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Interkulturelle Philosophie


Der Geist

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*** fortsetzung beitrag #21 ***

 

Ich möchte meine Ausführungen, auch die Vergangenen und Folgenden, als ein Danebenstellen zu anderen Aussagen verstanden wissen. So könnte ein Diskurs wachsen. Einen interkulturellen Dialog halte ich für wichtig. Schon weil ein Miteinanderauskommen der bestmögliche Weg ist um die Herausforderungen der nächsten Jahre zu bewältigen. Bei interkultureller Philosophie, insbesondere im Punkte "Schaffung/Erarbeitung" einer Universalität bin ich mit mir noch nicht eins. Sicherlich, wir nehmen teil an der gleichen Wirklichkeit und werden in einen ständigen Interpretationsprozess hineingeworfen, nur was wir aus den Erkenntnissen machen, wie sie unser Handeln beeinflussen, ist eine andere Kategorie. Schon scheinbar einfache Begriffe (Konzepte), wie 'Richtig', 'Falsch' oder gar 'Schuld' sind Tretminen auf dem Weg. Vielleicht kann ich das durch ein extremes Beispiel mal skizzieren. Zen-Buddhismus, hinlänglich als "friedlich" verortet, wurde von den jap. Samurai (Beamte, Krieger, Lehnsherren) übernommen. Insbesondere Anleitungen zum Gleichmut und zur Angstfreiheit. Daraus entwickelte sich ein Kodex, der in unserer westlichen Weltwahrnehmung teilweise auch romantisiert wird. Liest man Berichte über die japanischen Kriegsverbrecherprozesse und Gerichtsakten wird die interkulturell-philosophische Konfrontation auf grausame Weise deutlich. U.a. wurde Offizieren der jap. Armee zum Vorwurf gemacht gefangene Offiziere enthauptet zu haben. Was auch stimmte. Die Angeklagten hatten kein Schuldbewusstsein in unserem Sinne und wahren über die "kulturlosen" Vorwürfe der Ankläger entrüstet. Denn schließlich haben sie den alliierten Offizieren den höchstmöglichen ehrenhaften Tod gegeben. Unser Verständnis von Menschenrechte wird da auf eine harte Probe gestellt. Glücklicherweise sind die Fallstricke im "Dialog" zwischen den Kulturen größtenteils weniger grausam.

Zurück zur Sprache und Universalität. Wie kann Dialog und/oder Diskur gelingen? Auf welchen Ebenen ist es möglich sich zu begegnen? Ist ein Brückenschlag überhaupt möglich? Sprachlich bewegen wir uns im Westen auf einem sehr hohen Abstraktionsgrad. Ich nehme mal das Wort 'Liebe', welches (bei uns) sehr unterschiedlich konnotiert ist. Was ist, wenn in einer Sprache 'Liebe' nicht im Set ist? Oder mehrfach, wie im Japanischen, nur in Bezug auf eine jeweilige Entität? Ja, es bräuchte Geduld und Langen Atem. Nur, so denke ich, ist "die Philosophie" (oftmals) einen Schritt hinter den Entwicklungen.

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Bei interkultureller Philosophie, insbesondere im Punkte "Schaffung/Erarbeitung" einer Universalität bin ich mit mir noch nicht eins.

Was genau für eine "Universalität" meinst du?

 

Sicherlich, wir nehmen teil an der gleichen Wirklichkeit und werden in einen ständigen Interpretationsprozess hineingeworfen, nur was wir aus den Erkenntnissen machen, wie sie unser Handeln beeinflussen, ist eine andere Kategorie. Schon scheinbar einfache Begriffe (Konzepte), wie 'Richtig', 'Falsch' oder gar 'Schuld' sind Tretminen auf dem Weg.

 

Es bräuchte mehrere Schritte, nicht?

 

Das Erste wäre das Erkennen, dass wir Teil derselben Wirklichkeit sind und nicht völlig voneinander unterschiedliche Bedingungen, aber auch nicht völlig unterschiedliche Bedürfnisse haben.

Das zweite wäre dann das gegenseitige Zuhören und das Suchen nach einem Minimalkonsens bei der Deutung dieser Bedingungen (z:B. wir sind als Menschen alle bewusste, fühlende, auf Beziehung hin angelegte Wesen oder so) und der Formulierung der daraus folgenden Bedürfnisse.

Dann erst müsste man schauen, zu was für Handlungsanweisungen/Handlungen das alles in den einzelnen Kulturen geführt hat und was man davon auch für andere Kulturen lernen könnte.

 

Begriffe wie "falsch, richtig, Schuld" dürften eigentlich erst eingesetzt werden, wenn es einen Konsens über Werte gibt, zu denen alle ja sagen könnten/wollen würden.

(Wobei "Schuld" ja noch einmal etwas differenzierter zu Betrachtenderes ist. "Schuld" in einer Gesellschaft, in der das Individuum letztlich sein Handeln vor sich selbst verantworten und für sein Fehlverhalten selbst gerade stehen muss ist anders, als wenn Schuld darin besteht, durch Fehlverhalten die Gemeinschaft bloßgestellt zu haben)

 

Ja, es bräuchte Geduld und Langen Atem.

Das auf jeden Fall. Und guten Willen und die Achtung und Respekt vor dem Anderssein anderer.

Nur, so denke ich, ist "die Philosophie" (oftmals) einen Schritt hinter den Entwicklungen.

Das denke ich auch - wobei ich das, was sich entwickelt und das Reflektieren darüber eher als sich gegenseitig beeinflussenden und antreibenden Prozess betrachte. (Petzold, der Begründer der Integrativen Gestalttherapie sagt das so: "Jeder Eindruck verlangt nach Ausdruck, jeder Ausdruck ist ein neuer Eindruck".

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Begriffe wie "falsch, richtig, Schuld" dürften eigentlich erst eingesetzt werden, wenn es einen Konsens über Werte gibt, zu denen alle ja sagen könnten/wollen würden.

