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Der Pflichtzölibat


gouvernante

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Und da sage ich eben, dass mir die heilige Messe und die Sakramente und auch das Flair eines Geweihten mehr Wert sind, als der Pflichtzölibat.
Was immer Du auch unter "Flair eines Geweihten" verstehst...

 

Ansonsten halte ich es für wenig hilfreich, die zwei Pole "Schriftfrömmigkeit" (in all ihren Erscheinungsformen, von der Stundenliturgie bis zum Taizégebet) gegen "Sakramentenfrömmigkeit" (in all ihren Erscheinungsformen) auszuspielen. Die echt katholische Identität ist nämlich durch das ist nämlich das "et ... et" geformt, nicht durch das Gewichten und Werten eines der beiden Pole. Auch die Eucharistiefeier existiert nicht kontextlos, selbst wenn sie culmen et fons ist (da bin ich ganz Deiner Meinung!).

bearbeitet von gouvernante
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Wie würde das eigentlich praktisch funktionieren mit den viri probati? Der 40-jährige Familienvater zieht ins Priesterseminar, geht noch mal 5 Jahre an die Uni plus anschliessendem Pastoralkurs? Oder absolviert er irgendeine verkürzte Minimal-Theologie-Ausbildung? Gibt es irgendwelche konkreten Vorstellungen, wie das laufen sollte?
Es wäre wohl wie bei den ständigen Diakonen. Ein Fernkurs Theologie mit gelegentlichen gemeinsamen Kursen. Wenn das wirklich einmal kommt, wäre es wohl sinnvoll, überhaupt mit bewährten ständigen Diakonen anzufangen. Das wäre dann keine Revolution, sondern eine sanfte Neuerung, die die Kirche ohne Erdbeben verkraften könnte.

Auf diese Idee kann auch nur kommen, wer den Diakonat nicht las eigenständige Berufung respektiert. Ich möchte schwer hoffen, daß unsere Diakone zu Diakonat berufen sind. Sie sind deshalb gerade nicht der "erste Fischteich" für verheiratete Priester!

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Man sollte natürlich auch erwähnen dass Elvira völlig folgenlos blieb...ungefähr so effizient wie Veterum sapientia ;)
Nein, sie war ein wichtiger Impuls zur Bildung von ordensähnlichen Priestergemeinschaften, wie sie etwa die Augustinus-Regel vorsieht.

 

Kirchengeschichte ist nicht Deine Stärke .....das war viele Jahrhunderte später.....

Na und? Na soviel später auch nicht. Augustinus lebte von 354 bis 430.

Viele Jahrhunderte nach Elvira :ninja:

Die "vielen Jahrhunderte" hast du ins Spiel gebracht.

bearbeitet von Udalricus
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Wie würde das eigentlich praktisch funktionieren mit den viri probati? Der 40-jährige Familienvater zieht ins Priesterseminar, geht noch mal 5 Jahre an die Uni plus anschliessendem Pastoralkurs? Oder absolviert er irgendeine verkürzte Minimal-Theologie-Ausbildung? Gibt es irgendwelche konkreten Vorstellungen, wie das laufen sollte?
Es wäre wohl wie bei den ständigen Diakonen. Ein Fernkurs Theologie mit gelegentlichen gemeinsamen Kursen. Wenn das wirklich einmal kommt, wäre es wohl sinnvoll, überhaupt mit bewährten ständigen Diakonen anzufangen. Das wäre dann keine Revolution, sondern eine sanfte Neuerung, die die Kirche ohne Erdbeben verkraften könnte.

Auf diese Idee kann auch nur kommen, wer den Diakonat nicht las eigenständige Berufung respektiert. Ich möchte schwer hoffen, daß unsere Diakone zu Diakonat berufen sind. Sie sind deshalb gerade nicht der "erste Fischteich" für verheiratete Priester!

Wie ist das dann mit der "Berufung zum Laien"? Darf man die auch nicht ablegen?
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Man sollte natürlich auch erwähnen dass Elvira völlig folgenlos blieb...ungefähr so effizient wie Veterum sapientia ;)
Nein, sie war ein wichtiger Impuls zur Bildung von ordensähnlichen Priestergemeinschaften, wie sie etwa die Augustinus-Regel vorsieht.

 

Kirchengeschichte ist nicht Deine Stärke .....das war viele Jahrhunderte später.....

