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Ist Selbstbefriedigung Sünde?


Religionslehrer

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Thomas von Aquin

Religionslehrer? Heißt du nur so oder bist du das auch? Denn wenn ja, dann verstehe ich deine Aussage nicht ganz.

Ob Masturbation nun Sünde ist oder nicht ist mir in diesem Moment nicht das Thema. Sondern der Satz, dass in der Bibel davon nichts steht.

 

Gen 38,8-10: "8 Da sagte Juda zu Onan: Geh mit der Frau deines Bruders die Schwagerehe ein und verschaff deinem Bruder Nachkommen! 9 Onan wusste also, dass die Nachkommen nicht ihm gehören würden. Sooft er zur Frau seines Bruders ging, ließ er den Samen zur Erde fallen und verderben, um seinem Bruder Nachkommen vorzuenthalten. 10 Was er tat, missfiel dem Herrn und so ließ er auch ihn sterben."

 

Gal 5,19-21: "19 Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, 20 Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, 21 Neid und Missgunst, Trink- und Essgelage und Ähnliches mehr. Ich wiederhole, was ich euch schon früher gesagt habe: Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben."

 

Lev 18,6-23: "6 Niemand von euch darf sich einer Blutsverwandten nähern, um ihre Scham zu entblößen. Ich bin der Herr. 7 Die Scham deines Vaters, nämlich die Scham deiner Mutter, darfst du nicht entblößen. Sie ist deine Mutter, du darfst ihre Scham nicht entblößen. 8 Die Scham der Frau deines Vaters darfst du nicht entblößen; sie ist die Scham deines Vaters. 9 Die Scham deiner Schwester, einer Tochter deines Vaters oder einer Tochter deiner Mutter, darfst du nicht entblößen, sei sie im Haus oder außerhalb geboren. 10 Die Scham einer Tochter deines Sohnes oder einer Tochter deiner Tochter darfst du nicht entblößen; denn ihre Scham ist deine eigene Scham. 11 Die Scham der Tochter einer Frau deines Vaters darfst du nicht entblößen. Sie ist deinem Vater geboren, also deine Schwester; du darfst ihre Scham nicht entblößen. 12 Die Scham einer Schwester deines Vaters darfst du nicht entblößen; denn sie ist mit deinem Vater leiblich verwandt. 13 Die Scham der Schwester deiner Mutter darfst du nicht entblößen; denn sie ist mit deiner Mutter leiblich verwandt. 14 Die Scham des Bruders deines Vaters darfst du nicht entblößen; du darfst dich seiner Frau nicht nähern; denn sie ist deine Tante. 15 Die Scham deiner Schwiegertochter darfst du nicht entblößen. Sie ist die Frau deines Sohnes; du darfst ihre Scham nicht entblößen. 16 Die Scham der Frau deines Bruders darfst du nicht entblößen; denn sie ist die Scham deines Bruders. 17 Die Scham einer Frau und gleichzeitig die ihrer Tochter darfst du nicht entblößen; weder die Tochter ihres Sohnes noch die Tochter ihrer Tochter darfst du nehmen, um ihre Scham zu entblößen. Sie sind leiblich verwandt, es wäre Blutschande. 18 Du darfst neben einer Frau nicht auch noch deren Schwester heiraten; du würdest sie zur Nebenbuhlerin machen, wenn du zu Lebzeiten der Frau die Scham ihrer Schwester entblößt.19 Einer Frau, die wegen ihrer Regel unrein ist, darfst du dich nicht nähern, um ihre Scham zu entblößen. 20 Der Frau deines Stammesgenossen darfst du nicht beiwohnen; du würdest dadurch unrein. 21 Von deinen Nachkommen darfst du keinen für Moloch darbringen. Du darfst den Namen deines Gottes nicht entweihen. Ich bin der Herr. 22 Du darfst nicht mit einem Mann schlafen, wie man mit einer Frau schläft; das wäre ein Gräuel. 23 Keinem Vieh darfst du beiwohnen; du würdest dadurch unrein. Keine Frau darf vor ein Vieh hintreten, um sich mit ihm zu begatten; das wäre eine schandbare Tat."

