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Katholischer Fundamentalismus


AdG

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Hallo,

frohes neues Jahr.

Auch wenn es eine Frage ist, schreibe ich es in den GG, um ungestört zu sein:

Was macht für euch einen katholischen Fundamentalisten aus? Wann ist eine katholische Ansicht fundamentalistisch? Wo ist die Grenze?

 

Ich nehme an, dass man mich als Fundi einstuft, warum?

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Franciscus non papa
Hallo,

frohes neues Jahr.

Auch wenn es eine Frage ist, schreibe ich es in den GG, um ungestört zu sein:

Was macht für euch einen katholischen Fundamentalisten aus? Wann ist eine katholische Ansicht fundamentalistisch? Wo ist die Grenze?

 

Ich nehme an, dass man mich als Fundi einstuft, warum?

 

 

mein gott, solche probleme in der neujahrsnacht???

 

prost neujahr und eine gute fastnachtscampagne - helau.

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Ein katholischer Fundamentalist unterscheidet sich von nichtkatholischen Fundamentalisten dadurch, dass er katholisch ist.

 

Was ein Fundamentalist ist? Das ist nicht ganz leicht zu umschreiben, weil es sich hierbei um einen Kampfbegriff handelt. Ganz allgemein könnte ich aus meiner Sicht sagen: Jemand, der so starr an irgendwas festhält (was er sein Fundament nennt), dass man mit ihm nicht wirklich darüber reden kann. Irgendwie bildet das "Fundament", auf das er sich bezieht ein geschlossenes Denksystem. Und in dieses Denksystem kann man von außen nicht eindringen. Allein der Fundi selbst kann aus diesem System ausbrechen. Dazu kann man ihn einladen. Allerdings gestalten viele Fundis ihre Persönlichkeit so aggressiv, dass niemand Lust hat, solche Angebote zu machen.

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Nein. Nur diejenigen, die vor lauter Sicherheit nicht mehr mit anderen (und wahrscheinlich auch mit ihren eigenen Zweifeln) kommunikativ in Kontakt treten können.

 

Vielleicht ist das auch eine ganz gute Beschreibung:

Sich der eigenen Zweifel nicht bewusst. Auf gar keinen Fall die Zweifel zugeben, weder vor sich selbst, noch vor anderen. Sie am besten gar nicht mehr spüren. Und diese Zweifellosigkeit demonstrieren und auch von anderen fordern. Das kommt doch einem Fundamentalisten ziemlich nahe.

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Nein. Nur diejenigen, die vor lauter Sicherheit nicht mehr mit anderen (und wahrscheinlich auch mit ihren eigenen Zweifeln) kommunikativ in Kontakt treten können.

 

Vielleicht ist das auch eine ganz gute Beschreibung:

Sich der eigenen Zweifel nicht bewusst. Auf gar keinen Fall die Zweifel zugeben, weder vor sich selbst, noch vor anderen. Sie am besten gar nicht mehr spüren. Und diese Zweifellosigkeit demonstrieren und auch von anderen fordern. Das kommt doch einem Fundamentalisten ziemlich nahe.

Gut, danke, das wollte ich wissen.

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Nein. Nur diejenigen, die vor lauter Sicherheit nicht mehr mit anderen (und wahrscheinlich auch mit ihren eigenen Zweifeln) kommunikativ in Kontakt treten können.

 

Vielleicht ist das auch eine ganz gute Beschreibung:

Sich der eigenen Zweifel nicht bewusst. Auf gar keinen Fall die Zweifel zugeben, weder vor sich selbst, noch vor anderen. Sie am besten gar nicht mehr spüren. Und diese Zweifellosigkeit demonstrieren und auch von anderen fordern. Das kommt doch einem Fundamentalisten ziemlich nahe.

Gut, danke, das wollte ich wissen.

 

Ein Christ sollte den Zweifel nicht zum Mittelpunkt seines Glaubens machen. Dann bleibt vom Glauben nix mehr übrig, ausser Verzweiflung. Frohes und gesegnetes Jahr euch allen.

