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Auslagerung aus UMT Vaticanum II


Udalricus

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Nun, ich denke, der Geist hat hier ein wichtiges Thema zur Diskussion gestellt, daher einmal meine grundlegende Einschätzung, bevor ich mich in Details ergieße:

 

1) Das 2. Vatikanische Konzil war sicher notwendig, es gab Mitte des 20. Jahrhunderts durchaus eine Situation in der Kirche, die man als "Reformstau" bezeichnen kann, und einige FRage, die dringend der Klärung bedurften (Verhältnis zu moderner Welt, Weltreligionen, Liturgie u.v.a.m.)

 

2) Wie bei einer offenen Versammlung zu erwarten - und gewünscht - gab es verschiedene Parteiungen, Richtungen und Interessen, die man in den Konzisltexten unter einen Hut zu bringen versuchte.

 

3) Von daher ist klar, dass das Konzil sowohl Altes bekräftigte als auch Neues wagte, ebenso wie es Vergessenes wieder hervorholte, und zwar in einem - wie ich meine - sehr gesundem Maß, einer gesunden Mischung.

 

4) Die Konzilsdokumente halte ich alle ohne Unterschied für wichtige Wegweiser der Kirche ins 3. Jahrtausend. Gerade aus ihrem in intensiver Diskussion erarbeitetem errungenem Ergebnis ist ein Weg mit Klarheit, aber ohne Extreme vorgezeichnet.

 

5.) Soweit so gut, das Problem war wirklich nicht das Konzil, sondern die nachkonziliare innere Entwicklung der Kirche im deutschsprachigen Raum - und auch in Frankreich. Dort gab es zwei Gruppen, die mit dem Ergebnis überhaupt nicht zufrieden waren: Einerseits die Traditionalisten um Levebvre, die Verrat an der Tradition witterten, und die Modernisten, denen das Konzil voller Kompromisse galt und nicht weit genug ging.

 

6.) Während die Traditionalisten wenigstens so ehrlich waren, ihren Dissens zuzugeben, und so konsequent 1988 ins SChisma wanderten, schlugen die Modernisten eine raffiniertere, perfidere Vorgangsweise ein: Sie schwächten die Verbindlichkeit und Aussagekraft der Konzilstexte, indem sie im "Geist des Konzils" schwelgten und hofften, mit Konzilsgeistpropaganda Dinge einzuführen, die das Konzil abgelehnt oder nicht erwähnt hatte. Der "Konzilsgeist" sollte vollenden, was die Konziltstexte noch versäumt hätten, war ihr Gedankengang.

 

7.) Dass diese Rechnung nicht aufging, sorgten die Päpste von Paul VI. bis Benedikt XVI., die dieses Vorgehen durchschauten und Gegenmaßnahmen ergriffen, was wiederum polemisch als "antikonziliare Restauration" gebrandmarkt wurde.

 

8.) Mittlerweile geht der Konzilsgeist-Generation der Atem aus, letzte verzweifelte Zuckungen wie die Pfarrer-Initiative sollten das Rad noch in ihrem Sinne drehen, aber das wird sich nicht ausgehen. Auf der anderen Seite gewinnen auch Bewegungen Zulauf, die mit dem Konzil auch keine Freude haben.

 

9.) Insofern ist es ganz wichtig, die Texte des Konzils in ihrer Klarheit und Verbindlichkeit wieder in ERinnerung zu rufen, zumal viele Fragen, die heute heftig diskutiert werden, bereits im Konzil entschieden wurden bzw. eine bestimmte Richtung der Lösung gewiesen wurde.

 

10.) Was ich damit genau meine, werde ich im Verlauf der Diskussion gerne im Detail aufzeigen, fürs erste reichen mal diese grundsätzlichen Überlegungen.

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Was ist denn Deine Definition von "Geist des Konzils"?

Solange ich nicht weiß, was sich in Deinem Kopf abspielt, wenn Du diesen Begriff in den Raum wirfst, halte ich es für äußerst schwierig, Beiträge die derart unterschiedlich verstandene Begriffe nutzen, zu diskutieren.

