Werner001 Geschrieben 2. März 2011 Melden Share Geschrieben 2. März 2011 10 und 11 lassen vermuten, dass es damals wohl üblich war, einem Sterbenden, der nicht mehr fähig war die 27 Rosenkränze als "Buße" zu beten, erzählt hat, er müsse halt stattdessen ein paar Jahre länger im Fegefeuer schmoren. Das wäre auch heute noch Unsinn, da hat Luther also recht. 12 ist einfach eine zutreffende historische Feststellung. 13 ist richtig, das Kirchenrecht geht nur bis zum Tod. 14 bis 17 sind lediglich Überlegungen, keine Feststellungen, und ich kann darin nichts Häretisches erkennen. Werner Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 2. März 2011 Autor Melden Share Geschrieben 2. März 2011 14 bis 17 sind lediglich Überlegungen, keine Feststellungen, und ich kann darin nichts Häretisches erkennen.Zumindest kenne ich keine Lehre der Kirche, die dagegen stünde. Das sieht bei den Nächsten etwas anders aus: 18. Es scheint unerwiesen zu sein, weder durch Gründe noch durch die Schrift, daß sie außer dem Stande des Verdienstes oder des Zunehmens an der Liebe seien. 19. Es scheint auch dies unerwiesen zu sein, daß sie ihrer Seligkeit gewiß und unbekümmert seien, ob wir schon des ganz gewiß sind. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht wirklich, was Luther hier meint. Sicherheit ob Himmel, Hölle oder Fegefeuer verkündet die Kirche soweit ich weiß nicht (mehr). 20. Derhalben versteht der Papst unter der vollkommenen Vergebung aller Strafen nicht, daß insgeheim alle Strafe vergeben werden, sondern nur die, so er selbst aufgelegt hat. 21. Daher irren die Ablaßprediger, die da sagen, daß durch des Papstes Ablaß der Mensch von aller Strafe los und selig werde. 22. Ja, der Papst erläßt den Seelen im Fegefeuer keine Strafe, die sie hätten in diesem Leben laut der Canones büßen und bezahlen müssen. Was auf Erden gelöst wird, ist auch im Himmel gelöst. D.h. der hier erworbene Ablass ist durchaus ein vollkommener Straferlass. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 2. März 2011 Melden Share Geschrieben 2. März 2011 (bearbeitet) 18 und 19 sind tatsächlich schwer zu verstehen. Wenn ich mal drüber nachdenke, könnte es so gemeint sein: Wenn das Fegefeuer Läuterung bedeutet, dann nimmt im Fegefeuer über die Zeit hinweg die Schuld ab und "die Liebe" stattdessen zu, bis am Ende der Zustand vollständiger Schuldlosigkeit und Liebe erreicht ist. Damit müsste aber bei denen, die im Fegefeuer sind, ja Zuversicht herrschen, denn es wird für sie ja, nicht wie etwa bei einem unheilbar Kranken, alles ständig schlimmer, sondern von Sekunde zu Sekunde besser. Trotzdem erzählten ja die Ablassprediger den Leuten, die "Armen Seelen" (sic!) befänden sich im Zustand völliger Hoffnungslosigkeit und müsssten durch Ablässe davon befreit werden. Diesen Widerspruch zeigt er in 19 auf. Ich sehe da keinen Widerspruch zu irgendwelchen katholischen Lehren. Werner bearbeitet 2. März 2011 von Werner001 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
jet Geschrieben 2. März 2011 Melden Share Geschrieben 2. März 2011 (bearbeitet) In 19 geht es wohl um die Heilsgewissheit - ein typisches Thema im Protestantismus. Als Glaubender kann man sich des durch Christus vermittelten Heiles stets gewiss sein. => Ablass überflüssig. Da will mir einer ein Kamel verkaufen, das ich nicht brauche. Wenn ich als noch lebender Glaubender mich meines Heiles schon gewisss sein kann, warum sollte ein Verstorbener im Fegefeuer Zweifel haben? bearbeitet 2. März 2011 von jet Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 2. März 2011 Melden Share Geschrieben 2. März 