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Kindesmissbrauch in rkK


gerwin

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Das wäre in der Tat sinnvoll - und zwar nicht nur bei Priestern.

 

Absolut.

 

Ich dachte immer, es sei heutzutage Standard, bei Kindesmissbrauch automatisch die Forensiker auf den Täter loszulassen mit dem Ziel, möglichst viel Wissen zu bekommen. Das passiert aber nicht. Zumindest nicht standardmäßig. Und wenn dann irgendwann die Therapie losgeht, ist es zu spät. Dann sind die Forensiker außen vor, dann kommen die "normalen" Psychologen und Psychiater.

 

Und Wine - MartinO hat recht. Ich habe nicht so sehr die Priester im Blickfeld - schlicht, weil ich mit denen weder schlechte Erfahrungen gemacht habe, noch weil ich jemand kenne, der mit denen schlechte Erfahrungen gemacht hat. Ich habe Heimerzieher - egal, ob kirchlich oder nicht und Sporttrainer im Blick. Da ist in meinem Bekanntenkreis einiges an schlechten Erfahrungen mit solchen Gestalten. Sicherlich ist es dort genauso wie bei den Priestern - nicht jeder neigt dazu, übel zu werden. Aber auch da gibt es nennenswerte Mengen von denen, die entglitten sind.

 

Es wäre eine Ignoranz gegenüber den vielen Opfern der übrigen nicht verwandten Nahbereichstäter, wenn man sich jetzt nur auf Priester stürzt.

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Hat man eigentlich die Lebensläufe der kriminell gewordenen Priester mal wirklich untersucht, durch Psychologen? Wie war die Kindheit? Wie die Erziehung? Wann entscheidet sich jemand, Priester zu werden? Wurde Druck ausgeübt, dass er Priester wird? Was waren seine Beweggründe? Hatte er sexuelle Beziehungen zu anderen Menschen? Hatte er da Enttäuschungen? Hat man mal versucht, da ein Täterprofil zu erstellen? Weshalb wurde er unter Umständen von anderen, sogar der Gemeinde gedeckt?

wine

Das wäre in der Tat sinnvoll - und zwar nicht nur bei Priestern.

Doch, gerade bei denen. Ich kenn keinen anderen Beruf, der sich als Mittler zwischen Gott und den Menschen versteht. Und bilde Dir bloss nicht ein, ich wüßte nicht, welchen Einfluss Priester auf gläubige Menschen haben können.

wine

Das ist eine andere Baustelle.

....

Das ist genau diese Baustelle.

Was du vorschlägst, ist allerdings eine allgemeine Ursachenanalyse, wie ein Kinderschänder zum Kinderschänder wird. Dies ist ein Problem aller Organisationen, in denen Kinderschändung vorkommt - sprich: Aller Organisationen, die Kinder- und Jugendarbeit betreiben.

Wenn das stimmt, was Lothar geschrieben hat, könntte man vermuten, dass die Ursache in einer speziellen Kombination aus der Ideologie, übersteigerter Frömmigkeit des Elternhauses, eigene übersteigerte Frömmigkeit, Machtanmaßung des geweihten Priesters, seiner sexuellen Verklemmtheit, seiner Minderwertigkeitskomplexe (er weiß ja, dass er nicht wirklich ein Mittler zwischen Gott und Mensch ist) liegt, die so in anderen Organisationen nicht vorkommt. Kein Trainer in einem Sportverein, kein Lehrer in einer Schule hat (hatte) soviel Vertrauensvorschuss wie ein Priester. Sie konnten scheinbar problemlos ihre Opfer überreden, stillzuhalten und nichts weiterzusagen. Wär schon interessant zu erfahren, mit welchen Überredungskünsten diese Menschen ihre Opfer soweit gebracht haben, dass sie sich teilweise erst nach Jahrzehnten gemeldet haben...

