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Wozu braucht man Priester?


Udalricus

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Weil es meine Berufsidentität in Frage stellt, welche ein wesentlicher Punkt der Berufszufriedenheit darstellt, von der Verwirrung derer, die mit diesen Berufen zu tun haben, ganz zu schweigen.

 

Das kann ich sogar sehr gut nachvollziehen.

 

Beim Staat in Bayern ist das ein ähnlicher Prozess - mit den Beamten: In den letzten Jahrzehnten wurden sehr viele Beamte beschäftigt, die haben in manchen Verwaltungsstellen praktisch das gesamte Personal gestellt. Selbst Leute, die eigentlich als Handwerker gearbeitet haben und eigentlich nach Arbeitertarif beschäftigt wären, wurden teilweise verbeamtet. Ebenso Schreibkräfte. Jetzt kommen mehr Angestellte. Die machen die Arbeit genauso.

 

Die Beamten werden weniger und auf die Kernaufgaben beschränkt: Öffentliche Eingriffsverwaltung beispielsweise. Da braucht man sie tatsächlich, ebenso in manchen Bereichen, wo man gutachterlich tätig ist.

 

Ebenso die Umstellung vom Höheren auf den gehobenen Dienst: Weil man viel Geld verschwenden wollte, hat man in den letzten Jahrzehnten übermäßig viele Akademiker (vor allem Juristen) eingestellt und als Chefs eingesetzt, auch in der unteren Führungsebene. Inzwischen setzt man mehr Fachhochschulabsolventen als Führungskräfte ein, die können das auch. Aber die Akademiker jammern teilweise und sehen den Untergang der guten Verwaltungspraxis herbei.

 

Und was die Verwirrung anbelangt: In Schreiben nach Außen (also an Privatleute) können die Leute nicht mal mehr erkennen, ob ich Beamter oder Angestellter, ob ich im höheren, mittleren oder einfachen Dienst bin. Dafür sehen sie, wie ich mit Vornamen heiße (wir unterschreiben mit Vor- und Zunamen) und ob ich Männlein oder Weiblein bin. Man kann mich direkt anrufen und mit mir reden. Oder mir eine eMail schicken. Wenn man will.

 

Und jetzt kommts: Jeder muss darauf vertrauen, dass das Schreiben, was er von meiner Dienststelle erhält - mit dem Briefkopf meiner Dienststelle oder (selten) mit dem Behördensiegel versehen ist, authentisch ist und ich das schreiben durfte, was ich geschrieben habe.

 

Und damit sind wir wieder bei der Kirche (wo es mit dem Staat viele Gemeinsamkeiten gibt - mehr, als man denkt - ich bin in beiden Welten zu Hause):

 

Die Priester müssen sich Gedanken darüber machen, was ihre Berufsidentität ist. Das kann nicht jeder einzeln tun, sondern da müssten eigentlich moderierte Gesprächskreise her, in denen man über ein vorgestelltes Leitbild diskutiert: Priester werden in dem Umfeld, in welchem wir uns hier (damit meine ich "uns Foranten") befinden, weniger. Die einfache Zusammenlegung von Pfarren zu großen Seelsorgeeinheiten - ohne definierten Ansprechpartner vor Ort - ist minderoptimal.

 

Man könnte vor Ort z.B. ständige Diakone einsetzen - davon gibt es mehr. Außerdem sind sie meist billiger, und das Geld, das man für sie braucht, spart man an den Priestern (die man ja nicht aus Geldmangel nicht beschäftigt, sondern aus Priestermangel).

 

Man muss die einzelnen Berufe von einander sauber abgrenzen. Sonst gibt es Ärger: Wer macht was? Hier braucht man feste Regeln. Das den Priestern in die Hand zu geben, führt zu Chaos, da diese nicht außenstehend sind und deswegen die Arbeitsaufteilung nicht neutral durchführen können. Die Bistumsebene wäre da der richtige Platz.

