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Körperwelten


Edith

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>>>>(Lissie) Solange sichergestellt ist, daß keine Leichen gegen ihren Willen ausgestellt werden. <<<<

 

>>>(Cano) Das dürfte absolut sichergestellt sein. <<<

 

>>(Sven) So sicher wäre ich mir da nicht. ... <<

 

>(Cano) Ich bin mir deshalb so sicher, weil Leichen keinen Willen haben.<

 

Cano! Ohne Willen ist etwas anderes als gegen den Willen. In letzterem Falle wirkt der Wille des Lebenden über den Tod hinaus fort, deshalb gibt es letztwillige Verfügungen und deshalb werden sie respektiert.

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Ich glaube, Lissie hat einfach nur stilgeblüht, Sven hat’s nicht gecheckt … und Cano ist darauf eingegangen, oder?

bearbeitet von Peter Esser
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Ich glaube, Lissie hat einfach nur stilgeblüht, Sven hat’s nicht gecheckt … und Cano ist darauf eingegangen, oder?

Ich weiß natürlich nichts über die wahren, inneren Motive. Aber als Juristin habe ich mich mit dem Unterschied zwischen "ohne Willen" und "gegen den Willen" schon intensiv auseinandergesetzt, deshalb fällt mir sowas auf.

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Dann könntest du dich mit Cano und Sven als deinen Zunftkollegen ganz gut verstehen … :blink:

Wenn das dann so wortreich wird, wie bei Sven und Volker komme ich gar nicht mehr zum arbeiten....

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Also ich muß doch sagen, das Ganze ist doch reichlich interessant.

Seit tausenden von Jahren begräbt der Mensch seine Artgenossen um die Würde des toten Menschen zu achten und zu wahren. So gelten Spuren von Bestattungsriten in der Archeologie sogar als Merkmal, daß hier etwas gelebt hat, was das Stadium des Affen verlassen hatte.

 

Neuerdings scheinen wir zumindest in Sachen Moral wieder zu diesem zurück zukehren. Nicht genug, daß wir in der heutigen Gesellschaft schon lebenden Menschen kaum mehr Respekt gegenüber bringen, machen wir jetzt bei den Toten weiter. Was doch eigentlich recht praktisch ist, Tote beschweren sich in der Regel nicht.

Geld geht anscheinend immer mehr vor Würde und Ethik. Egal, ob es sich um lebende oder tote handelt..

Wird man während des Lebens von Politik und Wirtschaft zumeist auf einen störenden 'Kostenfaktor' reduziert, oder sein töten als Kollateralschaden bezeichnet, wird man als Toter vollends verdinglicht.

Zu Gunsten des Geldes des Geldes, versteht sich. Ach ja, und für das Amusement und den 'Kick' der eigenen Spezies.

 

Da stopft der Mensch seine Toten mit Plastik aus und lässt sie von seinen Artgenossen begaffen.

 

 

Das Argument, daß damit das Tabu-Thema Tod auf den Tisch gebracht wird, ist von den Veranstaltern wohl eher ironisch gemeint. Enttabuisiert wird das Thema hier nicht.. Stattdessen zeigt nichts besser, wie unfähig unsere Gesselschaft geworden ist, sich mit dem Tod zu beschäftigen und

Alter und Vergänglichkeit als etwas ganz Natürliches anzunehmen.

 

Loslassen können, geht nicht mehr, das haben wir verlernt. Kann man schon nicht seinen Stoffwechsel auf ewig behalten, versucht man wenigstens die Materie zu konservieren.

 

Selbst Menschen, die sich aus freiem Willen der Medizin zu Verfügung stellen und so zum Wohle der Allgemeinheit einen Dienst erweisen möchten, werden hinterher anonym begraben und in Ruhe gelassen.

Das, im Gegensatz dazu, einige russische und chinesische Gefangene sich gegen ihren Willen von Menschenhorden beglotzen lassen müssen - nun gut.... der Mensch mit seinem humanistischen und aufgeklärtem Weltbild entwickelt sich weiter....

 

Ebensolch hoch entwickelte Wesen müssen diesem Ganzen freiwillig zugestimmt haben. Schöne Grüße an die Angehörigen, die jetzt wissen, daß ihr Vater, Onkel, Oma tot vor einem Schachbrett sitzt oder die Haut über dem Arm trägt, zumindest sich irgendwo darunter befindet...

 

Besonders interessant ist ja auch die Erklärung der Veranstalter, es diene der Wissenschaft. Lateinische Namen an den Körpern und das absehen von Schachbrettern und dergleichen ist aber anscheinend schon zu viel wissenschaftlich... Außerdem, man muß ja an die Quote und das Geld denken. Eine wissenschaftliche Ausstellung, mit ebenso detailgetreuen Modellen in Kooperation mit der Medizin, das ginge finanziell schief. Denn die Gesellschaft möchte ja Entertaiment und - den kick.

 

Das darf dann schonmal auf Kosten der Würde anderer gehen. Mit Plastik ausstopfen tut ebensowenig weh, wie sich begaffen zu lassen, also was solls.

 

Früher kam halt der Zirkus in die Stadt, heute kommt die Möglichkeit, seine eigene Spezies von innen zu sehen. Hat doch was.

 

 

Und was noch recht interesant ist: Wo bleiben die viel besagten Humanisten, also diejenigen, die meinen etisches und moralisches Bewusstsein ist wichtig für die Gesellschaftsbildung und muß gefördert werden. Komischer Weise haben bis jetzt die Kirchen den Mund aufgemacht und nicht das 'aufgeklärte Bürgertum'.

 

Viele Grüße

- und lasse Gott wenigstens die Seelen der Verstorbenen ruhen.

 

 

Wer kommentieren möchte, darf dies gerne tun. Das brauchts allerdings auch nicht.

bearbeitet von karolin
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