Marcellinus Geschrieben 25. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 25. Dezember 2012 Ich habe lediglich gesagt, dass es in diesen Disziplinen keinen Beweis im naturwissenschaftlichen Sinn geben kann. Ein Beweis im naturwissenschaftlichen Sinn gilt als erbracht, wenn ein Experiment unter klar definierten Bedingungen beliebig wiederholt werden kann. (Beispiel: Eisen ist magnetisch --> jedes beliebige Eisenstück ist magnetisch --> ein nicht magnetischer Stoff ist kein Eisen). Die Biologie, und da besonders die Evolutionsbiologie ist für dich also keine Wissenschaft? Interessant! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
MartinO Geschrieben 25. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 25. Dezember 2012 Ich habe lediglich gesagt, dass es in diesen Disziplinen keinen Beweis im naturwissenschaftlichen Sinn geben kann. Ein Beweis im naturwissenschaftlichen Sinn gilt als erbracht, wenn ein Experiment unter klar definierten Bedingungen beliebig wiederholt werden kann. (Beispiel: Eisen ist magnetisch --> jedes beliebige Eisenstück ist magnetisch --> ein nicht magnetischer Stoff ist kein Eisen). Die Biologie, und da besonders die Evolutionsbiologie ist für dich also keine Wissenschaft? Interessant! Ich habe weder in diesem Thread noch ansonsten irgendeiner Wissenschaft diesen Status abgesprochen. Wenn ich der Meinung wäre, dass als Wissenschaft nur gelten dürfte, was sich unwiderlegbar beweisen lässt, dann wäre die Evolutionsbiologie in der Tat keine Wissenschaft (ebenso wenig wie die Medizin, die Psychologie, die Rechtswissenschaft, die Soziologie usw. usf.) Was mich von anderen unterscheidet, ist, dass ich anerkenne, dass es Unterschiede in der Methodik zwischen verschiedenen Wissenschaften gibt, während andere hier, wenn es um die Theologie geht (und nur dort) die streng naturwissenschaftliche Methode einfordern, um festzustellen, dass die Theologie dieser nicht gerecht wird. Dass dies auch für andere Wissenschaften gilt, stört diese Herrschaften nicht. 2 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 25. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 25. Dezember 2012 Was mich von anderen unterscheidet, ist, dass ich anerkenne, dass es Unterschiede in der Methodik zwischen verschiedenen Wissenschaften gibt, während andere hier, wenn es um die Theologie geht (und nur dort) die streng naturwissenschaftliche Methode einfordern, um festzustellen, dass die Theologie dieser nicht gerecht wird. Dass dies auch für andere Wissenschaften gilt, stört diese Herrschaften nicht. Daß jede Wissenschaft ihre eigene Methode hat, ist nicht der Punkt, auch nicht die Forderung nach "Unwiderlegbarkeit" (warum sagst du nicht gleich "Wahrheit"). Das Problem ist, daß jede Theologie die Annahmen eines jeweils bestimmten religiösen Glaubens, bestimmter kirchlicher Dogmen voraussetzt, und im Falle der kath. wie der ev. Theologie dies von den jeweiligen religiösen Autoritäten auch kontrolliert wird, während Wissenschaften gerade auf dem "als wenn es keine Götter gäbe" beruhen. DAS ist der Unterschied zwischen Wissenschaft und Theologie, zwischen Wissen und Glauben. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Volker Geschrieben 25. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 25. Dezember 2012 So wird z. B. gerne der Kinderglauben gegen den Erwachsenenglauben ausgespielt. Oder das symbolische Verständnis gegen das wörtliche Verständnis. Es ist völlig klar dass der Schreiber dieser Zeilen den Kinderglauben so lobend hervorhebt. 1. Schließlich ist er (und andere Atheisten hier im Forum) über diesen Kinderglauben nie hinausgediehen...er wichtiger Grund weshalb sie Atheisten sind. Ich verweise dazu auf den Thread "Beruht der Neue Atheismus auf intellektueller Infantilisierung" Ich habe den Kinderglauben nicht "lobend hervorgehoben". Das ist mal wieder völlig falsch. Ich habe nur gesagt: Es gibt keinerlei Kriterien, nach denen man einen angeblichen "Kinderglauben" als besser oder schlechter oder gleichwertig zu einem beliebigen anderen Glauben an Gott bewerten kann. Dir fehlt ein minimales Textverständnis, vermutlich nur, weil Du so gerne widerlegst, was ich nie gesagt habe - weil Du Probleme hast , das zu widerlegen, was ich tatsächlich gesagt habe. 2. Die Herrschaften und besonders der Schreiber des Bezugspostings vermeinen auch einen Kinderglauben besser verspotten oder gar widerlegen zu können. Ob man einen Kinderglauben oder einen angeblich "entwickelten" Glauben gegen Kritik immunisiert spielt keine Rolle - beide sind nicht widerlegbar. Das wird von den Apologeten der Immunisierung so gut wie nie verstanden: Aber wenn ich eine Theorie A gegen Kritik immunisiere, dann ist stets und immer auch das genaue Gegenteil der Theorie gegen Kritik gleichermaßen immunisiert. Oder kurz, A und Nicht-A sind beide gleichermaßen Bullshit. Ob man nun für A oder Nicht-A die Immunisierung nachweist spielt keine Rolle - es ist und bleibt Bullshit. D. h., was die Qualitätskriterien vom Kindeglauben oder "erwachsenen" Glauben angeht, stehen beide auf derselben Stufe - auf der niedrigsten Stufe, auf der eine Theorie überhaupt stehen kann. Ich weiß aber, dass die Apologeten der Immunisierung das noch nie verstanden haben. 