Jump to content

UMT - Missbrauchsprävention


OneAndOnlySon

Recommended Posts

Da mir der Arena-Thread zum Thema Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche so langsam auf die Nerven geht, möchte ich hier gerne "unter uns" darüber diskutieren, welche Möglichkeiten zur Prävention von sexuellem Missbrauch (aber auch allgemein Machtmissbrauch) es gibt. Dabei soll es nicht wie in der Arena um irgendwelche Schuldzuweisungen ("Wer nicht austritt, ist Mitläufer!", "Wer Personalakten statistisch auswerten will, ist Datenschnüffler!") gehen. Hier ist auch nicht der richtige Platz für die Sammlung von neuen Meldungen und Links zum Thema Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche.

 

Was müssten wir (als Gläubige, Gremienmitglieder, Ehren- und Hauptamtliche, Bischöfe, Papst - kurz, als Kirche) verändern? Wo sollten wir aufmerksamer sein? Welche Konsequenzen müssten wir z.B. im Hinblick auf die Hierarchie, das Ehrenamt oder die Beichte ziehen? Wo sind dabei Grenzen und wenn, wieso? Was ist der Preis (in Form von Veränderungen), den wir persönlich bereit sind, für eine verbesserte Missbrauchsprävention in Kauf zu nehmen? Was sind die Risiken einer besseren Prävention?

 

Kurz zu den UMT-Regeln. Gelöscht werden...

... reine Links ohne eigene Meinung oder Stellungnahme des jeweiligen Posters zum Thema dieses Threads.

... Berichterstattung zu den neuesten Missbrauchsfällen.

... OT- sowie Meta-Postings zum Thema des Threads ("Ich bin nicht bereit, dies hier zu diskutieren").

... persönliches Hickhack und Anschuldigungen.

Herzlich eingeladen sind dagegen alle, die Interesse am Thema und an der Diskussion darüber haben.

 

 

Als Aufhänger will ich die Sache mit der Beichte ansprechen. Dieser Punkt wurde im Arena-Thread bereits angeschnitten aber aufgrund verschiedener Umstände, wurde es nie zu Ende besprochen. Ich selbst habe mittlerweile eine relativ regelmäßige Beichtpraxis, habe aber als Kind schlechte Erfahrung mit schlüpfrigen Fragen während der Beichte durch den Beichtvater gemacht. Bei der Beichte sehe ich gleich mehrere Risiken im Bezug auf sexuellen Missbrauch:

  • Das Beichtgeheimnis wird oft falsch verstanden (und vermittelt?), als Verbot sowohl für den Priester als auch den Beichtenden, etwas aus der Beichte weiterzugeben.
  • Viele Priester bereiten Kommunionkinder selbst auf die Erstbeichte vor, wodurch sie selbst steuern können, was die Kinder als "normale" Beichte betrachten und was nicht.
  • Die Kinder sind bei der Erstbeichte oft in einem Alter, in dem die Schwere der eigenen Schuld an einer Tat noch nicht gut beurteilen können. Das macht sie empfänglich für Manipulation durch jemanden, der mit ihnen über ihre (angeblichen) Sünden spricht.
  • Die Beichte lässt sich vom Täter missbrauchen, um potentielle Mitwisser im Priesteramt von einer Aussage oder sonstiger Hilfe für das Opfer abzuhalten.
  • Das 1:1-Setting ohne Zeugen bietet dem Schwächeren (in diesem Fall dem beichtenden Kind) kaum eine Möglichkeit, bei jemand anderem unmittelbar Hilfe zu erhalten.

Dies ist erstmal nur eine Aufzählung ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder darauf, dass all das realistisch beseitigt werden kann und soll. Aber es ist - denke ich - eine Diskussionsgrundlage. Ich könnte mir zum letzten Punkt z.B. vorstellen, Minderjährige nur auf deren expliziten Wunsch hin eine Einzelbeichte zu spenden, sondern im Normalfall das Gespräch mit einem Zeugen (der bezüglich der Beichte des Kindes ebenfalls dem Beichtgeheimnis unterliegt) zu führen. Das sollte sogar im Rahmen des jetzigen Kirchenrechts durch diözesane Bestimmungen möglich sein.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich halte Letzteres für überflüssig und für kontraproduktiv, weil es einem normalen Kind noch unangenehmer sein dürfte, zwei Leuten gegenüber zu sitzen.