wine

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Wenn das stimmt, was Lothar geschrieben hat, könntte man vermuten, dass die Ursache in einer speziellen Kombination aus der Ideologie, übersteigerter Frömmigkeit des Elternhauses, eigene übersteigerte Frömmigkeit, Machtanmaßung des geweihten Priesters, seiner sexuellen Verklemmtheit, seiner Minderwertigkeitskomplexe (er weiß ja, dass er nicht wirklich ein Mittler zwischen Gott und Mensch ist) liegt, die so in anderen Organisationen nicht vorkommt. Kein Trainer in einem Sportverein, kein Lehrer in einer Schule hat (hatte) soviel Vertrauensvorschuss wie ein Priester. Sie konnten scheinbar problemlos ihre Opfer überreden, stillzuhalten und nichts weiterzusagen. Wär schon interessant zu erfahren, mit welchen Überredungskünsten diese Menschen ihre Opfer soweit gebracht haben, dass sie sich teilweise erst nach Jahrzehnten gemeldet haben...

wine

Ich denke nicht, das man es so kompliziert machen muß: es handelt sich in meinen Augen um die Ausnutzung eines (nicht in eine Kontrollstruktur eingebundenen) Machtgefälles, das im kirchlichen Bereich zudem religiös überhöht wurde/wird. Religiöse Überhöhung funktioniert in der Regel "per se", da braucht es keine ausgeklügelten "Überredungskünste". Und emotionale Manipulation beherrschen alle Pädophilen quasi perfekt - ob im religiösen, säkularen oder familiären Umfeld.

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Ich habe es ja weiter vorne schon geschrieben, diese Kombination Machtgefühl (unter Umständen für jemanden, der immer selber unterdrückt wurde und nun in Kindern einfache Opfer findet) mit unterdrückter Sexualität könnte einer der Gründe sein. Du schreibst ja auch, dass da eine bestimmte Auslese getroffen wird... Hat man eigentlich die Lebensläufe der kriminell gewordenen Priester mal wirklich untersucht, durch Psychologen? Wie war die Kindheit? Wie die Erziehung? Wann entscheidet sich jemand, Priester zu werden? Wurde Druck ausgeübt, dass er Priester wird? Was waren seine Beweggründe? Hatte er sexuelle Beziehungen zu anderen Menschen? Hatte er da Enttäuschungen? Hat man mal versucht, da ein Täterprofil zu erstellen? Weshalb wurde er unter Umständen von anderen, sogar der Gemeinde gedeckt?

wine

Ich denke, die Stelle, die darüber am kompetentesten Auskunft geben kann (zZ) ist das Forschungs- und Präventionsprojekt "Kein Täter werden" an der Charité in Berlin.

Ich wäre froh, wenn sich meine Kirche da mit hintergehängt hätte, statt eine (in meinen Augen wenig klare) eigene "Untersuchung" in Auftrag zu geben.

Sehe ich jetzt erst. Da wäre eine Vernetzung möglich und später -vielleicht- eine klare, ziemlich abgesicherte Aussage weshalb Menschen, die Priester geworden sind, auffällig wurden, bzw wieweit wirken spezielle umstände, die mit der Kirche zusammenhängen, mit oder nicht. Da hätte die katholische Kirche ihre speziellen Bedingungen mit einbringen können. Scheinbar ist in dieser Richtung nie etwas gelaufen, sondern immer nur Untersuchungen, die irgendwie zweckgebunden waren. Wenn man Berufe vergleicht, muss man andere Einflüsse, Familie usw herausfiltern. Man hat wohl nur statistische Vergleiche angestellt und das noch mit groben handwerklichen Fehlern, wenn ich Lothar richtig verstanden habe. Ich weiß, es sind -gottseidank- immer noch seltene Ereignisse und damit statistische Auswertungen zu treiben, ist ein Kreuz.

wine

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Werden die Bischöfe und Kardinäle eigentlich auch gescreent? :angel:

 

Im UK benötigt jeder Mensch, der unter Umständen in Kontakt mit Kinder und Jugendlichen kommen könnte, einen speziellen PNC-Record alle 2 Jahre. Das betrifft z.B. Polizisten, Gefängniswärter, Ärzte, Krankenschwestern, Rechtsanwälte, alle Geistlichen, Sporttrainer, Sportvereinsvorsitzende, Leiter einer Jugendgruppe (auch wenn die das nur einmalig machen). Hat die Organisation, die solche Leute beschäftigt oder zulässt (Rechtsanwaltskammer z.B.) ein entsprechendes gültiges Dokument nicht in ihren Personalakten und es passiert was, kann sie als "relevanter Tatbeteiligter" gelten, was auch strafrechtliche Relevanz für Verwaltungsmitarbeiter haben kann.

