rorro Geschrieben 28. Februar 2022 Melden Share Geschrieben 28. Februar 2022 vor 3 Stunden schrieb Moriz: Jein. Das, was dich an Glaubensdingen beschäftigt, daß kannst und mußt du deinen Kathecheten fragen. Das wird aber selten nie das ganze depositum fidei sein. Wenn du dich tiefer mit der Materie beschäftigen möchtchtest, dann kannst du Theologie studieren. Damit gehst du dann aber weit über die für deinen persönlichen Glauben notwendigen Inhalte hinaus. Als Grundlage dessen, was die Kirche glaubt und wofür sie steht sind Vaterunser und Glaubensbekenntnis erst mal ausreichend. Das bietet schon genug Spielraum für Fragen an den Kathecheten. Letztlich kommt es für dich nur auf deine eigene, subjektive Glaubenserfahrung an, sie ist der Glaube, der dich tragen muß. Was andere glauben kann dabei Vorbild sein, kann deinen eigenen Glauben aber nur ermutigen, niemals ersetzen. Da gebe ich Dir Recht, das sind aber zwei verschiedene Ebenen. Für mich persönlich ist es bspw. nicht so wichtig (bzw. mir ist die Wichtigkit nicht täglich bewußt), ob die Beschleunigungskonstante 9,81 m/s² oder 9,815 m/s² ist. Ich denke darüber nicht nach, es berührt mich nicht. Dennoch ist es so wie es ist. In Bereichen des katholischen Glaubens gibt es eben auch Bestandteile dieses Glaubens, die sind so wie sie sind - und die legt auch nicht jeder für sich selbst fest (sind allerdings nicht empirisch belegbar, der Erkenntnisweg ist ein anderer). Das hat überhaupt nichts damit zu tun, ob sie für Dich wichtig sind. Was ich häufiger erlebe, ist, daß Menschen aufgrund einer persönlichen Nichtbetroffenheit manche Bestandteile des Glaubens an sich ablehnen - für mich ist es nicht entscheidend, also ist es grundsätzlich nicht entscheidend und daher wandelbar (wie Du bei der Frauenweihe gerade gezeigt hast). Das ist sozusagen die Anwendung des persönlichen geistlichen Tellerrandes auf die Gesamtkirche. Noch einmal: natürlich ist für jeden selbst entscheidend, was für ihn geistlich fruchtbringend ist. Nur erwächst daraus keine Kompetenz für die Gesamtkirche. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. Cosifantutti Geschrieben 28. Februar 2022 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 28. Februar 2022 vor 7 Stunden schrieb rorro: Da gebe ich Dir Recht, das sind aber zwei verschiedene Ebenen. Für mich persönlich ist es bspw. nicht so wichtig (bzw. mir ist die Wichtigkit nicht täglich bewußt), ob die Beschleunigungskonstante 9,81 m/s² oder 9,815 m/s² ist. Ich denke darüber nicht nach, es berührt mich nicht. Dennoch ist es so wie es ist. In Bereichen des katholischen Glaubens gibt es eben auch Bestandteile dieses Glaubens, die sind so wie sie sind - und die legt auch nicht jeder für sich selbst fest (sind allerdings nicht empirisch belegbar, der Erkenntnisweg ist ein anderer). Das hat überhaupt nichts damit zu tun, ob sie für Dich wichtig sind. Was ich häufiger erlebe, ist, daß Menschen aufgrund einer persönlichen Nichtbetroffenheit manche Bestandteile des Glaubens an sich ablehnen - für mich ist es nicht entscheidend, also ist es grundsätzlich nicht entscheidend und daher wandelbar (wie Du bei der Frauenweihe gerade gezeigt hast). Das ist sozusagen die Anwendung des persönlichen geistlichen Tellerrandes auf die Gesamtkirche. Noch einmal: natürlich ist für jeden selbst entscheidend, was für ihn geistlich fruchtbringend ist. Nur erwächst daraus keine Kompetenz für die Gesamtkirche. 