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Es gibt eine schöne Bibelpassage, wo man das gut beobachten kann. Im Buch Hiob.

 

Hiobs "Freunde" scheinen ja alle ganz genau zu wissen, warum der arme Hiob so leiden muss. Im 18. Kapitel meint Bildad:

"Wann endlich macht ihr Schluss mit den Reden? / Nehmt Einsicht an, dann reden wir."

Aha. Bildad und seine Kollegen wissen es also ganz genau.

Er kommentiert noch, dass man auf sie (die Freunde) gefälligst hören soll und dass es ganz und gar falsch ist, ihren allwissenden Rat zu missachten:

"Warum sind wir wie Vieh geachtet, / gelten als unrein in euren Augen?"

 

Und dann führt Bildad aus, warum Hiob so heimgesucht wird. Es läuft darauf hinaus, dass Hiob ein Frevler ist, der das Unheil (wie es bei allen Frevlern ist) geradezu magnetisch anzieht.

 

Und Hiob antwortet - und verfällt ebenfalls in eine fundamentalistische Anwandlung. Er antwortet im 19. Kapitel:

"25 Doch ich, ich weiß: mein Erlöser lebt, / als Letzter erhebt er sich über dem Staub."

 

Soso. Er weiß, dass sein Erlöser lebt. Quatsch, Pustekuchen! Genau das weiß er eben nicht. Genau darunter leidet er doch das ganze Gespräch über, dass er eben nicht weiß, dass Gott sein Erlöser ist. Im Gegenteil: Er wirft Gott endlos vor, ihn eben nicht zu erlösen, ihn hängen zu lassen.

Aber das hält er weder aus, noch hält er es durch. Jetzt behauptet er auch noch, er "wüsste", dass sein Erlöser lebt. Jede andere Einstellung wäre ja auch unerträglich. Wirklich?

Ein Fehler - in seiner geplagten Lage mehr, als verständlich. Er hätte sagen können: "Dass mein Erlöser lebt und rettet, ist meine einzige Hoffnung." und nicht "ich weiß...". Wer mit Schmerzen geplagt ist, macht natürlich keine solch feinen Unterschiede.

 

Hiob überwindet seinen Fundamentalismus allerdings. Er gelangt vom vorgeblichen "Wissen" zu ganz anderen Dingen - allerdings erst im letzten Kapitel (42).

"3 ... So habe ich denn im Unverstand geredet über Dinge, / die zu wunderbar für mich und unbegreiflich sind.

4 Hör doch, ich will nun reden, / ich will dich fragen, du belehre mich!

5 Vom Hörensagen nur hatte ich von dir vernommen; / jetzt aber hat mein Auge dich geschaut."

 

Aha. Er hat erkannt, dass Gott zu wunderbar ist. Er ist "unbegreiflich". Es gibt kein Wissen.

An die Stelle des Wissens kommen nun unfundamentalischtisch Betrachtungsweisen. Er will fragen. Er bittet um Belehrung. Er nimmt wahr.

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Ein Christ sollte den Zweifel nicht zum Mittelpunkt seines Glaubens machen. Dann bleibt vom Glauben nix mehr übrig, ausser Verzweiflung.

Das würde ich anders sehen: Ein Christ KANN den Zweifel nicht zum Mittelpunkt seines Glaubens machen. Der Glaube (und nicht das Wissen) ist doch eigentlich das, was ihn vor der Verzweiflung schützt.

 

Glaube und Zweifel würde ich nicht als ausschließende Gegensätze sehen, sondern als zwei Motoren, die beide laufen müssen, damit ein lebendiger Glaube überhaupt aufkommen kann. Es handelt sich doch immer um einen (inneren oder äußeren) Dialog.

Zweifel: "Das ist viel zu gut. Das kann gar nicht sein!"

Glaube: "So sieht's zunächst mal aus. Ich glaube trotzdem daran."

Zweifel: "Das ist aber abstrus, unglaubwürdig, unlogisch!"