2011 In 19 geht es wohl um die Heilsgewissheit - ein typisches Thema im Protestantismus. Als Glaubender kann man sich des durch Christus vermittelten Heiles stets gewiss sein. => Ablass überflüssig. Da will mir einer ein Kamel verkaufen, das ich nicht brauche. Wenn ich als noch lebender Glaubender mich meines Heiles schon gewisss sein kann, warum sollte ein Verstorbener im Fegefeuer Zweifel haben? Nein, da geht es um etwas ganz anderes. Nach katholischem Glauben sind die Fegefeuer-Insassen der Erlösung gewiss, denn aus dem Fegefeuer kommt man bekanntlich in den Himmel, aber nicht in die Hölle. Wenn nun aber die Ablassprediger dem Volk weismachten, die "armen Seelen im Fegefeuer" seien ganz verzweifelt und hoffnungslos, wenn man nicht für sie einen Ablass kaufe, dann war das reine Bauernfängerei. Darauf weist Luther ganz zu Recht hin. Werner Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 2. März 2011 Melden Share Geschrieben 2. März 2011 In 19 geht es wohl um die Heilsgewissheit - ein typisches Thema im Protestantismus. Als Glaubender kann man sich des durch Christus vermittelten Heiles stets gewiss sein. => Ablass überflüssig. Da will mir einer ein Kamel verkaufen, das ich nicht brauche. Wenn ich als noch lebender Glaubender mich meines Heiles schon gewisss sein kann, warum sollte ein Verstorbener im Fegefeuer Zweifel haben? Du solltest dich mal schlau machen, was mit "sola fide" gemeint ist. Ganz offensichtlich hast du das nämlich nicht verstanden. Werner Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
nannyogg57 Geschrieben 2. März 2011 Melden Share Geschrieben 2. März 2011 Kann es sein, dass Luther hier unterscheidet zwischen Buße, die wegen Übertretung von Kirchengeboten (kein Fleisch am Freitag usw.) auferlegt wird und zwischen Buße wegen Sünden gegen göttliches Recht (Mord, Ehebruch usw.)? Kann es sein, dass er hier sagen will, die Jurisdiktion des Papstes bezüglich Ersterer gelte nur bis zum leiblichen Tod? So habe ich diesen Abschnitt der Thesen verstanden und ich finde übrigens die hier benützte Übersetzung megaschlecht zu verstehen. Ich habe mich mit einer Übersetzung beschäftigt, die ich mal in Wittenberg gekauft habe. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 3. März 2011 Autor Melden Share Geschrieben 3. März 2011 So habe ich diesen Abschnitt der Thesen verstanden und ich finde übrigens die hier benützte Übersetzung megaschlecht zu verstehen. Ich habe mich mit einer Übersetzung beschäftigt, die ich mal in Wittenberg gekauft habe.Wenn Du eine bessere (zitierfähige) hast, gerne her damit. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franziskaner Geschrieben 5. März 2011 Melden Share Geschrieben 5. März 2011 (bearbeitet) Kann es sein, dass Luther hier unterscheidet zwischen Buße, die wegen Übertretung von Kirchengeboten (kein Fleisch am Freitag usw.) auferlegt wird und zwischen Buße wegen Sünden gegen göttliches Recht (Mord, Ehebruch usw.)? Kann es sein, dass er hier sagen will, die Jurisdiktion des Papstes bezüglich Ersterer gelte nur bis zum leiblichen Tod? So habe ich diesen Abschnitt der Thesen verstanden und ich finde übrigens die hier benützte Übersetzung megaschlecht zu verstehen. Ich habe mich mit einer Übersetzung beschäftigt, die ich mal in Wittenberg gekauft habe. Wenn ich alles richtig verstanden habe, was mir zum Thema Ablass erzählt wurde, hat es in der katholischen Theologie eine heillose und absurde Vermengung zwischen Kirchenstrafen und göttlichem Gericht gegeben. Der Ablass bewirkt eine Aussetzung der Kirchenstrafe, die in Jahren des Ausschlusses von den Sakramenten