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[UMT] Vaticanum II


Der Geist

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Will man in einen prägnanten Schlagwort zusammenfassen, was die Grundaussage des Konzilsdokuments "Dei verbum" ausmacht, so kann man das Dictum "Gotteswort im Menschenwort" verwenden.

 

Dazu muss gesagt werden, dass noch bis weit ins 20. Jh das Lehramt davon ausgegangen ist, dass die Bibel quasi ein Produkt eines Diktates des Hl. Geistes sei, was natürlich ihre völlige Irrtumslosigkeit implizierte. Als Beispiel für die entsprechende Argumentation kann die Begründung von Papst Leo XIII. in seiner Enzyklika Providentissimus Deus (1893) gelten:

 

Denn uneingeschränkt alle Bücher, die die Kirche als heilig und kanonisch anerkennt, wurden in all ihren Teilen auf Diktat des Heiligen Geistes verfaßt; weit gefehlt, daß der göttlichen Inspiration irgendein Irrtum unterlaufen könnte, schließt sie durch sich selbst nicht nur jeden Irrtum aus, sondern schließt (ihn) aus und verwirft (ihn) so notwendig,

wie es notwendig ist, daß Gott, die höchste Wahrheit, Urheber überhaupt keines Irrtums ist.“

 

Diese Gedankengänge blieben noch weit bis ins 20. Jh für das katholischen Bibelverständnis prägend. Erst die Enzyklika Pius XII "Divinu afflante Spiritu" aus 1943 ließ erste vorsichtige Annäherungen an die besonders im protestantischen Bereich hervorgebrachten aber eben auch von katholischen Exegeten mit großem Interesse verfolgter Erkenntnisse einer neuen Bibelwissenschaften erahnen.

Aber auch nach dieser Annäherung blieb der Gedanke leitend, dass eine unmittelbare Befassung der Gläubigen mit der Bibel nicht wünschenswert sei, sondern dass der Zugang ein indirekter, durch einen Seelsorger, was damals gleichbedeutend mit Priester war im Wege der Katechese bzw der Predigt zu gewährender sei.

Der sachkompetente Seelsorger sollte überdies in dieser seiner Vermittlungsfunktion als eine Art „hermeneutische Kontrollinstanz“ fungieren, die in der ursprünglich beabsichtigten Funktion über sein Aufgabe als ausgebildeter Fachmann hinausging.

Vor diesem Hintergrund ist zu sehen, wie sensationell die Aussage in Dei Verbum VI, 22 gewesen ist:

Der Zugang zur Heiligen Schrift, muss den Gläubigen weit offen stehen

Dass solche Offenheit von den bibelliturgischen Bewegungen im deutschsprachigen Raum vorbereitet und somit maßgeblich gestützt wurde, ist ausdrücklich festzuhalten. Es sind dabei Namen wie Pius Parsch, Otto Karrer, Josef Andreas Jungmann und Romano Guardini zu nennen.

Dennoch war der erste Einstieg in die Bibel Sache des Grundschullehrers mit Missio, während der "hochheilige Katechismus" von der Geistlichkeit vermittelt wurde. Die Hochschätzung der Bibel entwickelte sich meines Wissens in Frankreich (théologie moderne?) und dort ist wohl auch der nachmalige Johannes XXIII auf diese Denkweise gestoßen (er war in Frankreich als Nuntius). Übrigens: ein NT hatte bei uns jeder in der Familie spätestens nach der Erstkommunion (ob das damit zusammenhing, dass meine Eltern zur Liturgischen Bewegung gehörten, weiß ich nicht). Ein AT (ganzer Text) war noch zur Zeit des VatII in einer gut katholischen Familie kaum zu finden.

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Übrigens: ein NT hatte bei uns jeder in der Familie spätestens nach der Erstkommunion (ob das damit zusammenhing, dass meine Eltern zur Liturgischen Bewegung gehörten, weiß ich nicht). Ein AT (ganzer Text) war noch zur Zeit des VatII in einer gut katholischen Familie kaum zu finden.

Da war Deine Familie extrem fortschrittlich. Bei uns daheim gab es eine Art Familienbibel AT und NT, die aber eher als kostbares Erbstück und nicht zur Benutzung gedacht war.

