Marcellinus Geschrieben 11. September 2010 Melden Share Geschrieben 11. September 2010 Respekt vor der Überzeugung anderer bedeutet nicht zwangsläufig Neutralität. Hier ist das aber entscheidend. Ein Lehrer mag eine Überzeugung haben oder nicht. Er darf nie vergessen, daß er die Schüler gewissermaßen nur geliehen hat. Er hat keinen Missionsauftrag. Es gibt aber zwischen Lehrer und Schülern ein Machtgefälle, besonders bei Schülern der unteren Klassen, wo er oft als Elternersatz betrachtet wird. Und dieses Machtgefälle darf man nicht ausnutzen. Die persönliche Überzeugung des Lehrers hat zurückzustehen gegenüber seinem Lehrauftrag, und der hat neutral zu sein gegenüber den Überzeugungen der Schüler, die ihm gegenübersitzen, denn das sind ja noch Überzeugungen im Werden. Vergiß nie, der Lehrer steht da nur stellvertretend für die Eltern, die ihm ihre Kinder anvertraut haben. Ich habe es schon mal geschrieben, es sind drei Parteien in dem Spiel, die Schüler, die vorbereitet werden sollen auf das Leben in dieser Welt, die Eltern, die einem die Kinder anvertrauen, und der Lehrer selbst mit seinen Überzeugungen. Ich bin ein Ungläubiger und war es immer, aber ich habe es nie als meine Aufgabe angesehen oder mein Recht, Schüler zum Unglauben auch nur zu überreden. Aber ich habe es als mein Recht, sogar als meine Pflicht betrachtet, nie etwas Falsches zu erzählen. Das gilt für das Thema Religion genauso wie für das in den Schulen viele aktuellere Thema Politik. Auch da bin ich Partei, ohne daß ich das Recht hätte, für diese Partei auch nur Postition zu beziehen. Da kann ich auch nicht sagen, ich stehe für Partei X, der Kollege für Partei Y, das wird sich schon rausmitteln. Wer das aus seinem Unterricht nicht heraushalten kann, hat in dem Job nichts verloren. Das meine ich mit Neutralität und es ist mir sehr ernst damit. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Elima Geschrieben 11. September 2010 Melden Share Geschrieben 11. September 2010 (bearbeitet) Respekt vor der Überzeugung anderer bedeutet nicht zwangsläufig Neutralität. Hier ist das aber entscheidend. Ein Lehrer mag eine Überzeugung haben oder nicht. Er darf nie vergessen, daß er die Schüler gewissermaßen nur geliehen hat. Er hat keinen Missionsauftrag. Es gibt aber zwischen Lehrer und Schülern ein Machtgefälle, besonders bei Schülern der unteren Klassen, wo er oft als Elternersatz betrachtet wird. Und dieses Machtgefälle darf man nicht ausnutzen. Die persönliche Überzeugung des Lehrers hat zurückzustehen gegenüber seinem Lehrauftrag, und der hat neutral zu sein gegenüber den Überzeugungen der Schüler, die ihm gegenübersitzen, denn das sind ja noch Überzeugungen im Werden. Vergiß nie, der Lehrer steht da nur stellvertretend für die Eltern, die ihm ihre Kinder anvertraut haben. Ich habe es schon mal geschrieben, es sind drei Parteien in dem Spiel, die Schüler, die vorbereitet werden sollen auf das Leben in dieser Welt, die Eltern, die einem die Kinder anvertrauen, und der Lehrer selbst mit seinen Überzeugungen. Ich bin ein Ungläubiger und war es immer, aber ich habe es nie als meine Aufgabe angesehen oder mein Recht, Schüler zum Unglauben auch nur zu überreden. Aber ich habe es als mein Recht, sogar als meine Pflicht betrachtet, nie etwas Falsches zu erzählen. Das gilt für das Thema Religion genauso wie für das in den Schulen viele aktuellere Thema Politik. Auch da bin ich Partei, ohne daß ich das Recht hätte, für diese Partei auch nur Postition zu beziehen. Da kann ich auch nicht sagen, ich stehe für Partei X, der Kollege für Partei Y, das wird sich schon rausmitteln. Wer das aus seinem Unterricht nicht heraushalten kann, hat in dem Job nichts verloren. Das meine ich mit Neutralität und es ist mir sehr ernst damit. Für mich gilt nicht: deine Einstellung ist mir egal, sondern du bist mir als Mensch wichtig mit deiner Einstellung, mit deinen Fähigkeiten (und das nicht nur auf mein Fach bezogen). Ich habe zu oft erlebt, dass Kollegen, die ihre Neutralität zu sehr betonten, der Schüler als Mensch letztlich gleichgültig war ........ und das habe ich nie gewollt (und meine Schüler haben das immer anerkannt). bearbeitet 11. September 2010 von Elima Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