 

Zudem geht es mE an den (spärlichen) Ergebnissen der bisherigen Untersuchungen bzw. bekannten Fälle vorbei.

 

Beichte und sonstige Lebenswelt des Kindes entkoppeln, halte ich - auch aus anderen Gründen - für wesentlich nützlicher.

Das betrifft einmal Religionsunterricht bzw. Sakramentsvorbereitung, wenn diese außerhalb des RU stattfindet (für mich ist es ohnehin ein Unding, wenn das verquickt wird, aber vermutlich ist das Ergebnis meiner Erfahrung, denn wenn man von Ordensfrauen unterrichtet etc. wird, dann ist das naturgemäß undenkbar, dass hier eine Personalunion stattfindet).

 

Vor allem aber (das dürfte der Hauptteil der Missbräuche gewesen sein) die Entkoppelung jeder Art von Heimunterbringung oder auch nur Ganztagsbetreuung und Sakramentsspendung.

 

Wenn ich zudem noch die Ergebnisse der Münchner Studie ernst nehme - ich meine damit die ziemlich genaue Planung, die die Täter hatten - dann scheint mir die Beichte heute (!) so ziemlich die schlechteste Gelegenheit zu sein. Da ist nichts mehr planbar, weder Zeitpunkt noch Frequenz noch Person. Das war vor vielen Jahrzehnten zweifellos anders, aber heute kann sich niemand darauf verlassen, dass Bub X jeden soundsovielten Samstag Nachmittag zu Kaplan Y kommt (ausgenommen eben bei Internaten etc. Dort muss man "auslagern", also die Kinder bewusst dazu anhalten, außerhalb des Kreises des Internates zu beichten, sprich, die Beichtmöglichkeit im Internat bzw. beim Lehr- und Betreuungspersonal gar nicht erst anbieten.)

 

Nur hilft das Alles dann nichts, wenn das Kind nicht - und da wäre das Elternhaus als erstes in der Pflicht - von klein auf jenes Selbstbewusstsein und Vertrauen anerzogen bekommt, dass gegen die von Dir angesprochene "Manipulation" immunisiert.

 

Ein Kind, dass nicht schon einen verbalen "schlüpfrigen Übergriff" als "komisch" (so nennt ein Kind das meistens) genug empfindet, um ihn zu erwähnen und Hemmungen hat, die Eltern darauf anzusprechen ("Du, Mutti, der Kaplan war aber ganz komisch..."), bei dem ist in der Erziehung etwas gründlich schief gegangen.

 

Diesen Anlaufpunkt muss man jedenfalls irgendwo schaffen und dieses Bewusstsein dazu, denn offenkundig kann man sich darauf in den Familien nicht verlassen, sonst hätten wir die Frage gar nicht.

bearbeitet von Edith1
  • Like 2
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ediths Anmerkungen sind zu unterstützen. Ich hatte mich in dem zerschossenen Thread schon geäußert. Vielleicht kann das transferiert werden. Da ich eine Institution, wo kirchlich Jugendliche betreut werden, im Nahbereich habe, weiß ich, daß da schon viel passiert ist. Die Kinder nehmen an besonderen Kursen teil, es gibt den Aushang einer anonymen Telefonummer und die Supervision wurde verbessert. die Trennung von Betreuern und potentiellen Beichthörern ist vollzogen. - Im Kommunionunterricht unserer Pfarrei gibt es schon seit sehr langer Zeit den Usus, den Kindern einen fremden Beichtvater anzubieten. Das ist schon deshalb sinvoll, weil sich viele Kinder halt genieren, ihre Sünden dem ihnen gut bekannten Pfarrer anzuvertrauen. - Die Erfahrung aus vielen, auch ausländischen Beispielen zeigt, daß oft Kinder Opfer wurden, die sonst im Umfeld wenig Wärme hatten. Da gab es dann auch kein Elternhaus, das hätte aufmerksam werden können. Die werden dann leichter Opfer, übigens nicht nur von Kaplänen oder Erziehern, als Täter kommen auch ältere Insassen der Instititution in Frage. Letztgenanntes Phänomen wird allerdings weiter tabuisiert.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Beichte und sonstige Lebenswelt des Kindes entkoppeln, halte ich - auch aus anderen Gründen - für wesentlich nützlicher.

