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Die Beichte und Reue


tournemire

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Hallo Liebe Forenmitglieder,

 

ich habe bereits durch die Suchfunktion nach diesem Thema ausschau gehalten und möchte es nun doch noch einmal etwas genauer vertiefen.

Ich selbst war schon Jahrelang nicht mehr beichten und möchte das jedoch wieder tun.

Nun hab ich aber dennoch so meine Probleme mit diesem Sakrament die vielschichtig sind. Ich hoffe im Verlauf der Diskussion auf alle Aspekte eingehen zu können.

 

Die erste Frage meinerseits aus betrifft die Reue beim Beichten.

 

Nehmen wir mal an ich habe das Laster der "Unzucht" bzw irgendeiner anderen Todsünde in diesem Bereich.

Wenn mich Dinge sexuell "anmachen" und ich sie im Grunde schön finde aber die Kirche mir sagt es ist schwere Todsünde...wie kann/soll ich dann Reue empfinden?

 

Ich hab jetzt bewußt dieses Beispiel genommen weil es am besten Ausdrückt womit ich ein Problem habe, nämlich etwas zu beichten was ich aber eigentlich gar nicht so schlimm finde bzw mir dort einfach das Reuegefühl fehlt!

 

Auf der anderen Seite will ich auch nicht so tun als ob alles gut wäre denn ich will Gott auf gar keinen Fall auch noch in der Beichte belügen.

 

Wäre die Konsequenz daraus nicht es gleich zu lassen?

Was hat die Beichte für einen Sinn wenn man doch schon weiß, dass man dieselbe Sünde noch mindestens die nächsten 70 Beichten (wenn nicht sogar mehr) immer wieder beichten wird?

 

Für mich ist das tatsächlich ein Dilemma denn auf der einen Seite will ich wie gesagt Gott nicht durch mein Verhalten verletzen und mich mit ihm aussöhnen...aber auf der anderen Seite ist mir mehr als mein Scheitern Bewusst und auch die Tatsache, dass ich doch nicht verogene Vorsätze fassen kann.

 

Ich fühle mich manchmal (oft) wie der reiche Jüngling der Jesus fragte was er tun müsse und darauf traurig wegging. Vielleicht gibt es dann auch keine Versöhnung zwischen mir und Gott bzw kann es nicht geben weil mir die Einsicht fehlt bzw ich keine Reue empfinde?

Was wäre die Konsequenz? Verdammnis und Zustand der schweren Todsünde?

 

Haben auch noch andere mit der Beichte so ein Problem?

Wie seht ihr das?

 

lg

 

tournemire

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Hallo Liebe Forenmitglieder,

 

ich habe bereits durch die Suchfunktion nach diesem Thema ausschau gehalten und möchte es nun doch noch einmal etwas genauer vertiefen.

Ich selbst war schon Jahrelang nicht mehr beichten und möchte das jedoch wieder tun.

Nun hab ich aber dennoch so meine Probleme mit diesem Sakrament die vielschichtig sind. Ich hoffe im Verlauf der Diskussion auf alle Aspekte eingehen zu können.

 

Die erste Frage meinerseits aus betrifft die Reue beim Beichten.

 

Nehmen wir mal an ich habe das Laster der "Unzucht" bzw irgendeiner anderen Todsünde in diesem Bereich.

Wenn mich Dinge sexuell "anmachen" und ich sie im Grunde schön finde aber die Kirche mir sagt es ist schwere Todsünde...wie kann/soll ich dann Reue empfinden?

 

Ich hab jetzt bewußt dieses Beispiel genommen weil es am besten Ausdrückt womit ich ein Problem habe, nämlich etwas zu beichten was ich aber eigentlich gar nicht so schlimm finde bzw mir dort einfach das Reuegefühl fehlt!

 

Auf der anderen Seite will ich auch nicht so tun als ob alles gut wäre denn ich will Gott auf gar keinen Fall auch noch in der Beichte belügen.

 

Wäre die Konsequenz daraus nicht es gleich zu lassen?

Was hat die Beichte für einen Sinn wenn man doch schon weiß, dass man dieselbe Sünde noch mindestens die nächsten 70 Beichten (wenn nicht sogar mehr) immer wieder beichten wird?

