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Leuven


Felician

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Anlass war, wie in dem Artikel steht, dass Erzbischof Leonard 2010 AIDS als eine Konsequenz von Fehlverhalten bezeichnet hat und dies als eine Form "imminenter Gerechtigkeit" sah. Daraufhin haben dann über 100 Lehrkräfte in einer Petition den Rücktritt von Leonard als Großkanzler der Hochschule gefordert.

 

Da kann ich nur sagen: Da hat Belgiens Kirche noch mal Glück, wenn es bei einem Nichtkatholischwerden der Hochschule bleibt. So betrüblich das für die Kirche ist: Einer Kirche, die so jemanden an höchstverantwortlicher Stelle duldet, gehört es nicht anders. Es ist eigentlich noch viel zu milde. Die Kirche hatte zwei Jahre Möglichkeit zu reagieren. Und wie es aussieht, ist in dieser Zeit nichts geschehen, was das berechtigte Anliegen der Petitionäre hinreichend aufgegriffen und geschlichtet hat.

 

Wenn eine Institution sich von einem solchen Großkanzler befreien will, kann ich sie nur aus ganzem Herzen unterstützen. Und vielleicht ist das Signal, das damit an Rom gegeben wird, genau das richtige: "Wir lassen uns so was nicht bieten!"

Und es erfolgen auf unsägliche Personalschieflagen eben Konsequenzen, in diesem Falle bittere Konsequenzen. Wenn dieses Beispiel Schule macht, spricht sich vielleicht herum, dass es auch mit Aussitzen nicht getan ist.

 

Ich weiß leider nicht, wie die Geschichte im Einzelnen gelaufen ist. Aber es erinnert mich an den Fall Wagner in Österreich. Dort hat wenigstens die Bischofskonferenz die Initiative ergriffen und wurde aktiv. Es wurde verhindert, dass Wagner, der Hurrikans als Strafe Gottes auf moralisches Fehlverhalten deutete, Bischof wurde. Und das hätte auch in Belgien geschehen müssen. Und zuvorderst muss in solchen Fällen der Vatikan aktiv werden. Hoffen wir, dass er es (obwohl im Artikel nichts davon steht) geworden ist.

 

Hoffen wir, dass sich der Vatikan schon längst mit den Lehrmitgliedern in Verbindung gesetzt und ihnen angeboten hat, dieser Aussage Leonards zu widersprechen und ihn in die Schranken zu weisen. Dann läge die Schuld für die Entkatholisierung wenigstens nicht beim Vatikan, sondern bei verbohrten Professoren. Nur kommt mir dieses Szenario so unglaubwürdig vor: Im Falle Wagner war es ja auch nicht der Vatikan, nicht der Vorsitzende der Glaubenskongregation und nicht der Papst, der die Initiative ergriffen hat.

 

Ansonsten gilt: Ehre, wem Ehre gebührt. Wer die AIDS-Kranken als Selbstschuldige darstellt, macht sich zurecht als Großkanzler einer Universität indiskutabel. Und eine Institution, die nichts gegen so jemanden unternimmt, nicht einmal Widerrede leistet, wird ins Aus gedrängt. Ganz klare Konsequenz.

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Franciscus non papa

ein grundproblem, das nicht nur im hochschulbereich immer wieder auftaucht, ist die haltung vieler kleriker, die einfach meinen aufgrund der weihe hätten sie von allem ahnung und es müsse alles und immer nach ihrem sinne entschieden werden.

 

das ist einfach ein mangel an klugheit und bescheidenheit.

 

und es ist darüberhinaus oft auch ein zeichen von angst, die dinge nicht mehr unter kontrolle zu haben.

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Die Aussage des Erzbischofs hat ungefähr die Qualität der Aussage einer südafrikanischen Ministerin, die Rote Beete-Saft als probates Heilmittel gegen AIDS empfahl.

Die Meinungsfreiheit deckt das, aber für eine Führungsposition in wissenschaftlichen Einrichtung ist man damit diskreditiert, und wenn die wissenschaftliche Einrichtung aus Sorge um ihre Reputation Maßnahmen ergreift, kann ich das verstehen.