Das ist aus meiner Sicht ein guter Ansatz. Wenn man nicht gerade auf dem Dorf wohnt und einen wöchentlichen Beichtrhythmus pflegt, macht man das ja auch als Erwachsener häufig so. Ich selbst habe mir jedenfalls schon als Jugendlicher (nicht zuletzt auch wegen meines eigenen Porno-Pfarrers) die Nachbargemeinde als Beichtort ausgesucht und war immer wieder froh, so viele bekannte Gesichter unter den anderen Pönitenten zu sehen.

 

Vielleicht wäre es auch sinnvoll, den Kindern beizubringen, dass der Pfarrer außer dem Zeitpunkt der letzten Beichte keine Fragen zu stellen hat.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

In meiner Pfarrei wird die Beichte vor der Erstkommunion schon seit Jahren gruppenweise praktiziert; dies war auch schon vor der Missbrauchsdebatte so, scheint mir aber eine gute Möglichkeit, Missbrauch vorzubeugen: Die Kommuniongruppe einschließlich Betreuerin (meist handelt es sich um Frauen) sitzt vor dem (geschlossenen) Beichtstuhl und hört zwar nicht, was das einzelne Kind beichtet, würde es aber hören, wenn es schreit oder merken, wenn es völlig verstört herauskommt.

Bisher hat die Vorbereitung nicht durch den Pfarrer stattgefunden. Dieses Jahr möchte er sich den Kindern vorher vorstellen, damit sie keinem völlig fremden Mann gegenübersitzen, ihnen vorher den Beichtstuhl zeigen und auch klarmachen, dass sie jederzeit die Möglichkeit haben, zu gehen.

 

Wie Edith bin ich der Meinung, dass der Beichtvater keinesfalls der Religionslehrer eines Kindes oder sonst eine engere Bezugsperson sein sollte.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Zusatzvariante: einige mir bekannte Pfarren haben da auf die "Beichte im Kirchenraum" gesetzt.

Es hört zwar niemand etwas, aber genügend Leute sehen alles.

Meines wäre das nicht (ich hätte es als Kind ganz sicher als unangenehm empfunden, sozusagen "auf offener Bühne" zu sitzen), aber eine Möglichkeit ist es.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Zusatzvariante: einige mir bekannte Pfarren haben da auf die "Beichte im Kirchenraum" gesetzt.

Es hört zwar niemand etwas, aber genügend Leute sehen alles.

Meines wäre das nicht (ich hätte es als Kind ganz sicher als unangenehm empfunden, sozusagen "auf offener Bühne" zu sitzen), aber eine Möglichkeit ist es.

 

In de meisten Pfarreien ist die Situation doch so: Der Beichtstuhl steht in der Nähe er Kirchenbänke, wo die anderen Beichtwilligen warten. Ich glaube, das Thema ist recht einfach zu entschärfen. Der Schwerpunkt dürften Jugendfreizeiten, Heime, Internate sein. Und da heute dort Kleriker nicht mehr die Hauptrolle spielen, kommen auch andere Personen in den Fokus. Die Weihe macht nicht den Kinderschänder.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Zusatzvariante: einige mir bekannte Pfarren haben da auf die "Beichte im Kirchenraum" gesetzt.

Es hört zwar niemand etwas, aber genügend Leute sehen alles.

Meines wäre das nicht (ich hätte es als Kind ganz sicher als unangenehm empfunden, sozusagen "auf offener Bühne" zu sitzen), aber eine Möglichkeit ist es.