 

Ich selbst habe etwa in der 4. Klasse Gymnasium also etwa 1958 ein von Pius Parsch übersetztes NT bekommen (9. Aufl. 1951) das aber vermutlich nur weil ich einen sehr aufgeschlossenen Priester asl Religionslehrer hatten.

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Übrigens: ein NT hatte bei uns jeder in der Familie spätestens nach der Erstkommunion (ob das damit zusammenhing, dass meine Eltern zur Liturgischen Bewegung gehörten, weiß ich nicht). Ein AT (ganzer Text) war noch zur Zeit des VatII in einer gut katholischen Familie kaum zu finden.

Da war Deine Familie extrem fortschrittlich. Bei uns daheim gab es eine Art Familienbibel AT und NT, die aber eher als kostbares Erbstück und nicht zur Benutzung gedacht war.

 

Ich selbst habe etwa in der 4. Klasse Gymnasium also etwa 1958 ein von Pius Parsch übersetztes NT bekommen (9. Aufl. 1951) das aber vermutlich nur weil ich einen sehr aufgeschlossenen Priester asl Religionslehrer hatten.

Eine Auswahlbibel (wie sie genau betitelt war, weiß ich nicht mehr) gab es auch, das war aber, was das AT anging alles, was vorhanden war. Ich kaufte mein erstes komplettes AT bei Studienbeginn (1959), eine Übersetzung von Hampel? (bin aber beim AT nie über die Vulgata hinausgekommen).

 

Ich habe ja schon angedeutet, dass der Wert des NT vielleicht der "geistlichen Herkunft" meiner Eltern geschuldet war. Gespräche über solche Fragen gab es damals nur im Freundeskreis meiner Eltern (der einen ähnlichen Hintergrund hatte) und in der Heliand-Mädchengruppe. In der Schule war die Mehrzahl evangelisch und Gespräche über religiöse Themen hätten eher einen Religionskrieg ausgelöst: die wussten nicht, was katholisch war und umgekehrt war es auch so, es blieb also bei sinnlosen (manchmal bösartigen) Vorwürfen ohne jede Sachkenntnis (die wir aber nie eingestanden hätten und die Evangelen auch nicht).

bearbeitet von Elima
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Noch ein paar Anmerkungen zum Dokument:

Im ersten Kapitel bringt die Konstitution insoferne Neues, als das Konzil, wie es selber sagt zwar Trient und das Vaticanum I nicht revidiert aber weiterführt. Die Offenbarung wird als Selbstmitteilungs Gottes verstanden, sie ist nicht nur im Wort und in der Lehre zu sehen, sondern als Einheit von Tat- und Wortoffenbarung, als eireignishaftes Handeln Gottes am Menschen. Von dieser Offenbarung Gottes sagt das Konzil, dass sie abgeschlossen und erfüllt ist, dass sie aber dadurch immerfort neu wirkt, , "dass Gott mit uns ist".

Zitat I Kapitel 4:

Nachdem Gott viele Male und auf viele Weisen durch die Propheten gesprochen hatte, "hat er zuletzt in diesen Tagen zu uns gesprochen im Sohn" (Hebr 1,1-2). Er hat seinen Sohn, das ewige Wort, das Licht aller Menschen, gesandt, damit er unter den Menschen wohne und ihnen vom Innern Gottes Kunde bringe (vgl. Joh 1,1-18). Jesus Christus, das fleischgewordene Wort, als "Mensch zu den Menschen" gesandt (3), "redet die Worte Gottes" (Joh 3,34) und vollendet das Heilswerk, dessen Durchführung der Vater ihm aufgetragen hat (vgl. Joh 5,36; 17,4). ........Er ist es, der durch sein ganzes Dasein und seine ganze Erscheinung, durch Worte und Werke, durch Zeichen und Wunder, vor allem aber durch seinen Tod und seine herrliche Auferstehung von den Toten, schließlich durch die Sendung des Geistes der Wahrheit die Offenbarung erfüllt und abschließt und durch göttliches Zeugnis bekräftigt, daß Gott mit uns ist, um uns aus der Finsternis von Sünde und Tod zu befreien und zu ewigem Leben zu erwecken. Daher ist die christliche Heilsordnung, nämlich der neue und endgültige Bund, unüberholbar, und es ist keine neue öffentliche Offenbarung mehr zu erwarten vor der Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus in Herrlichkeit (vgl. 1 Tim 6,14 und Tit 2,13).

