Milo Geschrieben 10. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 10. Januar 2013 Hallo, wir haben mitte letzten Jahres Bonhoeffer im Unterricht durchgenommen. Ich muss zugeben, dass ich mit B. nicht viel anfangen konnte. Ich bin mir fast sicher, dass seine Überlegungen zum religionslosen Christentum irgendwo Schwächen / Lücken bietet, komme aber selbst einfach nicht darauf. Im Unterriccht wurde dies leider nicht weiter diskutiert und meine Netztrecherchen verliefen im Sand, auch die Bib gab irgendwie nichts her. Stellenweise habe ich den Eindruck bekommen, das sich niemand traut seine Überlegungen zu kritisieren. Mich würde also interresieren ob ihr Schwächen in seinen Argumentationen / Überlegungen seht. Villeicht kann mir ja auch jemand eine Quelle nennen. Danke im voraus Milo Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gast Claudia Geschrieben 10. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 10. Januar 2013 Warum stellst Du seine Thesen nicht hier (oder in der Arena) zur Diskussion und läßt die Forumsteilnehmer brainstormen... ? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 10. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 10. Januar 2013 Warum stellst Du seine Thesen nicht hier (oder in der Arena) zur Diskussion und läßt die Forumsteilnehmer brainstormen... ? Was soll das bringen? Bonhoeffer selbst konnte die These nicht ausformulieren. Außerdem ist es ein innerchristliches Thema. Was Außenstehende dazu beitragen könnten, erschließt sich mir nicht. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gast Claudia Geschrieben 10. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 10. Januar 2013 Warum stellst Du seine Thesen nicht hier (oder in der Arena) zur Diskussion und läßt die Forumsteilnehmer brainstormen... ? Was soll das bringen? Bonhoeffer selbst konnte die These nicht ausformulieren. Außerdem ist es ein innerchristliches Thema. Was Außenstehende dazu beitragen könnten, erschließt sich mir nicht. Ich glaube, daß sowohl Christen als auch Nichtchristen hier im Forum ganz gut sind im Schwächen-Aufdecken. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 10. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 10. Januar 2013 Hallo, wir haben mitte letzten Jahres Bonhoeffer im Unterricht durchgenommen. Ich muss zugeben, dass ich mit B. nicht viel anfangen konnte. Ich bin mir fast sicher, dass seine Überlegungen zum religionslosen Christentum irgendwo Schwächen / Lücken bietet, komme aber selbst einfach nicht darauf. Im Unterriccht wurde dies leider nicht weiter diskutiert und meine Netztrecherchen verliefen im Sand, auch die Bib gab irgendwie nichts her. Stellenweise habe ich den Eindruck bekommen, das sich niemand traut seine Überlegungen zu kritisieren. Mich würde also interresieren ob ihr Schwächen in seinen Argumentationen / Überlegungen seht. Villeicht kann mir ja auch jemand eine Quelle nennen. Danke im voraus Milo Das war mir bisher unbekannt, weil mich evangelische Theologen von Haus aus nicht sonderlich interessieren. Ein Blick in Härle/Wagner: Theologenlexikon (mit weiterführenden Quellen) klärt jedoch auf. Bonhoeffer war letztlich auch von der Haltung der bekennenden KIrche enttäuscht und postulierte darauf ein von religiösen und metaphysischen Ausdrucksformen gelöstes Christentum. Es wäre wohl eine rein weltliche Heilslehre mutmaßlich ähnlich derjenigen des marxistischen Flügels der Befreiuungstheologie übrig geblieben. Genaues weiß man nicht, weil B. das nicht ausgearbeitet hat. Deshalb kann man es auch nicht wirklich kritisieren. Der Eindruck, den du hast, wird dort so ausgedrückt: " Seine große Wirkung ist nicht aus seinem wiss. Werk allein erklärbar, sondern nur aus dem Zusammenhang von Theol. und Lebensgeschichte." - Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
