Mystici corporis gelten: „Wir müssen uns gewöhnen, in der Kirche Christus selbst zu sehen. Christus ist es nämlich, der in seiner Kirche lebt, der durch sie lehrt, leitet und heiligt; Christus ist es auch, der sich auf verschiedene Weise in seinen verschiedenen sozialen Gliedern offenbart (AAS [1943] S. 238). Wie gern würden Wir bei den Gedanken verweilen, die Uns aus der Heiligen Schrift, den Vätern, den Kirchenlehrern und den Heiligen in den Sinn kommen, wenn Wir an diesen lichtvollen Punkt Unseres Glaubens denken. Hat nicht Jesus selbst gesagt, dass er der Weinstock ist und wir die Reben (Jo 15, 5)? Haben wir nicht ganze reiche Lehre des heiligen Paulus gegenwärtig der nicht aufhört, uns zu erinnern: „Alle seid ihr eins in Christus Jesus" (Gal 3, 28), uns aufzufordern: „. .. dass wir in Liebe hineinwachsen in ihn, der das Haupt ist, Christus. Von ihm aus wird der ganze Leib zusammengefügt.. ." (Eph 4, 15-16), und uns zu ermahnen: „... alles und in allen Christus" (Kol 3, 11)? Wir erwähnen von allen nur den heiligen Augustinus: „... Beglückwünschen wir uns und danken wir, dass wir nicht nur Christen geworden sind, sondern Christus. Versteht ihr, Brüder, die Gnade Gottes, des Hauptes über uns? Bewundert und freut euch: Christus sind wir geworden. Wenn nämlich er das Haupt ist, sind wir die Glieder; das ist der ganze Mensch, er und wir ... Also die Fülle Christi, Haupt und Glieder. Was ist Haupt und Glieder? Christus und die Kirche" (In 10 tract. 21, 8 -PL 35, 1568).

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Es würde zu weit führen, die Überfülle von theologischer Literatur auch nur anzudeuten, die die Kirche zum Gegenstand hat

 

 

ich persönlich empfehle:

 

Jürgen Werbick: Kirche.

 

Dieser Empfehlung schließe ich mich an - alleine Werbicks abwägende Art ist bemerkenswert.

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Die Kirche ist ein Geheimnis

 

36 Wir wissen wohl, dass dies ein Geheimnis ist. Es ist das Geheimnis der Kirche. Wenn wir mit Gottes Hilfe unser geistiges Auge auf dieses Geheimnis richten, so werden wir viele geistliche Wohltaten empfangen, gerade jene, von denen wir glauben, dass die Kirche ihrer heute am meisten bedarf. Die Gegenwart Christi, ja sein Leben selbst wird in den einzelnen Menschen und im Ganzen des Mystischen Leibes durch den lebendigen und belebenden Glauben wirksam werden nach dem Wort des Apostels: „dass Christus durch den Glauben wohne in euren Herzen" (Eph 3, 17). Das Bewusstsein des Geheimnisses der Kirche ist in der Tat ein Akt reifen und gelebten Glaubens. Dieser bringt in den Menschen jenen „Sinn der Kirche" hervor, von dem der Christ erfüllt ist, der in der Schule des göttlichen Wortes groß geworden ist, der durch die Gnade der Sakramente und durch die unaussprechbaren Eingebungen des Tröstergeistes genährt wurde, der in der Übung der evangelischen Tugenden bestärkt wurde, der von der Pflege und dem Umgang mit der kirchlichen Gemeinschaft geprägt wurde und der sich tiefer Freude des königlichen Priestertums des Volkes Gottes bewusst ist (vgl. 1 Petr 2, 9).

 