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Was ist denn Deine Definition von "Geist des Konzils"?

Danke für die Rückfrage!

Zunächst einmal könnte der "Geist des Konzils" grundsätzlich auch etwas Positives sein, etwa das Bemühen verschiedener Kräfte in der Kirche, einen gemeinsamen Weg für die Zukunft zu finden, der sich dann in die Texte des Konzils eingegossen hat und das Bemühen um die Umsetzung des Konzils prägt. Einen solchen "Geist des Konzils" könnte ich als Kraft des Heiligen Geistes wahrnehmen und wertschätzen.

 

In der Realität aber ist die Formel "Geist des Konzils" zu einer Kampfparole für eine andere, veränderte Kirche, mutiert, die Verwender des "Konzils-Geist"-Begriffs gehen davon aus, dass die Texte des Konzils unwichtig sind, sondern dass das Konzil einen Geist der Veränderung freigesetzt hat, den man zur Entfaltung kommen lassen sollte, ohne Rücksicht auf bisherige Lehren.

 

Ich glaube, den Unterschied im Verständnis dargestellt zu haben, so dass nun plausibel ist, warum ich den im populären Sinn gebrauchten "Konzilsgeist" vehement ablehne.

bearbeitet von Udalricus
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Nein, die Konzilsgeistbefürworter gehen davon aus, dass der Geist nicht in den Buchstaben gestorben ist, so wie sie auch die Bibel nicht evangelikal auslegen.

Sie wissen außerdem, dass seit dem Konzil ziemlich viel Zeit vergangen ist, in der sich einiges bewährt hat und einiges nicht.

Und - siehe Nachbar-Thread - sie wissen sogar, dass die Texte kein Selbstzweck sind.

 

Im übrigen ließ die Kirche 2000 Jahre lang den Geist ohne Rücksicht auf bisherige lehren zur Entfaltung kommen, sonst würdest Du heute noch gegen jüdische Gottesmörder predigen, Ketzer zur Bekehrung zwingen und den Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen gutheißen.

bearbeitet von Edith1
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Lieber Udalricus,

 

 

 

Mittlerweile ist nach 50 Jahren offensichtlich, daß der "Geist des Konzils" den die Modernisten einfordern, ganz gewiß nicht der HEILIGE GEIST GOTTES ist.

Es ist - siehe Hans Küngs 7 Thesen - der Zeitgeist.

 

Das Elend der Kirche ist daß kaum ein Christ den HEILIGEN GEIST um Auskunft bittet was denn ER mit dem Konzil erreichen will.

 

 

 

Gruß

josef

bearbeitet von josef
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Das Elend der Kirche ist daß kaum ein Christ den HEILIGEN GEIST um Auskunft bittet was ER mit dem Konzil erreichen will.

Und Du verhinderst mit Deinen ständigen Karikaturen des Hl. Geistes auch, dass jemand auf die Idee kommt sich an einen solche Chimäre zu wenden.

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Lieber Udalricus,

 

 

 

Mittlerweile ist nach 50 Jahren offensichtlich, daß der "Geist des Konzils" den die Modernisten einfordern, ganz gewiß nicht der HEILIGE GEIST GOTTES ist.

Es ist - siehe Hans Küngs 7 Thesen - der Zeitgeist.

 

Das Elend der Kirche ist daß kaum ein Christ den HEILIGEN GEIST um Auskunft bittet was ER mit dem Konzil erreichen will.

 

 

 

Gruß

josef

Ich will dir mal sagen Josef: vor dem Konzil hat in der Kirche außer an Pfingsten kaum einer vom Heiligen Geist gesprochen. Als Kind habe ich mich immer gewundert, dass es Dreifaltigkeit hieß, wo doch nur vom Vater und vom Sohn die Rede war (und das, wo ich in einer "Heilig-Geist-Kirche" großgeworden bin).

bearbeitet von Elima
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Lieber Geist,

 

 

Das Elend der Kirche ist daß kaum ein Christ den HEILIGEN GEIST um Auskunft bittet was ER mit dem Konzil erreichen will.

