Quoth Geschrieben 26. März 2011 Melden Share Geschrieben 26. März 2011 Vor Jahren hab ich durch ein Referat gedöst, in dem angedeutet wurde, der Dekalog lasse sich nicht (nur) als Sammlung von Anweisungen, sondern als Versprechen lesen. Es hieße also nicht: "Du sollst ..", sondern "Du wirst, [wenn du mir treu bist] .." Fand das damals ein bisschen kurios; habe mich dunkel an den hebräischen Imperativ und den Text nach Exodus 20,17 erinnert, und darauf hingewiesen, dass wir auch im Deutschen das Futur als Imperativ nutzen ("Du wirst deine Hausaufgaben machen!") um es dann mehr oder minder zu vergessen. Frage lautet nun also: Woher kam diese Idee des Referenten? Google verweigert mir eine vernünftige Antwort (vermutlich aufgrund unglücklich gewählter Suchworte); aber ich hege die Hoffnung, dass es hier jemand weiß Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
mn1217 Geschrieben 26. März 2011 Melden Share Geschrieben 26. März 2011 Vor Jahren hab ich durch ein Referat gedöst, in dem angedeutet wurde, der Dekaloglasse sich nicht (nur) als Sammlung von Anweisungen, sondern als Versprechen lesen. Es hieße also nicht: "Du sollst ..", sondern "Du wirst, [wenn du mir treu bist] .." Fand das damals ein bisschen kurios; habe mich dunkel an den hebräischen Imperativ und den Text nach Exodus 20,17 erinnert, und darauf hingewiesen, dass wir auch im Deutschen das Futur als Imperativ nutzen ("Du wirst deine Hausaufgaben machen!") um es dann mehr oder minder zu vergessen. Frage lautet nun also: Woher kam diese Idee des Referenten? Google verweigert mir eine vernünftige Antwort (vermutlich aufgrund unglücklich gewählter Suchworte); aber ich hege die Hoffnung, dass es hier jemand weiß So viel ich weiß kommt das von de Beschäftigung mit den Originaltexten. Die 10 Gebote sind sozusagen wenn dann-Sätze: Wenn ich euer Gott bin, dann folgt daraus, dass ihr...tun werdet. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Simone Geschrieben 26. März 2011 Melden Share Geschrieben 26. März 2011 (bearbeitet) Grundsätzlich geht das auf den hebräischen Urtext zurück, hier bin ich leider aber auch im hebräischen nicht so fit, dass ich dir das grammatisch erklären könnte. Was aber für ein richtiges Verständnis auf jeden Fall wichtig ist, ist, dass die 10 Gebote nicht- wie es oft geschieht - ohne die Präambel abgedruckt werden: "Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. (Ex 20,2) Erst daraus, aus dieser Tat Gottes an seinem Volk, aus diesem ersten Handeln Gottes, folgt, dass der Mensch, der sich diesem Gott anvertraut hat, keine anderen Götter haben wird, dass er diese nicht verehren wird, dass er nicht morden wird,... So ist dieses Futur "wirst" letztlich ein Ausdruck des Vertrauens Gottes an den Menschen, dass auch dieser treu ist und seinen Teil des Bundes einhalten wird: Gott ist der zuerst Handelnde und der Mensch der, der antwortet... bearbeitet 26. März 2011 von Simone Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Aussteiger Geschrieben 26. März 2011 Melden Share Geschrieben 26. März 2011 Ich hab von meinem Prof (AT) folgende Übersetzung gehört: Nicht ist, dass du mordest Nicht ist, dass du Ehebrichst. ... Ich finde, das macht Sinn. Ich sehe dahinder nicht den erhobenen Zeigefinger ("das darfst du niocht tun, du du du"), sondern eine klare Feststellung. Wenn du zu diesem Gott (der dich aus Ägypten geführt hat) gehörst, dann ist das nicht, dass du mordest... Dann wirst du das (aus eigener Überzeugung) nicht tun) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
