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Die katholische Kirche und der Missbrauch


Björn

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vor 21 Stunden schrieb Marcellinus:

Und da gibt es vermutlich kaum etwas Schlimmeres als einen emeritierten Papst.

Wieso? B XVI war nicht er erste und wird auch nicht der letzte sein.
Allerdings fände es günstig, wenn sich weitere Zurücktretende nicht so leicht vor kirchenpolitische Karren spannen ließen...

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vor 22 Minuten schrieb gouvernante:
vor 21 Stunden schrieb Marcellinus:

Und da gibt es vermutlich kaum etwas Schlimmeres als einen emeritierten Papst.

Wieso? B XVI war nicht er erste und wird auch nicht der letzte sein.

 

Laut Wikipedia freiwillig nur ein einziger vor B XVI: Coelestin V., der 1294 für ein halbes Jahr Papst war, dann zurücktrat, und nach zwei Jahren in Haft starb. 

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Datum steht fest: Missbrauchsgutachten wird veröffentlicht

Bereits im vergangegen Jahr sollte es veröffentlicht werden, nun wird es am 20. Januar präsentiert. Papst em. Benedikt XVI. soll die Gutachter aktiv bei ihrer Arbeit unterstützt haben.

München – Das mit Spannung erwartete Gutachten zum Umgang mit sexuellem Missbrauch im Erzbistum München und Freising wird am 20. Januar veröffentlicht. Das teilte die damit beauftragte Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) am Mittwoch in München mit.

Zitiert aus mk-online.de; 13.01.2022

Ganzer Text: [klick]

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vor 6 Stunden schrieb gouvernante:

 

Interessant finde ich diese Passage, die dem allgemeinen Narrativ, der Staat könne das besser als die Kirche, nicht direkt entspricht:

 

Zitat

 

Die Staatsanwaltschaft habe die Ermittlungen eingestellt, was hätte die Kirchen noch tun sollen?

 

Die Antwort steht im Kirchenrecht: Bei Verdacht - Meldung nach Rom.

 

 

Der Staatsanwalt schaut lieber nicht so genau hin (die Behörde hat auch so genug zu tun), also hätte die Kirche es richten können. Hätte sie, keine Frage, aber der Staat hätte das auch tun könne, die Informationen, die nach Aussage des Vorsitzenden einfach zu beschaffen gewesen wären, hätte auch der Staat beschaffen können. Nun wird aber wohl die Kirche die Opfer "entschädigen", nicht der Staat, der auch gepennt hat.

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Zitat

Die Antwort steht im Kirchenrecht: Bei Verdacht - Meldung nach Rom.

 

Wäre natürlich korrekt gewesen. Aber hätte das eigentlich was gebracht? Oder wäre der Fall dann in Rom in der "Ablage rund" gelandet?

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Am 14.1.2022 um 17:31 schrieb Nordlicht:

 

Wäre natürlich korrekt gewesen. Aber hätte das eigentlich was gebracht? Oder wäre der Fall dann in Rom in der "Ablage rund" gelandet?

Die Gefahr halte ich für realistisch. Ich hab nämlich nicht das Vertrauen "in Rom" das dort das nötige Problembewusstsein vorhanden ist.

Nur kann das kein Grund für die "Ebenen darunter" sein die geltenden Regeln zu ignorieren.

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vor 1 Minute schrieb Frank:

Nur kann das kein Grund für die "Ebenen darunter" sein die geltenden Regeln zu ignorieren.

Ja, sehe ich auch so. Eine Untersuchung über den Umgang mit Missbrauchsfällen in Diözese XY ist natürlich auf ihren Bereich beschränkt und endet deshalb bei der Feststellung, dass etwas hätte nach Rom gemeldet werden müssen, weil alles andere per definitionem nicht mehr zum Bereich der Untersuchung gehört. Aber es hat so einen komischen Beigeschmack, wenn immer gesagt wird "hätte nach Rom gemeldet werden müssen", als ob das irgendwas geändert hätte :(

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Am 14.1.2022 um 17:31 schrieb Nordlicht:

 

Wäre natürlich korrekt gewesen. Aber hätte das eigentlich was gebracht? Oder wäre der Fall dann in Rom in der "Ablage rund" gelandet?

Rom neigt eher nicht zur Rundablage, sondern zum archivieren und vorher zum Nachfragen.

