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Die katholische Kirche und der Missbrauch


Björn

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vor 14 Minuten schrieb rorro:

 

Mistah hat doch geschrieben: "wenn schon das Unrecht selbst nicht mehr rückgängig gemacht werden kann"! Ich verstehe daher Deinen Einwand nicht.

 

Es gehe um Genugtuung, nicht um Wiedergutmachung, die unmöglich ist. Es geht um Anerkennung der erlittenen Schäden. Genugtuung bedeutet ein Maß, bei dem es genug ist, nicht gut. 

 

Wenn der Staat als Anwalt - durch seinen, wie er passend heißt, Staatsanwalt - aufgrund einer Verjährung nicht mehr aktiv werden kann, wird Genugtuung für das Opfer nicht mehr möglich.

 

Wir reden ja nicht von Ladendiebstahl oder Beleidigung, sondern von allerschwersten Verletzungen der persönlichen Integrität.

Ich will bestimmt nichts verharmlosen und halte auch nichts von zu großer Milde in der Rechtsprechung.

 

Nur: Hauptaufgabe der Strafjustiz ist die Ahndung der Tat nach ihrer Schwere und nicht die Befriedigung des Opfers bzw. die Genugtuung. Insofern ist die Strafjustiz täterbezogen - nicht erst seit Neuestem, sondern m.W. spätestens seit dem Mittelalter.

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Der Gegensatz opferbezogen versus täterbezogen entsteht ja entweder durch entsprechende Gesetzgebung und/oder durch entsprechende Gerichtsurteile. Im besten Fall gibt es diesen Gegensatz mehrheitlich gar nicht, was massiv zur Akzeptanz der Judikative beitrüge. 

Daß ein Staat emotionsloser und entsprechend oftmals milder urteilt (qua Gesetzgebung), ist nachvollziehbar. 

Hier ging es aber vor allem erst einmal um die Verunmöglichung jeglicher Ahndung durch Verjährung.

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Ein Hauptproblem in der Nichtaufarbeitung dieser Skandale (mittlerweile wäre der Singular falsch) scheint mir an höchster Stelle das "Päpstliche Geheimnis" zu sein (das natürlich auch nach katholischer Auffassung dem Gewissen unterzuordnen ist).

 

Was hat es damit auf sich? Das sagt eine dt. Übersetzung der Instruktion "Secreta continere" von 1974:

Zitat

 

Art. I

Unter das päpstliche Geheimnis fallen:

1. Vorbereitung und Abfassung Päpstlicher Dokumente, für die jene Geheimhaltung ausdrücklich gefordert wird;

2. von Amts wegen erlangte Kenntnis über Angelegenheiten, die vom Staatssekretariat oder vom Rat für die öffentlichen Angelegenheiten der Kirche behandelt werden, die ja unter päpstlicher Geheimhaltung zu behandeln sind;

3. Hinweise und Anzeigen an die Kongregation für die Glaubenslehre über Lehren und Druckwerke sowie deren Prüfung im Auftrag dieser Behörde;

4. außergerichtliche Anzeigen und Verstöße gegen Glaube und Sitten, über Delikte gegen das Bußsakrament sowie die diesbezüglichen Verfahren und Entscheidungen, jedoch immer unbeschadet des Rechtes des Angezeigten auf Kenntnis der Anzeige, wenn das zu seiner Verteidigung erforderlich sein sollte. Der Name des Anzeigenden darf aber nur dann bekannt gegeben werden, wenn die zuständige Autorität es für opportun hält, den Angezeigten und den Anzeigenden einander gegenüberzustellen;

5. Berichte der Legaten des Apostolischen Stuhles über dem päpstlichen Geheimnis unterliegende Angelegenheiten;

6. von Amts wegen erlangte Kenntnis über die Ernennung von Kardinälen;

7. von Amts wegen erlangte Kenntnis über die Ernennung von Bischöfen, Apostolischen Administratoren und sonstigen Ordinarien mit Bischofswürde, von Apostolischen Vikaren und Präfekten und von Päpstlichen Legaten sowie über die diesbezüglichen Untersuchungen;

8. von Amts wegen erlangte Kenntnis über die Ernennung von höheren Prälaten und höheren Beamten der Römischen Kurie;

9. alles, was die Chiffrierung und chiffrierte Schriftstücke anlangt;

10. alle Angelegenheiten, die vom Papst, vom Leitenden Kardinal einer Kurienbehörde oder von Legaten des Apostolischen Stuhles als so bedeutsam gehalten werden, dass sie den Schutz des päpstlichen Geheimnisses erfordern.