Und Du verhinderst mit Deinen ständigen Karikaturen des Hl. Geistes auch, dass jemand auf die Idee kommt sich an einen solche Chimäre zu wenden.

Dann schreib' doch wenigstens "...daß jemand auf die Idee kommt sich an den echten HEILIGEN GEIST zu wenden."

... Was zu tun, ich bei allen meinen Ausführungen nicht müde werde zu verlangen.

 

 

 

Gruß

josef

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Lieber Geist,

 

 

Das Elend der Kirche ist daß kaum ein Christ den HEILIGEN GEIST um Auskunft bittet was ER mit dem Konzil erreichen will.

Und Du verhinderst mit Deinen ständigen Karikaturen des Hl. Geistes auch, dass jemand auf die Idee kommt sich an einen solche Chimäre zu wenden.

Dann schreib' doch wenigstens "...daß jemand auf die Idee kommt sich an den echten HEILIGEN GEIST zu wenden."

... Was zu tun, ich bei allen meinen Ausführungen nicht müde werde zu verlangen.

Gruß

josef

 

Lies das posting von Elima bevor Du weiter Unfug verbreitest.

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8.) Mittlerweile geht der Konzilsgeist-Generation der Atem aus, letzte verzweifelte Zuckungen wie die Pfarrer-Initiative sollten das Rad noch in ihrem Sinne drehen, aber das wird sich nicht ausgehen. Auf der anderen Seite gewinnen auch Bewegungen Zulauf, die mit dem Konzil auch keine Freude haben.

 

 

Du bist ein scharfer Beobachter, doch du übersiehst, dass die "Konzilgeist-Generation" die letzte Generation war, die breite gesellschaftliche Wirkung erzielen wollte und konnte. Die letzten Zuckungen, die du beobachtest, sind zugleich auch die letzten Zuckungen der Volkskirche. Insofern ist für hämische Freude kein Anlass.

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Insofern ist für hämische Freude kein Anlass.

 

Du verkennst da Udals Intention. Richtig ist, daß die "Konzilsgeist"-Richtung noch zu Zeiten des Abglanzes der Volkskirche sozialisiert wurde. Daß die perdu ist, liegt weder an den bösen Konservativen noch an den Kryptoprotestanten. Es ist erst mal so. Und die innerkirchliche Konsequenz ist mE der Rückzug von Fronten, die nicht zu halten sind und einer Konzentration auf Kernkompetenzen, v.a. im Spirituellen Bereich. Die Caritas muß sich auf Bereiche konzentrieren, die vom Sozialstaat nicht abgedeckt werden und zB keine Krankenhauskonzerne bilden. Die Kirche muß sich positiv als Gemeinschaft der Gläubigen definieren, eine explizite Abgrenzung nach Außen ist überflüssig.

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Du verkennst da Udals Intention.

 

Ich kenne Udals Intention sicherlich nicht, aber ich erinnere mich an eine Aussage, ist schon länger her, mir gegenüber, in der er mehr oder weniger das Kleinschrumpfen der Kirche als vielleicht nicht zwingend notwendigen, so dennoch reinigenden Prozess ansah. Er war auch mir gegenüber der Auffassung, dass meine Entscheidung, zur Alt-Katholischen Kirche zu gehen, auch aus seiner Sicht konsequent und ehrlich war.

 

Wie gesagt - ich will ihm nicht Schlimmes unterstellen - dazu waren seine Aussagen zu vage - aber ich habe den Eindruck, dass er ein Vertreter der Kirche des Kleinen Restes der wirklich Gläubigen ist. Kann man ja auch tun - irgendwo muss man abgrenzen. Ob man das aber theologisch zwischen Altkatholiken und Römern tun muss, weiß ich nicht, genauer, ich bezweifle es wirklich.

 

Die Kirche muß sich positiv als Gemeinschaft der Gläubigen definieren, eine explizite Abgrenzung nach Außen ist überflüssig.