 

In de meisten Pfarreien ist die Situation doch so: Der Beichtstuhl steht in der Nähe er Kirchenbänke, wo die anderen Beichtwilligen warten. Ich glaube, das Thema ist recht einfach zu entschärfen. Der Schwerpunkt dürften Jugendfreizeiten, Heime, Internate sein. Und da heute dort Kleriker nicht mehr die Hauptrolle spielen, kommen auch andere Personen in den Fokus. Die Weihe macht nicht den Kinderschänder.

Ich kenne es so nur selten, ich kenne fast keine Kirche, in der diese Sorte Beichtstühle (womöglich ausschließlich) benützt werden. Wesentlich häufiger kenne ich Beichtzimmer bzw. Beichtstühle, die in Beichtzimmern oder Seitenkapellen etc. stehen (die künstlerischen Schmuckstücke bleiben aus Denkmalschutzgründen, wo sie sind, werden aber tatasächlich kaum benützt).

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich denke auch, dass die Beichte heute nur noch geringes Potential für Missbrauch besitzt.

 

Möchte man es trotzdem "entschärfen", so könnte ich mir insbes. für die Erstkommunionkinder, die sog. "Form C", also die "Gemeinschaftliche Feier der Versöhnung mit allg. Bekenntnis und Generalabsolution" vorstellen. Es erfolgt hier keine Einzelbeichte. Dies ist allerdings eine Regelung für Ausnahmesituationen und eine entsprechende Notlage muss vom Bischof festgestellt werden.

 

Ich kenne einen Fall, wo dies im Rahmen der Erstbeichte angewendet wurde, allerdings nicht wg. Missbrauchspävention, sondern aus pädagogischer Sicht.

bearbeitet von mbo
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Für uns wird das Thema ja langsam akut (unser Ältester wird nächstes Jahr zur Erstkommunion gehen). Der Priester, der aller Voraussicht nach die Kommunionsmesse zelebrieren und die Erstbeichte abnehmen wird ist bekannt, hat aber aktiv wenig mit der eigentlichen Vorbereitung zu tun (und ich weiß noch nicht, ob ich selbst eine Gruppe übernehmen kann - und DARF).

 

Ich werde mir das geplante Prozedere für die Erstbeichte jedenfalls genauestens erklären lassen (sind heute nicht mittlerweile Elternabende zu dem Thema obligatorisch?), und dann mit meinem Sohn entscheiden, ob er daran teilnimmt oder ob wir eine alternative Lösung finden müssen - die Katechtinnen in Sicht-/Hörweite ist für mich allerdings ein absoluter Albtraum.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Für uns wird das Thema ja langsam akut (unser Ältester wird nächstes Jahr zur Erstkommunion gehen). Der Priester, der aller Voraussicht nach die Kommunionsmesse zelebrieren und die Erstbeichte abnehmen wird ist bekannt, hat aber aktiv wenig mit der eigentlichen Vorbereitung zu tun (und ich weiß noch nicht, ob ich selbst eine Gruppe übernehmen kann - und DARF).

 

Ich werde mir das geplante Prozedere für die Erstbeichte jedenfalls genauestens erklären lassen (sind heute nicht mittlerweile Elternabende zu dem Thema obligatorisch?), und dann mit meinem Sohn entscheiden, ob er daran teilnimmt oder ob wir eine alternative Lösung finden müssen - die Katechtinnen in Sicht-/Hörweite ist für mich allerdings ein absoluter Albtraum.

 

Elternabende sind üblich und die Beteiligung von Eltern an der Vorbereitung ist sehr erwünscht. Die erstmalige Einzelbeichte ist pädagogisch sehr sinnvoll, weil nur so wirklich die Verantwortlichkeit für das eigene Tun erfahren werden kann. - Der Aspekt der Mißbrauchsprävention muß idR nicht im Schwerpunkt stehen, die allermeisten Priester sind keine Kinderschänder. Ein Kind, das Vertrauen zu seinen Eltern hat, würde berichten, wenn etwas "komisch" ist. Zuviel Mißtrauen kann auch kontraproduktiv werden.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die erstmalige Einzelbeichte ist pädagogisch sehr sinnvoll, weil nur so wirklich die Verantwortlichkeit für das eigene Tun erfahren werden kann.
Ob diese pädagogische Sinnhaftigkeit bei 8-9jährigen schon vorliegt, gehört allerdings durchaus auf den Prüfstand...

