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Beichtgeheimnis


Chriluga

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Wenn jemand sündigt und womöglich aus seiner Sündigkeit gar nicht mehr herauskommt, ist es das schlechteste aller Konzepte, ihn von den Sakramenten abzuschneiden. Das ist sogar richtig übel. Die Bewegungsrichtung kann doch nicht von der lebendigen Begegnung mit Jesus wegführen, sondern genau im Gegenteil.
Ein sehr interessanter Gedanke! Vielleicht sollte man Wiederverheirateten den täglichen Empfang der Eucharistie dringendst nahelegen???

 

Ein gewisses Maß an Ironie möchte ich bei diesem Posting nicht ausschließen

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Vielleicht sollte man Wiederverheirateten den täglichen Empfang der Eucharistie dringendst nahelegen???
Und natürlich auch der Beichte. Vielleicht nicht täglich, aber immer wieder mal.
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Vielleicht sollte man Wiederverheirateten den täglichen Empfang der Eucharistie dringendst nahelegen???
Und natürlich auch der Beichte. Vielleicht nicht täglich, aber immer wieder mal.

 

 

Du meinst, sie sollten öfter beichten, als nicht Wiederverheiratete? Warum? Sie sollen da doch nicht etwa etwas beichten, was die katholische Kirche zwar als Sünde betrachtet, was sie jedoch gar nicht bereuen?

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Begeistert mich nicht, weil es den Beichtenden einschränkt.

Lieber wäre, nicht hören "soll".

 

Aber davon unabhängig:

Es ist ja auch umgekehrt zu missbrauchen.

Ich bin Sekretärin in der Pfarre und greife immer wieder in die Kassa.

Ich merke, dass es eng wird, ich womöglich in Verdacht gerate.

Also beichte ich beim Pfarrer (und mache den Schaden gut).

Das mache ich nicht nur einmal.

Sollte er mir auch nur die Kassenverwaltung wegnehmen (gar mich kündigen), schreie ich dann, er hat das Beichtgeheimnis gebrochen, denn er hat sein in der Beichte erworbenes Wissen benützt.

 

Völlig zu recht. Das beichtgeheimnis ist höher zu werten als ein wenig geld.

Da wird der pfarrer nach einer anderen verfehlung suchen müssen. :ninja:;)

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Ein gutes Argument, dass ein Pfarrer nicht seine Angestellten bebeichten sollte.

Diese Vermischung von Vorgesetztenstatus und Seelsorgerstatus ist doch immer problematisch. Manchmal lässt sich dieser Konflikt nicht vermeiden. Aber dort, wo es möglich ist, sollte man so etwas erst gar nicht aufkommen lassen.

Im Priesterseminar hatten wir neben dem Regens auch einen Spiritual. Keiner kam auf die Idee, beim Regens zu beichten. Dafür hatte man doch den Spiritual.

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Ein gutes Argument, dass ein Pfarrer nicht seine Angestellten bebeichten sollte.

Diese Vermischung von Vorgesetztenstatus und Seelsorgerstatus ist doch immer problematisch. Manchmal lässt sich dieser Konflikt nicht vermeiden. Aber dort, wo es möglich ist, sollte man so etwas erst gar nicht aufkommen lassen.

Im Priesterseminar hatten wir neben dem Regens auch einen Spiritual. Keiner kam auf die Idee, beim Regens zu beichten. Dafür hatte man doch den Spiritual.

Dem Regens ist es auch ausdrücklich untersagt - und ehemalige Spirituale werden in der Regel weder Generalvikare noch Personaldezernenten.

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Es ist allerdings nur für spezielle Einrichtungen (Priesterseminar) untersagt.

Auf der freien Gemeindewildbahn ist man da eher auf das Feingespür des Pfarrers bzw. auch des Beichtenden angewiesen.

Es kann ja auch im Spezialfall auch einmal sehr sinnvoll sein, dass ein Pfarrer seine Sekretärin bebeichtet. Prinzipiell mag es fragwürdig sein. Aber manchmal gibt es Ereignisse oder Verhältnisse (nö, ich meine nichts Anzügliches), die eine Ausnahme sehr sinnvoll machen.