 

Wenn jemand mehrere Funktionen hat - Trainer in mehreren Vereinen z.B. - muss jeder Verein seinen eigenen PNC Record über diese Person anfordern. Damit wird sichergestellt, dass im PNC (Datenbank der britischen Polizei) abgespeichert wird, wer für welchen Verein oder für welche Organisation tätig ist: Absolut lückenlose Überwachung, mit drastischen Sanktionsmaßnahmen, wenn sich jemand nicht daran hält.

 

Das erscheint nicht nur den Deutschen, sondern auch sehr vielen Briten als sehr bürokratisch und teuer, ist aber eine Folge des systematischen vertuschten Kindesmissbrauchs durch fast alle Einrichtungen hinweg bis in die letzten Jahre hinein.

 

Ach ja: Im PNC Record sind im Gegensatz zum CRC (Criminal Record - Führungszeugnis) auch Verwarnungen, (noch) unbestätigte Vorwürfe, Anzeigen u.ä. drin, halt alles, was die Polizei speichert.

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Da hätte die katholische Kirche ihre speziellen Bedingungen mit einbringen können. Scheinbar ist in dieser Richtung nie etwas gelaufen, sondern immer nur Untersuchungen, die irgendwie zweckgebunden waren.

 

Als grundsätzlicher Optimist gehe ich davon aus, dass die Kirchen sich da früher oder später einbringen werden. Die werden nicht anders können und irgendwann auch nicht anders wollen. Die Gesellschaft ist immer weniger bereit, hier dunkle Bereiche zu dulden, nur weil die Kirchen eben Kirchen sind.

 

Das heißt aber auch, dass der gesellschaftliche Druck - vor allem über die Medien - konstant bleiben und jeder Vorfall öffentlich werden muss (natürlich unter Beachtung des Opferschutzes).

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Ach ja: Im PNC Record sind im Gegensatz zum CRC (Criminal Record - Führungszeugnis) auch Verwarnungen, (noch) unbestätigte Vorwürfe, Anzeigen u.ä. drin, halt alles, was die Polizei speichert.

Na danke.

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Ich habe es ja weiter vorne schon geschrieben, diese Kombination Machtgefühl (unter Umständen für jemanden, der immer selber unterdrückt wurde und nun in Kindern einfache Opfer findet) mit unterdrückter Sexualität könnte einer der Gründe sein. Du schreibst ja auch, dass da eine bestimmte Auslese getroffen wird... Hat man eigentlich die Lebensläufe der kriminell gewordenen Priester mal wirklich untersucht, durch Psychologen? Wie war die Kindheit? Wie die Erziehung? Wann entscheidet sich jemand, Priester zu werden? Wurde Druck ausgeübt, dass er Priester wird? Was waren seine Beweggründe? Hatte er sexuelle Beziehungen zu anderen Menschen? Hatte er da Enttäuschungen? Hat man mal versucht, da ein Täterprofil zu erstellen? Weshalb wurde er unter Umständen von anderen, sogar der Gemeinde gedeckt?

wine

Ich denke, die Stelle, die darüber am kompetentesten Auskunft geben kann (zZ) ist das Forschungs- und Präventionsprojekt "Kein Täter werden" an der Charité in Berlin.

Ich wäre froh, wenn sich meine Kirche da mit hintergehängt hätte, statt eine (in meinen Augen wenig klare) eigene "Untersuchung" in Auftrag zu geben.

Hi,

 

ein absolutes Ja! Wer, wenn nicht die Kirche hätte die Möglichkeit die Einrichtung von Anlaufstellen deutschlandweit zu fördern? Das wäre sogar im klerikalen Sinne eine tätige Reue statt Gefälligkeitsgutachten von Mietmäulern.

 

Gruss, Martin

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Ich denke, die Stelle, die darüber am kompetentesten Auskunft geben kann (zZ) ist das Forschungs- und Präventionsprojekt "Kein Täter werden" an der Charité in Berlin.