 

Und - sich auch ein sehr schwieriger Schritt: Die Gläubigen müssen sich umstellen: Sie müssen darauf vertrauen, dass die Organisation der Kirche schon richtig ist. Dass also die Seelsorge, die vor Ort von einem ständigen Diakon (oder auch einem Ehrenamtler) angeboten wird, "richtig und korrekt" ist. Auch wenn es nicht der "Pfarrherr" selber ist.

 

Ich war vor der Wende sehr oft in Magdeburg zu Besuch - die apostolische Administratur Magdeburg (der Vorläufer des heutigen Bistums) hatte relativ viele ständige Diakone im Einsatz, so dass auch vergleichsweise kleine Gemeinden gut versorgt waren. Wenn auch ohne Eucharistiefeier - aber die gab es halt dann einmal im Monat, ansonsten Wortgottesdienst mit Kommunionausteilung. Das hat gar nicht schlecht funktioniert. Schade, dass es anscheinend nur als Notlösung gesehen wurde.

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Übrigens: gerade weil der Priester nur wichtig ist, damit Er durchscheinen kann, sind m. E. nach die Abirrungen des kirchlichen Weges bei der Sakramentenspendung ein Fehler. Ginge es bei der Eucharistie um den Priester als "Seelsorger", dann geht es eben nicht mehr um Ihn und der Priester stellt sich vor Jesus.

 

Ich erlebe häufiger mal bei mir in der Pfarre, daß ein Priester extrem viel in der Liturgie ändert (andere Schriftübersetzung, anderes Tagesgebet, anderes Hochgebet), manchmal sogar eine Änderung der Einsetzungsworte.

 

Geht es dann noch primär um Christus oder um die Kreativität des Priesters?

 

Auch der Wechsel des Priesters in eine andere Pfarrei kann positiv dazu führen, daß die Gläubigen merken, daß es nicht so sehr um die Person des Priesters selbst geht, sondern um Den, für den er geweiht wurde. In meiner Nachbarschaft gibt es eine internationale freikirchliche Gemeinde. Was die im Thema Mission tun, beeindruckt mich sehr (insbesondere unter Muslimen). Aber die Fixiertheit auf den Pastor, der die Gemeinde gegründet hat, finde ich sehr seltsam. Daher halte ich eine Wechsel des "Führungspersonals" bei uns für nicht schlecht, denn es geht nicht um sie.

 

(Papstanhimmelung finde ich übrigens ebenso seltsam)

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Geht es dann noch primär um Christus oder um die Kreativität des Priesters?

Wie sollte man die Frage beantworten, ohne den konkreten Einzelfall zu betrachten?

 

Die Frage lässt sich ja auch umgekehrt stellen: "Wenn sich ein Priester streng an die Messbuchtexte hält, geht es dann noch primär um Christus oder um den Fleiß beim Befolgen von Regieanweisungen?"

 

Mir ist es zu einfach, Christus als Platzhalter für den jeweils favorisierten Weg zu benutzen. So nach dem Motto: "Wenn alles nach meiner Pfeife tanzt, dann geht es um Christus."

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... wie würdest Du die Seelsorge nennen, die von Personen ausgeübt wird, die "nur" am allgemeinen Priestertum der Gläubigen teilhaben?

Oder dürfen die zwar Seelsorge betreiben, aber nicht Seelsorger sein, weil es das besondere Priestertum der geweihten Amtsträger "nivelliert"?

Ich würde den Begriff "Seelsorger" als Berufsbezeichnung überhaupt abschaffen. Die Definition von Berufsbezeichnungen für Nichtpriester im kirchlichen Dienst ist nicht mein Problem, das sollen die Betroffenen klären.

Ich habe es auch nicht als Berufsbezeichnung verstanden. Darum schrieb ich ja "Seelsorger SEIN", nicht "sich Seelsorger NENNEN". Du meinst also, "Seelsorger" als Berufsbezeichnung raus? Das würde ich gar nicht mal schlecht finden.

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Ich habe es auch nicht als Berufsbezeichnung verstanden. Darum schrieb ich ja "Seelsorger SEIN", nicht "sich Seelsorger NENNEN". Du meinst also, "Seelsorger" als Berufsbezeichnung raus? Das würde ich gar nicht mal schlecht finden.

