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Anvertrauen und Zurückfordern


Woge

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Im Gleichnis vom treuen und unnützen Knecht findet man nur bei Lukas den Zusatz Lk 12,47-48: "Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen. Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man um so mehr verlangen."

 

Wie seht ihr diese Textstelle?

 

Erinnert mich an eine Geschichte, die ich mal über Franz von Assisi gehört habe. Über sein Lebensende nachdenkend, war er sich nicht sicher, ob er bei Gott sein würde. Ein Mann sagte zu ihm: "Wenn du stirbst, kommst du sicher in den Himmel. Du hast soviel Gutes getan." Die Antwort: "Aber bedenke doch die große Gnade, welche mir zuteil wurde!"

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Ich sehe diese Textstelle auch im Zusammenhang mit den Talenten die uns anvertraut sind. Wir dürfen die Talente nicht brach liegen lassen. Wem also viele Talente anvertraut sind, der kann jene nicht begraben. Wer wenig Talente hat, vom dem wird auch nicht so strenge Rechenschaft gefordert.

 

In gewissem Sinn kann man die Stelle auch als Mahnung an jene ansehen, denen besondere Vollmachten anvertraut wurden. So kann ich mir durchaus vorstellen, dass ein Priester vor Gott eine strengere Rechenschaft abzulegen hat als ein "einfacher Laie", dem weniger anvertraut ist.

 

Was den hl. Franziskus betrifft ist mir bekannt, dass er sich gegenüber seinen Mitbrüdern als armseliger Sünder sah. Als ihm diese vor Augen hielten, was Franziskus alles für Gott und die Menschen getan habe meinte er: Wenn ein anderer auch so viel Gnade bekommen hätte, der hätte viel mehr Gutes getan. Hier wird die Relation deutlich, dass man mit den anvertrauten Gnadengaben recht umgehen soll- und Rechenschaft abzulegen hat. Die Verantwortung ist umso größer, je mehr einem anvertraut wird.

bearbeitet von Mariamante
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Im Gleichnis vom treuen und unnützen Knecht findet man nur bei Lukas den Zusatz Lk 12,47-48: "Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen. Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man um so mehr verlangen."

 

Wie seht ihr diese Textstelle?

Ich verstehe sie so, dass besagter gewalttätiger Herr auf jeden Fall vor ein Gericht zitiert, verurteilt und bestraft gehört. Es gibt nämlich Menschenrechte, nach denen derartige Handlungen vollkommen inakzeptabel sind. Auch wenn euer Religionsgründer damit keine Probleme zu haben scheint.

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Im Gleichnis vom treuen und unnützen Knecht findet man nur bei Lukas den Zusatz Lk 12,47-48: "Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen. Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man um so mehr verlangen."

 

Wie seht ihr diese Textstelle?

Ich verstehe sie so, dass besagter gewalttätiger Herr auf jeden Fall vor ein Gericht zitiert, verurteilt und bestraft gehört. Es gibt nämlich Menschenrechte, nach denen derartige Handlungen vollkommen inakzeptabel sind. Auch wenn euer Religionsgründer damit keine Probleme zu haben scheint.

Die Quintessenz dieser Textstelle ist dem Juristen unter dem Stichwort "Kenntnis schadet" bekannt. Kenntnis macht nämlich aus Fahrlässigkeit Vorsatz.

 

Werner

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Die Quintessenz dieser Textstelle ist dem Juristen unter dem Stichwort "Kenntnis schadet" bekannt. Kenntnis macht nämlich aus Fahrlässigkeit Vorsatz.

 

Werner

Ist also Kenntnis das, was Gott gegeben bzw. anvertraut hat? Muss man um das wissen, was man von Gott anvertraut bekommen hat? Ich behaupte doch, dass vielen Menschen - Christen wie Nicht-Christen - nicht bewusst ist, was ihnen von Gott gegeben ist, sie es aber trotzdem entfalten.

 

Würde das andernfalls nicht in der Konsequenz bedeuten, dass Unkenntnis der Kenntnis vorzuziehen ist, um nicht in die Gefahr des Vorsatzes zu geraten (wenn man nur das Jenseits im Blick hat)?

 

Bedeutet dies ferner, dass Gottes Gnade (wie der Jurist) bei Fahrlässigkeit und Vorsatz unterschiedliche Maßstäbe anlegt? Eine andere Stelle legt den Maßstab der Gnade an die Liebe, die man in seinem Leben gezeigt hat (ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben usw.). Auch hier würde ich eher sagen, dass es zweitrangig ist zu wissen, weshalb man Liebe zeigen sollte - es genügt, es zu tun.

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Im Gleichnis vom treuen und unnützen Knecht findet man nur bei Lukas den Zusatz Lk 12,47-48: "Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen. Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man um so mehr verlangen."

 

Wie seht ihr diese Textstelle?

Ich verstehe sie so, dass besagter gewalttätiger Herr auf jeden Fall vor ein Gericht zitiert, verurteilt und bestraft gehört. Es gibt nämlich Menschenrechte, nach denen derartige Handlungen vollkommen inakzeptabel sind. Auch wenn euer Religionsgründer damit keine Probleme zu haben scheint.

Wie in allen Gleichnissen verwendet Jesus Christus Bilder aus dem Alltagsleben Seiner Zuhörer, die selbigen leicht verständlich sind. Dazu gehört das damalige gesellschaftliche Rollenverständnis Herr zu Knecht. Heutezutage würden in unseren Breiten sicherlich andere Bilder genommen werden, z.B. Abmahnung oder Entlassung. Bei einem Gleichnis mit der Menschenrechtskeule zu schwingen, schießt vielleicht etwas über das Ziel hinaus.

