Justin Cognito Geschrieben 1. März 2010 Melden Share Geschrieben 1. März 2010 Dabei ist für mich besonders der "canonical approach" hervorzuheben. Dieser Methode fühlt sich z.B der Alttestamentler an der Uni Wien Ludger Schwienhorst-Schönberger stark verpflichtet, ohne deshalb aber die vorangehenden fundamentelen insbesondere textzentrierten Methoden zu vernachlässigen. Er kommt dabei zu wirklich bemerkenswerten Ergebnissen. Er ist treuer Zenger-Schüler! Gerade Erich Zenger hat dem kanonischen Ansatz wieder gesellschaftsfähig gemacht in der Exegese, allerdings mit nicht geringem Risiko: Es gibt leider viele Theologen, die sich nun unter Verweis auf den kanonischen Ansatz nicht mehr die Mühe einer klaren Schichtungsanalyse machen (was man Zenger nun gar nicht unterstellen kann), und es gibt Kreise, die meinen, damit den durch die historisch-kritischen Exegese aufgeworfenen Fragen entkommen zu können, indem man sie gar nicht erst stellt. Ich denke, man muss unterscheiden: für die Auslegung einer bestimmten Perikope ist ein "canonical approach" nicht unbedingt notwendig oder zielführend. Wenn es aber darum geht, die Ergebnisse der einzelnen Exegesen bibeltheologisch zusammenzuführen, kommt man mit einem solchen Ansatz doch wesentlich leichter vom Fleck. Ein gutes Beispiel dafür ist m.E. zum Beispiel Rolf Rendtorffs zweibändige Theologie des Alten Testaments Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Alfons Geschrieben 1. März 2010 Melden Share Geschrieben 1. März 2010 (...) Wer heute "Christomos", die ach so modern erscheinende Zeitschrift der Evanglischen aus der FAZ nahm (dünner geht es kaum), dem wird klar, dass deutliche Unterschiede auch in der biblischen Deutung bestehen. Du meinst sicher Chrismon. Liegt auch der ZEIT bei. Die Art dieser Zeitschrift, auch schwierige religiöse Themen leicht verständlich zu erklären, finde ich durchaus beachtenswert. Alfons Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Petrus Geschrieben 1. März 2010 Melden Share Geschrieben 1. März 2010 Der Text ist eine Sache ja - da geht das ja schon los. tja - im AT ist das wohl schon schwieriger; hieß das denn ursprünglich Jachwe oder Jachwo oder Jochwu .... ? aber auch im NT gibt's da so Sachen: Im Römerbrief steht natürlich nur drin "aus Glauben", und nicht "allein aus Glauben" ... hat das Martin Luther nur interpretiert, verfälscht, oder richtig übersetzt oder übertragen? ach ja ... was ich immer noch gut finde: Gott hat uns kein Buch vom Himmel geschmissen. sondern Seinen Sohn gesandt. danke Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 1. März 2010 Melden Share Geschrieben 1. März 2010 sondern Seinen Sohn gesandt. danke Und woher wissen wir das? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
wolfgang E. Geschrieben 1. März 2010 Melden Share Geschrieben 1. März 2010 (bearbeitet) Völlig richtig, lieber Wolfgang, und dennoch Widerspruch. Es ist richtig, dass die historisch-kritische Methode der Exegese längst zu den Basics der Bibelwissenschaft gehört und auch in der Katholischen Kirche anerkannt ist. Und auch, dass einige interessante neue und viel versprechende Methoden der Exegese hinzu gekommen sind. Dennoch las ich dein Statement mit einem gewissen Pessimismus. Zum ersten sehe ich, dass die historisch-kritische Methode zwar in Forschung und Lehre an den Universitäten längst angekommen ist, nicht jedoch beim Kirchenvolk - übrigens auch in den evangelischen Kirchen nicht. Hallo Alfons, da ich gestern am "fastenfreien" Sonntag wegen meiner Prüfungsvorbereitung nicht mehr dazu gekommen bin Dir zu antworten, hole ich dies trotz Forumsfasten heute nach. Ich glaube dass es auch in der Exegese, wie in so vielen Bereichen einfach zu einer Ablösung der religösen Wirklichkeit in den Gemeinden