 

Lev 20, 10-21: "10 Ein Mann, der mit der Frau seines Nächsten die Ehe bricht, wird mit dem Tod bestraft, der Ehebrecher samt der Ehebrecherin.11 Ein Mann, der mit der Frau seines Vaters schläft, hat die Scham seines Vaters entblößt. Beide werden mit dem Tod bestraft; ihr Blut soll auf sie kommen. 12 Schläft einer mit seiner Schwiegertochter, so werden beide mit dem Tod bestraft. Sie haben eine schändliche Tat begangen, ihr Blut soll auf sie kommen. 13 Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen; beide werden mit dem Tod bestraft; ihr Blut soll auf sie kommen. 14 Heiratet einer eine Frau und ihre Mutter, so ist das Blutschande. Ihn und die beiden Frauen soll man verbrennen, damit es keine Blutschande unter euch gibt. 15 Ein Mann, der einem Tier beiwohnt, wird mit dem Tod bestraft; auch das Tier sollt ihr töten. 16 Nähert sich eine Frau einem Tier, um sich mit ihm zu begatten, dann sollst du die Frau und das Tier töten. Sie werden mit dem Tod bestraft; ihr Blut soll auf sie kommen. 17 Nimmt einer seine Schwester, eine Tochter seines Vaters oder eine Tochter seiner Mutter und sieht ihre Scham und sie sieht die seine, so ist es eine Schandtat. Sie sollen vor den Augen der Söhne ihres Volkes ausgemerzt werden. Er hat die Scham seiner Schwester entblößt; er muss die Folgen seiner Schuld tragen.18 Ein Mann, der mit einer Frau während ihrer Regel schläft und ihre Scham entblößt, hat ihre Blutquelle aufgedeckt und sie hat ihre Blutquelle entblößt; daher sollen beide aus ihrem Volk ausgemerzt werden.19 Die Scham der Schwester deiner Mutter oder der Schwester deines Vaters sollst du nicht entblößen; denn wer seine eigene Verwandte entblößt, muss die Folgen seiner Schuld tragen. 20 Ein Mann, der mit seiner Tante schläft, hat die Scham seines Onkels entblößt. Sie müssen die Folgen ihrer Sünde tragen; sie sollen kinderlos sterben. 21 Nimmt einer die Frau seines Bruders, so ist das Befleckung. Er hat die Scham seines Bruders entblößt; sie sollen kinderlos bleiben."

 

Man kann zwar nicht einheitlich oder generell sagen, dass in der Bibel DIREKT von Selbstbefriedigung gesprochen wird, allerdings sind diese Stellen große und wichtige Indizien dafür. Du kannst nicht sagen, dass dieses Thema in der Heiligen Schrift keine Erwähnung findet.

bearbeitet von Thomas von Aquin
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Nicht in einer einzigen der erwähnten Bibelstellen steht irgend etwas, was mit Selbstbefriedigung zu tun hat. So eine wirre Zitatensammlung habe ich schon lange nicht mehr gesehen.

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Vielleicht noch mal zu Onan aus Genesis 38. Die einschlägigen Verse lauten:

 

1 Um jene Zeit verließ Juda seine Brüder und begab sich hinunter zu einem Mann aus Adullam, der Hira hieß.

2 Juda sah dort die Tochter eines Kanaaniters namens Schua. Er nahm sie zur Frau und wohnte ihr bei.

3 Sie wurde schwanger, gebar einen Sohn und gab ihm den Namen Er.

4 Sie wurde abermals schwanger, gebar einen Sohn und gab ihm den Namen Onan.

5 Und noch einmal gebar sie einen Sohn und gab ihm den Namen Schela. Juda war in Kesib, als sie ihn gebar.

6 Juda nahm für seinen Erstgeborenen Er eine Frau namens Tamar.

7 Aber Er, der Erstgeborene Judas, missfiel dem Herrn und so ließ ihn der Herr sterben.

 

8 Da sagte Juda zu Onan: Geh mit der Frau deines Bruders die Schwagerehe ein und verschaff deinem Bruder Nachkommen!

9 Onan wusste also, dass die Nachkommen nicht ihm gehören würden. Sooft er zur Frau seines Bruders ging, ließ er den Samen zur Erde fallen und verderben, um seinem Bruder Nachkommen vorzuenthalten.

10 Was er tat, missfiel dem Herrn und so ließ er auch ihn sterben.

 

Die Schweinerei besteht nicht in einer Selbstbefriedigung. Davon ist überhaupt nicht die Rede. In keiner Weise. Der Vorgang wird nicht nur ohne das Wort "Selbstbefriedigung" geschildert, sondern hat auch inhaltlich überhaupt nichts damit zu tun. Onan praktiziert einen coitus interruptus. Aber dies alleine ist noch keine Schweinerei. Schweinerei ist, dass er seinen verstorbenen Bruder und dessen Frau aus eigensüchtigen Gründen um die Nachkommenschaft betrügt.