3. Auf dieser Grundlage geht man dann mit "neuen Theorien" hausieren (Dass diese neuen Theorien als die eigenen ausgegeben werden, wiewohl sie von anderen Autoren geklaut sind, kommt verschärfend dazu. Folgt man der Aussage dieses Postings, so ist Ideenklau und Lüge bei nichtwissenschaftlichen Aussagen erlaubt.) Der wirre Gehalt dieser neuen Theorien, z.B. zum Wirken des Apostels Paulus, aber auch zur Bedeutung griechischer Redewendungen kann als bekannt vorausgesetzt werden. Es gäbe noch unzählige andsere Beispiele. Nur, weil Du nicht verstanden hast, worum es ging, heißt nicht, dass Deine Schlüsse gerechtfertigt sind. Auf die Idee, andere Ansichten per Lüge zu widerlegen bist Du gekommen, und was ich gesagt habe ist nur: Ich sehe nicht, warum ich, wenn ich bei drei oder mehr Postings eine Quelle angegeben habe, dies auch bei allen weiteren Postings tun muss. Das ist etwas ganz anderes. Das ändert nichts daran, dass Du als Apologete der Immunisierung mit Deinen Theorien weiterhin auf der niedrigstmöglichen Stufe aller Theorien stehst: Selbst eine komplett falsche Theorie eines Detering ist Deinen Theorien immer noch um Größenordnungen überlegen, spielt sozusagen in einer höheren Liga. Und so jemand, dessen forales Œuvre zu einem großen Teil aus Widersprüchen besteht, hat dann die Stirn von "fundamentalen Widersprüchen" zu schreiben auf die sich Gläubige einlassen. Volker you made my day. Besonders hübsch: Du redest zwar gerne davon, meine Postings würden zu einem großen Teil aus Widersprüchen bestehen - nur hast Du es noch nie geschafft, einen zu finden. Nicht einmal dann, wenn ich Dir einen auf dem silbernen Tablett präsentiert habe. Selbst dann fällst Du sofort darauf herein (etwa bei Platon, dem Vater der Idee des KZs und der philosophische Vater des Christentums). Ist es nicht ein wenig peinlich, ständig zu wiederholen, dass in meinen Postings lauter Widersprüche seien, aber noch nie einen gefunden zu haben? Ich bezweifle, dass Du fähig wärst, einen logischen Widerspruch zu erkennen, selbst wenn er offensichtlich ist. Beweis: In diesem Posting habe ich extra für Dich einen dicken, fetten logischen Widerspruch eingebaut. Ich wette, dass Du vollkommen unfähig und hilflos bist, diesen zu finden, sofern Dir nicht jemand hilft. Was auch beweist, dass Du bei anderen Postings nicht in der Lage bist, den logischen Widerspruch zu finden. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Volker Geschrieben 25. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 25. Dezember 2012 Die Tatsache, dass eine philosophische Theorie nicht der Logik widerspricht, hat wie Martin O. völlig richtig ausführt mit ihrer Beweisbarkeit oder gar mit einem bereist erfolgten Beweis zu ihren Gunsten überhaupt nichts zu tun. Selbstverständlich. Aber eine philosophische Theorie, die der Logik widerspricht, ist falsch. Punkt. Der Beweis erfolgte schon mit dem Widerspruch zur Logik. Das versteht der Geist nicht, weil er so oder so noch nie verstanden hat, was ein logischer Widerspruch ist. Beweis: Sein von Dir kommentiertes Posting. Für die anderen: Eine Theorie, die logisch widerspruchsfrei ist, ist damit weder bewiesen noch wahr. Eine Theorie, die einen logischen Widerspruch enthält, ist hingegen automatisch falsch. Das ist so etwas wie eine Asymmetrie der Betrachtung. Die Widerspruchsfreiheit beweist nicht die Wahrheit einer Theorie, sondern ein Widerspruch beweist ihre Falschheit. Streng genommen kann man nämlich die Wahrheit einer Theorie nämlich nicht beweisen, sondern lediglich ihre Falschheit. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Volker Geschrieben 25. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 25. Dezember 2012 Du hast meine Argumentation nicht verstanden. Ich habe nicht gesagt, dass in der Soziologie, Psychologie oder selbst Philosophie alle Theorien gleichberechtigt nebeneinander stehen. Ich habe lediglich gesagt, dass es in diesen Disziplinen keinen Beweis im naturwissenschaftlichen Sinn geben kann. Ein Beweis im naturwissenschaftlichen Sinn gilt als erbracht, wenn ein Experiment unter klar definierten Bedingungen beliebig wiederholt werden kann. (Beispiel: Eisen ist magnetisch --> jedes beliebige Eisenstück ist magnetisch --> ein nicht magnetischer Stoff ist kein Eisen). Das ist eine extrem eingeengte Sicht von dem, was Wissenschaft ist. Eine solche verengte Sichtweise findet man ziemlich häufig in den Argumenten der Esoteriker und anderer Obskurantisten. Du hebst auf die Beweisbarkeit durch Experimente ab. Nun, in der Astronomie finden wir eine Wissenschaft, die fast überhaupt keine Experimente macht oder machen kann. Keines der Objekte, mit denen die Astronomie umgeht, ist Experimenten zugänglich. Trotzdem bezweifelt niemand, dass Astronomie eine exakte Naturwissenschaft ist. Eine der besten naturwissenschaftlichen Theorien überhaupt, die Evolutionstheorie, basiert fast überhaupt nicht auf Experimenten. In Humanwissenschaften wie u.a. Psychologie und Soziologie gibt es statistische Verfahren, aufgrund derer eine bestimmte Aussage berechtigt ist. Dies heißt aber nicht, dass sie in jedem Fall zutrifft. Überraschung: Eine der exaktesten Naturwissenschaften, die wir überhaupt haben, basiert fast komplett auf rein statistischen Aussagen. Gemeint ist die Quantenphysik. Die meisten ihre Aussagen sind statistischer Natur. Ein Photon, beispielsweise, durchdringt entweder eine Glasscheibe oder wird von ihr reflektiert. Niemand kann von einem einzelnen Photon sagen, was der Fall ist. Man kann nur beispielsweise sagen, dass 60% der Photonen durchdringen und 40% reflektiert werden. (Beispiel: Die Aussage "Menschen, die als Kinder häufig geschlagen wurden, werden mit größerer Wahrscheinlichkeit gewalttätig als Menschen, die als Kinder nie geschlagen wurden" ist weder widerlegt, wenn man zehn Gewaltverbrecher findet, die als Kinder nie geschlagen wurden, noch, wenn man zehn Menschen, die als Kinder häufig geschlagen wurden, aber als Erwachsene nie gewalttätig wurden, vorbringen kann). Das ist ja alles richtig. Nur: Wo in der Theologie finden wir statistische Aussagen? Genau: Nirgends. Wir finden auch keine Experimente, und wenn mal welche gemacht werden, sind die Reaktionen der Theologen perfekt vorhersehbar (wie bei STEP und MANTRA). Weil wir es mit gegen Kritik immunisierte Theorien zu tun haben: Kein Beweis, der gegen eine Theorie spricht, wird anerkannt. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