 

Franz Martin Wimmer hat als Instrument der Schaffung eines Einklangs (ich vermeide mit Absicht das Wort der universalen Geltung ) das Instrument des Polylogs erdacht, also eines Dialogs mit vielen Teilnehmern. Und ähnlich wie in der Diskursethik, macht ein solcher Polylog nur dann Sinn, wenn er auf der Grundlage völliger Gleichberechtigung erfogt. Es hat keinen Sinn, wenn man zwar als Grundlage anerkennt dass der Andere anders ist als wir und dabei immer das "aber meines ist besser" durchklingt. Aus diser Gleichberchtigung verbieten sich Begriffe wie richtig oder falsch. Das hat nichts mit Kulturrelativismus zu tun, den die führenden Denker der interkulturellen Phiolosophie strikt zurückweisen. Es gibt Grundlagen, wie z.B. das absolute Folterverbot, an dem auch mit einer allfälligen Berufung auf eine andere Tradition nicht zu rütteln wäre.

bearbeitet von Der Geist
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Franz Martin Wimmer hat als Instrument der Schaffung eines Einklangs (ich vermeide mit Absicht das Wort der universalen Geltung ) das Instrument des Polylogs erdacht, also eines Dialogs mit vielen Teilnehmern.

Wie schaut das dann konkret aus? Gibt es Regeln, nach denen ein Polylog verläuft?
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*** fortsetzung beitrag #21 ***

 

Ich möchte meine Ausführungen, auch die Vergangenen und Folgenden, als ein Danebenstellen zu anderen Aussagen verstanden wissen. So könnte ein Diskurs wachsen. Einen interkulturellen Dialog halte ich für wichtig. Schon weil ein Miteinanderauskommen der bestmögliche Weg ist um die Herausforderungen der nächsten Jahre zu bewältigen. Bei interkultureller Philosophie, insbesondere im Punkte "Schaffung/Erarbeitung" einer Universalität bin ich mit mir noch nicht eins. Sicherlich, wir nehmen teil an der gleichen Wirklichkeit und werden in einen ständigen Interpretationsprozess hineingeworfen, nur was wir aus den Erkenntnissen machen, wie sie unser Handeln beeinflussen, ist eine andere Kategorie. Schon scheinbar einfache Begriffe (Konzepte), wie 'Richtig', 'Falsch' oder gar 'Schuld' sind Tretminen auf dem Weg. Vielleicht kann ich das durch ein extremes Beispiel mal skizzieren. Zen-Buddhismus, hinlänglich als "friedlich" verortet, wurde von den jap. Samurai (Beamte, Krieger, Lehnsherren) übernommen. Insbesondere Anleitungen zum Gleichmut und zur Angstfreiheit. Daraus entwickelte sich ein Kodex, der in unserer westlichen Weltwahrnehmung teilweise auch romantisiert wird. Liest man Berichte über die japanischen Kriegsverbrecherprozesse und Gerichtsakten wird die interkulturell-philosophische Konfrontation auf grausame Weise deutlich. U.a. wurde Offizieren der jap. Armee zum Vorwurf gemacht gefangene Offiziere enthauptet zu haben. Was auch stimmte. Die Angeklagten hatten kein Schuldbewusstsein in unserem Sinne und wahren über die "kulturlosen" Vorwürfe der Ankläger entrüstet. Denn schließlich haben sie den alliierten Offizieren den höchstmöglichen ehrenhaften Tod gegeben. Unser Verständnis von Menschenrechte wird da auf eine harte Probe gestellt. Glücklicherweise sind die Fallstricke im "Dialog" zwischen den Kulturen größtenteils weniger grausam.

Zurück zur Sprache und Universalität. Wie kann Dialog und/oder Diskur gelingen? Auf welchen Ebenen ist es möglich sich zu begegnen? Ist ein Brückenschlag überhaupt möglich? Sprachlich bewegen wir uns im Westen auf einem sehr hohen Abstraktionsgrad. Ich nehme mal das Wort 'Liebe', welches (bei uns) sehr unterschiedlich konnotiert ist. Was ist, wenn in einer Sprache 'Liebe' nicht im Set ist? Oder mehrfach, wie im Japanischen, nur in Bezug auf eine jeweilige Entität? Ja, es bräuchte Geduld und Langen Atem. Nur, so denke ich, ist "die Philosophie" (oftmals) einen Schritt hinter den Entwicklungen.

 

Ich finde das japanische Beispiel v.a. deshalb interessant, weil hier eigentlich zum ersten Mal historisch konsequent, europäische Methodik -und damit auch Philosophie- übernommen wurde, um eben nicht zum Opfer dieser Methodik zu werden. Es geht also um ein sehr pragmatisches Verfahren: die objektive Unterlegenheit der fremden Technik, Staatsaufbau und Verwaltung wurde erkannt und unter dem Druck der Verhältnisse gelang es, sich dem Schicksal der Kolonisierung zu entziehen, der fast alle anderen Staaten Asiens unterworfen wurden (außer Thailand bzw. Siam, das ebenfalls sehr intensiv nach westlichem Vorbild reformierte).

Auch die japanische Philosophie und Theologie übernahm also zum großen Teil das Handwerkszeug westlicher Philosophie (so wie man vorher aus China und Korea zahllreiche Kulturtechniken übernahm), und passte dies an die eigenen Bedürfnisse an. Die Inhalte blieben dabei aber durchaus japanisch, d.h. der Staatsshinto wurde als ein Staatskult aufgebaut, vergleichbar dem Christentum, welches eben auch den Kolonialmächten eine starke Identität und Sendungsbewusstsein verlieh - der entstehende japanische Kolonialismus gegenüber den asiatischen Nachbarn war im Prinzip nichts weiter als die Nachahmung europiäscher Modernität.

