Jump to content

Die katholische Kirche und der Missbrauch


Björn

Recommended Posts

vor 3 Stunden schrieb Marcellinus:

 

@Florianklaus hatte wohl eher die Vermutung, die Öffentlichkeit würde hier mit zweierlei Maß messen, und vermeintlich progressive Kirchenführer unbehelligt lassen. Als jemand, der in der Nähe von Bodes Bischofsstadt lebt, kann ich das nicht bestätigen.


Ich glaube es ging nicht um die Öffentlichkeit, sondern um das progressive Lager in der Kirche. Da habe ich den Eindruck, dass man sich für die Absetzung von zb Kardinal Woelki massiv einsetzt, während Bischof Bode als Synodaler hofiert wird. Für hat es gerade deshalb Geschmäckle, dass ausgerechnet Bischof Bode, der mehr als Woelki zu verantworten hat, es als systemisches Problem behandelt. Die Verschiebung der eigenen Schuld auf das System entschuldigt einen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 13 Stunden schrieb Sauerteig:

Die Verschiebung der eigenen Schuld auf das System entschuldigt einen.

 

Das ist schon mehreren aufgefallen und hat bei uns durchaus Tradition. Das Milgram-Experiment hat zudem gezeigt, daß überall Menschen ähnlich geneigt sind, anderen Schaden zuzufügen, wenn damit eine Systemstabilisierung erreicht werden kann.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 16 Stunden schrieb Marcellinus:

 

@Florianklaus hatte wohl eher die Vermutung, die Öffentlichkeit würde hier mit zweierlei Maß messen, und vermeintlich progressive Kirchenführer unbehelligt lassen. Als jemand, der in der Nähe von Bodes Bischofsstadt lebt, kann ich das nicht bestätigen.

Bode taucht jedenfalls, im Gegensatz zu Woelki, nicht ständig in den überregionalen Medien auf und mir sind auch keine Rücktrittsforderungen gegen ihn präsent während kaum ein Tag vergeht, an dem Woelki nicht von irgendwem zum Rücktritt aufgefordert oder ein Eingreifen des Papstes gefordert wird.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 26 Minuten schrieb rorro:

 

Das ist schon mehreren aufgefallen und hat bei uns durchaus Tradition. Das Milgram-Experiment hat zudem gezeigt, daß überall Menschen ähnlich geneigt sind, anderen Schaden zuzufügen, wenn damit eine Systemstabilisierung erreicht werden kann.

 

Das hat das Experiment zudem gezeigt.

Konkret sieht man diese Neigung beim Verhalten gegenüber Menschen, die Missbrauch offenlegen wollen. Sie werden vom Opfer zum Täter gemacht, der bösartigerweise sich selbst so wichtig nimmt, dass er das eigene Nest (=die Kirche) beschmutzt. So wird das gefährdete System Kirche stabilisiert, ohne sich klarzumachen, dass damit die Betroffenen erneut traumatisiert werden.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 4 Minuten schrieb Florianklaus:

Bode taucht jedenfalls, im Gegensatz zu Woelki, nicht ständig in den überregionalen Medien auf und mir sind auch keine Rücktrittsforderungen gegen ihn präsent während kaum ein Tag vergeht, an dem Woelki nicht von irgendwem zum Rücktritt aufgefordert oder ein Eingreifen des Papstes gefordert wird.

 

Nu ja, wenn ich mich so umsehe ( z.B. Blick nach F), frage ich mich so langsam, ob es womöglic ja das Beste wäre, wenn die komplette Führungsriege der Kirche zurückträte.👹

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Es fehlt der Kirche der Wille das Problem wirklich anzugehen und zu lösen weil zu wenig Druck auf sie ausgeübt wird man mußte mit äußeren Druck die Kirche zwingen sich zu bewegen siehe Religionsfreiheit Menschenrechte, es ist noch keine 200 Jahre her dass die Päpste so schamlos waren Katholiken die demokratische Mitwirkung im Staatswesen zu untersagen nur weil der irre Pius IX nicht mehr absoluter Monarch im Kirchenstaat sein durfte

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 10 Stunden schrieb Florianklaus:

Bode taucht jedenfalls, im Gegensatz zu Woelki, nicht ständig in den überregionalen Medien auf

 

