GeSu Geschrieben 1. April 2012 Melden Share Geschrieben 1. April 2012 Im Markusevangelium folgt unmittelbar nach der Festnahme Jesu und der Flucht der Jünger die folgende Szene: Mk 14, 51-52: Ein junger Mann aber, der nur mit einem leinenen Tuch bekleidet war, wollte ihm nachgehen. Da packten sie ihn; er aber ließ das Tuch fallen und lief nackt davon. Habt Ihr das Wissen oder Ideen dazu, was uns das sagen soll oder sagen kann? Vorab schon vielen Dank für Eure Antworten. ps: Solltet Ihr der Meinung sein, dass das besser in die Glaubensgespräche passt, könnt Ihr das gerne dort hin verschieben. Ich war mir unschlüssig, wo es hingehört. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Elima Geschrieben 1. April 2012 Melden Share Geschrieben 1. April 2012 Im Markusevangelium folgt unmittelbar nach der Festnahme Jesu und der Flucht der Jünger die folgende Szene: Mk 14, 51-52: Ein junger Mann aber, der nur mit einem leinenen Tuch bekleidet war, wollte ihm nachgehen. Da packten sie ihn; er aber ließ das Tuch fallen und lief nackt davon. Habt Ihr das Wissen oder Ideen dazu, was uns das sagen soll oder sagen kann? Vorab schon vielen Dank für Eure Antworten. ps: Solltet Ihr der Meinung sein, dass das besser in die Glaubensgespräche passt, könnt Ihr das gerne dort hin verschieben. Ich war mir unschlüssig, wo es hingehört. Der Meinung bin ich auch, deshalb habe ich verschoben. Elima, Mod Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Geist Geschrieben 1. April 2012 Melden Share Geschrieben 1. April 2012 (bearbeitet) Im Markusevangelium folgt unmittelbar nach der Festnahme Jesu und der Flucht der Jünger die folgende Szene: Mk 14, 51-52: Ein junger Mann aber, der nur mit einem leinenen Tuch bekleidet war, wollte ihm nachgehen. Da packten sie ihn; er aber ließ das Tuch fallen und lief nackt davon. Habt Ihr das Wissen oder Ideen dazu, was uns das sagen soll oder sagen kann? Vorab schon vielen Dank für Eure Antworten. ps: Solltet Ihr der Meinung sein, dass das besser in die Glaubensgespräche passt, könnt Ihr das gerne dort hin verschieben. Ich war mir unschlüssig, wo es hingehört. Es gibt eine früher stark vetretene Version, die davon ausgeht, dass Markus sich in dieser Stelle der Perikope selbst beschreibe, also quasi reuevoll von seiner Feigheit berichte. Exegetisch ist das ziemlich ubnwahrscheinlich zumal wir eigentlich keine Ahnung haben, wer dieser Markus wirklich war. Richtig könnte aber eines sein: Markus zeichnet in seinem Evangelium ein zum Teil recht jämmerliches Jüngerbild:*) Sie sind ängstlich (4,41; 6,52; 8,14-21). Unmittelbar nachdem Jesus ihnen das kommende Leiden offenbart, machen sei sich Gedanken über ihre "Karriere" (9,30-37, 10,32-35), sie können auf dem Ölberg nicht wachen während Jesus betet (14, 36-42) das jämmerliche Versagen des Petrus (14,66-72) die panische Flucht des Jünglings könnte in diesen Kontext des Versagens passen. Das wunderbar tröstliche an diesem Versagengeschichten aber ist, dass Jesus ihnen dennoch treu bleibt und sie diejenigen sind, die ihn in Galiläa wiedertreffen werden. Das ist es warum wir das NT zu Recht "Frohe Botschaft" nämlich εὐαγγέλιον = euangellion = Evangelium nennen. *)Ich folge hier den Ausführungen von Prof. Martin Stowasser in der Vorlesung "Einleitung in das NT" an der Uni Wien. bearbeitet 1. April 2012 von Der Geist Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
GeSu Geschrieben 1. April 2012 Autor Melden Share Geschrieben 1. April 2012 ... Richtig könnte aber eines sein: Markus zeichnet in seinem Evangelium ein zum Teil recht jämmerliches Jüngerbild:*) Sie sind ängstlich (4,41; 6,52; 8,14-21). Unmittelbar nachdem Jesus ihnen das kommende Leiden offenbart, machen sei sich Gedanken über ihre "Karriere" (9,30-37, 10,32-35), sie können auf dem Ölberg nicht wachen während Jesus betet (14, 36-42) das jämmerliche Versagen des Petrus (14,66-72) die panische Flucht des Jünglings könnte in diesen Kontext des Versagens passen. Das wunderbar tröstliche an diesem Versagengeschichten aber ist, dass Jesus ihnen dennoch treu bleibt und sie diejenigen sind, die ihn in Galiläa wiedertreffen werden. Das ist es warum wir das NT zu Recht "Frohe Botschaft" nämlich εὐαγγέλιον = euangellion = Evangelium nennen. *)Ich folge hier den Ausführungen von Prof. Martin Stowasser in der Vorlesung "Einleitung in das NT" an der Uni Wien. ich habe das immer so verstanden, dass dieser jüngling keiner des engeren jüngerkreises ist. die jünger sind ja schon vor ihm geflohen. das ist aber genau für mich so bezeichnend an dem text. die engsten freunde fliehen - aber einer, der ihm scheinbar zumindest nicht ganz so nah steht, wollte ihm nachgehen. er ist also zunächst sogar mutiger und "treuer" als die apostel. aber was soll mir das sagen?! um klar zu machen, dass jesus seinen jüngern (und uns) trotz allen versagens treu bleibt, wären diese beiden verse nicht nötig. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Geist Geschrieben 1. April 2012 Melden Share Geschrieben 1. April 2012 aber was soll mir das sagen?! um klar zu machen, dass jesus seinen jüngern (und uns) trotz allen versagens treu bleibt, wären diese beiden verse nicht nötig. Vielleicht sind sie wie ich angedeutet habe im Kontext der übrigen "Versagensberichte" zu lesen. In besonders frommen Exegesen - dei mich nicht besonders überzeugen und offizielle auch kaum gelehrt werden, wird davon gesprochen, dass das Leinengwand korrespondiere mit den Leinenbinden mit denen Jesus begraben wurde. Der fliehende habe quasi das Kleid der Sünde verloren, das mit Jesus begraben wurde. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Stepp Geschrieben 1. April 2012 Melden Share Geschrieben 1. April 2012 (bearbeitet) Mk 14, 51-52: Ein junger Mann aber, der nur mit einem leinenen Tuch bekleidet war, wollte ihm nachgehen. Da packten sie ihn; er aber ließ das Tuch fallen und lief nackt davon. Habt Ihr das Wissen oder Ideen dazu, was uns das sagen soll oder sagen kann? Mir ist die Stelle heute beim Vorlesen auch aufgefallen. Ich habe jetzt deshalb mal im Gnilkakommentar (Bd. 2, S. 271f.) nachgeschaut dort findet sich Folgendes: "Wahrscheinlich haben wir es mit einem Bild zu tun, das den chaotischen Charakter der Jüngerflucht nachtragen und diese als ein das bevorstehende Endgericht anzeigendes Geschehen kennzeichnen soll. Für Markus beleuchtet die Szene das Versagen der Jüngerschaft. Der sein Leinenhemd aufgebende Jüngling soll nicht ein Lächeln, sondern Schrecken auslösen." bearbeitet 1. April 2012 von Stepp Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
GeSu Geschrieben 1. April 2012 Autor Melden Share Geschrieben 1. April 2012 Mk 14, 51-52: Ein junger Mann aber, der nur mit einem leinenen Tuch bekleidet war, wollte ihm nachgehen. Da packten sie ihn; er aber ließ das Tuch fallen und lief nackt davon. Habt Ihr das Wissen oder Ideen dazu, was uns das sagen soll oder sagen kann? Mir ist die Stelle heute beim Vorlesen auch aufgefallen. Ich habe jetzt deshalb mal im Gnilkakommentar (Bd. 2, S. 271f.) nachgeschaut dort findet sich Folgendes: "Wahrscheinlich haben wir es mit einem Bild zu tun, das den chaotischen Charakter der Jüngerflucht nachtragen und diese als ein das bevorstehende Endgericht anzeigendes Geschehen kennzeichnen soll. Für Markus beleuchtet die Szene das Versagen der Jüngerschaft. Der sein Leinenhemd aufgebende Jüngling soll nicht ein Lächeln, sondern Schrecken auslösen." das ist ja sehr nahe an dem - wenn nicht sogar das gleiche, was auch dergeist schreibt. dann befindet er sich mit diesem gedanken ja in prominenter gesellschaft. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. Alfons Geschrieben 9. April 2012 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 9. April 2012 Von nächtlichen Besuchern und verschlüsselten Autoren Der nackte Jüngling - Teil 1 Und ein junger Mann folgte ihm, umworfen mit einem Leinen auf nacktem Leib, und sie ergreifen ihn; der aber, zurücklassend das Leinen, entfloh nackt. (Markus 14, 51 f., zitiert nach dem eng am griechischen Text übersetzten Münchner Neuen Testament) In den vergangenen Tagen habe ich einige Male über dieses Detail aus der Verhaftung Jesu nachgedacht und auch geschaut, was ich in der exegetischen Literatur, so weit sie auf meinen Bücherborden steht, dazu finde. Es ist nicht viel. In den Kommentaren und Arbeitsbüchern werden zwar einige Hypothesen erwogen, aber über allem schwebt eine gewisse Ratlosigkeit. Geradezu erfrischend knapp bringt der „Stuttgarter Kleine Kommentar“ diese Ratlosigkeit auf den Punkt. Er beantwortet die Frage, wer dieser Jüngling war und was diese Perikope symbolisieren könnte, mit „Wir können es nicht sagen!“ Das wird, ich nehme das schon einmal vorweg, auch mein Fazit sein. Der eilige Leser kann also alle weiter folgenden Zeilen – und es werden, ahne ich, noch eine ganze Menge – getrost überscrollen. Die auffälligste Besonderheit dieser Szene ist, dass sie nur im Markus-Evangelium steht. Es gibt nur wenige Passagen bei Markus, die von den Verfassern des Matthäus- und/oder des Lukas-Evangeliums nicht übernommen wurden. Diese beiden Verse gehören dazu. Vielleicht war das geschilderte Geschehen für die später schreibenden Evangelisten unverständlich, mutmaßt Udo Schnelle in seiner „Einleitung in das Neue Testament“ (S. 193). Es gibt aber auch die Vermutung, dass den Autoren von Matthäus und Lukas eine andere Fassung des Markus-Evangeliums vorlag als jene, die wir heute kennen. Wieder Udo Schnelle: „Die klassische Zweiquellentheorie ist deshalb durch die Annahme zu ergänzen, dass Matthäus und Lukas nicht das kanonische Markusevangelium, sondern eine überarbeitete Fassung vorlag, die Deuteromarkus genannt wird.“ (S. 194). Diese hypothetische Markus-Fassung ist übrigens nicht identisch mit dem so genannten „Geheimen Markus-Evangelium“. Das ist eine noch andere Fassung und zudem eine spannende Geschichte, ich komme weiter unter auf sie zurück. Historisch oder Legende? Wichtig für die Deutung der Perikope ist, ob es sich dabei zumindest im Kern um die Wiedergabe eines tatsächlichen Geschehens handelt oder ob Markus (der ja ohne großes schriftstellerisches Bemühen einfach alles gesammelt und einigermaßen plausibel angeordnet hat, was über Jesus im Umlauf war) hier eine Legende wiedergibt. Ist es Legende, dann ist zwingend nach der Absicht jener Personen oder Gruppen zu fragen, die diese Geschichte tradiert haben, also nach der Bedeutung. Ist es Historie, kann das Geschehen zwar auch theologisch gedeutet werden, muss aber nicht. Und natürlich gehen die Meinungen auseinander. Rudolf Bultmann sieht in der kurzen Erzählung einen historischen Kern: „Wie Vers 50 scheint Vers 51f. das Rudiment alter Tradition zu sein, Matthäus und Lukas haben es nicht mehr verstanden.