1. "Bestandteil des Glaubens"..... " es gibt ja keinerlei Zweifel, dass zum Kernbestand des Glaubens das Glaubensbekenntnis gehört ebenso die 7 Sakramente ( und vieles mehr....) ...aber - die "Frauenweihe" gehört definitiv nicht zum "Glaubensgut" sondern ist schicht eine lehramtliche faktische "Sachentscheidung". Ich habe das schon mehrmals angemerkt, dass das Lehramt gerade die entscheidende Begründung nicht gibt, sondern das einfach in einem Zirkelschluss setzt.... ( "ordinatio sacerdotalis" und die entsprechenden folgenden Erklärungen der Glaubenskongregation ). Als praktizierender, glaubender Katholik und getaufter und mündiger Christ habe ich allerdings einen Anspruch darauf, dass mir das Lehramt auch verständlich erklärt, wieso ausgerechnet die Frage der "Frauenweihe" zum "Glaubensgut" gehören soll. Mich interssiert es in der Tat auch nicht, ob die Beschleunigungskonstante 9,81 oder 9, 815 ist, aber wenn jemand sagt, "Die Beschleunigungskonstante ist 5, 32", dann komme ich ins Grübeln und sage: "Moment mal....wie kommst du darauf ?".... Der Ausschluss der Frauen von der Priesterweihe wurde sozusagen "de fide" dekretiert, ohne es näher rational zu begründen, um sozusagen eine "Brandmauer" zu errichten und gegen jede Rückfrage von vorneherein zu "immunisieren".. 2. dein Verweis auf Lumen Gentium Kapitel 25: Der religiöse Gehorsam des Willens und des Verstandes...... Kannst du mit helfen, was denn mit dem Gehorsam des Verstandes gemeint sein soll ???? Es gibt eine konkrete Fragestellung in der Kirche, ich habe den Sachverhalt genau studiert, kenne alle Argumente und dann kommt eine andere Instanz ( Lerhamt" ) und sagt: "Wir wissen es besser, du bist doch ein ganz kleines Licht in unserer Kirche" ohne auf die Argumente einzugehen. Ich frage nach, wie denn das "Lehramt" zu seiner Entscheidung kommt. Die Antwort: "Weil wir das Lehramt sind und authentisch den Glauben auslegen". Ich frage nach: "Könnt ihr mir denn rational, verständlich erklären, wieso ihr glaubt, diese Überzeugung gehört zum Glaubensgut der Kirche ?" Antwort: "Weil wir das Lehramt sind und authentisch den Glauben auslegen:" Was für ein Verständnis von Kirche steht denn hinter so einer Konzeption"Gehorsam des Verstandes" ? Auf der einen Seite das Lehramt der Kirche, das alles weiß und den Gläubigen als "zu glauben" vorlegt und auf der anderen Seite mehr oder weniger unmündige "Schafe" des Kirchenvolkes ? Ist dir denn nicht bewusst, dass gerade so ein Verständnis von Kirche - auf der einen Seite das "Lehramt der Kirche" auf der anderen Seite das unmündige, unwissende Kirchenvolk, das "belehrt" werden muss, Tür und Tor geöffnet hat für den spirituellen Missbrauch in der Kirche, der oft Ausgangespunkt war für den sexuellen Missbrauch ? ( Beispiel: Beichtpraxis....) Soll das ein Kozept für die Kirche des 21. Jahrhunderts sein ? Es gibt Abertausende von praktizierenden Katholiken alleine in Deutschland, die in Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur leitende und sehr verantwortungsvolle Positionen einnehmen und diese Menschen sollen dann in der Kirche einfach ihren Verstand "abgeben" ???? Ich jedenfalls möchte nicht, dass die Kirche zu einer Sekte degeneriert, die sich vollkommen immunisiert vor kritischen Rückfragen. .... 