 

Ja. Natürlich. Wenn man dann aber die Gläubigen in "Gläubigere" und "weniger Gläubige" einteilt (ich vereinfache das ganz bewusst - aber Udals Ausführungen über die "Konzilgeistgeneration" sind so negativ, dass sich mir hier schon entsprechende Vergleiche aufdrängen - man könnte auch sagen "katholischere Christen und weniger katholische Christen"), dann schießt man sich selber ins Knie. Wenn man es nicht mal mehr akzeptierend aushalten kann, dass es Leute gibt, die etwas ganz anders machen als man selbst, obwohl man unbestritten in der gleichen Kirche ist, dann redet man einer Kirchenspaltung das Wort.

 

Ich glaube nicht, dass Udal eine Kirchenspaltung will. Ich glaube aber, dass er will, dass die "weniger katholischen Christen" sich aus der Kirche zurückziehen. Denn würde er das nicht wollen, würde er nicht deren Glaubensgrundlagen so dermaßen in den Dreck ziehen.

 

Wäre ich noch in der RKK, dann würde ich Udal fragen, warum er mich nicht mag und mich aus seiner Kirche raushaben will. So möchte ich ihn fragen, warum er meinen Vater nicht mag und ihn aus der Kirche raushaben will - einen Menschen, der sich ein Leben lang - seit den 1930ern - immer als Katholik in der RKK definiert hat.

 

Ich empfinde Udals Auslassungen über den "Konzilsgeist" als menschenablehnend. Ganz einfach. Es ist nicht irgend eine "Weltanschauung", die da bekämpft wird. Da stehen Menschen dahinter, denen man die kirchliche Grundlage entzieht, indem man alles auf Stromlinienform bringt und diesen Leuten nur noch die Wahl lässt, entweder etwas hinzunehmen, was ihnen nicht gefällt, oder zu gehen. Letzteres wird dann als "konsequent" bezeichnet.

 

Dann soll man bitte auch so ehrlich sein, und sagen, dass man eine neue Kirche haben will. Eine Kirche, die den zentralen Wert auf Einhaltung der Vorschriften legt, wenig Alternativen lässt (nur als Beispiel: Wir haben mehr als 30 approbierte Hochgebete in unserer Kirche und Hinweise für Priester, die eigene Hochgebete einsetzen wollen, was da drin sein muss) und allerhöchstens pastoral ein paar Zugeständnisse macht, aber nur so lange, wie sich niemand darauf berufen kann.

 

Man kann nicht von anderen Leuten Konsequenz im Handeln verlangen, und selber sich um die Frage der Konsequenz drücken.

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Du verkennst da Udals Intention. Richtig ist, daß die "Konzilsgeist"-Richtung noch zu Zeiten des Abglanzes der Volkskirche sozialisiert wurde. Daß die perdu ist, liegt weder an den bösen Konservativen noch an den Kryptoprotestanten.

 

Ich denke, dass die momentane Krise der Kirche schon damit zu tun hat, dass Pius IX. unter dem Eindruck der Belagerung und Zerstörung des Kirchenstaats die Kirche auf einen Kreuzzug gegen die Welt und die Vernunft geführt hat. Angst ist nunmal ein schlechter Ratgeber und 1960 waren hundert Jahre vertan, in denen die Kirche auf die Höhe der Zeit hätte kommen können. Jetzt ist es zu spät, der Westen geht seinen Weg ohne die Kirche und im Rest der Welt ist die Position der Kirche alles andere als sicher.

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Das bezweifle ich, in der Geschichte gab es mehrmals auch in Europa Situationen, wo man davon ausgehen konnte, dass die Kirche innerhalb der nächsten Jahrzehnte verschwinden würde. Bis jetzt haben sich diese nicht bewahrheitet.

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Das bezweifle ich, in der Geschichte gab es mehrmals auch in Europa Situationen, wo man davon ausgehen konnte, dass die Kirche innerhalb der nächsten Jahrzehnte verschwinden würde. Bis jetzt haben sich diese nicht bewahrheitet.