 

Für mich ist das tatsächlich ein Dilemma denn auf der einen Seite will ich wie gesagt Gott nicht durch mein Verhalten verletzen und mich mit ihm aussöhnen...aber auf der anderen Seite ist mir mehr als mein Scheitern Bewusst und auch die Tatsache, dass ich doch nicht verogene Vorsätze fassen kann.

 

Ich fühle mich manchmal (oft) wie der reiche Jüngling der Jesus fragte was er tun müsse und darauf traurig wegging. Vielleicht gibt es dann auch keine Versöhnung zwischen mir und Gott bzw kann es nicht geben weil mir die Einsicht fehlt bzw ich keine Reue empfinde?

Was wäre die Konsequenz? Verdammnis und Zustand der schweren Todsünde?

 

Haben auch noch andere mit der Beichte so ein Problem?

Wie seht ihr das?

 

lg

 

tournemire

 

Eine Beichte ist nur sinnvoll, wenn sie ehrlich ist. Das heißt, du kannst doch einfach sagen, daß du bei manchen Dingen es schwierig findest, sie zu lassen und du sie auch nicht als sündhaft verstehen kannst. Und dann warte doch einfach was passiert.

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...

 

 

Eine Beichte ist nur sinnvoll, wenn sie ehrlich ist. Das heißt, du kannst doch einfach sagen, daß du bei manchen Dingen es schwierig findest, sie zu lassen und du sie auch nicht als sündhaft verstehen kannst. Und dann warte doch einfach was passiert.

 

das sehe ich auch so.

vielleicht ist das in einer gesprächsstimmung einfacher als im beichtstuhl.

genau das, was du oben geschrieben hast, kannst du dann besprechen.

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Eine Beichte ist nur sinnvoll, wenn sie ehrlich ist. Das heißt, du kannst doch einfach sagen, daß du bei manchen Dingen es schwierig findest, sie zu lassen und du sie auch nicht als sündhaft verstehen kannst. Und dann warte doch einfach was passiert.

 

nun...das ist genau der Punkt...der Priester bzw Gott wird mir wohl kaum Vergebung schenken können wenn ich nicht sozusagen "seiner Meinung" bin und bereue?

Ich weiß nicht, vielleicht hab ich auch eine falsche Vorstellung von Gott, Barmherzigkeit usw....aber mir kommt das alles so verzwickt vor.

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das sehe ich auch so.

vielleicht ist das in einer gesprächsstimmung einfacher als im beichtstuhl.

genau das, was du oben geschrieben hast, kannst du dann besprechen.

 

es geht mir nicht so sehr um die Stimmung sondern eher wie soll ich sagen ums generelle Prinzip.

Hattest du schon einmal etwas was du gebeichtet hast aber eigentlich nicht so sehr die Reue dazu?

Ist die Beichte dann ungültig?

und wann weiß man denn ob die Beichte wirklich gültig war?...das Gott einem auch wirklich verzeiht?...denn wenn man annimmt, dass er eh die nächsten Sünden bzw die gleichen die man wiederholen wird schon sieht, stellt sich doch erst recht die Frage nach dem Sinn des ganzen

 

oder liege ich da falsch?

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Franciscus non papa

Etwas, was Du nicht als Sünde erkennen kannst, kann für Dich persönlich auch nicht wirklich zur Sünde führen.

 

Die Erkenntnis, etwas falsches zu tun, gehört schon zum Sündigen dazu.

 

Wo keine Sünde, da ist auch keine Vergebung notwendig.

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Etwas, was Du nicht als Sünde erkennen kannst, kann für Dich persönlich auch nicht wirklich zur Sünde führen.

 

Die Erkenntnis, etwas falsches zu tun, gehört schon zum Sündigen dazu.

 

Wo keine Sünde, da ist auch keine Vergebung notwendig.

 

bedeutet das, dass es so etwas wie eine "objektive" Sünde nicht gibt?

also Sünde nur aus meinem Standpunkt aus Sünde ist oder eben nicht?

 

ich weiß nicht...aber wäre dass nicht ein sich zurechtbiegen der Normen Gottes?

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es geht mir nicht so sehr um die Stimmung sondern eher wie soll ich sagen ums generelle Prinzip.