Glaube: "Ja. Ja. Aber die Abstrusitäten, Unglaubwürdigkeiten und logischen Widersprüche bekomme ich in den Griff. Kostet zwar Kraft und Nachdenken, aber da ist eine Kraft in mir, die genau in die Richtung des Glaubens zielt. Und ich glaube, dass diese Kraft sich gegen den Zweifel durchsetzt."

 

So ist es ein lebendiger Dialog, sozusagen das Gegenteil von fundamentalistischer Starre. Dem Zweifel wird nicht seine Existenz verboten (oder abgestritten oder als böse moralisiert), sondern er wird zum Ausgangspunkt für ein Ringen um Einsicht und Wahrheit.

Der Zweifel ist die Ausgangslage. Die will ernst genommen werden.

Der Glaube dagegen ist das Ziel.

Ohne den Zweifel ist der Glaube der entscheidenden und beflügelnden Auseinandersetzung ausgewichen. Das ist dann nicht viel Wert. Auch wenn man den Zweifel noch so weit abdrängt, ist er doch da. Und die Anforderung des Glaubenslebens besteht darin, den Zweifel eben nicht zu verdrängen, sondern mit ihm zu leben und an ihm zu wachsen.

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Es gibt eine schöne Bibelpassage, wo man das gut beobachten kann. Im Buch Hiob.

 

Hiobs "Freunde" scheinen ja alle ganz genau zu wissen, warum der arme Hiob so leiden muss. Im 18. Kapitel meint Bildad:

"Wann endlich macht ihr Schluss mit den Reden? / Nehmt Einsicht an, dann reden wir."

Aha. Bildad und seine Kollegen wissen es also ganz genau.

Er kommentiert noch, dass man auf sie (die Freunde) gefälligst hören soll und dass es ganz und gar falsch ist, ihren allwissenden Rat zu missachten:

"Warum sind wir wie Vieh geachtet, / gelten als unrein in euren Augen?"

 

Und dann führt Bildad aus, warum Hiob so heimgesucht wird. Es läuft darauf hinaus, dass Hiob ein Frevler ist, der das Unheil (wie es bei allen Frevlern ist) geradezu magnetisch anzieht.

 

Und Hiob antwortet - und verfällt ebenfalls in eine fundamentalistische Anwandlung. Er antwortet im 19. Kapitel:

"25 Doch ich, ich weiß: mein Erlöser lebt, / als Letzter erhebt er sich über dem Staub."

 

Soso. Er weiß, dass sein Erlöser lebt. Quatsch, Pustekuchen! Genau das weiß er eben nicht. Genau darunter leidet er doch das ganze Gespräch über, dass er eben nicht weiß, dass Gott sein Erlöser ist. Im Gegenteil: Er wirft Gott endlos vor, ihn eben nicht zu erlösen, ihn hängen zu lassen.

Aber das hält er weder aus, noch hält er es durch. Jetzt behauptet er auch noch, er "wüsste", dass sein Erlöser lebt. Jede andere Einstellung wäre ja auch unerträglich. Wirklich?

Ein Fehler - in seiner geplagten Lage mehr, als verständlich. Er hätte sagen können: "Dass mein Erlöser lebt und rettet, ist meine einzige Hoffnung." und nicht "ich weiß...". Wer mit Schmerzen geplagt ist, macht natürlich keine solch feinen Unterschiede.

 

Hiob überwindet seinen Fundamentalismus allerdings. Er gelangt vom vorgeblichen "Wissen" zu ganz anderen Dingen - allerdings erst im letzten Kapitel (42).

"3 ... So habe ich denn im Unverstand geredet über Dinge, / die zu wunderbar für mich und unbegreiflich sind.

4 Hör doch, ich will nun reden, / ich will dich fragen, du belehre mich!

5 Vom Hörensagen nur hatte ich von dir vernommen; / jetzt aber hat mein Auge dich geschaut."

 

Aha. Er hat erkannt, dass Gott zu wunderbar ist. Er ist "unbegreiflich". Es gibt kein Wissen.

An die Stelle des Wissens kommen nun unfundamentalischtisch Betrachtungsweisen. Er will fragen. Er bittet um Belehrung. Er nimmt wahr.