 

 

Vielleicht bin ich der einzige, aber diese Definition ist in meinen Augen doch extrem schwammig, was jetzt genau dieses Siegel trägt. Da sind viele Zirkelschlüsse drin.

 

In der Einleitung der Instruktion wird übrigens gesagt, diese besondere Geheimhaltung diene dem öffentlichen Wohl (also nicht dem kirchlichen, dem öffentlichen!). Daran sollte jeder, der sich daran gebunden fühlt, messen, wieweit diese Bindung dem Gemeinwohl dient.

bearbeitet von rorro
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vor 3 Stunden schrieb rorro:

In der Einleitung der Instruktion wird übrigens gesagt, diese besondere Geheimhaltung diene dem öffentlichen Wohl (also nicht dem kirchlichen, dem öffentlichen!).

Der Schluss ist nicht richtig - wenn der Papst hier vom öffentlichen Wohl spricht, dann ist das schlicht mit dem Wohl der Kirche identisch. Das bonum publicum ist hier als Gegensatz zum bonum privatum, also zum Wohl eines Einzelnen oder Einzelner zu verstehen, nicht als Gegensatz zum bonum ecclesiarum. Man kann allerdings auch hier ohne weiteres  Situationen konstruieren, in denen ein Einhalten des secretum eher schadet als nützt.

 

Als schwammig empfinde ich diese Liste nicht, allerdings als sehr lang. Aber man wird nach meinem Eindruck von jedem Dokument und von jedem Vorgang klar sagen können, ob der nun unter das secretum fällt oder nicht, insofern scheint mir die Rechtssprache recht eindeutig zu sein.

 

Interessant finde ich es allerdings, dass man den in Artikel IV. zu leistenden Eid nicht mehr abzunehmen scheint. Ich habe nun verschiedentlich mit Doukmenten und Inhalten zu tun, die dem secretum unterliegen (Art. I Nr. 4), ohne dass dieser von mir jemals verlangt worden wäre.

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Von einer Versetzung lese ich da wenig. ER ist nach einer Untersuchung durch die Nuntiatur zurückgetreten. Wieso die Schönstattbewegung sich nie darum gekümmert hat, wen sie da zu sich einladen, ist mir absolut schleierhaft. Vielleicht weiß EB Zollitsch mehr darüber, er ist ja auch Schönstätter.

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vor 50 Minuten schrieb rorro:

Wieso die Schönstattbewegung sich nie darum gekümmert hat, wen sie da zu sich einladen, ist mir absolut schleierhaft.

Cox ist, nach Auskunft der englischsprachigen Wikipedia, Mitglied der Schönstatt-Bewegung.

Ich finde es richtig, daß seine Gemeinschaft ihn nicht fallen lässt.

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vor einer Stunde schrieb rorro:

Von einer Versetzung lese ich da wenig. ER ist nach einer Untersuchung durch die Nuntiatur zurückgetreten. Wieso die Schönstattbewegung sich nie darum gekümmert hat, wen sie da zu sich einladen, ist mir absolut schleierhaft. Vielleicht weiß EB Zollitsch mehr darüber, er ist ja auch Schönstätter.


Es geht auch ohne Zollitsch. Einfach mal in Schönstatt nachfragen - und dort war bekannt, wen sie aufgenommen haben, die waren auch schon dabei behilflich, ihn in Chile zurückzutreten.

bearbeitet von Julius
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vor 34 Minuten schrieb Moriz:

Cox ist, nach Auskunft der englischsprachigen Wikipedia, Mitglied der Schönstatt-Bewegung.

Ich finde es richtig, daß seine Gemeinschaft ihn nicht fallen lässt.

 

Da stimme ich zu. Aber ihn da wohnen zu lassen, wo er mit jungen Männern zu tun bekommt, ist mehr als fahrlässig.

 

Als Hausgeistlicher in Klausur bei den Schönstätter Anbetungsschwestern wäre auch gegangen.