DonGato Geschrieben 10. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 10. Januar 2013 Das war mir bisher unbekannt, weil mich evangelische Theologen von Haus aus nicht sonderlich interessieren. Ein Blick in Härle/Wagner: Theologenlexikon (mit weiterführenden Quellen) klärt jedoch auf. Bonhoeffer war letztlich auch von der Haltung der bekennenden KIrche enttäuscht und postulierte darauf ein von religiösen und metaphysischen Ausdrucksformen gelöstes Christentum. Es wäre wohl eine rein weltliche Heilslehre mutmaßlich ähnlich derjenigen des marxistischen Flügels der Befreiuungstheologie übrig geblieben. Genaues weiß man nicht, weil B. das nicht ausgearbeitet hat. Deshalb kann man es auch nicht wirklich kritisieren. Der Eindruck, den du hast, wird dort so ausgedrückt: " Seine große Wirkung ist nicht aus seinem wiss. Werk allein erklärbar, sondern nur aus dem Zusammenhang von Theol. und Lebensgeschichte." - Dieser Einschaetzung kann ich nicht ganz folgen. In der Gott-ist-Tod-Theologie wurde teilweise die Idee von Bonhoeffer weiter gefuehrt und dieses endete meienes Wissens nach nicht bei einer marxistisch-befreiungstheologischen Heilslehre. Ausserdem ist ein Standardvorwurf an das religionslose Christentum der Eurozentrismus. Genau dieser Punkt triff auf die Befreiungstheologie nicht zu. DonGato. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
DonGato Geschrieben 10. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 10. Januar 2013 Warum stellst Du seine Thesen nicht hier (oder in der Arena) zur Diskussion und läßt die Forumsteilnehmer brainstormen... ? Was soll das bringen? Bonhoeffer selbst konnte die These nicht ausformulieren. Außerdem ist es ein innerchristliches Thema. Was Außenstehende dazu beitragen könnten, erschließt sich mir nicht. Ich glaube, daß sowohl Christen als auch Nichtchristen hier im Forum ganz gut sind im Schwächen-Aufdecken. Waere vielleicht besser, erstmal die Staerken des Konzeptes zu finden. DonGato. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 10. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 10. Januar 2013 Warum stellst Du seine Thesen nicht hier (oder in der Arena) zur Diskussion und läßt die Forumsteilnehmer brainstormen... ? Was soll das bringen? Bonhoeffer selbst konnte die These nicht ausformulieren. Außerdem ist es ein innerchristliches Thema. Was Außenstehende dazu beitragen könnten, erschließt sich mir nicht. Ich glaube, daß sowohl Christen als auch Nichtchristen hier im Forum ganz gut sind im Schwächen-Aufdecken. Waere vielleicht besser, erstmal die Staerken des Konzeptes zu finden. Wäre vielleicht besser, erst einmal zu überlegen, welches Interesse Ungläubige an einem solchen Konzept haben könnten. Wie gesagt, ich halte das für eine innerreligiöse Diskussion, wenn überhaupt. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
DonGato Geschrieben 10. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 10. Januar 2013 (bearbeitet) Wäre vielleicht besser, erst einmal zu überlegen, welches Interesse Ungläubige an einem solchen Konzept haben könnten. Wie gesagt, ich halte das für eine innerreligiöse Diskussion, wenn überhaupt. Ausgepraegte Diesseitsorientierung, Betonung des hier-und-jetzt-schon Aspektes und Gott-ist-Tod. Das sind Punkte, die fuer eine Nicht-an-Gott-Glaubenden die Sache interessant gestallten koennten. DonGato. bearbeitet 10. Januar 2013 von DonGato Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 10. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 10. Januar 2013 n der Gott-ist-Tod-Theologie wurde teilweise die Idee von Bonhoeffer weiter gefuehrt Dann erzähl mal Näheres dazu. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