Hattest du schon einmal etwas was du gebeichtet hast aber eigentlich nicht so sehr die Reue dazu?

Ist die Beichte dann ungültig?

und wann weiß man denn ob die Beichte wirklich gültig war?...das Gott einem auch wirklich verzeiht?...denn wenn man annimmt, dass er eh die nächsten Sünden bzw die gleichen die man wiederholen wird schon sieht, stellt sich doch erst recht die Frage nach dem Sinn des ganzen

 

oder liege ich da falsch?

 

klar, dass es dir nicht um stimmungen geht.

ich wollte damit nur sagen, dass es in einer gesprächsatmosphäre vermutlich leichter ist, diese dinge auch mit einem priester zu klären als in einem dunklen beicht-kämmerlein.

du könntest diese frage ja auch ganz abstrakt VOR der eigentlichen beichte mit deinem "beichtvater" klären.

 

ich kenne deine problematik aus eigener erfahrung.

ich habe auch bei manchen dingen das wissen, dass ich dinge tue, die in der kirchlichen lehre eine sünde sein könnten (vgl. anmerkungen von franciscus) , ich sie aber nicht als sünde empfinde.

das sage ich dann genau so.

 

der priester, der ja in diesem moment stellvertreter christi ist, sagt dir am ende der beichte explizit zu, dass dir deine sünden vergeben sind.

 

die frage nach dem sinn des ganzen:

mir tut es gut, habe das aber auch erst recht aktuell für mich entdeckt.

ob dir das gut tut, kannst du nur selbst beurteilen.

meine persönliche meinung:

"nötig" ist die beichte nicht, denn christus hat am karfreitag unsere sünden auf sich genommen - nicht nur die gebeichteten sünden. ;-)

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Liebe/r (?) tournemire,

 

vorweg vielleicht kurz zum Begriff Todsünde. Mir scheint, du verwendest den Begriff in dem Sinne, als gäbe es eine Liste mit Vergehen, die als Todsünde gelten. Ich bin jetzt nicht wirklich fit bei dem Thema, aber dass es so eine Liste nicht gibt, kann ich dir versichern. Ich glaub sogar, dass es offiziell den Begriff Todsünde gar nicht gibt, sondern nur die "schwere Sünde". Wann eine Sünde als schwere Sünde einzustufen ist, ist gar nicht so einfach zu sagen. Hier gibts bestimmt einige, die das besser erklären können, aber ich versuchs jetzt mal mit eigenen Worten. Wenn du eine Sünde begehst, aus freier Entscheidung und in dem sicheren Bewusstsein, dass es Sünde ist, dann ist es eine schwere Sünde. Wenn du aber unter irgend einem Zwang stehst, oder du der Meinung bist, dass das was du tust, nicht schlimm ist, dann ist es IMO keine schwere Sünde.

 

Obwohl es bei mir zum Glück nie eine allzulange Beichtpause von mehreren Jahren gegeben hat, kann ich mir vorstellen, dass die Hürde, wieder hinzugehen, sehr groß ist. Trotzdem würd ich dir empfehlen, nicht in einen anonymen Beichtstuhl zu gehen. Vielleicht gibts ja bei dir in der Nähe ein Kloster. Da wird sowas sehr oft angeboten. Vielleicht weißt du ja aber auch schon einen Priester, zu dem du Vertrauen hast, und zu dem du gehen möchtest. Dann ignorier meinen Tipp einfach ;)

 

Zu deinem eigentlichen Anliegen. Wenn du an einen einigermaßen fähigen Priester gerätst, wirst du das sicher mit ihm besprechen können. Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass ich deswegen auch mal ziemliche Hemmungen hatte. Ich hab dann gegen Ende des Beichtgespräches, dieses Problem angesprochen. Dass es da etwas gibt, was ich nicht bereue, weil ich einfach nicht glaube, dass es falsch ist, obwohl die Kirche sagt, dass es falsch sei. Er hat ziemlich gut reagiert. Hat erstmal nach meinen Gründen gefragt, dann erklärt, warum die Kirche trotzdem sagt, dass das Sünde sei und abschließend gemeint, dass das natürlich je nach Situation unterschiedlich zu gewichten sei. Also, er hat weder den Moralapostel gespielt und mir womöglich aus mangelnder Reue die Absolution verweigert, noch hat er so getan, als sei das total in Ordnung und die Kirche würde einfach Quatsch erzählen.