3. Deine zitierte Stelle aus Lumen Gentium Kapitel 25 steht doch in Spannung zum Kaptel 16 aus Gaudium et Spes, das Kapitel über "die Würde des sittlichen Gewissens".... Es ist eben doch eine sehr verkürzte Argumentation, wenn man, wie du, aus dem 2. Vaticanum nur ein Kapitel aus einem Dokument zitiert und alle anderen Dokumente des 2. Vaticanums ignoriert. Das ist dann ungefähr so, wie wenn man für die "Rechtfertigungslehre" nur die paulinischen Briefe zitiert aber den Jakobusbrief, der ebenso Bestandteil des neutestamentlichen Kanons ist, vollkommen ignoriert. 5 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rorro Geschrieben 1. März 2022 Melden Share Geschrieben 1. März 2022 (bearbeitet) vor 10 Stunden schrieb Cosifantutti: 1. "Bestandteil des Glaubens"..... " es gibt ja keinerlei Zweifel, dass zum Kernbestand des Glaubens das Glaubensbekenntnis gehört ebenso die 7 Sakramente ( und vieles mehr....) ...aber - die "Frauenweihe" gehört definitiv nicht zum "Glaubensgut" sondern ist schicht eine lehramtliche faktische "Sachentscheidung". Ich habe das schon mehrmals angemerkt, dass das Lehramt gerade die entscheidende Begründung nicht gibt, sondern das einfach in einem Zirkelschluss setzt.... ( "ordinatio sacerdotalis" und die entsprechenden folgenden Erklärungen der Glaubenskongregation ). Als praktizierender, glaubender Katholik und getaufter und mündiger Christ habe ich allerdings einen Anspruch darauf, dass mir das Lehramt auch verständlich erklärt, wieso ausgerechnet die Frage der "Frauenweihe" zum "Glaubensgut" gehören soll. Nun, es gibt zahlreiche Erläuterungen zu dieser Entscheidung. Die überzeugen Dich nicht, das ist dann eben so, aber Du hast eben keinen Anspruch auf Überzeugtwerden. In der Katholischen Kirche gibt es anders als in allen anderen Kirchen inkl. den Ostkirchen ein Lehramt mit letztinstanzlicher Autorität als ein wichtiges Konstitutivum dieser Kirche. Wann diese Autorität greift, ist päpstlicherseits in Pastor Aeternus und wie Du schreibst in LG25 geklärt (diese letztinstanzliche Autorität umfaßt allerdings nicht nur den Papst). Bloß weil etwas für Dich "definitiv" (definiert von wem? Von Dir?) nicht zum Glaubensgut gehört, bedeutet das für den Rest der Kirche ziemlich genau: nichts. Es ist ein Irrtum zu glauben, die Kirche fordere immer ein Hören auf das eigene Gewissen - sie fordert ein Hören auf das korrekt geschulte Gewissen! Sonst würde die Kirche nie jemanden exkommunizieren, sonst würde die Kirche jede Apostasie begrüßen und für richtig halten! Gehorsam bedeutet, so unmodern das sein mag, eben Gehorsam. Gehorsam ist nicht Einverständnis in etwas, das ich eh gut finde; das wäre Selbstbestätigung. Gehorsam des Verstandes ist Einwilligen, daß jemand anderes etwas besser weiß als ich. bearbeitet 1. März 2022 von rorro Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Moriz Geschrieben 1. März 2022 Melden Share Geschrieben 1. März 2022 vor 3 Stunden schrieb rorro: Es ist ein Irrtum zu glauben, die Kirche fordere immer ein Hören auf das eigene Gewissen - sie fordert ein Hören auf das korrekt geschulte Gewissen! Und das Gewissen hat ein Anrecht auf kirchliche Hilfe bei der korrekten Schulung. "Das Lehramt sagt, daß..." ist Kadavergehorsam, der hat mit Gewissen nichts zu tun. "Das Lehramt sagt, weil..." kann helfen, Verstand und Gewissen in Einklang zu bringen. Das Lehramt hat die Pflicht, seine Entscheidungen so zu begründen, daß ein lernwilliges Gewissen sie nachvollziehen kann. Sonst steht am Ende Lehramt gegen Gewissen, und daß kann es nicht sein, auch wenn sich das nicht immer und in allen Einzelfällen vermeiden lässt. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rorro Geschrieben 1. März 2022 Melden Share Geschrieben 1. März 2022 (bearbeitet) vor 8 Stunden schrieb Moriz: Und das Gewissen hat ein Anrecht auf kirchliche Hilfe bei der korrekten Schulung. Korrekt. Es stehen alle lehramtlichen Dokumente zur Verfügung, es gibt Hunderte Theologen, die im Sinne des Lehramtes diese Entscheidungen begründen. Tolle et lege. vor 8 Stunden schrieb Moriz: "Das Lehramt sagt, daß..." ist Kadavergehorsam, der hat mit Gewissen nichts zu tun. Ich sage auch nicht, daß es immer mit Gewissen etwas zu tun haben muß. Lernen hat eben nicht immer etwas mit Gewissen zu tun. Lernen kann man nur von Autoritäten (manchmal ist die Lebenserfahrung das), Nachahmung - die wichtigste Lernform des Menschen - geschieht auch durch Nachahmung von Autoritäten. vor 8 Stunden schrieb Moriz: "Das Lehramt sagt, weil..." kann helfen, Verstand und Gewissen in Einklang zu bringen. Kann helfen, doch eine Garantie gibt es nicht. Nenn mir eine lehramtliche Entscheidung ohne jegliches "weil" (ohne daß Du dieses "weil" für hinreichend halten mußt). vor 8 Stunden schrieb Moriz: Das Lehramt hat die Pflicht, seine Entscheidungen so zu begründen, daß ein lernwilliges Gewissen sie nachvollziehen kann. Sonst steht am Ende Lehramt gegen Gewissen, und daß kann es nicht sein, auch wenn sich das nicht immer und in allen Einzelfällen vermeiden lässt. Das ist übrigens schon biblisch falsch - wie wurde denn die Entscheidung des Apostelkonzils den Empfängern gegenüber begründet? Eben, gar nicht. Gilt trotzdem (sonst wären Heiden nie Christen geworden). Das Lehramt hat die Pflicht, Entscheidungen zu begründen, das ja. Aber nicht so, daß jede und jeder der >1 Mrd. Katholiken sie nachvollziehen und innerlich theologisch bejahen kann allein aufgrund der Begründung und nicht aufgrund der Autorität. Das war nämlich noch nie so. Der Arianismus bspw. hat nicht schlechtere Argumente aus der Hl.Schrift auf seiner Seite als der Glaube an die Wesensgleichheit Jesu mit dem Vater. Die Autorität der Bischöfe hat in Nizäa entscheiden, nicht das vermeintlich bessere Argument. So ging es in Konstantinopel und Ephesus weiter. Die Kirche hört auf die lehrende Stimme der Gemeinschaft der Bischöfe, fertig. Verglichen mit damals ist die lehramtliche Pädagogik heute enorm. Und dennoch wird das Frühe einfacher akzeptiert als das Späte - obwohl es mit derselben Autorität verkündet wird und das Frühe aus Sicht eines Ungläubigen übrigens nicht weniger absurd ist. bearbeitet 1. März 2022 von rorro Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Shubashi Geschrieben 2. März 2022 Melden Share Geschrieben 2. März 2022 19 hours ago, rorro said: Bloß weil etwas für Dich "definitiv" (definiert von wem? Von Dir?) nicht zum Glaubensgut gehört, bedeutet das für den Rest der Kirche ziemlich genau: nichts. Diese Art von Gewissheit finde ich immer sehr erstaunlich. Die Kirche umfasst für mich alle Gläubigen, und nur Gott kennt ihre Herzen und Gewissen wirklich. Die Kirche hat durch ihre Päpste, Kardinäle und Prälaten so oft in 2000 Jahren Geschichte Böses und Falsches bewirkt (nach meinem Verständnis der Worte Christi), dass diese Menschen niemals der Maßstab der „Schulung“ meines Gewissens sein könnten. Die Kirche hat als Haupt und als letzte Instanz nur einen Lehrer: Christus. (Als fehlerhafter Mensch kann ich die Hilfe vieler, die vor mir da waren, gebrauchen, aber letztlich zählt eben dieser eine. Und das Gute, was ich an vielen Stellen in den 2000 Jahre sehe, kommt immer von ihm.) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Chrysologus Geschrieben 2. März 2022 Melden Share Geschrieben 2. März 2022 Ich frage mich, was das Gewissen in dieser Diskussion zu suchen hat - dogmatische Lehrentscheide sind allermeist relativ weit von Gewissensfragen entfernt. Wenn ich in meinem Innersten meinem Gott begegne (und diesen Ort nennt man Gewissen), dann ist es mir recht gleich, wie sich die göttlichen Personen zueinander verhalten. Wenn ich Christus als den Auferstandenen erfahre, dann ist es mir recht gleich, was Auferstehung nun genau bedeuten soll jenseits des Satzes, dass ER lebt. Deswegen kann man das Gewissen nicht gegen die Dogmatik ausspielen. Ich kann über die Frage meditieren, ich kann die Frage bebeten, wie ich mich in einer konkreten Situation verhalten soll - das kann ich mit der Frage, was priesterliches Amt ist, nicht tun. 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
gouvernante Geschrieben 2. März 2022 Melden Share Geschrieben 2. März 2022 vor 44 Minuten schrieb Chrysologus: Ich kann über die Frage meditieren, ich kann die Frage bebeten, wie ich mich in einer konkreten Situation verhalten soll - das kann ich mit der Frage, was priesterliches Amt ist, nicht tun. Na ja. Ein verheirateter Mann oder eine Frau mit einer priesterlichen Berufung muss/kann/sollte diese Frage schon bebeten, um zu einer (Gewissens-)entscheidung darüber zu kommen, wie er oder sie ihre priesterliche Existenz (zum Teil eben auch in amtsförmiger Gestalt) zu gestalten und zu leben hat. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. Chrysologus Geschrieben 2. März 2022 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 2. März 2022 vor 41 Minuten schrieb gouvernante: vor einer Stunde schrieb Chrysologus: Ich kann über die Frage meditieren, ich kann die Frage bebeten, wie ich mich in einer konkreten Situation verhalten soll - das kann ich mit der Frage, was priesterliches Amt ist, nicht tun. Na ja. Ein verheirateter Mann oder eine Frau mit einer priesterlichen Berufung muss/kann/sollte diese Frage schon bebeten, um zu einer (Gewissens-)entscheidung darüber zu kommen, wie er oder sie ihre priesterliche Existenz (zum Teil eben auch in amtsförmiger Gestalt) zu gestalten und zu leben hat. Das ist aber genau der Unterschied, den ich meine - die Frage, wie ich meine priesterliche Berufung lebe, das ist eine Frage, die ich wieder und wieder durchbeten kann und muss. Dass ich hier an Grenzen stoße, das ist so und kein Proprium dieser Fragestellung. Eine andere Frage ist es, theologisch über das priesterliche Amt zu sprechen und zu reflektieren. Den amtlichen Dienst anzustreben, das kann Folger meiner geschilderten Überlegungen sein, aber das konkrete Amt, so wie "die Kirche" sich das denkt, ist es ja meist nicht, was man anstrebt. Aus meiner Erfahrung gesprochen: Ich bin ausgesprochen gerne Richter, weil ich hier vieles einringen kann, was ich nicht ganz schlecht mache und was mich - wo ich es tue - mit einer gewissen Freude erfüllt. Aber zum Richteramt gehören auch Dinge dazu, die ich von Hause aus nicht gut kann, die mir eher fremd und fern sind und bei denen die Freude sich darauf