DonGato Geschrieben 10. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 10. Januar 2013 (bearbeitet) n der Gott-ist-Tod-Theologie wurde teilweise die Idee von Bonhoeffer weiter gefuehrt Dann erzähl mal Näheres dazu. Wie man aus dem Namen erschliessen kann, beinhaltet Gott-ist-tot-Theologie den Gedanken, dass ein toter Gott nicht erloesen kann. Dem gesamten Kreuz Christi kommt keine Heilbedeutung mehr zu. Es ist eine Abkehr von den metaphysischen Elementen des Christentum. Irgendwie gab es dann noch so etwas wie "atheistisch an Gott zu glauben" - aber das habe ich nie verstanden, wie das gemeint ist. Leider ist meine mit fast unendlicher Geduld beim Erklaeren gesegnete und staendig zu antworte bereite Hauptquelle fuer solche Wissen fuer immer versiegt und ich habe zur Zeit kein persoenliches Interesse, mich selbstaendig in das Thema Absage- und Protestbewegungen im Christentum des 20. Jhrd. einzuarbeiten und Du wirst diese Frage anderen stellen muessen. DonGato. bearbeitet 10. Januar 2013 von DonGato Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
josef Geschrieben 11. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 11. Januar 2013 (bearbeitet) Lieber Milo, wir haben mitte letzten Jahres Bonhoeffer im Unterricht durchgenommen. ... Ich bin mir fast sicher, dass seine Überlegungen zum religionslosen Christentum irgendwo Schwächen / Lücken bietet, komme aber selbst einfach nicht darauf. Im Unterricht wurde dies leider nicht weiter diskutiert und meine Netztrecherchen verliefen im Sand, auch die Bib gab irgendwie nichts her. Stellenweise habe ich den Eindruck bekommen, das sich niemand traut seine Überlegungen zu kritisieren. Mich würde also interresieren ob ihr Schwächen in seinen Argumentationen / Überlegungen seht. Villeicht kann mir ja auch jemand eine Quelle nennen. Also, nach dem Artikel in Wikipedia über Bonhoeffer --> Theologie zu urteilen, stimmt Dein Eindruck nicht. Allerdings sind die Aussagen von Theologen selten so widerspruchsfrei abgefasst daß man ihre Abhandlungen eindeutig verstehen kann. Gruß josef bearbeitet 11. Januar 2013 von josef Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
josef Geschrieben 11. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 11. Januar 2013 Lieber Don Gato, ,,, Wie man aus dem Namen erschliessen kann, beinhaltet Gott-ist-tot-Theologie den Gedanken, dass ein toter Gott nicht erloesen kann. Dem gesamten Kreuz Christi kommt keine Heilbedeutung mehr zu. Es ist eine Abkehr von den metaphysischen Elementen des Christentum. Irgendwie gab es dann noch so etwas wie "atheistisch an Gott zu glauben" - aber das habe ich nie verstanden, wie das gemeint ist. Da hast Du was falsch verstanden. Für diese GOTTferne Welt ist GOTT tot - so wie der GOTTferne Mensch für GOTT tot ist. Was aber GOTT den VATER, nicht hindert SEINEM toten Kind, dem Menschen nachzugehen um ihm zur Wiederauferstehung zu verhelfen. Lukas 15,24 .24 Denn dieser MEIN Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein. Gruß josef Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Peter 1 Geschrieben 12. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 12. Januar 2013 Milo schreibt am 10 Januar 2013 - 17:55 Hallo, wir haben mitte letzten Jahres Bonhoeffer im Unterricht durchgenommen. Ich muss zugeben, dass ich mit B. nicht viel anfangen konnte. Ich bin mir fast sicher, dass seine Überlegungen zum religionslosen Christentum irgendwo Schwächen / Lücken bietet, komme aber selbst einfach nicht darauf. Im Unterriccht wurde dies leider nicht weiter diskutiert und meine Netztrecherchen verliefen im Sand, auch die Bib gab irgendwie nichts her. Stellenweise habe ich den Eindruck bekommen, das sich niemand traut seine Überlegungen zu kritisieren. Hallo Milo, Mit Bonhoeffer werden sich nicht viele auseinandersetzen wollen, weil er ihre Religiosität gefährdet, so wird er auch nicht gross kritisiert, denn das auch wäre schon problematisch für den Kritiker. Bonhoeffer war ein Evangelischer mit dem Mut sich gegen Hitler zustellen, und er war sehr entäuscht über die damalige "bekennende Kirche" die auch Hitler zujubelte ( wie wohl auch die grosse Mehrheit der Deutschen). Die In-Frage-Stellung seiner Ideen