Volker Geschrieben 1. September 2011 Melden Share Geschrieben 1. September 2011 Für mich ist Mystik das Erfahren, Ausleben und Beschreiben von subjektiven religiösen oder spirituellen Erlebnissen, die man für sich selbst macht, also ohne Einbeziehung von Anderen oder ohne explizite Beobachtung der Welt. Der Anspruch eines typischen Mystikers ist darüber hinaus, dass er durch diese Erfahrungen Einblicke in eine höhere (eventuell göttliche) Welt erhält, die anderen Menschen verschlossen bleibt. Diesen zweiten Anspruch bestreite ich. Ich glaube nicht, dass man durch Introspektion Erkenntnisse über die Welt gewinnen kann. Trotzdem möchte ich mystische Literatur nicht als wertlos oder sinnlos abtun. Ich denke, gute Mystik hat in jedem Fall einen hohen literarischen Wert (und ist insofern wie gute Literatur einzuschätzen). Da wir Menschen alle irgendwie gleich ticken, sind Schilderungen von Mystikern eine Quelle der Inspiration über die menschliche Natur als solche, und Menschen wie ich, die solche Erlebnisse prinzipiell nicht haben können, weil sie zu rational aufgestellt sind, können über Schilderungen von Mystikern Zugang zu Ideen, Geschichten und Metaphern bekommen, die sie selbst niemals ausdenken könnten. Mein Vorteil als kritischer Rationalist: Da ich an eine "Wahrheit" hinter diesen Schriften nicht glaube, kann ich sie problemlos nach den Kriterien "Schönheit" bzw. "Nützlichkeit" auswählen, ("die Guten ins Töpchen, die Schlechten ins Kröpfchen"), ohne mich mit dem weltanschaulichen Ballast beladen zu müssen, der mit solchen mystischen Schriften oft einhergeht. Ja, genau. Es gibt darüber hinaus aber noch einen weiteren Nutzen, den Richard Wiseman in "Paranormality - Why We See What Isn't There" hervorhebt: Man kann aus den "übersinnlichen" Erfahrungen herauslesen, wie unser Gehirn funktioniert. So gibt es beispielsweise OBE (= Out-Of-Body-Experiences, die Erfahrung, außerhalb des eigenen Körpers zu sein). Die Erforschung dieses Phänomens hat zwar glasklar erbracht, dass niemand wirklich etwas außerhalb seines Körpers wahrnehmen kann, aber seitdem weiß man, dass es einen Hirnteil gibt, der dafür zuständig ist, die Frage zu beantworten: "Wo bin ich?". Stört man dessen Verarbeitung, dann kommt es zu dem Gefühl, sich nicht innerhalb seines Körpers zu befinden. Inzwischen gibt es eine Reihe von interessanten Experimenten, mit denen man dieses Gefühl hervorrufen kann. Dass das Gefühl, in seinem eigenen Körper zu stecken, von der Informationsverarbeitung im Gehirn abhängt, wusste man vorher noch nicht. Man ist noch nicht einmal auf die Idee gekommen, dass es von Informationen abhängig sein könnte. Seit der Erforschung der OBE weiß man mehr darüber und hat faszinierende Experimente gefunden, um das zu demonstrieren. In dem Buch von Wiseman gibt es ein verblüffendes Experiment, mit dem man bei jemandem das Gefühl erzeugen kann, dass eine Gummihand zu seinem Körper gehört, und ein anderes Experiment mit zwei Spiegeln, mit denen man komplett die Erfahrung erzeugen kann, nicht im eigenen Körper, sondern in dem Spiegelbild zu stecken. Dafür gibt es noch einige andere Beispiele, speziell wenn es darum geht, Gespenster zu sehen etc. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 1. September 2011 Melden Share Geschrieben 1. September 2011 Dafür gibt es noch einige andere Beispiele, speziell wenn es darum geht, Gespenster zu sehen etc. Ich verstehe, wenn Leute Wissenschaften feindseelig betrachten. Sie macht zB den Esoterikern all ihre Spielwiesen kaputt. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Julian A. Geschrieben 1. September 2011 Melden Share Geschrieben 1. September 2011 Diesen zweiten Anspruch bestreite ich. Ich glaube nicht, dass man durch Introspektion Erkenntnisse über die Welt gewinnen kann. Trotzdem möchte ich mystische Literatur nicht als wertlos oder sinnlos abtun. Ich denke, gute Mystik hat in jedem Fall einen hohen literarischen Wert (und ist insofern wie gute Literatur einzuschätzen). Ja, das dürfte stimmen. Wobei man sich natürlich fragen kann, wozu man überhaupt spezielle mystische Texte braucht, wenn es so viel gute Literatur und Poesie gibt. Zum Beispiel finde ich, dass dieses Gedicht von Rilke eine der besten "mystischen" Betrachtungen von Zeit und Vergänglichkeit ist. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Merkur Geschrieben 1. September 2011 Melden Share Geschrieben 1. September 2011 Wobei man sich natürlich fragen kann, wozu man überhaupt spezielle mystische Texte braucht, wenn es so viel gute Literatur und Poesie gibt. Zumindest Eckharts Texte gehören für mich weniger zur Poesie, sondern eher in den Bereich Lebenshilfe/Ratgeber. Obwohl das natürlich auch nicht so richtig paßt. Seine Ausführungen sind zumindest nicht Selbstzweck, sondern Anleitungen bzw. Interpretationen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Alfons Geschrieben 1. September 2011 Melden Share Geschrieben 1. September 2011 Zwischendurch eine Frage an den Eröffner des Threads: Sind deine Eingangsfragen 1. "Was ist eigentlich ein Mystiker oder was ist unter mystisch zu verstehen?" 2. "Gibt es das nur in der katholischen Kirche oder auch in anderen christlichen Gemeinschaften?" 3. "Was hat Mystik mit Christentum zu tun?" inzwischen - vor allem durch den Hinweis auf den Wikipedia-Artikel - hinreichend beantwortet? Oder gibt es noch Klärungsbedarf zu einzelnen Sachfragen, die Mystik insgesamt oder die Unterabteilung "christliche Mystik" betreffend? Ich gebe gern Auskunft, so weit es mir möglich ist, möchte hier aber nicht einfach ins Blaue hinein posten. Alfons Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Platona Geschrieben 2. September 2011 Melden Share Geschrieben 2. September 2011 Für mich ist Mystik das Erfahren, Ausleben und Beschreiben von subjektiven religiösen oder spirituellen Erlebnissen, die man für sich selbst macht, also ohne Einbeziehung von Anderen oder ohne explizite Beobachtung der Welt. Der Anspruch eines typischen Mystikers ist darüber hinaus, dass er durch diese Erfahrungen Einblicke in eine höhere (eventuell göttliche) Welt erhält, die anderen Menschen verschlossen bleibt. Diesen zweiten Anspruch bestreite ich. Ich glaube nicht, dass man durch Introspektion Erkenntnisse über die Welt gewinnen kann. Trotzdem möchte ich mystische Literatur nicht als wertlos oder sinnlos abtun. Ich denke, gute Mystik hat in jedem Fall einen hohen literarischen Wert (und ist insofern wie gute Literatur einzuschätzen). Da wir Menschen alle irgendwie gleich ticken, sind Schilderungen von Mystikern eine Quelle der Inspiration über die menschliche Natur als solche, und Menschen wie ich, die solche Erlebnisse prinzipiell nicht haben können, weil sie zu rational aufgestellt sind, können über Schilderungen von Mystikern Zugang zu Ideen, Geschichten und Metaphern bekommen, die sie selbst niemals ausdenken könnten. Mein Vorteil als kritischer Rationalist: Da ich an eine "Wahrheit" hinter diesen Schriften nicht glaube, kann ich sie