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Bei interkultureller Philosophie, insbesondere im Punkte "Schaffung/Erarbeitung" einer Universalität bin ich mit mir noch nicht eins.

Was genau für eine "Universalität" meinst du?

 

Sicherlich, wir nehmen teil an der gleichen Wirklichkeit und werden in einen ständigen Interpretationsprozess hineingeworfen, nur was wir aus den Erkenntnissen machen, wie sie unser Handeln beeinflussen, ist eine andere Kategorie. Schon scheinbar einfache Begriffe (Konzepte), wie 'Richtig', 'Falsch' oder gar 'Schuld' sind Tretminen auf dem Weg.

 

Es bräuchte mehrere Schritte, nicht?

 

Das Erste wäre das Erkennen, dass wir Teil derselben Wirklichkeit sind und nicht völlig voneinander unterschiedliche Bedingungen, aber auch nicht völlig unterschiedliche Bedürfnisse haben.

Das zweite wäre dann das gegenseitige Zuhören und das Suchen nach einem Minimalkonsens bei der Deutung dieser Bedingungen (z:B. wir sind als Menschen alle bewusste, fühlende, auf Beziehung hin angelegte Wesen oder so) und der Formulierung der daraus folgenden Bedürfnisse.

Dann erst müsste man schauen, zu was für Handlungsanweisungen/Handlungen das alles in den einzelnen Kulturen geführt hat und was man davon auch für andere Kulturen lernen könnte.

 

Begriffe wie "falsch, richtig, Schuld" dürften eigentlich erst eingesetzt werden, wenn es einen Konsens über Werte gibt, zu denen alle ja sagen könnten/wollen würden.

(Wobei "Schuld" ja noch einmal etwas differenzierter zu Betrachtenderes ist. "Schuld" in einer Gesellschaft, in der das Individuum letztlich sein Handeln vor sich selbst verantworten und für sein Fehlverhalten selbst gerade stehen muss ist anders, als wenn Schuld darin besteht, durch Fehlverhalten die Gemeinschaft bloßgestellt zu haben)

 

Ja, es bräuchte Geduld und Langen Atem.

Das auf jeden Fall. Und guten Willen und die Achtung und Respekt vor dem Anderssein anderer.

Nur, so denke ich, ist "die Philosophie" (oftmals) einen Schritt hinter den Entwicklungen.

Das denke ich auch - wobei ich das, was sich entwickelt und das Reflektieren darüber eher als sich gegenseitig beeinflussenden und antreibenden Prozess betrachte. (Petzold, der Begründer der Integrativen Gestalttherapie sagt das so: "Jeder Eindruck verlangt nach Ausdruck, jeder Ausdruck ist ein neuer Eindruck".

Das Teilnehmen an der gleichen Wirklichkeit und das daraus folgende "Darüberreden" ist gerade der Punkt an dem ich noch hänge. Ich möchte da nicht so sehr anthropologisch abdriften aber genau diese Teilnahme an der Wirklichkeit ist nicht gleichbedeutend damit, dass wir an der gleichen erlebten Wirklichkeit teilhaben. Beispiel: die nordpolaren Völker können nicht zwischen Blau und Grün differenzieren. Das ist kein Defekt oder Ergebnis von Evolution. Die organischen (bzw. systemischen) Voraussetzungen sind im Prinzip bei allen Menschen gleich (Teilnahme). Welche Farben man sehen kann entscheidet sich postnatal, sprich in den ersten Lebensjahren in den das Visuellesystem ausgebildet wird. Eine "Wirklichkeit", die es (dort) notwendig werden lässt zwischen Blau und Grün zu unterscheiden gibt es nicht, so dass der begrenzte Farbraum für extreme Differenzierungen im Grau-Weiss-Bereich verwendet wird; quasi wird eine Palette geprägt. Diese Differenzierung wird durch das analoge Wortvolumen kommunizierbar, wobei wir, trotz erlernen der Wörter nicht in der Lage sind an den gleichen Sinneseindrücken teilzunehmen. Abstrakt gesagt: Über was bzw. wie können wir miteinander Reden, wenn schon kulturgeprägte Sinnlichkeit die Verständigung erschwert? Da stecke ich fest, was nicht heisst, dass Dialog nicht möglich ist. Es zielt mehr auf die Erwartungen. Wie gesagt, Ich bin da (innerlich) noch nicht fertig. Gerade das von Wimmer genannte "Instrument der Schaffung eines Einklangs" (siehe Post #28) muss ich erst mal zerkauen (Statusmeldung ;) ) .

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Begriffe wie "falsch, richtig, Schuld" dürften eigentlich erst eingesetzt werden, wenn es einen Konsens über Werte gibt, zu denen alle ja sagen könnten/wollen würden.

 

Franz Martin Wimmer hat als Instrument der Schaffung eines Einklangs (ich vermeide mit Absicht das Wort der universalen Geltung ) das Instrument des Polylogs erdacht, also eines Dialogs mit vielen Teilnehmern. Und ähnlich wie in der Diskursethik, macht ein solcher Polylog nur dann Sinn, wenn er auf der Grundlage völliger Gleichberechtigung erfogt. Es hat keinen Sinn, wenn man zwar als Grundlage anerkennt dass der Andere anders ist als wir und dabei immer das "aber meines ist besser" durchklingt. Aus diser Gleichberchtigung verbieten sich Begriffe wie richtig oder falsch. Das hat nichts mit Kulturrelativismus zu tun, den die führenden Denker der interkulturellen Phiolosophie strikt zurückweisen. Es gibt Grundlagen, wie z.B. das absolute Folterverbot, an dem auch mit einer allfälligen Berufung auf eine andere Tradition nicht zu rütteln wäre.

Gerade aus den Leseerfahrungen hier dürfte dennoch klar sein, dass Folter ein beliebig verfügbarer Begriff ist.