 

Wie auch immer - ich wüsste heute keine Situation in der meine Kinder überhaupt durch einen Kleriker aufgrund seiner Amtsaufgaben missbrauchstechnisch gefährdet sein könnten.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die erstmalige Einzelbeichte ist pädagogisch sehr sinnvoll, weil nur so wirklich die Verantwortlichkeit für das eigene Tun erfahren werden kann.
Ob diese pädagogische Sinnhaftigkeit bei 8-9jährigen schon vorliegt, gehört allerdings durchaus auf den Prüfstand...

Meine ich auch. Frage: Wird ein Kind denn zur Erstkommunion zugelassen, wenn es die Erstbeichte verweigert?

 

Es ist schön, wenn Eltern ihren Kindern wirklich die Freiheit lassen, zur Erstbeichte zu gehen oder auch nicht, vor allem falls sie es schaffen sollten, die Gruppendynamik dabei unwirksam zu machen - alle Kinder gehen, da will das Kind nicht zurückstehen etc. Und es ist toll und tatsächlich Aufgabe der Eltern, ein selbstbewusstes Kind heranwachsen zu lassen, das sich wenigstens irgendwie gegen Missbrauch wehren würde. Aber wenn wir hier von Prävention reden, dann sollte das etwas fest Etabliertes sein. Eltern sind nicht alle gleich, können nicht alle im gleichen Maße das nötige vermitteln. Wenn die Kirche vorbeugen möchte, dann muss sie die entsprechenden Strukturen schaffen und sichern. Schön, dass hier konkrete Vorschläge kommen. Was sich als nützlich herauskristalliert, müsste dann mindestens dem eigenen Bischof vorgestellt werden.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

Meine ich auch. Frage: Wird ein Kind denn zur Erstkommunion zugelassen, wenn es die Erstbeichte verweigert?

 

 

 

Ich sehe das andersherum: wenn das Kind nicht reif für die Beichte ist, ist es auch nicht reif für die Erstkommunion. "Verweigert" ist hier der falsche Ausdruck. Ich gehe natürlich davon aus daß der Hintergrund nicht Furcht vor dem Beichtvater ist.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Meine ich auch. Frage: Wird ein Kind denn zur Erstkommunion zugelassen, wenn es die Erstbeichte verweigert?
Ich sehe das andersherum: wenn das Kind nicht reif für die Beichte ist, ist es auch nicht reif für die Erstkommunion. "Verweigert" ist hier der falsche Ausdruck. Ich gehe natürlich davon aus daß der Hintergrund nicht Furcht vor dem Beichtvater ist.
Sorry, aber das sah Papst Pius anders.

 

Das Wissen um die Eigenart der Eucharistie gegenüber normalem Brot ist das entscheidende und nicht ein wie auch immer geartetes Sündenbewusstsein. Es gab Zeiten, da wurde die Erstbeichte erst mit 14 abgelegt. In dem Alter macht das meiner Meinung nach auch erst Sinn.

 

Meinen Kindern werde ich den Beichtstuhl zeigen und mit gutem Beispiel vorangehen, aber sofern sich ein Kind keiner schweren Sünde bewusst ist und entweder im Beichtstuhl gar nichts sagt oder nur um ein Vaterunser bittet, kann sich der Herr Vikar warm anziehen, wenn ihm das nicht reicht um das Kind zuzulassen. Ich dachte über die Zeiten in denen sich die Kinder Märchen für den Beichtstuhl ausdenken mussten, damit der Herr Pfarrer zufrieden war, wären wir hinweg...

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Kann man die Frage der Sinnhaftigkeit einer Erstbeichte im Alter von 8-10 Jahren vielleicht anderswo diskutieren?

Thema des threads ist das mE nicht.

bearbeitet von gouvernante
  • Like 1
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Unter dem Aspekt ab wann man anfangen muss beim Kind zwischen tatsächlicher Schuld und eingeredeter Schuld zu unterscheiden vielleicht schon.