Demzufolge ist das Annehmen des Glaubens fundamentalistisch, wenn er nicht permanent hinterfragt wird. Das finde ich ziemlich anstrengend, mir reicht die Überwindung sowieso auftretender Zweifel und Schwierigkeiten, wobei mir die Absolutheit des Glaubens hilft. Die Abwehr von Angriffen von außerhalb lastet doch schon aus, finde ich. Und wieso sollten wir andere durch unser Reden verunsichern, schließlich können wir ja sicher sein, dass sich alle Zweifel auflösen werden bei dem, der verharrt im Glauben, standhaft und fest. Die Artikulierung von Zweifeln ist doch ausreichend, wenn sie gegenüber den Personen erfolgt, die helfen können.

Jede andere Einstellung als die Gewissheit, das Wissen, ist auch unerträglich, weil sie wahnsinnig viel Anstrengung erfordern würde.

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Ein Christ sollte den Zweifel nicht zum Mittelpunkt seines Glaubens machen. Dann bleibt vom Glauben nix mehr übrig, ausser Verzweiflung.

Das würde ich anders sehen: Ein Christ KANN den Zweifel nicht zum Mittelpunkt seines Glaubens machen. Der Glaube (und nicht das Wissen) ist doch eigentlich das, was ihn vor der Verzweiflung schützt.

 

Glaube und Zweifel würde ich nicht als ausschließende Gegensätze sehen, sondern als zwei Motoren, die beide laufen müssen, damit ein lebendiger Glaube überhaupt aufkommen kann. Es handelt sich doch immer um einen (inneren oder äußeren) Dialog.

Zweifel: "Das ist viel zu gut. Das kann gar nicht sein!"

Glaube: "So sieht's zunächst mal aus. Ich glaube trotzdem daran."

Zweifel: "Das ist aber abstrus, unglaubwürdig, unlogisch!"

Glaube: "Ja. Ja. Aber die Abstrusitäten, Unglaubwürdigkeiten und logischen Widersprüche bekomme ich in den Griff. Kostet zwar Kraft und Nachdenken, aber da ist eine Kraft in mir, die genau in die Richtung des Glaubens zielt. Und ich glaube, dass diese Kraft sich gegen den Zweifel durchsetzt."

 

So ist es ein lebendiger Dialog, sozusagen das Gegenteil von fundamentalistischer Starre. Dem Zweifel wird nicht seine Existenz verboten (oder abgestritten oder als böse moralisiert), sondern er wird zum Ausgangspunkt für ein Ringen um Einsicht und Wahrheit.

Der Zweifel ist die Ausgangslage. Die will ernst genommen werden.

Der Glaube dagegen ist das Ziel.

Ohne den Zweifel ist der Glaube der entscheidenden und beflügelnden Auseinandersetzung ausgewichen. Das ist dann nicht viel Wert. Auch wenn man den Zweifel noch so weit abdrängt, ist er doch da. Und die Anforderung des Glaubenslebens besteht darin, den Zweifel eben nicht zu verdrängen, sondern mit ihm zu leben und an ihm zu wachsen.

Wäre es nicht noch viel wertvoller, den Zweifel einzeln immer dann zu überwinden, wenn er auftaucht (und man gerade Zeit dazu hat)? Ich meine, bis jetzt konnte ich so ziemlich allen Zweifel überwinden, im Vertrauen darauf kann ich ihn beiseiteschieben, weil er eh wieder kommen wird, und dann die Gelegenheit besteht, ihn zu widerlegen.

Ich würde sagen, der Glaube ist die Ausgangslage, aus der er sich gegen den Zweifel verteidigt, es ist nicht sinnvoll den Zweifel dauerhaft zu ignorieren, denn über kurz oder lang wird er wieder erscheinen, und dann mit größerer Kraft, aber mit ihm zu leben wäre wie eine Schlange an der Brust zu nähren oder einen Verräter zu speisen und zu kräftigen, der den Feind in das Haus lässt.