Hervorhebungen der Verf.
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Selbst orthodoxe Juden setzen das Deuteronomium schon seit Jahrhunderten nicht mehr 1:1 um und steinigen nicht ihre Nachbarn, welche am Sabbat arbeiten.

Hm, eventuell nur eine Frage der fehlenden Möglichkeit.

Ist allerdings off toüpic.

 

Werner

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Selbst orthodoxe Juden setzen das Deuteronomium schon seit Jahrhunderten nicht mehr 1:1 um und steinigen nicht ihre Nachbarn, welche am Sabbat arbeiten.

Hm, eventuell nur eine Frage der fehlenden Möglichkeit.

Ist allerdings off toüpic.

 

Werner

 

Und diese Haltung ist im Judentum komplett neu. So neu wie Selbstmordattentate im Islam. Die ganze fundamentalistische Bibelauslegung ist neu. Warum? Weil die traditionelle Gewichtung fehlt. Weil irgendwelche Hohlköpfe nicht die ganzen heiligen Schriften lesen, sondern nur Auszüge. Oder weil sie eben alles lesen, aber irgendwie ...

 

Uns Katholiken tut es mehr als gut, dass wir die Schrift in ihrer Fülle endlich lesen. Amos - vor 50 Jahren noch ein unbekanntes Land.

 

Es ist verwirrend.

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Selbst orthodoxe Juden setzen das Deuteronomium schon seit Jahrhunderten nicht mehr 1:1 um und steinigen nicht ihre Nachbarn, welche am Sabbat arbeiten.

Hm, eventuell nur eine Frage der fehlenden Möglichkeit.

Ist allerdings off toüpic.

 

Werner

 

Und diese Haltung ist im Judentum komplett neu. So neu wie Selbstmordattentate im Islam. Die ganze fundamentalistische Bibelauslegung ist neu. Warum? Weil die traditionelle Gewichtung fehlt. Weil irgendwelche Hohlköpfe nicht die ganzen heiligen Schriften lesen, sondern nur Auszüge. Oder weil sie eben alles lesen, aber irgendwie ...

 

Uns Katholiken tut es mehr als gut, dass wir die Schrift in ihrer Fülle endlich lesen. Amos - vor 50 Jahren noch ein unbekanntes Land.

 

Es ist verwirrend.

 

Das ist richtig. Vor 50, vielleicht auch noch vor 40 Jahren war Amos nur ein Name auf einer Liste, die nur absolute Insider kannten. Von den sog. KLeinen Propheten war nur Jonas allgemein bekannt und bei denen, die zu Dreikönig zum Gottesdienst gingen, noch Michäas (ich habe absichtlich die griechisch-lateinische Namensform gewählt, denn unter Jona und Micha konnte sich niemand etwas vorstellen B))

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Da in einem Nachbarthread erheblich Differenzen über die Aussageweise von "Dei Verbum" entstanden sind, möchte ich darauf nochmals eingehen.

 

Grundsätzlich geht man in der Kommentarliteratur zu Dei Verbum davon aus, dass das erste Kapitel der Offenbarungskonstitution ein völlig neues Modell des Offenbarungsverständnisses entwirft. Offenbarung wird als ein dialogischer Prozess verstanden. Dem Gott, der sich in seinem Wort und seinem Handeln dem Menschen zugänglich macht,

antwortet der Mensch im Glauben. Auf der Grundlage dieses Verständnisse erleben wir eine neue Kommunikationsstruktur zwischen Gott und Mensch in der der Austauschprozess vornehmlich personal bestimmt ist.

Gott offenbart in erster Linie sich selbst, seinen Namen, sein Wesen, sich selbst. Die Offenbarung erfährt daher in der Person Jesu Christi ihre entscheidende Verdichtung.

 

Und die Antwoert des Menschen auf diesen Anruf Gottes sollte seine persönliche Lebensorientierung sein.