“ (Geschichte der synoptischen Tradition, S. 290).* In die gleiche Richtung wie Bultmann argumentiert Gerd Theißen. Die Passionsgeschichte, von Markus um das Jahr 70 herum aufgeschrieben, lasse sich „wahrscheinlich“ bin in den 40-er Jahre zurück verfolgen („Der historische Jesus“ S.105). Dafür spreche – und jetzt wird es spannend für unsere Jünglingsgeschichte – die „Schutzanonymität offenbar noch lebender Personen“. Was meint Theißen damit? Nun, in der Passionsgeschichte werden fast alle Personen mit Namen benannt. Nur jene beiden, die mit der „Polizei“ in Konflikt gerieten, bleiben anonym, nämlich „derjenige, der bei der Inhaftierung Jesu das Schwert zog, und der nach einem Handgemenge nackt fliehende junge Mann.“ Erfüllte Amos-Vorhersage Für eine legendarische Herkunft der Szene spricht zum einen, dass hier ein literarischer Topos, ein erzählerisches Muster also, aufscheint. Zum anderen nimmt die Stelle Bezug auf das Alte Testament, wenn auch ohne das übliche „Wie geschrieben steht“ oder „damit die Schrift erfüllt wird“. Erfüllt würde mit der Aufnahme der Episode in das Evangelium eine Weissagung beim Propheten Amos: „Wer unter den Starken der mannhafteste ist, soll nackt entfliehen müssen an jenem Tage, spricht der Herr.“ (Amos 2, 16) Wenn man die Stelle bei Amos im Zusammenhang liest, ist die Weissagung zwar eher unpassend, weil dort die fehlgeleiteten „Kinder Israels“ prophetisch bedroht werden. Aber das hat dieses Sichberufen auf eine Stelle im Alten Testament mit vielen anderen angeblich erfüllten Prophezeiungen gemeinsam, von der Jungfrauengeburt nach Jesaja 7,14 über den Einzug in Jerusalem auf einem Eselsfüllen nach Sacharja 9,9 bis hin zum Würfeln der Soldaten, die Jesu Kleider unter sich aufteilen, was wohl nur deshalb vom Markus-Verfasser aufgeschrieben wurde, weil in Psalm 22,19 steht „Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand.“ - - - - - - *Fußnote: Was Eugen Drewermann zu der spitzen, aber meines Erachtens wichtigen Bemerkung veranlasst, warum denn die historisch-kritische Exegese nicht anerkennen könne, dass die traumnahe Erzählform der Legende die „religiöse Wahrheit geschichtlicher Erfahrung“ zuverlässiger ausdrücken kann als die historische Berichterstattung in ihrer „trostlosen Aneinanderreihung von Schuld und Versagen, Schlafmützigkeit und Feigheit, von Ohnmacht und Sinnlosigkeit“. Drewermann wendet diese Erkenntnis aber gerade auf die Jünglingsepisode leider nicht an. Alfons (folgt Teil 2) 4 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. Alfons Geschrieben 9. April 2012 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 9. April 2012 Von nächtlichen Besuchern und verschlüsselten Autoren Der nackte Jüngling – Teil 2 Und immer wieder fliehen sie nackig Meine erste Idee beim Lesen dieser Episode war: „So etwas erfindet man doch nicht!“ Aber genau das ist falsch. Der nackt Fliehende, vor allem der nackt fliehende Liebhaber, ist ein literarisch häufiges Motiv, und das beginnt bereits in der Bibel. In Genesis 39 will die Gattin des ägyptischen Kämmerers Potiphar den keuschen Joseph verführen, „aber er ließ das Kleid in ihrer Hand und floh und lief zum Haus hinaus“. Bis zum Dorfrichter Adam im „Zerbrochenen Krug“ von Kleist – dort ist es die Perücke, die bei der Flucht zurück bleibt – zieht sich eine bunte Wäscheleine verlorener Kleidungsstücke durch die Literatur. Vorzugsweise von Mönchskutten, übrigens. „Ob in Boccaccios Dekamerone, den Schwänken Grazzinis, Matteo Bandellos Novellen oder Pietro Aretinis Gesprächen, immer taucht ein Mönch auf, der nachts unter öffentlichem Gelächter nackt aus irgendwelchen Betten fliehen muss.“ (Alexander Thumfart in „Große Denker Erfurts“, S. 204). Moment! Wo steht denn im Markus-Evangelium etwas von „Liebhaber“? Nirgends! Aber das hält die Menschen nicht vom Spekulieren ab. Tatsächlich gibt es die Vermutung, der Jüngling sei ein Liebhaber Jesu gewesen. Ich komme gleich darauf zurück. Wäre denn auch der nackt fliehende Krieger ein literarischer Topos? Ja, der auch, versichert Michael Turton in seinem „Historical Commentary on the Gospel of Mark“: „Howard Jackson (1997) points out that the motif of running away naked when faced with the necessity of violent action is practically a type scene in ancient literature.