 

Und zu deiner Befürchtung, dann ja eh immer wieder nur das gleiche beichten zu müssen... Jeder hat wohl solche Schwächen, die er einfach nicht los wird, die ihn aber irgendwie belasten, die man aber oft ignoriert. Ich finde, dafür ist die Beicht gut, sich dieser Schwächen bewusst zu sein. Ein guter Beichtvater wird auch dabei helfen, sich dafür nicht irgendwie selber zu verteufeln o. ä. Und ich mach immer wieder die Erfahrung, dass es unglaublich gut tut, einfach mal sagen zu können, welche Schwächen, welche Ängste, welche Probleme man mit sich und anderen hat. Auch in dem Sinn, dass in der Beichte (es heißt nicht umsonst Sakrament der Versöhnung) auch die Verletzungen, die andere uns zugefügt haben, Platz haben.

 

Von daher kann ich dir nur raten, deine Hemmungen zu überwinden.

 

Gruß

Michaela

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vorweg vielleicht kurz zum Begriff Todsünde. Mir scheint, du verwendest den Begriff in dem Sinne, als gäbe es eine Liste mit Vergehen, die als Todsünde gelten. Ich bin jetzt nicht wirklich fit bei dem Thema, aber dass es so eine Liste nicht gibt, kann ich dir versichern. Ich glaub sogar, dass es offiziell den Begriff Todsünde gar nicht gibt, sondern nur die "schwere Sünde". Wann eine Sünde als schwere Sünde einzustufen ist, ist gar nicht so einfach zu sagen. Hier gibts bestimmt einige, die das besser erklären können, aber ich versuchs jetzt mal mit eigenen Worten. Wenn du eine Sünde begehst, aus freier Entscheidung und in dem sicheren Bewusstsein, dass es Sünde ist, dann ist es eine schwere Sünde. Wenn du aber unter irgend einem Zwang stehst, oder du der Meinung bist, dass das was du tust, nicht schlimm ist, dann ist es IMO keine schwere Sünde.
Moment, Moment.

 

Also: grundsätzlich gibt es zwei Konzepte, was eine Sünde ist.

 

1. die klassische "Katalog"-Sünde bei der man nachher im Beichtspiegel abhaken konnte, was man denn begangen hat.

 

2. die Definition Johannes Pauls II, nach der eine Sünde eine Handlung ist, bei der eine Entfernung von Gott stattfindet.

 

Die Todsünde ist diejenige Sünde, die 1. mit voller Erkenntnis dessen, daß es eine Sünde ist begangen wird.

2. in die man frei und unabhängig einwilligt (jede Einschränkung der Freiheit incl. der Gewohnheit bzw. der "falschen" Erziehung mindern zunächst die pers. schwere der Schuld) und 3. muss die Sünde eine wichtige Sache betreffen (in der klassischen Katechese werden hierzu die 10 Gebote als Maßstab verwendet - allerdings kann man sich darüber streiten, ob eine Zigarette tatsächlich so schwer wiegt wie ein Mord obwohl es beides Verstöße gegen das 5. Gebot sind...). Diese Todsünden müssen gebeichtet werden um das Seelenheit nicht zu gefährden (Reue, Vorsatz und Wunsch zu Beichten sollten auf jeden schon mal geweckt werden für den Fall, daß man die Beichte vor dem Ableben nicht mehr ablegen kann).

 

Dringend zu beichtende, schwere Sünden kann man auch aus der Definition JPIIs ableiten, nämlich solche, bei denen frei und unabhängig der Heilswillen Gottes zurückgewiesen, ignoriert oder verleugnet wird.

bearbeitet von Flo77
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Franciscus non papa

Etwas, was Du nicht als Sünde erkennen kannst, kann für Dich persönlich auch nicht wirklich zur Sünde führen.

 

Die Erkenntnis, etwas falsches zu tun, gehört schon zum Sündigen dazu.

 

Wo keine Sünde, da ist auch keine Vergebung notwendig.

 

bedeutet das, dass es so etwas wie eine "objektive" Sünde nicht gibt?

also Sünde nur aus meinem Standpunkt aus Sünde ist oder eben nicht?