Während vor Dei Verbum wie bereits in einem Posting dargestellt, es noch immer gedacht war, dass der Zugang der Menschen zur Bibel ein indirekter sein sollte - gefiltert durch die klerikale Verkündigung - ergibt sich aus dem neuen Offenbarungsverständnis unverzichtbar die Notwendigkeit des unmittelbaren Zugangs der Menschen zum Schriftwort, weil nur durch das unmittelbare Hinhören eine adäqutes Antwort möglich wird.

 

Dieses Postulat nimmt vor allem ernst, daß die biblischen Schriften eine je unverwechselbare (Text-)Gestalt haben, die

sich der biblische Verfasser als Medium für seine Aussage nutzbar macht.

 

Jeder Mensch wird von der Ästhetik, der Gestalt, der Wortwahl und dem literarischen Genus eines Textes in unterschiedlicher

Weise angesprochen, was allein schon eine unmittelbare Ansprechbarkeit und Auseinandersetzung notwendig macht.

 

Vgl. zu diesem Themenkreis Walter Kirchschläger, Bibelverständnis im Umbruch, Dort finden sich auch wesentlich weitere Hinweise zur Ableitung der Thesen.

bearbeitet von Der Geist
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Einige m.E. nach ganz wichtige Aussagen enthält der 12. Artikel des Dokuments der sich mit der Ausleghung beschäftigt:

Da Gott in der Heiligen Schrift durch Menschen nach Menschenart gesprochen hat, muss der Schrifterklärer, um zu erfassen, was Gott uns mitteilen wollte, sorgfältig erforschen, was die heiligen Schriftsteller wirklich zu sagen beabsichtigten und was Gott mit ihren Worten kundtun wollte ...Da die Heilige Schrift in dem Geist gelesen und ausgelegt werden muss, in dem sie geschrieben wurde, erfordert die rechte Ermittlung des Sinnes der heiligen Texte, dass man nicht mit geringerer Sorgfalt auf den Inhalt und die Einheit der ganzen Schrift achtet, unter Berücksichtigung der lebendigen Überlieferung der Gesamtkirche und der Analogie des Glaubens. Aufgabe der Exegeten ist es, nach diesen Regeln auf eine tiefere Erfassung und Auslegung des Sinnes der Heiligen Schrift hinzuarbeiten, damit so gleichsam aufgrund

wissenschaftlicher Vorarbeit das Urteil der Kirche reift.

.

Das Konzept vom Zusammenwirken von Gott und Mensch bei der Entstehung der Bibel macht sich jene Erkenntnisse zu eigen, welche in der Exegese mit unterschiedlicher Deutlichkeit seit dem Aufkommen der Literar- und Quellenkritik im vergangenen Jahrhundert geäußert worden waren. Wenn Menschen ihre Hand mit im Spiel haben, führt an der

geschichtlichen Kontextualität der einzelnen biblischen Schriften kein Weg vorbei - und dies in jedweder Hinsicht.

Diese Folgerungen stehen unmittelbar im Anschluß an die Aussagen über die Inspiration und die Wahrheit der Schrift. Dadurch wird gezeigt, dass diese Erkenntnis grundlegend ist, weil sie sich direkt aus dsem Inspirationsprozess ergibt. Menschen leben nun einmal zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Kulturen. Wenn man sie nicht mehr als bloße Empfänger eines Diktats verstehen will, so ist klar, dass, daß ihre persönliche Identität die Texte prägt. Auch der Tatsache dass die Bibel in einem Zeitraum von ca 1000 Jahren entstanden ist findet erstmals im Verständnis ihren Niederschlag. Das ist eine klare Absage an die latnet immer noch vorhandenen Vorstellung die Bibel sei ein gleichsam vom Himmel gefallenes Buch, zumindest grundsätzlich überwunden.

Ich empfehle gerade den Abschnitt 12 zur Gänze zu lesen, weil man diue Wichtigkeit einer neuen Freiheit der Exegese gar nicht hoch genug einschätzen kann. Georges Minois weist in seiner "Geschichte des Atheismus" m. E. zu Recht darauf hin, dass die Deutung der Hl. Schrift bzw deren Einschränkung durch die Kirche für viele vormals christliche Intellektuelle ein Grund war abtrünnig zu werden.