gemessen wurde. Diese Kircvhenstrafe hat zunächst einmal mit dem göttlichen Gericht gar nichts zu tun. Nur deshalb war es ja auch möglich, dass eine Beichte vor Gott zur "Löschung" der Sünden führte, die Kirchenstrafe aber trotzdem bestehen blieb. Der Volksglaube hat dann aus den Jahren des Sakramentsausschlusses Jahre im Fegefeuer gemacht, die man auch nachträglich noch für Verstorbene aufheben kann. Das ganze ist undurchsichtig und absurd. Meiner Ansicht nach gehört die ganze Ablasstheologie in die Tonne. bearbeitet 5. März 2011 von Franziskaner Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
nannyogg57 Geschrieben 5. März 2011 Melden Share Geschrieben 5. März 2011 (bearbeitet) So habe ich diesen Abschnitt der Thesen verstanden und ich finde übrigens die hier benützte Übersetzung megaschlecht zu verstehen. Ich habe mich mit einer Übersetzung beschäftigt, die ich mal in Wittenberg gekauft habe.Wenn Du eine bessere (zitierfähige) hast, gerne her damit. Die vom EKD sind leichter verständlich. Man muss berücksichtigen, dass die Thesen nicht allein stehen, sondern ineinander greifen und aufeinander aufbauen. Aus dem Kontext kann man nur wenige reißen. Luther stellt in den Thesen nicht unbedingt den Ablass als solchen in Frage, zeigt aber radikal die Missstände seiner Zeit auf, zB das Ablasspredigen: These 27 ff kritisieren den Zusammenhang von Geld und Ablass (Wenn das Geld im Kasten springt, die Seele aus dem Fegfeuer springt), desweiteren These 53-55. Luthers Ansicht von der wahren Reue und Buße ist zunächst von der Ungewißheit geprägt (These 30 ff), die Gerechtigkeit aus Glauben fehlt in den Thesen. Er kritisiert, dass der Ablass meist in falscher Gesinnung gekauft wird (These 31 und 40). Luther definiert Reue als Grundhaltung des Menschen, die lebenslang sein müsse und sich nach innen und außen zeigen sollte; er verweist dabei auf gute Werke (These 41-48). Luther sieht in den pompösen Ablasspredigten das Gegenteil des Evangeliums, das den wahren Schatz der Kirche darstellt, These 53-68. Man muss sich das bildlich vorstellen: Offensichtlich nahm das Predigen des Ablasses die Stelle des Evangeliums ein und war wichtiger als der Gottesdienst - Luther ging zu Recht der Hut hoch. Luther greift nicht die Autorität des Papstes an, andererseits aber hinterfragt er doch, warum der Papst den Ablass gegen Geld hergibt, wenn er denn die Macht dazu hat (These 86). Im Großen und Ganzen lässt Luther durchblicken, dass der Ablass in den meisten Fällen unnötig und wenig hilfreich, sogar verderblich ist. Interessant ist, dass Luther erfolgreich war, denn in Wirklichkeit ist ja sein Weg zum Heil härter. Man kann sich eben nicht den Himmel kaufen, man muss tatsächlich sich bekehren, um das Heil zu erlangen. Ich wüsste nicht, wo ich bei seinen Thesen irgendetwas entdecken könnte, was ein Katholik unserer Zeit nicht unterschreiben könnte. Erst mit den Sola-Prinzipien hat Luther den traditionellen Boden katholischer Lehre verlassen, bzw. gewisse katholische Gedanken ausgeschlossen. Die Bischöfe haben dem Mönch den Dialog verweigert und mit ihrem Versuch, die Sache durch das Pochen auf ihre Macht und durch Aussitzen zu beenden, die Kirchenspaltung mitverursacht. Und wie es die Nachrichten unserer Zeit beweisen, hat man bis heute nix dazu gelernt. bearbeitet 5. März 2011 von nannyogg57 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
