Jump to content

Altkirchliche Sünden


Flo77

Recommended Posts

Hallo zusammen,

 

ich habe gestern in den Apostolischen Konstitutionen geblättert bzw. gescrollt und bin dabei auf den immer wiederkehrenden Hinweis gestoßen, daß sich ein Bischof bitte mit milde aber doch sehr bestimmt mit den "Sündern" seiner Gemeinde befassen und Strafe und Buße ordentlich ordnen soll.

 

Das Thema kommt so häufig auf, daß man den Eindruck bekommen könnte, die Leute hätten den ganzen Tag nichts anderes getan als fröhlich vor sich hin gesündigt.

 

Andererseits hätten sich die Gemeinden angesichts der Bußen und Strafmaßnahmen wohl schnell selbst aufgelöst, wenn man den Maßstab so tief gehängt hätte, wie es der Katalog der "objektiven" Sünden heute tut.

 

"Sünde" muss damals also anders verstanden bzw. nur auf bestimmte Sachverhalte angewendet worden sein.

 

Hat jemand eine schlüssige Interpretation des altkirchlichen Sündenbegriffs oder sonst einen Hinweis, wie man die Forderungen der Apost. Konst. nach der "milden Sündenverfolgung" richtigerweise einordnen muss?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

"Sünde" muss damals also anders verstanden bzw. nur auf bestimmte Sachverhalte angewendet worden sein.
Die "erste Sünde" in der Zeit der frühen Kirche war die Apostasie, weil sie die Gemeinschaft als ganze gefährdete. Von da aus wurden alle anderen Sünden beurteilt.

Das Klein-Klein aus den Beichtspiegeln des 19. Jhd. war damit nicht gemeint.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Didache nennt ja einen ganzen Katalog von Dingen, die ein Christ nicht tun sollte:

 

Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht Knaben schänden, du sollst nicht Unzucht treiben, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht Zauberei treiben, du sollst nicht Gift mischen, du sollst nicht das Kind durch Abtreiben umbringen und das Neugeborene nicht töten, du sollst nicht begehren nach deines Nächsten Gut, Du sollst keinen Meineid schwören, kein falsches Zeugnis geben, du sollst Schlimmes nicht nachreden, du sollst Böses nicht nachtragen. Du sollst nicht doppelsinnig noch doppelzüngig sein; die Doppelzüngigkeit ist nämlich ein Fallstrick zum Tode. Deine Rede sei nicht lügnerisch, nicht leer, sie sei inhaltsreich durch (die) Tat. Du sollst nicht habgierig sein, nicht auf Raub bedacht, nicht verschlagen, nicht boshaft, nicht hoffärtig. Du sollst keine schlimmen Pläne schmieden wider deinen Nächsten. Du sollst niemand hassen,
nach Didache bei BVK.

 

Waren das schon "Sünden" oder gab es da noch eine Zwischenkategorie unerwünschten Verhaltens?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Didache nennt ja einen ganzen Katalog von Dingen, die ein Christ nicht tun sollte:

 

Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht Knaben schänden, du sollst nicht Unzucht treiben, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht Zauberei treiben, du sollst nicht Gift mischen, du sollst nicht das Kind durch Abtreiben umbringen und das Neugeborene nicht töten, du sollst nicht begehren nach deines Nächsten Gut, Du sollst keinen Meineid schwören, kein falsches Zeugnis geben, du sollst Schlimmes nicht nachreden, du sollst Böses nicht nachtragen. Du sollst nicht doppelsinnig noch doppelzüngig sein; die Doppelzüngigkeit ist nämlich ein Fallstrick zum Tode. Deine Rede sei nicht lügnerisch, nicht leer, sie sei inhaltsreich durch (die) Tat. Du sollst nicht habgierig sein, nicht auf Raub bedacht, nicht verschlagen, nicht boshaft, nicht hoffärtig. Du sollst keine schlimmen Pläne schmieden wider deinen Nächsten. Du sollst niemand hassen,
nach Didache bei BVK.

 

Waren das schon "Sünden" oder gab es da noch eine Zwischenkategorie unerwünschten Verhaltens?

Mal davon abgesehen, dass ziemlich unklar ist, was unter "Unzucht treiben" zu verstehen ist, sehe ich auf den ersten Blick in der Aufzählung nichts, was nicht auch heute noch ganz säkular und ohne Kirche als negativ gesehen wird.

Bei der Abtreibung kann man zwar über diese Feststellung streiten, aber Tatsache ist, dass auch die Abtreibung vom Gesetzgeber her grundsätzlich als nicht in Ordnung gewertet wird (sie bleibt nur unter Umständen straffrei)

 

Werner

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bei der Abtreibung kann man zwar über diese Feststellung streiten, aber Tatsache ist, dass auch die Abtreibung vom Gesetzgeber her grundsätzlich als nicht in Ordnung gewertet wird (sie bleibt nur unter Umständen straffrei)
Daß es "ganz säkular" negativ gesehen wird, ist aber auch nur die Folge der Prägung.

 

Genau wie die Knaben war die Kindstötung im griechischen Kulturkreis der Zeit ja völlig legitim.

 

Da wird die christliche Einstellung wohl eher gewirkt haben wie die Kashruth auf uns.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bei der Abtreibung kann man zwar über diese Feststellung streiten, aber Tatsache ist, dass auch die Abtreibung vom Gesetzgeber her grundsätzlich als nicht in Ordnung gewertet wird (sie bleibt nur unter Umständen straffrei)
Daß es "ganz säkular" negativ gesehen wird, ist aber auch nur die Folge der Prägung.

 

Genau wie die Knaben war die Kindstötung im griechischen Kulturkreis der Zeit ja völlig legitim.

 

Da wird die christliche Einstellung wohl eher gewirkt haben wie die Kashruth auf uns.

Zumindest bei den Knaben sind die säkularen Beweggründe allerdings völlig andere als die religiösen, weshalb es säkular nur für Minderjährige gilt (oder war es 16?)

 

Werner

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

×
×
  • Neu erstellen...