Wer nennt sich denn als Berufsbezeichnung Seelsorger (außer ein paar freien Theologen vielleicht)? Im katholischen Bereich sind mir bislang nur Priester, Diakone, Pastoralreferenten, Gemeindereferenten und Ordensleute begegnet. Seelsorger ist einfach der Oberbegriff, so wie Handwerker auch kein Beruf ist, sondern ein Oberbegriff verschiedener Berufe.

 

Die Abschaffung des Begriffs "Seelsorger" kommt mir so vor als wollten die Metzger den Begriff "Handwerker" abschaffen, damit sich nicht auch Schreiner und Schmiede so nennen können.

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Man könnte vor Ort z.B. ständige Diakone einsetzen - davon gibt es mehr. Außerdem sind sie meist billiger, und das Geld, das man für sie braucht, spart man an den Priestern (die man ja nicht aus Geldmangel nicht beschäftigt, sondern aus Priestermangel).

An Geld mangelt es auch, es fällt nur nicht so auf, weil es an Priestern noch viel mehr mangelt. Sollte es mal mehr Priester geben, wird das mit dem Geld wieder neu aktuell. Außerdem: Zur Zeit wird die Kirche in D zu einem erheblichen Teil von Fernstehenden finanziert. Auch darauf möchte ich auf Dauer nicht vertrauen.

 

 

Ich war vor der Wende sehr oft in Magdeburg zu Besuch - die apostolische Administratur Magdeburg (der Vorläufer des heutigen Bistums) hatte relativ viele ständige Diakone im Einsatz, so dass auch vergleichsweise kleine Gemeinden gut versorgt waren. Wenn auch ohne Eucharistiefeier - aber die gab es halt dann einmal im Monat, ansonsten Wortgottesdienst mit Kommunionausteilung. Das hat gar nicht schlecht funktioniert. Schade, dass es anscheinend nur als Notlösung gesehen wurde.

Schön, wenn es im Bistum Magdeburg viele ständige Diakone gibt. Ist aber wohl nicht überall so. Eine Wichtige Frage ist auch: Ist es ein Diakon im kirchlichen Dienst oder mit Zivilberuf? Letztere sind für die Kirche natürlich deutlich günstiger, sie stehen der Gemeinde aber neben ihrer Familie und ihrem Beruf nur 'hobbymäßig' zur Verfügung. Für den sonntäglichen Wortgottesdienst reicht das natürlich, aber nicht für viel mehr.

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An Geld mangelt es auch, es fällt nur nicht so auf, weil es an Priestern noch viel mehr mangelt. Sollte es mal mehr Priester geben, wird das mit dem Geld wieder neu aktuell. Außerdem: Zur Zeit wird die Kirche in D zu einem erheblichen Teil von Fernstehenden finanziert. Auch darauf möchte ich auf Dauer nicht vertrauen.

 

Verständlich.

 

Schön, wenn es im Bistum Magdeburg viele ständige Diakone gibt. Ist aber wohl nicht überall so.

 

Meine ich ja. Wäre aber überlegenswert. Klar - wenn man mehr davon einstellt, dann braucht man auch Geld.

 

Ist es ein Diakon im kirchlichen Dienst oder mit Zivilberuf?

 

Diejenigen, die ich kenne, waren im kirchlichen Dienst.

 

Andere Frage: Was bleibt denn übrig, wenn die Kirche nicht mehr auf die Einnahmen von den Fernstehenden zurückgreifen kann - was schwebt Dir dann vor, als Modell für eine Betreuung vor Ort?

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Franciscus non papa

es gibt beides: ständige diakone im kirchendienst, also sozusagen hauptamtliche, aber auch ständige diakone mit zivilberuf, also nebenamtliche.

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mir ist zuviel bezeichnung, name, beruf, beamter im spiel.

 

was braucht der mensch? stärkung seines willens, der so frei ja nicht ist. kann das ein beamter?