nannyogg57 Geschrieben 5. März 2011 Melden Share Geschrieben 5. März 2011 Wenn ich alles richtig verstanden habe, was mir zum Thema Ablass erzählt wurde, hat es in der katholischen Theologie eine heillose und absurde Vermengung zwischen Kirchenstrafen und göttlichem Gericht gegeben. Das denke ich auch. Man hat das Unwissen der Leute schamlos ausgenützt. Das ganze ist undurchsichtig und absurd. Meiner Ansicht nach gehört die ganze Ablasstheologie in die Tonne. Gerade in unserer Zeit ist das Thema "Wiedergutmachung" (Opfer von sexuellem Missbrauch) ein heißes Thema. Man muss wissen, dass sich der Ablass aus der Wiedergutmachung entwickelt hat. Einerseits muss es Gerechtigkeit geben auf dieser Welt, andererseits können wir keine vollkommene Gerechtigkeit herstellen: Geraubtes Gut kann man zurückgeben, aber geraubtes Leben? (Und wenn gar einer zwei Menschen ermordet hat, dann wäre er mit einem Leben im Minus, würde man die Todesstrafe vollstrecken usw.). Aus den Defiziten der menschenmöglichen Wiedergutmachung entwickelte sich der Ablass: Die Kirche verstand sich als so eine Art Bank für gute Taten. Heilige zahlen derer zu viel ein, welche der Übeltäter dann per Ablass "abheben" kann. Das Gegenteil ist das sola-gratia-Prinzip: Der Mensch kann gar nichts eigenständig tun und jede Art von Wiedergutmachung wäre daher eine Blasphemie. Logischerweise entwickelte Calvin dann die Prädestinationslehre, denn irgendwie ist das sola-gratia-Prinzip allein etwas anarchistisch. Ich bestreite drei der vier sola-Prinzipien (nicht das solus-Christus-Prinzip), übrigens. Die Lehre vom Ablass als etwas, das man durch frommes Gebet erwerben kann, hat sich schon lang erledigt. Aber der Gedanke der Wiedergutmachung, so weit es menschenmöglich ist, den sollte man besser nicht fallen lassen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Luthi Geschrieben 8. März 2011 Melden Share Geschrieben 8. März 2011 Ich bestreite drei der vier sola-Prinzipien (nicht das solus-Christus-Prinzip), übrigens. Die Katholische Kirche sollte auch mit den drei anderen sola-Prinzipien kein Problem haben: Sola Scriptura - Die katholische Kirche begründet Ihre Lehre anhand der Bibel. Auch Glaubensinhalte, die von den Protestanten abgelehnt werden, führt die Katholische Kirche auf die Heilige Schrift zurück (Sakramente, Primat des Papstes, Fegefeuer, Ablaß, etc.; siehe z.B. biblische Verweise im KKK). Sola Fide - Die Katholische Kirche lehrt, dass man sich mit guten Werke das Heil nicht erkaufen kann. Der Glaube ist heilsnotwendig. Alles andere ist humanistisch geprägte Volksfrömmigkeit. Sola Gratia - Die Katholische Kirche lehrt, dass der Glaube eine Gnade Gottes ist und dass die guten Werke eine Frucht des Glaubens sind. In den Heiligen verehrt Ihr Gott, denn nur dank seine Gnade konnten sie zu Heiligen werden. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
nannyogg57 Geschrieben 9. März 2011 Melden Share Geschrieben 9. März 2011 Ich bestreite drei der vier sola-Prinzipien (nicht das solus-Christus-Prinzip), übrigens. Die Katholische Kirche sollte auch mit den drei anderen sola-Prinzipien kein Problem haben: Sola Scriptura - Die katholische Kirche begründet Ihre Lehre anhand der Bibel. Auch Glaubensinhalte, die von den Protestanten abgelehnt werden, führt die Katholische Kirche auf die Heilige Schrift zurück (Sakramente, Primat des Papstes, Fegefeuer, Ablaß, etc.; siehe z.B. biblische Verweise im KKK). Sola Fide - Die Katholische Kirche lehrt, dass man sich mit guten Werke das Heil nicht erkaufen kann. Der Glaube ist heilsnotwendig. Alles andere ist humanistisch geprägte Volksfrömmigkeit. Sola Gratia - Die Katholische Kirche lehrt, dass der Glaube eine Gnade Gottes ist und dass die guten Werke eine Frucht des Glaubens sind. In den Heiligen verehrt Ihr Gott, denn