Na und? Na soviel später auch nicht. Augustinus lebte von 354 bis 430.

Viele Jahrhunderte nach Elvira :ninja:

Die "vielen Jahrhunderte" hast du ins Spiel gebracht.

Neben Kirchengeschichte hast Du auch keine Ahnung von logischem Lesen...aber was soll es hauptsächlich geweiht ;)

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Wie würde das eigentlich praktisch funktionieren mit den viri probati? Der 40-jährige Familienvater zieht ins Priesterseminar, geht noch mal 5 Jahre an die Uni plus anschliessendem Pastoralkurs? Oder absolviert er irgendeine verkürzte Minimal-Theologie-Ausbildung? Gibt es irgendwelche konkreten Vorstellungen, wie das laufen sollte?
Es wäre wohl wie bei den ständigen Diakonen. Ein Fernkurs Theologie mit gelegentlichen gemeinsamen Kursen. Wenn das wirklich einmal kommt, wäre es wohl sinnvoll, überhaupt mit bewährten ständigen Diakonen anzufangen. Das wäre dann keine Revolution, sondern eine sanfte Neuerung, die die Kirche ohne Erdbeben verkraften könnte.

Auf diese Idee kann auch nur kommen, wer den Diakonat nicht las eigenständige Berufung respektiert. Ich möchte schwer hoffen, daß unsere Diakone zu Diakonat berufen sind. Sie sind deshalb gerade nicht der "erste Fischteich" für verheiratete Priester!

 

Aber wenn Du Dir ansiehst, welche Dienste Diakone übernehmen, sind das doch meist durch und durch presbyterale Aufgaben. Das ist aber für die Diakone selbst meines Erachtens gar nicht so schlimm, denn die meisten von ihnen haben wohl tatsächlich die Berufung zum Presbyter.

 

Schade ist, dass auf diese Weise das Diakonat als Dienstamt an den Armen - in und außerhalb der Gemeinde - nur selten zur Geltung kommt.

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Aber wenn Du Dir ansiehst, welche Dienste Diakone übernehmen, sind das doch meist durch und durch presbyterale Aufgaben. Das ist aber für die Diakone selbst meines Erachtens gar nicht so schlimm, denn die meisten von ihnen haben wohl tatsächlich die Berufung zum Presbyter.

 

Schade ist, dass auf diese Weise das Diakonat als Dienstamt an den Armen - in und außerhalb der Gemeinde - nur selten zur Geltung kommt.

Das dem de facto so ist, ist mir klar.

Aber ich empfinde das als eine indirekte Instrumentalisierung (inadäquater Lückenbüßer) der diakonalen Berufung. Wenn sich im ständigen Diakonat "nur" all diejenigen sammeln, die Priester würden, wären sie nicht verheiratet und ist die Praxis de facto presbyteral, wird in meinen Augen Schindluder mit der diakonalen Berufung getrieben.

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Die Viri-Probati-Idee will sich meiner Meinung nach um eine Entscheidung drücken. Dieser Kompromiss "Eheführung erlaubt, Eheschließung verboten" ist doch auch eine recht seltsame Konstruktion. Und man kann sich zwar die Hoffnung machen, dass viri probati nicht so schnell scheiden lassen - aber ein Gewehr dafür gibt es nicht.

 

Den Pflichtzölibat abschaffen und Anreize für den Priesterzölibat schaffen. Die Ostkirche versucht das ja. Mir erscheint das schlüssiger.

Es gibt aber noch ganz andere Modelle, die ich auch für sehr sinnvoll halte. Ich will ja auch gar nicht sagen, dass ich wüsste, was der richtige Weg ist. Nur das Ausweichen, indem man sagt, dass sowieso nichts geändert wird (basta!), erscheint mir als der dümmste aller Wege.