 

Zur Prävention gehört meiner Meinung nach auch, daß den Kindern klar ist, daß sie für bestimmte Ereignisse NIEMALS die Schuld haben können.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich möchte die Diskussion über die Notwendigkeit der Erstbeichte nicht ganz ausklammern, den meiner Meinung nach ist das auch eine mögliche Konsequenz der Missbrauchsprävention. Allerdings würde ich darum bitten, dass es hier nah am Thema um die Höhe des Risikos der Erstbeichte geht und darum, was gegen eine Abschaffung spricht.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die erstmalige Einzelbeichte ist pädagogisch sehr sinnvoll, weil nur so wirklich die Verantwortlichkeit für das eigene Tun erfahren werden kann.
Ob diese pädagogische Sinnhaftigkeit bei 8-9jährigen schon vorliegt, gehört allerdings durchaus auf den Prüfstand...

Meine ich auch. Frage: Wird ein Kind denn zur Erstkommunion zugelassen, wenn es die Erstbeichte verweigert?

 

Es ist schön, wenn Eltern ihren Kindern wirklich die Freiheit lassen, zur Erstbeichte zu gehen oder auch nicht, vor allem falls sie es schaffen sollten, die Gruppendynamik dabei unwirksam zu machen - alle Kinder gehen, da will das Kind nicht zurückstehen etc. Und es ist toll und tatsächlich Aufgabe der Eltern, ein selbstbewusstes Kind heranwachsen zu lassen, das sich wenigstens irgendwie gegen Missbrauch wehren würde. Aber wenn wir hier von Prävention reden, dann sollte das etwas fest Etabliertes sein. Eltern sind nicht alle gleich, können nicht alle im gleichen Maße das nötige vermitteln. Wenn die Kirche vorbeugen möchte, dann muss sie die entsprechenden Strukturen schaffen und sichern. Schön, dass hier konkrete Vorschläge kommen. Was sich als nützlich herauskristalliert, müsste dann mindestens dem eigenen Bischof vorgestellt werden.

 

Genau richtig. Man kann die Verantwortung nicht allein auf die Eltern abwälzen, das Kind durch Erziehung vor Missbrauch zu schützen. Missbrauch und Manipulation läuft oft so subtil, dass Kinder und Jugendliche das noch gar nicht durchschauen können, was da abläuft.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hm, eigentlich scheint es mir schade, das Beichtgespräch als vertrauensvoller religiöser Dialog mit einem Priester, den man mag, durch diese Art formalistischer Schutzregeln völlig der Boden entzogen wird. Als typischer Diaspora-Bewohner bin ich vielleicht ein "Luxuskatholik", der aus eigener Erfahrung nicht mal den Anschein eines falschen Tones erlebt hat, und sowieso nie erleben musste, dass man den "komischen" Katholiken irgendeinen "Hochwürden"-falschen-Respektsbonus zugestand, hinter dem sich so schön Schindluder treiben ließ.

 

Vielleicht neige ich deshalb ja zu obskuren lästerlichen Meinungen, aber Beichte muss meiner Meinung nach heute auch den rationalen Anforderungen seelsorglicher Kommunikation genügen, der "anonyme Losprechapparat" ist mir als Kind und Jugendlicher immer ein bisschen wie abergläubisches Relikt erschienen.

Wenn man also Beichte heute nicht auch zeitgemäß religionspsychologisch unterfüttert, verliert sie in meinen Augen schon ein gutes Stück an Darstellbarkeit.

 

Was hat das also mit dem Thema zu tun? Ich denke, man sollte also mit der Missbrauchsvorsorge nicht gleich alle modernen Ansätze im Sakramentsverständnis über Bord werfen, und deshalb fände ich eine Organisation von Beichte v.a. unter dem Gesichtspunkt "Überwachungsgerechtigkeit" einen Rückfall in abergläubische Zeiten.

(Was in diesem Fall in meinem Verständnis eben auch eine verstärkte Schulung und Supervision von Priestern erforderlich macht, gerade auch gesprächspsychologisch heikle Themen richtig handhaben zu können. Und solange Frauen keine Beichte abnehmen können, diese zumindest entsprechend in die seelsorgliche Vorbereitung und Betreuung einzubinden.)