sehe ich nur im praktischen Aspekt , ob sie mein Gottvertrauen schwächen würden. Und sie würden es auch etwas, das ist keine Frage, jedoch das ist ist nicht die Hauptsache den das Problem in der Religion an sich ist das Menschenvertrauen das du brauchst. Etwas weniger Religiös sein wenn man dafür näher an Gott sein kann sehe ich als grossen Gewinn. Wieviel Religion braucht ein Menschen um Gott zu vertrauen, und welches Mass an Religion pervertiert oder zerstört das Gottvertrauen ? Das sehe ich als die wichtige Thematik an. Vorschlag: Lies doch mal " Die Hütte" / " the shack", da wird versucht Gott neu zu erzählen. Einerseits ist es grossartig, trotzdem mir geht es manchmal gegen meinen religiösen Strich, viele lehnen das Buch aber aus doktrinären Gründen als "unchristlich" ab. Ich denke aber als Christ wird man immer unter einer Spannung stehen, denn Gott ist spannend. Gruss Peter Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Aleachim Geschrieben 13. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 13. Januar 2013 Hallo Milo, ich bin vor etwas mehr als einem Jahr auf Bonhoeffer gestoßen und muss sagen, mir ging es ganz anders als dir. Ich hörte damals bei einem Vortrag seinen Lebenslauf und einige Zitate aus seinen Briefen mit Erklärung und kurzer Diskussion. Das Thema war zwar nicht direkt das religionslose Christentum, sondern es lautete in etwa: „Vor und mit Gott leben wir ohne Gott“, aber das Wenige, was ich da hört, sprach mich total an. Ich kaufte mir dann auch das Buch, „Widerstand und Ergebung“ in dem seine Briefe zusammengefasst sind. Ich weiß nicht genau, ob und wie stark Bonhoeffers Theologie kritisiert wird, denke aber auch, wie andere hier im Thread schon sagten, dass viele seiner Gedanken und Ideen nicht „fertig“ geworden sind. Man kann nur vermuten, wie er manches eigentlich genau gemeint hat. Die Frage ist doch, was meint Bonhoeffer eigentlich genau mit „religionslosem Christentum“? Interessant für die Diskussion wäre sicherlich an dieser Stelle, was du denkst, was er damit meint? Ich versuch mal ganz kurz zu erklären, was ich ungefähr denke, was er damit gemeint haben könnte. Er schreibt zum einen, dass ihm frommes Gerede und Getue zuwider ist. Ich denke also, er meint ein Christentum ohne solche Dinge. Ich denke allerdings inzwischen auch, dass man da schon differenzieren muss. Ich konnte bis vor kurzem, mit der Bibel, mit religiöser Sprache, mit Ritualen etc. nicht mehr allzuviel anfangen. Und man könnte Bonhoeffer so verstehen, dass er in seinem religionslosen Christentum das alles am besten weglassen würde. Für mich haben mittlerweile die religiöse Sprache und die Rituale wieder an Bedeutung gewonnen, aber ohne dass ich der äußeren Form dabei eine allzu große Rolle beimesse, obwohl sie für mich sehr wichtig ist. Wenn man Bonhoeffers Idee des religionslosen Christentums im Gesamtkontext liest, könnte ich mir vorstellen, dass er das Zementieren einer bestimmten äußeren Form kritisiert und nicht die Form an sich. Etwas anderes, das m. E. bei Bonhoeffer auch durchscheint, ist das, was die Atheisten hier im Forum gar nicht gerne mögen: Der Gedanke, dass auch jemand, der explizit nicht an Gott, nicht an Jesus glaubt, in gleicher Weise ein „gutes“ Leben führen kann (oder besser), wie ein Christ. Und es deshalb gar nicht so entscheidend ist, wozu man sich bekennt. Atheisten fühlen sich dadurch aber meist als „anonyme Christen“ vereinnahmt. Bonhoeffer spricht davon, dass die Welt dabei ist, mündig zu werden, und deshalb keine Religion mehr braucht. Ich denke, das ist nicht ganz falsch. Offensichtlich brauchen immer weniger Menschen Religion. Vielleicht schießt er da aber auch ein wenig übers Ziel hinaus. (Kommt wieder drauf an, wie er es genau gemeint hat.) Ich denke nämlich, dass auch (oder gerade) heutzutage sehr vielen Menschen Religion (zumindest so wie ich sie erfahre und erlebe) unglaublich gut tun würde. Nur kennen sie sie leider nicht (so) und kämen nie auf die Idee, sie kennenlernen zu wollen. Dabei schließe ich explizit die allermeisten hier im Forum schreibenden Atheisten aus. (Ihr dürft mich auch Feigling nennen.) Gruß Michaela Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Marcellinus Geschrieben 13. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 13. Januar 2013 Etwas anderes, das m. E. bei Bonhoeffer auch durchscheint, ist das, was die Atheisten hier im Forum gar nicht gerne mögen: Der Gedanke, dass auch jemand, der explizit nicht an Gott, nicht an Jesus glaubt, in gleicher Weise ein „gutes" Leben führen kann (oder besser), wie ein Christ. Und es deshalb gar nicht so entscheidend ist, wozu man sich bekennt. Atheisten fühlen sich dadurch aber meist als „anonyme Christen" vereinnahmt. Ich denke, das ist ein Mißverständnis. Menschen können ein gutes oder schlechtes Leben führen, ob Gläubig oder nicht. Damit vereinnahmt man noch niemanden. Bonhoeffer spricht davon, dass die Welt dabei ist, mündig zu werden, und deshalb keine Religion mehr braucht. Ich denke, das ist nicht ganz falsch. Offensichtlich brauchen immer weniger Menschen Religion. Vielleicht schießt er da aber auch ein wenig übers Ziel hinaus. (Kommt wieder drauf an, wie er es genau gemeint hat.) Ich denke nämlich, dass auch (oder gerade) heutzutage sehr vielen Menschen Religion (zumindest so wie ich sie erfahre und erlebe) unglaublich gut tun würde. Nur kennen sie sie leider nicht (so) und kämen nie auf die Idee, sie kennenlernen zu wollen. Dabei schließe ich explizit die allermeisten hier im Forum schreibenden Atheisten aus. (Ihr dürft mich auch Feigling nennen.) Ja, offenbar gibt es immer mehr Menschen, die Religion nicht brauchen. Das ist aber auch nichts Ungewöhnliches. "Religion" ist ja nichts Festes. Vielmehr wird es heute als Sammelbegriff für ganz unterschiedliche Weltanschauungen verwendet. Jede Zeit hat immer ihre eigenen Weltanschauungen gehabt, die mehr oder weniger zu ihr gepaßt haben. Wir leben heute in gesellschaftlichen Verhältnissen, die durch besonders viele Veränderungen geprägt sind. Da ist es nur natürlich, daß die weltanschaulichen Vorstellungen vergangener Jahrhunderte nicht mehr passen. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
josef Geschrieben 14. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 14. Januar 2013 Liebe Michaela, ... Bonhoeffer spricht davon, dass die Welt dabei ist, mündig zu werden, und deshalb keine Religion mehr braucht. Ich denke, das ist nicht ganz falsch. Offensichtlich brauchen immer weniger Menschen Religion... Was für ein gewaltiger Irrtum. Der moderne Mensch mündig? Dem Zeitgeist geht er auf den Leim und lässt sich, bar jeder Vernunft, gedankenlos belügen und betrügen. Noch nie haben sich die Menschen derart unvorsichtig für dumm verkaufen lassen wie heute. Gruß josef Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Geist Geschrieben 14. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 14. Januar 2013 (bearbeitet) Ich kann mich nur wundern wieviel hier Menschen von einer Bonhoefferthese wissen, die an sich völlig im Vagen geblieben ist. Ich halte das für Kaffesudleserei, zumal Bohhoeffers Ansatz überhaupt nur aus seinen schrecklichen Hafterlebnissen und den fürchterlichen Zeitumständen erklärbar ist. bearbeitet 14. Januar 2013 von Der Geist Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