 

Ich finde die Regelungen in diesem Bereich eigentlich ziemlich in Ordnung. Es fehlt hier eher (und auch eher in Ausnahmefällen) an einem Bewusstsein für die Problematik des Rollenkonflikts. Aber wirklich eher in Ausnahmefällen der Ausnahmefälle. Denn: Dass die Sekretärin überhaupt beichtet, ist vielleicht ja auch schon eine Ausnahme. Und dass sie sich ausgerechnet diesbehüflich an ihren Pfarrer wendet ist noch mehr Ausnahme. Und dass der Pfarrer dann nicht einen anderen Beichtvater vorschlägt ist dann die Ausnahme der Ausnahme der Ausnahme. In der gigantisch überwiegenden Mehrheit dürfte das kein Problem sein.

 

Problem ist viel mehr, dass so wenig Leute beichten.

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Problem ist viel mehr, dass so wenig Leute beichten.

 

Jetzt würde mich interessieren, warum das aus Deiner Sicht so ist ...

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Hi Laura!

 

Prima Frage.

Der erste Grund dürfte schlicht auf dasselbe hinauslaufen, wie auch sonst beim Kirchenbesuch. Zu viele andere Möglichkeiten und Interessen, man sieht nicht recht ein, was es bringen soll und man hat auch nicht das Gefühl, dass man hierdurch im Glauben wirklich weiter käme. Das ist ein ganzer Komplex von guten Gründen bzw. Nichtgründen. Und in diesem Bereich liegt meiner Meinung nach der Hauptgrund, weswegen man auf breitester Basis nicht mehr beichtet.

 

Dann gibt es natürlich noch Spezialgründe: Schlechte Beichterfahrungen (gar nicht mal so selten). Blöder Pfarrer. Oder die Einstellung, dass alle Pfarrer irgendwie blöd sind.

Außerdem gibt es die Beichtangst. Und diese findet eben keinen Gegenpol, der motiviert, sie zu überwinden. Warum soll Gott mir nur in der Beichte vergeben? Und was hat es den Pfarrer zu interessieren, was ich so alles verbrochen habe?

 

Das darf aber nicht davon ablenken, dass es ich den ersten Komplex für den entscheidenden halte. Hätten die Leute die Überzeugung, dass sie in der Beichte wirklich von den Sünden befreit wären und dass diese Befreiung ihnen das Leben positiv verändert, würden sie die Spezialgründe zu managen wissen. Miserablen Beichtvätern würde man heutzutage so gründlich den Kopf waschen, dass sie es sich überlegen würden, in der Beichte rumzuverurteilen und loszupoltern, die Pönitenten zu verdammen oder in die Skrupulösität zu treiben. Wahrscheinlich würden ganze Pfarrgemeinderatsgremien gegen den Pfarrer loslegen - tun sie aber nicht, weil sie ja gar nicht beichten.

 

Nein, es liegt an einer prinzipiellen Uneinsichtigkeit des Sakramentes und seines Inhalts. Und parallel mit der Uneinsichtigkeit, was Glauben überhaupt bringen soll. Und daran, dass in der Neuzeit nicht mehr die Schuld des Menschen schwerstes Problem ist, sondern die Angst. (Hab ich mal gelesen. Finde ich sehr treffend.)

 

Beichte kostet Mut, kostet eigenene Gedanken, kostet Ehrlichkeit (auch gegenüber sich selbst) und Öffnung. All das wäre man bereit einzusetzen. Aber nur, wenn man sieht, dass es wirklich voranbringt. Und hier liegt meines Erachtens der Hase im Pfeffer.

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es gibt ja einiges, was in unserer kirche nicht gut läuft.

 

das beichtgeheimnis ist allerdings etwas, was absolut gut und in ordnung ist.

Ja. Aber selbst dies ist, obwohl ich das eigentlich als klar empfinde, nicht mehr leicht zu kommunizieren.

Gerade in der Diskussion um den sexuellen Missbrauch kam das ja wieder zum Vorschein.