Man darf nicht übersehen dass bereits Origines seinen Zweifel wie folgt artikuliert hat:**)

.....wer wäre einfältig genug zu sich vorzustellen, Gott habe nach Bauernart zu Eden im Morgenlande einen Garten angelegt und dort einen Baumm gepflanzt, .....

Wozu noch mehr darüber sagen, da doch jeder halbwegs vernünftige Mensch mühelos eien Vielzahl von Dingen anführen kann, von denen die Hl. Schrift erzählt als ob sie sich tatsächlich zugetragen hätten, und die sich im wörtlichen Sinn wohl kaum ereignet haben können.*)

 

 

*) Georges Minois, Geschichte des Atheismus, Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Weimar 2000, S 72

**) Origines ist nach Georges Minois a.a.O. zitiert.

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Die praktischen Auswirkungen von Dei Verbum kann man nur unterschätzen. War noch wäöhrend meiner Gymnasialzeit eien Bibelrunde bzw die Bibelarbeit das "exotische Hobby" einer Minderheit, so gibt es zumnindest in österreich kaum mehr eine Pfarre, in der nicht ein Bibelkreis besteht. Und diese Runden werden von den Bibelwerken der Diözesen sehr gut unterstützt. Ich stelle hier nur als Beispiel einen link ein, zu einer Zeitschrift, die von der Diözese Linz regelmäßig versendet wird.

Unter der positiven Rezeption ist auch die Einführung der neuen Leseordnung bei der Hl. Messe zu nennen. Dabei ist mir allerdings ein ungelöstes Rätsel, warum man angesichts der Inspirationsverständnisses von Dei Verbum nach der Lesung noch immer die Behauptung aufstellt: "Wort des lebendigen Gottes", als ob Worte z.B. des Hl. Paulus automatisch mit Gottesworten gleichzusetzen wären.

Kirchschläger beklagt auch, dass die mangelnde Rezeption von Dei Verbum gerade in der Verwendung von Bibelworten im Weltkatechismus deutlich ist.

Wörtlich schreibt er: "Ein Satz wie „Die inspirierten Bücher lehren die Wahrheit“60 wäre auf dem Konzil noch verworfen worden und kann sich in dieser uneingeschränkten Form nicht auf die Offenbarungskonstitution abstützen."*)

Walter Kirchschlägerm Bibelverständnis im Umbruch

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Zeit nach der Weihnachtspause wieder weiter zu schreiben.

Zuerst noch ein Hinweis:

Vom 11.-13. Jänner 2012 findet an der Universität Wien ein Symposion mit dem Titel "Erinnerung an die Zukunft. 50 Jahre II. Vatikanisches Konzil" statt. Das Programm das von renommierten Theologen aus Deutschland gemeinsam mit Professoren unserer Fakultät gestaltet wird ´findet man unter diesem Link: http://ktf.univie.ac.at/site/dg/home/article/1454.html?SWS=iqv609rqatcu9ejbbocebnmnc7

Ich werde nach dem Symposium eigehend über die dort vetretenen Meinungen und Standpunkte zu den Konzilsdokumenten hier berichten.

 

Neu möchte ich mich jetzt mit der Pastoralkonstitution "Gaudium et Spes" beschäftigen. Den Text dieses Dokuments findet man hier.

 

"Die Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute war der letzte Beschluss des Konzils. Sie war und ist das umfangreichste Dokument, das je ein Konzil verabschiedet hat. Sie ist in der Fragestellung und Methode ungewohnt und neu, sodass die Beratung und Formulierung besonders schwierig war. Die Pastoralkonstitution „Gaudium et spes” hat wohl auch am meisten Kritik von allen Konzilstexten erfahren, schon in der Aula des Konzils und erst recht in der Zeit nach 1965. Nicht wenige haben dieses Dokument, das unter großem Zeitdruck erarbeitet und verabschiedet wurde, verantwortlich gemacht für die tiefgreifende „Krise”, die das Leben der Kirche in der Folgezeit erschüttert hat.

 

Allein schon diese unterschiedlichen Wertungen sind Grund genug, um sich nach 40 Jahren diesem Dokument näher zuzuwenden."