 

Aber die Ostkirche geht doch auch genau diesen Weg: Die Ehe ist kein Weihehindernis, aber die Weihe ein Ehehindernis. Das hab ich lange Zeit auch nicht verstanden, aber nach einigen Jahren Ehe und Kindererziehung ist es mir klarer. Man muss einfach Erfahrung in der konkreten Partnerschaft und Familie gesammelt haben, um zu wissen, ob die Weihe eines Teils für diese Familie eine mögliche Option ist. Das kann man nur entscheiden, wenn man sich als Familie kennt. Denn die Weihe betrifft immer die ganze Familie - darum auch die notwendige Zustimmung des Ehegatten (und indirekt wohl auch der Kinder). Das ist meines Erachtens ein gutes Argument dafür, dass die Ehe - wenn es denn um Verheiratete geht - der Weihe vorausgehen soll.

bearbeitet von Justin Cognito
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Aber wenn Du Dir ansiehst, welche Dienste Diakone übernehmen, sind das doch meist durch und durch presbyterale Aufgaben. Das ist aber für die Diakone selbst meines Erachtens gar nicht so schlimm, denn die meisten von ihnen haben wohl tatsächlich die Berufung zum Presbyter.

 

Schade ist, dass auf diese Weise das Diakonat als Dienstamt an den Armen - in und außerhalb der Gemeinde - nur selten zur Geltung kommt.

Das dem de facto so ist, ist mir klar.

Aber ich empfinde das als eine indirekte Instrumentalisierung (inadäquater Lückenbüßer) der diakonalen Berufung. Wenn sich im ständigen Diakonat "nur" all diejenigen sammeln, die Priester würden, wären sie nicht verheiratet und ist die Praxis de facto presbyteral, wird in meinen Augen Schindluder mit der diakonalen Berufung getrieben.

 

Klar. Das ist wirklich ein Problem. Darum wäre es vielleicht sinnvoll das Presbyterium für diese Menschen auch offiziell zu öffnen. Dann wäre auch Raum, um über das Diakonat als solches neu nachzudenken.

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Ich glaube nicht an die Durchführbarkeit dieses Konzeptes. Genau dieses Ausbildungsproblem ist doch für die ständigen Diakone so abträglich. Hast Du mal Mäuschen gespielt, wenn sich Laientheologen über ständige Diakone auslassen? Das Geläster ist noch besser, als das von den Pfarrern.

Ich habe allerdings einen super-duper ausgebildeten Diakon kennen gelernt. Aber bei dem war's den anderen auch nicht Recht.

Und ich habe einen kennen gelernt, der sich während seiner Arbeitszeit in mühsamer Kleinarbeit die theologische Bildung besorgt hat - auf eigene Faust. Aber danach hat er sich im Kreise seiner Kollegen nicht mehr wohl gefühlt.

 

Ausbildungsprobleme sind lösbare Probleme. Und die Laientheologen - und das sag ich ganz ungeschützt weil ich selber einer bin (wenn auch nicht beruflich praktizierend) - arbeiten sich auf diese Weise an der Frage "Weihe oder nicht Weihe" ab. Das ist für Männer in der Pastoral eine wichtige Frage der persönlichen Berufung und für Frauen wohl eine existenzielle Erfahrung, die ich ihnen nicht neide ....

bearbeitet von Justin Cognito
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Aber wenn Du Dir ansiehst, welche Dienste Diakone übernehmen, sind das doch meist durch und durch presbyterale Aufgaben. Das ist aber für die Diakone selbst meines Erachtens gar nicht so schlimm, denn die meisten von ihnen haben wohl tatsächlich die Berufung zum Presbyter.

 

Schade ist, dass auf diese Weise das Diakonat als Dienstamt an den Armen - in und außerhalb der Gemeinde - nur selten zur Geltung kommt.

Das dem de facto so ist, ist mir klar.

Aber ich empfinde das als eine indirekte Instrumentalisierung (inadäquater Lückenbüßer) der diakonalen Berufung. Wenn sich im ständigen Diakonat "nur" all diejenigen sammeln, die Priester würden, wären sie nicht verheiratet und ist die Praxis de facto presbyteral, wird in meinen Augen Schindluder mit der diakonalen Berufung getrieben.

Es geht ja nur um einige Ausnahmen bewährter Diakone, kein grundsätzlicher Wandel vom ständigen zum "unbeständigen" Diakon.
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[...] Und man kann sich zwar die Hoffnung machen, dass viri probati nicht so schnell scheiden lassen - aber ein Gewehr dafür gibt es nicht. [...]

 

Kommt 'ne Frau in einen Waffenladen... :ninja:

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Ich stimme Mecky zu. Der Herr hat uns nicht viele Regeln hinterlassen, aber auf alle Fälle den Auftrag, zu seinem Gedächtnis Eucharistie zu feiern. Die Kirche hat das Amt des Vorstehers mit dem bischöflichen Amt verbunden, später dann mit dem Presbyter.