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Da ergibt sich aber ein grundlegendes Problem.

 

Einerseits (insbesondere das Markierte):

 

Und ähnlich wie in der Diskursethik, macht ein solcher Polylog nur dann Sinn, wenn er auf der Grundlage völliger Gleichberechtigung erfogt. Es hat keinen Sinn, wenn man zwar als Grundlage anerkennt dass der Andere anders ist als wir und dabei immer das "aber meines ist besser" durchklingt. Aus dieser Gleichberchtigung verbieten sich Begriffe wie richtig oder falsch. Das hat nichts mit Kulturrelativismus zu tun, den die führenden Denker der interkulturellen Phiolosophie strikt zurückweisen.

 

Andererseits:

 

Es gibt Grundlagen, wie z.B. das absolute Folterverbot, an dem auch mit einer allfälligen Berufung auf eine andere Tradition nicht zu rütteln wäre.

 

Jetzt, nehmen wir an, ist in einem solchen Polylog unter anderem ein Verfechter der Folter vertreten. Wie geht der Polylog mit dem um, da er seine Ansicht ja nicht als "falsch" bezeichnen darf?

bearbeitet von Sokrates
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Da ergibt sich aber ein grundlegendes Problem.

 

Einerseits (insbesondere das Markierte):

 

Und ähnlich wie in der Diskursethik, macht ein solcher Polylog nur dann Sinn, wenn er auf der Grundlage völliger Gleichberechtigung erfogt. Es hat keinen Sinn, wenn man zwar als Grundlage anerkennt dass der Andere anders ist als wir und dabei immer das "aber meines ist besser" durchklingt. Aus dieser Gleichberchtigung verbieten sich Begriffe wie richtig oder falsch. Das hat nichts mit Kulturrelativismus zu tun, den die führenden Denker der interkulturellen Phiolosophie strikt zurückweisen.

 

Andererseits:

 

Es gibt Grundlagen, wie z.B. das absolute Folterverbot, an dem auch mit einer allfälligen Berufung auf eine andere Tradition nicht zu rütteln wäre.

 

Jetzt, nehmen wir an, ist in einem solchen Polylog unter anderem ein Verfechter der Folter vertreten. Wie geht der Polylog mit dem um, da er seine Ansicht ja nicht als "falsch" bezeichnen darf?

Die Folter ist ein fiktives Beispiel aus der von mir verlinkten Radiosendung, da gebracht wurde um den Vorwurf des Kulturrelativismus von vornherein abzuwehren.

Man sollte nicht unbedingt annehmn, dass alles was in einem Rechtsstaat unakzeptabel ist auch falsch ist. Ein gutes Duskussionsbeispiel ist etwa das Verhalten des ehemaligen stellvertretenden Frankfurter Polizeipräsidenten Wolfgang Daschner im Entführungsfall Jakob von Metzler. ( http://de.wikipedia.org/wiki/Daschner-Prozess )

bearbeitet von Der Geist
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Jetzt, nehmen wir an, ist in einem solchen Polylog unter anderem ein Verfechter der Folter vertreten. Wie geht der Polylog mit dem um, da er seine Ansicht ja nicht als "falsch" bezeichnen darf?

Indem man nicht einfach von "falsch" redet, sondern davon, dass einem da ein Wert so wichtig ist, dass man zwar zuhört und verstehen will, warum das jemand anders anders sieht, aber in der Handlungskonsequenz diesen Wert keinesfalls aufgeben will?

 

*falsch* oder *richtig* kann in solchen Fällen nichts Objektives sein, sondern nur heißen: in Bezug auf das Beachten eines Wertes. Den müsste ich dazu sagen.

Und das finde ich schon, dass das notwendig ist, seine Werte ganz klar zu haben. Es kann sein, dass sich das Bewusstsein darüber im Lauf eines Dialogs ändert, aber es darf genauso auch sein, dass man dabei bleibt.

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Das Teilnehmen an der gleichen Wirklichkeit und das daraus folgende "Darüberreden" ist gerade der Punkt an dem ich noch hänge. Ich möchte da nicht so sehr anthropologisch abdriften aber genau diese Teilnahme an der Wirklichkeit ist nicht gleichbedeutend damit, dass wir an der gleichen erlebten Wirklichkeit teilhaben.

Das verstehe ich nicht. Die Wirklichkeit bleibt immer gleich. Dass wir nicht alle die gleichen Voraussetzungen haben, sie wahrzunehmen, ändert daran doch nichts?

Sich darüber auszutauschen, wie sie ein anderer wahrnimmt, ist aber doch genau das, das evt. horizonterweiternd sein könnte.

 

Diese Differenzierung wird durch das analoge Wortvolumen kommunizierbar, wobei wir, trotz erlernen der Wörter nicht in der Lage sind an den gleichen Sinneseindrücken teilzunehmen. Abstrakt gesagt: Über was bzw. wie können wir miteinander Reden, wenn schon kulturgeprägte Sinnlichkeit die Verständigung erschwert?

Mir stehen mit Sicherheit auch nicht dieselben Möglichkeiten im akustischen oder kinästhetischen Bereich zur Verfügung wie einem Blinden. Oder: wie sich die Außenwelt für einen Autisten anfühlt, das werde ich nie real fühlen können.

Aber das verhindert doch nicht, dass ich mit den beiden reden kann und dass das gut ist, wenn ich das tue?

Ich kann zuhören und meine Spiegelneuronen aktiv sein lassen und ich kann versuchen, mich in meiner Fantasie vorübergehend in die Welt des andern zu begeben. - und auch wenn ich diese allerhöchstens ansatzweise erfassen werde können, wird allein der Versuch der Verständigung seine und meine Welt verändern.

 

Ich verstehe dein Problem wohl wirklich nicht :blush::unsure:

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Da ergibt sich aber ein grundlegendes Problem.