 

Mit diesen Worten hat Kardinal Lehmann am 25. Jänner 2005 eine Vorlesung an der Katholischen Privatuniversität Linz eingeleitet. (http://www.bistummainz.de/bistum/bistum/kardinal/texte/texte_2005/linz.html)

Schon das Werden dieser Konstituion zeigt deutlich welchen Spannungen dieses Konzil von Anfang an ausgesetzt war. Ich werde mich mit diesem Werdegang im nächsten Posting beschäftigen.

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Dies ist der Anfang von Gaudium et Spes:

Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände. Ist doch ihre eigene Gemeinschaft aus Menschen gebildet, die, in Christus geeint, vom Heiligen Geist auf ihrer Pilgerschaft zum Reich des Vaters geleitet werden und eine Heilsbotschaft empfangen haben, die allen auszurichten ist. Darum erfährt diese Gemeinschaft sich mit der Menschheit und ihrer Geschichte wirklich engstens verbunden.

Und wenige Absätze später fordert das Konzil

Zur Erfüllung dieses ihres Auftrags obliegt der Kirche allzeit die Pflicht, nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten.

Allein aus diesen Worten kann man so meine ich deutlich erkennen, dass hier ein Paradigmenwechsel stattgefunden hat. Die Kirche siehst sich anders als früher nicht mehr als die Sozietas perfecta, die Abseit der realen Welt und fern den Menschen (soweit sei Laien sind) irgendwo in einem Wolkenkuckucksheim thront sondern sei sieht sich eingebunden und mitverantwortlich für das was den ihr anvertrauten Menschen in ihren Lebenswelten begegnet. Hier wird der Kirche aufgetragen sich mit der gesamten Menschheitsfamilie engstens verbunden zu fühlen, was eine Abwertung Andersgläubiger ausschließt. Die Kirche und die ChristInnen haben damit den Auftrag „das Werk Christi fortzuführen der in die Welt kam um der Wahrheit Zeugnis zu geben; zu retten nicht zu richten; zu dienen nicht sich bedienen zu lassen“.

 

Als Vorwegnahme sei gesagt, dass gerade GS für mich (gemeinsam mit Nostra Aetate) in einem hohen Ausmaß den – heute immer wieder geleugneten – Geist des Konzils wiederspiegelt. M.E. kann man gerade bei diesem Text in höchstem Maße bemerken, dass er seinen „Ursprung im Konzil selbst [hatte]“ Er spiegelt die Einstellung wider, die sich bereits in der Eröffnungsansprache Johannes XIII gezeigt hatte und die m.E.zutreffend mit dem Wort „aggiornamento“ assoziiert wird. Kirche und heute dürfen keine Gegensätze mehr sein.

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Übermorgen Abend beginnt das Symposium zu 50 Jahrjubliäum der II Vatikanischen Konzils Erinnerungen an die Zukunft veranstaltet von der katholisch Theologischen Fakultät der Universität Wien.

Es werden viele hochkarätige Vorträge zu den Themen erwartet mit denen ich mich hier beschäftigen möchte. Ich werde ab kommenden Montag gerne berichten (so man mich bis dahin nicht weggemobbt hat).

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Übermorgen Abend beginnt das Symposium zu 50 Jahrjubliäum der II Vatikanischen Konzils Erinnerungen an die Zukunft veranstaltet von der katholisch Theologischen Fakultät der Universität Wien.

Es werden viele hochkarätige Vorträge zu den Themen erwartet mit denen ich mich hier beschäftigen möchte. Ich werde ab kommenden Montag gerne berichten (so man mich bis dahin nicht weggemobbt hat).

Nimmst Du alle Vorträge und auch die Statements wahr? Mich würden die Ausführungen zu "Gaudium et spes" (besonders der Beitrag von Ingeborg Gabriel) und zu "Dei verbum" (da natürlich das Thema von Roman Kühschelm), aber auch manches andere schon sehr interessieren.

 

Alfons

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Übermorgen Abend beginnt das Symposium zu 50 Jahrjubliäum der II Vatikanischen Konzils Erinnerungen an die Zukunft veranstaltet von der katholisch Theologischen Fakultät der Universität Wien.