challenger Geschrieben 26. März 2011 Melden Share Geschrieben 26. März 2011 Grundsätzlich geht das auf den hebräischen Urtext zurück, hier bin ich leider aber auch im hebräischen nicht so fit, dass ich dir das grammatisch erklären könnte. Was aber für ein richtiges Verständnis auf jeden Fall wichtig ist, ist, dass die 10 Gebote nicht- wie es oft geschieht - ohne die Präambel abgedruckt werden: "Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. (Ex 20,2) Erst daraus, aus dieser Tat Gottes an seinem Volk, aus diesem ersten Handeln Gottes, folgt, dass der Mensch, der sich diesem Gott anvertraut hat, keine anderen Götter haben wird, dass er diese nicht verehren wird, dass er nicht morden wird,... So ist dieses Futur "wirst" letztlich ein Ausdruck des Vertrauens Gottes an den Menschen, dass auch dieser treu ist und seinen Teil des Bundes einhalten wird: Gott ist der zuerst Handelnde und der Mensch der, der antwortet... So ist auch die spanische Übersetzung: "No matarás" etc. Fand ich immer sehr plausibel, weil es die Unterstützung Gottes bei diesem Vorhaben, sich zu bessern, unterstreicht... Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Elima Geschrieben 27. März 2011 Melden Share Geschrieben 27. März 2011 Grundsätzlich geht das auf den hebräischen Urtext zurück, hier bin ich leider aber auch im hebräischen nicht so fit, dass ich dir das grammatisch erklären könnte. Was aber für ein richtiges Verständnis auf jeden Fall wichtig ist, ist, dass die 10 Gebote nicht- wie es oft geschieht - ohne die Präambel abgedruckt werden: "Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. (Ex 20,2) Erst daraus, aus dieser Tat Gottes an seinem Volk, aus diesem ersten Handeln Gottes, folgt, dass der Mensch, der sich diesem Gott anvertraut hat, keine anderen Götter haben wird, dass er diese nicht verehren wird, dass er nicht morden wird,... So ist dieses Futur "wirst" letztlich ein Ausdruck des Vertrauens Gottes an den Menschen, dass auch dieser treu ist und seinen Teil des Bundes einhalten wird: Gott ist der zuerst Handelnde und der Mensch der, der antwortet... So ist auch die spanische Übersetzung: "No matarás" etc. Fand ich immer sehr plausibel, weil es die Unterstützung Gottes bei diesem Vorhaben, sich zu bessern, unterstreicht... An den hebräischen Text erinnere ich mich leider nicht mehr (Hebraicum war 1962). Was sagen unsere Jungtheologen? Die offizielle Kirchenbibel der KK ist die Vulgata nova (und da steht Futur ....... soweit reicht mein Latein noch ). Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Fr. Peter Geschrieben 28. März 2011 Melden Share Geschrieben 28. März 2011 Grundsätzlich geht das auf den hebräischen Urtext zurück, hier bin ich leider aber auch im hebräischen nicht so fit, dass ich dir das grammatisch erklären könnte. Was aber für ein richtiges Verständnis auf jeden Fall wichtig ist, ist, dass die 10 Gebote nicht- wie es oft geschieht - ohne die Präambel abgedruckt werden: "Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. (Ex 20,2) Erst daraus, aus dieser Tat Gottes an seinem Volk, aus diesem ersten Handeln Gottes, folgt, dass der Mensch, der sich diesem Gott anvertraut hat, keine anderen Götter haben wird, dass er diese nicht verehren wird, dass er nicht morden wird,... So ist dieses Futur "wirst" letztlich ein Ausdruck des Vertrauens Gottes an den Menschen, dass auch dieser treu ist und seinen Teil des Bundes einhalten wird: Gott ist der zuerst Handelnde und der Mensch der, der antwortet... So ist auch die spanische Übersetzung: "No matarás" etc. Fand ich immer sehr plausibel, weil es die Unterstützung Gottes bei diesem Vorhaben, sich zu bessern, unterstreicht... An den hebräischen Text erinnere ich mich leider nicht mehr (Hebraicum war 1962). Was sagen unsere Jungtheologen? Die offizielle Kirchenbibel der KK ist die Vulgata nova (und da steht Futur ....... soweit reicht mein Latein noch ). Auch bei Lk 10,27 ille respondens dixit diliges Dominum Deum tuum ex toto corde tuo et ex tota anima tua et ex omnibus viribus tuis et ex omni mente tua et proximum tuum sicut te ipsum Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Cassiopeia Geschrieben 29. März 2011 Melden Share Geschrieben 29. März 2011 So ist auch die spanische Übersetzung: "No matarás" etc. Fand ich immer sehr plausibel, weil es die Unterstützung Gottes bei diesem Vorhaben, sich zu bessern, unterstreicht... Ich kenne das auch so aus dem Französischen! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
GermanHeretic Geschrieben 29. März 2011 Melden Share Geschrieben 29. März 2011 Ich habe da mal eine Frage: Wenn das bei den 10 Gebote mit der "wenn-dann" Erklärung, bei der sich hier alle einig sind und die mir auch sehr sinnig erscheint, so klar ist, warum zum Henker bringt man das angehenden Christen nicht bei, so in RU oder Konfirmationsunterricht? Das weiß man doch nicht erst seit gestern, oder? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 29. März 2011 Melden Share Geschrieben 29. März 2011 Ich habe da mal eine Frage: Wenn das bei den 10 Gebote mit der "wenn-dann" Erklärung, bei der sich hier alle einig sind und die mir auch sehr sinnig erscheint, so klar ist, warum zum Henker bringt man das angehenden Christen nicht bei, so in RU oder Konfirmationsunterricht? Das weiß man doch nicht erst seit gestern, oder?Weil es einfacher ist zu sagen: "Du musst" als "Die Konsequenz aus X sollte sein Y". Wobei ich mich dunkel zu erinnern glaube, daß dieses "weil" in meinem RU mal erwähnt wurde (was angesichts der Marginalität des Dekalogs während des Unterrichts insgesamt schon an ein Wunder grenzt). Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Elima Geschrieben 29. März 2011 Melden Share Geschrieben 29. März 2011 Ich habe da mal eine Frage: Wenn das bei den 10 Gebote mit der "wenn-dann" Erklärung, bei der sich hier alle einig sind und die mir auch sehr sinnig erscheint, so klar ist, warum zum Henker bringt man das angehenden Christen nicht bei, so in RU oder Konfirmationsunterricht? Das weiß man doch nicht erst seit gestern, oder?Weil es einfacher ist zu sagen: "Du musst" als "Die Konsequenz aus X sollte sein Y". Wobei ich mich dunkel zu erinnern glaube, daß dieses "weil" in meinem RU mal erwähnt wurde (was angesichts der Marginalität des Dekalogs während des Unterrichts insgesamt schon an ein Wunder grenzt). Das habe ich meinen Schülern im RU so beigebracht .... seit Dienstantritt 1966. Der Dekalog war im Ablauf des RU im Gymnasium häufiger thematisiert. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Aristippos Geschrieben 29. März 2011 Melden Share Geschrieben 29. März 2011 Ich habe da mal eine Frage: Wenn das bei den 10 Gebote mit der "wenn-dann" Erklärung, bei der sich hier alle einig sind und die mir auch sehr sinnig erscheint, so klar ist, warum zum Henker bringt man das angehenden Christen nicht bei, so in RU oder Konfirmationsunterricht? Das weiß man doch nicht erst seit gestern, oder? Weil man dann begründen müsste, warum das auch für Leute gelten soll, die noch nie in Ägypten waren (und schon gar nicht zum Pyramidenbau). Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