 

Und hier vermengen sich meiner Meinung nach zwei verhängnisvolle Momente:

 

1. Das allgemeine Misstrauen in die Kirche. Wenn die Kirche von Geheimnis spricht, verdächtigt man sie sofort schon mal der Geheimniskrämerei, des Vertuschens, des Sprechverbotes.

2. Eine besondere Form der Leistungsmentalität, die dem Wesen der Beichte und auch dem Wesen jedes bekennenden und offenen Gespräches widerspricht. Da will man Ergebnisse sehen. Man will auch Bestrafung sehen. Und man will Moralität durchsetzen. Man will Verbrechensbekämpfung betreiben.

Dabei ist das Beichtgeheimnis eher hinderlich. Verbrechen müssen in jedem Falle angezeigt werden.

 

Und hier liegt auch die Verknüpfung der beiden Momente:

Man traut dem Staat mehr Gerechtigkeit und Moralität zu, als der Kirche. Deshalb soll in wichtigen Fragen die Kompetenz vom Beichtvater auf den Staatswalt übertragen werden. Man glaubt nicht, dass die Beichte wirklich wirkt - und damit meint man: Dass sie Verbrechen bzw. Moralverstöße verhindert.

 

Ohne eine Einsichtigmachung der christlichen Anliegen in der Beichte, die keineswegs immer auf der Ebene der Leistungsmentalität, der Moralproduktion oder der Verbrechensverhütung liegen, wird es keine weitere Möglichkeit geben, das Beichtgeheimnis einsichtig zu machen.

Das ist ganz sehr wahr. Das Beichtgeheimnis, das Skrament, ist kein Mittel zu irgendeinem Zweck. Das bedeutet heilig halten.

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Hätten die Leute die Überzeugung, dass sie in der Beichte wirklich von den Sünden befreit wären und dass diese Befreiung ihnen das Leben positiv verändert, würden sie die Spezialgründe zu managen wissen. Miserablen Beichtvätern würde man heutzutage so gründlich den Kopf waschen, dass sie es sich überlegen würden, in der Beichte rumzuverurteilen und loszupoltern, die Pönitenten zu verdammen oder in die Skrupulösität zu treiben. Wahrscheinlich würden ganze Pfarrgemeinderatsgremien gegen den Pfarrer loslegen - tun sie aber nicht, weil sie ja gar nicht beichten.

 

Hier stimme ich dir vollkommen zu. Es ist eher das Grundgefühl, dass es ja sowieso sinnlos ist.

 

 

Nein, es liegt an einer prinzipiellen Uneinsichtigkeit des Sakramentes und seines Inhalts. Und parallel mit der Uneinsichtigkeit, was Glauben überhaupt bringen soll. Und daran, dass in der Neuzeit nicht mehr die Schuld des Menschen schwerstes Problem ist, sondern die Angst. (Hab ich mal gelesen. Finde ich sehr treffend.)

 

Ich lese gerade ein Buch von einem Jesuiten, der sagt, dass gerade diese Urangst (vor Misserfolg, vor Einsamkeit, vor Krankheit, vor ...) "Sünde" ist, die uns von Gott trennt. Letztlich, dass man die Vorstellung von Sünde viel zu moralisch sieht, viel zu sehr in der einzelnen Tat als in dem mangelnden Vertrauen in Gott und ins Leben.

 

Beichte kostet Mut, kostet eigenene Gedanken, kostet Ehrlichkeit (auch gegenüber sich selbst) und Öffnung. All das wäre man bereit einzusetzen. Aber nur, wenn man sieht, dass es wirklich voranbringt. Und hier liegt meines Erachtens der Hase im Pfeffer.

 

Exakt ...

 

Und ich würde noch ein weiteres hinzufügen: Die Beichtkatechese erfolgt in der Regel vor der Erstkommunion, vor der Firmung schon weniger oder gar nicht (man will - was ich richtig finde - die Jugendlichen nicht zwingen). Dann ist das Thema für die meisten Christen "durch" ... und wird weitestgehend totgeschwiegen - auch in der Predigt. Diejenigen, die es thematisieren, haben oft ein doch recht einfaches Sündenverständnis, kommen aus der eher "konservativen" Ecke, progressivere, offenere Pfarrer umgehen das Thema in der Predigt häufigt - wahrscheinlich, weil sie den Leuten nicht zu nahe treten wollen. Ich kann mich beim besten Willen nicht an eine gute Predigt zum Thema Sünde erinnern.