Ich wäre froh, wenn sich meine Kirche da mit hintergehängt hätte, statt eine (in meinen Augen wenig klare) eigene "Untersuchung" in Auftrag zu geben.

 

OFF TOPIC:

Das ist eine sehr interessante Seite. Allerdings vermisse ich da die Differenzierung, daß es durchaus Kinderpornographie gibt, die ohne Kindesmißbrauch entstanden ist (Geschichten, Comics, ggf. "Scheinminderjährige"). Ich fände die Frage wirklich interessant, ob der Konsum derartiger Pornographie ein Ventil schaffen kann oder eher eine Art "Einstiegsdroge" darstellt, die letztlich zum Konsum "richtiger" Kinderpornographie bzw. gar zum Kindesmißbrauch führt.

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Ich denke, die Stelle, die darüber am kompetentesten Auskunft geben kann (zZ) ist das Forschungs- und Präventionsprojekt "Kein Täter werden" an der Charité in Berlin.

Ich wäre froh, wenn sich meine Kirche da mit hintergehängt hätte, statt eine (in meinen Augen wenig klare) eigene "Untersuchung" in Auftrag zu geben.

 

OFF TOPIC:

Das ist eine sehr interessante Seite. Allerdings vermisse ich da die Differenzierung, daß es durchaus Kinderpornographie gibt, die ohne Kindesmißbrauch entstanden ist (Geschichten, Comics, ggf. "Scheinminderjährige"). Ich fände die Frage wirklich interessant, ob der Konsum derartiger Pornographie ein Ventil schaffen kann oder eher eine Art "Einstiegsdroge" darstellt, die letztlich zum Konsum "richtiger" Kinderpornographie bzw. gar zum Kindesmißbrauch führt.

Ich denke viele Menschen haben ihre moralische Grenzen die sie auf gar keinen fall überschreiten wollen,(obwohl sie eingentlich gerne würden).

So gibt es auch Menschen die sogenanten Teufelkreiss beitreten, aus dem sehr schwerig raus zu kommmen ist und der keine Grenzen kennt.

 

 

Gruss Hipshot

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Ach ja: Im PNC Record sind im Gegensatz zum CRC (Criminal Record - Führungszeugnis) auch Verwarnungen, (noch) unbestätigte Vorwürfe, Anzeigen u.ä. drin, halt alles, was die Polizei speichert.

Na danke.

Wieso? Was für einen Schaden kann so ein Typ bei einem Kind/Jugendlichen anrichten... Wenn ich mir den Fackelzug bei der Überwachung von Schützenvereinen ansehe, kommt mir das weitaus, um mehrere Größenordnungen, folgerichtiger vor.

Ein Verein hat übrigens auch immer informelle Informationswege. Und als bei uns mehrere Mädchen in das mannbare Alter kamen, wurde ich sofort gewarnt. (Das soll es nämlich auch geben, Frauen können ganz schön raffitückisch sein) Das Training lief dann immer so ab, dass mind. zwei Personen außer den Mädchen anwesend waren.

wine

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Ach ja: Im PNC Record sind im Gegensatz zum CRC (Criminal Record - Führungszeugnis) auch Verwarnungen, (noch) unbestätigte Vorwürfe, Anzeigen u.ä. drin, halt alles, was die Polizei speichert.

Na danke.

Wieso? Was für einen Schaden kann so ein Typ bei einem Kind/Jugendlichen anrichten... Wenn ich mir den Fackelzug bei der Überwachung von Schützenvereinen ansehe, kommt mir das weitaus, um mehrere Größenordnungen, folgerichtiger vor.

Ein Verein hat übrigens auch immer informelle Informationswege. Und als bei uns mehrere Mädchen in das mannbare Alter kamen, wurde ich sofort gewarnt. (Das soll es nämlich auch geben, Frauen können ganz schön raffitückisch sein) Das Training lief dann immer so ab, dass mind. zwei Personen außer den Mädchen anwesend waren.

wine

Es geht mir darum, dass auch folgenlose Anzeigen und Vorwürfe enthalten sind - da reicht dann wieder eine anonyme Anzeige ...