 

Man meldet nicht einfach nach Rom, Pfr. X werde dieses vorgeworfen, es gibt zwei übliche Melderweisen:

  1. Der Fall ist unklar, bedarf der längeren Untersuchung und wird vermutlich die Presse beschäftigen - also  meldet man (der Bischof) genau das an die Kongregation, bekommt von denen eine Protokollnummer zugeteilt und nach ca. 1 Jahr eine Nachfrage, wenn keine weitere Mitteilung erfolgte. Wenn in Fall die Presse beschäftigt, und man hat den nicht gemeldet, dann kommt im übrigen auch eine Nachfrage aus Rom.
  2. Der Fall ist vermutlich in überschaubarer Zeit vorzuuntersuchen (das führt uns bis an den Punkt, an dem der Staat ein Ermittlungsverfahren eröffnet), dann bestellt der Bischof einen Voruntersuchungsführer, der untersucht, berichtet dem Bischof, der seinerseits dann Rom über das Ergebnis informiert und in der Regeln einen Vorschlag macht, wie weiter vorgegangen werden solle. Dem folgt die Kongregation in der Regel auch. Man kann hier auch Optionen unterbreiten oder (was jederzeit geht), die CDF fragen, wenn man Rat braucht.
    Dieser Meldung sind die anfgefallenen Akten in Kopie sowie ein Datenblatt beizufügen.

Dass das dann nicht beachtet werden würde, das kann ich aus eigener Erfahrung nicht sagen.

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Ja, scheice. Wetter steckt am meisten drin und Soden-Fraunhofen eben. Interessant auch, was von der staatlichen Seite her gelaufen ist: Weder Essen noch Garching noch Bad Tölz. Nur die Sache in Grafing hat zu einer Verurteilung geführt.

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Der Bericht ist gut recherchiert. Ich bin dem jungen Mann aus Garching dankbar, dass er sich öffentlich äußert. Und ich bin gerade stinksauer auf Soden-Fraunhofen, speziell.

 

H. hat mit dem jungen Mann genau das gleiche Programm abgezogen wie in Grafing, aber der Bischof behauptet gegenüber dem PGR, da wäre nichts dran. Wie blöd ist der denn?

 

 

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Am 17.1.2022 um 18:57 schrieb Marcellinus:

Das Gutachten ist nun veröffentlicht:

 

Gutachten zu sexuellem Missbrauch belastet Papst Benedikt schwer (watson.ch)

 

Marx selber scheint durch Abwesenheit geglänzt zu haben.

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vor 36 Minuten schrieb nannyogg57:

Das Gutachten kann man sich hier runterladen.

 

Es betrifft unter anderem auch Döpfner, btw.

 

 

Tja, Döpfner wird kaum mehr ein weltliches Gericht zur Verantwortung ziehen können.

Ratzinger (und wahrscheinlich auch Wetter) zumindest kein deutsches Strafgericht.

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vor 44 Minuten schrieb MartinO:

Tja, Döpfner wird kaum mehr ein weltliches Gericht zur Verantwortung ziehen können.

Ratzinger (und wahrscheinlich auch Wetter) zumindest kein deutsches Strafgericht.

So daneben und verachtenswert ihr Verhalten gewesen sein mag - strafbar war es zu keinem Zeitpunkt.

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Am 17.1.2022 um 21:55 schrieb nannyogg57:

Der Bericht ist gut recherchiert. Ich bin dem jungen Mann aus Garching dankbar, dass er sich öffentlich äußert. Und ich bin gerade stinksauer auf Soden-Fraunhofen, speziell.

 

H. hat mit dem jungen Mann genau das gleiche Programm abgezogen wie in Grafing, aber der Bischof behauptet gegenüber dem PGR, da wäre nichts dran. Wie blöd ist der denn?

 

 

Soden Frauenhofen war in bestimmten Punkten sehr speziell

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Ich habe jetzt mal in das Gutachten hineingeschaut, und muss sagen, dass ich es in seinem ganzen Aufbau nicht sehr erhellend finde.

Z.B. die ganzen rechtlichen Vorerläuterungen, die vom Rechtsinstitut der „Garantenpflicht“ und des „Tuns durch Unterlassen“ Parallelen zum Kirchenrecht zu konstruieren suchen.

Damit musste ich mit in meinen eigenen Prüfungen gerade genauer beschäftigen. Diese Garantenpflicht ist immer sehr konkret - wenn es überhaupt in der Kirche keinerlei Leitlinien zum dem Umgang mit solchen Tätern gab, ist es schon mal ziemlich wahrscheinlich, dass es lax zuging und keiner so genau Bescheid wissen wollte, erst recht nicht der jeweilige oberste Dienstherr.


Ich denke, wenn jemand etwas Zeit in das Thema investieren möchte, ist das von @gouvernante verlinkte Buch, „Katholische Dunkelräume“ sehr viel erhellender: es beschreibt als den großen Umbruch, dass die „Machtinstitution“ Kirche diesmal generell erschüttert ist, und die Menschen v.a. in demokratischen Ländern schlicht ganz andere Maßstäbe an die Kirchenführer legen: niemand nimmt ihnen mehr den ganze autoritär-rechtfertigenden „bullshit“ ab, der ihr Desinteresse an solchen Taten rechtfertigen soll, die Kardinäle und Päpste stehen in diesem Fall tatsächlich ohne Kleider da.