 

Die Folge ist, dass Otto Normalchrist in seinem Sündenverständnis irgendwo im Alter der Erstkommunion stehen bleibt ... und dann verständlicherweise merkt, dass das nicht stimmen kann. Also verabschiedet er sich von dem Thema nahezu ganz ...

 

Laura

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Das Problem besteht meiner Meinung nach nicht in einer Selbstwidersprüchlichkeit innerhalb der Bestimmungen, sondern in einem unsinnigen Strafverhalten - eine Unterform der Machtgier.

Wenn jemand sündigt und womöglich aus seiner Sündigkeit gar nicht mehr herauskommt, ist es das schlechteste aller Konzepte, ihn von den Sakramenten abzuschneiden. Das ist sogar richtig übel. Die Bewegungsrichtung kann doch nicht von der lebendigen Begegnung mit Jesus wegführen, sondern genau im Gegenteil.

Das stimmt. Man muß zwar irgendwo eine Grenze ziehen, aber da bei wirklich schlimmen Dingen. Im dritten Reich durfte man z.B einem SS-Mann keine Sakramente spenden (Mit brennender Sorge), aber da hat das auch echte und todernste Berechtigung.

Die Selbstgerechtigkeit des Irrglaubens, man könne andere Sünder durch Jesusentzug bestrafen, brüllt zum Himmel. Und letztendlich müsste sie jeden treffen - zumindest mich. Wenn ich mir mal anschaue, was ich so beichte, dann stelle ich fest: Die meisten Inhalte meines Schuldbekenntnisses sind in gewisser Weise seit meiner Kindheit die gleichen. Ich tappe immer wieder in dieselben Fettnäpfchen. Und trotz aller Reue und vor allen Dingen: Trotz allen Leidens unter diesen Mängeln, gelingt es mir nicht, davon wegzukommen. Ich empfinde es als durchaus realistisch sich einzugestehen, dass ich Zeit Lebens mit einigen meiner Sünden leben muss.

Damit haben wir alle zu kämpfen. Vor >20 Jahren hatten wir einen Propst, der hat mal folgende Geschichte erzählt. Es kam zu ihm eine Frau, über 70 Jahre alt und sagte: "Her Propst, warum muß ich seit Jahrzehntenimmer und immer wieder die selben Sünden beichten?" Er: "Ja, wollen sie denn immer andere Sünden begehen?".

Katholisch ist die Vergebung. Man darf nicht die "glückselige Schuld Adams" vergessen (Osternacht).

Das Wort Ketzer leitet sich von Katharer ab, was die "Reinen" bedeutet. Moral gegen alle Menschlichkeit durchsetzen, kann nicht von Gott kommen. Das wäre nicht die frohe Botschaft von Ostern.

Und Reue bedeutet nicht, dass ich nun die Brechstange in die Hand nehme, und das Unmögliche möglich mache. Reue bedeutet, dass ich das Leiden unter diesen Sünden wahrnehme und bedauere und Gott bitte, mich samt dieser Fehler anzunehmen. Und dass ich mir vornehme, zu tun, was ich eben tun kann. Das ist allerdings in manchen Bereichen nicht allzu viel. Und bei einem Wiederverheirateten sind diesbezügliche Grenzen einfach vorgegeben.

Hier ist auch die Frage, wie man die Schrift im Hinblick auf unser Wissen heute richtig interpretiert. Nur die gleichen moralischen Ansichten über Jahrtausende zu tragen und durchzuboxen, ist nicht der Sinn der pilgernden Kirche. Dazulernen.

Genial, von solchen Leuten zu fordern, sie sollen "wie Bruder und Schwester" zusammenleben. Höhö!

Genial, solchen Leuten das Sakrament der Vergebung zu verweigern.