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Ich bin von Beruf Hauswirtschaftsleiterin, ich habe dafür eine 4-jährige Ausbildung erfolgreich absolviert. Jeder, der ein Kochbuch lesen und eine Waschmaschine bedienen kann, bildet sich ein, einen Haushalt führen zu können. Ich bin also selbst "Betroffene".

 

Also wenn es dich glücklich macht - ich stelle dir gerne meine Waschmaschine und meinen Herd zur Verfügung und lasse dich machen......

 

Hallo Chrysologus,

 

das ist lieb von Dir, dass Du mich glücklich machen willst. :)

Ich habe mich wohl nicht so deutlich ausgedrückt, aber mich stört wirklich keines von beidem: Weder ist meine Berufsidentität angeknabbert, wenn sich Nicht-Hauswirtschaftsleiter in meinem Metier tummeln, noch neide ich es irgendjemanden, wenn er Dinge, die eigentlich in mein Resort fallen, genauso gut oder auch besser kann als ich.

Die Welt (der Haushalt und der Weinberg) ist groß genug für beide, Laien und Profis, und wichtiger als formale Voraussetzungen finde ich die Qualität der Arbeit.

Und ich glaube, an Deinem Herd bist Du die bessere Besetzung. :)

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Dieser Begriff ist in vielen Sprachen (als Übersetzung natürlich) auch vollkommen unbekannt.

Direkt ja, aber alle diese seelsorgerlichen Tätigkeiten von nicht-Geweihten haben eine "Berufsbezeichung", zumindest, sobald sie regelmäßig getan werden (aumonier (fr), chaplain (en), ...)

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Du meinst also, "Seelsorger" als Berufsbezeichnung raus? Das würde ich gar nicht mal schlecht finden.

Ich auch nicht.
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Geht es dann noch primär um Christus oder um die Kreativität des Priesters?

Wie sollte man die Frage beantworten, ohne den konkreten Einzelfall zu betrachten?

 

Die Frage lässt sich ja auch umgekehrt stellen: "Wenn sich ein Priester streng an die Messbuchtexte hält, geht es dann noch primär um Christus oder um den Fleiß beim Befolgen von Regieanweisungen?"

 

Mir ist es zu einfach, Christus als Platzhalter für den jeweils favorisierten Weg zu benutzen. So nach dem Motto: "Wenn alles nach meiner Pfeife tanzt, dann geht es um Christus."

 

Ich habe nicht behauptet, daß es automatisch um Christus geht, wenn der Priester sich ans Meßbuch hält. Nur wenn er selbst seinen liturgischen Vorlieben folgt, geht es ihm eben um sich selbst. Dafür wurde er aber nicht geweiht (und hat auch das Gegenteil versprochen).

 

(Ist es überhaupt kein prinzipielles(!) Problem für Dich, wenn ein Priester seine Versprechen ständig bricht?)

bearbeitet von rorro
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Du meinst also, "Seelsorger" als Berufsbezeichnung raus? Das würde ich gar nicht mal schlecht finden.

Ich auch nicht.

Klar so schafft man sich ungeliebte Konkurrenz vom Hals.

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Nur wenn er selbst seinen liturgischen Vorlieben folgt, geht es ihm eben um sich selbst.

Das würde ich ihm nicht so einfach unterstellen.

Und das sage ich als bekennender Gegner der Freistil-Liturgien.

Er kann in guter Absicht mit zweifelhaften Mitteln unterwegs sein.

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Ich habe nicht behauptet, daß es automatisch um Christus geht, wenn der Priester sich ans Meßbuch hält. Nur wenn er selbst seinen liturgischen Vorlieben folgt, geht es ihm eben um sich selbst. Dafür wurde er aber nicht geweiht (und hat auch das Gegenteil versprochen).

Allein deine Aussage, der Priester würde seinen eigenen liturgischen Vorlieben folgen, ist eine Unterstellung. Ob es dem einzelnen Priester nämlich um seine Vorlieben geht oder um Dinge, die er als pastoral notwendig erkannt hat, kannst du nicht pauschal beurteilen.