 

Einerseits (insbesondere das Markierte):

 

Und ähnlich wie in der Diskursethik, macht ein solcher Polylog nur dann Sinn, wenn er auf der Grundlage völliger Gleichberechtigung erfogt. Es hat keinen Sinn, wenn man zwar als Grundlage anerkennt dass der Andere anders ist als wir und dabei immer das "aber meines ist besser" durchklingt. Aus dieser Gleichberchtigung verbieten sich Begriffe wie richtig oder falsch. Das hat nichts mit Kulturrelativismus zu tun, den die führenden Denker der interkulturellen Phiolosophie strikt zurückweisen.

 

Andererseits:

 

Es gibt Grundlagen, wie z.B. das absolute Folterverbot, an dem auch mit einer allfälligen Berufung auf eine andere Tradition nicht zu rütteln wäre.

 

Jetzt, nehmen wir an, ist in einem solchen Polylog unter anderem ein Verfechter der Folter vertreten. Wie geht der Polylog mit dem um, da er seine Ansicht ja nicht als "falsch" bezeichnen darf?

 

Nehmen wir mal ein konkretes Beispiel: bei den Reformen innerhalb Japans zur Staatsmodernisierung haben zahlreiche ausländische Berater mitgewirkt. Die Abschaffung der Folter erfolgte 1875 auf unmittelbare Intervention des franzöischen Juristen Gustave Emile Boissonade, der so Kriminalverhör unter Folter mitbekam und daraufhin sofort bei Justizminister protestierte.

Die Folter wurde daraufhin sofort verboten. Boissonade argumentiere sowohl mit abstrakten Aspekten der Moral, des Naturrechts, der Logik und des Eigeninteresses des japanischen Staates.

 

Entscheidend dürfte aber die ganze Situation gewesen sein: Japan wollte auf jeden Fall mit den europäischen Staaten gleichziehen und dazu war man auf europäische Berater angewiesen. Sobald eben das Folterverbot als notwendiger und zeitgemäßer Bestandteil einer Justizreform dargestellt wurde, konnten japanische Minister dem sicherlich schwerlich widersprechen.

 

Auch in einem Polylog würde so also einerseits das Vertrauensverhältnis der Diskutanden untereinander eine Rolle spielen, sowie die Frage der Begründungseinbettung. Gewisse Grundrechte, wie z.B. das Folterverbot gelten heute international allgemein als nicht verhandelbare Grundrechte (als ius cogens im internationalen Recht geschützt). Es ist also möglich in diesem Kontext zu argumentieren, inwieweit so z.b. immer weitere Metaebenen (wie z.B. ein verbindliches internationales Recht) überhaupt sinnvollerweise im Polylog infrage gestellt werden können. Ruhig in dem Sinne zu verstehen, dass auch Naturgesetze interkulturell sinnvollerweise nicht hinterfragt werden sollten.

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Indem man nicht einfach von "falsch" redet, sondern davon, dass einem da ein Wert so wichtig ist, dass man zwar zuhört und verstehen will, warum das jemand anders anders sieht, aber in der Handlungskonsequenz diesen Wert keinesfalls aufgeben will?

Dann kann man aber nicht mehr von "Gleichberechtigung" sprechen. dann haben wir einen Wert, der wertvoller ist als andere, insbesondere wertvoller als der Wert des anderen, des Folterbefürworters. Ob ich dazu "falsch" sage, oder mit anderen Worten erkläre, dass ich Foltern für falsch halte, ist dabei egal.

 

Wohlgemerkt: Ich kritisiere nicht, dass man Werte hat, die nicht zur Disposition stehen, oder dass man Werte "wertet". Ich behaupte im Gegenteil, dass es unvermeidlich ist, solche Werte zu definieren und zu besitzen. Dabei setze ich voraus, dass Werte nicht "wahr" sein können, wie etwa Tatsachenaussagen, deshalb spreche ich bei Normen eher von "richtig".

 

Diese Dualität von "Normen und Fakten" ist aber keine neue Erfindung einer "interkulturellen Philosophie", sondern alte abendländische Philosophietradition, spätestens seit Kant philosophisches Grundgut, im Kritischen Rationalismus spielen sie eine wichtige Rolle (die Unterscheidung ist allerdings in der katholischen Theologie so noch nicht angekommen, Ratzinger zum Beispiel nennt jeden, der seine Werte nicht für "wahr" hält, einen "Relativisten").

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Nehmen wir mal ein konkretes Beispiel: bei den Reformen innerhalb Japans zur Staatsmodernisierung haben zahlreiche ausländische Berater mitgewirkt. Die Abschaffung der Folter erfolgte 1875 auf unmittelbare Intervention des franzöischen Juristen Gustave Emile Boissonade, der so Kriminalverhör unter Folter mitbekam und daraufhin sofort bei Justizminister protestierte.

Die Folter wurde daraufhin sofort verboten. Boissonade argumentiere sowohl mit abstrakten Aspekten der Moral, des Naturrechts, der Logik und des Eigeninteresses des japanischen Staates.

 

Interessantes Beispiel, das gut mein eigenes Modell illustriert, das allerdings von dem Ansatz des Polylogs in wesentlichen Punkten abweicht. "Mein" Modell ist angelehnt an das Erkenntnismodell des "Kritischen Rationalismus", und der ist zweistufig: Ersterns liefern alle Philosophien Beiträge zum Diskurs, in Form von Ideen, Vorschlägen, Hypothesen, Argumenten etc. (Das ist der Teil, der auch beim Polylog stattfindet). Dann erfolgt im zweiten Teil eine kritische Prüfung der Argumente, Ideen etc. Gute Ideen werden in die eigene Philosophie integriert, schlechte Ideen werden ausgesondert. Auf diese Art befruchten fremde Philosophien die eigene, und als Ideenlieferanten sind in der Tat alle Philosophien "gleichwertig". Aber beim zweiten Teil, der kritischen Prüfung, endet natürlich die Gleichberechtigung. Da wird Müll als solcher identifiziert und rausgeworfen. Dieser Prozess des Ideengenerierens und Ideenkritisierens ist iterativ, kann also immer wieder angewendet werden.