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Würde das andernfalls nicht in der Konsequenz bedeuten, dass Unkenntnis der Kenntnis vorzuziehen ist, um nicht in die Gefahr des Vorsatzes zu geraten (wenn man nur das Jenseits im Blick hat)?

Nein, das geht aus der Textstelle mit den anvertrauten Pfunden hervor, mit denen man wirtschaften sollte (Lukas 19, 11 - 27).

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Würde das andernfalls nicht in der Konsequenz bedeuten, dass Unkenntnis der Kenntnis vorzuziehen ist, um nicht in die Gefahr des Vorsatzes zu geraten (wenn man nur das Jenseits im Blick hat)?

Nein, das geht aus der Textstelle mit den anvertrauten Pfunden hervor, mit denen man wirtschaften sollte (Lukas 19, 11 - 27).

Dort wissen die drei Personen aber um die ihnen anvertrauten Güter - zwei arbeiten damit und nutzen sie, der Dritte vergräbt sie aktiv (ist sich also sehr wohl dessen bewusst, dass er sie bekommen hat) und nutzt sie nicht. Vergleichbar zur Fragestellung Kenntnis / Unkenntnis oder Vorsatz / Fahrlässigkeit wäre das Gleichnis der anvertrauten Güter (Talente, Pfrunde), wenn der Dritte nicht wüsste, dass er sie besitzt, sie also nicht vergräbt, ihrer aber auch nicht gewahr wird (oder nur einem Teil davon) und deshalb nicht so gut wirtschaftet (wenn überhaupt).

 

Wiewohl es Parallelen zu Lk 19,11-17 gibt (wem mehr gegeben wurde, von dem wird mehr zurückgefordert), habe ich ganz bewusst 12,47-48 genommen, weil dort das Nicht-Kennen des Willens herausgehoben wird. In Lk 19,11-17 wissen die Drei ganz genau, was von ihnen verlangt wird ("du wusstest doch, dass ich ein strenger und gerechten Herr bin").

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Eine einmal erworbene Kenntnis läßt sich nicht mehr rückgängig machen. Wenn mal also Bescheid weiß, gibt es keine Unkenntnis mehr, die man der Kenntnis vorziehen könnte.

 

Wenn man sich um diese Kenntnis nicht bemüht, nutzt man seine Fähigkeiten nicht, obwohl man weiß, dass man sie hat.

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Eine einmal erworbene Kenntnis läßt sich nicht mehr rückgängig machen. Wenn mal also Bescheid weiß, gibt es keine Unkenntnis mehr, die man der Kenntnis vorziehen könnte.

 

Nein, denn Wissen kann man vergessen und verdrängen. Und was man nicht erinnert ist für einen selbst nie geschehen. Man kann nur nicht bewusst vergessen, und man kann nicht bewusst verdrängen, trotzdem ist beides alltäglich. Lediglich unter Hypnose kann man jemanden instruieren, etwas zu vergessen - das mache ich gerne als Test, dass ich Menschen beispielsweise ihren eigenen Namen vergessen lasse. Es ist für jemanden durchaus verblüffend (und ein Beweis dafür, dass er hypnotisiert wurde), wenn er sich an seinen eigenen Namen nicht mehr erinnern kann. Da eine Trance ein alltäglicher Zustand ist, kommt also auch im täglichen Leben so etwas wie Amnesie vor.

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Im Gleichnis vom treuen und unnützen Knecht findet man nur bei Lukas den Zusatz Lk 12,47-48: "Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen. Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man um so mehr verlangen."

 

Wie seht ihr diese Textstelle?

 

Erinnert mich an eine Geschichte, die ich mal über Franz von Assisi gehört habe. Über sein Lebensende nachdenkend, war er sich nicht sicher, ob er bei Gott sein würde. Ein Mann sagte zu ihm: "Wenn du stirbst, kommst du sicher in den Himmel. Du hast soviel Gutes getan." Die Antwort: "Aber bedenke doch die große Gnade, welche mir zuteil wurde!"

Ich deute dies so:

Jeder Mensch wird mit bestimmten Veranlagungen geboren.

Derjenige, dem es leicht fällt gut zu sein, von dem wird ein besseres Verhalten verlangt als von dem, der schlechter veranlagt ist.

Ich sehe es daher als einen Gerechtigkeitsaspekt.

 

Letzlich sind wir alle auf die Gnade Gottes angewiesen und die wird bei denen, die sie mehr bedürfen größer ausfallen als bei denen, die sie weniger bedürfen.

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Jeder Mensch wird mit bestimmten Veranlagungen geboren.

Derjenige, dem es leicht fällt gut zu sein, von dem wird ein besseres Verhalten verlangt als von dem, der schlechter veranlagt ist.

Ich sehe es daher als einen Gerechtigkeitsaspekt.

Letzlich sind wir alle auf die Gnade Gottes angewiesen und die wird bei denen, die sie mehr bedürfen größer ausfallen als bei denen, die sie weniger bedürfen.

Ein interessanter Aspekt - sollte das Doppelgebot der Liebe relativ zur Veranlagung gelten und der Rest durch Gnade abgedeckt sein?

Oder drückt sich Gnade vielleicht weniger in der Veranlagung und mehr in Erkenntnis, Weisheit, Kraft, Ausdauer usw. aus?

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