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Franciscus non papa

1. ich habe den thread nicht gelesen.

 

2. wo ist das problem, wenn sich jemand an sich selbst erfreut?

 

3. wenn man lebt, wenn man leben und tod betrachtet, dann wird so vieles doch sehr bedeutungslos.

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1. ich habe den thread nicht gelesen.

2. wo ist das problem, wenn sich jemand an sich selbst erfreut?

3. wenn man lebt, wenn man leben und tod betrachtet, dann wird so vieles doch sehr bedeutungslos.

Das Problem besteht meines Erachtens in mehreren Richtungen:

A Neid und Missgunst. Und deren Institutionalisierung.

B Machtstreben über Leute, die anders handeln, als man es vorgibt. Und deren Institutionalisierung.

C Gnostische Leib- und Lustfeindlichkeit und wieder deren Institutionalisierung.

D Angst vor der Schwäche, sich nicht unter Kontrolle zu haben. Damit zusammenhängend: Das Ideal des vollständig willensgesteuerten Menschen.

 

Das wären die Hauptpunkte, die mir einfallen bzw. sich aus dem Thread ergeben.

 

Die Weisheit zu Deinem letzten Satz ist nicht jedem gegeben. Die ganze Frage nach Selbstbefriedigung oder nicht ist nicht zuletzt deshalb so kontrovers, weil sexuelle Fragen bei Weitem übergewichtet werden. Würde man etwas niederstufiger daran gehen, würde man erkennen, dass Selbstbefriedigung nicht das Gelbe vom Ei ist, sondern dass der Sexualtrieb eigentlich nach mehr verlangt. Diese Aussage wäre nur geringfügig wertend. Und sie wäre auf offen dafür, dass nicht jeder Drang auch bis zum Ende ausgelebt werden muss. Es ist ja auch nicht schimpflich, wenn sich zwei Eheleute küssen und es dabei belassen. Und das, obwohl der Sexualtrieb auch hier nach mehr verlangt. Das Küssen ist allerdings eine gesellschaftlich und (so innerehelich) kirchlich akzeptierte Teilform der Sexualität - ich vermute dass dies damit zusammenhängt, dass Küssen zwar erotisch und durchaus sexuell sein kann, nicht aber im genitalen Sinne. Die Fehlform beim Küssen ist der Judaskuss, nicht aber das "bis heute Abend, Schatzi!".

 

Es kommt noch ein theologisches Problem hinzu, nämlich die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Geboten.

Gibt Gott Gebote und Verbote, um uns zu knechten? Das ist ein beliebtes Gottesbild.

Oder gibt Gott Gebote, die weil er uns liebt und durch die Gebote und Verbote zum Heil führen will?

 

Im ersteren Falle muss man nur nachschauen, ob Gott dieses Verbot überhaupt gegeben hat. Danach braucht man sich nur noch damit abfinden, dass wir nichts gegen solche Versklavungen machen können. Man kann wählen zwischen Akzeptanz und Rebellion.

Im zweiten Falle müsste man nachfragen, wo denn der Verbotsbruch dem Heil abträglich ist bzw. welche Form des Heiles wir erlangen, wenn wir das Verbot einhalten. Wenn nichts zu benennen ist (oder auch wenn man nur den Gehorsam als einzige Begründung liefern kann), dann ist es sehr fraglich, ob dieses Gebot von Gott stammt. Viel wahrscheinlicher ist, dass sich Machthaber an den oben genannten Punkten A bis D orientieren - und zwar nicht zum Heil der Menschen, sondern zu ihrem eigenen Nutzen.

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Es kommt noch ein theologisches Problem hinzu, nämlich die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Geboten.

Gibt Gott Gebote und Verbote, um uns zu knechten? Das ist ein beliebtes Gottesbild.

Oder gibt Gott Gebote, die weil er uns liebt und durch die Gebote und Verbote zum Heil führen will?

 

Im ersteren Falle muss man nur nachschauen, ob Gott dieses Verbot überhaupt gegeben hat. Danach braucht man sich nur noch damit abfinden, dass wir nichts gegen solche Versklavungen machen können. Man kann wählen zwischen Akzeptanz und Rebellion.