 

Die Tradition der expliziten kritischen Prüfung ist nun nicht interkulturell. Sie entstand in der abendländischen Tradition, im Rahmen der Aufklärung. da sie aber eine typische "gute Idee" ist, ist sie nicht zu anderen Ideen gleichwertig. Es ist "irgendwie richtig", Ideen zu prüfen, bevor man mit ihnen die Menschheit verbessern will. Die Idee ist nicht "absolut richtig", vielleicht kommt eines Tages jemand mit einer noch besseren Idee daher, und löst damit die kritische Prüfung ab.

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Das Teilnehmen an der gleichen Wirklichkeit und das daraus folgende "Darüberreden" ist gerade der Punkt an dem ich noch hänge. Ich möchte da nicht so sehr anthropologisch abdriften aber genau diese Teilnahme an der Wirklichkeit ist nicht gleichbedeutend damit, dass wir an der gleichen erlebten Wirklichkeit teilhaben.

Das verstehe ich nicht. Die Wirklichkeit bleibt immer gleich. Dass wir nicht alle die gleichen Voraussetzungen haben, sie wahrzunehmen, ändert daran doch nichts?

Sich darüber auszutauschen, wie sie ein anderer wahrnimmt, ist aber doch genau das, das evt. horizonterweiternd sein könnte.

 

Diese Differenzierung wird durch das analoge Wortvolumen kommunizierbar, wobei wir, trotz erlernen der Wörter nicht in der Lage sind an den gleichen Sinneseindrücken teilzunehmen. Abstrakt gesagt: Über was bzw. wie können wir miteinander Reden, wenn schon kulturgeprägte Sinnlichkeit die Verständigung erschwert?

Mir stehen mit Sicherheit auch nicht dieselben Möglichkeiten im akustischen oder kinästhetischen Bereich zur Verfügung wie einem Blinden. Oder: wie sich die Außenwelt für einen Autisten anfühlt, das werde ich nie real fühlen können.

Aber das verhindert doch nicht, dass ich mit den beiden reden kann und dass das gut ist, wenn ich das tue?

Ich kann zuhören und meine Spiegelneuronen aktiv sein lassen und ich kann versuchen, mich in meiner Fantasie vorübergehend in die Welt des andern zu begeben. - und auch wenn ich diese allerhöchstens ansatzweise erfassen werde können, wird allein der Versuch der Verständigung seine und meine Welt verändern.

 

Ich verstehe dein Problem wohl wirklich nicht :blush::unsure:

Ich sprach ausdrücklich von einer Kulturprägung (der Sinne) und nicht von individuellen Ausprägungen.

Was ist, wie oben schon kurz angedeutet, das "Ich" in einer anderen Kultur weiter reicht als unseres? Wenn Meins und Deins etwas anderes sind? Wenn Raum- und Zeitkonzepte1) der "Anderen" für uns nicht nachvollziehbar sind? Wie kann Kommunikation und Austausch gelingen um dem (hier) formulierten Ziel näher zu kommen? Zugegebener Maßen sehe ich vieles aus einem pragmatischen Ansatz heraus und ich sehe auch, dass viele schlechte Entwicklungen der letzten Jahrhunderte nicht aus bösem Willen passierten sondern aus bestimmten scheinbar allgemeingültigen Grundannahmen.

 

1) z.B. Grenzen, Nationalgrenzen. Die Kartografie der Engländer (u.a.) im arabischen Raum hat Schaden angerichtet, an dem wir heute noch zu knapsen haben. Das Konzept 'Grenze' war dort seinerzeit nach unserem Verständnis unbekannt.

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Dann kann man aber nicht mehr von "Gleichberechtigung" sprechen. dann haben wir einen Wert, der wertvoller ist als andere, insbesondere wertvoller als der Wert des anderen, des Folterbefürworters. Ob ich dazu "falsch" sage, oder mit anderen Worten erkläre, dass ich Foltern für falsch halte, ist dabei egal.

Ich glaube, auch da ist notwendig, zu differenzieren zwischen Dialog (oder Polylog) und den potentiell gewollten Handlungsvereinbarungen.

Beim Philosohieren geht es ja um das Erstere.

 

Wenn ich sage, ich spreche mit dir nur unter der Bedingung, dass du zuerst klar meine Werte als höchste anerkennst, geht nichts. Aber ich sehe nicht, dass es ein Gespräch auf Augenhöhe verhindern würde, wenn ich für mich klar hätte, welches meine Werte sind. Im Gegenteil.

Es würde ja auch nicht ein gleichberechtigtes Gespräch zwischen dir und mir verunmöglichen, wenn ich z.B. strikte Abtreibungsgegnerin wäre.

Wenn die Voraussetzungen (grundsätzliche Akzeptanz des Andersseins des anderen und respektvollen Umgang mit ihm) stimmen würden, könnten auch ein Abtreibungsgegner und ein Befürworter mit einander sprechen, ohne dass sie ihre jeweiligen Wertvorstellungen aufgeben müssten. Vielleicht ändert sich an denen im Lauf des Gesprächs ja etwas - und wenn nicht, ist zumindest DAS ein Gesprächsergebnis, dass ich weiß, was für den andern (und für mich) nicht verhandelbar ist.

 

Wenn es dann darum ginge, zu einem Konsens über das weitere Vorgehen in dieser Frage kommen sollte, müsste man dann halt ringen darum, wie man diese unterschiedlichen Wertvorstellungen praktisch umsetzen könnte.