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vor 4 Stunden schrieb rorro:

 

Da stimme ich zu. Aber ihn da wohnen zu lassen, wo er mit jungen Männern zu tun bekommt, ist mehr als fahrlässig.

 

Als Hausgeistlicher in Klausur bei den Schönstätter Anbetungsschwestern wäre auch gegangen.

 

Das ist ein dementer Greis ohne jedes Amt. Der dürfte für junge Männer nicht mehr gefährlich sein.

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vor 28 Minuten schrieb Moriz:

 

Das ist ein dementer Greis ohne jedes Amt. Der dürfte für junge Männer nicht mehr gefährlich sein.


Bei jungen (nicht jugendlichen) Männern werde ich zudem die Vorstellung nicht ganz los, dass die sich gegen Übergriffe so eines älteren, mittlerweile doch überwiegend funktionslosen Herrn auch zur Wehr setzen könnten.

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vor einer Stunde schrieb Julius:


Bei jungen (nicht jugendlichen) Männern werde ich zudem die Vorstellung nicht ganz los, dass die sich gegen Übergriffe so eines älteren, mittlerweile doch überwiegend funktionslosen Herrn auch zur Wehr setzen könnten.

 

Er wird sich nicht umsonst die Männer ausgesucht haben, über die er eine gewisse Macht hatte.

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vor 29 Minuten schrieb rorro:

Das war er 2002 noch nicht.


Aus der oben verlinkten Stellungnahme des Generaloberen der Schönstatt-Patres:

 

Zitat

 

2. Nachdem Francisco José Cox 1997 von seinem Bischofsamt in La Serena zurückgetreten ist, hat er verschiedene Verwaltungsaufgaben im Auftrag des Vatikans in Rom und bei der CELAM (der lateinamerikanischen Bischofskonferenz), Kolumbien, wahrgenommen. Ab 2002 hat er sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und Chile verlassen. 

 

3. Im Jahr 2002 hat die Bischofskongregation in Rom unser Institut gebeten, ihn in eines unserer Häuser aufzunehmen.

 


 

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Das Erzbistum Washington geht nach dem Rücktritt von Kardinal Donald Wuerl in die Offensive. Es veröffentlichte eine Liste mit 31 Geistlichen, gegen die glaubwürdige Missbrauchsvorwürfe vorliegen. [klick]

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vor 49 Minuten schrieb Frank:

Das Erzbistum Washington geht nach dem Rücktritt von Kardinal Donald Wuerl in die Offensive. Es veröffentlichte eine Liste mit 31 Geistlichen, gegen die glaubwürdige Missbrauchsvorwürfe vorliegen. [klick]

 

Reichen 'glaubwürdige' Vorwürfe, um die Beschuldigten bloßzustellen?

Und das (mehr als) zwanzig Jahre später?

Oder ist da gerade das Kind mit dem Bade ausgeschüttet worden?

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In den USA werden auch reine Verdächtige bloßgestellt.

Man ist da etwas handfester als bei uns.

Finde ich nicht gut, ist aber landesüblicher Brauch, und wir sollen ja fremde Kulturen respektieren.

 

Werner

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vor 26 Minuten schrieb Werner001:

In den USA werden auch reine Verdächtige bloßgestellt.

Man ist da etwas handfester als bei uns.

Finde ich nicht gut, ist aber landesüblicher Brauch, und wir sollen ja fremde Kulturen respektieren.

 

Werner

Es ist allerdings ein klarer Verstoß gegen c. 220 CIC.

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Ich glaube nicht daß das eine Rolle spielt man versucht verzweifelt wieder einen Fuß auf den Boden zu kriegen aber das ist längst zu spät die Kirche hat jede Reputation verspielt
sieht man hier zur Zeit hier bei der Einführung der Ehe für alle die Meinung der Kirche spiele absolut keine Rolle

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Am 17.10.2018 um 12:36 schrieb Spadafora:

Ich glaube nicht daß das eine Rolle spielt man versucht verzweifelt wieder einen Fuß auf den Boden zu kriegen aber das ist längst zu spät die Kirche hat jede Reputation verspielt
sieht man hier zur Zeit hier bei der Einführung der Ehe für alle die Meinung der Kirche spiele absolut keine Rolle

Hier hinkt aber ein Vergleich.

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Naja, egal, die beiden Themen würde ich nicht in einen Korb werfen.

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