 

ich weiß nicht...aber wäre dass nicht ein sich zurechtbiegen der Normen Gottes?

 

 

nein, sondern eine betrachtung der realität.

 

nehmen wir mal an, du gehst in deinem haus in den keller und schaltest das licht an, ohne zu wissen, daß der nachbar grade da unten irgendwas an der stromleitung bastelt und dummerweise die sicherung nicht ausgeschaltet hat. der nachbar bekommt einen stromschlag und ist kommt zu tode. hast du dann gesündigt?

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Die Todsünde ist diejenige Sünde, die 1. mit voller Erkenntnis dessen, daß es eine Sünde ist begangen wird.

2. in die man frei und unabhängig einwilligt (jede Einschränkung der Freiheit incl. der Gewohnheit bzw. der "falschen" Erziehung mindern zunächst die pers. schwere der Schuld) und 3. muss die Sünde eine wichtige Sache betreffen

 

Danke Flo für die Erklärung. Genau das hab ich gemeint :) (das mit der wichtigen Sache hab ich glatt vergessen)

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Etwas, was Du nicht als Sünde erkennen kannst, kann für Dich persönlich auch nicht wirklich zur Sünde führen.

 

Die Erkenntnis, etwas falsches zu tun, gehört schon zum Sündigen dazu.

 

Wo keine Sünde, da ist auch keine Vergebung notwendig.

 

bedeutet das, dass es so etwas wie eine "objektive" Sünde nicht gibt?

also Sünde nur aus meinem Standpunkt aus Sünde ist oder eben nicht?

 

ich weiß nicht...aber wäre dass nicht ein sich zurechtbiegen der Normen Gottes?

 

 

nein, sondern eine betrachtung der realität.

 

nehmen wir mal an, du gehst in deinem haus in den keller und schaltest das licht an, ohne zu wissen, daß der nachbar grade da unten irgendwas an der stromleitung bastelt und dummerweise die sicherung nicht ausgeschaltet hat. der nachbar bekommt einen stromschlag und ist kommt zu tode. hast du dann gesündigt?

 

ok.

was ist aber in folgendem fall:

ich bestehle dich ganz bewusst, freiwillig und vorsätzlich. es ist auch kein kleinkram ... es ist ein sparbuch mit ordentlich geld drauf. ich brauche das auch nicht für mein eigenes überleben oder für sonst jemanden. ich möchte von dem geld einfach mal urlaub machen. obwohl ich weiß, dass ich nicht stehlen soll/darf, habe ich kein schlechtes gewissen und ich sehe es auch nicht als sünde.

es ist ja nur papier. und ausserdem hast du ja selbst mehr als genug!

ich würde das deswegen auch immer wieder genau so machen und empfinde keine reue.

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Moment, Moment.

 

Also: grundsätzlich gibt es zwei Konzepte, was eine Sünde ist.

 

1. die klassische "Katalog"-Sünde bei der man nachher im Beichtspiegel abhaken konnte, was man denn begangen hat.

 

2. die Definition Johannes Pauls II, nach der eine Sünde eine Handlung ist, bei der eine Entfernung von Gott stattfindet.

 

Die Todsünde ist diejenige Sünde, die 1. mit voller Erkenntnis dessen, daß es eine Sünde ist begangen wird.

2. in die man frei und unabhängig einwilligt (jede Einschränkung der Freiheit incl. der Gewohnheit bzw. der "falschen" Erziehung mindern zunächst die pers. schwere der Schuld) und 3. muss die Sünde eine wichtige Sache betreffen (in der klassischen Katechese werden hierzu die 10 Gebote als Maßstab verwendet - allerdings kann man sich darüber streiten, ob eine Zigarette tatsächlich so schwer wiegt wie ein Mord obwohl es beides Verstöße gegen das 5. Gebot sind...). Diese Todsünden müssen gebeichtet werden um das Seelenheit nicht zu gefährden (Reue, Vorsatz und Wunsch zu Beichten sollten auf jeden schon mal geweckt werden für den Fall, daß man die Beichte vor dem Ableben nicht mehr ablegen kann).

 

Dringend zu beichtende, schwere Sünden kann man auch aus der Definition JPIIs ableiten, nämlich solche, bei denen frei und unabhängig der Heilswillen Gottes zurückgewiesen, ignoriert oder verleugnet wird.