chrk Geschrieben 29. März 2011 Melden Share Geschrieben 29. März 2011 Ich habe da mal eine Frage: Wenn das bei den 10 Gebote mit der "wenn-dann" Erklärung, bei der sich hier alle einig sind und die mir auch sehr sinnig erscheint, so klar ist, warum zum Henker bringt man das angehenden Christen nicht bei, so in RU oder Konfirmationsunterricht? Das weiß man doch nicht erst seit gestern, oder?Weil es einfacher ist zu sagen: "Du musst" als "Die Konsequenz aus X sollte sein Y". Wobei ich mich dunkel zu erinnern glaube, daß dieses "weil" in meinem RU mal erwähnt wurde (was angesichts der Marginalität des Dekalogs während des Unterrichts insgesamt schon an ein Wunder grenzt). Also in meinem Ru wurde das auch so gesagt, obwohl ich den wahrscheinlich schlechtesten Reli-Lehrer der ganzen Diözese hatte. Ich habe nie wirklich zugehört, aber die zehn Gebote die wir auswendig lernen mussten und die er dann abfragte (das wurde dann die Schuljahresendnote ), die hat er uns als zehn Weisungen eingetrichtert, die unter der Prämisse stehen "Wenn du den Bund mit Gott deinem Herrn hälst, dann...." Die zehn Gebote waren irgendwie sein Steckenpferd... Aber da ist es mit Reli-Lehrern halt wie mit Lehrern allgemein: wenn einer im Studium geschlafen hat oder sich weigert, sich fortzubilden oder auch mal in eine Fachzeitschrift reinzugucken und mal einen neuen Unterrichtsverlauf auszuprobieren, dann kann er den größten Mist erzählen, und es passiert nix. Im besten Fall kiregt die Klasse, wenn sie sich beschwert, dann im nächsten Jahr jemand anderes.... Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Elima Geschrieben 29. März 2011 Melden Share Geschrieben 29. März 2011 Ich habe da mal eine Frage: Wenn das bei den 10 Gebote mit der "wenn-dann" Erklärung, bei der sich hier alle einig sind und die mir auch sehr sinnig erscheint, so klar ist, warum zum Henker bringt man das angehenden Christen nicht bei, so in RU oder Konfirmationsunterricht? Das weiß man doch nicht erst seit gestern, oder?Weil es einfacher ist zu sagen: "Du musst" als "Die Konsequenz aus X sollte sein Y". Wobei ich mich dunkel zu erinnern glaube, daß dieses "weil" in meinem RU mal erwähnt wurde (was angesichts der Marginalität des Dekalogs während des Unterrichts insgesamt schon an ein Wunder grenzt). Also in meinem Ru wurde das auch so gesagt, obwohl ich den wahrscheinlich schlechtesten Reli-Lehrer der ganzen Diözese hatte. Ich habe nie wirklich zugehört, aber die zehn Gebote die wir auswendig lernen mussten und die er dann abfragte (das wurde dann die Schuljahresendnote ), die hat er uns als zehn Weisungen eingetrichtert, die unter der Prämisse stehen "Wenn du den Bund mit Gott deinem Herrn hälst, dann...." Die zehn Gebote waren irgendwie sein Steckenpferd... Aber da ist es mit Reli-Lehrern halt wie mit Lehrern allgemein: wenn einer im Studium geschlafen hat oder sich weigert, sich fortzubilden oder auch mal in eine Fachzeitschrift reinzugucken und mal einen neuen Unterrichtsverlauf auszuprobieren, dann kann er den größten Mist erzählen, und es passiert nix. Im besten Fall kiregt die Klasse, wenn sie sich beschwert, dann im nächsten Jahr jemand anderes.... Gehe hin und mache es besser! Es war auch für mich damals eine Motivation: Besser als mein letzter Relilehrer, das dürfte mit wenig Anstrenungen möglich sein. (Umgekehrt war es in Deutsch, da habe ich mich nicht an meine Deutschlehrerin rangetraut, so begeisternd war sie). Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Mat Geschrieben 29. März 2011 Melden Share Geschrieben 29. März 2011 Also: Verwendet wird in den 10 Geboten eine grammatikalische Form, die u.a. auch verwendet wird, um ein Geschehen in der Zukunft auszudrücken. Ich drücke mich deshalb so umständlich aus, weil es im Hebräischen nicht die Zeitformen gibt, wie wir sie aus den germanischen Sprachen kennen. Umd den Imperativ auszudrücken, kann man sowohl die oben genannte Form verwenden, als auch den Imperativ selbst (diese Form gibt es auch im Hebräischen). Die Imperativform im Hebräischen drückt einen sehrstrikten Wunsch bzw. ein sehr striktes Verbot aus. Die in den 10 Geboten vewendete Form ist so etwas wie