 

Es gibt gute Gründe dafür, sich bei der Zelebration an die vorgegebenen Regeln zu halten. Das rechtfertigt aber nicht, allen Priestern, die gegen diese Regeln verstoßen, schlechte Motive zu unterstellen.

(Ist es überhaupt kein prinzipielles(!) Problem für Dich, wenn ein Priester seine Versprechen ständig bricht?)

Nein, prinzipiell ist es für mich kein Problem. Es kann aber ein konkretes Problem sein, zwischen dem Priester und dem, gegenüber er das Versprechen abgelegt hat.

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was braucht der mensch? stärkung seines willens, der so frei ja nicht ist. kann das ein beamter?

 

Warum sollte er das nicht können? Höchstens deswegen, weil er es nicht kann - nicht gelernt hat - nicht begabt ist (ähm - blöd formuliert, ich weiß). Aber nicht deswegen, weil er Beamter ist.

 

Das ist aber auch nicht die Frage, sondern: Kann das auch einer, der kein Beamter ist? Vermutlich gilt da das Gleiche: Er wird es können, es sei denn, er kann es nicht - hat es nicht gelernt - ist entsprechend unbegabt.

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was braucht der mensch? stärkung seines willens, der so frei ja nicht ist. kann das ein beamter?

 

Warum sollte er das nicht können? Höchstens deswegen, weil er es nicht kann - nicht gelernt hat - nicht begabt ist (ähm - blöd formuliert, ich weiß). Aber nicht deswegen, weil er Beamter ist.

 

Das ist aber auch nicht die Frage, sondern: Kann das auch einer, der kein Beamter ist? Vermutlich gilt da das Gleiche: Er wird es können, es sei denn, er kann es nicht - hat es nicht gelernt - ist entsprechend unbegabt.

dann sollte doch mehr die berufung, aus der dann das können entsteht, beschrieben werden.

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Ich habe nicht behauptet, daß es automatisch um Christus geht, wenn der Priester sich ans Meßbuch hält. Nur wenn er selbst seinen liturgischen Vorlieben folgt, geht es ihm eben um sich selbst. Dafür wurde er aber nicht geweiht (und hat auch das Gegenteil versprochen).

Allein deine Aussage, der Priester würde seinen eigenen liturgischen Vorlieben folgen, ist eine Unterstellung. Ob es dem einzelnen Priester nämlich um seine Vorlieben geht oder um Dinge, die er als pastoral notwendig erkannt hat, kannst du nicht pauschal beurteilen.

 

Es gibt gute Gründe dafür, sich bei der Zelebration an die vorgegebenen Regeln zu halten. Das rechtfertigt aber nicht, allen Priestern, die gegen diese Regeln verstoßen, schlechte Motive zu unterstellen.

(Ist es überhaupt kein prinzipielles(!) Problem für Dich, wenn ein Priester seine Versprechen ständig bricht?)

Nein, prinzipiell ist es für mich kein Problem. Es kann aber ein konkretes Problem sein, zwischen dem Priester und dem, gegenüber er das Versprechen abgelegt hat.

 

Für mich ist das ein prinzipielles Problem, weil dann die Vetrauensbasis kleiner wird. Versprechen sind ein hohes Gut und nur "aus Notwehr" zu brechen, nicht aus Opportunität (so sehe ich das zumindest).

 

Ich habe bzgl. der liturgischen Freestyle-Erlebnisse sowohl von Ordens- als auch Weltpriestern einiges gesehen bzw. mitgefeiert. Was ich aber trotz anfänglicher Nachfrage nie bekam, war die Nennung eines pastoralen Grundes. Vielleicht waren die geheim, kann ja sein. Aber da ich ja auch Mitfeiernder der Hl.Messe war, hat das ganze ja auch mich betroffen. Nun gut, vielleicht wiederum waren andere Mitfeiernden wichtiger.

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Andere Frage: Was bleibt denn übrig, wenn die Kirche nicht mehr auf die Einnahmen von den Fernstehenden zurückgreifen kann - was schwebt Dir dann vor, als Modell für eine Betreuung vor Ort?