 

Ich finde es unerträglich und skandalös, dass die Kirche in unserer Zeit aus fadenscheinigen Gründen nicht in der Lage ist, dem Gebot Jesu zu folgen. Damals, als die Christen immer mehr wurden und die Bischöfe nicht mehr in der Lage waren, für alle vorzustehen, da hat man das Amt des Presbyters eingeführt.

 

Die Zahl der Gläubigen sinkt bei Weitem nicht so rasend wie die Zahl der Priester und dazu kommt, dass in unserer Zeit das Kriterium für die Zulassung zum Priesteramt nicht ist, dass der Kandidat gut singen kann oder in der Lage ist, ein ordentliches Hochgebet zu formulieren - alles schon mal gewesen - sondern nur mehr die Frage, ob er zölibatär zu leben gewillt ist, selbst wenn er in der Pastorale ein Albtraum ist.

 

Das Motiv, dem Auftrag des Herrn zu folgen, spielt in der Kirchenpolitik ums Zölibat nicht die geringste Rolle. Da geht es um Macht.

 

Vor Jahren erzählte ein leitender Angestellter im Ordinariat, verheirateter Laie, der Kardinal hätte die Anwesenheit verschiedener Mitarbeiter an einem bestimmten Sonntag gewünscht, er aber hatte das Wochenende schon längere Zeit familiär verplant. Seine Absage formulierte er so: "Ich habe meiner Frau die Treue geschworen, nicht Ihnen."

 

Ein verheirateter Mann steht dem Bischof nicht mehr mit Haut und Haaren zur Verfügung. Dass es trotzdem funktioniert, zeigen die jahrzehntelangen Erfahrungen mit Mitarbeitern im pastoralen Dienst und auch die Erfahrungen mit Diakonen. Aber man hat sie eben nicht so fest in der Hand, zu Recht, die Ehe ist ein Sakrament.

 

Und es stimmt: Ständige Diakone werden nicht immer ernst genommen, wobei die Fernkursausbildung nicht die einzigste Rolle spielt. Nicht wenige ständige Diakone kompensieren die Tatsache, dass sie es zum zölibatär lebenden Pfarrer nicht geschafft haben und sind deshalb sehr "weihe-fixiert", aber das sind doch die meisten PAKS und Jungpriester auch: Theologisch gebildete Frauen sind ein doppelter Horror, den man nur mit der Betonung der Weihewürde bannen kann.

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Das Motiv, dem Auftrag des Herrn zu folgen, spielt in der Kirchenpolitik ums Zölibat nicht die geringste Rolle. Da geht es um Macht.

Das stört mich in diesem Zusammenhang sogar eher wenig. Die Besetzung von Ämtern ist immer Machtausübung. Ursprünglich ging es, so man diesen Aspekt betrachtet, um die Macht, das Christentum im ursprünglichen Sinne zu erhalten. Die Sukzession sollte bewirken, dass immer ein Träger der ursprünglichen Lehre jemanden beauftragte und weihte, der im selben Geiste dachte und wirkte. Die Gefahr der Irrlehren war von Anfang an sehr groß.

 

Ich denke, dass das heute immer noch so ist. Das Prinzip ist ja auch gar nicht schlecht. Es ist allerdings auch nicht so gut, dass es zum Garanten der Ursprünglichkeit hochstilisiert werden kann. Und es ist auch nicht so gut, dass es keiner bewussten Kontrolle entbehren könnte. Trotz aller Sukzession kann nämlich das Amt auch an Unwürdige gegeben werden. Weder die Weitergabe der Beauftragung noch der Weihe konnten verhindern, dass bis in höchste Ämter hinein sehr unchristliche Machtnutzungen entstanden. Brauche ich jetzt sicher nicht noch mal ausführen.

 

Daneben hat sich dann aber auch noch eine Bindung an Kriterien ergeben, die auf jeden Fall nicht biblisch sind. Auch dies ist an und für sich nicht nur kein Makel, sondern sogar eine Notwendigkeit. Ohne diese neuen Kriterien wäre man in nachbiblischen Zeiten einfach nicht mehr up to date gewesen. Auch das Kriterium der Ehelosigkeit hatte seinen Sinn und wehrte Gefahren ab.