mn1217 Geschrieben 12. September 2010 Melden Share Geschrieben 12. September 2010 Ja, und wenn mir der Mensch wichtig ist, dann gerät in den Hintergrund, welcher Religion angehört. Ichr espektiere seine Religion/Weltanschauung, weil ich ihn respektiere. Ich kann und darf natürlich meine Meinung sagen, sollte sdiese aber auch als solche kenntlich machen. Und lehren muss ich auch, dass es andere Meinungen gibt... Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Long John Silver Geschrieben 12. September 2010 Melden Share Geschrieben 12. September 2010 (bearbeitet) Ja, und wenn mir der Mensch wichtig ist, dann gerät in den Hintergrund, welcher Religion angehört. Ichr espektiere seine Religion/Weltanschauung, weil ich ihn respektiere.Ich kann und darf natürlich meine Meinung sagen, sollte sdiese aber auch als solche kenntlich machen. Und lehren muss ich auch, dass es andere Meinungen gibt... Nein, lehren muss ich den Stoff und wie die Studenten sich eine eigene Meinung darueber bilden koennen. Meine persoenliche religioese oder weltanschauliche Meinung hat im Unterricht nichts zu suchen. Da bin ich ganz auf der Linie von Marcellinus. Gerade weil ich die Studenten persoenlich wichtig und ernst nehme, bin ich zu strikter Zurueckhaltung verpflichtet, was meine persoenlichen Auffassungen betrifft. Natuerlich sind das manchmal Gratwanderungen - wie Marcellinus sagte. Aber die zu leisten sehe ich wirklich als meine Aufgabe an. bearbeitet 12. September 2010 von Long John Silver Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
hipshot Geschrieben 12. September 2010 Autor Melden Share Geschrieben 12. September 2010 (bearbeitet) Ja, und wenn mir der Mensch wichtig ist, dann gerät in den Hintergrund, welcher Religion angehört. Ichr espektiere seine Religion/Weltanschauung, weil ich ihn respektiere.Ich kann und darf natürlich meine Meinung sagen, sollte sdiese aber auch als solche kenntlich machen. Und lehren muss ich auch, dass es andere Meinungen gibt... ist der begriff "RESPEKT"ein zauber wort ,den die leute noch nicht ganz verstehen? wenn wir es besser verstehen würden,würde dann auch mit sichercheit so manch ein übel auf der welt zu verhindern sein. hipshot bearbeitet 12. September 2010 von hipshot Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 12. September 2010 Melden Share Geschrieben 12. September 2010 Ja, und wenn mir der Mensch wichtig ist, dann gerät in den Hintergrund, welcher Religion angehört. Ichr espektiere seine Religion/Weltanschauung, weil ich ihn respektiere.Ich kann und darf natürlich meine Meinung sagen, sollte sdiese aber auch als solche kenntlich machen. Und lehren muss ich auch, dass es andere Meinungen gibt... Nein, lehren muss ich den Stoff und wie die Studenten sich eine eigene Meinung darueber bilden koennen. Meine persoenliche religioese oder weltanschauliche Meinung hat im Unterricht nichts zu suchen. Da bin ich ganz auf der Linie von Marcellinus. Gerade weil ich die Studenten persoenlich wichtig und ernst nehme, bin ich zu strikter Zurueckhaltung verpflichtet, was meine persoenlichen Auffassungen betrifft. Natuerlich sind das manchmal Gratwanderungen - wie Marcellinus sagte. Aber die zu leisten sehe ich wirklich als meine Aufgabe an. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 12. September 2010 Melden Share Geschrieben 12. September 2010 Für mich gilt nicht: deine Einstellung ist mir egal, sondern du bist mir als Mensch wichtig mit deiner Einstellung, mit deinen Fähigkeiten (und das nicht nur auf mein Fach bezogen). Nicht die Einstellungen der Schüler sind egal, sondern die des Lehrers haben zurückzustehen hinter seiner Aufgabe. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Simone Geschrieben 12. September 2010 Melden Share Geschrieben 12. September 2010 Dass meine persönliche Meinung nicht im Vordergrund steht, hat auch keiner bestritten und dass ich als Lehrer nicht zu missionieren habe, in welchem Bereich und in welcher Richtung auch immer, hat erst recht keiner bestritten! Nichtsdestotrotz bin ich als Lehrer kein Roboter, sondern Mensch - mit einer Lebenseinstellung, mit einer Persönlichkeit und mit einer Meinung! Und wenn ein Schüler mich danach fragt, dann bekommt er - so es denn nicht ZU sehr in den persönlichen Bereich für mich geht - eine ehrliche Antwort! Und das hat nichts mit "Schülern-meine-Einstellung-aufdrängen" zu tun, sondern mit Authentizität! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Long John Silver Geschrieben 12. September 2010 Melden Share Geschrieben 12. September 2010 (bearbeitet) Dass meine persönliche Meinung nicht im Vordergrund steht, hat auch keiner bestritten und dass ich als Lehrer nicht zu missionieren habe, in welchem Bereich und in welcher Richtung auch immer, hat erst recht keiner bestritten! Nichtsdestotrotz bin ich als Lehrer kein Roboter, sondern Mensch - mit einer Lebenseinstellung, mit einer Persönlichkeit und mit einer Meinung! Und wenn ein Schüler mich danach fragt, dann bekommt er - so es denn nicht ZU sehr in den persönlichen Bereich für mich geht - eine ehrliche Antwort! Und das hat nichts mit "Schülern-meine-Einstellung-aufdrängen" zu tun, sondern mit Authentizität! Aber diese Dinge betreffen meinen persoenlichen Bereich. Und da bin ich sehr vorsichtig. Ich moechte auch nicht, dass meine Kinder von ihren Lehrern mit deren persoenlicher Meinungen vollgelabert werden. Da wuerde ich ziemlich sauer reagieren. Und - was ich als Lehrer vor allem sehe - bestimmte Fragen werden nicht einfach aus Neugierde gestellt, sondern aus einem bestimmten Anliegen. Und da kann es sein, dass eine rasche Antwort gerade das verhindert, was eigentlich wichtig ist, naemlich zu erfahren, warum dieser Student das ueber mich wissen will, was er eigentlich erwartet zu hoeren und was der genaue Hintergrund ist. Ich wuerde z.B. nicht auf die Frage antworten - taete sie ein Student mir stellen - ob ich Christ bin. Ich wuerde mich dafuer interessieren, warum er das fragt und was eine eventuellen Antwort in dieser oder jener Richtung fuer ihn bedeuten wuerde. Eine solche Frage kann verschiedene Gruende haben, die kommt mit Sicherheit nicht aus persoenlichem Interesse an mir. Ich will die verschiedenen Moeglichkeiten nicht hier jetzt durchspielen, aber ich bin absolut sicher, dass ich gut tue, eine solche Frage nicht zu beantworten, sondern das Gespraech zu suchen, was die Gruende dafuer sind. Ich denke das tut dem Anliegen besser, als wenn ich kundtue, welche religioese Einstellung ich persoenlich habe und eine Aussage mache, die fuer mich unabsehbare Folgen haben kann (und die ich auch gar nicht vor mir rechtfertigen kann, weil sie eine Null-Aussage ist, in die man wiederum alles moegliche hinein interpretieren kann - je nach eigenem Standpunkt) Da wuerde ich Dingen Tuer und Tor oeffnen (auch Eltern gegenueber), die nicht in den Unterricht gehoeren (und die sich fuer sehr nachteilig auswirken koennen) und ausserdem wuerde ich am Thema vorbeigehen, an dem Anliegen, das mit Sicherheit hinter dieser Frage steckt. Dies nur als Beispiel. Also, ich wuerde darauf nicht antworten, sondern mich mit der Ebene auseinandersetzen, die den Studenten dazu treibt, so etwas ueber mich wissen zu wollen. Ich koennte mir vorstellen, dass da etwas Wichtiges dahinter steckt. In unserer Situation hier muss ich z.B. das Spannungsfeld sehen und ausgleichen koennen, das durch den Zusammenprall von liberalen und sehr konservativen bis fundamentalistischen Eltern immer wieder an der Schule erzeugt wird und auch die Konflikte, die dadurch in den Studenten selbst erzeugt werden. Und sie duerfen nicht die Opfer sein, auf deren Ruecken die unterschiedlichen religioesen oder weltanschaulichen Einstellungen ausgetragen werden. Ich muss sie schuetzen, damit sie den noetigen Freiraum haben. Aber ich bin auch den Eltern verpflichtet, die sich auf einen bestimmten Unterricht verlassen und darauf vertrauen, dass der auch so durchgefuehrt wird wie sie erwarten duerfen und wie es besprochen ist. Und das geht nur, wenn ich neutral bleibe. Mit unpersoenlich hat das fuer mich nichts zu tun oder mit nicht authentisch sein. Authentisch bin ich in meinem persoenlichen Interesse an den Studenten und der Art, wie ich mit ihnen umgehe und auf sie eingehe und sie individuell und als Gruppe wahrnehme. bearbeitet 12. September 2010 von Long John Silver Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Elima Geschrieben 12. September 2010 Melden Share Geschrieben 12. September 2010 Ich glaube nicht, dass ich als Schülerin einen Lehrer wie dich oder Marcellinus beonders geschätzt hätte. Ihr hättet sicher außer ein paar Sachkenntnissen nichts zu meinem Werdegang beigetragen. An der Uni ist das selbstverständlich anders, aber in meine Kinder- und Jugendzeit musste (auch für schulische Erfolge) , wie man heute sagt, die Chemie stimmen. Und das kann ich mir bei euch mit dem besten Willen nicht vorstellen. Andere Schüler brauchen sicher andere Lehrer und so ist es gut, dass in eine Klasse immer mal wieder andere Lehrer (auch vom Typ her) kommen. Aber ich bin mir sicher: lauter solche Lehrer wie euch und dieser Beruf wäre für mich die letzte aller Möglickeiten gewesen, an die ich gedacht hätte. Als Mensch jungenn Menschen begegnen und sie auch in der Auseinandersetzung beim Erwachsen- und Selbstständigwerden unterstützen, das war meine Idee. Wenn ich heute zurückschaue, denke ich, dass ich da bei vielen gute Arbeit geleistet habe. Alle wird man nie erreichen. Und mit Mssionieren oder dem Überstülpen einer Überzeugung hat das nichts zu tun. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Long John Silver Geschrieben 12. September 2010 Melden Share Geschrieben 12. September 2010 (bearbeitet) Ich glaube nicht, dass ich als Schülerin einen Lehrer wie dich oder Marcellinus beonders geschätzt hätte. Ihr hättet sicher außer ein paar Sachkenntnissen nichts zu meinem Werdegang beigetragen. An der Uni ist das selbstverständlich anders, aber in meine Kinder- und Jugendzeit musste (auch für schulische Erfolge) , wie man heute sagt, die Chemie stimmen. Und das kann ich mir bei euch mit dem besten Willen nicht vorstellen. Andere Schüler brauchen sicher andere Lehrer und so ist es gut, dass in eine Klasse immer mal wieder andere Lehrer (auch vom Typ her) kommen. Aber ich bin mir sicher: lauter solche Lehrer wie euch und dieser Beruf wäre für mich die letzte aller Möglickeiten gewesen, an die ich gedacht hätte. Als Mensch jungenn Menschen begegnen und sie auch in der Auseinandersetzung beim Erwachsen- und Selbstständigwerden unterstützen, das war meine Idee. Wenn ich heute zurückschaue, denke ich, dass ich da bei vielen gute Arbeit geleistet habe. Alle wird man nie erreichen. Und mit Mssionieren oder dem Überstülpen einer Überzeugung hat das nichts zu tun. Ich kann nicht erkennen, wo sich das mit unserer Auffassung ausschliesst. Natuerlich sehe ich es als meine Aufgabe, etwas Entscheidendes zu dem Werdegang der Kinder beizutragen, auch durch meine persoenliche Hinwendung an sie, nicht nur durch mein Fachwissen. Warum soll die Chemie nicht stimmen, nur weil ich meine politische Meinung nicht zum Thema mache? Es gibt so viele persoenliche inhaltliche Beruehrungspunkte innerhalb des Unterrichts oder bei den Gespraechen in der Sprechstunde* (ich lege Wert darauf, dass jeder Student bei mir in der Sprechstunde in gewissen Abstaenden erscheint, auch wenn nur kurz, damit ich ein Gefuehl dafuer habe, wie es ihm geht und ob es irgendetwas gibt, was ihm am Herzen liegt) ueber die sich ein intensiver Kontakt und Vertrauen herstellen laesst. Ich sehe da jetzt nicht das Problem oder Schwierigkeiten. Und natuerlich ist die konkrete Auseinandersetzung beim Erwachsen- und Selbstaendigwerden ein ganz zentraler Punkt, ohne die ein Unterricht gar nicht moeglich ist (vor allem nicht bei der Altersstufe der Kurse, die ich habe. Da sind noch ganz andere Dinge wichtig als die Vermittlung des Stoffes). Ehrlich gesagt, ist mir dein Posting insgesamt unverstaendlich. (Hinzufuegen moechte ich, dass es bei uns auch nicht erwuenscht ist, dass Lehrer bestimmte Aussagen treffen bezueglich ihrer Religion und Weltanschauung und dass sie sich neutral verhalten muessen, sonst riskieren sie ihren Job. Selbst das Tragen von religioesen Symbolen ist untersagt (Kreuze etc.) Die Eltern haben bei uns weit mehr Einfluss an den Schulen als in der BRD und nehmen den auch entsprechend wahr. Ich moechte nicht von irgendeinem atheistischen Eltern vor Gericht gebracht werden und meinen Job los sein, nur weil ihr Kind eine Aeusserung von mir als religioese Indoktrination interpretiert hat und zu Hause entsprechend erzaehlt. Auf der anderen Seite kann ich mir jetzt schon wieder wieder den Veitstanz vorstellen, den einige andere Eltern bei der Unterrichtseinheit Evolution vollfuehren werden. Also, ich habe genuegend Spannungsfelder zu bewaeltigen, die ich versuchen muss, von den Kindern moeglichst fern zu halten und nicht in Konflikte mit ihren Eltern zu geraten. Das naemlich koennen sie am wenigsten brauchen). *Sprechstunde ist jeden Tag von halb zwei bis halb drei Uhr, ausser wenn es Lehrertreffen gibt). bearbeitet 12. September 2010 von Long John Silver Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 12. September 2010 Melden Share Geschrieben 12. September 2010 Ich glaube nicht, dass ich als Schülerin einen Lehrer wie dich oder Marcellinus beonders geschätzt hätte. Ihr hättet sicher außer ein paar Sachkenntnissen nichts zu meinem Werdegang beigetragen. An der Uni ist das selbstverständlich anders, aber in meine Kinder- und Jugendzeit musste (auch für schulische Erfolge) , wie man heute sagt, die Chemie