Die Frage ist, wie viel können wir, wie viel wollen wir von unserem Einkommen für unsere Seelsorge aufbringen. Früher gab man mal den zehnten Teil...

Es wird vieles ehrenamtlich laufen müssen, nur die wesentlichen organisatorischen Dinge können von bezahlten Kräften gemacht werden (als Beispiel: Erstkommunionvorbereitung durch ehrenamtliche Laien, Vorbereitung der Ehrenamtler, ggf. nur eines Multiplikators pro Pfarrei, durch bezahlte Fachkräfte). Aber was sag' ich, so läuft es doch schon, auch bei uns.

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Für mich ist das ein prinzipielles Problem, weil dann die Vetrauensbasis kleiner wird. Versprechen sind ein hohes Gut und nur "aus Notwehr" zu brechen, nicht aus Opportunität (so sehe ich das zumindest).

Auch "Opportunität" ist ein Vorwurf, den du erst einmal beweisen musst.

 

Darüber hinaus schadet es nicht, zwischen konkreten Versprechungen und einem pauschalen Gehorsamsversprechen deutlich zu unterscheiden. Der zu einem Versprechen Aufgeforderte muss schon absehen können, was ihn da erwartet.

 

Zudem können mehrere Versprechen leicht kollidieren. Gerade der Gehorsam gegenüber Oberen und die Fürsorgeverpflichtung gegenüber Untergebenen geraten sich bei jeder Führungskraft leicht ins Gehege. Egal was der Betroffene tut, kann ihm jemand den Bruch eines Versprechens vorwerfen. Nicht ohne Grund hat Jesus seinen Jüngern verboten, einen Schwur zu leisten. Ewige Versprechen geraten zu schnell an ihre Grenzen.

 

Ich habe bzgl. der liturgischen Freestyle-Erlebnisse sowohl von Ordens- als auch Weltpriestern einiges gesehen bzw. mitgefeiert. Was ich aber trotz anfänglicher Nachfrage nie bekam, war die Nennung eines pastoralen Grundes. Vielleicht waren die geheim, kann ja sein. Aber da ich ja auch Mitfeiernder der Hl.Messe war, hat das ganze ja auch mich betroffen. Nun gut, vielleicht wiederum waren andere Mitfeiernden wichtiger.

 

Frag mal 5 Priester, die sich an das Messbuch halten nach der Messe, wieso sie dieses oder jenes Gebet so wie geschehen gebetet haben. Wenn du auch nur von einem von ihnen eine befriedigende Antwort erhältst, wirst du Glück haben.

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Um mal zur Threadfrage zurückzukommen:

 

Priester braucht die Kirche meiner Meinung nach aus drei Gründen:

 

1. Als ausgebildete und der Kirche verpflichtete Spender der Sakramente und Katecheten.

 

2. Als Pontifexe, sprich Brückenbauer, zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Befähigung zur Gestaltung eines Gemeindelebens.

 

3. Als natürliche Seelsorge und Supervisoren aller in seinem Bereich tätigen Seelsorger.

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Frag mal 5 Priester, die sich an das Messbuch halten nach der Messe, wieso sie dieses oder jenes Gebet so wie geschehen gebetet haben. Wenn du auch nur von einem von ihnen eine befriedigende Antwort erhältst, wirst du Glück haben.
Da gab es mal ein Konzil mit drei Zähnen, daß vor einem ähnlichen Problem stand...
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Für mich ist das ein prinzipielles Problem, weil dann die Vetrauensbasis kleiner wird. Versprechen sind ein hohes Gut und nur "aus Notwehr" zu brechen, nicht aus Opportunität (so sehe ich das zumindest).

Auch "Opportunität" ist ein Vorwurf, den du erst einmal beweisen musst.

 

Darüber hinaus schadet es nicht, zwischen konkreten Versprechungen und einem pauschalen Gehorsamsversprechen deutlich zu unterscheiden. Der zu einem Versprechen Aufgeforderte muss schon absehen können, was ihn da erwartet.