 

Ich habe nicht behauptet, dass sie verschwinden wird, ich meine nur, dass sie zunehmend irrelevant wird, weil sie zu den Herausforderungen der Zeit nichts mehr zu sagen hat. Dass zB Irland gerade seine kirchlichen Bindungen abschüttelt wie ein Hund einen Haufen Flöhe liegt ja nicht nur an dem zugegeben schauerlichen Missbrauchsskandal, sondern auch daran, dass die Kirche dort keinen Anschluss an den Celtic Tiger oder auch dessen jetzigen Kadaver gefunden hat. Gleichermaßen hat die Kirche in Deutschland nach einem kurzen Aufflackern in der katholischen Staatsrestauration in den fünfzigern keinen Einfluss auf das Leben in der BRD gefunden.

bearbeitet von Clown
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Du verkennst da Udals Intention. Richtig ist, daß die "Konzilsgeist"-Richtung noch zu Zeiten des Abglanzes der Volkskirche sozialisiert wurde. Daß die perdu ist, liegt weder an den bösen Konservativen noch an den Kryptoprotestanten.

 

Ich denke, dass die momentane Krise der Kirche schon damit zu tun hat, dass Pius IX. unter dem Eindruck der Belagerung und Zerstörung des Kirchenstaats die Kirche auf einen Kreuzzug gegen die Welt und die Vernunft geführt hat. Angst ist nunmal ein schlechter Ratgeber und 1960 waren hundert Jahre vertan, in denen die Kirche auf die Höhe der Zeit hätte kommen können. Jetzt ist es zu spät, der Westen geht seinen Weg ohne die Kirche und im Rest der Welt ist die Position der Kirche alles andere als sicher.

 

Richtig ist, daß der europäische Charakter der Kirche schwindet. Das scheint mir nicht gegen die Intention des Gründers zu verstoßen. Und Pius IX. ist lange her. Die meisten Staaten, die damals eine große Rolle gespielt haben, gibt es (so) nicht mehr. (Gerade D. ist ja damals auch nicht gerade einen Weg auf die Höhe der Zeit gegangen.)

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Das bezweifle ich, in der Geschichte gab es mehrmals auch in Europa Situationen, wo man davon ausgehen konnte, dass die Kirche innerhalb der nächsten Jahrzehnte verschwinden würde. Bis jetzt haben sich diese nicht bewahrheitet.

 

Ich habe nicht behauptet, dass sie verschwinden wird, ich meine nur, dass sie zunehmend irrelevant wird, weil sie zu den Herausforderungen der Zeit nichts mehr zu sagen hat. Dass zB Irland gerade seine kirchlichen Bindungen abschüttelt wie ein Hund einen Haufen Flöhe liegt ja nicht nur an dem zugegeben schauerlichen Missbrauchsskandal, sondern auch daran, dass die Kirche dort keinen Anschluss an den Celtic Tiger oder auch dessen jetzigen Kadaver gefunden hat. Gleichermaßen hat die Kirche in Deutschland nach einem kurzen Aufflackern in der katholischen Staatsrestauration in den fünfzigern keinen Einfluss auf das Leben in der BRD gefunden.

 

Die Theologie der Befreiung hätte schon einiges mitteilen können, Rom war Taub.

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Die Theologie der Befreiung hätte schon einiges mitteilen können, Rom war Taub.

Ich bin mir nicht sicher, ob das so richtig ist. Rom mag die Theologie von Leonardo Boff nicht, weil sie zu marxistisch ist; ob das richtig ist oder nicht kann ich nicht beurteilen. Andere Befreiungstheologen wie Gustavo Gutiérrez haben in Rom wohl einen besseren Ruf.

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Die Theologie der Befreiung hätte schon einiges mitteilen können, Rom war Taub.

Ich bin mir nicht sicher, ob das so richtig ist. Rom mag die Theologie von Leonardo Boff nicht, weil sie zu marxistisch ist; ob das richtig ist oder nicht kann ich nicht beurteilen. Andere Befreiungstheologen wie Gustavo Gutiérrez haben in Rom wohl einen besseren Ruf.