Bei uns taucht er auf, wie ich schon erwähnt habe. Und unsere Zeitung, obwohl eigentlich regional, hat doch mit ihren Ablegern eine ziemliche Verbreitung. Innerkirchlich mag das anders sein, aber von außen betrachtet, und das ist mittlerweile die Perspektive der Mehrheit, sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Fraktionen der RKK zunehmend ohne Belang. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Dr. Dieser fordert eine Expertise in Sachen Mißbrauch für alle Gesellschaftsbereiche.

https://www.katholisch.de/artikel/41985-bischof-dieser-nicht-nur-kirche-beim-thema-missbrauch-gefragt

 

Dem ist nur zuzustimmen, indes nicht um kirchliche Mißbräuche zu relativieren. Sondern es ergeben sich damit ja vielleicht auch neue Anregungen für den Umgang mit diesem Problem im innerkirchlichen Bereich. Das Problembewusstsein sollte in der Tat ingesamt wachsen. Der Mißbrauch ist seit den 60er Jahren aus meiner Perspektive ein bereichsübergreifendes Problem, und es kann nur im Sinne der Opfer sein, wenn verschiedene gesellschaftliche Bereiche der Aufarbeitung und Prävention miteinander vernetzt werden.

 

 

 

 

bearbeitet von Inge33
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

das klingt sehr nach Ausrede  die Kirche ist die einzige Organisation die Täter der Justiz bewusst entzogen hat durch Versetzungen und oft Gemeinden, die mit solchen Priestern beglückt wurden bewusst über die Vorgeschichte nicht informiert hat. Man stelle sich zum, Beispiel vor wenn wie gerade zur Zeit in einem Kindergarten ein Missbrauchsverdacht besteht
https://wien.orf.at/stories/3180554/#:~:text=In zwei Wiener Kindergärten hat,einen Vorfall außerhalb des Kindergartens.
da würden die Tatverdächtigen heimlich still und leise in andere Einrichtungen versetzt ohne dass  diese über die Vorgeschichte informiert werden  genau das hat die katholische Kirche über Jahrzehnte getan daher sollte dieser Bischof besser still sein so lange nicht alle Beteiligten auch wenn Sie schon verstorben sind klar benannt und verurteilt werden 
 im Übrigen sind an die Kirchen strengere Maßstäbe anzulegen da sich für sich ja eine besondere Kompetenz in Sachen Ethik und Moral beanspruchen
 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 3 Stunden schrieb Spadafora:

die Kirche ist die einzige Organisation die Täter der Justiz bewusst entzogen hat durch Versetzungen und oft Gemeinden, die mit solchen Priestern beglückt wurden bewusst über die Vorgeschichte nicht informiert hat

Meine Beschäftigung mit dem Missbrauch geht bis in die 1990er zurück. Damals war in der Öffentlichkeit, geschweige denn in Bezug auf die katholische Kirche, kaum bis gar nicht davon die Rede. Man musste sich seine Informationen in Fachbibliotheken zusammensuchen, Fachzeitschriften oder Betroffenenorganisationen wie Wildwasser oder Zartbitter. Der Diskurs konzentrierte sich damals einzig auf Missbräuche in Familien und im linksliberalen Milieu. In letzterem wurden die Täter noch nicht einmal versetzt, geschweige denn der Justiz übergeben. Sie lebten in einem Milieu, das Missbrauch nicht als normverletzendes Verhalten anerkannt hat, im Gegenteil war man der Ansicht, dass kindliche Sexualität zu fördern sei, um die Kinder von bürgerlichen Moralvorstellungen freizuhalten. Die Gallionsfigur, der Sexualwissenschaftler Helmut Kentler hat sich Zeit seines Lebens nie von seinen Ansichten distanziert. Ich weiß von Fällen, da haben die Täter ihre Karriere gemacht in Wissenschaft, in der Pädagogik, im Journalismus, in der Politik, waren in der Öffentlichkeit präsent, während ihre Opfer während all der Jahre im Verborgenen halb krepiert sind vor Schmerz. Das soll die Versetzungspraxis und den Justizentzug in der Kirche keineswegs relativieren. Im Gegenteil kritisiere ich die kirchliche Barmherzigkeitsideologie und Täternähe der damaligen Zeit. Aber das linksliberale Milieu hatte auch seine Mittel und Wege, dass Täter unbeschadet davonkamen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 12 Minuten schrieb Inge33:

... Der Diskurs konzentrierte sich damals einzig auf Missbräuche in Familien und im linksliberalen Milieu. (...). Ich weiß von Fällen, da haben die Täter ihre Karriere gemacht in Wissenschaft, in der Pädagogik, im Journalismus, in der Politik, waren in der Öffentlichkeit präsent (...). Das soll die Versetzungspraxis und den Justizentzug in der Kirche keineswegs relativieren. Im Gegenteil kritisiere ich die kirchliche Barmherzigkeitsideologie und Täternähe der damaligen Zeit. Aber das linksliberale Milieu hatte auch seine Mittel und Wege, dass Täter unbeschadet davonkamen.