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Vielleicht ist das auch eine ganz gute Beschreibung:

Sich der eigenen Zweifel nicht bewusst. Auf gar keinen Fall die Zweifel zugeben, weder vor sich selbst, noch vor anderen. Sie am besten gar nicht mehr spüren. Und diese Zweifellosigkeit demonstrieren und auch von anderen fordern. Das kommt doch einem Fundamentalisten ziemlich nahe.

Vielleicht ergänzend: ein Fundamentalist kann nicht ertragen, daß Fragen (dauerhaft, notwendig) offenbleiben. Für Fundamentalisten muß es auf alles Antworten geben.
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Vielleicht ist das auch eine ganz gute Beschreibung:

Sich der eigenen Zweifel nicht bewusst. Auf gar keinen Fall die Zweifel zugeben, weder vor sich selbst, noch vor anderen. Sie am besten gar nicht mehr spüren. Und diese Zweifellosigkeit demonstrieren und auch von anderen fordern. Das kommt doch einem Fundamentalisten ziemlich nahe.

Vielleicht ergänzend: ein Fundamentalist kann nicht ertragen, daß Fragen (dauerhaft, notwendig) offenbleiben. Für Fundamentalisten muß es auf alles Antworten geben.

Dann bin ich ein Fundamentalist, denn es gibt auf alles Antworten - spätestens nach dem Tod.

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"Demzufolge ist das Annehmen des Glaubens fundamentalistisch, wenn er nicht permanent hinterfragt wird."

 

Das Hinterfragen findet doch sowieso statt. Es ist nur die Frage, ob man sich und anderen das zugibt. Natürlich ist lebendiger Glaube immer (genauer: phasenweise) anstrengend. Man kann natürlich dieser Anstrengung erst mal ausweichen und die Zweifel einfach wegschieben. Aber das ist sozusagen nur ein Verschieben von links nach rechts. Der Zweifel ist immer noch da. Und er nagt. Und es kann dann irgendwann zu einem bösen Eklat kommen, falls es einem Menschen einmal nicht mehr gelingt, ihn unter der Decke zu halten. Ich finde es besser und auch kräfteschonender, permanent (oder auch wiederum in Phasen) dem Zweifel seine Existenzberechtigung zu geben - sowohl im inneren, wie auch im äußeren Dialog.

 

Lange Zeit habe ich gedacht, dass das Problem am Fundamentalismus in den Vorwürfen bestünde. Ich kam darauf, weil sich Fundis meist bevorzugt auf das Vorwerfen verlegen. Heute sehe ich das anders: Vorwürfe kommen überall vor. Bei Fundis wie auch bei Nichtfundis. Aber mit den Fundis kann man nicht richtig darüber reden. Und das macht die Sache schwierig. Die reden dann mit großer Sicherheit und geben ein Scheinwissen vor, gegen das man eigentlich nicht im richtigen Gespräch, sondern höchstens durch Gegenvorwürfe und durch Spott ankommt. Und das ist eben ein unguter Nährboden. So bleiben die Vorwürfe erhalten. Und die Gespräche driften immer mehr in Vorwerfereien, Gegenvorwerfereien und Spott ab. Vom Ergebnis her bleiben solche Gespräche leer. Sachlich gesehen könnte man sie weglassen. Nur emotional bieten sie die Erleichterung "es dem anderen mal wieder gesagt zu haben." Auf die Dauer ein ödes Spiel.

 

Inzwischen sehe ich auch das mit der Aufteilung in "Fundis" und "Nichtfundis" nicht mehr so drastisch. Ich sehe diese beiden Eigenschaften eher als Zustände. Jeder ist mal fundamentalistisch. Und selbst krasse, harte Fundis können manchmal überraschen unfundamentalistisch sein. Es sind Zustände, und der eine ist eben öfter im Fundimodus, der andere seltener. Keiner ist nie Fundi. Keiner ist immer Fundi.

Und das Maß, wie oft und wie krass jemand Fundi ist, scheint mir mit der inneren Sicherheit zu tun zu haben. Ist man sich unsicher, greift man schneller mal zu Fundi-Mechanismen, verdrängt den Zweifel und ersetzt das Gespräch durch "besonders kultivierte Verdrängungen".