“ Hat die Episode einen historischen Kern, dann stellt sich sogleich die Frage: Wer war der Jüngling? Ist die Episode legendarisch, dann wird nach der Aussageabsicht, nach der Theologie zu fragen sein. Das zweite halte ich für wichtiger und befriedigender, vielleicht sogar für fruchtbringend, jedenfalls dem gläubigen Bibelleser. Ich beginne aber mal mit der Suche nach dem Jüngling, von der sich schon von vornherein sagen lässt, dass sie ohne Ergebnis bleiben wird. Liste der Verdächtigen Vorschläge, wer der Jüngling sei, gibt es einige. Hier ein paar Anregungen, ohne den Anspruch der Vollzähligkeit. Der Autor des Markus-Evangeliums selber. „Oft wird erwogen, ob sich durch diese von Matthäus und Lukas nicht übernommene Notiz der Evangelist selber in den Text eingebracht hat“ (Conzelmann, Arbeitsbuch zum Neuen Testament, S. 502). Dass er sich dort sozusagen versteckt hat, so wie Maler sich früher gern versteckt in ihre Gemälde hinein malten, wie Joachim Gnilka es seinem großen Markus-Kommentar schildert (Band 2, S. 271). Gnilka lehnt diese Vermutung dann allerdings ab. Für Bibelleser, die hier ein tatsächliches historisches Ereignis annehmen, ist die Idee mit dem Selbstbildnis auch deshalb einleuchtend, weil ja jemand die Szene beobachtet haben muss, um sie weitererzählen zu können. Die Jünger können es nicht gewesen sein, die waren bereits einen Vers vorher futsch („Und verlassend ihn flohen alle.“ Markus 14, 50). Da liegt der Verdacht nahe, es könne der Betreffende selber sein. Die Erwähnung also als ein geheimes Zeichen der Autorschaft, das sich eventuell – hier wird es allmählich esoterisch – mit einem Vers aus dem Alten Testament entschlüsseln ließe: In Hesekiel 9 Verse 2 und 11 ist „einer unter ihnen, der hatte ein Kleid aus Leinen an und ein Schreibzeug an seiner Seite“. * Der „Lieblingsjünger“. Der Verfasser des Johannes-Evangeliums ist natürlich schlauer als die Jahrzehnte früher schreibenden drei Synoptiker-Kollegen und korrigiert Markus. Bei Markus fliehen „alle“ Jünger (und nur die Frauen halten Jesus die Treue), bei Johannes (19, 26) ist mindestens der Lieblingsjünger später in der Nähe, nämlich unterm Kreuz. Mit dem Hinweis auf das Johannes-Evangelium wird gelegentlich die These vertreten, der ominöse Jüngling der Flucht-Episode sei der Lieblingsjünger gewesen. Der reiche Jüngling in der Lehrerzählung von Markus 10,17-22. „Und Jesus sah ihn an und liebte ihn“, steht dort, und dass ihm, dem Jüngling, nur eines noch fehle, nämlich dass er alles, was er besitze, weggeben solle. Wenn nun der Jüngling aus der Verhaftungsszene identisch wäre mit jenem reichen Jüngling, dann hätte dieser tatsächlich den Wunsch Jesu erfüllt und sogar sein letztes Hemd weggegeben, wenn auch etwas unfreiwillig... Der Jüngling am Grab. Als die drei Frauen Maria Magdalena, Maria die Mutter des Jakobus und Salome zum Grab Jesu kommen und der Stein vor dem Grab Jesu bereits fortgewälzt finden, so berichtet Markus (16,5-7), saß dort ein Jüngling, der hatte ein weißes Gewand an. Die übliche Deutung der Person als Engel ist aber für das Markus-Evangelium untypisch. Zitat aus einer Predigt, die ich im Internet gefunden habe (Pfarrer Helmut Schütz, Gießen): „Markus redet wirklich nur von einem Jüngling (...). Ist er auf seiner Flucht zur Besinnung gekommen und noch einmal umgekehrt? Hat er ausgerechnet im Grab Jesu seine Enttäuschung über Jesus und über sich selbst überwunden? Weggelaufen war er in Todesangst, weggelaufen von Jesus, der seine Todesangst überwunden hatte und nicht weggelaufen war. Hier im Grab könnte ein junger Mann sitzen, der inzwischen spürt, dass Jesus ihn nicht im Stich gelassen hat, dass seine Liebe zu ihm nicht aufgehört hat.“ Nur am Rande füge ich an, dass einige pfingstlich bewegte Christen in dieser Deutung (Jüngling in Gethsemane = Jüngling in der Grabhöhle) zugleich eine Allegorie der Taufe sehen. Der Jüngling habe bei seiner Flucht in Gethsemane sein altes Sündenkleid hinter sich gelassen und sei nun, in der Erkenntnis des auferstandenen Christus, in ein neues, weißes Taufgewand gehüllt. Lazarus. Die Geschichte von Lazarus aus Bethanien, dem Bruder von Martha und Maria (Achtung: nicht identisch mit Maria Magdalena!), wird im 11. Kapitel des Johannes-Evangeliums erzählt: „Jesus hatte Martha lieb und ihre Schwester und Lazarus“. Der Jüngling stirbt, vier Tage lang liegt er schon in einem Grab, das als Höhle mit einem Stein davor just so beschrieben wird wie das spätere Grab Jesu, und er verwest schon, doch Jesus ruft ihn, und der Verstorbene kommt heraus, „gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen“. Die Lazarus-Geschichte hat viele Parallelen zur Auferweckung der Tochter des Jairus im Markus-Evangelium. Eine historische Begebenheit aus dem Leben Jesu ist diese Wundergeschichte natürlich nicht. Ihre wichtigste Funktion scheint zu sein, die Auseinandersetzung mit den Pharisäern auf einen Höhepunkt zu treiben und den Passionsbericht vorzubereiten: das Lebendigmachen des Lazarus führt zu dem endgültigen Beschluss, dass Jesus sterben müsse. - - - - - - - * Fußnote: Nebenbei erwähnt: Wer in dieser Markus-Stelle den Autor selbst entdeckt, wie das lange von manchen Exegeten geglaubt wurde, kann nicht gleichzeitig den Jerusalemer Judenchristen Johannes Markus, Neffe des Barnabas und Begleiter des Paulus auf der Ersten Missionsreise, als Evangelisten Markus annehmen, wie das ebenfalls viele Exegeten taten, die sich dabei auf eine Papias-Notiz aus dem 2. Jahrhundert beriefen. Denn bei Papias steht auch, dieser Johannes Markus „hatte den Herrn weder gesehen, noch war er ihm nachgefolgt, sondern erst später dem