 

Diese Dualität von "Normen und Fakten" ist aber keine neue Erfindung einer "interkulturellen Philosophie", sondern alte abendländische Philosophietradition, spätestens seit Kant philosophisches Grundgut, im Kritischen Rationalismus spielen sie eine wichtige Rolle (die Unterscheidung ist allerdings in der katholischen Theologie so noch nicht angekommen, Ratzinger zum Beispiel nennt jeden, der seine Werte nicht für "wahr" hält, einen "Relativisten").

 

Ja. Ich denke auch nicht, dass das neu ist. Es ist aber im interkulturellen Kontext wohl lang nicht so praktiziert worden, dass man die eigenen Werte und Normen und Weltwahrnehmung durch Werte und Normen und die Wahrnehmung anderer Völker hinterfragen lässt.

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Nehmen wir mal ein konkretes Beispiel: bei den Reformen innerhalb Japans zur Staatsmodernisierung haben zahlreiche ausländische Berater mitgewirkt. Die Abschaffung der Folter erfolgte 1875 auf unmittelbare Intervention des franzöischen Juristen Gustave Emile Boissonade, der so Kriminalverhör unter Folter mitbekam und daraufhin sofort bei Justizminister protestierte.

Die Folter wurde daraufhin sofort verboten. Boissonade argumentiere sowohl mit abstrakten Aspekten der Moral, des Naturrechts, der Logik und des Eigeninteresses des japanischen Staates.

 

Interessantes Beispiel, das gut mein eigenes Modell illustriert, das allerdings von dem Ansatz des Polylogs in wesentlichen Punkten abweicht. "Mein" Modell ist angelehnt an das Erkenntnismodell des "Kritischen Rationalismus", und der ist zweistufig: Ersterns liefern alle Philosophien Beiträge zum Diskurs, in Form von Ideen, Vorschlägen, Hypothesen, Argumenten etc. (Das ist der Teil, der auch beim Polylog stattfindet). Dann erfolgt im zweiten Teil eine kritische Prüfung der Argumente, Ideen etc. Gute Ideen werden in die eigene Philosophie integriert, schlechte Ideen werden ausgesondert. Auf diese Art befruchten fremde Philosophien die eigene, und als Ideenlieferanten sind in der Tat alle Philosophien "gleichwertig". Aber beim zweiten Teil, der kritischen Prüfung, endet natürlich die Gleichberechtigung. Da wird Müll als solcher identifiziert und rausgeworfen. Dieser Prozess des Ideengenerierens und Ideenkritisierens ist iterativ, kann also immer wieder angewendet werden.

 

Die Tradition der expliziten kritischen Prüfung ist nun nicht interkulturell. Sie entstand in der abendländischen Tradition, im Rahmen der Aufklärung. da sie aber eine typische "gute Idee" ist, ist sie nicht zu anderen Ideen gleichwertig. Es ist "irgendwie richtig", Ideen zu prüfen, bevor man mit ihnen die Menschheit verbessern will. Die Idee ist nicht "absolut richtig", vielleicht kommt eines Tages jemand mit einer noch besseren Idee daher, und löst damit die kritische Prüfung ab.

Soki "the Mendel" Sokrates :D

So, wieder ernst: du kriegst das ja oft ganz gut hin, etwas allgemeiner zu skizzieren. In manchen (auch großen) Kulturen gibt es keine Philosophie nach unserem abenländischen Verständnis. Wie könnte das eingebaut werden?

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Das verstehe ich nicht. Die Wirklichkeit bleibt immer gleich. Dass wir nicht alle die gleichen Voraussetzungen haben, sie wahrzunehmen, ändert daran doch nichts?

Sich darüber auszutauschen, wie sie ein anderer wahrnimmt, ist aber doch genau das, das evt. horizonterweiternd sein könnte.

 

Diese Differenzierung wird durch das analoge Wortvolumen kommunizierbar, wobei wir, trotz erlernen der Wörter nicht in der Lage sind an den gleichen Sinneseindrücken teilzunehmen. Abstrakt gesagt: Über was bzw. wie können wir miteinander Reden, wenn schon kulturgeprägte Sinnlichkeit die Verständigung erschwert?

Mir stehen mit Sicherheit auch nicht dieselben Möglichkeiten im akustischen oder kinästhetischen Bereich zur Verfügung wie einem Blinden. Oder: wie sich die Außenwelt für einen Autisten anfühlt, das werde ich nie real fühlen können.

Aber das verhindert doch nicht, dass ich mit den beiden reden kann und dass das gut ist, wenn ich das tue?

Ich kann zuhören und meine Spiegelneuronen aktiv sein lassen und ich kann versuchen, mich in meiner Fantasie vorübergehend in die Welt des andern zu begeben. - und auch wenn ich diese allerhöchstens ansatzweise erfassen werde können, wird allein der Versuch der Verständigung seine und meine Welt verändern.

 

Ich verstehe dein Problem wohl wirklich nicht :blush::unsure:

Ich sprach ausdrücklich von einer Kulturprägung (der Sinne) und nicht von individuellen Ausprägungen.

 

Denkst du denn nicht, dass das im kleineren Rahmen analog ist?

 

Was ist, wie oben schon kurz angedeutet, das "Ich" in einer anderen Kultur weiter reicht als unseres? Wenn Meins und Deins etwas anderes sind? Wenn Raum- und Zeitkonzepte1) der "Anderen" für uns nicht nachvollziehbar sind?

 

Das ist doch dasselbe wie bei den Beispielen, die ich vorher genannt habe: dann braucht es zuerst den Willen und die Bereitschaft zuzuhören und zu lernen, wie das für den andern ist.

Und wenn ich danach nur so viel verstehe, dass er das ganz anders wahrnimmt als ich, und ich die beiden Wahrnehmungsweisen ohne zu bewerten nebeneinander stehen lassen kann, ist allein schon dadurch ganz viel gewonnen. Allein das, dass gesehen wird, was ist und dass primär einmal sein darf, was ist und dass das wertgeschätzt wird, verändert die Ausgangssituation für jedes weitere Gespräch und alle weiteren Verhandlungen. Sowohl bei mir selber als auch bei dem, der ernst genommen wurde.