  • Like 1
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Genau richtig. Man kann die Verantwortung nicht allein auf die Eltern abwälzen, das Kind durch Erziehung vor Missbrauch zu schützen. Missbrauch und Manipulation läuft oft so subtil, dass Kinder und Jugendliche das noch gar nicht durchschauen können, was da abläuft.

Ich bin auch der Meinung, dass die Missbrauchsprävention durch die Kirche so gut sein muss, dass sie die schwächsten Kinder vor Übergriffen bei kirchlichen Aktivitäten schützen kann. Es ist eben nicht jedes Kind in der Lage, sich gegen übergriffiges Verhalten zu wehren oder Hilfe zu holen. Wenn die verpflichtende Ohrenbeichte unter vier Augen also nicht in der Lage ist, auch Kinder ohne entsprechende Vorbereitung und Unterstützung durch die Eltern, vor körperlichen oder verbalen Attacken zu schützen, schließt das diese Form der Sakramentenspendung aus meiner Sicht aus. Es sollte aus meiner Sicht nicht passieren, dass die Missbrauchsprävention sakramententheologischen oder kirchenrechtlichen Erwägungen untergeordnet wird.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich denke ein Großteil der Panik wird durch den Generalverdacht gegenüber Männern grundsätzlich geschürt. Egal ob es Priester, Ministrantenleiter, Lehrer, Sporttrainer, Kindergärtner oder überhaupt Männer sind - bei der Kombination Mann & Kind schwingt mittlerweile eigentlich ständig dieser Verdacht mit.

 

Bei Vätern geht es so gerade eben noch (aber auch nur, weil man die für arme Trottel hält, denen die Frau und Mutter noch sagt wo's lang geht), aber bei allen anderen?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hm, eigentlich scheint es mir schade, das Beichtgespräch als vertrauensvoller religiöser Dialog mit einem Priester, den man mag, durch diese Art formalistischer Schutzregeln völlig der Boden entzogen wird.

Ein "vertrauensvoller religiöser Dialog" und eine Verpflichtung zur Ohrenbeichte in einem bestimmen Alter schließen sich aus meiner Sicht allerdings aus. Durch Zwang schafft man kein Vertrauen. Im Gegenteil ist der Zwang zu einem 4-Augen-Gespräch geradezu eine Einladung für Täter, sich über schwache Kinder mit wenig Selbstbewusstsein herzumachen.

  • Like 1
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

Herzlich eingeladen sind dagegen alle, die Interesse am Thema und an der Diskussion darüber haben.

 

 

Als Aufhänger will ich die Sache mit der Beichte ansprechen. Dieser Punkt wurde im Arena-Thread bereits angeschnitten aber aufgrund verschiedener Umstände, wurde es nie zu Ende besprochen. Ich selbst habe mittlerweile eine relativ regelmäßige Beichtpraxis, habe aber als Kind schlechte Erfahrung mit schlüpfrigen Fragen während der Beichte durch den Beichtvater gemacht. Bei der Beichte sehe ich gleich mehrere Risiken im Bezug auf sexuellen Missbrauch:

  • Das Beichtgeheimnis wird oft falsch verstanden (und vermittelt?), als Verbot sowohl für den Priester als auch den Beichtenden, etwas aus der Beichte weiterzugeben.
  • Viele Priester bereiten Kommunionkinder selbst auf die Erstbeichte vor, wodurch sie selbst steuern können, was die Kinder als "normale" Beichte betrachten und was nicht.
  • Die Kinder sind bei der Erstbeichte oft in einem Alter, in dem die Schwere der eigenen Schuld an einer Tat noch nicht gut beurteilen können. Das macht sie empfänglich für Manipulation durch jemanden, der mit ihnen über ihre (angeblichen) Sünden spricht.
  • Die Beichte lässt sich vom Täter missbrauchen, um potentielle Mitwisser im Priesteramt von einer Aussage oder sonstiger Hilfe für das Opfer abzuhalten.
  • Das 1:1-Setting ohne Zeugen bietet dem Schwächeren (in diesem Fall dem beichtenden Kind) kaum eine Möglichkeit, bei jemand anderem unmittelbar Hilfe zu erhalten.