Petrus“. Aber das wirklich nur am Rande. Alfons (folgt Teil 3 und Schluss) 4 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. Alfons Geschrieben 9. April 2012 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 9. April 2012 Von nächtlichen Besuchern und verschlüsselten Autoren Der nackte Jüngling - Teil 3 Dass der Jüngling aus der Perikope in Markus 14 von manchen Auslegern mit Lazarus identifiziert wird, hat mit dem Geheimen Markus-Evangelium zu tun. Das bekommt jetzt ein Extra-Kapitel. Das Geheime Markus-Evangelium In einem griechich-orthodoxen Kloster nahe Jerusalem entdeckte Morton Smith 1958 das Fragment einer Abschrift eines vorher nicht bekannten Briefes des Klemens von Alexandria (150 – 215 n. Chr.). In diesem Brief – ich folge hier den Angaben von Annette Merz in „Der historische Jesus“, S. 58f., weise aber gern auch auf den hervorragenden Artikel im Wibilex hin – beantwortet Klemens Fragen nach einem Geheimen Markus-Evangelium, das in Alexandrien in liturgischem Gebrauch stehe. Er bestätigt, dass es diese Fassung als einer zweite, geistlichere Version des Markus-Evangeliums gebe, bestreitet aber, dass sich darin Passagen befinden, auf die sich die gnostische Gruppe der Karpokratianer beruft. Klemens zitiert in dem Bruchstück einen Passus aus dem Geheimen Evangelium, das bei Markus im 10. Kapitel einzufügen wäre, hinter der dritten Leidensankündigung. Inhaltlich gibt dieser Passus die Erweckung des Lazarus aus dem Johannes-Evangelium wieder, aber in der Sprache des Markus. Die Erzählung endet: „und am Abend kommt der Jüngling zu ihm, nur mit einem Hemd auf dem bloßen Leib bekleidet. Und er blieb bei ihm jene Nacht; denn es lehrte ihn Jesus das Geheimnis des Reiches Gottes.“ Da sind wir schwupps beim nackten Jüngling aus Markus 14. Natürlich ist diskutiert worden, ob diese ganze „Geheimes Evangelium“-Story nicht ein böser Scherz oder ein Betrug sei. Ausgeschlossen ist das nicht. Nach stilistischen Untersuchungen gilt die Brief-Abschrift inzwischen aber als „wahrscheinlich echt“; also hat es tatsächlich wohl ein solches Evangelium gegeben. Die Frage ist aber: wann? Morton Smith und einige andere Theologen halten es für eine frühere Erweiterung, geschrieben noch vor dem Johannes-Evangelium. Die meisten modernen Exegeten hingegen gehen davon aus, dass dieses „Geheim-Evangelium“ im 2. Jahrhundert entstanden ist, als gnostische Überarbeitung des uns heute bekannten kanonischen Evangeliums. Der (stockkonservative) Neutestamentler Klaus Berger datiert es auf etwa 130 nach Christi. Ein Jüngling, der, nur mit einem Hemd bekleidet, sich nachts von Jesus die Geheimnisse des Reiches Gottes erklären lässt. Ein Jüngling, der, nur mit einem Leinentuch bekleidet, dem nachts verhafteten Jesus folgt und im Handgemenge nackt entflieht. Da wundert es nicht, dass die Frage auftaucht (ob mit Empörung in der Stimme oder mit freudigem Unterton, sei dahin gestellt): War Jesus schwul? Wer so fragt, assoziiert ein heutiges Verständnis einer solchen Szene, oder grob gesagt: er irrt. Nächtliche Belehrungsgespräche sind ein Topos in der jüdischen Religion jener Zeit, an Homosexualität ist dabei nicht gedacht. Also: Selbst wenn es das Geheime Markus-Evangelium gegeben hat (was wahrscheinlich ist), und wenn es schon im 1. Jahrhundert geschrieben worden wäre (was unwahrscheinlich ist), lässt sich daraus nichts über das Privatleben von Lazarus und Jesus aussagen. Und auch nichts über die Identität der beiden bettlakenbekleideten Jünglinge. Denn um mit Jesus in der Nacht seiner Verhaftung beisammen zu sein, müsste Lazarus erst einmal tatsächlich und im Wortsinn von den Toten auferstanden sein. Und das gehört in den Glaubensbereich fundamentaler Bibel-wörtlich-Versteher, steht also für mich nicht zur Diskussion. Die Suche nach dem Sinn Die Frage, ob diese oder jene Bibelstelle wörtlich zu verstehende historische Wahrheit wiedergibt, ist (außer für Fundamentalisten) von geringerem Interesse als jene, was man dieser oder jener Stelle als Sinn entnehmen könne: Was wollten die Autoren damals ihren Lesern und Hörern mitteilen? Ist in dem Text darüber hinaus eine Weisheit, eine Lehre oder eine Hilfe enthalten, die heute noch anwendbar ist? Wie sieht sie aus? Auf die kurze Szene um die Flucht des nackten Jünglings bezogen, heißt das: Egal, wer er war, ja egal auch, ob es ihn überhaupt gegeben hat, können wir den Text nach seiner damaligen und seiner heutigen Bedeutung befragen. Und die Antworten können individuell recht unterschiedlich ausfallen. „Der Geist“ und Stepp haben in diesem Thread bereits auf eine mögliche Bedeutung des Textes hingewiesen. Die Szene steht in einer Reihe mit weiteren Schilderungen des Versagens. Stepp zitiert Joachim Gnilka: „Für Markus beleuchtet die Szene das Versagen der Jüngerschaft. Der sein Leinenhemd aufgebende Jüngling soll nicht ein Lächeln, sondern Schrecken auslösen.