phyllis Geschrieben 25. Dezember 2012 Autor Melden Share Geschrieben 25. Dezember 2012 (bearbeitet) Eine der besten naturwissenschaftlichen Theorien überhaupt, die Evolutionstheorie, basiert fast überhaupt nicht auf Experimenten.hä? das mag höxtens für die zeit vor ihrer erstmaligen postulierung gelten. aber schon Mendel gewann seine erkenntnisse aus experimenten. und seither sind zahllose experimente durchgeführt worden, welche das wie-wann-wo von änderungen im genpool einer population immer besser belegen. belegen, nicht beweisen, da schonmal nicht ganz klar ist, was da genau "bewiesen" werden soll. jeder verhaltensbiologe ist gefordert, seine beobachtungen durch experimente zu belegen, und nicht durch schwurbeleien, aka emperische erkenntnisse. disziplinen wie soziobiologie kommen dieser anforderung auch nach. gibt es eigentlich auch theologische experimente? wenn ja, kann jemand ein paar beispiele nennen? zum rest später, bin wider erwarten ziemlich beschäftigt. erstmal vielen dank für die zahlreichen antworten. phyllis bearbeitet 25. Dezember 2012 von phyllis Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 25. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 25. Dezember 2012 Eine der besten naturwissenschaftlichen Theorien überhaupt, die Evolutionstheorie, basiert fast überhaupt nicht auf Experimenten.hä? das mag höxtens für die zeit vor ihrer erstmaligen postulierung gelten. aber schon Mendel gewann seine erkenntnisse aus experimenten. und seither sind zahllose experimente durchgeführt worden, welche das wie-wann-wo von änderungen im genpool einer population immer besser belegen. belegen, nicht beweisen, da schonmal nicht ganz klar ist, was da genau "bewiesen" werden soll. jeder verhaltensbiologe ist gefordert, seine beobachtungen durch experimente zu belegen, und nicht durch schwurbeleien, aka emperische erkenntnisse. disziplinen wie soziobiologie kommen dieser anforderung auch nach. gibt es eigentlich auch theologische experimente? wenn ja, kann jemand ein paar beispiele nennen? zum rest später, bin wider erwarten ziemlich beschäftigt. erstmal vielen dank für die zahlreichen antworten. phyllis Der Augustinerpater Mendel und seine Vererbungslehre haben mit der Evolutionstheorie nichts zu tun. (Um Mißverständnisse zu vermeiden: Ich bin durchaus Anhänger von Darwins Theorie, wenngleich die Geheimnisse der Evolution noch nicht ins letzte Detail entschlüsselt zu sein scheinen.) In Geisteswissenschaften gibt es keine Experimente, was bisher kein Ernstzunehmender als Mangel an Wissenschaftlichkeit empfunden hätte. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
nannyogg57 Geschrieben 25. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 25. Dezember 2012 (bearbeitet) Jeder Theologe war mal kein Theologe. Ich hab's studiert, weils mich interessiert hat. Für mich persönlich hat es sich gelohnt. Kleiner Nachteil: Es gibt auch Leute, die nicht Theologie studiert haben. Ich war also mal Laie und bin es nicht mehr. Was aber bringt mein persönliches Wissen der Christenheit? Diesen Abend große Diskussion und ich zitiere selbstverständlich die Didache, die weitgehend unbekannt ist, mir nicht. Es entsteht die Frage, warum dieses Geheimwissen der Theologen um diese Quelle aus apostolischer Zeit nicht allgemein bekannt sei. Ich stelle mir mein natürliches Klientel vor: Mit der Didache konnte ich da in hundert Jahren nicht punkten. Der Mann, mit dem ich diskutiere, ist 70 Jahre alt. Aber wen interessiert es denn wirklich, das theologische Fachwissen? In meiner Gemeinde bin ich diejenige mit den dicken Büchern und dem griechischen Urtext, wenn es sein muss. Ich biete es jedem an und freue mich über jeden, der miteinsteigt. Und das sind oft nicht viele, meine Schuler sowieso nicht. Andererseits: Meine Theologie wäre arm ohne die Menschen, die mitdenken, meine größte Kritikerin ist Vollblutlaie und nimmt kein Blatt vor den Mund: "So ein Quatsch!" "Das steht so in der Bibel!" "Trotzdem Quatsch!" "Danke für die Rückmeldung." Auf der Basis wurden schon theologische und andere Fehler entlarvt. Ich will nur, dass man akzeptiert, das ich das Studium nicht zum Spaß absolviert habe. PS: Und dann im Familiengottesdienstvorbereitungsteam: "Was singen wir zum Gloria?" frage ich. "Im Advent kein Gloria hast du uns beigebracht." Dem Himmel sei Dank für Laien, die hellwach sind, ich hatte es glatt verplant. PPS: Bei einem Biologen interessiert man sich, was die neuesten Erkenntnisse so bringen. Bei Theologie gibt es immer ein "Schlag-mich-tot": Aber im RU habe ich davon nix gehört, also ... ist es nicht relevant, was die neueren Erkenntnisse bringen oder der Relilehrer ist schuld (wobei ich inzwischen aus eigener Erfahrung weiß, warum wir mit neueren theologischen Erkenntnissen in den tiefen Phasen der Pubertät nicht so gut ankommen und sie deshalb einfach weglassen). bearbeitet 25. Dezember 2012 von nannyogg57 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
MartinO Geschrieben 25. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 25. Dezember 2012 Du hast meine Argumentation nicht verstanden. Ich habe nicht gesagt, dass in der Soziologie, Psychologie oder selbst Philosophie alle Theorien gleichberechtigt nebeneinander stehen. Ich habe lediglich gesagt, dass es in diesen Disziplinen keinen Beweis im naturwissenschaftlichen Sinn geben kann. Ein Beweis im naturwissenschaftlichen Sinn gilt als erbracht, wenn ein Experiment unter klar definierten Bedingungen beliebig wiederholt werden kann. (Beispiel: Eisen ist magnetisch --> jedes beliebige Eisenstück ist magnetisch --> ein nicht magnetischer Stoff ist kein Eisen). Das ist eine extrem eingeengte Sicht von dem, was Wissenschaft ist. Eine solche verengte Sichtweise findet man ziemlich häufig in den Argumenten der Esoteriker und anderer Obskurantisten. Du hebst auf die Beweisbarkeit durch Experimente ab. Nun, in der Astronomie finden wir eine Wissenschaft, die fast überhaupt keine Experimente macht oder machen kann. Keines der Objekte, mit denen die Astronomie umgeht, ist Experimenten zugänglich. Trotzdem bezweifelt niemand, dass Astronomie eine exakte Naturwissenschaft ist. Offenbar schon, da du und andere bisher den Begriff 'Wissenschaft' von der Beweisbarkeit abhängig gemacht haben. (Beispiel: Die Aussage "Menschen, die als Kinder häufig geschlagen