Es werden viele hochkarätige Vorträge zu den Themen erwartet mit denen ich mich hier beschäftigen möchte. Ich werde ab kommenden Montag gerne berichten (so man mich bis dahin nicht weggemobbt hat).

Nimmst Du alle Vorträge und auch die Statements wahr? Mich würden die Ausführungen zu "Gaudium et spes" (besonders der Beitrag von Ingeborg Gabriel) und zu "Dei verbum" (da natürlich das Thema von Roman Kühschelm), aber auch manches andere schon sehr interessieren.

 

Alfons

Ich werde sicher beim ganzen Symposion anwesend sein und ausführlich berichten.

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Übermorgen Abend beginnt das Symposium zu 50 Jahrjubliäum der II Vatikanischen Konzils Erinnerungen an die Zukunft veranstaltet von der katholisch Theologischen Fakultät der Universität Wien.

Es werden viele hochkarätige Vorträge zu den Themen erwartet mit denen ich mich hier beschäftigen möchte. Ich werde ab kommenden Montag gerne berichten (so man mich bis dahin nicht weggemobbt hat).

Nimmst Du alle Vorträge und auch die Statements wahr? Mich würden die Ausführungen zu "Gaudium et spes" (besonders der Beitrag von Ingeborg Gabriel) und zu "Dei verbum" (da natürlich das Thema von Roman Kühschelm), aber auch manches andere schon sehr interessieren.

 

Alfons

Ich werde sicher beim ganzen Symposion anwesend sein und ausführlich berichten.

 

Freu. Danke

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Franciscus non papa

(so man mich bis dahin nicht weggemobbt hat).

 

 

red bitte keinen blödsinn.

 

von wegmobben ist nun gott-weiss keine rede. eher ist es im gegenteil so, dass dir hier mit ausserordentlicher langmut sehr vieles nachgesehen wird.

 

im interesse der vielen guten dinge, die du hier zu sagen hast, bitte, versuch mal deinen diskussionsstil zu überdenken.

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Ich könnte das jetzt auch unter den Supertagsthread schreiben.

Beginn des Symposions 50 Jahre Vaticanum II. Der Großse Festsaal der Universität Wien der ca 600 Menschen faßt bummevoll und Peter Hünermann (81) hält eine extrem klugen und fundierten Vortrag über die dem Vaticanum II zu Grunde liegende Systematik.

 

Vorher bei der Begrüßung bekommt Weihbischof Dr. Krätzl der langjährige Weigbischof von Kardinal König und einer der großartigen Protagonisten des Konzilsgeistes in Österreich einen Applaus der deutlich macht, dass die Menschen mit gesundem Instinkt erkennen, wer ihrer Sympathie Wert ist

 

Ich habe den Vortrag Hünermann aufgenommen und werde wie versprochen berichten.

 

Und morgen geht es weiter.

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Schade, dass ich bei diesem Symposium nicht dabei sein kann, mich würden einige Vorträge interessieren. Gerade dass Leute des ganzen Spektrums eingeladen sind, nicht nur ein Hünermann, sondern auch ein Hoping, macht die Sache spannend.

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Ich unterbreche meinen begonnen Versuch einer systematischen Darstellung der Inhalte der Konzilsdokumente.

Ich werde in den nächsten Tagen bzw Wochen versuchen die Vorträge die beim Symposium an der Wiener Uni zu den einzelnen Konzilskonstitutionen gehalten wurden, möglichst wirklichkeitsgetreu darzustellen und zusammen zu fassen.

 

Der Beginn wurde am 11.01.2012 am Abend mit einem Vortrag von Peter Hünermann gemacht. Hünermann war bis 1997 Professor für Dogmatik in Tübingen und ist der Herausgeber eines bei Herder erschienen 5 bändigen Konzilskommentars. Hünermann zählt jedenfalls zu den renommiertesten lebenden deutschen Theologen.

Der Titel seines Vortrages lautete: : „…in mundo huius temporis“... Die Bedeutung des II. Vatikanums im kulturellen Transformationsprozess der Gegenwart.“

Hünermann

Greift am Anfang zu dem Bild, dass das Konzil zwar den Acker Gottes umgepflügt habe, dass aber ein großer Teil der Ackerschollen noch der Bearbeitung harre ….es müsse noch dringend geeggt und auch gesät werden.