 

Zudem können mehrere Versprechen leicht kollidieren. Gerade der Gehorsam gegenüber Oberen und die Fürsorgeverpflichtung gegenüber Untergebenen geraten sich bei jeder Führungskraft leicht ins Gehege. Egal was der Betroffene tut, kann ihm jemand den Bruch eines Versprechens vorwerfen. Nicht ohne Grund hat Jesus seinen Jüngern verboten, einen Schwur zu leisten. Ewige Versprechen geraten zu schnell an ihre Grenzen.

 

Ich habe bzgl. der liturgischen Freestyle-Erlebnisse sowohl von Ordens- als auch Weltpriestern einiges gesehen bzw. mitgefeiert. Was ich aber trotz anfänglicher Nachfrage nie bekam, war die Nennung eines pastoralen Grundes. Vielleicht waren die geheim, kann ja sein. Aber da ich ja auch Mitfeiernder der Hl.Messe war, hat das ganze ja auch mich betroffen. Nun gut, vielleicht wiederum waren andere Mitfeiernden wichtiger.

 

Frag mal 5 Priester, die sich an das Messbuch halten nach der Messe, wieso sie dieses oder jenes Gebet so wie geschehen gebetet haben. Wenn du auch nur von einem von ihnen eine befriedigende Antwort erhältst, wirst du Glück haben.

 

Ein öffentlich abgelegtes Versprechen gegenüber den Gläubigen ist mir von Seiten des Priesters nicht bekannt.

 

Wenn ein Brechen von Versprechen kein prinzipielles Problem mehr sein soll, dann verstehe ich auch die Scheidungsrate (ich kenne einige Paare, die durch dieses öffentlich vor Gott gegebene Versprechen durch schwere Krisen hindurchkamen - ihnen war das Versprechen sehr viel wert und hat ihre Ehe gerettet).

 

Und mir ist ehrlich gesagt ein Priester lieber, der sich nicht so wichtig nimmt und einfach seinen liturgischen Dienst erfüllt (was sich auch an den Gebeten zeigen kann). Wahrscheinlich ist Dir die Begründung, daß er einfach im Dienst der Kirche steht, nicht hinreichend. Für mich schon.

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Wenn ein Brechen von Versprechen kein prinzipielles Problem mehr sein soll, dann verstehe ich auch die Scheidungsrate (ich kenne einige Paare, die durch dieses öffentlich vor Gott gegebene Versprechen durch schwere Krisen hindurchkamen - ihnen war das Versprechen sehr viel wert und hat ihre Ehe gerettet).

Das erinnert mich an die Predigt zu unserer Trauung. Wir hatten den Trauspruch gewählt "Ertragt einander in Liebe".

 

Für diesen Spruch gibt es zwei verschiedene Interpretationen. Traditionell haben unter diesem Spruch besonders viele Ehefrauen nicht nur Macken ihrer Männer hingenommen, sondern auch Entwürdigung, häusliche Gewalt, Vergewaltigung und Bevormundung geduldig und bis zur Selbstaufgabe ertragen. Und viele hatten dann noch Gewissensbisse, wenn die Liebe darüber erloschen ist. "Ertragt einander in Liebe" kann so verstanden einen Menschen kaputt machen. Viele Männer haben das Eheversprechen geradezu als Freibrief für die Unterdrückung ihrer Frauen benutzt. Sie konnte ja nicht weg, ohne das lebenslängliche Versprechen zu brechen.

 

Die andere Interpretation übersetzt das "Ertragen" mit Stützen oder Tragen. Es ist die Aufforderung, dem anderen zu Hilfe zu sein und ihn eben nicht zu Grunde gehen zu lassen. Meiner Meinung nach kann man diese beiden Interpretationen sehr gut vom Eheversprechen auch auf andere Versprechen übertragen. Ein Versprechen muss Sicherheit geben. Es darf aber nicht zum Käfig werden, in dem er Versprechende seinem Gegenüber bedingungslos ausgeliefert ist. Das trifft auf die Ehe im Besonderen zu aber auch auf andere Berufungswege.

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