Was tut man denn als Trainer, wenn man unschuldig angezeigt wird, und das weiterhin gespeichert bleibt? Ist das noch ein Rechtsstaat?

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Es geht mir darum, dass auch folgenlose Anzeigen und Vorwürfe enthalten sind - da reicht dann wieder eine anonyme Anzeige ...

Was tut man denn als Trainer, wenn man unschuldig angezeigt wird, und das weiterhin gespeichert bleibt? Ist das noch ein Rechtsstaat?

 

Nun ja, die Rechtsstaatlichkeit ist davon weniger berührt als die Frage der garantierten Freiheiten.

 

Das ist auch im UK umstritten. Wenn man sich die PNC-Homepage anschaut, gibt es da Möglichkeiten, bestimmte Dinge zeitabhängig streichen zu lassen.

 

Aber natürlich ist das UK auch nicht von der Entwicklung im gesamten Westen ausgenommen, dass man momentan auf dem Weg ist, bürgerliche Freiheiten gegenüber Sicherheit und Ordnung eher hinten anzustellen. Das ist ein globales Problem, was sich so alle 30 Jahre wiederholt (damals waren es die sogenannten Notstandsgesetze). Kritisieren kann und muss man das schon. Es hat nur nicht viel Sinn, da momentan eigentlich alle westlichen Länder diesen Weg gehen.

 

Im UK verstehe ich das aus zweierlei Sicht: Das Land hatte immer schon vergleichsweise wenig Skrupel, bei "inneren Bedrohungen" Teile der bürgerlichen Freiheiten abzuschaffen - bis hin zur Aussetzung von wirklichen, rechtsstaatlichen Grundsätzen (sieht man, wenn man die Geschichte der Nordirland-Konflikte seit den 1960ern anschaut). Zum anderen war sexueller Kindesmissbrauch im UK schlichtweg nicht präsent, sowas tun wir nicht, das gibts nicht. Unter dieser Decke waren so unvergleichlich schlimme Zustände (Haut de la Garenne beispielsweise, um ein Beispiel außerhalb der Kirche zu nennen), dass man nachvollziehen kann, sowas nun "mit Stumpf und Stiel" auszurotten. Da überzieht man dann leicht.

 

Aber wenn ich meinen früheren Chef - einen Juristen - richtig verstanden habe, ist die Frage "mehr Freiheit" vs. "mehr Sicherheit" in allen freiheitlichen Rechtsstaaten dauernd an der Tagesordnung.

 

Zu Deiner Frage: Angenommen, gegen einen Sporttrainer gibt es mehrere Beschwerden, die aufgrund mangelnder Mitarbeit von Zeugen nicht bestätigt werden konnten. Angenommen, es passiert dann irgendwas Schlimmes. Was meinst Du, was dann in der Zeitung steht? Dann taucht sofort das Argument auf "hätte man ja verhindern können, die Behörden schützen aber immer nur die Täter". Was tun? Im UK gibt es praktisch keinen Datenschutz, da hat man den dortigen Weg beschritten (der IMO im Widerspruch zu EU-Recht steht - aber das weiß ich nicht genau).

 

Irgendwelche "Bremsen" müssen wohl schon da sein, sonst wäre es ja leicht, missliebige Lehrer, Polizisten, Trainer, ... einfach so aus dem Dienst zu kicken. Wie genau die PNC-Records ausgewertet und beurteilt werden, weiß ich nicht. Das wird wohl primär von den Einrichtungen selber abhängen, welche Schlüsse die aus den gespeicherten Daten ziehen.

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Auch wenn ich die Motivation dahinter verstehe, sehe ich doch auch, wie leicht es jetzt schon ist jemandem misliebigem zu schaden. Sei es dem Vater über den Hinweis das Jugendamt, sei es dem Pfarrer über den anonymen Anruf, ...

 

 

 

BTW: Wer grundlegende Freiheiten aufgibt, um vorübergehend ein wenig Sicherheit zu

erlangen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.

(Benjamin Franklin zugeschrieben)

bearbeitet von Felician
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Daran musst Du Dich gewöhnen.

Wenn die Hype ausbricht, bricht sie aus.