 

Werner

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Ich kann (u.a.) einen Satz gut nachvollziehen:

 

Eine unabhängige Verwaltung sei eine wesentliche Voraussetzung für die akademische Freiheit.

 

Dann sollte die Universität aber auch so konsequent sein und das "k" gleich ganz streichen.

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Das wäre die logische Konsequenz. Die Beibehaltung bei gleichzeitiger Umdeutung ist ja wohl eher eine Augenwischerei.

 

Oder ist es Anhänglichkeit an das Katholische, an die Tradition, die ehemals gute Früchte hervorbrachte, die man liebgewonnen hat - und man nun wenigstens noch durch ein "K" verbunden bleiben will? Klingt aber auch leidlich ärmlich, so ein Rudimenten-K.

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Ich kann (u.a.) einen Satz gut nachvollziehen:

 

Eine unabhängige Verwaltung sei eine wesentliche Voraussetzung für die akademische Freiheit.

 

Dann sollte die Universität aber auch so konsequent sein und das "k" gleich ganz streichen.

Wenn zum Katholischsein unsinniger Aberglaube gehört, wäre das die Konsequenz.

Wenn nicht, reicht es, die Verbreiter unsinnigen Aberglaubens aus der Vorstandliste zu streichen, das "k" kann man in dem Fall ruhig behalten.

 

Werner

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Ich kann (u.a.) einen Satz gut nachvollziehen:

 

Eine unabhängige Verwaltung sei eine wesentliche Voraussetzung für die akademische Freiheit.

 

Dann sollte die Universität aber auch so konsequent sein und das "k" gleich ganz streichen.

Wenn zum Katholischsein unsinniger Aberglaube gehört, wäre das die Konsequenz.

Wenn nicht, reicht es, die Verbreiter unsinnigen Aberglaubens aus der Vorstandliste zu streichen, das "k" kann man in dem Fall ruhig behalten.

 

Werner

 

Es wurde ja nicht eine konkrete Person von der Vorstandsliste gestrichen nachdem sie mumpitz von sich gegeben hat, sondern es wurde pauschal den 5 bischöflichen Gremienmitgliedern das Stimmrecht entzogen.

Als Begründung dafür wird die notwendige Unabhängigkeit angeführt.

Wenn diese Unabhängigkeit auch nach aussen dargestellt werden soll, müsste mE das "k" verschwinden.

Als Uni bin ich entweder unabhängig oder ich bin k - beides zusammen geht nicht, finde ich.

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Ich kann (u.a.) einen Satz gut nachvollziehen:

 

Eine unabhängige Verwaltung sei eine wesentliche Voraussetzung für die akademische Freiheit.

 

Dann sollte die Universität aber auch so konsequent sein und das "k" gleich ganz streichen.

Wenn zum Katholischsein unsinniger Aberglaube gehört, wäre das die Konsequenz.

Wenn nicht, reicht es, die Verbreiter unsinnigen Aberglaubens aus der Vorstandliste zu streichen, das "k" kann man in dem Fall ruhig behalten.

 

Werner

 

Es wurde ja nicht eine konkrete Person von der Vorstandsliste gestrichen nachdem sie mumpitz von sich gegeben hat, sondern es wurde pauschal den 5 bischöflichen Gremienmitgliedern das Stimmrecht entzogen.

Als Begründung dafür wird die notwendige Unabhängigkeit angeführt.

Wenn diese Unabhängigkeit auch nach aussen dargestellt werden soll, müsste mE das "k" verschwinden.

Als Uni bin ich entweder unabhängig oder ich bin k - beides zusammen geht nicht, finde ich.

Das ist eine gute Frage.

Kann "katholisch" nur etwas sein, das der kirchlichen Hierarchie untergeordnet ist?

 

Werner

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Das ist eine gute Frage.

Kann "katholisch" nur etwas sein, das der kirchlichen Hierarchie untergeordnet ist?