wurden, werden mit größerer Wahrscheinlichkeit gewalttätig als Menschen, die als Kinder nie geschlagen wurden" ist weder widerlegt, wenn man zehn Gewaltverbrecher findet, die als Kinder nie geschlagen wurden, noch, wenn man zehn Menschen, die als Kinder häufig geschlagen wurden, aber als Erwachsene nie gewalttätig wurden, vorbringen kann). Das ist ja alles richtig. Nur: Wo in der Theologie finden wir statistische Aussagen? Genau: Nirgends. Wir finden auch keine Experimente, und wenn mal welche gemacht werden, sind die Reaktionen der Theologen perfekt vorhersehbar (wie bei STEP und MANTRA). Weil wir es mit gegen Kritik immunisierte Theorien zu tun haben: Kein Beweis, der gegen eine Theorie spricht, wird anerkannt. Ich habe nicht behauptet, dass es in der Theologie statistische Forschungen gäbe (obwohl es sie in der Pastoraltheologie oder Religionspädagogik durchaus gibt, aber lassen wir das einmal weg). Ich habe behauptet und belegt, dass Wissenschaften verschieden arbeiten. Theologie besteht aus verschiedenen Teilgebieten, deren Arbeitsweise unterschiedlich ist. Die Arbeitsweise eines Kirchenhistorikers unterscheidet sich etwa nicht von der eines normalen Historikers (und, nein, er ist auch nicht an Dogmen gebunden; die gibt es in der Kirchengeschichte so gut wie nicht); die eines Exegeten entspricht weitgehend der eines Altphilologen: Texte werden verglichen, Wörter auf ihre Bedeutung untersucht, anhand von bestimmtem Sprachgebrauch oder Zitaten (auch indirekten) wird literarische Abhängigkeit festgestellt oder eben nicht. In der Dogmatik oder auch der Moraltheologie gilt die Parallele, die ich zur Rechtswissenschaft gezogen habe, am meisten: Dogmen sind - wie die Artikel 1-20 des Grundgesetzes im deutschen Recht - unumstößlich; sonstige Lehraussagen sind bei Argumentationen zu berücksichtigen, ohne dass der Wissenschaftler sie in allen Einzelheiten gutheißen muss. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
phyllis Geschrieben 26. Dezember 2012 Autor Melden Share Geschrieben 26. Dezember 2012 (bearbeitet) Der Augustinerpater Mendel und seine Vererbungslehre haben mit der Evolutionstheorie nichts zu tun.oh doch. worauf soll die ET denn basieren, wenn nicht auf die fortpflanzung durch gene als grundvoraussetzung von evolution? (Mendel nannte Gene "Vererbungseinheiten" und hat den vorgang begriffen). Er hat die ET "salonfähig" gemacht, indem ihm das erste experiment glückte das sie prinzipiell bestätigte. ohne Mendel (und spätere forschungsergebnisse auf dem gebiet) wäre die ET tatsächlich nur geschwurbel. Nachtrag: Darwin war brilliant aber seine ideen waren - im sinne der hier diskutierten anforderungen an "wahre wissenschaft" bar jeder belastbarkeit. seine zeitgenössischen kritiker haben es ihm auch zurecht (mmn) vorgeworfen (quellen hab ich irgendwo, kann ich auf wunsch verlinken). Darwin hatte keine ahnung wie sich "eigenschaften" (phänotypische und verhaltensmässige) auf die nächste generation übertragen. es war Mendel vorbehalten, hier den ersten grossen schritt zu tun. (durch ein experiment! daher mein widerspruch zu volker) bearbeitet 26. Dezember 2012 von phyllis 2 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
teofilos Geschrieben 26. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 26. Dezember 2012 Der Augustinerpater Mendel und seine Vererbungslehre haben mit der Evolutionstheorie nichts zu tun.oh doch. worauf soll die ET denn basieren, wenn nicht auf die fortpflanzung durch gene als grundvoraussetzung von evolution? (Mendel nannte Gene "Vererbungseinheiten" und hat den vorgang begriffen). Er hat die ET "salonfähig" gemacht, indem ihm das erste experiment glückte das sie prinzipiell bestätigte. ohne Mendel (und spätere forschungsergebnisse auf dem gebiet) wäre die ET tatsächlich nur geschwurbel. Nachtrag: Darwin war brilliant aber seine ideen waren - im sinne der hier diskutierten anforderungen an "wahre wissenschaft" bar jeder belastbarkeit. seine zeitgenössischen kritiker haben es ihm auch zurecht (mmn) vorgeworfen (quellen hab ich irgendwo, kann ich auf wunsch verlinken). Darwin hatte keine ahnung wie sich "eigenschaften" (phänotypische und verhaltensmässige) auf die nächste generation übertragen. es war Mendel vorbehalten, hier den ersten grossen schritt zu tun. (durch ein experiment! daher mein widerspruch zu volker) BTW: Das weite Feld der modernen Hybrideforschung ist quasi Mendel. Leider hat dieser Bereich eine nicht so starke Lobby, wie den gängige Genforschung, liefert aber bemerkenswertere Ergebnisse. Folge dem Geld! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Eifelgeist Geschrieben 26. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 26. Dezember 2012 In Geisteswissenschaften gibt es keine Experimente, was bisher kein Ernstzunehmender als Mangel an Wissenschaftlichkeit empfunden hätte. Na klar. Du nimmst Physiker nicht ernst! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Bjarne Geschrieben 26. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 26. Dezember 2012 So wird z. B. gerne der Kinderglauben gegen den Erwachsenenglauben ausgespielt. Oder das symbolische Verständnis gegen das wörtliche Verständnis. Es ist völlig klar dass der Schreiber dieser Zeilen den Kinderglauben so lobend hervorhebt. 