Man hat keine moralische Autorität mehr, wenn die „Frohe Botschaft“ letztlich nur als eigennütziges Gerede rüberkommt, dass nur zur Absicherung persönlicher Positionen eingesetzt wird.

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Vieles wirkt in dem Gutachten konstruiert. Es handelt sich außerdem um alte Fälle. Dass es in der Vergangenheit dunkle Schatten gab, ist nicht neu. Für mich ist darin wenig Empörungspotential. Schaut man sich die Kommentarspalten diverser Onlinemedien an, scheint es vielen Menschen gelegen zu kommen, um mal wieder ihrer kleinen antikatholischen Überzeugung Ausdruck verleihen zu können. Diese Instrumentalisierung ist für mich der erneute Missbrauch kirchlicher Opfer durch kirchlich nicht gebundene Personen.

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vor 8 Stunden schrieb Chrysologus:

So daneben und verachtenswert ihr Verhalten gewesen sein mag - strafbar war es zu keinem Zeitpunkt.

Wenn es nicht mal strafbar war finde ich die Bezeichnung "verachtenswert" derzeit problematisch.

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vor 14 Minuten schrieb Moriz:
vor 8 Stunden schrieb Chrysologus:

So daneben und verachtenswert ihr Verhalten gewesen sein mag - strafbar war es zu keinem Zeitpunkt.

Wenn es nicht mal strafbar war finde ich die Bezeichnung "verachtenswert" derzeit problematisch.

Ich finde  das eher unproblematisch  - es gibt einige Verhaltensweisen, die ich für verachtenswert halte, bei denen ich jedoch nicht der Ansicht bin, dass sie strafbar sein sollten. Als Kirche kündigen wir Mitarbeitern infolge eines Verhaltens, das weder kirchlich noch staatlich strafbar ist.

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vor 2 Stunden schrieb Schmiede:

Vieles wirkt in dem Gutachten konstruiert. Es handelt sich außerdem um alte Fälle. 

Die Gutachter hatten den Auftrag alte Fälle zu prüfen, nicht aber in neuen zu ermitteln.

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2 hours ago, Schmiede said:

Vieles wirkt in dem Gutachten konstruiert. Es handelt sich außerdem um alte Fälle. Dass es in der Vergangenheit dunkle Schatten gab, ist nicht neu. Für mich ist darin wenig Empörungspotential. Schaut man sich die Kommentarspalten diverser Onlinemedien an, scheint es vielen Menschen gelegen zu kommen, um mal wieder ihrer kleinen antikatholischen Überzeugung Ausdruck verleihen zu können. Diese Instrumentalisierung ist für mich der erneute Missbrauch kirchlicher Opfer durch kirchlich nicht gebundene Personen.


Ich habe einen ähnlich Eindruck - aber gerade das ist das Entscheidende an der Debatte - die totale moralische Entblößung der Kirche. Wer unzeitgemäße moralische Werte verkünden und einfordern will, braucht zumindest ein Minimum an Glaubwürdigkeit - die ist eben in beispielloser Weise verloren gegangen.

 

Auf andere Weise bewirkt die katholische Kirche hier allerdings eine enorme moralische Entlastung - es hilft gesellschaftlich so weiterzumachen wie bisher, anzunehmen, es gäbe genau einen einzigen Schuldigen. Mir ist das in dem Sinne aufgefallen am Beispiel Gunzenhausen - in einem Wassersportverein werden 100 Jugendliche missbraucht, 1400 Einzeltaten, und die gesellschaftliche Relevanz wird in der Lokalpresse abgehandelt.

Es gab auch dort wohl zahllose Gerüchte, für die sich aber eben bis zum Suizid des Täters niemand interessierte. Die Verantwortlichkeit wird dennoch bei einer einzigen Person gesehen - für alle anderen gilt: keine juristische Verantwortung -> gar keine Verantwortung.

 

Wenn es also irgendwie einen gesellschaftlichen Konsens gäbe, dass wir Missbrauch so auf keinen Fall mehr in Organisationen und Institutionen hinnehmen dürfen, müsste man Fälle wie in Gunzenburg natürlich ähnlich intensiv untersuchen wie das Bistum München.

Aber die Institution „Sport“ hat eben heute eine viele größere Relevanz und soziale Einbettung als „Katholizismus“.

Die letzten religiösen Mohikaner mit der großen Klappe haben sich in ihrer eigenen moralischen Großmäuligkeit verheddert und sind endgültig abgestürzt.

Eine gute Gelegenheit, sein eigenes Christentum auf den gültigen Kern hin zu befragen.

 

 

 

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