 

ok.....aber was bedeutet es denn nun konkret?

 

Nehmen wir an, ich habe eine Freundin, wir sind nicht verheiratet...wollen auch nicht heiraten aber dennoch Sex miteinander haben.

Ich sehe darin nichts schlechtes...die Kirche jedoch schon!

 

Aber wie soll ich es denn Beichten?...kann ich es überhaupt beichten ohne Reue?

und mal angenommen ich würde darin doch eine Sünde erkennen und sie mit Reue beichten...was würde das für meine Beziehung bedeuten?

Ich müsste sie doch demnach aufgeben weil ich es mit Vorsatz,wissentlich und absichtlich begehe....richtig?

 

und was ist wenn ich das nicht kann?

 

soll ich dann immer noch zur Beichte?...irgendwie wirds immer verquickter

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das gleiche könnte man auf beliebig viele andere Themen ausdehnen.

 

....besonders was den intimen Sexualbereich angeht sind wir ja alle alles andere als Kirchentreu...zumindest die meisten von uns-nehm ich jetzt mal so an.

 

Wenn ich beichte: nein keine Selbstbefriedigung mehr weiß ich doch wieder, dass ichs machen werde....es gefällt ja...und es ist mir Vorsatz!

Wenn ich beichte: nein ich schlafe nicht mehr mit meiner Freundin/Freund, weiß ich ja dennoch ich werds tun...es gefällt mir ja...Vorsatz!

Wenn ich beichte: nein ich werde mir keine Pornos mehr anschauen oder dementsprechende Seiten oder die Frauen/Männer in der Disco nur keusch anschauen...dann weiß ich doch bereits...das ist Blödsinn ich werds doch tun...und ich finds ja schön...also Vorsatz!

 

das sind alles Dinge die der kirchlichen Lehre Widersprechen,mit Vorsatz passieren und eigentlich alltäglich sind. Das bedeutet zwar nicht, dass es deswegen auch gut ist aber das ist die Realität...ob man sie nun anerkennen will oder nicht.

 

Und in all dem soll jetzt irgendwo die Beichte platz finden....dass da in mir ein leichtes Gefühl von Verlogenheit mir selbst und auch Gott gegenüber aufkommt ist denk ich nachvollziehbar...oder wie seht ihr das?

 

ein Freund von mir hat es mal so auf den Punkt gebracht:

 

"..ist schon lustig wenn man fromm sein will und doch so gerne Scheiße baut!"

 

ist es unter diesem Aspekt nicht ehrlicher sowohl Gott, als auch dem Sakrament/Kirche gegenüber wenn man dann sagt: Nein ich gehe nicht zur Beichte denn das wäre ja nur eine vorgespielte Nummer???...oder sehe ich das falsch?

bearbeitet von tournemire
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ok.....aber was bedeutet es denn nun konkret?

 

Nehmen wir an, ich habe eine Freundin, wir sind nicht verheiratet...wollen auch nicht heiraten aber dennoch Sex miteinander haben.

Ich sehe darin nichts schlechtes...die Kirche jedoch schon!

 

Aber wie soll ich es denn Beichten?...kann ich es überhaupt beichten ohne Reue?

und mal angenommen ich würde darin doch eine Sünde erkennen und sie mit Reue beichten...was würde das für meine Beziehung bedeuten?

Ich müsste sie doch demnach aufgeben weil ich es mit Vorsatz,wissentlich und absichtlich begehe....richtig?

 

und was ist wenn ich das nicht kann?

 

soll ich dann immer noch zur Beichte?...irgendwie wirds immer verquickter

Nö. Effektiv gibt es einen sehr einfachen Weg: Das Ganze beichten und schauen, was passiert.

 

Ich bin ein recht - nun ja - vielleicht nicht so wirklich der richtige Ansprechpartner wenn es um konkrete Fragen geht, die man sich zu einem Sachverhalt stellen sollte (allein ein Brathähnchen zu essen kann Sünde sein - wenn man "richtig" fragt).