problemlos nach den Kriterien "Schönheit" bzw. "Nützlichkeit" auswählen, ("die Guten ins Töpchen, die Schlechten ins Kröpfchen"), ohne mich mit dem weltanschaulichen Ballast beladen zu müssen, der mit solchen mystischen Schriften oft einhergeht. Ja, genau. Es gibt darüber hinaus aber noch einen weiteren Nutzen, den Richard Wiseman in "Paranormality - Why We See What Isn't There" hervorhebt: Man kann aus den "übersinnlichen" Erfahrungen herauslesen, wie unser Gehirn funktioniert. So gibt es beispielsweise OBE (= Out-Of-Body-Experiences, die Erfahrung, außerhalb des eigenen Körpers zu sein). Die Erforschung dieses Phänomens hat zwar glasklar erbracht, dass niemand wirklich etwas außerhalb seines Körpers wahrnehmen kann, aber seitdem weiß man, dass es einen Hirnteil gibt, der dafür zuständig ist, die Frage zu beantworten: "Wo bin ich?". Stört man dessen Verarbeitung, dann kommt es zu dem Gefühl, sich nicht innerhalb seines Körpers zu befinden. Inzwischen gibt es eine Reihe von interessanten Experimenten, mit denen man dieses Gefühl hervorrufen kann. Dass das Gefühl, in seinem eigenen Körper zu stecken, von der Informationsverarbeitung im Gehirn abhängt, wusste man vorher noch nicht. Man ist noch nicht einmal auf die Idee gekommen, dass es von Informationen abhängig sein könnte. Seit der Erforschung der OBE weiß man mehr darüber und hat faszinierende Experimente gefunden, um das zu demonstrieren. In dem Buch von Wiseman gibt es ein verblüffendes Experiment, mit dem man bei jemandem das Gefühl erzeugen kann, dass eine Gummihand zu seinem Körper gehört, und ein anderes Experiment mit zwei Spiegeln, mit denen man komplett die Erfahrung erzeugen kann, nicht im eigenen Körper, sondern in dem Spiegelbild zu stecken. Dafür gibt es noch einige andere Beispiele, speziell wenn es darum geht, Gespenster zu sehen etc. Ich finde nicht, daß Mystik etwas mit Spökenkiekerei und übersinnlichem Gedöne zu tun hat. Ich bin auch davon überzeugt, daß Pater Willigis Jäger oder Graf Dürckheim, und vielleicht auch Pedro Arrupe mitten im Leben standen und keinen esoterischen Kram benötigten. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Volker Geschrieben 2. September 2011 Melden Share Geschrieben 2. September 2011 Ich finde nicht, daß Mystik etwas mit Spökenkiekerei und übersinnlichem Gedöne zu tun hat. Ich bin auch davon überzeugt, daß Pater Willigis Jäger oder Graf Dürckheim, und vielleicht auch Pedro Arrupe mitten im Leben standen und keinen esoterischen Kram benötigten. Ja, Mystik muss nichts mit dem Übersinnlichen zu tun haben, ein deutliches Gegenbeispiel dazu wäre die Mystik des ZEN, ebenso Taoismus oder Yoga oder Buddhismus. Aber es hat immer etwas mit der Funktionsweise unseres Gehirns zu tun. Nehmen wir das "mythische ozeanische Alleinheitserlebnis", bei dem man sich eins mit dem Universum fühlt. Wissenschaftler haben darüber zwei Dinge herausgefunden: Erstens, dass Neugeborene zunächst noch nicht zwischen sich und der Umwelt unterscheiden. Jedes äußere Ereignis führt bei ihnen daher sofort zu unmittelbaren körperlichen Reaktionen. Mit der Zeit lernt der Säugling, zwischen inneren und äußeren Ereignissen zu unterscheiden. Dafür ist, wie man herausgefunden hat, ein bestimmter Teil in unserem Gehirn verantwortlich. Zweitens, Hirnscans bei fortgeschrittenen Meditierenden zeigen, dass bei der Meditation genau dieser Hirnteil unterdrückt wird. Die Folge: Der Meditierende fühlt sich eins mit der Welt. Das Alleinheitserlebnis ist in keiner Weise