stimmen. Und das kann ich mir bei euch mit dem besten Willen nicht vorstellen. Andere Schüler brauchen sicher andere Lehrer und so ist es gut, dass in eine Klasse immer mal wieder andere Lehrer (auch vom Typ her) kommen. Aber ich bin mir sicher: lauter solche Lehrer wie euch und dieser Beruf wäre für mich die letzte aller Möglickeiten gewesen, an die ich gedacht hätte. Als Mensch jungenn Menschen begegnen und sie auch in der Auseinandersetzung beim Erwachsen- und Selbstständigwerden unterstützen, das war meine Idee. Wenn ich heute zurückschaue, denke ich, dass ich da bei vielen gute Arbeit geleistet habe. Alle wird man nie erreichen. Und mit Mssionieren oder dem Überstülpen einer Überzeugung hat das nichts zu tun. Ohne persönliche Kenntnis finde ich das eine mutige Bemerkung. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Elima Geschrieben 12. September 2010 Melden Share Geschrieben 12. September 2010 Ich war Latein- und Religionslehrerin an einem Gymnasium in einer Kleinstadt. "Jeder" konnte sehen, ob ich an Sonntagen den Gottesdienst besuchte (und am Anfang war das Misstrauen gegen eine Frau, die Religion unterrichtete, ziemlich groß und die Sozialkontrolle daher streng ...für mich ungewohnt, denn ich kam aus einer Großsdtadt). Sagen oder so tun, als ob ich keine Christin wäre, wäre "tödlich" gewesen. Den weltanschaulich Andersdenkenden als solchen kennen und so wissen "woran man ist", war mir schon in meiner Schulzeit am liebsten. Wir hatten immer christliche und atheistische Lehrer, warum nicht (solange Toleranz auf beiden Seiten spürbar war). "Nebelwände", die nicht einzuordnen waren und immer zurückwichen, wenn man konkret Auskünfte haben wollte, aren mir suspekt. Sie nahm ich nicht als Person wahr, sondern als irgendwelche unverbindliche Erscheinungen, die mir nichts zu sagen hatten. Dass Äußerungen von den Schülern jederzeit soweit verdreht werden können, dass man sie als religiöse oder politische Indokrination deuten kann, gehört zum Berufsrisiko des Lehrers. Übrigens war die Lehrkraft, die mir v.a. für meinen künftigen Beruf am meisten mitgegeben hat (nicht nur Sachwissen), eigentlich keine Christin (das war für mich bald spürbar und auf der Oberstufe dann auch ein offenes Geheimnis) und wir haben uns später häufiger darüber unterhalten, dass dieser Punkt der einzige war, in dem wir uns wesentlich unterschieden. Es gab nie Probleme. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 12. September 2010 Melden Share Geschrieben 12. September 2010 Ich war Latein- und Religionslehrerin an einem Gymnasium in einer Kleinstadt. "Jeder" konnte sehen, ob ich an Sonntagen den Gottesdienst besuchte (und am Anfang war das Misstrauen gegen eine Frau, die Religion unterrichtete, ziemlich groß und die Sozialkontrolle daher streng ...für mich ungewohnt, denn ich kam aus einer Großsdtadt). Sagen oder so tun, als ob ich keine Christin wäre, wäre "tödlich" gewesen. Das erklärt natürlich vieles. Als Religionslehrerin gehört das weltanschauliche Bekenntnis zum Berufsbild. Für einen Mathe- oder Geschichtslehrer sieht das schon anders aus. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Elima Geschrieben 12. September 2010 Melden Share Geschrieben 12. September 2010 Ich war Latein- und Religionslehrerin an einem Gymnasium in einer Kleinstadt. "Jeder" konnte sehen, ob ich an Sonntagen den Gottesdienst besuchte (und am Anfang war das Misstrauen gegen eine Frau, die Religion unterrichtete, ziemlich groß und die Sozialkontrolle daher streng ...für mich ungewohnt, denn ich kam aus einer Großsdtadt). Sagen oder so tun, als ob ich keine Christin wäre, wäre "tödlich" gewesen. Das erklärt natürlich vieles. Als Religionslehrerin gehört das weltanschauliche Bekenntnis zum Berufsbild. Für einen Mathe- oder Geschichtslehrer sieht das schon anders aus. Ja, schon, aber meine Haltung Lehrern gegenüber geht ja bis in meine Jugendzeit zurück (als die Idee, Religionslehrerin zu werden, für mich noch außerhalb aller Vorstellungen war). Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 12. September 2010 Melden Share Geschrieben 12. September 2010 Ja, schon, aber meine Haltung Lehrern gegenüber geht ja bis in meine Jugendzeit zurück (als die Idee, Religionslehrerin zu werden, für mich noch außerhalb aller Vorstellungen war). Nun, dann haben wir da einfach einen Dissens. Sowas soll ja vorkommen. Außerdem macht mein Unglaube nur einen ganz kleinen Teil meiner Vorstellungen aus. Aber um das Beispiel Religion nicht überzustrapazieren, nimm die Politik. Hältst du es für die Aufgabe eines Lehrers, Schülern, und sei es auf Nachfrage, Vorträge über deine persönlichen politischen Vorlieben zu halten? Da kannst du ganz schnell in Teufels Küche kommen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Melancholy Geschrieben 12. September 2010 Melden Share Geschrieben 12. September 2010 Vielleicht darf ich hier mal einen kurzen Ausschnitt aus meiner Schulzeit (Abi 1968 in einer Mittelstadt) in Sachen Offenheit der Lehrer reinpfriemeln? Unser Klassenlehrer war offen Atheist. Er unterrichtete uns auch in Geschichte. Als das unselige 3. Reich dran war, erzählte er, dass er als 14jähriger habe mitansehen müssen, wie die SS seinen besten Freund und dessen Familie aus dem Fenster ihres Hauses warfen. Der Vater konnte sich am Fensterbrett festklammern - und ein ihm ebenfalls persönlich bekannter SS-Mann trat diesem auf die Hand, sodass er runterfiel. Er erzählte dies mit Tränen in den Augen - und wir schätzten seine Offenheit, die in krassem Gegensatz zu den Lügen vieler Eltern und Großeltern stand. Ebenso erklärte er uns den wundersamen "Erfolg" einiger ortsansässiger Geschäftsleute, die zu großem Wohlstand gelangt waren - weil der ehemalige Geschäftspartner (und manchmal sogar Hauptanteilseigner) als Jude mitsamt seiner Familie in einem Vernichtungslager verschwunden war. Nein, er hatte dennoch keinerlei Probleme mit Eltern und Honoratioren - wohl weil wir nur wenig zu Hause davon erzählten, was ab und an in den Unterricht einfloss. Elternabende und Elternsprechstunden so wie heute gab es damals nicht...Vielleicht hatten auch manche Eltern/Großeltern Angst vor seinem Wissen... Unsere Lieblingslehrerin war Jüdin. Immer wieder wurden wesentliche Unterrichtseinheiten (sie unterrichtete Deutsch und Französisch) eingeleitet mit "Ihr Christen glaubt ja.....". Es ergaben sich muntere Diskussionen, in denen sie allerdings fast immer die besseren Argumente hatte. Insbesondere auf die Frage "Schaut Euch doch mal um - sieht so eine erlöste Welt aus?" konnte niemand eine christliche Antwort finden. Religionsunterricht hatten wir - wie bereits mehrmals hier erwähnt - nicht. Der kurzen Rede langer Sinn: die uns prägenden Lehrer waren offen. Und nach nunmehr 42 Jahren (seit dem Abitur) sind wir immer noch überzeugt: wir hatten die besten Lehrer, die wir uns nur wünschen konnten Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 12. September 2010 Melden Share Geschrieben 12. September 2010 Und nach nunmehr 42 Jahren (seit dem Abitur) sind wir immer noch überzeugt: wir hatten die besten Lehrer, die wir uns nur wünschen konnten Aber der Gedanke, daß sich die Welt in diese 40 Jahren ein kleinwenig geändert hat, ist dir auch schon gekommen, nicht wahr? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Melancholy Geschrieben 12. September 2010 Melden Share Geschrieben 12. September 2010 Und nach nunmehr 42 Jahren (seit dem Abitur) sind wir immer noch überzeugt: wir hatten die besten Lehrer, die wir uns nur wünschen konnten Aber der Gedanke, daß sich die Welt in diese 40 Jahren ein kleinwenig geändert hat, ist dir auch schon gekommen, nicht wahr? Durchaus. Deshalb schrub ich "wir hatten..." - mit Betonung (leider nicht hörbar) auf "wir" (meine Generation vor vielen Jahrzehnten) - und "hatten"... Wie es heute in den Schulen ausschaut weiß ich nicht... Aber muss heute (systembedingt oder so) ähnliche Offenheit wie vor mehr als 40 Jahren (als noch jede Menge Filbingers und Konsorten in Amt und Würden waren) nachteiliger sein als damals? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Long John Silver Geschrieben 13. September 2010 Melden Share Geschrieben 13. September 2010 (bearbeitet) Dass Äußerungen von den Schülern jederzeit soweit verdreht werden können, dass man sie als religiöse oder politische Indokrination deuten kann, gehört zum Berufsrisiko des Lehrers. Nein, es ist Klausel meines Arbeitsvertrages, dass ich mich diesen Aeusserungen enthalten muss. Fuer mich bedeutet das nicht, nicht offen sein den Studenten gegenueber. Offenheit zeigt sich schliesslich nicht auf dieser Ebene, sondern im allgemeinen Umgang mit ihnen, im Arbeitsklima des Kurses und in dem allgemeinen Vertrauensverhaeltnis. bearbeitet 13. September 2010 von Long John Silver Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Elima Geschrieben 13. September 2010 Melden Share Geschrieben 13. September 2010 Dass Äußerungen von den Schülern jederzeit soweit verdreht werden können, dass man sie als religiöse oder politische Indokrination deuten kann, gehört zum Berufsrisiko des Lehrers. Nein, es ist Klausel meines Arbeitsvertrages, dass ich mich diesen Aeusserungen enthalten muss. Fuer mich bedeutet das nicht, nicht offen sein den Studenten gegenueber. Offenheit zeigt sich schliesslich nicht auf dieser Ebene, sondern im allgemeinen Umgang mit ihnen, im Arbeitsklima des Kurses und in dem allgemeinen Vertrauensverhaeltnis. Du wirst nie sicher sein, das Schüler auch noch so harmlose Aussagen von dir entsprechend verdrehen können. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Lothar1962 Geschrieben 13. September 2010 Melden Share Geschrieben 13. September 2010 Aber diese Dinge betreffen meinen persoenlichen Bereich. Und da bin ich sehr vorsichtig. Ich moechte auch nicht, dass meine Kinder von ihren Lehrern mit deren persoenlicher Meinungen vollgelabert werden. Da wuerde ich ziemlich sauer reagieren. Missionierende Lehrer - egal, ob sie religiös, politisch oder anderweitig weltanschaulich missionieren - sind ein Graus. Furchtbar. Allerdings gibt es auch das Gegenteil: Als meine Frau in Bayern 1978 bis 1982 in der Schule war, galt die Regel, dass Lehrer sich so zu verhalten haben, dass Schüler keinesfalls mitbekommen dürfen, wie die politische oder anderweitig weltanschauliche Position des Lehrers ist. Laut meiner Frau und einiger ihrer damaligen Mitschülerinnen führte das zu einer sehr verkrampften Situation, weil die Lehrer - selbst diejenigen, die selber bekannterweise Mitglieder einer Partei waren, so taten, als hätten sie selber überhaupt keine Position. Im Geschichtsunterricht z.B. war das ganz schlecht. Das war bei mir in Baden-Württemberg anders - in der gleichen Zeit wurde dort (vielleicht lag es nicht am Bundesland, sondern an der jeweiligen Schulleitung, das weiß ich nicht) zwar darauf geachtet, dass die Privatmeinung des Lehrers nicht missionarisch in die Gegend verteilt wurde, aber man ist wesentlich lockerer damit umgegangen. Bis auf zwei Ausnahmen bei Lehrern (die damals sicherlich auch schon die Grenzen etwas überschritten - weder die Aussage, dass alles private Betriebskapital von "den gierigen Kapitalisten geraubt" wäre und wieder an "das Volk zurückgegeben werden müsste", noch die Aussage des anderen Lehrers, dass seine ehemalige Heimat Ostpreussen "von dem verdammten bolschewistischen Verbrecherpack befreit" werden müsste, gehört in eine Schule) war es so, dass wir zwar grundsätzlich wussten, wo die Lehrer standen, dass dies aber eigentlich völlig unwichtig war - wir wussten es, aber es interessierte nicht besonders. Und die beiden genannten Sonderexemplare waren für uns so daneben, dass wir ihre Meinungen eher mit Grinsen (und wenig Mitleid, Achtung und Takt) gesehen haben denn als Einflussnahme. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 13. September 2010 Melden Share Geschrieben 13. September 2010 ...war es so, dass wir zwar grundsätzlich wussten, wo die Lehrer standen, dass dies aber eigentlich völlig unwichtig war - wir wussten es, aber es interessierte nicht besonders. Und die beiden genannten Sonderexemplare waren für uns so daneben, dass wir ihre Meinungen eher mit Grinsen (und wenig Mitleid, Achtung und Takt) gesehen haben denn als Einflussnahme. Hängt auch immer vom Alter der Schüler ab. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
mn1217 Geschrieben 13. September 2010 Melden Share Geschrieben 13. September 2010 Ich war Latein- und Religionslehrerin an einem Gymnasium in einer Kleinstadt. "Jeder" konnte sehen, ob ich an Sonntagen den Gottesdienst besuchte (und am Anfang war das Misstrauen gegen eine Frau, die Religion unterrichtete, ziemlich groß und die Sozialkontrolle daher streng ...für mich ungewohnt, denn ich kam aus einer Großsdtadt). Sagen oder so tun, als ob ich keine Christin wäre, wäre "tödlich" gewesen. Das erklärt natürlich vieles. Als Religionslehrerin gehört das weltanschauliche Bekenntnis zum Berufsbild. Für einen Mathe- oder Geschichtslehrer sieht das schon anders aus. Ach, bei Geschichtslehrern findet man nie raus, ob sie Bismarckfans und Marxgegner sind? Und gerade Lehrer im gesellschaftskundlichen Bereich haben eine große Aufgabe, denn sie prägen allein durch die Gestaltung des Unterrichts die Weltanschuung der Schüler mit. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Long John Silver Geschrieben 13. September 2010 Melden Share Geschrieben 13. September 2010 (bearbeitet) Dass Äußerungen von den Schülern jederzeit soweit verdreht werden können, dass man sie als religiöse oder politische Indokrination deuten kann, gehört zum Berufsrisiko des Lehrers. Nein, es ist Klausel meines Arbeitsvertrages, dass ich mich diesen Aeusserungen enthalten muss. Fuer mich bedeutet das nicht, nicht offen sein den Studenten gegenueber. Offenheit zeigt sich schliesslich nicht auf dieser Ebene, sondern im allgemeinen Umgang mit ihnen, im Arbeitsklima des Kurses und in dem allgemeinen Vertrauensverhaeltnis. Du wirst nie sicher sein, das Schüler auch noch so harmlose Aussagen von dir entsprechend verdrehen können. Natuerlich nicht. Darum geht es auch nicht. Es geht um eindeutige Aussagen, in denen ich explizit eine persoenliche parteiliche Stellung zu bestimmten Themen, beziehen wuerde etc. Oder wuerdest du es gut finden, wenn ich lauthals im Unterricht preisen wuerde (waere das meine Ansicht), fuer die Todesstrafe zu sein, den Irak-Krieg gern weiterfuehren moechte, Homosexualitaet suendhaft finde, Abtreibung ablehne, die Farbigen minderintelligent einstufe und bestreite, dass es den Holocaust gegeben hat und dass Frauen duemmer sind als Maenner und Atheisten der Gesellschaft schaden und alle Hispanos arbeitsscheu und alle Natives faul und schmutzig? Hier ist immer die Rede wie positiv diese angebliche Nicht-Neutralitaet ist, aber ist euch schon mal aufgefallen, dass umgekehrt auch diejenigen dann ihre persoenliche Sau herauslassen koennen, deren Meinung nicht liberal und menschenfreundlich ist und dass sie genau das gleiche Recht dann beanspruchen wuerden wie ich? Ich gehe sehr davon aus, dass ihr in dem Fall gern auf Neutralitaet pochen wuerdet, damit diese Leute nicht ihre Ideologien ungehindert in der Schule ausbreiten koennen. Kannst du mir sagen, wie ich noch eine Vertrauensbasis zu einem fundamentalistischen Elternpaar herstellen kann, wenn ich mich im Unterricht persoenlich vor ihren Kindern auessere, was ich tatsaechlich von diesem Weltbild halte? Die brauche ich gar nicht mehr in die Sprechstunde bitten um ihre Befuerchtungen auszuraeumen zu versuchen, dass ich ihr Kind mit der ET nicht gegen Religion indoktrinieren will. Ich vermute auch nicht, dass das weitverbreitete Mobbing gegen Studenten mit anderer sexueller Orientierung sich bessert, wenn ich mich einseitig zu diesem Thema aeussere und nur fuer die eine Seite ein offenes Ohr habe oder gar persoenliche Haltungen dazu aeussere oder gar mein Privatleben zum Thema mache. Damit wuerde ich so parteilich dastehen, dass ich es vergessen koennte irgendeine Mediation anzustreben und den Opfern wirklich zu helfen. Und am Ende koennte ich meine Sachen packen und waere meinen Job los und keinem waere geholfen, nur weil ich mich nicht beherrschen konnte und die Folgen meiner Aussagen bedenke. Mir geht es wie dir - darum bin ich nicht Lehrer geworden, sondern um den Studenten dabei zu helfen, ihre Meinungen zu bilden und ihre Ueberzeugungen zu formulieren und zu vertreten. Weisst du, ich habe hier so viel Spannungen auszuhalten im gesellschaftspolitischen Bereich und es ist ziemlich anstrengend, da immer einen Ausgleich zu schaffen und es geht auch nicht immer. Wenn ich sage, dass einige Eltern demnaechst einen Veitstanz auffuehren werden, wenn es um Evolution geht, ist das kein Witz, das ist bitterer Ernst. Ich kann es mir nicht leisten, mein wirkliches Anliegen, naemlich den Kindern das alles beizubringen, weil ich das irre wichtig finde, dass sie das wissen, selbst zu torpedieren, indem ich ohne Strategie an die Sache herangehe. Ich kann es auch nicht verantworten, Kinder ihren Eltern zu entfremden oder innerhalb des Kurses ins Abseits zu bringen. Du hast natuerlich recht, dass man nicht jedes Wort auf die Waagschale legen kann und sollte und dass es immer Faelle gibt, wo einem der Strick gedreht wird, ohne dass es wirklich einen Grund hatte. Im Gegensatz aber zu euch in der BRD bin ich nicht unkuendbar, es ist ein normales Arbeitsverhaeltnis, aus dem ich, wenn ich meinen Vertrag verletze, von einem Tag auf den anderen herausgeworfen werden kann. Allerdings ist das nicht alleinige der Grund, warum ich so strikt auf Neutralitaet auf meiner Seite bestehe, sondern es ist tatsaechlich meine paedagogische Auffassung, die dahinter steht. bearbeitet 13. September 2010 von Long John Silver Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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