ein gegenüber der eigentlichen Imperatifform abgeschwächter Imperativ. Im Deutschen gibt die Form 'Du sollst' dies m.E. am besten wieder. Hätte man im Hebräischen den Imperativ verwendet, hätte man das besser mit 'Töte auf keinen Fall, brich niemals die Ehe, ehre Deine Eltern unter allen Umständen' übersetzt. Was diese Abschwächung jetzt aber ganz genau gegenüber einer strikteren Form bedeutet, kann man letztendlich nicht sagen. Die 10 Gebote spielen in der jüdischen Welt nicht dieselbe Rolle wie in der katholischen. Sie sind eine Zusammenfassung der wichtigesten Aspekte der Thora: Alleinverehrungsgebot, Sabatheiligung und einige grundlegende Regeln des szialen Zusammenlebens. Kein Jude kann mit diesen Geboten alleine etwas anfangen, sondern wird sich in den Einzelheiten an die Thora und deren Auslegung halten. As diesem Grund ist diese isolierte Betrachtung der 10 Gebote, die wir kennen, nur die halbe Wahrheit. Die Diskussion, ob die Grammtak der 10 Gebote eher ein prophetische Vision (du wirst in Zukunft keine anderen Götter neben mir haben, du wirst nicht mehr töten, du wirst nicht mehr die Ehe brechen) oder eher befohlenen Regeln (du sollt....) nahelegen, ist müßig. Es geht hier um die Befolgung der Thora und um nichts anderes. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Elima Geschrieben 29. März 2011 Melden Share Geschrieben 29. März 2011 Meines Erachtens ist die Verwendung des Futur (statt des näherliegenden Imperativ II) in der Vulgata schon ein Zeichen, wie man den Text verstehen soll. Übersetzung ist immer auch Interpretation. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Simone Geschrieben 29. März 2011 Melden Share Geschrieben 29. März 2011 Das habe ich meinen Schülern im RU so beigebracht .... seit Dienstantritt 1966. Der Dekalog war im Ablauf des RU im Gymnasium häufiger thematisiert. Und ich setze dein Werk jetzt fort Exodus kommt ja irgendwie andauernd dran, ich sag nur "Spiralcurriculum"... Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
gouvernante Geschrieben 29. März 2011 Melden Share Geschrieben 29. März 2011 Ich habe da mal eine Frage: Wenn das bei den 10 Gebote mit der "wenn-dann" Erklärung, bei der sich hier alle einig sind und die mir auch sehr sinnig erscheint, so klar ist, warum zum Henker bringt man das angehenden Christen nicht bei, so in RU oder Konfirmationsunterricht? Das weiß man doch nicht erst seit gestern, oder?Ich habe das zuerst vor ca. 25 Jahren im RU gehört. Und natürlich später im Studium wieder, mt jeder Menge mehr Kontext dann natürlich.Daß es heute eventuell noch anders in der freien Wildbahn herumschwirrt, liegt vermutlich daran, daß sich vermeintliche Listen immer noch so gut zum Auswendiglernenlassen zu eignen scheinen Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
New Aaron Geschrieben 29. März 2011 Melden Share Geschrieben 29. März 2011 Vor Jahren hab ich durch ein Referat gedöst, in dem angedeutet wurde, der Dekaloglasse sich nicht (nur) als Sammlung von Anweisungen, sondern als Versprechen lesen. Es hieße also nicht: "Du sollst ..", sondern "Du wirst, [wenn du mir treu bist] .." Fand das damals ein bisschen kurios; habe mich dunkel an den hebräischen Imperativ und den Text nach Exodus 20,17 erinnert, und darauf hingewiesen, dass wir auch im Deutschen das Futur als Imperativ nutzen ("Du wirst deine Hausaufgaben machen!") um es dann mehr oder minder zu vergessen. Frage lautet nun also: Woher kam diese Idee des Referenten? Google verweigert mir eine vernünftige Antwort (vermutlich aufgrund unglücklich gewählter Suchworte); aber ich hege die Hoffnung, dass es hier jemand weiß Wenn es sich wirklich so verhält, dann sind die Gebote ganz etwas anderes, als wie man sie bisher verstanden hatte. Das ist doch von fundamentaler Wichtigkeit. Wenn es tatsächlich heißt "dann wirst Du..." ist es es vollkommen einleuchtend. Dann ist es in der Tat leicht die Gebote zu halten. Man hat die Ursache (Gott), die das gottgefällige Ergebnis hervorbringt. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Simone Geschrieben 29. März 2011 Melden Share Geschrieben 29. März 2011 Wenn es sich wirklich so verhält, dann sind die Gebote ganz etwas anderes, als wie man sie bisher verstanden hatte. Das ist doch von fundamentaler Wichtigkeit. Wenn es tatsächlich heißt "dann wirst Du..." ist es es vollkommen einleuchtend. Dann ist es in der Tat leicht die Gebote zu halten. Man hat die Ursache (Gott), die das gottgefällige Ergebnis hervorbringt. Mmh, wenn das mal so einfach wäre... Dann würde man ja auch Menschen, die einem wirklich was bedeuten und die man liebt, niemals verletzen... Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 29. März 2011 Melden Share Geschrieben 29. März 2011 Wenn es sich wirklich so verhält, dann sind die Gebote ganz etwas anderes, als wie man sie bisher verstanden hatte. Das ist doch von fundamentaler Wichtigkeit. Wenn es tatsächlich heißt "dann wirst Du..." ist es es vollkommen einleuchtend. Dann ist es in der Tat leicht die Gebote zu halten. Man hat die Ursache (Gott), die das gottgefällige Ergebnis hervorbringt. Mmh, wenn das mal so einfach wäre... Dann würde man ja auch Menschen, die einem wirklich was bedeuten und die man liebt, niemals verletzen...Also eher ein "Immer, wenn du dir bewusst bist, daß ich dein Gott bin, der dich befreien will, dann soll dich die Scham darüber schmerzen, daß du..."? Oder doch: "In den Momenten in denen du im Herzen weißt, daß ich dein Gott bin und dich befreien will, wird es dir schwer sein, zu..."? Oder eher: "Wenn du bis ins Letzte begriffen hast, was es heißt, daß ich dein Gott bin, der dich befreit, dann wirst du nicht mehr..."? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
gouvernante Geschrieben 29. März 2011 Melden Share Geschrieben 29. März 2011 Alles drei, je nach Situation wohl bunt gemixt... Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
urdu Geschrieben 30. März 2011 Melden Share Geschrieben 30. März 2011 Ich habe da mal eine Frage: Wenn das bei den 10 Gebote mit der "wenn-dann" Erklärung, bei der sich hier alle einig sind und die mir auch sehr sinnig erscheint, so klar ist, warum zum Henker bringt man das angehenden Christen nicht bei, so in RU oder Konfirmationsunterricht? Das weiß man doch nicht erst seit gestern, oder? Weil das Althebräische so klar und eindeutig eben nicht ist. Da gibt's eine Zeitform, die heißt "Perfekt" und kennzeichnet eine abgeschlossene Handlung. Man kann das je nach Kontext als Präsens, Präteritum, Perfekt oder Plusquamperfekt übertragen. Eine andere Zeitform heißt "Imperfekt" und benennt Unabgeschlossenes. Wiederum je nach Kontext kann man das als Futur, Präsens oder als Modalform übersetzen (du willst, du sollst, du musst, du wirst, du möchtest; alles richtig). Setzt man dieser Zeitform den Buchstaben "waf" (w) voran, der in dieser Position soviel wie "und" bedeutet, ist dieselbe Zeitform als Präteritum zu übertragen, weil sie dann eine Erzählform ist. Und: Man bringt das angehenden Christen durchaus bei. Ich hab das auch im Religionsunterricht erstmals gehört. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