37 Das Geheimnis der Kirche ist nicht bloßer Gegenstand theologischer Erkenntnis. Es muss eine gelebte Wirklichkeit sein, von der der gläubige Mensch noch bevor er einen klaren Begriff davon hat, ein gleichsam mit der Natur gegebene Erfahrung haben kann, und die Gemeinschaft der Gläubigen kann die tiefste Gewissheit ihrer Anteilnahme am Mystischen Leibe Christi finden, wenn sie sich bewusst wird, dass für ihre Gründung, Zeugung (vgl. Gal 4,1; 1 Kor 4, 15), Unterweisung, Heiligung und Leitung auf Grund göttlicher Anordnung das hierarchische Amt der Kirche Sorge trägt. Durch diese segensvolle Verbindung teilt Christus seinen mystischen Gliedern auf wunderbare Weise seine Wahrheit und seine Gnade mit und gibt seinem Mystischen Leib der pilgernden Kirche, ihre sichtbare Gestalt, ihre erhabene Einheit, ihre organische Wirksamkeit, ihre harmonische Mannigfaltigkeit und geistige Schönheit. Die Bilder genügen nicht, um die Wirklichkeit und Tiefe eines solchen Geheimnisses mit unseren 'begrifflicl1en Mitteln auszudrücken. Doch außer an das vom Apostel Paulus verwendete Bild vom Mystischen Leibe müssen wir an ein Bild besonders erinnern, das von Christus selbst gebraucht wurde: das Bild vom Gebäude, dessen Architekt und Erbauer er ist. Dieses Gebäude ist freilich auf einen natürlicherweise gebrechlichen Menschen gegründet, der aber durch ihn wunderbar in festen Fels umgewandelt wurde, so dass er mit zeichenhafter und bleibender Unverletzbarkeit ausgestattet ist: „Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen" (Mt 16, 18).

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Der Ernst des Christseins

 

38 Wenn Wir diesen stärkenden Sinn der Kirche in Uns selbst und durch kluge und behutsame Anleitung auch in den Gläubigen zu wecken wissen, dann werden viele Gegensätze, die heute die Arbeit der Ekklesiologie erschweren, praktisch überwunden sein; zum Beispiel die Fragen, wie die Kirche zugleich sichtbar und geistig, zugleich frei und doch Gesetzen unterworfen, wie sie gemeinschaftsförmig und hierarchisch, wie sie bereits heilig und immer noch auf dem Weg zur Heiligung sein kann, wie sie kontemplativ und aktiv sein kann und so fort. Diese Fragen werden im Lichte der Glaubenslehre durch die Erfahrung der lebendigen Wirklichkeit der Kirche gelöst. Vor allem aber wird daraus eine hervorragende Spiritualität sich entwickeln, die genährt wird durch die Lesung der Heiligen Schrift, der Väter und der Kirchenlehrer. Von den Quellen, aus denen dieses Bewusstsein hervorgeht, wollen Wir nennen: eine klare und systematische Katechese, die Teilnahme an der wunderbaren Schule von Worten, Zeichen und Gnadenmitteilungen: der heiligen Liturgie, die stille und gesammelte Betrachtung der göttlichen Wahrheiten und schließlich die eifrige Pflege des beschaulichen Gebetes. Das innere Leben bietet sich immer noch als die große Quelle der Spiritualität der Kirche dar, als die ihr eigene Weise, die Ausstrahlungen des Geistes Christi aufzunehmen, als tiefster Ausdruck ihrer religiösen und sozialen Tätigkeit und als unverletzbarer Selbstschutz und immer neue Kraft in ihrer schwierigen Begegnung mit der profanen Welt.

 

39 Wir müssen der Tatsache, dass wir getauft sind und durch dieses Sakrament dem Mystischen Leibe Christi, der Kirche, eingepflanzt sind, ihre volle Bedeutung wiedergeben. Insbesondere muss der Getaufte sich bewusst werden seiner Erhebung oder vielmehr seiner Wiedergeburt zur beglückenden Wirklichkeit eines Adoptivkindes Gottes, zur Würde eines Bruders Christi, zum Glück, das heißt zur Gnade und Freude der Einwohnung des Heiligen Geistes, zur Berufung zu einem neuen Leben, das trotz des Unglücks der Erbsünde nichts Menschliches verloren hat und das alles Menschliche zur höchsten Vollkommenheit und zum Genuss der reichsten und besten Früchte befähigt. Christsein, Getauftsein darf nicht als etwas Gleichgültiges angesehen werden, das man nicht zu beachten braucht. Es muss tief und beglückend das Bewusstsein jedes Getauften prägen. Es muss von ihm so verstanden werden wie im christlichen Altertum, als eine „Erleuchtung", die auf ihn den belebenden Strahl der göttlichen Wahrheit fallen lässt, ihm den Himmel öffnet, das irdische Leben erhellt und ihn befähigt, als Sohn des Lichtes der Anschauung Gottes, der Quelle ewigen Glückes, entgegenzugehen.

 

40 Es ist leicht einzusehen, welches praktische Programm sich aus dieser Erwägung für Uns und Unser Amt ergibt. Wir freuen Uns, festzustellen, dass die ganze Kirche bereits begonnen hat, dieses Programm zu verwirklichen, und dass man es klug und eifrig fortsetzt. Wir ermutigen es, Wir empfehlen es, Wir segnen es.

