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Internetdiskussionen


Franziskaner

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Ich bin nicht so häufig im Forum, und kann mir also eigentlich keine lautstarke Meinung erlauben. Ich glaube aber, dass in der Diskussion über die Forumsgestaltung einfach vergessen wird, was das Internet kann, und was es nicht kann.

 

Die Vorteile sind: Anonymität; direkter Kontakt sehr unterschiedlicher Menschen; leichtes Heranziehen von Quellen über Links

 

die Nachteile sind: Enthemmung im Schutz der Anonymität; es entstehen keine wirklich belastbaren Beziehungen; das Gegenüber wird nur als Text wahrgenommen, wichtige Teile der Person bleiben zwangslaüfig draußen.

 

Wenn man sich die Vorteile und Nachteile ansieht, dann ist klar was ein Internetforum bieten kann: Intellektuelle Diskussionen mit Partnern, die so unterschiedlich sind, wie man sie im realen Alltag nicht findet. Die Offenlegung von Gedanken, die aus Gründen der Höflichkeit oder Taktik nicht in der Realität geäußert werden. (Hier finde ich gerade auch die agressiven Reaktionen sehr interessant)

 

Was es nicht bieten kann, ist eine wirkliche Gemeinschaft zur Glaubensstärkung. Diese setzt nämlich reale Menschen voraus, die man riechen und anfassen, und deren Geist man erspüren kann. Diese setzt auch belastbare Beziehungen voraus. Ein Gespräch mit jemanden, der so flüchtig ist wie ein Internetposting, kann mir zwar intellektuelle Argumente liefern, aber niemals wirklichen Trost und Stärkung in existentiellen Glaubensangelegenheiten. Ich will hier niemanden kränken, aber meiner Meinung nach hat "Internet-Bibelteilen" schon einen Hang ins Absurde.

 

Wer nach Informationen sucht, ist auf einer der vielen sehr niveauvollen katholischen Internetseiten bestens aufgehoben. Nicht zufällig enden wirkliche "Frage-Threads" sehr schnell mit ein paar guten Linkhinweisen

 

 

Ich fände es katastrophal, wenn die Katholiken hier nicht die Stärke und das Selbstbewusstsein hätten, den Argumenten der A&As etwas entgegenzusetzen. Stefan sprach in einem Posting von "Trainingslager" für die Realität. Genauso sehe ich das auch. Und wer weiß, wer unsere Stellungnahmen liest, und wer irgendwann einmal irgendwelche Konsequenzen zieht. (Gottes Geist weht, wo er will).

 

Und als letztes: Es wurde ja nicht nur die Ausgrenzung der A&As gefordert, sondern auch ein Ende der Streitigkeiten zwischen den katholischen Flügeln. So etwas kann man nur fordern, wenn man die Kirchenspaltung innerlich schon akzeptiert hat. Die Kluft zwischen K&Ks und liberalen ist Realität. Dieses Forum ist eine der wenigen Orte, wo überhaupt noch miteinander geredet wird. Dass da die Fetzen fliegen, ist doch klar. Lasst es bitte um Gottes willen nicht zu, dass so eine Möglichkeit auch noch versperrt wird.

 

Das Internet ist ein Marktplatz, wer sich hier äußert, tut das in der Öffentlichkeit. Wer eine Abgeschlossenen Gruppe sucht, wird die in einer Gemeinde seiner Umgebung auf jeden Fall finden (mit einigem Suchen) und ist da viel besser aufgehoben.

 

Pace e Bene, Matthias

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Enthemmung im Schutz der Anonymität ist doch kein Nachteil. Gehemmt zu sein wäre für mich der größere Nachteil.

 

Beziehungen würde ich nicht in einem Diskussionforum suchen. Es sollte eigentlich klar sein, dass ein Forum soziale Kontakte nicht ersetzen kann.

 

Es stimmt natürlich, dass man viele Leute aus einem bestimmten Milieu im "wirklichen Leben" nicht treffen würde. Das scheint auch das Problem des fundamental-katholischen Milieus zu sein. Teilweise wirkt es schon erheiternd, wenn sie wieder mal loskreischen und den Teufel am Werk sehen.  

 

Ich persönlich empfinde die Vielfalt hier durchaus als eine Bereicherung.

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Matthias (Franziskaner), ich könnte kaum mehr übereinstimmen mit dem, was Du sagst.