Im zweiten Falle müsste man nachfragen, wo denn der Verbotsbruch dem Heil abträglich ist bzw. welche Form des Heiles wir erlangen, wenn wir das Verbot einhalten. Wenn nichts zu benennen ist (oder auch wenn man nur den Gehorsam als einzige Begründung liefern kann), dann ist es sehr fraglich, ob dieses Gebot von Gott stammt. Viel wahrscheinlicher ist, dass sich Machthaber an den oben genannten Punkten A bis D orientieren - und zwar nicht zum Heil der Menschen, sondern zu ihrem eigenen Nutzen.

Für den zweiten Fall heisst es dann bisweilen, dass man als Mensch die Sinnhaftigkeit nicht erkennen könne, aber Gott wisse mehr als wir und deshalb müsse man das einfach hinnehmen.

Das läuft dann im Ergebnis auch wieder auf den ersten Fall hinaus.

Mit dem ersten Fall tut man sich eben leichter: Man muss nicht überlegen, sondern nur gehorchen. Man muss nicht groß an seinem Gewissen arbeiten.

 

Werner

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Was mir bisher in diesem Thread völlig zu kurz gekommen erscheint ist, dass due Frage: "Ist etwas Sünde" in dieser Form überhaupt nicht beantwortbar ist. Die Frage nach Schuld ist unabhängig vom Thema nicht zweiwertig "schwarz weiß" zu beantworten.

Um beim Thema Selbstbefriedigung zu bleiben:

Es kann doch nicht unterschiedslos ob ein Ehemann unter Vernachlässigung seiner Frau sich ständig selbst befriedigt weil er die "schnelle Lust" dem Geschlechtserlebnis mit der Partnerin vorzieht, oder ob der selbe Ehemann Selbstbefriedigung anlässlich einer längeren Trennung durch einen beruflichen Auslansaufenthalt vollzieht.

Es gibt für solche Überlegungen in der Moraltheologie sehr viele höchst kluge Ansätze und einer der sich in sogar der Praxis bewährt hat ist das sogenannte "fringsen": Der Winter 1946 – 47 war streng, die Bevölkerung im Nachkriegsdeutschland litt Not. Da gestattete es Erzbischof Joseph Frings in seiner Silvesterpredigt in Köln den Gläubigen Heiz- und Nahrungsmittel für den eigenen Bedarf zu stehlen.

 

Facit für mich: Die Frage der Sündhaftigkeit einer Handlung ist ohne Kenntnis der detaillierten Umstände und zwar auch solchen die subjektiv sind, nicht zu klären.

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.... das sogenannte "fringsen": Der Winter 1946 – 47 war streng, die Bevölkerung im Nachkriegsdeutschland litt Not. Da gestattete es Erzbischof Joseph Frings in seiner Silvesterpredigt in Köln den Gläubigen Heiz- und Nahrungsmittel für den eigenen Bedarf zu stehlen.

 

Facit für mich: Die Frage der Sündhaftigkeit einer Handlung ist ohne Kenntnis der detaillierten Umstände und zwar auch solchen die subjektiv sind, nicht zu klären.

wie würdest du die selbstbefriedigung benamsen wollen? welche bischöfe würden ihren namen dafür hergeben? :D

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Es gibt für solche Überlegungen in der Moraltheologie sehr viele höchst kluge Ansätze und einer der sich in sogar der Praxis bewährt hat ist das sogenannte "fringsen": Der Winter 1946 – 47 war streng, die Bevölkerung im Nachkriegsdeutschland litt Not. Da gestattete es Erzbischof Joseph Frings in seiner Silvesterpredigt in Köln den Gläubigen Heiz- und Nahrungsmittel für den eigenen Bedarf zu stehlen.
Gerade bei Frings lohnt sich genauestes Arbeiten.

 

So pauschal hat er das nämlich nicht gesagt.