Wie engstirnig Rom in dieser Richtung ist hat doch das Lehrverfahren gegen Jan Sobrino bewiesen. Auch Oskar Romero ist noch immer nicht seliggesprochen, weil der Papst wie er selbst sagte eine politische Instrumentalisierung befürchtet....die Skrupel hatte er bei der Massenseligsprechung spanischer Priester die im Bürgerkrieg getötet wurden nicht.*)

 

Und wenn Leonardo Boff Marxist ist, bin ich Maoist.

Nein es gilt in Rom noch immer das Prinzip der Verhaberung mit den Reichen und Mächtigen. Die Armen dürfen nur Objekt einer Almosenverteilung sein und sie sind auf das Jenseits zu vertrösten. Wer sie zum Subjekt macht und sich mit ihnen identifiziert und ihr Los nicht durch Almosen sondern durch Veränderung der Strukturen erträglicher machen will, wird zum Kommunisten gestempelt und ausgegrenzt

 

+) und deren verehrungswürdiger Status natürl bei jedem Einzelnen gut überprüfbar war.

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(Gerade D. ist ja damals auch nicht gerade einen Weg auf die Höhe der Zeit gegangen.)

 

Das sehe ich genau entgegengesetzt. Das Hinausstoßen des verzopften Habsburgreiches aus Deutschland, die halb freundliche Übernahme des Reiches durch den preußischen Zentralstaat - all das war modern. Furchtbar modern.

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Die Sache mit dem "Gesundschrumpfen" der RKK hat meiner Meinung nach zwei Seiten.

 

Ich beobachte das im Religionsunterricht. Der Anteil der Kinder, die daran teilnehmen, sinkt. Gleichbleibend, das heißt intern steigend, ist der Anteil der Kinder, die auch von seiten des Elternhauses aktiv am Leben der Gemeinde teilnehmen, er geht auf angenehme 50 Prozent. Die sogenannten Taufscheinchristen bleiben aus, was ich persönlich manchmal nicht als unangenehm empfinde.

 

Einen negativen Beigeschmack liefert dagegen die Sinusstudie, welche besagt, dass das Christentum nur noch in zwei Milieus - Traditionalisten und Postmaterialisten - eine Basis hat.

 

Das bedeutet, dass die unteren Gesellschaftsschichten - Konsumisten und Hedonisten - wegfallen. Eine solche Selektion ist nicht im Sinne Jesu und das macht mich nachdenklich.

 

An denen haben ja die intellektuellen Atheisten auch kein Interesse, aber die haben auch nicht den Auftrag Jesu, sich um die Ausgegrenzten und Marginalisierten zu kümmern.

 

Was die Postmaterialisten betrifft: Die RKK verliert hier haufenweise Leute an die freien Evangelikalen, das nur nebenbei.

 

Momentan hat unsere Kirchenleitung nicht mal zur Kenntnis genommen, was abläuft. Dabei haben sie die Sinusstudie finanziert.

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8.) Mittlerweile geht der Konzilsgeist-Generation der Atem aus, ...

Weißt du:

Ich hab, soweit ich weiß, das Wort vom Geist des Konzils niemals gebraucht. Aber ich gehöre der angesprochenen Generation an, und der Atem, auf dessen Ausgehen du offensichtlich hoffst, ist mein Lebensatem.

50 Jahre Dienst in unerschütterlicher Treue zählen nicht. Bissel Geduld noch, dann sind sie eh alle hin.

Dafür wirst du dich vor Gottes Thron rechtfertigen müssen, und ich werde ein Zeuge wider dich sein.

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8.) Mittlerweile geht der Konzilsgeist-Generation der Atem aus, ...

Weißt du:

Ich hab, soweit ich weiß, das Wort vom Geist des Konzils niemals gebraucht. Aber ich gehöre der angesprochenen Generation an, und der Atem, auf dessen Ausgehen du offensichtlich hoffst, ist mein Lebensatem.

50 Jahre Dienst in unerschütterlicher Treue zählen nicht. Bissel Geduld noch, dann sind sie eh alle hin.

Dafür wirst du dich vor Gottes Thron rechtfertigen müssen, und ich werde ein Zeuge wider dich sein.