TobiasNRW Geschrieben 14. April 2011 Melden Share Geschrieben 14. April 2011 (bearbeitet) Vor Jahren hab ich durch ein Referat gedöst, in dem angedeutet wurde, der Dekalog lasse sich nicht (nur) als Sammlung von Anweisungen, sondern als Versprechen lesen. Es hieße also nicht: "Du sollst ..", sondern "Du wirst, [wenn du mir treu bist] .." Fand das damals ein bisschen kurios; habe mich dunkel an den hebräischen Imperativ und den Text nach Exodus 20,17 erinnert, und darauf hingewiesen, dass wir auch im Deutschen das Futur als Imperativ nutzen ("Du wirst deine Hausaufgaben machen!") um es dann mehr oder minder zu vergessen. Frage lautet nun also: Woher kam diese Idee des Referenten? Google verweigert mir eine vernünftige Antwort (vermutlich aufgrund unglücklich gewählter Suchworte); aber ich hege die Hoffnung, dass es hier jemand weiß Das Futur 1 ist in der Tat richtig. Es ist auch theologisch von größter Bedeutung, weil das sittliche Handeln eben nicht (!) Voraussetzung für die Gnade ist, sondern Folge! Soll heissen: wer erkennt, das Gott mit dem Menschen a priori einen bedingungslosen Bund schließt, trotz seiner Schwächen (siehe Noahbund), der wird (Futur 1) aus dankbarer Liebe in diese Liebe einschwingen, indem er sich an diese Gebote hält. Nicht vergessen sollte man natürlich, dass diese Ethik des Dekalogs eine sehr frühe Form eines ethischen Minimalkonsenses ist, und erheblich erweitert werden muss. Beispiel: Du wirst nicht töten: Du wirst die Umwelt schützen, wirst Menschen zur Lebendigkeit führen, das sie all das Wunderbare entfalten können, was in ihnen verborgen liegt, wirst durch Toleranz Menschen leben lassen, etc, etc. Das Mißverständnis, dass die Liebe und Gnade Gottes Folge des ethischen Handelns und der praktizierten Religiosität ist, ist ja der zentrale Kritikpunkt Jesu am Judentum, näherhin am Pharisäismus seiner Zeit, und hat ihn letztlich ans Kreuz gebracht. Ethisches Handeln ist im Christentum stets dankbare Reaktion auf die bedingungslos zuvor geschenkte Gnade Gottes: ein Akt der Dankbarkeit und der Liebe. Ansonsten wäre es eine Religion, die aus der Angst geboren wäre, und nicht eine Religion der Liebe, sonst wäre es sehr schnell Drohbotschaft und keine Frohbotschaft. Tobias, kath. Theologe aus Köln bearbeitet 14. April 2011 von TobiasNRW 1 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Mat Geschrieben 15. April 2011 Melden Share Geschrieben 15. April 2011 Vor Jahren hab ich durch ein Referat gedöst, in dem angedeutet wurde, der Dekalog lasse sich nicht (nur) als Sammlung von Anweisungen, sondern als Versprechen lesen. Es hieße also nicht: "Du sollst ..", sondern "Du wirst, [wenn du mir treu bist] .." Fand das damals ein bisschen kurios; habe mich dunkel an den hebräischen Imperativ und den Text nach Exodus 20,17 erinnert, und darauf hingewiesen, dass wir auch im Deutschen das Futur als Imperativ nutzen ("Du wirst deine Hausaufgaben machen!") um es dann mehr oder minder zu vergessen. Frage lautet nun also: Woher kam diese Idee des Referenten? Google verweigert mir eine vernünftige Antwort (vermutlich aufgrund unglücklich gewählter Suchworte); aber ich hege die Hoffnung, dass es hier jemand weiß Das Futur 1 ist in der Tat richtig. Es ist auch theologisch von größter Bedeutung, weil das sittliche Handeln eben nicht (!) Voraussetzung für die Gnade ist, sondern Folge! Soll heissen: wer erkennt, das Gott mit dem Menschen a priori einen bedingungslosen Bund schließt, trotz seiner Schwächen (siehe Noahbund), der wird (Futur 1) aus dankbarer Liebe in diese Liebe einschwingen, indem er sich an diese Gebote hält. Nicht vergessen sollte man natürlich, dass diese Ethik des Dekalogs eine sehr frühe Form eines ethischen Minimalkonsenses ist, und erheblich erweitert werden muss. Beispiel: Du wirst nicht töten: Du wirst die Umwelt schützen, wirst Menschen zur Lebendigkeit führen, das sie all das Wunderbare entfalten können, was in ihnen verborgen liegt, wirst durch Toleranz Menschen leben lassen, etc, etc. Das