 

"Wir leben in Zeiten, da in der Not auch der einzelne das wird nehmen dürfen, was er zur Erhaltung seiner Gesundheit notwenig hat, wenn er es auf andere Weise, durch seine Arbeit oder Bitten, nicht erlangen kann. Aber ich glaube, dass (beim Organisieren) in vielen Fällen weit darüber hinausgegangen worden ist, und da gibt es nur einen Weg: unverzüglich unrechtes Gut zurückgeben, sonst gibt es keine Verzeihung bei Gott!"
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Es gibt für solche Überlegungen in der Moraltheologie sehr viele höchst kluge Ansätze und einer der sich in sogar der Praxis bewährt hat ist das sogenannte "fringsen": Der Winter 1946 – 47 war streng, die Bevölkerung im Nachkriegsdeutschland litt Not. Da gestattete es Erzbischof Joseph Frings in seiner Silvesterpredigt in Köln den Gläubigen Heiz- und Nahrungsmittel für den eigenen Bedarf zu stehlen.
Gerade bei Frings lohnt sich genauestes Arbeiten.

 

So pauschal hat er das nämlich nicht gesagt.

 

"Wir leben in Zeiten, da in der Not auch der einzelne das wird nehmen dürfen, was er zur Erhaltung seiner Gesundheit notwenig hat, wenn er es auf andere Weise, durch seine Arbeit oder Bitten, nicht erlangen kann. Aber ich glaube, dass (beim Organisieren) in vielen Fällen weit darüber hinausgegangen worden ist, und da gibt es nur einen Weg: unverzüglich unrechtes Gut zurückgeben, sonst gibt es keine Verzeihung bei Gott!"

Und was ergibt sich daraus für unser Problem?...Ist "Schwarz Weiß Denken zielführend? Ist die Berücksichtigung der subjektiven Seite falsch?

bearbeitet von Der Geist
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Das Fringsen war, so weit ich es verstehe, nichts als ein illustrierendes Beispiel, dass man eine Tat nicht beurteilen kann, ohne das Umfeld zu berücksichtigen.

So, wie es "unter bestimmten Umständen" erlaubt sein kann, sich fremdes Eigentum ungefragt anzueignen, ebenso kann es auch erlaubt sein, unter bestimmten Umständen sich selbst zu befriedigen. Andere Umstände (Geist nannte das Beispiel, wo es auf Kosten des Ehepartners geht) erfordern eine komplett andere Beurteilung.

 

Das ist, denke ich, vollkommen richtig und weitet den Horizont. Allerdings gilt dies nicht nur speziell für Selbstbefriedigung, sondern für jede wertbare Handlung. Die Logik liegt darin begründet, dass keine Handlung isolierbar ist. Alles hat seine Zusammenhänge.

 

Manchmal kehrt sich - je nach Umständen - sogar die Beurteilung um. Eine Frau, die ihr Kind verhungern lässt, nur weil sie sich zu fein ist, einen Diebstahl zu begehen, handelt fragwürdig.

Manchmal steigt man, wenn man die Zusammenhänge mitbetrachtet, in einen Wust unlösbarer ethischer Fragen ein. Einen Menschen absichtlich zu töten ist sicherlich ein malum. Aber wie sieht es mit Tyrannenmord aus? Hätte jemand Hitler 1939 vor dem Ausbruch des 2. Weltkriegs ermordet, wäre Millionen Menschen viel Elend erspart geblieben. Trotzdem ist es schwer, Tyrannenmord ethisch einzuordnen. Angenommen, ein Sozialist hätte Hitler 1939 ermordet, wäre womöglich eine neue Dolchstoßlegende mit ebenso verheerenden Folgen bis in die heutige Zeit aufgekommen.

 

Deshalb kommt man durch Geists Gedankengang zwangsläufig in eine Unsicherheit. Wenn so viele Einflüsse mitbedacht werden müssen, wird die Sache unübersichtlich und auch ungewiss. C'est la vie. Und mit dieser bleibenden Ungewissheit kann nicht jeder leben. So mancher möchte eben klare, eindeutige und auf jeden Einzelfall anwendbare Prinzipien.

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So mancher möchte eben klare, eindeutige und auf jeden Einzelfall anwendbare Prinzipien.

Jibbet nich ...

Da hilft auch alles Schreien nach solchen nichts.

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Deshalb kommt man durch Geists Gedankengang zwangsläufig in eine Unsicherheit. Wenn so viele Einflüsse mitbedacht werden müssen, wird die Sache unübersichtlich und auch ungewiss. C'est la vie.

Genau so ist es. Wir hatten in Österreich von 1983 - 1986 eien Bundeskanzler Fred Sinowatz einen blitzgescheiten Mann, der das Pech hatte nicht so auszusehen. Und er hatte einen Angewohnheit die für ihn fatal werden sollte, nämlich auf Fragen seine Antwort sehr oft mit den Worten zu beginnen: Es ist alles sehr kompliziert....Mit dieser Floskel wurde er zum Gespött der Presse und leider auch der Menschen....dabei hatte er völlig recht und ich ergreife regelmäßig schreiend die Flucht, wenn jemand mir erklären will, dass eigentlich (solche Leute sagen immer eigentlich) alles ganz einfach ist.