 

Danke für den interessanten Beitrag. 

Ich würde allerdings noch einen Schritt weitergehen: Es geht beim Umgang mit Missbrauch in früheren Jahrzehnten überhaupt nicht um "links" oder "rechts" oder "Kirche" und "Gesellschaft". Es wurde in allen Bereichen Missbrauch betrieben - und vertuscht. Man hat weggeschaut: In Vereinen, in Schulen, in der Kirche, bei den Nachbarn und den eigenen Verwandten - übrigens auch in meinem sehr konkreten Umfeld.

 

Das "Kindeswohl" hat in allen Bereichen erst dann eine Rolle gespielt, wenn das Leiden so offensichtlich war, dass man handeln musste. Aber dass die Nachbarskinder (beide Eltern waren in meinem Fall übrigens Lehrer) z.B. mit dem Rohrstock verprügelt wurden, war halt so. Man fand es nicht toll, aber es war so. 

 

Bei der Kirche geht aber noch um zwei andere Aspekte

1. Die Interdependenz  mit Macht und Klerikalismus und Männerbünden: Hat man bei Pfarrern möglicherweise noch mehr weggeschaut als bei anderen Menschen, weil "nicht sein kann, was nicht sein darf"? Weil eben "der Herr Pfarrer" sowas nicht macht? Weil eben derjenige, der den Pfarrer angezeigt hat, als "Nestbeschmutzer" galt? 

Oder hat eben der Personalreferent im Bistum doch beide Augen zugedrückt, weil der Beschuldigten aus Seminarzeiten gut kannte? 

2. Die mangelnde Glaubwürdigkeit: Die katholische Sexualmoral - vor allem das Verbot künstlicher Empfängnisverhütung - hat viele Katholik*innen in erhebliche Gewissensnöte gebracht. Und da ist es schon ein massives Problem, wenn der Pfarrer, der eine Frau bei der Beichte nach der Pille ausgefragt hat, sich ein paar Jahre später als Missbrauchstäter entpuppt ... 

bearbeitet von laura
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 2 Minuten schrieb laura:

Hat man bei Pfarrern möglicherweise noch mehr weggeschaut als bei anderen Menschen, weil "nicht sein kann, was nicht sein darf"? Weil eben "der Herr Pfarrer" sowas nicht macht?

Ich war damals fern von der Kirche. Diese ist mir gar nicht eingefallen als möglicher Ort des Mißbrauchs. Ich dachte, dass man 'so etwas' in der Kirche nicht macht, eben wegen ihrer Sexualmoral. Erst viel später so ab 2011 ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen, dass wohl auch Kleriker dieser Pädophilisierung verfallen sind. Ohne sie damit entschuldigen zu wollen, so wie ich auch das linksliberale Milieu oder Familien(väter) nicht freisprechen kann.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 3 Stunden schrieb Spadafora:

die Kirche ist die einzige Organisation die Täter der Justiz bewusst entzogen hat

Das stimmt leider nicht, im Gegenteil, daß ist nahezu überall so gelaufen.

vor 3 Stunden schrieb Spadafora:

Man stelle sich zum, Beispiel vor wenn wie gerade zur Zeit in einem Kindergarten ein Missbrauchsverdacht besteht [...] da würden die Tatverdächtigen heimlich still und leise in andere Einrichtungen versetzt

Ich fürchte, auch das ist oft genug vorgekommen.

 

Ich denke, der bischöfliche Missbrauchsbeauftragte hat nur zu recht mit der Forderung, daß das Missbrauchsgeschehen gesamtgesellschaftlich aufgearbeitet werden muß. Denn es ist - leider! - kein rein kirchliches Problem, sondern ein universelles. Und derzeit ist die Gefahr viel zu groß, daß mit dem rein innerkirchlichen Blick nur nach kirchenspezifischen Ursachen geschaut wird und die universellen Gründe dabei übersehen werden. Mit solchen Scheuklappen kann man das Problem aber nicht sinnvoll lösen.