Genial, ihnen zuzusagen, sie seien trotzdem noch mit der Kirche verbunden, wenn ihnen die wichtigsten Gnadenmittel verweigert werden, die sie mit Jesus verbinden.

 

Da äußert sich eine dermaßen coole, unrealistische und menschenfeindliche Machtgier, dass es normale Menschen nur noch graust, wenn sie davon hören. Einer Gemeinschaft, die so mit ihren Leuten umgeht, vertrauen? Das überlegen sich nicht nur viele, sondern das überlegt sich inzwischen die Masse der Leute.

Bitte nicht so negativ, dafür gibt es keinen Grund. Erstens wird sich das mal ändern, und dann wird vermutlich alles sehr schnell gehen.

Außerdem sieh es auch mal so: Für uns Laien ist es sehr gut, zu sehen, wie ernsthaft Du Dir als Priester da Gedanken machst. Und wir sind ja nicht allein. Für die Leute, die hier vernünftig schreiben, stehen sehr viele Leute draußen, die die Hoffnung nicht aufgegeben haben und da brauchen.

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Es ist offensichtlich, daß das Urteil über den Gnadenstand nur dem Betroffenen zukommt, denn es handelt sich um ein Urteil des Gewissens. Aber in den Fällen, in denen ein äußeres Verhalten in schwerwiegender, offenkundiger und beständiger Weise der moralischen Norm widerspricht, kommt die Kirche nicht umhin, sich in ihrer pastoralen Sorge um die rechte Ordnung der Gemeinschaft und aus Achtung vor dem Sakrament in Pflicht nehmen zu lassen. Auf diesen Zustand offenkundiger moralischer Indisposition verweist die Norm des kirchlichen Gesetzbuches, gemäß der jene nicht zur eucharistischen Kommunion zugelassen werden können, »die hartnäckig in einer offenkundigen schweren Sünde verharren«

 

Quelle

 

Da die Frage nach dem Sexualleben selten "offenkundig" und "beständig" beantwortet wird (beständig öffentliches Poppen dürfte die Ausnahme im Eheleben sein) war es das.

Denn nur wiederverheiratet zu sein, ist nun einmal keine Sünde, und der Rest unterliegt nur dem Urteil des Betroffenen.

Genau.

 

Außerdem der jahrhunderte alte Spruch:

 

In Rom werden Gesetze gemacht, in Deutschland werden sie eingehalten.

 

Wir sollten internationaler werden bei diesen Dingen

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Begeistert mich nicht, weil es den Beichtenden einschränkt.

Lieber wäre, nicht hören "soll".

 

Aber davon unabhängig:

Es ist ja auch umgekehrt zu missbrauchen.

Ich bin Sekretärin in der Pfarre und greife immer wieder in die Kassa.

Ich merke, dass es eng wird, ich womöglich in Verdacht gerate.

Also beichte ich beim Pfarrer (und mache den Schaden gut).

Das mache ich nicht nur einmal.

Sollte er mir auch nur die Kassenverwaltung wegnehmen (gar mich kündigen), schreie ich dann, er hat das Beichtgeheimnis gebrochen, denn er hat sein in der Beichte erworbenes Wissen benützt.

 

Völlig zu recht. Das beichtgeheimnis ist höher zu werten als ein wenig geld.

Da wird der pfarrer nach einer anderen verfehlung suchen müssen. :ninja:;)

Richtig.

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Es ist allerdings nur für spezielle Einrichtungen (Priesterseminar) untersagt.

Auf der freien Gemeindewildbahn ist man da eher auf das Feingespür des Pfarrers bzw. auch des Beichtenden angewiesen.

Es kann ja auch im Spezialfall auch einmal sehr sinnvoll sein, dass ein Pfarrer seine Sekretärin bebeichtet. Prinzipiell mag es fragwürdig sein. Aber manchmal gibt es Ereignisse oder Verhältnisse (nö, ich meine nichts Anzügliches), die eine Ausnahme sehr sinnvoll machen.