 

Generell sind Überlegungen wie Warum heiraten wir nicht? Ist der körperliche Vollzug wirklich ein Ausdruck unserer Beziehung als gleichwertige Partner? Wie eigennützig bin ich dabei? Habe ich im anderen meinen gottgewollten Partner gefunden? Etc., etc. natürlich mögliche Zugänge um sich über die Beziehung klar zu werden und auch über den Einfluss der Beziehung auf das (gemeinsame) religiöse Leben. Von da aus wird man dann schon sehen, wo gebüßt bzw. wiedergutgemacht werden muss.

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Also ich bevorzuge definitiv das Gegenteil von Flo: Was ich nicht als Sünde erkenne / sehe, aber die Kirche schon, das würde ich nicht beichten.

Für mich steht hier mein Gewissen an erster Stelle! Da kann die Kirche mein Tun zehnmal als Sünde bezeichnen, wenn ich selbst es vor meinem Gott und meinem Gewissen verantworten kann, warum sollte ich es dann Gott beichten, der gerade um diese meine Einstellung doch weiß. Die Beichte ist doch kein Selbstzweck, sondern sie ist - wie jedes Sakrament - für den Menschen da, nicht der Mensch für das Sakrament!

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Also ich bevorzuge definitiv das Gegenteil von Flo: Was ich nicht als Sünde erkenne / sehe, aber die Kirche schon, das würde ich nicht beichten.

Für mich steht hier mein Gewissen an erster Stelle! Da kann die Kirche mein Tun zehnmal als Sünde bezeichnen, wenn ich selbst es vor meinem Gott und meinem Gewissen verantworten kann, warum sollte ich es dann Gott beichten, der gerade um diese meine Einstellung doch weiß. Die Beichte ist doch kein Selbstzweck, sondern sie ist - wie jedes Sakrament - für den Menschen da, nicht der Mensch für das Sakrament!

 

nun ja....aber wäre das nicht letztendlich wiederum wie eine Selbstselektion?

so nach dem Motto ich bestimme was Sünde ist und Gott brauch nur abnicken?

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Also ich bevorzuge definitiv das Gegenteil von Flo: Was ich nicht als Sünde erkenne / sehe, aber die Kirche schon, das würde ich nicht beichten.

Für mich steht hier mein Gewissen an erster Stelle! Da kann die Kirche mein Tun zehnmal als Sünde bezeichnen, wenn ich selbst es vor meinem Gott und meinem Gewissen verantworten kann, warum sollte ich es dann Gott beichten, der gerade um diese meine Einstellung doch weiß. Die Beichte ist doch kein Selbstzweck, sondern sie ist - wie jedes Sakrament - für den Menschen da, nicht der Mensch für das Sakrament!

 

nun ja....aber wäre das nicht letztendlich wiederum wie eine Selbstselektion?

so nach dem Motto ich bestimme was Sünde ist und Gott brauch nur abnicken?

 

Nein, wenn ich mit Gott im Gespräch bin, eine persönliche Beziehung zu ihm habe, dann ist es einiges mehr als das. Dann vertrau ich darauf, dass er in meinem Gewissen zu mir spricht, dann vertrau ich darauf mehr als auf die Amtskirche, die - zumindest meinem Kirchenbild zufolge - auch irren kann. Wenn ich dagegen nur darauf höre, was die Kirche mir sagt, was Sünde sei, und das gehorsam annehme, ohne meinen eigenen Verstand einzuschalten und auf mein Gewissen zu hören, dann gebe ich meine Verantwortung ab.

Ich würde mich dann um einiges mehr in der Gefahr wähnen, zu sündigen und irgendwann gefragt zu werden: Warum warst du so obrigkeitshörig, dass du das Hören auf dein Herz ausgeschaltet hast und stattdessen nur nach strengen, festgezurrten Regeln geurteilt hast, statt mit der Liebe?

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Nein, wenn ich mit Gott im Gespräch bin, eine persönliche Beziehung zu ihm habe, dann ist es einiges mehr als das. Dann vertrau ich darauf, dass er in meinem Gewissen zu mir spricht, dann vertrau ich darauf mehr als auf die Amtskirche, die - zumindest meinem Kirchenbild zufolge - auch irren kann. Wenn ich dagegen nur darauf höre, was die Kirche mir sagt, was Sünde sei, und das gehorsam annehme, ohne meinen eigenen Verstand einzuschalten und auf mein Gewissen zu hören, dann gebe ich meine Verantwortung ab.