Man muß sich z.B. erst mal ganz allgemein überlegen, was Menschen zu Tätern werden lässt und kann sich dann im Anschuß daran fragen, warum z.B. für bestimmte Persönlichkeitsstrukturen die Kirchen interessante Arbeitsfelder sein könnten und wie man das verhindern kann.

 

bearbeitet von Moriz
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Das halte ich für einen guten Ansatz. Es ist ein gesellschaftsweites Problem, da gebe ich Laura recht. Deshalb finde ich den Ansatz von Bischof Dr. Dieser gut, um dann nach den diversen Unterschieden Ausschau zu halten, wie Moriz sagt.

bearbeitet von Inge33
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ein weitaus größeres Problem als der ominöse Verweis auf die kirchliche Binnensoziologie und klerikale Männerbünde im Zusammenhang mit der Missbrauchskrise scheint mir der weitgehende Zusammenbruch der kanonischen Strafdisziplin zu sein. 

 

Das war einerseits (unter der Maßgabe des alten Rechts) dessen komplizierter und unpraktischen Anwendung geschuldet. Es gibt in der kirchlichen Rechtspflege Beschäftigte, die in mehrere Jahrzehnte dauernder Tätigkeit, wenn überhaupt, eine Handvoll Strafverfahren geführt haben. Entsprechend unbekannt und uneingeübt waren die zuständigen Stellen in diesem Bereich. 

 

Der zweite und gewichtigere Grund ist ein theologischer. Im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils und seiner Rezeption hat sich in vielen Köpfen, auch denen von Bischöfen, das Bild von der "Liebeskirche" festgesetzt, die in einem wesenhaften Widerspruch zur alten "Rechtskirche" stand, die man loswerden wollte. In dieses neue Verständnis von Kirche passte Strafe und Strafen freilich nicht mehr hinein. Strafe war dann doch eher was fürs Alte Testament. Und analog hierzu hat man auch gehandelt bzw. nicht gehandelt. Diese Haltung holt die Kirche heute in schnellen Schritten wieder ein. Die Kirche, die eben trotz ihrer göttlichen Stiftung eine komplexe Realität bleibt, die Göttliches und Menschliches in sich vereint, und als Institution in der Zeit unterwegs ist, kann auf ein funktionierendes Sanktionsrecht nicht verzichten. Es ist zu hoffen, dass die Strafrechtsreform hier Besserung bringt. Und das nicht nur auf dem Feld der delicta graviora. 

bearbeitet von Studiosus
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 16 Minuten schrieb Inge33:

Ich war damals fern von der Kirche. Diese ist mir gar nicht eingefallen als möglicher Ort des Mißbrauchs. Ich dachte, dass man 'so etwas' in der Kirche nicht macht, eben wegen ihrer Sexualmoral.

 

Ja und genau das wurde zum Doppelproblem der Missbrauchten.

Innerhalb des Systems Kirche wurden die Täter geschützt bzw den Opfern entweder nicht geglaubt oder den Opfern Vergebung und Barmherzigkeit als Christenpflicht nahegelegt, um das System Kirche weiter als integer darstellen zu können.

Außerhalb des Systems Kirche kam man gar nicht erst auf die Idee, dass 'so etwas' in der Kirche stattfinden könne, weshalb die Opfer auch dort kein Gehör fanden. Ich muss immer wieder an den Bericht des Missbrauchsopfers aus dem Gespräch mit Bischof Meier denken, der erzählte, dass er volljährig die Täter bei der Polizei anzeigen wollte und sein Anliegen mit ein paar saftigen Ohrfeigen seitens der Polizisten beschieden wurde, weil diese das wohl auch nur für eine kirchenhetzerische Aktion eines jungen Schnösel hielten.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich halte es sogar für möglich, daß sich 'echte' Pädophile eher selten in kirchlichen Ämtern finden lassen.

Die 'echten' Pädophilen vergreifen sich an ihren eigenen Kindern, bandeln mit ledigen Müttern an, engagieren sich in Sportvereinen oder arbeiten in der Jugendhilfe. Und treffen diese Wahl möglicherweise nicht mal bewusst (da sie ihre Veranlagung verdrängen) sondern unbewusst. Für die ist es einfach uninteressant, erst mal viele Jahre zu studieren und dabei sexfrei im Priesterseminar kaserniert zu sein, nur um dann irgendwann mal als Kaplan vielleicht eventuell in der Jugendarbeit eingesetzt zu werden.

Es mag Kandidaten geben, die sich ihrer pädophilen Neigungen bewusst sind und gerade deshalb einen Weg der Keuschheit einschlagen. Aber ich gehe davon aus, daß Leute, die sich ihrer Neigung bewusst sind und versuchen, ihr nicht nachzugeben, da auch gute Erfolgsaussichten haben.