 

Ich finde die Regelungen in diesem Bereich eigentlich ziemlich in Ordnung. Es fehlt hier eher (und auch eher in Ausnahmefällen) an einem Bewusstsein für die Problematik des Rollenkonflikts. Aber wirklich eher in Ausnahmefällen der Ausnahmefälle. Denn: Dass die Sekretärin überhaupt beichtet, ist vielleicht ja auch schon eine Ausnahme. Und dass sie sich ausgerechnet diesbehüflich an ihren Pfarrer wendet ist noch mehr Ausnahme. Und dass der Pfarrer dann nicht einen anderen Beichtvater vorschlägt ist dann die Ausnahme der Ausnahme der Ausnahme. In der gigantisch überwiegenden Mehrheit dürfte das kein Problem sein.

 

Problem ist viel mehr, dass so wenig Leute beichten.

Na, siehst Du, genau das, was ich sage. "Nicht soll" ja, aber "nicht darf" ist Unsinn, weil es eben nicht generell und immer richtig ist. Ich kann mir übrigens nicht vorstellen, dass die "Problematik des Rollenkonflikts" nicht von der weit überwiegenden Mehrheit sehr gut gesehen wird. Schon, weil die meisten Leute Beruf und Privatleben trennen, dürfte die Schar der Beichtenden (Schar=die paar Leuteln, die das überhaupt noch tun), die damit ausgrechnet zum Dienstvorgesetzten gehen, enden wollend sein.

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In der Analyse bin ich da ziemlich gut. Mit einer praxisorientieren Frage tue ich mich aber weitaus schwerer: "Was tun sprach Zeus?"

 

Da kann ich dann nur sehr allgemein antworten. Nur ein paar wenige und auch nicht sehr detaillierte Gedanken:

 

1. Das A und O jeder Motivation zur Beichte ist die Stärkung der Grundlage, nämlich des Glaubens. (Das ist leider so was von allgemein ... aber ich kann's nicht besser)

 

2. Die Kaprizierung auf das moralische Sündenverständnis ist schlicht passé. Die Beichte wurde zu sehr als juristischer Gnadenakt gesehen: "Gott ist sauer auf unsere Sündigkeit. Eigentlich müsste er uns dafür in die Hölle werfen, aber gnadenhalber gibt er uns eine Gelegenheit, seiner Strafe zu entgehen. Dazu muss allerdings ein Rechtsakt nötig, welcher in der gültigen Beichte plus durchgeführtes Bußwerk besteht."

Ich sage nicht, dass das ganz falsch ist. Es spielt gelegentlich am Ende des Lebens eine große Rolle. Da kommt dann das Bedürfnis: "Ich will, dass jetzt alles in Ordnung kommt. Ich erhoffe mir einen Freispruch."

Aber das ist zu wenig. In der Mehrzahl tritt dieses Anliegen weit zurück, besonders bei den jüngeren Generationen. Dahingehend hat man gar kein großes Bedürfnis. Man stellt sich Gott ja auch nicht als paragraphenreitenden Despoten vor, der pingelig auf die Korrektheit des Verfahrens achtet.

 

3. Wir müssen ein existenzielles Sündenverständnis fördern, welches auf ein Lebensgefühl der Sünde anspricht: "Ich bin schlecht. Schlechter (weniger leistungsfähig, unfähiger, peinlicher, unattraktiver) womöglich noch, als andere." und "Ich brauche jemanden, der mir glaubhaft sagt, dass ich mit all meinen Peinlichkeiten, Unfähigkeiten, Blamagen, sogar mit meinem bösen Willen etc. dennoch liebenswert, ja, sogar geliebt und verstanden bin." Gott kennt all diese Peinlichkeiten. Er kennt auch meinen bösen Willen. Und ich suche nach einer Form, durch die ich feiern und mir bestätigen lassen kann, dass er mich trotzdem will. Und dass vor aller Moral und vor allem moralischen Versagen erst mal zählt, dass er zu mir hält. Und dass er null Interesse hat, mich deswegen zu verurteilen oder gar in die Hölle zu verfrachten.

 

4. All diese Anliegen müssen auch in den Texten der Beichte deutlicher zum Tragen kommen. Vor allem bei der Lossprechung.