übernatürlich, erstens, weil es nicht so empfunden wird, man ist eins mit der Natur, der Welt selbst, zweitens, weil es eine natürliche Ursache hat. Man könnte nun spekulieren, dass die Suche nach dem Alleinheitserlebnis davon gespeist wird, dass man zu dem ozeanischen Gefühl zurückkehren möchte, als man gerade geboren wurde bzw. sich auch in die unbeschwerte Zeit vor der Geburt zurückversetzen möchte. Damit wird übrigens auch, wie es der Buddhismus anstrebt, das eigene Ich aufgehoben: Ich zu sein bedeutet, dass ich gelernt habe, zwischen mir und meiner Umwelt eine Linie zu ziehen. Diese Linie ist sowohl künstlich als auch fragil. Wissenschaftler haben sich lange Zeit nicht um übersinnliche Phänomene gekümmert, weil diese nichts Erkennbares über die äußere Welt verraten. Aber sie verraten etwas über unsere innere Welt des Erlebens, und nur das gilt analog auch für mythische Erlebnisse. Ein Gotteserlebnis verrät nichts über die äußere Welt, aber einiges über die innere Verarbeitung von Informationen. Analog dazu - ohne das gleichsetzen zu wollen - verraten auch Halluzinationen nichts über die äußere Welt, sondern etwas über die Bedingungen, unter denen die Informationsverarbeitung in unserem Gehirn schief läuft. Ein Deja vu kann dadurch zu Stande kommen, dass der Hirnteil, der für die Wiedererkennung einer Situation verantwortlich ist, die Informationen falsch verarbeitet. Es gibt sogar Menschen, bei denen dieser Hirnteil gestört ist, die also bei jeder neuen Situation glauben, dass sie das alles schon kennen und schon einmal erlebt haben. Nichts, was sie sehen, erscheint ihnen neu zu sein. Sie fühlen sich in ihrem Leben gefangen wie Bill Murray in "Und täglich grüßt das Murmeltier". Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Niklas Geschrieben 2. September 2011 Melden Share Geschrieben 2. September 2011 (bearbeitet) Ich finde nicht, daß Mystik etwas mit Spökenkiekerei und übersinnlichem Gedöne zu tun hat. Ich bin auch davon überzeugt, daß Pater Willigis Jäger oder Graf Dürckheim, und vielleicht auch Pedro Arrupe mitten im Leben standen und keinen esoterischen Kram benötigten. Du kannst wahrscheinlich mit Karl Rahners Alltagsmystik etwas anfangen: Haben wir schon einmal geschwiegen, obwohl wir uns verteidigen wollten, obwohl wir ungerecht behandelt wurden? Haben wir schon einmal verziehen, obwohl wir keinen Lohn dafür erhielten und man das schweigende Verzeihen als selbstverständlich annahm? Haben wir schon einmal gehorcht, nicht weil wir mußten und sonst Unannehmlichkeiten gehabt hätten, sondern bloß wegen jenes Geheimnisvollen, Schweigenden, Unfaßbaren, das wir Gott und seinen Willen nennen? Haben wir schon einmal geopfert, ohne Dank, Anerkennung, selbst ohne das Gefühl einer inneren Befriedigung? Waren wir schon einmal restlos einsam? Haben wir uns schon einmal zu etwas entschieden, rein aus dem innersten Spruch unseres Gewissens heraus, dort, wo man es niemand mehr sagen, niemand mehr klarmachen kann, wo man ganz einsam ist und weiß, daß man eine Entscheidung fällt, die niemand einem abnimmt, die man für immer und ewig zu verantworten hat? [...] Über die Erfahrung der Gnade, berühmter Text von Rahner. Edit: Oben hätte eigentlich ein Link stehen sollen, funktioniert leider nicht, vielleicht so: www.dioezese-linz.at/redaktion/data/mani/RahnerGnade1.doc Link nachgetragen gouvernante als mod bearbeitet 2. September 2011 von gouvernante Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Korri Geschrieben 2. September 