Im kirchlichen Bereich dürfte man eher die Unreifen finden, die in ihrer geistig-sexuellen Entwicklung in der Pubertät stecken geblieben sind, weil ihnen die kirchliche Sexualmoral keine gesunde Entwicklung zugestanden hat ("Sex nur in der Ehe" ist dafür halt kontraproduktiv). Wenn die dann irgendwann in ihrem Dienst auf Pubertäre in einem vergleichbaren geistig-sexuellen  Entwicklungsstand treffen, dann kann es  zu Annäherungsversuchen (und mehr) kommen, die den sonstigen Entwicklungsständen widersprechen. Da trifft halt nicht wirklich Pubertier auf Pubertier, sondern Erwachsener auf Jugendlichen (Alters- und Entwicklungsgefälle) und Kaplan auf Messdiener (Machtgefälle).

bearbeitet von Moriz
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 6 Minuten schrieb Studiosus:

Ein weitaus größeres Problem als der ominöse Verweis auf die kirchliche Binnensoziologie und klerikale Männerbünde im Zusammenhang mit der Missbrauchskrise scheint mir der weitgehende Zusammenbruch der kanonischen Strafdisziplin zu sein. 

 

Das war einerseits (unter der Maßgabe des alten Rechts) dessen komplizierter und unpraktischen Anwendung geschuldet. Es gibt in der kirchlichen Rechtspflege Beschäftigte, die in mehrere Jahrzehnte dauernder Tätigkeit, wenn überhaupt, eine Handvoll Strafverfahren geführt haben. Entsprechend unbekannt und uneingeübt waren die zuständigen Stellen in diesem Bereich. 

 

Der zweite und gewichtigere Grund ist ein theologischer. Im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils und seiner Rezeption hat sich in vielen Köpfen, auch denen von Bischöfen, das Bild von der "Liebeskirche" festgesetzt, die in einem wesenhaften Widerspruch zur alten "Rechtskirche" stand, die man loswerden wollte. In dieses neue Verständnis von Kirche passt Strafe und Strafen freilich nicht mehr hinein. Strafe ist dann doch eher was fürs Alte Testament. Diese Haltung holt die Kirche heute in schnellen Schritten wieder ein. Die Kirche, die eben trotz ihrer göttlichen Stiftung eine komplexe Realität bleibt, die Göttliches und Menschliches in sich vereint, und als Institution in der Zeit unterwegs ist, kann auf ein funktionierendes Sanktionsrecht nicht verzichten. Es ist zu hoffen, dass die Strafrechtsreform hier Besserung bringt. Und das nicht nur auf dem Feld der delicta graviora

 

 

Och also bei anderen Vergehen hindert die Kirche bis heute reichlich wenig daran, strafend aktiv zu werden:

Wiederverheiratete Geschiedene und aus der rk Kirche Austretende z.B. , da hat man doch auch keine Probleme mit der Strafe des Sakramentenentzugs.

Das handelt es sich aber mehrheitlich auch eher um Laien denn um Priester.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 4 Stunden schrieb Spadafora:

das klingt sehr nach Ausrede  die Kirche ist die einzige Organisation die Täter der Justiz bewusst entzogen hat durch Versetzungen und oft Gemeinden, die mit solchen Priestern beglückt wurden bewusst über die Vorgeschichte nicht informiert hat. Man stelle sich zum, Beispiel vor wenn wie gerade zur Zeit in einem Kindergarten ein Missbrauchsverdacht besteht
 

Die einzige Organisation. Ganz klar. Vertuschung außerhalb der katholischen Kirche hat es bestimmt nie gegeben.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ganz davon abgesehen, dass die Missbrauchsfälle in Kirche zahlenmäßig geringer sind als in anderen gesellschaftlichen Strukturen, wiegt Missbrauch in kirchlichen Kontexten natürlich sehr viel schwerer, aufgrund des moralischen Anspruchs. Pädophilie gehörte freilich nie zu dem Problem der Kirche, es war immer die Ephebophilie, „die homosexuelle Neigung zu pubertären und postpubertären Jungen.“ Hirschfeld schätzte den Anteil der E. auf über 45 Prozent bei Homosexuellen, die Schätzung wurde durch spätere wissenschaftliche Untersuchungen gestützt: „In einer Studie aus den 1990er Jahren mit 48 homosexuellen Männern, denen Fotos von Männergesichtern gezeigt wurden, die auf 18, 23, 32, 44 und 58 Jahre geschätzt wurden, fanden 81 Prozent eine der beiden jüngsten Kategorien sexuell am attraktivsten, wobei die jüngste noch etwas besser abschnitt.“

