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Luther-Zitat?


Rosario

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Ich habe neulich gehört, dieser Satz:

 

"Wenn du ein Kind siehst, hast du Gott auf frischer Tat ertappt."

 

sei ein Zitat von Martin Luther, was mir aber sowohl von der Sprache als auch vom Inhalt nicht sehr schlüssig vorkommt.

 

Bei der Internetrecherche habe ich weder Belege dafür noch dagegen (wie z. B. beim "Apfelbaum"-Zitat) gefunden.

 

Kann mir jemand von euch weiterhelfen?

 

Rosario

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Ich habe neulich gehört, dieser Satz:

 

"Wenn du ein Kind siehst, hast du Gott auf frischer Tat ertappt."

 

sei ein Zitat von Martin Luther, was mir aber sowohl von der Sprache als auch vom Inhalt nicht sehr schlüssig vorkommt.

 

Bei der Internetrecherche habe ich weder Belege dafür noch dagegen (wie z. B. beim "Apfelbaum"-Zitat) gefunden.

 

Kann mir jemand von euch weiterhelfen?

 

Rosario

 

 

Auf http://www.evangeliums.net/zitate/suche.php fand ich das von dir erwähnte Zitat unter folgendem Wortlaut:

 

"Mit jedem Kind, das dir begegnet, ertappst du Gott auf frischer Tat."

 

Es findet sich zwischen allen möglichen anderen Luther-Zitaten. Sprachlich ist diese Variante vielleicht näher am Original. Inhaltlich kann ich nichts dazu sagen, finde es aber nicht so verwunderlich, dass es von Luther stammen soll. Was macht dich (abgesehen von der modern anmutenden Wortwahl) stuzig?

 

Julia

bearbeitet von Julia84
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Danke, Julia, für die Suche! Ich kannte diese Zitat-Suchmaschine nicht.

 

Allerdings gibt diese Seite auch das "Apfelbaum"-Zitat und "Hier stehe ich, ich kann nicht anders." unkritisch als Luther-Zitate aus, obwohl die beiden Sätze sicher nicht von ihm stammen.

 

Was mich stutzig macht ist eben die moderne, fast ironisch anmutende Wendung "auf frischer Tat ertappt", weil man das ja bei Straftaten verwendet, und so locker ist Luther sicher nicht mit der Rede von Gott umgegangen.

 

Inhaltlich verorte ich einen solchen Gedanken eher in die Aufklärung (Rousseau etc.), denn die Begeisterung über die Ursprünglichkeit oder was auch immer der Kinder war im Mittelalter noch nicht so verbreitet. Da waren das wohl eher "unfertige" Erwachsene, die so schnell wie möglich etwas Nützliches tun sollten.

bearbeitet von Rosario
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Inhaltlich verorte ich einen solchen Gedanken eher in die Aufklärung (Rousseau etc.), denn die Begeisterung über die Ursprünglichkeit oder was auch immer der Kinder war im Mittelalter noch nicht so verbreitet. Da waren das wohl eher "unfertige" Erwachsene, die so schnell wie möglich etwas Nützliches tun sollten.
Versuchs mal bei glaubensstimme.de

 

Luther hat einiges zum Thema Kinder und Erziehung geschrieben. Ich hatte eben eine Predigt gefunden, die schon reichlich liebevoll klingt und aus der man das Zitat eigentlich gut ableiten könnte (nur nicht wörtlich).

 

Ich suche heute abend noch mal weiter.

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Man glaubt gar nicht, was für Redewendungen es schon im Mittelalter gab! Bei Meister Eckhard hab ich letztens gelesen:

"Den gerechten Menschen ist es so ernst mit der Gerechtigkeit, dass sie, wenn Gott nicht gerecht wäre, nicht die Bohne auf Gott achten würden."

Und das kam direkt aus dem Original-Text, ist nicht der Übersetzung geschuldet, wie ich dem parallel gezeigten mittelalterlichen Text entnehmen konnte.

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Danke, Julia, für die Suche! Ich kannte diese Zitat-Suchmaschine nicht.

 

Allerdings gibt diese Seite auch das "Apfelbaum"-Zitat und "Hier stehe ich, ich kann nicht anders." unkritisch als Luther-Zitate aus, obwohl die beiden Sätze sicher nicht von ihm stammen.

 

Was mich stutzig macht ist eben die moderne, fast ironisch anmutende Wendung "auf frischer Tat ertappt", weil man das ja bei Straftaten verwendet, und so locker ist Luther sicher nicht mit der Rede von Gott umgegangen.

 

Inhaltlich verorte ich einen solchen Gedanken eher in die Aufklärung (Rousseau etc.), denn die Begeisterung über die Ursprünglichkeit oder was auch immer der Kinder war im Mittelalter noch nicht so verbreitet. Da waren das wohl eher "unfertige" Erwachsene, die so schnell wie möglich etwas Nützliches tun sollten.

 

 

Im evangelischen Gesangbuch habe ich ein Lied gefunden, das den Titel Ach lieber Herre Jesu Christ, der du ein Kindlein worden bist gefunden. Darin findet sich ebenfalls die Vorstellung (zurückgehend auf Markus), dass die Kinder in einer besonderen Nähe zu Gott stehen. Das Lied stammt zwar nicht von Luther, der Text wurde jedoch um die Mitte des 16. Jahrhunderts verfasst. Dass in dem von dir angeführten Zitat Gott mit einem Kind assoziiert wird, halte ich nicht unbedingt für eine Romantisierung der Kindheit (wie es dann im 18. Jahrhundert bei Rousseau der Fall ist), sondern sehe das Zitat eher in der Tradition, Christus mit den Armen und Schwachen gleichzusetzen.

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Ja, ja, mit den Zitaten hat es schon so was. Hier noch ein Luther-Zitat, zugegeben etwas aus dem Zusammnenhang gerissen aber trotzdem, allein schon sprachlich gesehen, recht interessant:

 

"Ist nun das nicht eine fröhliche Wirtschaft, da der reiche, edle, fromme Bräutigam Christus das arme, verachtete, böse Hürlein zur Ehe nimmt und sie entledigt von allem Übel, zieret mit allen Gütern!"

 

Aus: Von der Freiheit eines Christenmenschen

bearbeitet von Katharer
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Mir ist gerade eingefallen, dass man es auch indirekt über ein Belegwörterbuch wie das "Deutsche Wörterbuch" der Brüder Grimm feststellen könnte, wo man nachschlagen kann, wann ein Begriff oder eine Wendung zum ersten Mal belegt ist. Wenn "auf frischer Tat ertappt" erst deutlich nach Luther belegt ist, dann ist es ja klar, dass das Zitat nicht von ihm stammen kann.

 

Es gibt das auch online (http://www.woerterbuchnetz.de/DWB), und da finde ich unter "ertappen" die Wendung "man hat ihn auf frischer that ertappt" zum ersten Mal bei "Göthe 3, 34;" belegt.

 

Ist damit belegt, dass das Zitat nicht von Luther stammen kann? Ich denke schon, oder gibt's Einwände?

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