Hexen, Kommunisten, Terroristen, Kinderschänder... da bleibt kein Auge trocken und keine Freiheit übrig.

Irgendjemanden Schützen ist immer gut

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Auch wenn ich die Motivation dahinter verstehe, sehe ich doch auch, wie leicht es jetzt schon ist jemandem misliebigem zu schaden. Sei es dem Vater über den Hinweis das Jugendamt, sei es dem Pfarrer über den anonymen Anruf, ...

 

 

 

BTW: Wer grundlegende Freiheiten aufgibt, um vorübergehend ein wenig Sicherheit zu

erlangen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.

(Benjamin Franklin zugeschrieben)

Das Pferd mit Freiheit und Sicherheit kann man allerdings auch andersrum aufzäumen. Man könnte zum Beispiel sagen, Priester, die gegen die Speicherung der Daten sind, riskieren die Freiheit von möglichen Missbrauchsopfern für ihre eigene persönliche Sicherheit. Dass des einen Freiheit des anderen Unsicherheit ist, gilt auch umgekehrt.

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Ach ja: Im PNC Record sind im Gegensatz zum CRC (Criminal Record - Führungszeugnis) auch Verwarnungen, (noch) unbestätigte Vorwürfe, Anzeigen u.ä. drin, halt alles, was die Polizei speichert.

Na danke.

Wieso? Was für einen Schaden kann so ein Typ bei einem Kind/Jugendlichen anrichten... Wenn ich mir den Fackelzug bei der Überwachung von Schützenvereinen ansehe, kommt mir das weitaus, um mehrere Größenordnungen, folgerichtiger vor.

Ein Verein hat übrigens auch immer informelle Informationswege. Und als bei uns mehrere Mädchen in das mannbare Alter kamen, wurde ich sofort gewarnt. (Das soll es nämlich auch geben, Frauen können ganz schön raffitückisch sein) Das Training lief dann immer so ab, dass mind. zwei Personen außer den Mädchen anwesend waren.

wine

Es geht mir darum, dass auch folgenlose Anzeigen und Vorwürfe enthalten sind - da reicht dann wieder eine anonyme Anzeige ...

Was tut man denn als Trainer, wenn man unschuldig angezeigt wird, und das weiterhin gespeichert bleibt? Ist das noch ein Rechtsstaat?

Das passiert auch heute, ohne die behördliche Überwachung. Mir ist ein Fall bekannt, wo der Trainer anonym angezeigt wurde. Nichts war dran an den Vorwürfen, vollständig an den Haaren herbeigezogen. Tja, er hatte nebenbei noch ein kleines Sportgeschäft und ist aufgrund dieser Anzeige haarscharf an einer Pleite vorbeigeschliddert.

 

wine

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Auch wenn ich die Motivation dahinter verstehe, sehe ich doch auch, wie leicht es jetzt schon ist jemandem misliebigem zu schaden. Sei es dem Vater über den Hinweis das Jugendamt, sei es dem Pfarrer über den anonymen Anruf, ...

 

 

 

BTW: Wer grundlegende Freiheiten aufgibt, um vorübergehend ein wenig Sicherheit zu

erlangen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit.

(Benjamin Franklin zugeschrieben)

Das Pferd mit Freiheit und Sicherheit kann man allerdings auch andersrum aufzäumen. Man könnte zum Beispiel sagen, Priester, die gegen die Speicherung der Daten sind, riskieren die Freiheit von möglichen Missbrauchsopfern für ihre eigene persönliche Sicherheit. Dass des einen Freiheit des anderen Unsicherheit ist, gilt auch umgekehrt.

Freiheit ist Sklaverei.

 

Ich bin kein Priester, ich leite keine Jugendgruppe, ich bin kein Lehrer, kein Trainer, ich habe keine Kinder.