beschränkt, es hinter mich gebracht zu haben. Wenn man ein Amt anstrebt, dann ist das immer ein Bündel auf Aufgaben und Rollenzuschreibungen, die man mehr oder weniger gerne tut. Bis zu einem gewissen Punkt ist das kein Anlass, die Umschreibung des Amtes zu überdenken. Ab einem gewissen Punkt kann es das dann schon werden, nämlich dann, wenn es ein verbreitetes Phänomen wird. Wenn viele Menschen dieselbe Anfrage aus ihrem Gewissen heraus stellen. Deswegen ist es theologisch nicht irrelevant, dass wir kaum noch klassische "Berufungen" ins priesterliche Amt vorfinden, vor allem dann nicht, wenn wir umgekehrt auf "Berufungen" stoßen, die die Formerfordernisse nicht erfüllen. Von dieser Beobachtung aus muss dann theologisch reflektiert und diskutiert werden, was der Herr seiner Kirche damit sagen will. Und das ist Synodalität - Menschen bezeugen ihren Glauben, ihre Gotteserfahrung, und daraus entsteht das Zeugnis und das Wissen der Kirche um ihren Weg. In meinem Gewissen aber kann ich immer nur mich betreffende Fragen klären - ich kann mit meinem Gott, im Gebet - klären, ob ich den amtlichen Dienst als Priester oder Priesterin anstreben solle. Und wenn ich mir einer solchen Berufung sicher bin, dann muss ich weiter fragen, wie ich diese denn leben kann und will. Insofern hast Du Recht, dass Gewissensentscheidungen und Theologie nicht unverbunden nebeneinander stehen, aber es bleiben für mich doch zwei verschiedene Dinge. Oder verinfacht gesagt: Nur weil sich jemand berufen fühlt, muss man ihn nicht weihen. Hat man leider etwas zu oft getan. Ob ich aber Frauen weihen sollte, das kann ich nur als (Diözesan-)Bischof in meinem Gewissen klären, zu dieser Klärung gehört es dazu, die Zeugnisse der Gläubigen zu hören und ernst zu nehmen (was nicht bedeutet, allem zuzustimmen). Die erste Frage dabei ist es, ob ein Zeugnis authentisch ist - das ist keine objektiv messbare, aber die zentrale Sache. Und dann folgt die Frage, was mache ich damit. Dazu gehört auch die theologische Reflektion auf das, was man hier tut. Das Scheiden der Geister ist auch eine theologisch-reflexive Aufgabe, Argumente können auch invalide sein, wenn sie auf Prämissen fußen, die aus guten Gründen verworfen wurden. 5 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rorro Geschrieben 2. März 2022 Melden Share Geschrieben 2. März 2022 vor 10 Stunden schrieb Chrysologus: Ich frage mich, was das Gewissen in dieser Diskussion zu suchen hat - dogmatische Lehrentscheide sind allermeist relativ weit von Gewissensfragen entfernt. Frag Moriz, ist sein Thema mit dem Gewissen. vor 10 Stunden schrieb Chrysologus: Wenn ich in meinem Innersten meinem Gott begegne (und diesen Ort nennt man Gewissen) Dann ist entscheidend, welchen Gott jeder so hat. Geld? Macht? Autonomie? Selbstverwirklichung? Götter gibt es viele ... vor 10 Stunden schrieb Chrysologus: Wenn ich Christus als den Auferstandenen erfahre, dann ist es mir recht gleich, was Auferstehung nun genau bedeuten soll jenseits des Satzes, dass ER lebt. Darum beneide ich Dich wirklich - ich kann nicht einfach glauben, daß ER lebt, ohne mir intensiv Gedanken über das Wie zu machen. vor 10 Stunden schrieb Chrysologus: Deswegen kann man das Gewissen nicht gegen die Dogmatik ausspielen. Das sehe ich auch so. Zwei unterschiedliche Spielfelder. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Wunibald Geschrieben 23. März 2022 Melden Share Geschrieben 23. März 2022 Missbrauch: Schatten auf Kardinal MüllerIn seiner Zeit als Bischof von Regensburg kam es zu Übergriffen von Priestern – Er selbst schweigt dazu Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