1. Schließlich ist er (und andere Atheisten hier im Forum) über diesen Kinderglauben nie hinausgediehen...er wichtiger Grund weshalb sie Atheisten sind. Ich verweise dazu auf den Thread "Beruht der Neue Atheismus auf intellektueller Infantilisierung" Ich habe den Kinderglauben nicht "lobend hervorgehoben". Das ist mal wieder völlig falsch. Ich habe nur gesagt: Es gibt keinerlei Kriterien, nach denen man einen angeblichen "Kinderglauben" als besser oder schlechter oder gleichwertig zu einem beliebigen anderen Glauben an Gott bewerten kann. Dir fehlt ein minimales Textverständnis, vermutlich nur, weil Du so gerne widerlegst, was ich nie gesagt habe - weil Du Probleme hast , das zu widerlegen, was ich tatsächlich gesagt habe. 2. Die Herrschaften und besonders der Schreiber des Bezugspostings vermeinen auch einen Kinderglauben besser verspotten oder gar widerlegen zu können. Ob man einen Kinderglauben oder einen angeblich "entwickelten" Glauben gegen Kritik immunisiert spielt keine Rolle - beide sind nicht widerlegbar. Das wird von den Apologeten der Immunisierung so gut wie nie verstanden: Aber wenn ich eine Theorie A gegen Kritik immunisiere, dann ist stets und immer auch das genaue Gegenteil der Theorie gegen Kritik gleichermaßen immunisiert. Oder kurz, A und Nicht-A sind beide gleichermaßen Bullshit. Ob man nun für A oder Nicht-A die Immunisierung nachweist spielt keine Rolle - es ist und bleibt Bullshit. D. h., was die Qualitätskriterien vom Kindeglauben oder "erwachsenen" Glauben angeht, stehen beide auf derselben Stufe - auf der niedrigsten Stufe, auf der eine Theorie überhaupt stehen kann. Ich weiß aber, dass die Apologeten der Immunisierung das noch nie verstanden haben. 3. Auf dieser Grundlage geht man dann mit "neuen Theorien" hausieren (Dass diese neuen Theorien als die eigenen ausgegeben werden, wiewohl sie von anderen Autoren geklaut sind, kommt verschärfend dazu. Folgt man der Aussage dieses Postings, so ist Ideenklau und Lüge bei nichtwissenschaftlichen Aussagen erlaubt.) Der wirre Gehalt dieser neuen Theorien, z.B. zum Wirken des Apostels Paulus, aber auch zur Bedeutung griechischer Redewendungen kann als bekannt vorausgesetzt werden. Es gäbe noch unzählige andsere Beispiele. Nur, weil Du nicht verstanden hast, worum es ging, heißt nicht, dass Deine Schlüsse gerechtfertigt sind. Auf die Idee, andere Ansichten per Lüge zu widerlegen bist Du gekommen, und was ich gesagt habe ist nur: Ich sehe nicht, warum ich, wenn ich bei drei oder mehr Postings eine Quelle angegeben habe, dies auch bei allen weiteren Postings tun muss. Das ist etwas ganz anderes. Das ändert nichts daran, dass Du als Apologete der Immunisierung mit Deinen Theorien weiterhin auf der niedrigstmöglichen Stufe aller Theorien stehst: Selbst eine komplett falsche Theorie eines Detering ist Deinen Theorien immer noch um Größenordnungen überlegen, spielt sozusagen in einer höheren Liga. Und so jemand, dessen forales Œuvre zu einem großen Teil aus Widersprüchen besteht, hat dann die Stirn von "fundamentalen Widersprüchen" zu schreiben auf die sich Gläubige einlassen. Volker you made my day. Besonders hübsch: Du redest zwar gerne davon, meine Postings würden zu einem großen Teil aus Widersprüchen bestehen - nur hast Du es noch nie geschafft, einen zu finden. Nicht einmal dann, wenn ich Dir einen auf dem silbernen Tablett präsentiert habe. Selbst dann fällst Du sofort darauf herein (etwa bei Platon, dem Vater der Idee des KZs und der philosophische Vater des Christentums). Ist es nicht ein wenig peinlich, ständig zu wiederholen, dass in meinen Postings lauter Widersprüche seien, aber noch nie einen gefunden zu haben? Ich bezweifle, dass Du fähig wärst, einen logischen Widerspruch zu erkennen, selbst wenn er offensichtlich ist. Beweis: In diesem Posting habe ich extra für Dich einen dicken, fetten logischen Widerspruch eingebaut. Ich wette, dass Du vollkommen unfähig und hilflos bist, diesen zu finden, sofern Dir nicht jemand hilft. Was auch beweist, dass Du bei anderen Postings nicht in der Lage bist, den logischen Widerspruch zu finden. Seine Meinung ist die rechte, Wenn er spricht, müßt ihr verstummen, Sonst erklärt er euch für Schlechte Oder nennt euch gar die Dummen. Leider sind dergleichen Strolche Keine seltene Erscheinung. Wer nicht taub, der meidet solche Ritter von der eignen Meinung. (W.B.) 1 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Chrysologus Geschrieben 26. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 26. Dezember 2012 gibt es eigentlich auch theologische experimente? wenn ja, kann jemand ein paar beispiele nennen? Da die Theologie im universitären Sinne nun auch historische und soziologische, didaktische und psychologische Komponenten enthält, kann sie auch deren Methoden und damit auch die dort üblichen Experimente nachvollziehen bzw. selbst anwenden. In anderen Bereichen der Theologie geht das hingegen nicht, so wenig das in der Juristerei und den Sprachwissenschaften geht, man kann zwar experimentelle Archäologie betreiben (deren Grenze zum Reenactement fließend ist), aber zB. die Geschichtswissenschaften sind ein eher beobachtendes Fach (was nun auch auf die Astronomie etwa zutrifft). Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Volker Geschrieben 26. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 26. Dezember 2012 Eine der besten naturwissenschaftlichen Theorien überhaupt, die Evolutionstheorie, basiert fast überhaupt nicht auf Experimenten.hä? das mag höxtens für die zeit vor ihrer erstmaligen postulierung gelten. aber schon Mendel gewann seine erkenntnisse aus experimenten. und seither sind zahllose experimente durchgeführt worden, welche das wie-wann-wo von änderungen im genpool einer population immer besser belegen. belegen, nicht beweisen, da schonmal nicht ganz klar ist, was da genau "bewiesen" werden soll. Darwin hat sich aber nicht auf Mendel, sondern auf seine Beobachtungen berufen. Inzwischen, lange nach Darwin, gibt es natürlich Experimente. jeder verhaltensbiologe ist gefordert, seine beobachtungen durch experimente zu belegen, und nicht durch schwurbeleien, aka emperische erkenntnisse. disziplinen wie soziobiologie kommen dieser anforderung auch nach. Verhaltensbiologie beruht meist auf Beobachtungen und weniger auf Experimenten. gibt es eigentlich auch theologische experimente? wenn ja, kann jemand ein paar beispiele nennen? Ja, bei Pascal Boyer gibt es eine "experimentelle Theologie". Ansonsten findet man das nicht bei Theologen, sondern bei Verhaltenspsychologen. Hier findest Du eine Fülle solcher Experimente: The Science of Religion and Non-belief Ansonsten: Theologen experimentieren nicht und beobachten nicht. Was bei ihnen wissenschaftlich ist findet man ansonsten bei der Philologie und der Geschichtswissenschaft. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Volker Geschrieben 26. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 26. Dezember 2012 Offenbar schon, da du und andere bisher den Begriff 'Wissenschaft' von der Beweisbarkeit abhängig gemacht haben. Ich nicht. Bei mir hängt Wissenschaft von der Widerlegbarkeit durch Logik und Empirie ab. Beweisbarkeit spielt nur selten eine Rolle. Was Wissenschaft von der Pseudowissenschaft abhebt sind vor allem zwei Dinge: Erstens, eine logische Widerlegung gilt ohne Wenn und Aber, zweitens, keine Theorie darf gegen Widerlegbarkeit (Kritik) immunisiert werden. Hier versagt die Theologie bei beiden Kriterien. Ich rechne sie daher zu den Pseudowissenschaften. Experimente und Beweisbarkeit sind keine Kriterien für Wissenschaft, abgesehen davon, dass wir beides in der Theologie ja auch nicht finden. Vor allem finden wir keine Widerlegbarkeit durch Logik oder Empirie und jede Menge gegen Kritik immunisierte "Theorien" oder Dogmen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 26. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 26. Dezember 2012 Wissenschaft ist ein sozialer, organisierter Prozeß, in dessen Verlauf Menschen ihr theoretisch-empirisches Wissen in immer bessere Übereinstimmung mit der beobachtbaren Wirklichkeit bringen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 26. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 26. Dezember 2012 Hier ein bißchen ausführlicher: Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, es gäbe genau eine wissenschaftliche Methode, unabhängig vom untersuchten Gegenstand, vornehmlich entlehnt aus der Physik, die als älteste Naturwissenschaft gewissermaßen das Rollenmodell abgäbe für die anderen. Stattdessen wird bei näherer Betrachtung klar, daß es nicht sinnvoll ist, die Wissenschaftsmethode vom Wissenschaftsgegenstand zu trennen. "Man kann mit hoher Bestimmtheit sagen, daß es keine wissenschaftliche Methode gibt, deren Anwendung den wissenschaftlichen Wert einer Forschungsarbeit garantiert und vor Zeitvergeudung schützt, wenn der Konsens und die Kriterien der Fachvertreter in mehr oder weniger hohem Maße von außerwissenschaftlichen, von heteronomen Gesichtspunkten, etwa von politischen, religiösen, nationalen oder vielleicht auch beruflichen Statuserwägungen bestimmt werden …" (N. Elias, Was ist Soziologie?, S. 64) Entscheidender als die Methode ist das Ergebnis. Wissenschaftlicher Fortschritt besteht darin, Modelle zu entwickeln, die die beobachtbaren Tatsachen besser beschreiben als vorher, und Tatsachen in größerem Umfang beobachtbar machen. Wissenschaften sind ein ständiges Wechselspiel von Tatsachenbeobachtung und Theoriebildung, und setzen damit eine beobachtbare Wirklichkeit als Gegenstand voraus. Schließlich ist das wissenschaftliche Subjekt nicht DER einzelne Wissenschaftler. Kein Mensch ist ein Anfang, jeder Mensch setzt fort, und niemand kann Wissenschaft allein betreiben. Leonardo da Vincis Wissen ging komplett verloren, weil er in seiner Zeit einzigartig war, und als man es wiederentdeckte, war es Schnee von gestern. Das macht seine Leistung nicht weniger staunenswert, nur Wissenschaft war es nicht. Wissenschaft ist also ein sozialer, organisierter Prozeß, in dessen Verlauf Menschen ihr theoretisch-empirisches Wissen in immer bessere Übereinstimmung mit der beobachtbaren Wirklichkeit bringen. Das Stadium einer Wissenschaft betritt ein Wissensgebiet, wenn außerwissenschaftliche Erklärungen und Wertungen hinter die autonomen Modellen dieser Wissenschaft zurücktreten. P.S.: Theologie zB ist also nicht deshalb keine Wissenschaft, weil ihre Vertreter "unwissenschaftlich" arbeiten, sondern weil ihr Gegenstand, "Gott", weder begrifflich noch empirisch zu fassen ist und weil ihre Erklärungen und Wertungen durch religiöse Autoritäten, Personen wie Traditionen, von außen vorgegeben sind. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
nannyogg57 Geschrieben 26. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 26. Dezember 2012 Wissenschaft und Studium vorerst ist es aber auch, die Festplatte vollzukriegen, da unterscheidet sich die Biologie nicht von der Theologie. Forschung ohne den bisherigen Stand zu kennen ist deppert, nur mal so am Rande. Wenn ich heute in meinem Schwerpunkt eine Arbeit schreiben würde, dann wäre die historisch motiviert, eventuell auch pastoral, was Berührungspunkte mit der Soziologie und Psychologie böte. Ein Wissenschaftsbegriff, der nur das "Heureka"-Element der komplett neuen Erfindung akzeptiert, ist tatsächlich in der Theologie nicht anwendbar. Aber exakt der Wandel der Theologie gerade auf Grund der neuesten Ergebnisse aus der historischen Arbeit oder aus der exegetischen Arbeit führt zu den Irritationen bei den Laien, weil die Ergebnisse in der Erwachsenenbildung nicht sachgemäß elementarisiert werden: Mir geht es so, wenn es um Quantenphysik geht, weil die zu meiner Zeit noch nicht in der Schule angekommem war: Zur Zeit suche ich nach Schemata, damit ich endlich diese Dinge in meine Denkmuster integrieren kann und da nicht nur so ein "Nebel" ist. Und ich finde es, ehrlich gesagt, nur borniert, Theologen zu unterstellen, sie hätten eine dogmatische Zensurschere im Kopf. Dieser Tage wieder theologische Werke zum Geschenk bekommen, exegetischer Natur. Sorry, aber meine Zeit ist mir zu schade, um mich mit durchgeknallten Thesen (das Christentum wurde um 150 erfunden, samt Paulus und Jesus) herumzuschlagen. Und dann die saubere Arbeit von Schnelle, der konkret einen historischen Fixpunkt bestimmt, mit außerbiblischen Quellen belegt und glaubhaft macht. Aber wer liest schon seine Einleitung ins NT, die eben staubtrocken ist? Liest du so etwas, Marcellinus? Den Zenger, den Schnelle? Wie kommst du also dazu, ihnen dogmatische Scheuklappen zu unterstellen? Weißt du eigentlich, wie knochentrocken Exegese sein kann, wenn Volker nicht seine Wildwestgeschichten zum Besten gibt? Die neuesten Erkenntnisse? Mich erinnert das nur an den Unterschied zwischen meiner persönlichen Tageszeitung und der Bildzeitung. Die Letztere mag besser zu lesen sein, seriöser aber ist die Süddeutsche: Und das unterscheidet Exegeten von Volker, nicht das was man unterstellt: Dass die Exegeten voreingenommen wären, der atheistische Schreiber dagegen nicht. 3 Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