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Der Ernst des Christseins

 

38 Wenn Wir diesen stärkenden Sinn der Kirche in Uns selbst und durch kluge und behutsame Anleitung auch in den Gläubigen zu wecken wissen, dann werden viele Gegensätze, die heute die Arbeit der Ekklesiologie erschweren, praktisch überwunden sein; zum Beispiel die Fragen, wie die Kirche zugleich sichtbar und geistig, zugleich frei und doch Gesetzen unterworfen, wie sie gemeinschaftsförmig und hierarchisch, wie sie bereits heilig und immer noch auf dem Weg zur Heiligung sein kann, wie sie kontemplativ und aktiv sein kann und so fort. Diese Fragen werden im Lichte der Glaubenslehre durch die Erfahrung der lebendigen Wirklichkeit der Kirche gelöst.

Sehr wichtig und richtig. Christsein ist eine ernsthafte Sache vor Gott. Keine autistische Pflege eigener Marotten zum Wohlfühlen.

Und man hat dieses Christsein in der Gemeinschaft zu leben. Geführt und ge-/belehrt vom Klerus, der seine Aufgabe ernsthaft wahrzunehmen hat

 

Vor allem aber wird daraus eine hervorragende Spiritualität sich entwickeln, die genährt wird durch die Lesung der Heiligen Schrift, der Väter und der Kirchenlehrer. Von den Quellen, aus denen dieses Bewusstsein hervorgeht, wollen Wir nennen: eine klare und systematische Katechese, die Teilnahme an der wunderbaren Schule von Worten, Zeichen und Gnadenmitteilungen: der heiligen Liturgie, die stille und gesammelte Betrachtung der göttlichen Wahrheiten und schließlich die eifrige Pflege des beschaulichen Gebetes.

Interessant finde ich hier die Reihenfolge der Quellen der Spiritualität

 

40 Es ist leicht einzusehen, welches praktische Programm sich aus dieser Erwägung für Uns und Unser Amt ergibt. Wir freuen Uns, festzustellen, dass die ganze Kirche bereits begonnen hat, dieses Programm zu verwirklichen, und dass man es klug und eifrig fortsetzt. Wir ermutigen es, Wir empfehlen es, Wir segnen es.

Davon kann leider bis heute keine Rede sein ;)

bearbeitet von jet
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Zweiter Teil: Die Erneuerung der Kirche

 

41 Wir sind sodann von dem Wunsche erfüllt, dass die Kirche Gottes so sei, wie Christus sie will: einig, heilig, ganz der Vollkommenheit zugewandt, zu der er sie gerufen und befähigt hat. Da sie in ihrem Idealbild, im Plane Gottes vollkommen ist, muss die Kirche in ihrer konkreten Verwirklichung, in ihrem irdischen Dasein nach Vollkommenheit streben. Dies ist das große sittliche Problem, das das Leben der Kirche beherrscht, es anspornt, anklagt, aufrecht hält, mit Klagen und Gebeten erfüllt, mit Reue und Hoffnung, mit Kraft und Zuversicht, mit Verantwortung und Verdiensten. Es ist ein Problem, das den theologischen Wirklichkeiten inhärent ist, von denen das menschliche Leben abhängt. Ohne die Lehre Christi und das kirchliche Lehramt kann man sich über den Menschen selbst kein Urteil bilden, weder über seine Natur noch über seine ursprüngliche Vollkommenheit und über die verheerenden Folgen der Erbsünde, weder über die Fähigkeit des Menschen zum Guten noch über die Hilfe, die er braucht, um danach zu verlangen und es zu vollbringen, weder über den Sinn des gegenwärtigen Lebens und sein Ziel noch über die Werte, nach denen der Mensch verlangen oder über die er verfügen kann, weder über das Kennzeichen von Vollkommenheit und Heiligkeit noch über die Mittel und Wege, um dem Leben den höchsten Ausdruck an Schönheit und Fülle zu geben. Das Bestreben, die Wege des Herrn kennen zu lernen, ist und muss ständig in der Kirche sein, und Wir möchten, dass die fruchtbare und breite Diskussion, die über Fragen der Vollkommenheit von Jahrhundert zu Jahrhundert in der Kirche geführt wird, wiederum das vorherrschende Interesse wecke, das sie verdient, und das nicht, um neue Theorien aufzustellen, sondern um neue Energien zu wecken, jene Heiligkeit anzustreben, die Christus uns lehrte und die er durch sein Beispiel, sein Wort, seine Gnade und durch seine Schule, die von der kirchlichen Überlieferung getragen, durch gemeinschaftliches Tun zusammengehalten und durch die einzigartigen Gestalten der Heiligen veranschaulicht wird, zu erkennen, zu verlangen und auch zu erreichen uns ermöglicht.