von der sich in Rom und im Papst manifestierenden Amtskirche gekommen ist. Man kann in völligem Gegensatz zu den von jet hier und hier aufgestellten Behauptungen, die an der Wirklichkeit des Geschehens in den Pfarren völlig vorbeigehen, feststellen, dass in den Gemeinden kaum je zuvor so viele Bibelrunden bestanden habe wie heutzutage und diese werden von sehr kompetenten TheologInnen geleitet. Desgleichen werden in den namhaften Bildungshäusern Bibelkurse auf exzellentem Niveau angeboten. In diesen diversen Veranstaltungen wird zumeist Bibelauslegung auf dem Stand der modernen Erkenntnis betrieben. Zum zweiten die Verwurzelung der Historisch-kritischen Methode in der Katholischen Kirche: ich misstraue der Haltbarkeit dieser Wurzeln. Ja, es stimmt, Benedikt XVI. hat sie in seinem Jesusbuch gleich am Anfang erwähnt. Das macht mich besonders misstrauisch. Ratzingers Haltung zur modernen Theologie, so scheint mir, besteht immer wieder aus einem kleinen folgenlosen Ja und einem großen engagierten Aber. Ich teile Deine Meinung, dass unter diesem Papst die Kirche vor permanenten Versuchen zu längst überwunden geglaubten Denkansätzen zurückzukehren, nicht gefeit ist. Aber ich weiß aus dem täglichen Leben in der Kirche, dass diese Rückwärtsschritte in allen Bereichen und so auch in der Exegese nur mehr sehr geringe praktische Folgen hätten, weil solche Denkansätze und Glaubensauffassungen, die hinter das 2. Vatikanum zurückwollen, heute nicht mehr kommunizierbar und auch breitfächig kaum mehr durchsetzbar sind. Zum dritten etwas zu den neuen Forschungsansätzen in Exegese und Hermeneutik seit 1960/70. Die sind nun wirklich allesamt zu begrüßen, zumindest in dem Sinne, dass Forschung weiter geht und neue Erkenntnisse gewonnen werden. Mir erscheinen besonders zwei Ansätze viel versprechend: der soziologische Ansatz und die tiefenpsychologische Interpretation. Zu bedauern ist nur, dass der Motor der Forschung inzwischen nicht mehr die deutschen Fakultäten sind - ich habe keine Lust, mir auch noch englischsprachige Fachliteratur reinzuziehen. Über die Exegese-Methode des "canonical approach" kann ich fachlich nichts sagen; wenn sie dich überzeugt, kann sie nicht schlecht sein. Mich macht allerdings skeptisch, dass ich sie auch schon von Leuten loben hörte, die der Historisch-kritischen Methode ablehnend gegenüber stehen. Das klang dann wie "bloß gut, dass diese historisch-kritische Nestbeschmutzung endlich aus der Mode kommt, wir haben jetzt Gott sei Dank etwas Neues". Dazu noch einige grundsätzliche Gedanken: 1. Ich halte Deine Meinung, dass von den deutschen bzw europäischen Theologen keine treibende Funktion in der Theologie mehr ausgeht für unrichtig. Es ist leider gängig geworden, zu behaupten, dass die Musik nur mehr im angloamerikanischen Raum gespielt würde. Das stimmt Gott sei Dank in der immer wieder behaupteten Schärfe nicht annähernd. Das Problem liegt m.E. viel eher darin dass europäische Professoren nicht annähernd so PR bewußt sind wie ihre amerikanischen Kollegen und auch die Verlage in dieser Hinsicht offenbar um Lichtjahre nachhinken. Dazu ein Beispiel: Zwei Professoren der katholisch theologischen Fakultät der Uni Wien, nämlich Rudolf Langthaler und Kurt Appel haben als Antwort auf Dawkins ein hervorragendes Buch herausgegeben: Dawkins' Gotteswahn, 15 kritische Antworten auf seine atheistische Mission. Wo ist das Echo? Leider gilt auch und besonders in diesem Bereich die journalistische "Grundweisheit "Only bed news is good news" ......interessant ist atheistische Mission. Die gläubigen Antworten darauf lösen kein Echo aus. Mehr zu diesem Buch hier 2. Und noch ein Letztes, auch auf die Gefahr hin, in alle Festtnäpfchen zu treten. Man sollte bei Betrachtungen der Exegese besonders des