teilzeithippie Geschrieben 27. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 27. Dezember 2012 Ich habe behauptet und belegt, dass Wissenschaften verschieden arbeiten. Theologie besteht aus verschiedenen Teilgebieten, deren Arbeitsweise unterschiedlich ist. Die Arbeitsweise eines Kirchenhistorikers unterscheidet sich etwa nicht von der eines normalen Historikers (und, nein, er ist auch nicht an Dogmen gebunden; die gibt es in der Kirchengeschichte so gut wie nicht); die eines Exegeten entspricht weitgehend der eines Altphilologen: Texte werden verglichen, Wörter auf ihre Bedeutung untersucht, anhand von bestimmtem Sprachgebrauch oder Zitaten (auch indirekten) wird literarische Abhängigkeit festgestellt oder eben nicht. In der Dogmatik oder auch der Moraltheologie gilt die Parallele, die ich zur Rechtswissenschaft gezogen habe, am meisten: Dogmen sind - wie die Artikel 1-20 des Grundgesetzes im deutschen Recht - unumstößlich; sonstige Lehraussagen sind bei Argumentationen zu berücksichtigen, ohne dass der Wissenschaftler sie in allen Einzelheiten gutheißen muss. Wenn die Arbeit eines Exegeten weitgehend der Arbeit eines Altphilologen entspricht und der eines Kirchenhistorikers dem eines Historikers (dem ich zustimme), frage ich mich, was der genaue wissenschaftliche Mehrwert der Theologie (bzw dieser Teilbereiche) zur Philologie, Geschichts- und Religionswissenschaft ist? Oder anders gefragt: Wenn man die Historizität der Bibel erforschen möchte, warum tut man das im Namen der Theologie und nicht der Geschichtswissenschaft? Wo liegt der feine Unterschied im wissenschaftlichen Anspruch? Liegt er darin, dass man zu dem Schluss kommt, dass zB die Evangelisten die Umstände der Geburt Jesu nicht gefälscht, sondern geschönt (mit guter Absicht) haben? Ist es einzig die Wortwahl? Was die Dogmatik angeht... Unumstößlichkeit der Art. 1-20 des Grundgesetzes heißt ja nur, dass diese aus gutem Grund nicht einfach durch den Gesetzgeber außer Kraft gesetzt werden können. Dass sie immer und ewig auf diese Weise stehen werden und sozusagen eine universelle ewige Gültigkeit haben, heißt es nicht. U.a. Art.1 "Die Würde des Menschen ist unantastbar" wird kontrovers diskutiert und ich kann mir gut vorstellen, dass die eine oder andere Formulierung angepasst wird. Auch die Präambel "...vor Gott..." sieht mancher als nicht mehr zeitgemäß. Wie ist das nun in der christlichen Dogmatik? Wenn einem nun jeder vergangene Kirchenhistoriker oder Exeget erklärt, dass Maria keine Jungfrau war, was hat man für eine Aufgabe? Den Begriff Jungfräulichkeit so zu vergeistigen, damit das Dogma bleiben kann? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 27. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 27. Dezember 2012 Und ich finde es, ehrlich gesagt, nur borniert, Theologen zu unterstellen, sie hätten eine dogmatische Zensurschere im Kopf. Dieser Tage wieder theologische Werke zum Geschenk bekommen, exegetischer Natur. Sorry, aber meine Zeit ist mir zu schade, um mich mit durchgeknallten Thesen (das Christentum wurde um 150 erfunden, samt Paulus und Jesus) herumzuschlagen. Und dann die saubere Arbeit von Schnelle, der konkret einen historischen Fixpunkt bestimmt, mit außerbiblischen Quellen belegt und glaubhaft macht. Aber wer liest schon seine Einleitung ins NT, die eben staubtrocken ist? Liest du so etwas, Marcellinus? Den Zenger, den Schnelle? Wie kommst du also dazu, ihnen dogmatische Scheuklappen zu unterstellen? Weißt du eigentlich, wie knochentrocken Exegese sein kann, wenn Volker nicht seine Wildwestgeschichten zum Besten gibt? Nein, ich lese so etwas nicht. Warum auch? Der entscheidende Punkt ist ... Theologie zB ist also nicht deshalb keine Wissenschaft, weil ihre Vertreter "unwissenschaftlich" arbeiten, sondern weil ihr Gegenstand, "Gott", weder begrifflich noch empirisch zu fassen ist... Ich unterstelle Theologen nichts, und dir auch nicht. Ich teile nur ihren und deinen Glauben nicht. Und der ist die Grundlage dieser Theologie. Ich weiß nicht, ob sie ideologische Scheuklappen haben, oder ob sie freiwillig ihrer Konfession folgen. Ich weiß nur, daß sie ihren Job los sind, wenn ihre Kirche das so anordnet. Solche Leute tun mir einfach nur leid. Du und andere mögen mit Religion ihre Zeit verbringen. Das mag dir und ihnen bedeutsam sein oder auch nicht. Nur das macht daraus noch keine Wissenschaft, weil ihnen und dir der objektive Gegenstand fehlt. Götter, die es gibt, gibt es nicht. Du erinnerst dich? Das ist mein Punkt. Mich interessiert diese Welt, nicht Fantasievorstellungen, so wichtig sie anderen auch sein mögen. Daher mein Beharren auf der Unterscheidung zwischen Glauben und Wissen. Wenn wir uns darauf einigen können, ist der Rest nicht mehr mein Problem. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