 

Geistige und sittliche Vervollkommnung

 

42 Dieses Streben nach geistiger und sittlicher Vervollkommnung wird auch von außen her durch die Bedingungen angespornt, unter denen die Kirche ihr Leben entfaltet. Sie kann nicht unberührt und gleichgütig bleiben angesichts der Veränderungen der Umwelt. Die Umwelt beeinflusst und bedingt auf tausend Weisen das praktische Verhalten der Kirche, denn sie lebt ja nicht von der Welt getrennt, sondern in ihr. Deshalb unterliegen die Glieder der Kirche dem Einfluss der Welt, werden durch ihre Kultur geprägt, nehmen ihre Gesetze an und machen sich ihre Gewohnheiten zu eigen. Diese innere Berührung der Kirche mit der diesseitigen Gesellschaft ergibt für sie ständig eine problematische Lage, die heute äußerst kompliziert ist. Auf der einen Seite muss das christliche Leben, wie die Kirche es verteidigt und fördert, sich ständig und unnachgiebig vor all dem hüten, was es verfälschen, entweihen, ersticken könnte, sich gewissermaßen immun machen gegen die Ansteckung des Irrtums und des Bösen. Anderseits muss sich das christliche Leben nicht nur den Denkformen und Sitten anpassen, welche die Umwelt ihm anbietet und auferlegt, soweit sie vereinbar sind mit den wesentlichen Forderungen seiner religiösen und sittlichen Zielsetzung; das christliche Leben muss auch danach trachten, sich ihnen anzunähern, sie zu läutern, zu adeln, zu beleben und sie zu heiligen: Dies ist eine weitere Aufgabe, die die Kirche zu ständiger sittlicher Wachsamkeit verpflichtet, wie sie unsere Zeit mit besonders dringendem Ernst verlangt.

 

43 Auch in dieser Hinsicht ist das Konzil ein providentielles Ereignis. Der pastorale Charakter, den es sich zu eigen machen will, die praktischen Ziele, die kirchliche Disziplin „auf den heutigen Stand zu bringen", und das Verlangen, das christliche Leben soweit wie möglich mit seinem übernatürlichen Charakter in Einklang zu bringen, verleihen schon jetzt diesem Konzil ein besonderes Verdienst, noch bevor der größere Teil der Beschlüsse gefasst ist, die Wir von ihm erwarten. Das Konzil weckt tatsächlich bei Hirten und Gläubigen den Wunsch, dem christlichen Leben seinen Charakter übernatürlicher Echtheit zu erhalten und ihn zu entfalten; es erinnert alle an die Pflicht, diesen Charakter positiv und fest der eigenen Lebensführung einzuprägen; es erzieht die Schwachen, gut zu sein; die Guten, besser zu werden; die Besseren, großmütig zu sein; die Großmütigen, heilig zu werden. Es eröffnet der Heiligkeit neue Ausdrucksformen, regt die Liebe an, erfinderisch zu werden, bringt einen neuen Aufschwung an Tugend und christlichem Heroismus.

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Der heutige Abschnitt ist von einer interessanten Spannung gekennzeichnet: Kirche kann nicht in der Weltsein, ohne von den Veränderungen der Welt betroffen zu sein, Veränderungen zum Guten wie zum Schlechten. Dabei muss das christliche Leben (!), das die Kirche (!) verteidigt und fördert (Kirche und christliches Leben sind offenbar nicht eines), davor geschützt werden, verdorben zu werden. Den Ton kennen wir zur genüge. Zugleich aber muss sich das christliche Leben in den Formen und Ausdrücken seiner Zeit ereignen, man kann keine Parallelgesellschaft eröffnen, man kann sich nicht verstecken, man lebt in dieser Zeit. Im Gegenteil: Man kann (und soll) das Gute aufnehmen, heiligen, verwenden, das sich findet.

 

Damit skizziert Paul VI. die große Aufgabe, der sich das Konzil zu stellen hatte (und der es sich stellte): Aggiornamento. Nicht als kritiklose Anpassung, sondern gut paulinisch: Prüfet alles, das gute behaltet.

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