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Hi Laura!

 

Prima Frage.

Der erste Grund dürfte schlicht auf dasselbe hinauslaufen, wie auch sonst beim Kirchenbesuch. Zu viele andere Möglichkeiten und Interessen, man sieht nicht recht ein, was es bringen soll und man hat auch nicht das Gefühl, dass man hierdurch im Glauben wirklich weiter käme. Das ist ein ganzer Komplex von guten Gründen bzw. Nichtgründen. Und in diesem Bereich liegt meiner Meinung nach der Hauptgrund, weswegen man auf breitester Basis nicht mehr beichtet.

 

Dann gibt es natürlich noch Spezialgründe: Schlechte Beichterfahrungen (gar nicht mal so selten). Blöder Pfarrer. Oder die Einstellung, dass alle Pfarrer irgendwie blöd sind.

Außerdem gibt es die Beichtangst. Und diese findet eben keinen Gegenpol, der motiviert, sie zu überwinden. Warum soll Gott mir nur in der Beichte vergeben? Und was hat es den Pfarrer zu interessieren, was ich so alles verbrochen habe?

 

Das darf aber nicht davon ablenken, dass es ich den ersten Komplex für den entscheidenden halte. Hätten die Leute die Überzeugung, dass sie in der Beichte wirklich von den Sünden befreit wären und dass diese Befreiung ihnen das Leben positiv verändert, würden sie die Spezialgründe zu managen wissen. Miserablen Beichtvätern würde man heutzutage so gründlich den Kopf waschen, dass sie es sich überlegen würden, in der Beichte rumzuverurteilen und loszupoltern, die Pönitenten zu verdammen oder in die Skrupulösität zu treiben. Wahrscheinlich würden ganze Pfarrgemeinderatsgremien gegen den Pfarrer loslegen - tun sie aber nicht, weil sie ja gar nicht beichten.

 

Nein, es liegt an einer prinzipiellen Uneinsichtigkeit des Sakramentes und seines Inhalts. Und parallel mit der Uneinsichtigkeit, was Glauben überhaupt bringen soll. Und daran, dass in der Neuzeit nicht mehr die Schuld des Menschen schwerstes Problem ist, sondern die Angst. (Hab ich mal gelesen. Finde ich sehr treffend.)

 

Beichte kostet Mut, kostet eigenene Gedanken, kostet Ehrlichkeit (auch gegenüber sich selbst) und Öffnung. All das wäre man bereit einzusetzen. Aber nur, wenn man sieht, dass es wirklich voranbringt. Und hier liegt meines Erachtens der Hase im Pfeffer.

Du vergisst eine Kleinigkeit: der Begriff von "Kirche" ist abhanden gekommen. Die "vertikale" Bedeutung der Beichte allein ist tatsächlich uneinsichtig, wenn man die "horizontale" verloren hat. Das betrifft übrigens die anderen Sakramente grundsätzlich auch, nur wird es dort nicht problematisiert, weil die bequemer sind.

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Franciscus non papa
Außerdem der jahrhunderte alte Spruch:

 

In Rom werden Gesetze gemacht, in Deutschland werden sie eingehalten.

 

Wir sollten internationaler werden bei diesen Dingen

 

 

deutschland ist nicht preussen - sowohl im süden als auch im rheinland geht man da eher gelassen mit gesetzen um...

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Außerdem der jahrhunderte alte Spruch:

 

In Rom werden Gesetze gemacht, in Deutschland werden sie eingehalten.

 

Wir sollten internationaler werden bei diesen Dingen

 

 

deutschland ist nicht preussen - sowohl im süden als auch im rheinland geht man da eher gelassen mit gesetzen um...

Wir haben wohl aber doch einige Preußen im Forum. Wir Sachsen können das auch nicht verstehen :ninja:

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In der Analyse bin ich da ziemlich gut. Mit einer praxisorientieren Frage tue ich mich aber weitaus schwerer: "Was tun sprach Zeus?"