Ich würde mich dann um einiges mehr in der Gefahr wähnen, zu sündigen und irgendwann gefragt zu werden: Warum warst du so obrigkeitshörig, dass du das Hören auf dein Herz ausgeschaltet hast und stattdessen nur nach strengen, festgezurrten Regeln geurteilt hast, statt mit der Liebe?

 

Interessant in diesem Zusammenhang wäre für mich zu erfahren worin deiner Meinung nach Irrtümer bzgl. der Sünden in der Kirche sind?

 

Hast du da etwas konkretes im Kopf?

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so nach dem Motto ich bestimme was Sünde ist und Gott brauch nur abnicken?

Ich halte eine gründliche persönliche Gewissenerforschung für wesentlich anspruchsvoller als das Abhaken irgendeines Beichtspiegels aus dem Gotteslob. Vor allem dann, wenn ich mir ernsthaft Mühe gebe, die Motive und Wurzeln meiner Handlungen zu ergründen.

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Hast du da etwas konkretes im Kopf?

 

z.B.

- dass es grundsätzlich als sündhaft angesehen wird, wenn jemand sich scheiden lässt und hinterher mit einem anderen Partner glücklich wird - ich bin fest davon überzeugt, dass Gott nicht will, dass jemand, der in einer Beziehung scheitert - das kann bei aller Ernsthaftigkeit, mit der er/sie die Beziehung vorher eingegangen ist, immer passieren - deshalb nie wieder in einer Beziehung glücklich werden darf (von misshandelten Personen mal ganz zu schweigen.

 

- dass homosexuelle Beziehungen sündhaft sind, nein, ich glaube fest, dass Gott jede Beziehung in der zwei Menschen sich lieben, gutheißt

 

- dass künstliche Empfängnisverhütung sündig ist - als freie Menschen tragen wir Verantwortung, auch in dieser Hinsicht!

 

- dass voreheliches Zusammenleben sündhaft ist, nein, eine Beziehung muss sich auch in dieser Hinsicht erproben!

 

...usw.

 

Es gibt ein tolles Zitat aus einem Film - ich meine, es ist aus einer Stauffenberg-Verfilmung, in der Stauffenberg sinngemäß sagt: "Die Angst vor der Sünde kann die größte Sünde sein!" - Ist dort natürlich ein ganz anderer Zusammenhang, aber ich finde, in diesem Zitat steckt viel Wahrheit drin!

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2. die Definition Johannes Pauls II, nach der eine Sünde eine Handlung ist, bei der eine Entfernung von Gott stattfindet.

Also Johannes Paul II. in allen Ehren, aber die Idee, dass Sünde in der aversio a Deo (und der conversio ad creaturas) besteht, prägt von Augustinus und Thomas her die gesamte westliche Theologiegeschichte. Das hat JPII nichts zu tun.

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2. die Definition Johannes Pauls II, nach der eine Sünde eine Handlung ist, bei der eine Entfernung von Gott stattfindet.

Also Johannes Paul II. in allen Ehren, aber die Idee, dass Sünde in der aversio a Deo (und der conversio ad creaturas) besteht, prägt von Augustinus und Thomas her die gesamte westliche Theologiegeschichte. Das hat JPII nichts zu tun.

 

Abaelard gibg so weit, Sünde einzig in der aversio a deo zu sehen nabhängig von der Frage, wohin man sich wendet.

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Eine Beichte ist nur sinnvoll, wenn sie ehrlich ist. Das heißt, du kannst doch einfach sagen, daß du bei manchen Dingen es schwierig findest, sie zu lassen und du sie auch nicht als sündhaft verstehen kannst. Und dann warte doch einfach was passiert.

 

nun...das ist genau der Punkt...der Priester bzw Gott wird mir wohl kaum Vergebung schenken können wenn ich nicht sozusagen "seiner Meinung" bin und bereue?

...

Warum eigentlich nicht?

 

Muss dein Freund/ Deine Freundin immer der gleichen Meinung sein wie du? Und ändert das etwas an der Liebe zwischen dir und deinem/ deiner PartnnerIn?

 

Nachtrag: Herzlich Willkommen im Forum

bearbeitet von Frank
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