“ Das Geschehen soll aber zugleich zeigen (auch wenn in der kurzen Szene um den nackten Jüngling davon nichts erwähnt wird), wie Jesus diesem Versagen begegnet: „Das wunderbar Tröstliche an diesen Versagensgeschichten aber ist, dass Jesus ihnen dennoch treu bleibt und sie diejenigen sind, die ihn in Galiläa wiedertreffen werden“, wie „Der Geist“ es schön beschrieben hat. Diese Deutung habe ich auch bei weiteren Theologen gefunden. Eduard Schweizer schreibt (im Markus-Band des NTD-Kommentars, S. 174/5): „Auch die kleine Episode mit dem Jüngling verstärkt nur die Atmosphäre des >Rette sich, wer kann!<, von der sich die Stille und Nüchternheit, mit der Jesus ruhig zu Werke geht, deutlich abhebt.“ Und Eugen Drewermann spricht von einem „Zeugnis menschlicher Nichtigkeit und Schwäche“. Da sei „jedem sein Hemd näher als der Mantel; da geht es jedem nur darum, die nackte Haut zu retten.“ (Das Markus-Evangelium, 2. Band, S. 498) Dieser Auffassung möchte ich eine andere entgegen setzen. Auf die Idee hat mich ein Satz von Alois Koch SJ gebracht, ich weiß nicht mehr, wo ich ihn gefunden habe und ob er tatsächlich im Zusammenhang mit der Markus-Perikope vom nackten Jüngling steht: „Man soll lieber sogar das Hemd fahren lassen, als Widerstand zu leisten.“ Genau das tut der unbekannte junge Mann, von dem hier die ganze Zeit die Rede ist. Er haut nicht mit dem Schwert um sich, aber er ist mutiger als alle anderen, die bei Jesus waren. Ich nehme an, Markus wollte bewusst einen Gegensatz zeigen zwischen jenen beiden Personen in der Verhaftungsszene, die nicht als Jünger dargestellt und nicht namentlich benannt werden. Der eine, „der dabei stand, zog sein Schwert und schlug des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm ein Ohr ab.“ Jesus geht nicht einmal darauf ein. Er lässt sich festnehmen. Die Reaktion der Jünger: „Da verließen ihn alle und flohen“. Der mit dem Schwert, so steht zu vermuten, auch. Der andere, nur bewaffnet mit einem Laken, schleicht dem abziehenden kriegerischen Haufen hinterher. Ich sehe die nächtliche Szene: Schriftgelehrte, Hohepriester und Älteste, aufgeregt rufend, zwischen ihnen Judas und der gefangene Jesus, rings um sie eine große Schar von bewaffneten Männern. Gezückte Schwerter, Knüppel-Gefuchtel. Und dann eine einzelne Person, die hinterher schleicht, in ein Leinentuch gehüllt. Ist das „ein Zeugnis menschlicher Nichtigkeit und Schwäche“? Ist das Feigheit? Erst als er entdeckt und angegriffen wird, lässt der junge Mann seinen Umhang fahren und entkommt. Was aus ihm wird, berichtet Markus nicht – aber ich finde die Idee sympathisch, es könnte der gleiche Jüngling sein, der später im offenen Grab sitzt. Alfons 12 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Edith1 Geschrieben 9. April 2012 Melden Share Geschrieben 9. April 2012 Ich gehe mal verperlen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
GeSu Geschrieben 10. April 2012 Autor Melden Share Geschrieben 10. April 2012 wow! herzlichen dank für deine arbeit und deine gedanken, alfons! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
mn1217 Geschrieben 10. April 2012 Melden Share Geschrieben 10. April 2012 (bearbeitet) Ja, da steckt viel Arbeit dahinter. Aber: wie hat der Jüngling den Stein wegbekommen? "Jüngling" spricht ja nun auch nicht für eine Riesen-Kraft. Und, naja, für mich hätte es einen Haken: Da gibt es mal EINE Bibelszellen, die ganz klar Frauen eine sehr zentrale Rolle zuspricht, dann ist das auch wieder nix? Fände ich schade. bearbeitet 10. April 2012 von mn1217 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Alfons Geschrieben 10. April 2012 Melden Share Geschrieben 10. April 2012 Ja, da steckt viel Arbeit dahinter. Aber: wie hat der Jüngling den Stein wegbekommen? "Jüngling" spricht ja nun auch nicht für eine Riesen-Kraft. Und, naja, für mich hätte es einen Haken: Da gibt es mal EINE Bibelszellen, die ganz klar Frauen eine sehr zentrale Rolle zuspricht, dann ist das auch wieder nix? Fände ich schade. Liebe mn1217, extra für dich hier der Abschnitt aus der Markus-Exegese von Eugen Drewermann, aus der ich oben nur ein paar Worte zitiert hatte, der aber eigentlich so schön ist, dass er hier ganz stehen sollte: "Es gibt Texte im Neuen Testament, die vorzutragen eigentlich nur Frauen möglich ist. Die Leidensgeschichte des Markus-Evangeliums ist eine Geschichte von Männern; alles, was dort geschieht, wird von Männern geplant und ausgeführt. Erst ganz am Ende, unter dem Kreuz, wird diese Gruppe von Frauen erwähnt, die Jesus begleiten bis zum Tod. Während alle Jünger Jesu in der entscheidenden Stunde am Ölberg Reißaus nehmen, um ihre bloße Haut zu retten, sind es diese drei Frauen: Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus und des Joses, und Salome, die Jesus die Treue halten. Einzig sie sind es, die der männlichen Welt der Zerstörung und der >Herr<-schaft durch ihr bloßes Dasein entgegen treten." Und etwas weiter: "Das entscheidende Wort des Christentums an die Welt ist spezifisch eine Botschaft von Frauen. Allein sie sind fähig und würdig, den Sieg des Lebens über den Tod zu sehen und sichtbar zu machen." (Drewermann, Das Markus-Evangelium, 2. Band S. 697ff.) Herzliche Grüße, Alfons PS: Drewermann hält den Jüngling im Grab selbstverständlich für einen Engel... Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 11. April 2012 Melden Share Geschrieben 11. April 2012 Ja, da steckt viel Arbeit dahinter. Aber: wie hat der Jüngling den Stein wegbekommen? "Jüngling" spricht ja nun auch nicht für eine Riesen-Kraft. Und, naja, für mich hätte es einen Haken: Da gibt es mal EINE Bibelszellen, die ganz klar Frauen eine sehr zentrale Rolle zuspricht, dann ist das auch wieder nix? Fände ich schade. Liebe mn1217, extra für dich hier der Abschnitt aus der Markus-Exegese von Eugen Drewermann, aus der ich oben nur ein paar Worte zitiert hatte, der aber eigentlich so schön ist, dass er hier ganz stehen sollte: "Es gibt Texte im Neuen Testament, die vorzutragen eigentlich nur Frauen möglich ist. Die Leidensgeschichte des Markus-Evangeliums ist eine Geschichte von Männern; alles, was dort geschieht, wird von Männern geplant und ausgeführt. Erst ganz am Ende, unter dem Kreuz, wird diese Gruppe von Frauen erwähnt, die Jesus begleiten bis zum Tod. Während alle Jünger Jesu in der entscheidenden Stunde am Ölberg Reißaus nehmen, um ihre bloße Haut zu retten, sind es diese drei Frauen: Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus und des Joses, und Salome, die Jesus die Treue halten. Einzig sie sind es, die der männlichen Welt der Zerstörung und der >Herr<-schaft durch ihr bloßes Dasein entgegen treten." Und etwas weiter: "Das entscheidende Wort des Christentums an die Welt ist spezifisch eine Botschaft von Frauen. Allein sie sind fähig und würdig, den Sieg des Lebens über den Tod zu sehen und sichtbar zu machen." (Drewermann, Das Markus-Evangelium, 2. Band S. 697ff.) Herzliche Grüße, Alfons PS: Drewermann hält den Jüngling im Grab selbstverständlich für einen Engel... Dass nur die Frauen beim Kreuz waren, habe ich immer darauf zurückgeführt, dass nur Männer Gefahr liefen, verhaftet zu werden. Frauen hat damals doch eh niemand für so ernst genommen, dass sie eine politische Gefahr dargestellt hätten? Werner Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Edith1 Geschrieben 11. April 2012 Melden Share Geschrieben 11. April 2012 Dass nur die Frauen beim Kreuz waren, habe ich immer darauf zurückgeführt, dass nur Männer Gefahr liefen, verhaftet zu werden. Frauen hat damals doch eh niemand für so ernst genommen, dass sie eine politische Gefahr dargestellt hätten? Werner Sehe ich auch so. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
GeSu Geschrieben 11. April 2012 Autor Melden Share Geschrieben 11. April 2012 (bearbeitet) Zufällig habe ich vorgestern einen Aufsatz gelesen, in dem es um Ämter von Frauen ging. Da wurde zunächst auch das geschrieben, was Du hier schreibst, Werner. Weiter heißt es dann aber, dass dem Mk 15, 41 entgegensteht sie waren Jesus schon in Galiläa nachgefolgt und hatten ihm gedient. Dieses "Nachfolgen" sei wohl nicht nur geografisch zu verstehen .... und dieses "Dienen" auch nicht nur im Sinne von "BEdienen." In diesem Zusammenhang gelesen, habe auch die Betonung der Anwesenheit der Frauen bei der Kreuzigung mehr als nur diese recht pragmatischen Gründe der geringeren Gefahr. Es sei kein Zufall, dass Frauen recht selten bei Mk vorkämen - dann aber gerade bei der Kreuzigungs- und Auferstehungsszene so sehr deren Rollen und deren Anwesenheit betont würden. Es solle damit die Wichtigkeit der Frauen - deren Treue in der Nachfolge und deren Aufgabe in der Verkündigung - gerade in Schlüsselmomenten herausgestellt werden. bearbeitet 11. April 2012 von GeSu Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Edith1 Geschrieben 11. April 2012 Melden Share Geschrieben 11. April 2012 Das mag ja sein, sagt aber nichts darüber aus, dass die Männer einen sehr guten Grund hatten, sich zurückzuhalten, der für die Frauen eben nicht vorlag. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Geist Geschrieben 11. April 2012 Melden Share Geschrieben 11. April 2012 Das mag ja sein, sagt aber nichts darüber aus, dass die Männer einen sehr guten Grund hatten, sich zurückzuhalten, der für die Frauen eben nicht vorlag. Ein sehr vornehmer Ausdruck dafür, dass sie schlicht abgehauen sind. (Mk 14,50; Mt 26,56) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Edith1 Geschrieben 11. April 2012 Melden Share Geschrieben 11. April 2012 (bearbeitet) Da sieht man, was beim nachträglichen Kürzen von Posts passiert. Ich hatte ursprünglich den Hinweis auf den "Kreuzweg" drinnen. Auch da werden als Trauernde (Weinende) ja nur Frauen erwähnt, denen er begegnet. Die Schweißtuch-Legende betrifft ebenfalls eine Frau. Selbst wenn männliche Sympathisanten irgendwo dabei waren dürften sie es für zweckdienlich gehalten haben, sich nicht zu outen - mal abgesehen von den Jüngern, die gleich abgehauen sind. Ich finde es einfach stimmig: Männer waren bei Verdacht des "Aufrührertums" gefährdet, Frauen völlig egal. bearbeitet 11. April 2012 von Edith1 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 11. April 2012 Melden Share Geschrieben 11. April 2012 Da sieht man, was beim nachträglichen Kürzen von Posts passiert. Ich hatte ursprünglich den Hinweis auf den "Kreuzweg" drinnen. Auch da werden als Trauernde (Weinende) ja nur Frauen erwähnt, denen er begegnet. Die Schweißtuch-Legende betrifft ebenfalls eine Frau. Selbst wenn männliche Sympathisanten irgendwo dabei waren dürften sie es für zweckdienlich