Mißverständnis, dass die Liebe und Gnade Gottes Folge des ethischen Handelns und der praktizierten Religiosität ist, ist ja der zentrale Kritikpunkt Jesu am Judentum, näherhin am Pharisäismus seiner Zeit, und hat ihn letztlich ans Kreuz gebracht. Ethisches Handeln ist im Christentum stets dankbare Reaktion auf die bedingungslos zuvor geschenkte Gnade Gottes: ein Akt der Dankbarkeit und der Liebe. Ansonsten wäre es eine Religion, die aus der Angst geboren wäre, und nicht eine Religion der Liebe, sonst wäre es sehr schnell Drohbotschaft und keine Frohbotschaft. Tobias, kath. Theologe aus Köln Dir ist aber als Theologe schon klar, dass die christliche Interpretation 1. Nicht unbedingt mit der Absicht des isralitschen/jüdischen Autors des Textes übereinstimmt? 2. Der Text selbst keinerlei Anhaltspunkte dafür gibt, ob die eine oder die andere Interpretation als wahrscheinlicher anzusehen ist? 3. Es zu diesem Thema eine lange Rezeptiosgeschichte gibt, die wiederum ihre eigene Tradition hat? 4. Deine Inerpretation zwar möglich, aber nicht nicht die einzig mögliche und auch nicht als die Wahrscheinlichste (unter anderen ansonsten gleichrangigen Möglichkeiten ist)? Ich frage mich auch, ob eine futurische Interpretion wirklich ein so wesentlicher Unterschied zu einer Imperativischen ist? Das Problem dabei ist m.E etwas, was außerhalb des Textes liegt. Die 10 Gebote wurden und werden z.T. auch heute noch als Beichtspiegel verwendet. Und in Zeiten, in denen die Menschen um ihr Seelenheil fürchteten und eine Kirche zur Disziplinierung diese Angst förderte und die Menschen unterwies, dass selbst kleinste Verfehlungen das Seelenheil gefährden,wirken imperativische 10 Gebote wie eine Keule. Die futurische Interpreation scheint hier aus der Last der Geschichte herauszuführen. Die Keule ist weg und man kann wieder frohen Herzens an die 10 Gebote denken. Aus meiner Sicht sehe ich für den Text selbst den Unterschied nicht so krass. Die 10 Gebote stehen ja im AT nicht unverbunden singulär da. Sondern es gibt genug andere Texte, in denen Inhalte einzelner Gebote diskutiert werden (ohne zumeist auf den Dekolog direkt Bezug zu nehmen). Dass Alleinverehrungsgebot für Jahweh beispielsweise zieht sich sowohl durch den Pentateuch als auch durch den Rest des AT z.T. wie ein roter Faden. Man kann an vielen Stellen zeigen, dass das - eher späte Alleinverehrungsgebot - nachträglich als Maßstab zur Bewertung geschichtlicher Ereignisse dient. Und Israel ist an diesem Maßstab gescheitert, so dass sich der Untergang des königszeitlichen Israels sich hier sehr gut begründen lässt. Und damit führt sich der Dekalog in seinem unmittelbaren Kontext ad absurdum, wenn man ihn futurisch versteht: Israels steht davor, ins gelobte Land zu kommen. Aus der Perspektive der Autoren kann Israel nur im gelobten Land leben, wenn es die Gebote der Thora hält. Das tun sie aber nicht und so wirkt die Zusage Gottes, Israel würde in Zukuft so handeln ziemlich komisch. Wenn man dazu noch in Betracht zieht, dass es den biblischen Autoren darum geht, aus der Vergangenheit auf die Gegenwart und die Zukunft zu blicken, dann legt das doch eher den Schluss nahe, dass die 10 Gebote als Befehl gedacht waren, der dann von Isreal derart missachtet wurde, dass man unterging. Aus dieser Perspektive des Maßstabs ist das Alleinverehrungsgebot noch ziemlich schwach formuliert: zum einen schließt das Gebot im Dekolog nicht aus, dass es auch noch andere Götterr geben kann (man darf sie eben nur nicht verehren) und zum anderen fehlt die Kultzetralisation: Alleinverehrung ausschließlich in Jerusalem. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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