 

Die Internetdiskussionen aus der Zeit, als das Internet noch hierzulande "Usenet" hieß, als man noch, bevor man Zugang dazu bekam, beim Provider die Netiquette zu lesen bekam, als der Name "Internet" noch kaum jemand kannte, als die Diskussionen in den Newsgroups stattfanden und es noch kein World-Wide-Web gab, als Email noch kompliziert war, sie alle hatten eines gemeinsam:

 

Sie entstammten dem Rahmen der akademischen Diskussion, die Teilnehmer waren mehrheitlich Wissenschaftler oder Studenten (einen Internetzugang als Privatmensch zu bekommen war fast nur dann möglich, wenn man einen der Provider persönlich kannte). Die Tradition dieser Diskussion reicht fast 1.000 Jahre zurück (!), und selbst da knüpfte man wieder bei den alten Griechen an. Vielleicht überfordere ich einige, wenn ich diese Tradition der News einfach jedem ungefragt überstülpe, vielleicht ist mir dies zu selbstverständlich (= mir selbst verständlich und keinem anderen sonst).

 

Streitgespräche (und die finden hier statt) erfordern es, Streit auszuhalten, Dissenz und verschiedene Ansichten zu ertragen und trotzdem nach einer gemeinsamen Basis zu suchen. Wie schwer das ist, aber wie möglich das ist, kann man an einigen Threads durchaus erkennen, z. B. die Threads über Regelhaftigkeit, freien Willen und Ockhams Rasiermesser.

 

Was ist das Geheimnis eines produktiven Streits? Die Suche nach einer gemeinsamen Basis, einem gemeinsamen Fundus an Verständnis (bis runter zum Wortverständnis), eine oftmals zähe Suche nach Aussagen und Behauptungen, die von allen Parteien unbestritten sind, die Möglichkeit, mit einem Was-Wäre-Wenn umzugehen (das wird hier meist recht einseitig von den A&A abgefordert, aber das macht nichts), der Aufbau von Argumenten und schließlich die Fähigkeit, mit eigenen und fremden (!) Irrtümern umzugehen. Dazu gehört auch, dem anderen nie einer Lüge zu bezichtigen (wogegen hier übrigens meist von Katholikenseite verstoßen wird), wenn es auch ein Irrtum sein könnte. Lüge ist nämlich das Aufstellen einer Behauptung wider besseren Wissens, und der Tatbestand "wider besseren Wissens" ist sowieso so gut wie nie zu beweisen, also erfolgt die Unterstellung einer Lüge nahezu immer bösgläubig. Dies vergiftet sofort das Klima. Fairer ist es, anderen des Irrtums zu bezichtigen, aber auch nur, wenn man dies gut belegen kann. Kann man es nicht belegen, dann ist es auch kein Irrtum, dann ist es eine andere Meinung oder Ansicht, die man einfach nur respektieren kann. Irrtümer sind immer verzeihlich, wer das nicht tut, schadet sich selbst, denn sein nächster Irrtum wird ihm (mit vollem Recht) "um die Ohren gehauen". Und jeder Mensch irrt, das ist eine Grundkonstante unseres Daseins.

 

Manchmal muss man sogar um die richtige Art zu streiten streiten.

 

Ansonsten möchte ich gerne Thomas Paine zitieren aus The Age Of Reason (Übersetzung von mir):

 

"Bitte tun Sie mir Gerechtigkeit an und erinnern Sie sich, dass ich stets das Recht eines jeden Menschen unterstützt habe, seine eigene Meinung zu besitzen, wie sehr diese sich auch von meiner unterscheiden mag. Derjenige, welcher einem anderen dieses Recht bestreitet, macht sich zum Sklaven seiner gegenwärtigen Meinung, weil er sich selbst das Recht entzieht, sie jemals zu ändern.

 

Die wirksamste Waffe gegen Fehler jeder Art ist die Vernunft. Ich habe niemals eine andere benutzt und ich bin sicher, ich werde nie eine andere gebrauchen."

 

Dem ersten Absatz sollte sich eigentlich jeder anschließen können, der zweite Absatz ist mein persönliches Credo (obwohl ich zugeben muss, dass ich auch andere "Waffen" gegen Fehler ausprobiert habe, allerdings ziemlich vollkommen erfolglos).

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