 

Und damit wir trotz der Kompliziertheit mit halbwegs heiler Haut und weißer Weste aus den verschiedenen Sutuationen wieder herauskommen, hat Gott uns einen Verstand und ein Gewissen gegeben. Und letztlich gilt die Weisheit: Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben.

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Oneinonein!

27 Um die Mittagszeit verspottete sie Elija und sagte: Ruft lauter! Er ist doch Gott. Er könnte beschäftigt sein, könnte beiseite gegangen oder verreist sein. Vielleicht schläft er und wacht dann auf.

 

Das ist doch eher ein Argument, lauter zu schreien. Und Elias Gegner haben es nicht beim Schreien belassen:

28 Sie schrien nun mit lauter Stimme. Nach ihrem Brauch ritzten sie sich mit Schwertern und Lanzen wund, bis das Blut an ihnen herabfloß.

 

Im Kampf zwischen Argument und Geschrei setzt sich das Geschrei ziemlich oft durch.

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Ich habe den Eindruck, daß es nicht wenige gibt, denen permanentes "Komplexitätshandling" einfach zu anstrengend und mühevoll ist (und es wunderte mich, wenn das nicht jeder auch schon einmal persönlich erfahren hätte...).

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Deshalb kommt man durch Geists Gedankengang zwangsläufig in eine Unsicherheit. Wenn so viele Einflüsse mitbedacht werden müssen, wird die Sache unübersichtlich und auch ungewiss. C'est la vie. Und mit dieser bleibenden Ungewissheit kann nicht jeder leben. So mancher möchte eben klare, eindeutige und auf jeden Einzelfall anwendbare Prinzipien.

 

Das ist im Strafrecht nicht anders. Damit kommen die Leute auch zurecht. - Moraltheologie muß wie auch das Strafrecht Regeln für den allgemein vorkommenden Fall bilden, sonst haben die Leute keine Orientierung. Aber das heißt nicht, daß auf der praktischen Ebene der Einzelfall nicht bedacht werden kann und muß. - Übrigens, weil der Kirche ja immer das Stöckchen hingehalten wird, sie verbiete die Selbstbefriedigung: Die "Entdeckung", daß Selbstbefriedigung schädlich sei, ist eine Frucht der Aufklärung. Man lese dazu den großen "Reformer" Rousseau. Vielleicht gibt es hier jemand, der mal nachgeschaut hat, ab wann in Beichtspiegeln und Handreichungen für Beichtväter die Selbstbefriedigung groß thematisiert wurde. Ich habe den Verdacht, daß das im 19. Jahrhundert war und die Kirche damit dem aufgeklärten Zeitgeist auf den Leim ging.

bearbeitet von kam
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Deshalb kommt man durch Geists Gedankengang zwangsläufig in eine Unsicherheit. Wenn so viele Einflüsse mitbedacht werden müssen, wird die Sache unübersichtlich und auch ungewiss. C'est la vie. Und mit dieser bleibenden Ungewissheit kann nicht jeder leben. So mancher möchte eben klare, eindeutige und auf jeden Einzelfall anwendbare Prinzipien.

 

Das ist im Strafrecht nicht anders. Damit kommen die Leute auch zurecht. - Moraltheologie muß wie auch das Strafrecht Regeln für den allgemein vorkommenden Fall bilden, sonst haben die Leute keine Orientierung. Aber das heißt nicht, daß auf der praktischen Ebene der Einzelfall nicht bedacht werden kann und muß. - Übrigens, weil der Kirche ja immer das Stöckchen hingehalten wird, sie verbiete die Selbstbefriedigung: Die "Entdeckung", daß Selbstbefriedigung schädlich sei, ist eine Frucht der Aufklärung. Man lese dazu den großen "Reformer" Rousseau. Vielleicht gibt es hier jemand, der mal nachgeschaut hat, ab wann in Beichtspiegeln und Handreichungen für Beichtväter die Selbstbefriedigung groß thematisiert wurde. Ich habe den Verdacht, daß das im 19. Jahrhundert war und die Kirche damit dem aufgeklärten Zeitgeist auf den Leim ging.