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ein Fundamentalist kann nicht ertragen, daß Fragen (dauerhaft, notwendig) offenbleiben. Für Fundamentalisten muß es auf alles Antworten geben.

Wir hatten vor vielen Jahren mal eine Katharina oder Catharina oder so da, die war das Musterbild einer weiblichen Fundamentalistin. Das mit dem dauerhaften und notwendigen Offenbleiben scheint mir vielleicht eine Tendenz zu sein. Oder vielleicht nur eine fraueneingebaute Stütze gegen den Fundamentalismus. Männer haben da auch ihre Stützen. Aber auch nur tendenzweise.

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Dann bin ich ein Fundamentalist, denn es gibt auf alles Antworten - spätestens nach dem Tod.

Kennzeichen eines echten Fundis ist aber, dass er die Antworten schon jetzt, und zwar bombensicher, kennt (genauer: zu kennen behauptet).

Die Hoffnung, dass uns Gott irgendwann nach dem Tod auf alles Antwort geben kann und womöglich auch geben wird, ist erst mal nicht fundamentalistisch.

 

Dass Du hier mit Deinem Selbstverständnis ringst, ist übrigens eher das Gegenteil von Fundamentalismus. Echte Fundis ringen nicht, sondern sie wissen das. Dieses Ringen ist sogar ganz übel unfundamentalistisch. Pfui!

bearbeitet von Mecky
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Nein. Nur diejenigen, die vor lauter Sicherheit nicht mehr mit anderen (und wahrscheinlich auch mit ihren eigenen Zweifeln) kommunikativ in Kontakt treten können.

 

Vielleicht ist das auch eine ganz gute Beschreibung:

Sich der eigenen Zweifel nicht bewusst. Auf gar keinen Fall die Zweifel zugeben, weder vor sich selbst, noch vor anderen. Sie am besten gar nicht mehr spüren. Und diese Zweifellosigkeit demonstrieren und auch von anderen fordern. Das kommt doch einem Fundamentalisten ziemlich nahe.

Gut, danke, das wollte ich wissen.

 

Ein Christ sollte den Zweifel nicht zum Mittelpunkt seines Glaubens machen. Dann bleibt vom Glauben nix mehr übrig, ausser Verzweiflung. Frohes und gesegnetes Jahr euch allen.

 

b]In einem ehrlichen Zweifel ist mehr Glaube enthalten als in der bloßen Wiederholung des Dogmas. Ob ich forsche oder bete, nie habe ich die Wahrheit, denn sie ist kein Begriff oder Dogma, sondern Person. Nur in der Begegnung mit Christus ist die Wahrheit Person.

Diese Aussage stemmt von Antonio Rosmini (1797-1855). Er ist u.a. auch für diesen Satz vom der Inquistion verurteilt worden, aber dann im November 2007 selig gesprochen worden.

 

Eine zweite weiter Aussage stammt vom jüdischen Philosphen Ernst Akiba Simon (1899-1988):

 

„Wir Gläubigen zweifeln, und ohne diesen Zweifel können wir nicht glauben.“

 

Wer diese Sätz für falsch hält ist zumindest extrem fudamentalismusgefährdet.

 

Und wenn man sich aus Puzzleteilen ein Bild machen will was Fundamentalismus ist und was er anrichten würde wen er so könnte wie er wollte sollte regelmäßig jene "katholische" Internetseite lesen die hier (zu Recht) nicht verlinkt werden soll.

 

P.S. Dieser Thread erhät eine gewisse heitere Note dadurch, dass der Threaderöffner als Signatur die Worte eines Autors verwendet der sich selbst mit Stolz "reaktonär" nennt. Aus den Werken dieses Autors kann man lernen was Fundamentalismus ist.

bearbeitet von wolfgang E.
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Vielleicht ist das auch eine ganz gute Beschreibung:

Sich der eigenen Zweifel nicht bewusst. Auf gar keinen Fall die Zweifel zugeben, weder vor sich selbst, noch vor anderen. Sie am besten gar nicht mehr spüren. Und diese Zweifellosigkeit demonstrieren und auch von anderen fordern. Das kommt doch einem Fundamentalisten ziemlich nahe.