 

Da kann ich dann nur sehr allgemein antworten. Nur ein paar wenige und auch nicht sehr detaillierte Gedanken:

 

1. Das A und O jeder Motivation zur Beichte ist die Stärkung der Grundlage, nämlich des Glaubens. (Das ist leider so was von allgemein ... aber ich kann's nicht besser)

Ist ja auch spät.

Mein Versuch, ich denke da mal an zwei Dinge:

- Sehnsucht nach der Nähe Gottes

- Befreiung. Lossprechen bedeutet jemanden zu befreien.

Wir können als "Kinder Gottes" freier leben. Das soll das Sakrament zeigen und wird ja auch so erlebt.

2. Die Kaprizierung auf das moralische Sündenverständnis ist schlicht passé. Die Beichte wurde zu sehr als juristischer Gnadenakt gesehen: "Gott ist sauer auf unsere Sündigkeit. Eigentlich müsste er uns dafür in die Hölle werfen, aber gnadenhalber gibt er uns eine Gelegenheit, seiner Strafe zu entgehen. Dazu muss allerdings ein Rechtsakt nötig, welcher in der gültigen Beichte plus durchgeführtes Bußwerk besteht."

Ich sage nicht, dass das ganz falsch ist. Es spielt gelegentlich am Ende des Lebens eine große Rolle. Da kommt dann das Bedürfnis: "Ich will, dass jetzt alles in Ordnung kommt. Ich erhoffe mir einen Freispruch."

Aber das ist zu wenig. In der Mehrzahl tritt dieses Anliegen weit zurück, besonders bei den jüngeren Generationen. Dahingehend hat man gar kein großes Bedürfnis. Man stellt sich Gott ja auch nicht als paragraphenreitenden Despoten vor, der pingelig auf die Korrektheit des Verfahrens achtet.

Genau.

3. Wir müssen ein existenzielles Sündenverständnis fördern, welches auf ein Lebensgefühl der Sünde anspricht: "Ich bin schlecht. Schlechter (weniger leistungsfähig, unfähiger, peinlicher, unattraktiver) womöglich noch, als andere." und "Ich brauche jemanden, der mir glaubhaft sagt, dass ich mit all meinen Peinlichkeiten, Unfähigkeiten, Blamagen, sogar mit meinem bösen Willen etc. dennoch liebenswert, ja, sogar geliebt und verstanden bin." Gott kennt all diese Peinlichkeiten. Er kennt auch meinen bösen Willen. Und ich suche nach einer Form, durch die ich feiern und mir bestätigen lassen kann, dass er mich trotzdem will. Und dass vor aller Moral und vor allem moralischen Versagen erst mal zählt, dass er zu mir hält. Und dass er null Interesse hat, mich deswegen zu verurteilen oder gar in die Hölle zu verfrachten.

Aus meiner Erfahrung als "Konsument" noch ein Zusatz: Es ist auch gut, daß das von einem Menschen gesagt wird. Dadurch weiß ich, daß nicht nur Gott, sondern auch die Menschen mich annehmen können.

4. All diese Anliegen müssen auch in den Texten der Beichte deutlicher zum Tragen kommen. Vor allem bei der Lossprechung.

Das weiß ich nicht. Für mich ist das die tiefe Bedeutung, die in den paar Worten "Ich spreche Dich los" liegt. Cibulka hat mal eine Gedichtband "Losgesprochen" geschrieben, finde ich schön.

Oder mit mal ganz anderen Worten: Im "Akt" Dinge zu erklären, kommt nicht immer gut an. Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine. Die Erklärung sollte außerhalb liegen, damit man sich auf das konzentrieren kann, was geschieht.

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Vielleicht müßte der CIC dahingehend ergänzt werden, daß auch in kirchlichen Arbeitsverhältnissen forum internum und externum getrennt werden müssen, d.h. daß der priesterliche Dienstvorgesetzte (außer in Todesgefahr) nicht die Beichte seiner Angestellten hören darf.

 

 

Also unser Pfarrer sagt, dass er z.B. von seinen mitarbeitern gar nicht die Beichte abnehmen würde auch wenn sie das wollten, er würde sie an einen kollgen verweisen.

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