nur dank seine Gnade konnten sie zu Heiligen werden. Oh, ich bestreite das "sola" und das aus guten Gründen: sola fide - was ist dann mit denen, die nicht an Jesus glauben?; sola gratia - da gibt es ein paar Stellen in den Evangelien, wo Jesus durchaus bereit ist, auch gute Werke anzuerkennen (Was ihr dem Geringsten, zB), ansonsten haben wir noch das Problem mit der Wiedergutmachung - brauchts die jetzt oder nicht?; sola scriptura - Jesus hat seinen Jüngern seinen Geist hinterlassen, der uns frei macht, und uns eben nicht zu Knechten und Mägden einer Schrift gemacht, die erst Jahrhunderte später abgeschlossen war. Nix gegen Glaube, Gnade und Schrift, aber das "allein" hat seine Tücken. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 9. März 2011 Melden Share Geschrieben 9. März 2011 Oh, ich bestreite das "sola" und das aus guten Gründen: sola fide - was ist dann mit denen, die nicht an Jesus glauben? Nur so die Frage eines Außenseiters: Sind denn das Christen? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franciscus non papa Geschrieben 9. März 2011 Melden Share Geschrieben 9. März 2011 Oh, ich bestreite das "sola" und das aus guten Gründen: sola fide - was ist dann mit denen, die nicht an Jesus glauben? Nur so die Frage eines Außenseiters: Sind denn das Christen? zweifellos können auch nichtchristen zur anschauung gottes gelangen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
nannyogg57 Geschrieben 9. März 2011 Melden Share Geschrieben 9. März 2011 Oh, ich bestreite das "sola" und das aus guten Gründen: sola fide - was ist dann mit denen, die nicht an Jesus glauben? Nur so die Frage eines Außenseiters: Sind denn das Christen? Die sola-Prinzipien antworten auf die Frage, wie man das Heil erlangt. Ursprünglich, denke ich, waren sie einfach starke Betonungen entgegen der damals weit verbreiteten Ansicht, die auch von der Kirche gefördert wurde, dass man sich den Himmel verdienen müsse und natürlich insbesondere, dass man dazu die Dienste der Kirche brauche. Das wäre so etwas wie das cyprianische "Extra ecclesiam nulla salus", also ein "sola ecclesia"-Prinzip. Sola-Prinzipien welcher Art sind immer gefährlich, weil sie Menschen ausgrenzen. Das sola-fide grenzt alle aus, die nicht an Jesus glauben, und das sind eine Menge Leute. Unsere Piusbrüder stehen mehr auf das sola ecclesia-Prinzip, die Freikirchler vom rechten Rand glauben felsenfest an das sola-fide. Tatsächlich kann man bezüglich Beider bei Paulus fündig werden, aber der Typ war Missionar und in der Religions-werbe-Branche tätig: Wie man auch heute noch in der Werbung feststellen kann, ist es ein beliebter Marketing-Trick, das eigene Produkt als das einzig Wahre zu vermarkten. Dabei hat das Produkt "Jesus" das nicht wirklich nötig, meiner bescheidenen Meinung nach. Gäbe es eine Testreihe von Stiftung Warentest bezüglich Religionsgründer, würde Jesus ganz vorne abschneiden. Das war die Urerfahrung Martin Luthers, die er mit dem NT gemacht hat. Der Bruch zur RKK entstand, weil Letztere schon lange das Lesen der Bibel eingestellt und aus Jesus einen Popanz fabriziert hatte. Einen wirklichen Gesprächspartner auf Augenhöhe fand Luther nicht, er hätte ihm sicher nicht geschadet, genauso wie es der RKK gut getan hätte, Luther ernst zu nehmen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 9. März 2011 Melden Share Geschrieben 9. März 2011 Das sola-fide grenzt alle aus, die nicht an Jesus glauben, und das sind eine Menge Leute. Das überrascht mich, aber du wirst das besser wissen als ich. Dabei hat das Produkt "Jesus" das nicht wirklich nötig, meiner bescheidenen Meinung nach. Gäbe es eine Testreihe von Stiftung Warentest bezüglich Religionsgründer, würde Jesus ganz vorne abschneiden. Das kann ich nicht beurteilen. Mir sagt die ganze Produktkategorie nichts. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