 

Sein Thema entfaltet H. in folgender These

1. Dem zweiten Vatikanischen Konzil kommt in der Abfolge der Konzilien eine eigene Stellung zu

2. Veranlasst durch die Moderne stellt das 2. Vatikanische Konzil eine theologische Besinnung auf die gesamte Traditionsgeschichte der Kirche dar, konzentriert in zwei Eckpunkten.

3. Dadurch wird die Katholizität der Kirche in einer neuen Weise aufgedeckt.

 

Diese These dient Hünermann sodann als Gliederung seines Vortrages.

 

Zu Punkt 1 verweist Hünermann auf die grundlegende Arbeit des in Paris lehrenden Jesuiten Christoph Theobald*) zur Rezeption des 2. Vaticanums. Theobald geht davon aus, dass jedes Konzil seine eigene Charakteristik habe. So seinen die großen ökumenischen Konzilien von Nikaia bis ins 9. Jahrhundert durch Häresien notwendig geworden und diese bildeten dann auch ihr Thema. Bei den dann folgenden Konzilien sei immer ein Reformgedanke in Mittelpunkt gestanden.

Ein solches Charakteristikum fehlt für das 2 Vaticanum sondern es kann nur seine Veranlassung durch die Moderne erfasst werden.

Dies erläutert Hünermann an Hand der Einleitung von Gaudium et Spes und zwar an 4.2. und 5.

Es wird dargelegt, dass die Schilderung des technischen und wissenschaftlichen Fortschritts in GS 5 zugleich auch eine Schilderung der wirtschaftliche Veränderungen insbesondere durch neue Produktionsmethoden komme, die wiederum zu Machtzuwächsen und Machtverschiebungen führen Dadurch wird nicht nur das traditionelle Ethos verändert sondern es wird auch der Glauben und das religiöse Leben betroffen. Das religiöse Leben wird durch das schärfere Denken von magischen Momenten befreit, aber es führt auch dazu dass sich große Gruppen von Menschen überhaupt von der Religion entfernen.

 

*) Theobald war am nächsten Tag der Hauptreferent zum Thema "Lumen Gentium".

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(...)

Unter der positiven Rezeption ist auch die Einführung der neuen Leseordnung bei der Hl. Messe zu nennen. Dabei ist mir allerdings ein ungelöstes Rätsel, warum man angesichts der Inspirationsverständnisses von Dei Verbum nach der Lesung noch immer die Behauptung aufstellt: "Wort des lebendigen Gottes", als ob Worte z.B. des Hl. Paulus automatisch mit Gottesworten gleichzusetzen wären.

(...)

Na, weil's wahr ist!

"Wort Gottes" ist ja wohl was anderes als "Wörter eines Textes"!

Und selbst "Worte" und "Wort" sind nicht bedeutungsgleich.

 

Wenn ich zu einem Bibeltext sage: Wort des lebendigen Gottes,

dann heißt das ja nicht, dass nun jedes einzelne Wort aus dem Mund Gottes kommt, sondern, dass der ganze Textabschnitt "Wort Gottes" ist, im Sinne des Schöpfungsberichts, wo es heißt "Gott sprach, und es wurde ...", oder jener AT-Stelle, die ich jetzt nicht extra suche, und in der es heißt "Das Wort, das ich aussende, kommt nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will" oder wenigstens ganz ähnlich.

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Franciscus non papa

Die Standartantworten nach den Lesungen und dem Evangelium sind öfter mal fragwürdig. Nach einem Text aus den Gerichtsreden z.b.

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Die Standartantworten nach den Lesungen und dem Evangelium sind öfter mal fragwürdig. Nach einem Text aus den Gerichtsreden z.b.

Es gibt auch Pfarreien, da heißt es ganz neutral (und wohl nicht ganz den Rubriken gemäß): "Das sind die Worte der Lesung" (Das "Dank sei Gott" hängt dann in der Luft). Das stört mich aber nicht so wie die "Variante" "Brot des Lebens" bei der Austeilung der Kommunion. (Am 2. Feiertag war ich wieder in der Kirche, wo das: "Leib Christi" heißt).

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