phyllis Geschrieben 27. Dezember 2012 Autor Melden Share Geschrieben 27. Dezember 2012 jeder verhaltensbiologe ist gefordert, seine beobachtungen durch experimente zu belegen, und nicht durch schwurbeleien, aka emperische erkenntnisse. disziplinen wie soziobiologie kommen dieser anforderung auch nach.Verhaltensbiologie beruht meist auf Beobachtungen und weniger auf Experimenten.das geht zwar schrecklich OT, aber ich kann es nicht auf mir sitzen lassen: aus einer beobachtung lässt sich eine these formulieren, aber diese ist zu ihrer weiteren erhärtung, nutzbarmachung und verwendung mit ws methoden zu testen und zu belegen. zb: krähen an kanadas westküste fangen schalentiere, fliegen dann in die höhe und lassen sie fallen, um die schale zu brechen und das innere fressen zu können. meist braucht es mindestens zwei anläufe, dh. fangen, fliegen, fallen lassen, wiederfinden, auflesen, wieder fliegen, wieder fallen lassen, bis die schale kaputt ist. jeder depp kann sich einen tag lang an die küste setzen und das beobachten. wenn es aber zb darum geht den küstenstrich unter naturschutz zu stellen muss man schon etwas mehr als beobachtungen anliefern. zb eine these welche die intelligenz der krähen plausibilisiert und begründet. dazu hat ein verhaltensbiologe erstmal selbst schalentiere verschiedener grösse eingesammelt und sie aus verschiedenen höhen fallen lassen und daraus das optimale verhältnis energieleistung (benötigt durch den aufwärtsflug) zu den gewonnen kalorien (gewonnen durchs fressen der beute) berechnet. und siehe da. krähen – obwohl nicht davon auszugehen ist dass sie es ausrechnen können- taten das sehr nahe am optimum. später offerierte man ihnen ein schalentier-buffet - von mini-bissen bis ganz grossen. sie taten immer das „ökonomischste“. aber durch beobachtung alleine wäre man nie darauf gekommen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
MartinO Geschrieben 27. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 27. Dezember 2012 Wenn die Arbeit eines Exegeten weitgehend der Arbeit eines Altphilologen entspricht und der eines Kirchenhistorikers dem eines Historikers (dem ich zustimme), frage ich mich, was der genaue wissenschaftliche Mehrwert der Theologie (bzw dieser Teilbereiche) zur Philologie, Geschichts- und Religionswissenschaft ist? Der Unterschied zwischen einem Exegeten und einem Altphilologen ist nicht die Methode, sondern der Gegenstand seiner Forschung. Tatsächlich könnte sich auch ein Altphilologe im Rahmen eines Projekts enger mit einer Schrift des Neuen Testaments oder ein Historiker mit Entwicklungen innerhalb der Kirche beschäftigen. Was die Dogmatik angeht... Unumstößlichkeit der Art. 1-20 des Grundgesetzes heißt ja nur, dass diese aus gutem Grund nicht einfach durch den Gesetzgeber außer Kraft gesetzt werden können. Dass sie immer und ewig auf diese Weise stehen werden und sozusagen eine universelle ewige Gültigkeit haben, heißt es nicht. U.a. Art.1 "Die Würde des Menschen ist unantastbar" wird kontrovers diskutiert und ich kann mir gut vorstellen, dass die eine oder andere Formulierung angepasst wird. Auch die Präambel "...vor Gott..." sieht mancher als nicht mehr zeitgemäß. Wie ist das nun in der christlichen Dogmatik? Wenn einem nun jeder vergangene Kirchenhistoriker oder Exeget erklärt, dass Maria keine Jungfrau war, was hat man für eine Aufgabe? Den Begriff Jungfräulichkeit so zu vergeistigen, damit das Dogma bleiben kann? Die Artikel 1 und 20 sowie 79, Absatz 3 dürfen überhaupt nicht geändert werden, die Artikel 2 bis 19 nur in ihrem Wortlaut, nicht aber in ihrem Sinn. Somit ist eine juristische Diskussion über Abstufungen in der Menschenwürde in Deutschland nur eingeschränkt möglich. Das ist auch meiner Meinung nach aus gutem Grund so, doch widerspricht es dem Prinzip der Ergebnisoffenheit. Vielleicht hast du auch die Debatte um die Änderung des Artikel 16 GG (Asylrecht) im Jahr 1993 mitbekommen. Von Kritikern wurde und wird behauptet, damit sei das Asylrecht faktisch abgeschafft worden. Tatsächlich beginnt der Artikel aber nach wie vor mit "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht", was auch nicht einfach gestrichen werden darf. Kann man hier davon sprechen, dass der Artikel noch gilt oder nicht? Was die Jungfrauengeburt betrifft: Ein Exeget (des Alten Testaments) wird erklären, dass der Begriff bei Jesaja nicht notwendigerweise "Jungfrau" heißen muss (was auch nie dogmatisiert war); einer des Neuen Testaments wird erklären, dass nur in den Kindheitserzählungen bei Matthäus und Lukas von einer Jungfrauengeburt die Rede ist. Markus, Johannes und auch Paulus in seinen Briefen interessieren sich nicht dafür. Deshalb ist allerdings die Jungfrauengeburt nicht auszuschließen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Volker Geschrieben 27. Dezember 2012 Melden Share Geschrieben 27. Dezember 2012 Und ich finde es, ehrlich gesagt, nur borniert, Theologen zu unterstellen, sie hätten eine dogmatische Zensurschere im Kopf. Wenn wir von Theologen reden, die einen Lehrstuhl für katholische oder evangelische Theologie in Deutschland haben, dann ist es eher borniert, nicht davon auszugehen, sie hätten eine Zensurschere im Kopf. Weil sie - Beispiele gibt es genug - ganz genau wissen, dass ihre Karriere beendet ist, sobald sie Erkenntnisse oder Auslegungen gegen grundlegende Dogmen anführen. Eigentlich ist das sogar sehr borniert. Wie wir wissen, reicht es bereits aus, in aller Öffentlichkeit die Jungrfauengeburt in Frage zu stellen (Uta Ranke-Heinemann), oder die Frage zu stellen, ob der Papst wirklich unfehlbar ist (Küng). Das ist in etwa so, als würde man behaupten, dass sich die Anzahl der Diebstähle nicht deswegen senken lässt, weil man Diebstahl bestraft, und dass sich auch ohne diese Strafe alle Menschen gleich verhalten würden. Das gilt auch für Professoren. Und besonders gilt dies auch für katholische Theologen, von denen einige noch den Antimoderisteneid geschworen haben. Es ist ziemlich naiv, anzunehmen, dass völlig unbelastet von diesem Eid geforscht wurde. Und die katholische Forschung des 20. Jahrhunderts basiert wesentlich auf Theologen, die geschworen haben, bestimmte Auffassungen niemals zu vertreten. Bei denen ist es nicht einfach nur borniert, anzunehmen, es fände keine Zensur in ihrem Kopf statt, sondern ausgesprochen dumm. Es hieße, zu behaupten, dass sie diesen Schwur komplett ignorieren würden. Das gilt nicht in gleichem Maße für die evangelische Theologie. Obwohl wir auch dort Theologen finden, die ihre Lehrbefugnis verloren haben. Früher einmal war die deutsche Theologie radikal und führend. Der Antimodernisteneid diente dazu, genau das zu unterbinden - erfolgreich. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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