Vielleicht ergänzend: ein Fundamentalist kann nicht ertragen, daß Fragen (dauerhaft, notwendig) offenbleiben. Für Fundamentalisten muß es auf alles Antworten geben.

 

Ich habe von Fundamentalisten einen anderen Eindruck. Es muss für sie überhaupt keine Antworten mehr geben. Fundamentalisten kennen immer nur eine Antwort, immer nur eine Wahrheit und dass ist die Eigene. Andere Antworten werden von ihnen nicht akzeptiert und bekämpft - das macht Fundamentalisten egal welcher Religionszugehörigkeit für ihre Mitmenschen so gefährlich.

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Wenn das Nichtzulassen von Einwänden Hinweis auf Fundamentalismus ist, sind die Menschen auf der Mailingliste von Wir-sind-Kirche allesamt sehr oft Fundis.

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"Demzufolge ist das Annehmen des Glaubens fundamentalistisch, wenn er nicht permanent hinterfragt wird."

 

Das Hinterfragen findet doch sowieso statt. Es ist nur die Frage, ob man sich und anderen das zugibt. Natürlich ist lebendiger Glaube immer (genauer: phasenweise) anstrengend. Man kann natürlich dieser Anstrengung erst mal ausweichen und die Zweifel einfach wegschieben. Aber das ist sozusagen nur ein Verschieben von links nach rechts. Der Zweifel ist immer noch da. Und er nagt. Und es kann dann irgendwann zu einem bösen Eklat kommen, falls es einem Menschen einmal nicht mehr gelingt, ihn unter der Decke zu halten. Ich finde es besser und auch kräfteschonender, permanent (oder auch wiederum in Phasen) dem Zweifel seine Existenzberechtigung zu geben - sowohl im inneren, wie auch im äußeren Dialog.

Es ist wichtig, sich mit dem Feind und seinen Angriffen auseinanderzusetzen, denn täte man dies nicht, geräte man in Gefahr den Glauben zu verlieren. Der Zweifel ist somit aber nicht Teil des Glaubens, sondern gewissermaßen der Gegenspieler, der böse Geist sozusagen.

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ein Fundamentalist kann nicht ertragen, daß Fragen (dauerhaft, notwendig) offenbleiben. Für Fundamentalisten muß es auf alles Antworten geben.

Wir hatten vor vielen Jahren mal eine Katharina oder Catharina oder so da, die war das Musterbild einer weiblichen Fundamentalistin. Das mit dem dauerhaften und notwendigen Offenbleiben scheint mir vielleicht eine Tendenz zu sein. Oder vielleicht nur eine fraueneingebaute Stütze gegen den Fundamentalismus. Männer haben da auch ihre Stützen. Aber auch nur tendenzweise.

Weiß wer, wie sie genau hieß?

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Dann bin ich ein Fundamentalist, denn es gibt auf alles Antworten - spätestens nach dem Tod.

Kennzeichen eines echten Fundis ist aber, dass er die Antworten schon jetzt, und zwar bombensicher, kennt (genauer: zu kennen behauptet).

Die Hoffnung, dass uns Gott irgendwann nach dem Tod auf alles Antwort geben kann und womöglich auch geben wird, ist erst mal nicht fundamentalistisch.

 

Dass Du hier mit Deinem Selbstverständnis ringst, ist übrigens eher das Gegenteil von Fundamentalismus. Echte Fundis ringen nicht, sondern sie wissen das. Dieses Ringen ist sogar ganz übel unfundamentalistisch. Pfui!

Bei mir ist es ja nicht nur die Hoffnung, sondern die Gewissheit, dass ich nach dem Tod Antworten auf alles haben werde.

 

Wenn ein Fundamentalist die Antworten alle kennt, dann bliebe ihm ja kein Spielraum mehr für unterschiedlichen Ansichten der Theologen, z.B. Molinisten und Thomisten. (Es wäre dann ein molinistischer oder thomistischer Fundamentalismus.)