DonGato Geschrieben 14. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 14. Januar 2013 (...) Bonhoeffer spricht davon, dass die Welt dabei ist, mündig zu werden, und deshalb keine Religion mehr braucht. Ich denke, das ist nicht ganz falsch. Offensichtlich brauchen immer weniger Menschen Religion. Vielleicht schießt er da aber auch ein wenig übers Ziel hinaus. (Kommt wieder drauf an, wie er es genau gemeint hat.) (...) Natuerlich ist es die Frage, was Bonhoeffer gemeint haben will und ob die Weiterfuehrungen seiner Idee wirklich in seinem Geiste sind. Erstmal stellt sich die Frage, ob er mit religionslos wirklich gottlos gemeint hat. Das bereist erwaehnte "atheistisch an Gott zu glauben" widerspricht dem, wie auch immer das gemeint wird. Der Ansatz - die Terminologie des Christentum wird heute nicht mehr verstanden und das Christentum liefert keine Antworten auf die Daseinsprobleme des taeglichen Lebens mehr - ist schon vielversprechend. Wer versteht heute noch diese "Transzendenz Gottes"? Wie auch gerade eine andere Diskussion hier zeigte, wird "Gehorsam" heute eher als negativ besetzter Begriff verstanden. Die Antwort einer versprochenen besseren Existenz in einem rein hypothetischen Jenseits auf die Frage, wie sinnvoll es ist, einem vor 2000 Jahren gestorbenen Menschen nachzufolgen, ueberzeugt heute auch immer weniger. So weit so richtig. Ob jedoch eine verstaerke Diesseitsorientierung und eine Terminologieaenderung wirklich es schafft, den ideologischen Nebel in Christentum zu lichten, erschliesst sich mir nicht. Vielleicht ist Bonhoeffers Idee aber auch der Versuch, den Prozess einzuleiten, der schon von Kierkegaard vorhergesagt wurde: Die Christenheit hat, ohne es recht selber zu merken, das Christentum abgeschafft; daraus ergibt sich, dass, wenn etwas geschehen soll, versucht werden muss, das Christentum wieder in die Christenheit einzufuehren. A mi modo de ver DonGato. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
DonGato Geschrieben 14. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 14. Januar 2013 Ich kann mich nur wundern wieviel hier Menschen von einer Bonhoefferthese wissen, die an sich völlig im Vagen geblieben ist. Ich halte das für Kaffesudleserei, zumal Bohhoeffers Ansatz überhaupt nur aus seinen schrecklichen Hafterlebnissen und den fürchterlichen Zeitumständen erklärbar ist. Hat Dorothee Soelle Bonhoeffer voellig falsch verstanden? DonGato. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Shubashi Geschrieben 14. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 14. Januar 2013 Ich gehöre auch zu den Unwissenden, die von diesem Aspekt Bonhoeffers bisher nichts gehört haben; es scheint aber so zu sein, dass selbst diese vagen Gedanken in Briefen aus dem Gefängnis viele Menschen inspiriert haben - weil Bonhoeffer durch sein Zeugnis Menschen inspiriert hat: http://de.wikipedia.org/wiki/Religionsloses_Christentum Ich denke, hier haben wir die Idee eines Christentums, das notfalls auf alles verzichtet, sogar sich selbst, weil es sich ganz und gar -existenziell- in der größten Gefahr, Gemeinheit und Bosheit von Gott gehalten weiss. Wer so gefangen ist, erkennt seine Brüder und Schwestern unter denen, die der Bosheit und Gemeinheit widersagen und so auch Zeugen Christi werden. Das ist nicht als Vereinnahmung gemeint, sondern in dem Sinne der Solidarität, dass vor allem der Bosheit und dem Hass widerstanden werden muss - und da eben die Motive zweitrangig sind. Ich denke also, Bonhoeffer fasziniert hier durch die Lauterkeit seiner Motive und der "mystischen Erfahrung Gottes in historischer Unmenschlichkeit", wie der Wikipedia-Text schreibt. In Gott selbst löst sich alles auf, selbst "Christentum", es bleibt der scharfe, lebendige Impuls des Glaubens - und Auferstehung wird zur menschlichen Realität. Ich denke mal, dass Bonhoeffer über ein Christentum nachgedacht hat, dass diese Motivation und Erfahrung auch ohne eine spezielle äussere Form in der Welt nach der Überwindung der Nazis hätte weitertragen können. Der einzelne Christ wird so zur Botschaft, weniger das "drumherum". Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Geist Geschrieben 14. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 14. Januar 2013 Ich kann mich nur wundern wieviel hier Menschen von einer Bonhoefferthese wissen, die an sich völlig im Vagen geblieben ist. Ich halte das für Kaffesudleserei, zumal Bohhoeffers Ansatz überhaupt nur aus seinen schrecklichen Hafterlebnissen und den fürchterlichen Zeitumständen erklärbar ist. Hat Dorothee Soelle Bonhoeffer voellig falsch verstanden? DonGato. Schwierig festzustellen, weil beide nicht mehr am Leben sind...Im Prinzip gibt es nicht viel misszuverstehen, da die bar Gedanken Bonhoeffers zu diesem Thema ziemlich wenig Fleisch auf den Rippen haben. Da ich zudem nicht die Gabe der Hellsichtigekit habe, weiß ich auch nicht worauf Du Dich beziehst...also Butter bei die Fisch. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
DonGato Geschrieben 14. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 14. Januar 2013 Schwierig festzustellen, weil beide nicht mehr am Leben sind...Im Prinzip gibt es nicht viel misszuverstehen, da die bar Gedanken Bonhoeffers zu diesem Thema ziemlich wenig Fleisch auf den Rippen haben. Da ich zudem nicht die Gabe der Hellsichtigekit habe, weiß ich auch nicht worauf Du Dich beziehst...also Butter bei die Fisch. "Atheistisch an Gott glauben" ist der Titel eines Buches von Dorothee Soelle, dass ich sogar mal teilweise gelesen aber in Ganzen nicht verstanden habe. Soelle geht dort viel auf die Idee Bonhoeffers ein. Meine Frage ist einfach: Ist das Buch von Soelle Schwachsinn? DonGato. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Der Geist Geschrieben 15. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 15. Januar 2013 Schwierig festzustellen, weil beide nicht mehr am Leben sind...Im Prinzip gibt es nicht viel misszuverstehen, da die bar Gedanken Bonhoeffers zu diesem Thema ziemlich wenig Fleisch auf den Rippen haben. Da ich zudem nicht die Gabe der Hellsichtigekit habe, weiß ich auch nicht worauf Du Dich beziehst...also Butter bei die Fisch. "Atheistisch an Gott glauben" ist der Titel eines Buches von Dorothee Soelle, dass ich sogar mal teilweise gelesen aber in Ganzen nicht verstanden habe. Soelle geht dort viel auf die Idee Bonhoeffers ein. Meine Frage ist einfach: Ist das Buch von Soelle Schwachsinn? DonGato. Ich weiß nicht ob es sinnvoll sein kann Denkansätze in "gefällt mir und kann ich nachvollziehen" oder "Ist Schwachsinn" einzuteilen. Und dass Sölle sich an Bonhoeffer orientiert, ändert nichts an der Tatsache, dass es von B.'s Gedanken zu einem religionslosen Glauben nur Konturen gibt. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
GerhardIngold Geschrieben 15. Januar 2013 Melden Share Geschrieben 15. Januar 2013 Schwierig festzustellen, weil beide nicht mehr am Leben sind...Im Prinzip gibt es nicht viel misszuverstehen, da die bar Gedanken Bonhoeffers zu diesem Thema ziemlich wenig Fleisch auf den Rippen haben. Da ich zudem nicht die Gabe der Hellsichtigekit habe, weiß ich auch nicht worauf Du Dich beziehst...also Butter bei die Fisch. "Atheistisch an Gott glauben" ist der Titel eines Buches von Dorothee Soelle, dass ich sogar mal teilweise gelesen aber in Ganzen nicht verstanden habe. Soelle geht dort viel auf die Idee Bonhoeffers ein. Meine Frage ist einfach: Ist das Buch von Soelle Schwachsinn? DonGato. Als Friedens-Aktivistin und Anhängerin der Befreiungstheologie war Gott für sie kein immanenter Herrscher mehr. Wir seien selbst die Hände und Füsse eines Gottes. Hier stellt sich dann für mich die Frage, was für ein Gottesbild sie hatte. Wir benötigen aus meiner Sicht, um Christ zu sein, keine Religion mehr. Religion meint, das Transzendente zu kennen. Ohne Transzendenz verlor für mich die Religion an Bedeutung. Das heisst für mich. Ich kann viele Gedanken Jesus für mich verinnerlichen und andere freisinnig weglassen. Dass mir deshalb dogmatische Christen ein Christsein absprechen, ist mir heute nicht mehr wichtig. Die Frage, welches Gottesbild Soelle geleitet hat, wäre interessant zu diskutieren. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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