gehalten haben, sich nicht zu outen - mal abgesehen von den Jüngern, die gleich abgehauen sind. Ich finde es einfach stimmig: Männer waren bei Verdacht des "Aufrührertums" gefährdet, Frauen völlig egal. Da hat sich bis heute nichts geändert. Als nach dem 2. Weltkrieg die Amis einmarschiert sind, haben sich die Männer erst mal versteckt, die Frauen haben Betttücher rausgehängt, so haben meine Eltern und Großeltern erzählt. Werner Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Edith1 Geschrieben 11. April 2012 Melden Share Geschrieben 11. April 2012 Da sieht man, was beim nachträglichen Kürzen von Posts passiert. Ich hatte ursprünglich den Hinweis auf den "Kreuzweg" drinnen. Auch da werden als Trauernde (Weinende) ja nur Frauen erwähnt, denen er begegnet. Die Schweißtuch-Legende betrifft ebenfalls eine Frau. Selbst wenn männliche Sympathisanten irgendwo dabei waren dürften sie es für zweckdienlich gehalten haben, sich nicht zu outen - mal abgesehen von den Jüngern, die gleich abgehauen sind. Ich finde es einfach stimmig: Männer waren bei Verdacht des "Aufrührertums" gefährdet, Frauen völlig egal. Da hat sich bis heute nichts geändert. Als nach dem 2. Weltkrieg die Amis einmarschiert sind, haben sich die Männer erst mal versteckt, die Frauen haben Betttücher rausgehängt, so haben meine Eltern und Großeltern erzählt. Werner Verständlich. Mit "Heckenschützinnen" und "Werwölfinnen" rechnete die US-Army wohl nicht. Die Nervosität eines GI mit Finger am Abzug dürfte einer Frau gegenüber geringer gewesen sein. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Geist Geschrieben 11. April 2012 Melden Share Geschrieben 11. April 2012 Da sieht man, was beim nachträglichen Kürzen von Posts passiert. Ich hatte ursprünglich den Hinweis auf den "Kreuzweg" drinnen. Auch da werden als Trauernde (Weinende) ja nur Frauen erwähnt, denen er begegnet. Die Schweißtuch-Legende betrifft ebenfalls eine Frau. Selbst wenn männliche Sympathisanten irgendwo dabei waren dürften sie es für zweckdienlich gehalten haben, sich nicht zu outen - mal abgesehen von den Jüngern, die gleich abgehauen sind. Ich finde es einfach stimmig: Männer waren bei Verdacht des "Aufrührertums" gefährdet, Frauen völlig egal. Da hat sich bis heute nichts geändert. Als nach dem 2. Weltkrieg die Amis einmarschiert sind, haben sich die Männer erst mal versteckt, die Frauen haben Betttücher rausgehängt, so haben meine Eltern und Großeltern erzählt. Werner Verständlich. Mit "Heckenschützinnen" und "Werwölfinnen" rechnete die US-Army wohl nicht. Die Nervosität eines GI mit Finger am Abzug dürfte einer Frau gegenüber geringer gewesen sein. Alles ein bisserl einäugig, denn beom Einmarsch der Russen war es völlig umgekehrt. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Edith1 Geschrieben 11. April 2012 Melden Share Geschrieben 11. April 2012 (bearbeitet) Da sieht man, was beim nachträglichen Kürzen von Posts passiert. Ich hatte ursprünglich den Hinweis auf den "Kreuzweg" drinnen. Auch da werden als Trauernde (Weinende) ja nur Frauen erwähnt, denen er begegnet. Die Schweißtuch-Legende betrifft ebenfalls eine Frau. Selbst wenn männliche Sympathisanten irgendwo dabei waren dürften sie es für zweckdienlich gehalten haben, sich nicht zu outen - mal abgesehen von den Jüngern, die gleich abgehauen sind. Ich finde es einfach stimmig: Männer waren bei Verdacht des "Aufrührertums" gefährdet, Frauen völlig egal. Da hat sich bis heute nichts geändert. Als nach dem 2. Weltkrieg die Amis einmarschiert sind, haben sich die Männer erst mal versteckt, die Frauen haben Betttücher rausgehängt, so haben meine Eltern und Großeltern erzählt. Werner Verständlich. Mit "Heckenschützinnen" und "Werwölfinnen" rechnete die US-Army wohl nicht. Die Nervosität eines GI mit Finger am Abzug dürfte einer Frau gegenüber geringer gewesen sein. Alles ein bisserl einäugig, denn beom Einmarsch der Russen war es völlig umgekehrt. Ja, aber aus gänzlich anderen Gründen. Im gesamten deutsch-besetzten Europa waren die Besatzer zunächst völlig unvorbereitet, dass sie von Frauen angegriffen wurden (nur den russischen "Flintenweibern" traute man das früh zu) und selbst an Hitlers Sondergerichten, selbst am Volksgerichtshof hatten Frauen bei politischen Delikten eine tendenziell wesentlich bessere Chance ohne Todesurteil davon zu kommen, als Männer. Frauen wurden als politischer (gar militärischer) Widerstand einfach nicht ernst genommen und als geringe Gefahr betrachtet. bearbeitet 11. April 2012 von Edith1 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Geist Geschrieben 11. April 2012 Melden Share Geschrieben 11. April 2012 ... und selbst an Hitlers Sondergerichten, selbst am Volksgerichtshof hatten Frauen bei politischen Delikten eine tendenziell wesentlich bessere Chance ohne Todesurteil davon zu kommen, als Männer. Frauen wurden als politischer (gar militärischer) Widerstand einfach nicht ernst genommen und als geringe Gefahr betrachtet. Sophie Scholl, Sr. Maria Restituta Kafka und vile andere Frauen werden hier einfach beiseite geschoben... Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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