Dies ist erstmal nur eine Aufzählung ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder darauf, dass all das realistisch beseitigt werden kann und soll. Aber es ist - denke ich - eine Diskussionsgrundlage. Ich könnte mir zum letzten Punkt z.B. vorstellen, Minderjährige nur auf deren expliziten Wunsch hin eine Einzelbeichte zu spenden, sondern im Normalfall das Gespräch mit einem Zeugen (der bezüglich der Beichte des Kindes ebenfalls dem Beichtgeheimnis unterliegt) zu führen. Das sollte sogar im Rahmen des jetzigen Kirchenrechts durch diözesane Bestimmungen möglich sein.

 

Versetz dich doch mal in die Lage eines Kindes, wenn es vor 2 erwachsenen Personen (Priester + Zeugen) beichten soll. Sowas wirkt auf ein Kind ja noch einschüchtender als die 1:1 Situation.

Sinnvoll erachte ich , die Kinder auf die Beichte vorzubereiten: Was sie beichten können (erklären, was Schuld ist) Sündenverständnis; dass sie nicht auf schlüpfrige Fragen antworten brauchen, sie können jederzeit das Beichtgespräch abbrechen, wenn es ihnen unheimlich/Seltsam wird; ist etwas vorgefallen was ihnen Angst macht, dürfen sie jederzeit drüber sprechen...Desweiteren kann das Beichtgespräch ja für die Erstkommunionkinder in einem geschützten Rahmen z.B: innerhalb der Gruppenstunde stattfinden. 1 Kind geht nebenan zum Beichten, während die Gruppe bastelt oder still ist.

Auf der anderen Seite auch die Priester Kinderpsychologie und Gesprächsführung mit Grundschülern schulen, sie daraufhinweisen, wo die Grenzen bei Kindern sind, was man in einem Beichtgespräch vermeiden muss.

  • Like 1
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Genau richtig. Man kann die Verantwortung nicht allein auf die Eltern abwälzen, das Kind durch Erziehung vor Missbrauch zu schützen. Missbrauch und Manipulation läuft oft so subtil, dass Kinder und Jugendliche das noch gar nicht durchschauen können, was da abläuft.

Ich bin auch der Meinung, dass die Missbrauchsprävention durch die Kirche so gut sein muss, dass sie die schwächsten Kinder vor Übergriffen bei kirchlichen Aktivitäten schützen kann. Es ist eben nicht jedes Kind in der Lage, sich gegen übergriffiges Verhalten zu wehren oder Hilfe zu holen. Wenn die verpflichtende Ohrenbeichte unter vier Augen also nicht in der Lage ist, auch Kinder ohne entsprechende Vorbereitung und Unterstützung durch die Eltern, vor körperlichen oder verbalen Attacken zu schützen, schließt das diese Form der Sakramentenspendung aus meiner Sicht aus. Es sollte aus meiner Sicht nicht passieren, dass die Missbrauchsprävention sakramententheologischen oder kirchenrechtlichen Erwägungen untergeordnet wird.

"Verbale Attacken" ist sehr allgemein gefasst und hängt auch stark vom Empfinden des Kindes ab. Einen völligen Schutz dagegen kann weder die Ohrenbeichte noch die Kommunionvorbereitung an sich geben; ein unsicheres Kind kann jede noch so gutgemeinte Aussage eines fremden Erwachsenen als verbale Attacke empfinden.

Ich verstehe durchaus, wenn Eltern die verpflichtende Ohrenbeichte nicht möchten, halte aber eine Hinführung an die Ohrenbeichte für wichtig, da sie - einen guten Beichtvater vorausgesetzt - ehrlicher ist als eine Generalbeichte oder ein Bußgottesdienst, in dem unter Umständen kollektive Schuldbekenntnisse vorgetragen werden, die das einzelne Kind gar nicht betreffen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

×
×
  • Neu erstellen...