Du hast Rcht mit Deinen Anmerkungen zur Aufklärung ....selbst in der Encyclopédie des Denis Diderot finden sich die damals gängigen Schauermärchen zu diesem Thema. Unrecht hast mit Deinen Verdacht die Kirche könnte der Aufklärung auf den Leim gegangen sein ....ihren Unsinn zu diesem Thema hat sie schon seit dem Mittelalter vertreten und in der Kriminalordnung der Maria Theresia für Österreich und Böhmen, war Selbstbefriedigung sogar ein Straftatbestand.

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ihren Unsinn zu diesem Thema hat sie schon seit dem Mittelalter vertreten

Ich hätte es glatt für ein Thema der Neuzeit gehalten. Hast Du irgendwelche Quellen dafür, daß es im MA schon auftauchte?

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ihren Unsinn zu diesem Thema hat sie schon seit dem Mittelalter vertreten

Ich hätte es glatt für ein Thema der Neuzeit gehalten. Hast Du irgendwelche Quellen dafür, daß es im MA schon auftauchte?

Im Späten Mittelalter .....ich werde sie morgen zitieren. Wenn ich mch recht erinnere waren es damals aber eher Phantasien, dass im Spermium schon der ganze Mensch stecke (die Existenz der Eizelle entdeckte man erst 1827)...Selbstbefriedigung war fast eine Art "Frühabtreibung".

bearbeitet von Der Geist
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Onan wusste also, dass die Nachkommen nicht ihm gehören würden. Sooft er zur Frau seines Bruders ging, ließ er den Samen zur Erde fallen und verderben, um seinem Bruder Nachkommen vorzuenthalten.

10 Was er tat, missfiel dem Herrn und so ließ er auch ihn sterben.

 

Die Schweinerei besteht nicht in einer Selbstbefriedigung. Davon ist überhaupt nicht die Rede. In keiner Weise. Der Vorgang wird nicht nur ohne das Wort "Selbstbefriedigung" geschildert, sondern hat auch inhaltlich überhaupt nichts damit zu tun. Onan praktiziert einen coitus interruptus

 

Aber kann man die Stelle "ließ er den Samen zur Erde fallen" nicht auch so verstehen, dass Onan, BEVOR er zur Frau des Bruders ging, seinen Samen zur Erde hat fallen lassen, damit die Frau beim Sex dann nichts oder nur wenig vom Samen bekommt?

 

Edit: Denn früher riet man ja auch, um möglichst fruchtbar zu sein, man solle ein "Samenreservoir" anlegen, d.h. keinen Sex für eine Weile, um den Samen aufzusparen, nach der Prämisse viel hilft viel.

 

Ich weiß nicht, ob das in den Originaltexten sprachlich so möglich ist. Aber zumindest in der deutschen Übersetzung hier ist das unklar. Wenn es möglich ist, das so zu interpretieren (kein Coitus Interruptus, sondern Selbstbefriedigung VOR dem eigentlichen Geschlechtsakt, um der Frau den Samen vorzuenthalten), ist es verständlich, wenn man darin damals eine nur geringe Wertschöpfung der von Gott gegebenen Möglichkeit, Leben erzeugen zu können, gesehen hat.

 

Könnte mich hier mal jemand, äh, aufklären?

bearbeitet von hal-o-term
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in der Kriminalordnung der Maria Theresia für Österreich und Böhmen, war Selbstbefriedigung sogar ein Straftatbestand.

 

Das war 1768. (Teil II, Art. 74 § 1) Der Artikel behandelt unter dem Titel "Unkeuschheit wider die Natur" homosexuelle Unzucht von Frauen und Männern, Unzucht mit Tieren und diejenige "die von Jemanden allein begehend". Die parallele Norm aus der CCC von 1533, die ja von der Theresiana abgelöst wurde, lautet ganz knapp: "ITem so eyn mensch mit eynem vihe / mann mit mann / weib mit weib / vnkeusch treiben / die haben auch das leben verwürckt / vnd man soll sie der gemeynen gewonheyt nach mit dem fewer vom leben zuom todt richten". - Die Selbstbefriedigigung war da noch kein Thema.

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Könnte mich hier mal jemand, äh, aufklären?

Einer verbreiteten Interpretation nach wurde Onan dafür von Gott bestraft, dass er seinem verstorbenen Bruder keine Nachkommen zeugen wollte.

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