 

Werner

 

;)

 

Ich hatte schon vorhin überlegt, ob ich eine kleine Einschränkung machen soll.

Versteht man das "katholisch" im Wortsinn, ist Unabhängigkeit dazu in meinen Augen kein Widerspruch.

Meint man mit "katholisch" eigentlich "römisch katholisch," geht das in meinen Augen (leider?) nicht ohne eine "Eingliederung ins Gesamtsystem."

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Ich hatte diesen Thread absichtlich in den GG eingestellt und bedauere daher die Verschiebung.

 

Die fragliche Äußerung stammt nicht aus dem Jahr 2010.

 

Es scheint international ein Problem mit katholischen Universitäten zu geben. Bekanntes Beispiel ist die Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die juristische Fakultät der University of Notre-Dame an Obama oder der anhaltende Konflikt zwischen dem Erzbischof von Lima und der PUCP unter Beteiligung Roms.

 

Ich würde es begrüßen, wenn es eine römische Stellungnahme zu diesem Vorgang in Leuven gäbe.

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Ich hatte diesen Thread absichtlich in den GG eingestellt und bedauere daher die Verschiebung.

Ich persönlich finde F&A den besseren Ort, weil es hier ja um eine Schnittstelle zwischen profanen und kirchlichen Interessen geht.

Aber wenn es Dein Wunsch war, das Thema in den GG zu diskutieren und Du Dich womöglich genau wegen dieser Aussicht, dort zu diskutieren, entschlossen hast, das Thema zu eröffnen, sollte man das respektieren.

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Da die Sache jetzt doch in F&A steht, will ich auch meinen Senf dazu geben:

 

Man muss wissen, dass die Hochschullandschaft in Belgien traditionell stark "versäult" ist, d.h. dass die Universitäten religiös-weltanschaulich orientiert sind. Die drei traditionellen Universitäten waren dabei im flämischen Bereich die katholische Uni in Löwen, die freigeistige in Brüssel und die staatliche in Gent. Studenten suchten sich die Uni oft nach dem weltanschaulichen Profil aus und hatten später auch ein entsprechendes "Etikett" durch ihr Diplom einer bestimmten Uni.

 

Das mit der Versäulung hat inzwischen stark nachgelassen, aber die KUL ist noch immer die größte flämische Uni, weil sie aufgrund eines stärkeren volkskirchlichen Einschlags in Flandern diese angestammt starke Position hatte. Viele gehen da aber nicht mehr hin, weil sie katholisch sind, sondern weil es eben die größte und angesehenste Uni ist. Dadurch hat die Universität das Problem, dass sie sowohl Studenten als auch Dozenten mit einem zu stark katholischen Profil vergraulen würde. Die Möglichkeit, im Ausland das "katholisch" wegzulassen, zeigt m.E. wohin der Weg geht, man geht ihn aber pragmatisch-gemächlich, im selben Tempo wie die flämische Gesellschaft insgesamt.

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Ich würde es begrüßen, wenn es eine römische Stellungnahme zu diesem Vorgang in Leuven gäbe.

gute Idee, meine ich.

 

Felician: Fragst Du gern mal bitte in Rom nach, daß da mal eine Stellungnahme gemacht wird? danke Dir.

 

Peter.

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Die fragliche Äußerung stammt nicht aus dem Jahr 2010.

Im Artikel steht: "Anlass der Initiative waren unter anderem Äußerungen von Erzbischof Léonard im Jahr 2010." Ist das eine Falschinformation?

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Die fragliche Äußerung stammt nicht aus dem Jahr 2010.

Im Artikel steht: "Anlass der Initiative waren unter anderem Äußerungen von Erzbischof Léonard im Jahr 2010." Ist das eine Falschinformation?

Wenn ich mich recht erinnere, war es eine Buchveröffentlichung, in der diese bereits früher gemachte Äußerung enthalten war.

 

Aber eigentlich frage ich mich eher, ob es tatsächlich "Anlass" oder nicht eher "Vorwand" heißen sollte...

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