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ephebophilie
 

Deswegen ist mir auch unklar, wie Frauenpriestertum und Aufhebung des Zölibats das Problem bekämpfen sollen, außer dass natürlich durch die zahlenmäßige Erhöhung der Kleriker um Frauen die Zahl der auf E. basierenden Missbrauchsfälle statistisch/prozentual sinken wird.

bearbeitet von Sauerteig
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 9 Stunden schrieb Studiosus:

Ein weitaus größeres Problem als der ominöse Verweis auf die kirchliche Binnensoziologie und klerikale Männerbünde im Zusammenhang mit der Missbrauchskrise scheint mir der weitgehende Zusammenbruch der kanonischen Strafdisziplin zu sein. 

 

Das war einerseits (unter der Maßgabe des alten Rechts) dessen komplizierter und unpraktischen Anwendung geschuldet. Es gibt in der kirchlichen Rechtspflege Beschäftigte, die in mehrere Jahrzehnte dauernder Tätigkeit, wenn überhaupt, eine Handvoll Strafverfahren geführt haben. Entsprechend unbekannt und uneingeübt waren die zuständigen Stellen in diesem Bereich. 

 

Ich würde sagen: Das eine bedingt einander. 

Wie sagt das Sprichwort so schön? "Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus"

 

vor 9 Stunden schrieb Studiosus:

Der zweite und gewichtigere Grund ist ein theologischer. Im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils und seiner Rezeption hat sich in vielen Köpfen, auch denen von Bischöfen, das Bild von der "Liebeskirche" festgesetzt, die in einem wesenhaften Widerspruch zur alten "Rechtskirche" stand, die man loswerden wollte. In dieses neue Verständnis von Kirche passte Strafe und Strafen freilich nicht mehr hinein. Strafe war dann doch eher was fürs Alte Testament. Und analog hierzu hat man auch gehandelt bzw. nicht gehandelt. Diese Haltung holt die Kirche heute in schnellen Schritten wieder ein. Die Kirche, die eben trotz ihrer göttlichen Stiftung eine komplexe Realität bleibt, die Göttliches und Menschliches in sich vereint, und als Institution in der Zeit unterwegs ist, kann auf ein funktionierendes Sanktionsrecht nicht verzichten. Es ist zu hoffen, dass die Strafrechtsreform hier Besserung bringt. Und das nicht nur auf dem Feld der delicta graviora

Klingt das nur so oder ist das tatsächlich an den Haaren herbeigezogen. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 21 Minuten schrieb Sauerteig:

Deswegen ist mir auch unklar, wie Frauenpriestertum und Aufhebung des Zölibats das Problem bekämpfen sollen, außer dass natürlich durch die zahlenmäßige Erhöhung der Kleriker um Frauen die Zahl der auf E. basierenden Missbrauchsfälle statistisch/prozentual sinken wird.

Es bricht die Männerbünde auf und erhöht so die Hemmschwelle zur Vertuschung.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 1 Stunde schrieb Sauerteig:

Ganz davon abgesehen, dass die Missbrauchsfälle in Kirche zahlenmäßig geringer sind als in anderen gesellschaftlichen Strukturen, 

Die französischen Ciase Studie von 2021 belegt das Gegenteil.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Der Hinweis auf die Ephebophilie, „die homosexuelle Neigung zu pubertären und postpubertären Jungen.“ in der Kirche ist richtig. Ich kenne aus meiner eigenen Beschäftigung nun zwei Felder der Ephebophilie, einerseits das linksliberale Netzwerk um Helmut Kentler, dann die katholische Kirche. In den anderen Feldern (Familie, Sport usw.) waren die Opfer meines Wissens zumeist weiblich.
 

 

Aber warum gab es gerade in der Kirche am häufigsten homosexuellen Missbrauch? Ich tappe im Dunkeln. Hat jemand eine Idee?
 

(Waren die Opfer in der EKD eher weiblich oder männlich - weiß das jemand?)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Join the conversation

You can post now and register later. If you have an account, sign in now to post with your account.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Only 75 emoji are allowed.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Clear editor

×   You cannot paste images directly. Upload or insert images from URL.

×
×
  • Neu erstellen...