2011 Autor Melden Share Geschrieben 2. September 2011 Hallo Alfons, durch die Antworten wurden mir schon einige Fragen beantwortet. Dennoch kann ich aus dem, was ich nun über die Mystik weiß, nicht erkennen, was "christliche Mystik" bedeutet. Christlich und Mystik bringe ich einfach nicht zusammen. Vielleicht kannst Du mir da weiter helfen. Gruß Korri Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Julius Geschrieben 2. September 2011 Melden Share Geschrieben 2. September 2011 Christlich und Mystik bringe ich einfach nicht zusammen. Wo hakt's denn? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Kirisiyana Geschrieben 2. September 2011 Melden Share Geschrieben 2. September 2011 Hallo Alfons, durch die Antworten wurden mir schon einige Fragen beantwortet. Dennoch kann ich aus dem, was ich nun über die Mystik weiß, nicht erkennen, was "christliche Mystik" bedeutet. Christlich und Mystik bringe ich einfach nicht zusammen. Vielleicht kannst Du mir da weiter helfen. Gruß Korri Das speziell Christliche an Meister Eckhart im Gegensatz zum Buddhismus, an den man sich bei ihm oft erinnert fühlt, ist, dass er an einen persönlichen Gott glaubt. Er glaubt auch an Jesus Christus. In seinen Lehren steht er auch nie im Gegensatz zur kirchlichen Lehre. Die vermeintlich häretischen wenigen Sätze halten einer Häresieprüfung stand - sie sind haben aus dem Kontext gerissen das Potential missverstanden zu werden. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 2. September 2011 Melden Share Geschrieben 2. September 2011 Das speziell Christliche an Meister Eckhart im Gegensatz zum Buddhismus, an den man sich bei ihm oft erinnert fühlt, ist, dass er an einen persönlichen Gott glaubt. Er glaubt auch an Jesus Christus. In seinen Lehren steht er auch nie im Gegensatz zur kirchlichen Lehre. Die vermeintlich häretischen wenigen Sätze halten einer Häresieprüfung stand - sie sind haben aus dem Kontext gerissen das Potential missverstanden zu werden. Er ist auch so schon der Inquisition aufgefallen. Das war zu seiner Zeit lebensgefährlich. Sich in Gegensatz zur kirchlichen Lehre zu gegeben, war dagegen schlicht Selbstmord. Etwas anderes als das, was du feststellst, ist also gar nicht zu erwarten. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Kirisiyana Geschrieben 2. September 2011 Melden Share Geschrieben 2. September 2011 Das speziell Christliche an Meister Eckhart im Gegensatz zum Buddhismus, an den man sich bei ihm oft erinnert fühlt, ist, dass er an einen persönlichen Gott glaubt. Er glaubt auch an Jesus Christus. In seinen Lehren steht er auch nie im Gegensatz zur kirchlichen Lehre. Die vermeintlich häretischen wenigen Sätze halten einer Häresieprüfung stand - sie sind haben aus dem Kontext gerissen das Potential missverstanden zu werden. Er ist auch so schon der Inquisition aufgefallen. Das war zu seiner Zeit lebensgefährlich. Sich in Gegensatz zur kirchlichen Lehre zu gegeben, war dagegen schlicht Selbstmord. Etwas anderes als das, was du feststellst, ist also gar nicht zu erwarten. Du meinst, wenn es nicht so gefährlich gewesen wäre, hätte er sich ganz vom Christentum wegbewegt? Tja, wer weiß, was geworden wäre, wenn er den Buddhismus kennengelernt hätte, und das in einer freien Welt. Aber so war es nicht und was er schreibt, bewegt sich überhaupt nicht vom Christentum weg, ganz im Gegenteil. Er deckt den Kern des Christentums auf. Das geht mitunter auch gegen ein paar schon damals vorhandene Verkrustungen und wird von daher nicht jedem ganz gefallen haben. Ähnlich wie die Gründungen der Bettlerorden nicht von jedem gern gesehen wurden. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 2. September 2011 Melden Share Geschrieben 2. September 2011 Du meinst, wenn es nicht so gefährlich gewesen wäre, hätte er sich ganz vom Christentum wegbewegt? Tja, wer weiß, was geworden wäre, wenn er den Buddhismus kennengelernt hätte, und das in einer freien Welt. Aber so war es nicht und was er schreibt, bewegt sich überhaupt nicht vom Christentum weg, ganz im Gegenteil. Er deckt den Kern des Christentums auf. Das geht mitunter auch gegen ein paar schon damals vorhandene Verkrustungen und wird von daher nicht jedem ganz gefallen haben. Ähnlich wie die Gründungen der Bettlerorden nicht von jedem gern gesehen wurden. Nein, ich habe nur gemeint, was ich auch gesagt habe: daß man von einem Kleriker des 13. Jh. nicht erwarten kann, daß er etwas tut, was ihn auf den Scheiterhaufen bringt. Ob er sich vom Christentum wegbewegt hätte, weiß ich nicht. Ich vermute eher, daß er seinen Weg für das eigentliche Christentum gehalten hat. Mystiker gab es übrigens nicht nur im Christentum, sondern natürlich auch im Islam und deren Schwierigkeiten waren denen der christlichen Mystiker nicht unähnlich. Ich vermute also, ohne das natürlich beweisen zu können, daß sich christliche mit muslimischen Mystikern vermutlich besser verstanden hätten als mit ihren jeweiligen orthodoxen Gläubigen, von ihren jeweiligen religiösen Autoritäten ganz zu schweigen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
gouvernante Geschrieben 3. September 2011 Melden Share Geschrieben 3. September 2011 Mystiker gab es übrigens nicht nur im Christentum, sondern natürlich auch im Islam und deren Schwierigkeiten waren denen der christlichen Mystiker nicht unähnlich. Ich vermute also, ohne das natürlich beweisen zu können, daß sich christliche mit muslimischen Mystikern vermutlich besser verstanden hätten als mit ihren jeweiligen orthodoxen Gläubigen, von ihren jeweiligen religiösen Autoritäten ganz zu schweigen. Aus dem "gab" kann man mE getrost ein "gibt" machen - und ja: eine Verständigung über die Grenzen der Religionen hinweg ist mitunter einfacher als zwischen den Exponenten innerhalb der je eigenen Religion/Konfession. Das gilt im übrigen auch für die Mönche/Monialen in den verschiedenen Religionen (auch im Blick auf die Hauptströmungen des Islam, die offiziell alle kein Mönchtum kennen). Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Inigo Geschrieben 4. September 2011 Melden Share Geschrieben 4. September 2011 da kann man rakso wirklich zustimmen, wobei natürlich auch ein wegweiser bsiweilen gute dienste tun kann... Mystiker sind Menschen, die die Nähe Gottes (mehr oder weniger) direkt erfahren können. Leider sind diese sehr selten. In den allermeisten Fällen hat man daher eher einen Fall für die Psychiatrie vor sich. Ganz wichtige Kriterien (unter anderen) sind: - Es widerspricht nicht der Vernunft - Es führt zu Gott hin, widerspricht also nicht dem tradierten Glauben (der Schrift, den Jüngern, den Dogmen etc) - Es gibt keine selbsternannten Mystiker. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Platona Geschrieben 5. September 2011 Melden Share Geschrieben 5. September 2011 da kann man rakso wirklich zustimmen, wobei natürlich auch ein wegweiser bsiweilen gute dienste tun kann... Mystiker sind Menschen, die die Nähe Gottes (mehr oder weniger) direkt erfahren können. Leider sind diese sehr selten. In den allermeisten Fällen hat man daher eher einen Fall für die Psychiatrie vor sich. Ganz wichtige Kriterien (unter anderen) sind: - Es widerspricht nicht der Vernunft - Es führt zu Gott hin, widerspricht also nicht dem tradierten Glauben (der Schrift, den Jüngern, den Dogmen etc) - Es gibt keine selbsternannten Mystiker. Mystik ist nicht immer auf einen personalen Gott hin gerichtet. Im Zen-Buddhismus gibt es auch mystische Betrachtungsweisen und die haben mit einem "auf Gott gerichtet sein" nichts zu tun. Ein echter Mystiker denkt, schaut und fühlt mit dem Herzen, geht aber nicht damit hausieren. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Volker Geschrieben 5. September 2011 Melden Share Geschrieben 5. September 2011 Ganz wichtige Kriterien (unter anderen) sind:- Es widerspricht nicht der Vernunft Eigentlich sollte es sogar mit der Vernunft kompatibel sein, aber das geht den meisten wohl zu weit. - Es führt zu Gott hin, widerspricht also nicht dem tradierten Glauben (der Schrift, den Jüngern, den Dogmen etc) Das Kriterium ist überflüssig: Es gibt nämlich verschiedene Traditionen. Außerdem sollte man nicht die Tradition zur Wahrheit erheben, sondern die Wahrheit zur Tradition - oder noch etwas anderes gesagt: Wer die Autorität zur Wahrheit macht statt die Wahrheit zur Autorität kann an der Wahrheit kein Interesse haben. - Es gibt keine selbsternannten Mystiker. Es gibt m. W nur selbsternannte Mystiker. Andere habe ich noch nie gefunden. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Julius Geschrieben 5. September 2011 Melden Share Geschrieben 5. September 2011 (bearbeitet) Es gibt m. W nur selbsternannte Mystiker. Andere habe ich noch nie gefunden. Das heisst soviel, dass DU nur selbsternannte Mystiker kennst. Andere binden Dir ihre mystischen Erfahrungen nicht auf die Nase sondern vertrauen sie vielleicht einem Tagebuch an, das nach ihrem Ableben aufgefunden wird Dag Hammarskjöld war so einer. bearbeitet 5. September 2011 von Julius Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Kirisiyana Geschrieben 5. September 2011 Melden Share Geschrieben 5. September 2011 Ganz wichtige Kriterien (unter anderen) sind:- Es widerspricht nicht der Vernunft Eigentlich sollte es sogar mit der Vernunft kompatibel sein, aber das geht den meisten wohl zu weit. - Es führt zu Gott hin, widerspricht also nicht dem tradierten Glauben (der Schrift, den Jüngern, den Dogmen etc) Das Kriterium ist überflüssig: Es gibt nämlich verschiedene Traditionen. Außerdem sollte man nicht die Tradition zur Wahrheit erheben, sondern die Wahrheit zur Tradition - oder noch etwas anderes gesagt: Wer die Autorität zur Wahrheit macht statt die Wahrheit zur Autorität kann an der Wahrheit kein Interesse haben. - Es gibt keine selbsternannten Mystiker. Es gibt m. W nur selbsternannte Mystiker. Andere habe ich noch nie gefunden. Ich hab bei Meister Eckhart noch nie gelesen, dass er sich selbst als Mystiker bezeichnet. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Platona Geschrieben 5. September 2011 Melden Share Geschrieben 5. September 2011 Ganz wichtige Kriterien (unter anderen) sind:- Es widerspricht nicht der Vernunft Eigentlich sollte es sogar mit der Vernunft kompatibel sein, aber das geht den meisten wohl zu weit. - Es führt zu Gott hin, widerspricht also nicht dem tradierten Glauben (der Schrift, den Jüngern, den Dogmen etc) Das Kriterium ist überflüssig: Es gibt nämlich verschiedene Traditionen. Außerdem sollte man nicht die Tradition zur Wahrheit erheben, sondern die Wahrheit zur Tradition - oder noch etwas anderes gesagt: Wer die Autorität zur Wahrheit macht statt die Wahrheit zur Autorität kann an der Wahrheit kein Interesse haben. - Es gibt keine selbsternannten Mystiker. Es gibt m. W nur selbsternannte Mystiker. Andere habe ich noch nie gefunden. Ich hab bei Meister Eckhart noch nie gelesen, dass er sich selbst als Mystiker bezeichnet. Ich auch nicht. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Julius Geschrieben 5. September 2011 Melden Share Geschrieben 5. September 2011 Ich hab bei Meister Eckhart noch nie gelesen, dass er sich selbst als Mystiker bezeichnet. Ich auch nicht. Mir fällt auch nach einigem Grübeln von den bekannten Mystikern keiner ein, der die Bezeichnung Mystiker für sich in Anspruch genommen hätte. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
josef Geschrieben 5. September 2011 Melden Share Geschrieben 5. September 2011 (bearbeitet) Liebe Christiane, Dunkel ist die Rede - und wo bitte, ist da der Dialog mit dem HEILIGEN GEIST GOTTES? Danke, Josef, ich glaube, ich verstehe, was Du meinst. Übrigens ein wunderbarer Psalm. Dann verstehst Du mehr als ich. Josef vergleicht einen Psalm, sprich ein an Gott gewandtes Gebet, mit einer an Menschen gewandten Rede, und beschwert sich dann, dass in letzterer kein Dialog mit Gott vorhanden sei. Also Äpfel mit Birnen. Ich verstehe das nicht. Zeigt Eckhard den VATER? Hat die Rede Eckharts über GOTT irgendetwas mit CHRISTUS - und der Rede JESU zu Philippus in Johannes 14,8-9 - zu tun? Offensichtlich nichts. ·8 Spricht zu IHM Philippus: HERR, zeige uns den VATER, und es genügt uns. ·9 JESUS spricht zu ihm: So lange bin ICH bei euch, und du kennst MICH nicht, Philippus? Wer MICH sieht, der sieht den VATER! Wie sprichst du dann: Zeige uns den VATER? "Meister" Eckhart weiß offensichtlich nichts von JESU und nichts von GOTT dem VATER. Gruß josef bearbeitet 5. September 2011 von josef Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 5. September 2011 Melden Share Geschrieben 5. September 2011 Ein echter Mystiker denkt, schaut und fühlt mit dem Herzen, geht aber nicht damit hausieren. Zumindest die meiste Zeit taten sie wenigstens in Christentum und Islam auch gut daran. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Kirisiyana Geschrieben 5. September 2011 Melden Share Geschrieben 5. September 2011 Liebe Christiane, ... Zeigt Eckhard den VATER? Ja. Hat die Rede Eckharts über GOTT irgendetwas mit CHRISTUS - und der Rede JESU zu Philippus in Johannes 14,8-9 - zu tun? Offensichtlich nichts. Oh doch. ·8 Spricht zu IHM Philippus: HERR, zeige uns den VATER, und es genügt uns. ·9 JESUS spricht zu ihm: So lange bin ICH bei euch, und du kennst MICH nicht, Philippus? Wer MICH sieht, der sieht den VATER! Wie sprichst du dann: Zeige uns den VATER? "Meister" Eckhart weiß offensichtlich nichts von JESU und nichts von GOTT dem VATER. Eben doch. Josef, mir scheint, Du urteilst hier gänzlich ohne Kenntnis der Schriften von Meister Eckhart. Ich meine nicht, dass Du oder irgendwer ihn lesen muss, um sein Seelenheil zu finden. Aber stelle bitte kein in Unkenntnis gefertigtes Urteil aus, denn das dürfte doch auch Deine, nicht nur meine Intelligenz beleidigen. Ich empfehle Dir, Dich eingehend zu informieren, oder aber einfach mal zu schweigen über das, was Du nicht weißt. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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