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Alfred Ehrensperger


Flo77

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Hallo Zusammen,

 

muss einem der Name was sagen?

 

Ich bin auf diese Arbeit über die karolingischen Liturgiereformen gestoßen und dabei vorallem darüber:

Religion im Frühmittelalter war bestimmt von der Pflicht, Gott gegenüber ins Reine zu kommen und seiner Gnade gewiss zu werden. Folge dieser Haltung war die Formstrenge der Rituale. Auch den Menschen sollte daraus ein Gewinn erwachsen: Der Ritus versprach Gewissheit, von Gott angenommen zu werden und in einer unruhevollen Welt wenigstens in der Kirche Heimat zu gewinnen.

 

War das nun etwas spezifisch fränkisches oder gab's das in Rom auch schon?

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Hallo Zusammen,

 

muss einem der Name was sagen?

 

Ich bin auf diese Arbeit über die karolingischen Liturgiereformen gestoßen und dabei vorallem darüber:

Religion im Frühmittelalter war bestimmt von der Pflicht, Gott gegenüber ins Reine zu kommen und seiner Gnade gewiss zu werden. Folge dieser Haltung war die Formstrenge der Rituale. Auch den Menschen sollte daraus ein Gewinn erwachsen: Der Ritus versprach Gewissheit, von Gott angenommen zu werden und in einer unruhevollen Welt wenigstens in der Kirche Heimat zu gewinnen.

 

War das nun etwas spezifisch fränkisches oder gab's das in Rom auch schon?

Das gab's im vorchristlichen Rom schon und hieß "do ut des". "Ich gebe, damit du gibst."

Das Vollziehen von Kulthandlungen war ein Geschäft auf Gegenseitigkeit: Die Menschen - das Volk - lieferten vorschriftsgemäß den Göttern, was ihnen zustand, und die gewährten dafür Schutz für das Gemeinwesen.

Das Christentum stellt das zwar eigentlich auf den Kopf (Nicht die Menschen agieren und die Götter antworten, sondern Gott agiert und der Mensch antwortet), aber unterm Strich kommt erst mal dasselbe raus. Ein Geschäft auf Gegenseitigkeit.

 

Das ganze Mittelalter war überzeugt davon: Die Menge macht's.

Jede Messe, jede Andacht, jedes Gebet, jede gute Tat, jeder Bußakt, all das holt jeweils ein Quäntchen Heil vom Himmel herab. Je mehr davon, desto mehr Heil.

Also musste -quasi auf Teufel komm raus- Messe gelesen, Andacht verrichtet, gebetet, Gutes getan, Buße geleistet usw. werden. Wenn nicht anders, weil man ja außerdem noch was arbeiten musste und fallweise auch mal sich ernähren und schlafen, hat man eben auch wen bezahlt dafür, dass er ohne Unterbrechung Heil heranschaffte.

 

Außerdem, und das ist vielleicht spezifischer "fränkisch": Gott war den Menschen in erster Linie ein strenger, zorniger Richter. Dem musste man beständig mit flehentlichem Gebet und großer Opferbeitschaft in den Arm fallen und dabei die Hilfe aller Heiligen in Anspruch nehmen, damit er seine Schöpfung nicht wutentbrannt kurz und klein schlug.

Das, was heute weitgehend nur eine Redensart ist, war damals allgemein geglaubte Realität: Jeder Krieg, jedes Großfeuer, jede Überschwemmung, jede Seuche, jede Hungersnot, alles, was Menschen treffen konnte, war eine Strafe Gottes für begangene Sünden.

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