Vor einiger Zeit hätte ich Udalricus leicht zustimmen können, mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher. Es scheint ein generelles Kommunikationsproblem zu geben. Sich gegenseitig die Aufrichtigkeit abzusprechen ist aber sicher nicht der richtige Weg. Leider scheint auch die Generation, der du, urdu, angehörst, oft nicht zu verstehen, woraus sich die - oft viel zu pauschale - Ablehnung des "Konzilsgeistes" speist. Beiden Seiten scheint der Blick dafür zu fehlen, woraus sich die Motivationen jeweils ergeben.

bearbeitet von Felician
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Nein, die Konzilsgeistbefürworter gehen davon aus, dass der Geist nicht in den Buchstaben gestorben ist, so wie sie auch die Bibel nicht evangelikal auslegen.

Auch ich glaube das nicht.

 

Sie wissen außerdem, dass seit dem Konzil ziemlich viel Zeit vergangen ist, in der sich einiges bewährt hat und einiges nicht.

Und - siehe Nachbar-Thread - sie wissen sogar, dass die Texte kein Selbstzweck sind.

 

Das ist richtig. Die Beschlüsse des Konzils sind auch nicht auf ewig fixiert. Ein weiteres Konzil kann und wird natürlich manches ändern. Aber es kann nicht sein, dass gleich nach dem Konzil schon wieder dessen Aussagen veraltet sein sollen. Wenn das manche glauben, dann ist bei ihnen was falsch und nicht beim Konzil.
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Nein, die Konzilsgeistbefürworter gehen davon aus, dass der Geist nicht in den Buchstaben gestorben ist, so wie sie auch die Bibel nicht evangelikal auslegen.

Auch ich glaube das nicht.

 

Sie wissen außerdem, dass seit dem Konzil ziemlich viel Zeit vergangen ist, in der sich einiges bewährt hat und einiges nicht.

Und - siehe Nachbar-Thread - sie wissen sogar, dass die Texte kein Selbstzweck sind.

 

Das ist richtig. Die Beschlüsse des Konzils sind auch nicht auf ewig fixiert. Ein weiteres Konzil kann und wird natürlich manches ändern. Aber es kann nicht sein, dass gleich nach dem Konzil schon wieder dessen Aussagen veraltet sein sollen. Wenn das manche glauben, dann ist bei ihnen was falsch und nicht beim Konzil.

Mir stellt sich in diesem Zusammenhang folgende Frage.

 

Es ist wohl unbestritten, dass das Konzil vom Papst mit dem Auftrag des aggiornamento einerufen wurde. Aggiornamento kommt ursprünglich aus der Buchhaltersprache und meint die Bücher a jour bringen, auf den neusten Stand bringen.

 

Kann es ausreichend sein so einen Prozess alle 50 - 100 Jahre zu vollziehen und dazwischenalles beim Alten zu belassen oder ist damit nicht ein Auftrag verbunden zu einem fortdauernden Prozess? Und solche ein Prozess muss eben auch ein ständiges a jour bringen der Aussagen der Konzilsdokumente erfassen, die nur durch wiederkehrende Auslegung im Sinne des vielgeschmähten Konzilsgeistes erfolgen kann.

 

Und diese Aussage Johannes XXIII sei allen Zauderern und Angsthasen vom Vatikan bis Niederösterreich ins Stammbuch geschrieben:

Darauf kommt es an. Immer in Bewegung zu bleiben sich nicht in eingefahrenen Gewohnheiten auszuruhen, sondern immer auf der Suche nach neuen Kontaktmöglichkeiten Ausschau zu halten, unaufhörlich auf der Höhe der berechtigten Forderungen der Zeit zu bleiben, in der wir zu lebben berufen sind, damit Christus auf jede Weise verkündet und erkannt werde.

Quelle: St. Pöltner Kirchenzeitung, Nr. 47 vom 20. November 2011*)

 

*)Und man kann ja nicht wirklich behaupten, dass St. Pölten unter dem Opus Dei Bischof Küng ein Hort blinden Fortschrittsglaubens wäre.

bearbeitet von Der Geist
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