nannyogg57 Geschrieben 9. März 2011 Melden Share Geschrieben 9. März 2011 (bearbeitet) Das sola-fide grenzt alle aus, die nicht an Jesus glauben, und das sind eine Menge Leute. Das überrascht mich, aber du wirst das besser wissen als ich. Dabei hat das Produkt "Jesus" das nicht wirklich nötig, meiner bescheidenen Meinung nach. Gäbe es eine Testreihe von Stiftung Warentest bezüglich Religionsgründer, würde Jesus ganz vorne abschneiden. Das kann ich nicht beurteilen. Mir sagt die ganze Produktkategorie nichts. Es grenzt die anderen Religionen und die Atheisten aus in dem Sinn, dass sie auf Grund falschen Glaubens automatisch in die Hölle kommen. Ich glaube (=meine, diesmal), dass ich mich jetzt klar ausgedrückt habe. Wenn mir als hartgesottene katholische Theologin ein Freikirchler ins Gesicht sagt, dass ich logischerweise mangels Bekenntnistaufe in die Hölle komme - und das mitten in einer katholischen Kleinstadt in Oberbayern -, dann weißt du, was sola-fide bedeutet. Wie gesagt, früher war man sich bei Katholikens insofern einig, als dieses ganze Lutheranergesocks in die Hölle kommt. Naja, aber für dich gilt ja, was Michael Mittermaier sagt: Die Atheisten - "I spui ned mit!" bearbeitet 9. März 2011 von nannyogg57 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 9. März 2011 Melden Share Geschrieben 9. März 2011 Es grenzt die anderen Religionen und die Atheisten aus in dem Sinn, dass sie auf Grund falschen Glaubens automatisch in die Hölle kommen. Ich glaube (=meine, diesmal), dass ich mich jetzt klar ausgedrückt habe. Wenn mir als hartgesottene katholische Theologin ein Freikirchler ins Gesicht sagt, dass ich logischerweise mangels Bekenntnistaufe in die Hölle komme - und das mitten in einer katholischen Kleinstadt in Oberbayern -, dann weißt du, was sola-fide bedeutet. Ja, jetzt hab ich's, meine ich. Wie gesagt, früher war man sich bei Katholikens insofern einig, als dieses ganze Lutheranergesocks in die Hölle kommt. Nur, zu, das könnt ihr unter euch ausmachen. Naja, aber für dich gilt ja, was Michael Mittermaier sagt: Die Atheisten - "I spui ned mit!" Eben! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Luthi Geschrieben 10. März 2011 Melden Share Geschrieben 10. März 2011 (bearbeitet) Ich bestreite drei der vier sola-Prinzipien (nicht das solus-Christus-Prinzip), übrigens. Die Katholische Kirche sollte auch mit den drei anderen sola-Prinzipien kein Problem haben: Sola Scriptura - Die katholische Kirche begründet Ihre Lehre anhand der Bibel. Auch Glaubensinhalte, die von den Protestanten abgelehnt werden, führt die Katholische Kirche auf die Heilige Schrift zurück (Sakramente, Primat des Papstes, Fegefeuer, Ablaß, etc.; siehe z.B. biblische Verweise im KKK). Sola Fide - Die Katholische Kirche lehrt, dass man sich mit guten Werke das Heil nicht erkaufen kann. Der Glaube ist heilsnotwendig. Alles andere ist humanistisch geprägte Volksfrömmigkeit. Sola Gratia - Die Katholische Kirche lehrt, dass der Glaube eine Gnade Gottes ist und dass die guten Werke eine Frucht des Glaubens sind. In den Heiligen verehrt Ihr Gott, denn nur dank seine Gnade konnten sie zu Heiligen werden. Oh, ich bestreite das "sola" und das aus guten Gründen: sola fide - was ist dann mit denen, die nicht an Jesus glauben?; Gottes Gnade ist unermeßlich, aber wir können nicht davon