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Nein. Nur diejenigen, die vor lauter Sicherheit nicht mehr mit anderen (und wahrscheinlich auch mit ihren eigenen Zweifeln) kommunikativ in Kontakt treten können.

 

Vielleicht ist das auch eine ganz gute Beschreibung:

Sich der eigenen Zweifel nicht bewusst. Auf gar keinen Fall die Zweifel zugeben, weder vor sich selbst, noch vor anderen. Sie am besten gar nicht mehr spüren. Und diese Zweifellosigkeit demonstrieren und auch von anderen fordern. Das kommt doch einem Fundamentalisten ziemlich nahe.

Gut, danke, das wollte ich wissen.

 

Ein Christ sollte den Zweifel nicht zum Mittelpunkt seines Glaubens machen. Dann bleibt vom Glauben nix mehr übrig, ausser Verzweiflung. Frohes und gesegnetes Jahr euch allen.

 

b]In einem ehrlichen Zweifel ist mehr Glaube enthalten als in der bloßen Wiederholung des Dogmas. Ob ich forsche oder bete, nie habe ich die Wahrheit, denn sie ist kein Begriff oder Dogma, sondern Person. Nur in der Begegnung mit Christus ist die Wahrheit Person.

Diese Aussage stemmt von Antonio Rosmini (1797-1855). Er ist u.a. auch für diesen Satz vom der Inquistion verurteilt worden, aber dann im November 2007 selig gesprochen worden.

 

Eine zweite weiter Aussage stammt vom jüdischen Philosphen Ernst Akiba Simon (1899-1988):

 

„Wir Gläubigen zweifeln, und ohne diesen Zweifel können wir nicht glauben.“

 

Wer diese Sätz für falsch hält ist zumindest extrem fudamentalismusgefährdet.

 

Und wenn man sich aus Puzzleteilen ein Bild machen will was Fundamentalismus ist und was er anrichten würde wen er so könnte wie er wollte sollte regelmäßig jene "katholische" Internetseite lesen die hier (zu Recht) nicht verlinkt werden soll.

 

P.S. Dieser Thread erhät eine gewisse heitere Note dadurch, dass der Threaderöffner als Signatur die Worte eines Autors verwendet der sich selbst mit Stolz "reaktonär" nennt. Aus den Werken dieses Autors kann man lernen was Fundamentalismus ist.

Mit dem Satz von Sl. Antonio Rosmini habe ich tatsächlich ein gewisses Problem, denn die christliche Religion ist die Wahrheit. Insofern habe ich so sehr wohl - wenn auch nicht unbedingt persönlich.

 

Dieser Satz von Simon hat zwei Seiten. Zum Einen besteht der Glaube natürlich aus sicher heraus und für sich, zum Anderen festigt und stärkt die gelungene Auseinandersetzung mit dem Zweifel ihn ja gerade.

 

Goméz Dávila ist ein ziemlich elitärer Denker und bis auf die Knochen katholisch, sehr oft sind seine Aphorismen von ungewohnter Klarsicht in der Welt, aber, auch wenn ich sie genieße, sind seine Ansichten nicht das Evangelium für mich. Er ließ offensichtlich keine Kritik zu, gleichzeitig sind seine Aphorismen auch an der Kritik geschliffen, er dürfte aber ein Fundamentalist sein, ein sehr angenehmer allerdings.

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er dürfte aber ein Fundamentalist sein, ein sehr angenehmer allerdings.

Fundamentalisten sind nie angenehm und immer brandgefährlich.

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er dürfte aber ein Fundamentalist sein, ein sehr angenehmer allerdings.

Fundamentalisten sind nie angenehm und immer brandgefährlich.

Ich habe Verständnis für katholische Fundamentalisten, und bin froh, katholisch zu sein, denn wäre ich evangelisch geboren, wäre ich mittlerweile wohl ein kreationistischer Fundi. Oder erst als Muslim, Hindu oder Buddhist ...

 

Anzünden würde ich aber auch als katholischer Fundamentalist nichts.

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