 

Hier liegt gar nicht das Problem. Meiner Meinung nach liegt das Problem auf einer anderen Ebene - und zwar auf einer, aus der zur Zeit massenweise Probleme entstehen. Die Flexibilität, mit der man an solche Kriterien herantrat wurde nämlich aufgegeben. Die Zölibatsverpflichtung war trotz der hübschen Elvira eine Neuerung - eine angemessene Reaktion auf die Zustände der damaligen Zeit. Zeitgeist, sozusagen - allerdings im positiven Sinne. Seit dem Spätmittelalter kehrte immer mehr Starre ein. Vorbei die Zeiten, in der man eine Trinitätslehre schuf, einen Limbus und ein Fegefeuer, eine Ohrenbeichte. Wahrscheinlich spielt hier das ausgehende 12. Jahrhundert bereits eine traurige Rolle: Die große Verrechtlichung, also das Pressen lebendiger oder politischer oder sich entwickelnder Prozesse in festgeschriebene Normen. Da steht es geschrieben - ha, dann muss es ja so richtig sein. Was früher als wahr befunden wurde, muss auch heute und morgen wahr sein. Die ewigen Wahrheiten. Und neben den ewigen Wahrheiten natürlich auch der ewige Mist. Den wird man nämlich auf diese Art auch nicht mehr so richtig los.

 

Aber noch viel mehr kommt nun das Problem, dass man auf veränderte Lagen nicht mehr angemessen reagieren kann. Zölibatspflicht war eine gute Antwort auf Erbfolgedynamiken, ein Fanal der kirchlichen Unabhängigkeit. Zölibat war überhaupt eine gute Möglichkeit, monastische Ideale (und da war ja gerade im Mittelalter viel Substanz vorhanden) auf die Priester zu übertragen. Besser monastische Ideale, als z.B. Kriegshelden-Ideale. Es hat zwar nicht immer funktioniert, war aber ganz guter Anhaltspunkt.

 

Das Kriterium "Ehelosigkeit" für Priester ist nach der französischen Revolution, also der Entmachtung des Adels (Erbfolgekriege) und dem Niedergang der Klöster (in der Säkularisation) leerer geworden. Zusätzlich hat sich auch die konkrete Lebensform geändert. Früher gab es noch einen Pfarrhof mit einer Pfarrhaushälterin (ein gewichtiger, manchmal sogar ein übergewichtiger Posten) und Gesinde, wo man sich gemeinsam den Lebensunterhalt erkämpfte. Panta rhei. Inzwischen sieht die Lebensform der Priester oft einem Bofrost-Single ähnlich. Mehr und mehr wird die Zölibatspflicht kontraproduktiv. Befände man sich noch in der Antike oder im frühen Mittelalter, dächte man über Veränderungen nach. Aber das geht ja nicht mehr. Man hat sich festgefahren, festgelegt. Und zu allem Überdruss kommt auch noch die Globalisierung hinzu. Man muss ja alles immer weltweit einheitlich regeln. Und dazu müsste man sich weltweit einigen. Das geht schon mal gar nicht.

 

Ja, es geht um Machtausübung. Aber das Schlimme daran ist, dass es dabei um seltsame, kontraproduktive, menschenunfreundliche, glaubenszerstörerische und gemeindezerstörerische Formen der Machtausübung geht. Da will man mit Gewalt an den alten Machtstrukturen festhalten - es geht aber nicht mehr um die Macht zur Förderung des christlichen Lebens, sondern dieses gewaltsame Festhalten an alten Machtstrukturen macht unsere katholischen Pfarreien fix und fertig. Oder gibt ihnen halt noch den Rest. Konvenient sinkt das Vertrauen in die Machhaber kirchlicherseits ins Unterirdische.