Allerdings gefährde ich dadurch, dass ich meine Privatsphäre schützen will, gewiss die Bekämpfung des Rechtsradikalismus, des Islamismus und natürlich der Darstellung sexueller Gewalt gegen Minderjährige. Wenn Vater Staat immer weiß, wo sich wer befindet, kann er gut eingreifen, wenn sich die falschen Leute treffen, um die Freiheit der Bankangestellten einzuschränken. Vater Staat will nämlich nur das beste für uns. Menschen lassen sich doch so viel einfacher regieren, wenn man alles über sie weiß. Am besten auch noch Gedankenlesen, dadurch verhindert man jegliche Einschränkung der Freiheit der Staatsbürger durch totalitäre Ideen. Durch alles andere würde man doch nur die Sicherheit von solchen Gedankenverbrechern schützen.

bearbeitet von Felician
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Das Pferd mit Freiheit und Sicherheit kann man allerdings auch andersrum aufzäumen. Man könnte zum Beispiel sagen, Priester, die gegen die Speicherung der Daten sind, riskieren die Freiheit von möglichen Missbrauchsopfern für ihre eigene persönliche Sicherheit. Dass des einen Freiheit des anderen Unsicherheit ist, gilt auch umgekehrt.

Sorry, nö. So kann man das seriöserweise nicht aufziehen. Ich bin hier mit Felician und Edith einig, dass ich nicht akzeptieren kann, dass wegen einer Hysterie bezüglich Kindesmissbrauch jegliche Privatsphäre ausgehebelt werden darf. Kinderficker sind was Schlimmes, da gibt es keinen Zweifel. Aber dass wegen eines Kinderfickers unter 10000 Menschen die anderen 9999 Menschen bis zum Beweis des Gegenteils ebenfalls wie potentielle Kinderficker behandelt werden, ist nicht akzeptabel.

bearbeitet von Sokrates
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Das Pferd mit Freiheit und Sicherheit kann man allerdings auch andersrum aufzäumen. Man könnte zum Beispiel sagen, Priester, die gegen die Speicherung der Daten sind, riskieren die Freiheit von möglichen Missbrauchsopfern für ihre eigene persönliche Sicherheit. Dass des einen Freiheit des anderen Unsicherheit ist, gilt auch umgekehrt.

Sorry, nö. So kann man das seriöserweise nicht aufziehen. Ich bin hier mit Felician und Edith einig, dass ich nicht akzeptieren kann, dass wegen einer Hysterie bezüglich Kindesmissbrauch jegliche Privatsphäre ausgehebelt werden darf. Kinderficker sind was Schlimmes, da gibt es keinen Zweifel. Aber dass wegen eines Kinderfickers unter 10000 Menschen die anderen 9999 Menschen bis zum Beweis des Gegenteils ebenfalls wie potentielle Kinderficker behandelt werden, ist nicht akzeptabel.

Darum geht es aber nicht. Weder wird in Großbritannien "jegliche Privatsphäre ausgehebelt", noch werden Unschuldige wie Kinderficker behandelt. Die Frage ist: Darf man überhaupt etwas tun? Darf man im Vorfeld Kontrollen irgendwelcher Art durchführen, oder ist alles unerlaubt?

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Darum geht es aber nicht. Weder wird in Großbritannien "jegliche Privatsphäre ausgehebelt", noch werden Unschuldige wie Kinderficker behandelt. Die Frage ist: Darf man überhaupt etwas tun? Darf man im Vorfeld Kontrollen irgendwelcher Art durchführen, oder ist alles unerlaubt?

 

 

Die Frage ist nicht, ob man etwas tun darf, die Frage ist, was man tun darf. Und eine Routinespeicherung aller möglichen Verdächtigungen und Hinweise halte ich für zu weitgehend, weil dies der Denunziation nicht nur Tor und Tür öffnet, sondern dem Betroffenen auch noch jeden Schutz dagegen nimmt: Die im Scheidungsverfahren stehende zukünftige Ex bezichtigt im Rahmen des Sorgerechtsstreites den Nochehemann eines sagen wir einmal vorsichtig zu engen Umgangs mit den Töchtern - und schon ist der lebenslange Eintrag da und der Mann stigmatisiert.

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Genau das ist der Punkt: Einmal verdächtigt, ob zu Recht oder zu unrecht, und es bleibt lebenslang was kleben. Der einzige Unterschied zu dem Vorgehen während des Hexenwahns im ausgehenden Mittelalter ist der, dass die damals noch keine Computer hatten.

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