NT nicht übersehen, dass dieses Buch für den Christen die Geschichte der Selbstmitteilung Gottes in Jesus Christus ist. Diese Selbstmitteilung ist ein sensationeller Schritt, wenn man bedenkt, dass der Gott des AT noch ein gänzlich verborgener Gott war (Jes 45,14). Einer der Mose nicht einmal seinen Namen nannte, und der Moses auf seine Bitte "Lass mich doch Deine Herrlichkeit sehen" zu bedenken gibt, dass keiner ihn sehen kann und am Leben bleiben (Ex 33, 18 -23). Man kann daher von einem Christen zwar die Anwendung moderner wissenschaftlicher Methoden verlangen, aber man kann nicht verlangen dass die Zielsetzung seiner Forschung sein muss, den Glauben an Jesus Christus ad absurdum zu führen. Aber, wie das von Volker immer wieder hochgejubelte Jesusseminar beweist, bringt nur solche Zielsetzung allgemeines Lob und Aufmerksamkeit. bearbeitet 1. März 2010 von wolfgang E. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Alfons Geschrieben 2. März 2010 Melden Share Geschrieben 2. März 2010 Zum dritten etwas zu den neuen Forschungsansätzen in Exegese und Hermeneutik seit 1960/70. Die sind nun wirklich allesamt zu begrüßen, zumindest in dem Sinne, dass Forschung weiter geht und neue Erkenntnisse gewonnen werden. Mir erscheinen besonders zwei Ansätze viel versprechend: der soziologische Ansatz und die tiefenpsychologische Interpretation. Das klingt interessant. Links? Zum soziologischen Ansatz dieses Buch, das zum großen Teil auch im Internet einsehbar ist. Einen sehr informativen Aufsatz zur tiefenpsychologischen Interpretation "Was ist und was leistet psychologische Bibelauslegung" findest du in "Bernhard Lang: Die Bibel" auf den Seiten 219 bis 232. Teilweise ist das auch hier nachzulesen. Überzeugend finde ich bei der tiefenpsychologischen Sicht auf Bibeltexte Eugen Drewermann. Als Beispiel nenne ich seine Deutung der Tobit-Legende ("Der gefahrvolle Weg der Erlösung", Herder-Verlag), wo es ihm um den Konflikt zwischen starrer Buchstaben-Frömmigkeit und dem Aufbruch zu einem angstfreien Glauben geht - sozusagen um den Widerspruch "zwischen dem Gott des Rechts und dem Gott der Liebe" (Originalton Drewermann). Alfons Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
wolfgang E. Geschrieben 6. März 2010 Melden Share Geschrieben 6. März 2010 Zur historisch kritischen Methode und zur (Leben) Jesu(s) Forschung sollte man noch etwas hinzufügen: Die Jesus Forschung steht immer wieder in der grossen Gefahr zu einer reinen Spekulation zu verkommen, weil mangels ausreichender Fakten jeder Forscher seine Gedanken und Ideen in seine "Forschungsergebnisse" hineinprojeziert. Einer der dies schon sehr früh erkannt hat, war Albert Schweitzer. Zudem kann man Josef Ratzinger jedenfalls zustimmen, wenn er in der Einleitung seines Jesusbuchs feststeht, dass eine Grenze der historisch kritischen Methode darin besteht, dass sie das Wort in der Vergangenheit belassen muss, weil sie den damaligen Geschehenszusammenhang aufsucht indem die Texte entstanden sind. (Joseph Ratzinger, Jesus von Nazareth, S 15) Dem steht aber das Wesen heutiger Theologie als hermeneutische Theologie gegenüber, die sich zur Aufgabe macht, das Wort der Bibel in eine dem heutigen Menschen zugängliche und nützliche Weise zu "übersetzen". So wird die historisch kritische Methode zum unerlässlichen Erkenntnisinstrument, das aber wenn sie verengend als ausschließlich und allein selig machend verstanden wird genau so wie jede andere Methode der man Ausschließlichkeit zuspricht in die Irre führen muss. Ach habe ab morgen ein Proseminar über "Methoden der Bibelauslegung" zu absolvieren und werde Euch gerne berichten was man uns da beibringt. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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