gouvernante Geschrieben 26. März 2022 Melden Share Geschrieben 26. März 2022 Am 23.3.2022 um 21:33 schrieb Wunibald: Missbrauch: Schatten auf Kardinal MüllerIn seiner Zeit als Bischof von Regensburg kam es zu Übergriffen von Priestern – Er selbst schweigt dazu Ich meine, mindestens Riekofen wäre noch zu Amtszeiten von GeLuMü hier diskutiert worden. Ist also keine Überraschung. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Elima Geschrieben 27. März 2022 Melden Share Geschrieben 27. März 2022 vor 21 Stunden schrieb gouvernante: Ich meine, mindestens Riekofen wäre noch zu Amtszeiten von GeLuMü hier diskutiert worden. Ist also keine Überraschung. Das glaube ich auch. (also: hier) Ich wohne ja in der Diözese und da wurde Riekofen auf jeden Fall lang und breit diskutiert. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
MartinO Geschrieben 27. März 2022 Melden Share Geschrieben 27. März 2022 vor 22 Stunden schrieb gouvernante: Ich meine, mindestens Riekofen wäre noch zu Amtszeiten von GeLuMü hier diskutiert worden. Ist also keine Überraschung. Wurde es. Im Fall Riekofen hat Müller auf jeden Fall Mist gebaut. Die Richtlinien der Bischofskonferenz gab es ja schon vorher - und man kann ihm zwar vermutlich weder nach staatlichem noch nach kirchlichem Recht einen Vorwurf machen, aber er hat damit nicht nur den Betroffenen, sondern auch der Glaubwürdigkeit der Kirche insgesamt geschadet. Wieviel er für den Fall in Etterzhausen kann, weiß ich nicht. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Chrysologus Geschrieben 27. März 2022 Melden Share Geschrieben 27. März 2022 vor 5 Stunden schrieb MartinO: Im Fall Riekofen hat Müller auf jeden Fall Mist gebaut. Die Richtlinien der Bischofskonferenz gab es ja schon vorher - und man kann ihm zwar vermutlich weder nach staatlichem noch nach kirchlichem Recht einen Vorwurf machen, VELM (Vos estis lux mundi) könnte man in betracht ziehen - da kirchenrechtlich der Papst entscheidet, ginge es ohnehin, wenn der Papst denn wollte. So ist das in einer absolutistischen Monarchie eben. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Spadafora Geschrieben 29. März 2022 Melden Share Geschrieben 29. März 2022 zur Info: https://www.tagesschau.de/inland/missbrauchsgutachten-folgen-101.html Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Spadafora Geschrieben 17. April 2022 Melden Share Geschrieben 17. April 2022 das sind also die Prioritäten des Kölner Kardinals https://www.spiegel.de/panorama/priesterschulden-tilgung-aus-geldtopf-fuer-missbrauchsopfer-scharf-kritisiert-a-05cbc608-ab56-474f-a704-0e5d51a92cea?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter#ref=rss Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Moriz Geschrieben 17. April 2022 Melden Share Geschrieben 17. April 2022 vor 6 Stunden schrieb Spadafora: das sind also die Prioritäten des Kölner Kardinals https://www.spiegel.de/panorama/priesterschulden-tilgung-aus-geldtopf-fuer-missbrauchsopfer-scharf-kritisiert-a-05cbc608-ab56-474f-a704-0e5d51a92cea?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter#ref=rss Wie woanders schon thematisiert ist der entsprechende Topf nicht ausschließlich für Missbrauchsopfer gedacht. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 17. April 2022 Melden Share Geschrieben 17. April 2022 vor 10 Minuten schrieb Moriz: Wie woanders schon thematisiert ist der entsprechende Topf nicht ausschließlich für Missbrauchsopfer gedacht. Offenbar nicht einmal vorrangig. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rorro Geschrieben 18. April 2022 Melden Share Geschrieben 18. April 2022 Potzblitz: Mißbrauch gibt es auch anderswo! (Und dem SPIEGEL muß man zugutehalten, daß er da keinen Unterschied macht) https://www.welt.de/politik/deutschland/article238224903/Missbrauchsvorwuerfe-in-der-Linkspartei-Weitere-mutmasslich-Betroffene.html Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rorro Geschrieben 18. April 2022 Melden Share Geschrieben 18. April 2022 vor 18 Stunden schrieb Marcellinus: Offenbar nicht einmal vorrangig. Dennoch: wie katastrophal ist dieses Zeichen eigentlich? Schlimer geht's kaum! Mißbrauchsopfer billig abspeisen und >1 Mio. an Privatfehlern (Schulden und Steuern) einer einzelnen Person begleichen. Das Ganze war unter Meisner eingestielt worden und Woelki hat sich dem leider nicht entgegengestellt. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Chrysologus Geschrieben 18. April 2022 Melden Share Geschrieben 18. April 2022 vor 9 Stunden schrieb rorro: Dennoch: wie katastrophal ist dieses Zeichen eigentlich? Schlimer geht's kaum! Mißbrauchsopfer billig abspeisen und >1 Mio. an Privatfehlern (Schulden und Steuern) einer einzelnen Person begleichen. Das Ganze war unter Meisner eingestielt worden und Woelki hat sich dem leider nicht entgegengestellt. Und da wunderst du dich über die Diskussion auf dem SW, ob man an den Machtstrukturen der Kirche etwas ändern sollte? Es ist schon deutsches Sonderrecht, dass das Handelns Woelkis evtl. rechtswidrig ist, im weltkirchlichen Maßstab gesehen hätte er das ohne weiteres gedurft und du hättest als treuer Katholik dazu brav zu schweigen. Die Aufsicht führt Rom, nicht dahergelaufene Katholiken, so die amtliche Lehre. 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Frank Geschrieben 18. April 2022 Melden Share Geschrieben 18. April 2022 vor 9 Stunden schrieb rorro: Potzblitz: Mißbrauch gibt es auch anderswo! Wer bestreitet das? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Moriz Geschrieben 18. April 2022 Melden Share Geschrieben 18. April 2022 vor 11 Stunden schrieb rorro: Dennoch: wie katastrophal ist dieses Zeichen eigentlich? Schlimer geht's kaum! Mißbrauchsopfer billig abspeisen und >1 Mio. an Privatfehlern (Schulden und Steuern) einer einzelnen Person begleichen. Das Ganze war unter Meisner eingestielt worden und Woelki hat sich dem leider nicht entgegengestellt. Was hättest du gemacht? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
gouvernante Geschrieben 18. April 2022 Melden Share Geschrieben 18. April 2022 vor 12 Stunden schrieb rorro: Potzblitz: Mißbrauch gibt es auch anderswo! (Und dem SPIEGEL muß man zugutehalten, daß er da keinen Unterschied macht) https://www.welt.de/politik/deutschland/article238224903/Missbrauchsvorwuerfe-in-der-Linkspartei-Weitere-mutmasslich-Betroffene.html Dafür gibt es hier allerdings einen eigenen Thread: https://www.mykath.de/topic/35440-missbrauch-anderswo/#comment-2386052 gouvernante als Mod Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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