 

Was die kirchenpolitische Situation angeht, befürchte ich eine armselige Machtlosigkeit. Das passt perfekt zum demonstrierten Machtgehabe - insbesondere durch Blockieren. Die Kirchenleitung ist wahrscheinlich gar nicht in der Lage, das Pflichtzölibat aufzuheben. Das wäre kirchenpolitisch nicht durchsetzbar. Es könnte sein, dass sich ein ganzer Kontinent oder Teilkontinent ausklinkt. Und die entstehende Unruhe! Man kann doch nicht eine 2000 Jahre alte Dame mit so viel Unruhe belasten. Die kippt glatt aus den Latschen. Und wenn man was ändert, auch noch im Sinne einer Anpassung an die Jetztzeit, dann könnte das ja auch eine ungeheure Inkonsequenz gegenüber den so sorgsam tirilierten Zeitgeisttiraden sein. Man muss doch den Erstarrungstod als Idealzustand propagieren. Und jetzt plötzlich wieder einen auf Anpassung an die Realität machen? Da wird man ja völlig unglaubwürdig. Die Kirchenleitung (vielleicht sogar die Kirche selbst) ist meiner Meinung nach weder strukturell noch ideell einer solchen Veränderung gewachsen. Armselige Machtlosigkeit. Es steht die tausendste Wiederholung der Zentral-Enzyklika von Papst Impotenz III an: "Non possumus". Selbst, wenn man wollte. Wer Jahrhunderte lang Starre und Rückwärtsgewandtheit zum Ideal macht, bekommt seine eingerosteten Knochen nicht so schnell in Schwung.

 

Vielleicht sollte man lieber mit was Einfacherem anfangen. Man könnte zum Beispiel verordnen, dass Altartücher bunt sein können. Das wäre für den Anfang schon mal ganz gut.

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Franciscus non papa
Vielleicht sollte man lieber mit was Einfacherem anfangen. Man könnte zum Beispiel verordnen, dass Altartücher bunt sein können. Das wäre für den Anfang schon mal ganz gut.

 

 

du hast ja in deinen überlegungen in vielem recht, hier allerdings nicht. angesichts der realität wird uns das besser erspart bleiben.

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Vielleicht sollte man lieber mit was Einfacherem anfangen. Man könnte zum Beispiel verordnen, dass Altartücher bunt sein können. Das wäre für den Anfang schon mal ganz gut.

 

 

du hast ja in deinen überlegungen in vielem recht, hier allerdings nicht. angesichts der realität wird uns das besser erspart bleiben.

Viri probati, bunte Altartücher, WoGos und Sex als Zentralthema.

Ich glaube, ich fang mal an zu überlegen, womit ich mir am Leichtesten tue. Griechisch? Russisch? Aramäisch?

*kirche suchen geh*

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Viri probati, bunte Altartücher, WoGos und Sex als Zentralthema.

Ich glaube, ich fang mal an zu überlegen, womit ich mir am Leichtesten tue. Griechisch? Russisch? Aramäisch?

*kirche suchen geh*

Dann musst du aber auf das Esspapier als Brotersatz verzichten. :ninja:

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Viri probati, bunte Altartücher, WoGos und Sex als Zentralthema.

Ich glaube, ich fang mal an zu überlegen, womit ich mir am Leichtesten tue. Griechisch? Russisch? Aramäisch?

*kirche suchen geh*

Dann musst du aber auf das Esspapier als Brotersatz verzichten. :ninja:

Was hat das damit zu tun?

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Was hat das damit zu tun?

Bei den Kirchen der orientalischen Riten gibt es nur echtes Brot. Bunte Altartücher haben die übrigens auch.

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Wobei Udalricus ein Problem anspricht, das in evangelischen Pfarrersfamilien durchaus besteht: Von einem Pfarrer wird idealerweise mehr Engagement verlangt als von einem gewöhnlichen Angestellten und oft auch zu familienunfreundlichen Zeiten (abends, sonntagnachmittags, an bzw. vor Weihnachten und Ostern). Wenn der Partner / die Partnerin da nicht mitspielt, kann das ein gewaltiges Problem werden, weshalb evangelische Pfarrer auch zu den Berufsgruppen mit der höchsten Scheidungsrate gehören.

 

Ich bin mit einer Pastoralreferentin verheiratet. Pastorale Arbeit mit Familie unter einen Hut zu bringen geht durchaus. Ich komme gebürtig aus einem mittelständischen Unternehmen und kenne die Arbeitszeiten meines Vaters. Und befrage einmal Assistenz- und Oberärzte oder Referendare nach deren Arbeitszeiten - manche Priester jammern auf sehr hohem Niveau.

 

Es ist nicht immer leicht, Familie und Pastoral zu verbinden - aber es geht ohne weiteres.

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Oder glaubt jemand, der Spiegel wolle hier Werbung machen für den Pflichtzölibat? Der Spiegel? Der Spiegel?