ausgehen, dass Ungläubige das Heil erlangen können (lehrt denn die Kath. Kirche, dass Ungläubige und Ungetaufte das Heil erlangen können? ich denke nicht). sola gratia - da gibt es ein paar Stellen in den Evangelien, wo Jesus durchaus bereit ist, auch gute Werke anzuerkennen (Was ihr dem Geringsten, zB), Lehrt die Kath. Kirche heutzutage, dass Ungläubige mit guten Werken das Heil erlangen können? Das kann ich mir nicht vorstellen. sola scriptura - Jesus hat seinen Jüngern seinen Geist hinterlassen, der uns frei macht, und uns eben nicht zu Knechten und Mägden einer Schrift gemacht, die erst Jahrhunderte später abgeschlossen war. Hm, so würde es das Kath. Lehramt aber nicht formulieren ;-) bearbeitet 10. März 2011 von Luthi Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Luthi Geschrieben 10. März 2011 Melden Share Geschrieben 10. März 2011 Wenn mir als hartgesottene katholische Theologin ein Freikirchler ins Gesicht sagt, dass ich logischerweise mangels Bekenntnistaufe in die Hölle komme - und das mitten in einer katholischen Kleinstadt in Oberbayern -, dann weißt du, was sola-fide bedeutet. Das hat aber nichts mit Luthers "sola fide" zu tun. Die Täufer nutzen gerne dieselben Ausdrücke, meinen damit aber etwas ganz anderes. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 10. März 2011 Melden Share Geschrieben 10. März 2011 Lehrt die Kath. Kirche heutzutage, dass Ungläubige mit guten Werken das Heil erlangen können? Das kann ich mir nicht vorstellen. Ist aber so. Die kath. Kirche lehrt in der Tat, dass auch Ungläubige wie z. B. Lutheraner das Heil erlangen können, und zwar dadurch, dass sie gottgefällig leben (sprich gute Werke) Werner Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 10. März 2011 Melden Share Geschrieben 10. März 2011 Lehrt die Kath. Kirche heutzutage, dass Ungläubige mit guten Werken das Heil erlangen können? Das kann ich mir nicht vorstellen. Ist aber so. Die kath. Kirche lehrt in der Tat, dass auch Ungläubige wie z. B. Lutheraner das Heil erlangen können, und zwar dadurch, dass sie gottgefällig leben (sprich gute Werke) Werner Sind Lutheraner wirklich Ungläubige, oder nicht eher Falschgläubige? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 10. März 2011 Melden Share Geschrieben 10. März 2011 Lehrt die Kath. Kirche heutzutage, dass Ungläubige mit guten Werken das Heil erlangen können? Das kann ich mir nicht vorstellen. Ist aber so. Die kath. Kirche lehrt in der Tat, dass auch Ungläubige wie z. B. Lutheraner das Heil erlangen können, und zwar dadurch, dass sie gottgefällig leben (sprich gute Werke) Werner Sind Lutheraner wirklich Ungläubige, oder nicht eher Falschgläubige? Das läuft ja auf das Gleiche hinaus.... Werner Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 10. März 2011 Melden Share Geschrieben 10. März 2011 Lehrt die Kath. Kirche heutzutage, dass Ungläubige mit guten Werken das Heil erlangen können? Das kann ich mir nicht vorstellen. Ist aber so. Die kath. Kirche lehrt in der Tat, dass auch Ungläubige wie z. B. Lutheraner das Heil erlangen können, und zwar dadurch, dass sie gottgefällig leben (sprich gute Werke) Werner Sind Lutheraner wirklich Ungläubige, oder nicht eher Falschgläubige? Das läuft ja auf das Gleiche hinaus.... Bist du sicher? Für mich ist ein Ungläubiger einer, der nicht glaubt (also so einer wie ich). Ein Falschgläubiger hingegen ist jemand, der zwar glaubt, aber das Falsche. Streng genommen wären das für Gläubige die Anhänger aller anderen Religionen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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