 

Die müssen Hefte verkaufen, das Lager der Antikatholiken ist immer noch eine verläßliche Bank. (Die werden auch immer älter, die junge Generation ist entweder fromm oder sie interessierts nicht.) Innerkatholisch betrachtet ist der Inhalt des Spiegels allerdings irrelevant. (Mich ärgert nur, daß es keine relevanten katholischen Medien in Deutschland mehr gibt.)

(Hervorhebung durch mich)

 

Das kommt daher, dass die Zahl der Desinteressierten die der Frommen marginalisiert.

Und für die paar einzelnen Frommen rentiert sich halt kein eigenes Medium.

 

Werner

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Für die Westkirche war schon vorher die Synode von Elvira(um 300) maßgeblich

 

"Es nahmen daran 19 Bischöfe und 24 Presbyter aus 37 Gemeinden der fünf iberischen Provinzen teil."

 

Und das soll für die Westkirche irgendwie maßgeblich sein? :ninja:

 

Werner

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In diesem Zusammenhang würde ich gerne mal ein paar Fundivorurteile bestätigen. Ich bin ja noch in einer sehr sexualfeindlichen Zeit aufgewachsen. Für mich sollte der Priester immer ein asexuelles, reines Wesen sein, da er nur so würdig genug war, die Messe zu zelebrieren; deshalb der Zölibat. Diese Vorstellung werde ich wahrscheinlich nie mehr ganz herausbekommen. Die Missbrauchsfälle der vergangenen jahre haben mich aber eines besseren belehrt.

bearbeitet von Felix1234
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Wobei Udalricus ein Problem anspricht, das in evangelischen Pfarrersfamilien durchaus besteht: Von einem Pfarrer wird idealerweise mehr Engagement verlangt als von einem gewöhnlichen Angestellten und oft auch zu familienunfreundlichen Zeiten (abends, sonntagnachmittags, an bzw. vor Weihnachten und Ostern). Wenn der Partner / die Partnerin da nicht mitspielt, kann das ein gewaltiges Problem werden, weshalb evangelische Pfarrer auch zu den Berufsgruppen mit der höchsten Scheidungsrate gehören.

 

Ich bin mit einer Pastoralreferentin verheiratet. Pastorale Arbeit mit Familie unter einen Hut zu bringen geht durchaus. Ich komme gebürtig aus einem mittelständischen Unternehmen und kenne die Arbeitszeiten meines Vaters. Und befrage einmal Assistenz- und Oberärzte oder Referendare nach deren Arbeitszeiten - manche Priester jammern auf sehr hohem Niveau.

 

Es ist nicht immer leicht, Familie und Pastoral zu verbinden - aber es geht ohne weiteres.

Ich denke, dass bei den ev. Pfarrereien es noch ein tradiertes Rollenverständnis der Pfarrfrau gibt. Es stehen oft Erwartungen im Raum, die die Frau eines Pfarrers noch vor 50 Jahren selbstverständlich erfüllt hat, junge Frauen von heute jedoch eigenständiger sind und das so nicht mehr wollen, deswegen die Probleme, die Martin ansprach. (Aussagen aus Pfarrhäusern, die ich gut kenne/kannte

Dazu kommt (Aussage eines ev. Pfarrers), dass früher die Frauen kaum aus Akademikerkreisen kamen und wenig angesehene Berufe hatten, die Eheschließung war ein "Hinaufheiraten", für das man manches in Kauf nahm.

bearbeitet von Elima
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In diesem Zusammenhang würde ich gerne mal ein paar Fundivorurteile bestätigen. Ich bin ja noch in einer sehr sexualfeindlichen Zeit aufgewachsen. Für mich sollte der Priester immer ein asexuelles, reines Wesen sein, da er nur so würdig genug war, die Messe zu zelebrieren; deshalb der Zölibat. Diese Vorstellung werde ich wahrscheinlich nie mehr ganz herausbekommen. Die Missbrauchsfälle der vergangenen jahre haben mich aber eines besseren belehrt.
Ent-täuschung.

Ist der erste Schock überwunden und wird (hoffentlich) erfahrbar, daß die Wurzeln der Mißbräuche "behandelt" werden, kann das ja durchaus auch das Wachstum eines neuen Verstehens begünstigen.

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