 

Du bringst ja lauter Beispiele, wo das sichtbar würde, dass es wichtig und hilfreich (gewesen) wäre, zunächst hinzuhören anstatt davon auszugehen, dass alle "nach unserem Verständnis" ticken.

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Dann erfolgt im zweiten Teil eine kritische Prüfung der Argumente, Ideen etc. Gute Ideen werden in die eigene Philosophie integriert, schlechte Ideen werden ausgesondert. Auf diese Art befruchten fremde Philosophien die eigene, und als Ideenlieferanten sind in der Tat alle Philosophien "gleichwertig". Aber beim zweiten Teil, der kritischen Prüfung, endet natürlich die Gleichberechtigung. Da wird Müll als solcher identifiziert und rausgeworfen.

Genau das ist ein Punkt, wo ich z.B. denke, dass es uns sehr gut täte, von anderen Kulturen zu lernen!

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Dann erfolgt im zweiten Teil eine kritische Prüfung der Argumente, Ideen etc. Gute Ideen werden in die eigene Philosophie integriert, schlechte Ideen werden ausgesondert. Auf diese Art befruchten fremde Philosophien die eigene, und als Ideenlieferanten sind in der Tat alle Philosophien "gleichwertig". Aber beim zweiten Teil, der kritischen Prüfung, endet natürlich die Gleichberechtigung. Da wird Müll als solcher identifiziert und rausgeworfen.

Genau das ist ein Punkt, wo ich z.B. denke, dass es uns sehr gut täte, von anderen Kulturen zu lernen!

Den Einwurf verstehe ich nun überhaupt nicht. Ich habe doch ziemlich genau beschrieben, in welchem Rahmen man von anderen Kulturen lernen kann, und in welchem nicht. ich habe nun keinen Schimmer, ob du mir zustimmst, meine bemerkung einschränkst, erweiterst oder was auch immer.

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Das Teilnehmen an der gleichen Wirklichkeit und das daraus folgende "Darüberreden" ist gerade der Punkt an dem ich noch hänge. Ich möchte da nicht so sehr anthropologisch abdriften aber genau diese Teilnahme an der Wirklichkeit ist nicht gleichbedeutend damit, dass wir an der gleichen erlebten Wirklichkeit teilhaben.

Das verstehe ich nicht. Die Wirklichkeit bleibt immer gleich. Dass wir nicht alle die gleichen Voraussetzungen haben, sie wahrzunehmen, ändert daran doch nichts?

Sich darüber auszutauschen, wie sie ein anderer wahrnimmt, ist aber doch genau das, das evt. horizonterweiternd sein könnte.

 

Diese Differenzierung wird durch das analoge Wortvolumen kommunizierbar, wobei wir, trotz erlernen der Wörter nicht in der Lage sind an den gleichen Sinneseindrücken teilzunehmen. Abstrakt gesagt: Über was bzw. wie können wir miteinander Reden, wenn schon kulturgeprägte Sinnlichkeit die Verständigung erschwert?

Mir stehen mit Sicherheit auch nicht dieselben Möglichkeiten im akustischen oder kinästhetischen Bereich zur Verfügung wie einem Blinden. Oder: wie sich die Außenwelt für einen Autisten anfühlt, das werde ich nie real fühlen können.

Aber das verhindert doch nicht, dass ich mit den beiden reden kann und dass das gut ist, wenn ich das tue?

Ich kann zuhören und meine Spiegelneuronen aktiv sein lassen und ich kann versuchen, mich in meiner Fantasie vorübergehend in die Welt des andern zu begeben. - und auch wenn ich diese allerhöchstens ansatzweise erfassen werde können, wird allein der Versuch der Verständigung seine und meine Welt verändern.

 

Ich verstehe dein Problem wohl wirklich nicht :blush::unsure:

Ich sprach ausdrücklich von einer Kulturprägung (der Sinne) und nicht von individuellen Ausprägungen.

 

Denkst du denn nicht, dass das im kleineren Rahmen analog ist?

 

Was ist, wie oben schon kurz angedeutet, das "Ich" in einer anderen Kultur weiter reicht als unseres? Wenn Meins und Deins etwas anderes sind? Wenn Raum- und Zeitkonzepte1) der "Anderen" für uns nicht nachvollziehbar sind?

 

Das ist doch dasselbe wie bei den Beispielen, die ich vorher genannt habe: dann braucht es zuerst den Willen und die Bereitschaft zuzuhören und zu lernen, wie das für den andern ist.

Und wenn ich danach nur so viel verstehe, dass er das ganz anders wahrnimmt als ich, und ich die beiden Wahrnehmungsweisen ohne zu bewerten nebeneinander stehen lassen kann, ist allein schon dadurch ganz viel gewonnen. Allein das, dass gesehen wird, was ist und dass primär einmal sein darf, was ist und dass das wertgeschätzt wird, verändert die Ausgangssituation für jedes weitere Gespräch und alle weiteren Verhandlungen. Sowohl bei mir selber als auch bei dem, der ernst genommen wurde.

 

Du bringst ja lauter Beispiele, wo das sichtbar würde, dass es wichtig und hilfreich (gewesen) wäre, zunächst hinzuhören anstatt davon auszugehen, dass alle "nach unserem Verständnis" ticken.

 

Denkst du denn nicht, dass das im kleineren Rahmen analog ist?

Auf einer Ebene sicherlich. Was fehlt ist der Anschluss bzw. die gesellschaftliche Einbettung. Watzlawick meinte mal lapidar, dass die Krankheit, die wir Schizophrenie nennen, in einer anderen Kultur ein Merkmal für Heiligkeit ist.

Zugeständnisse an die jeweiligen "Wirklichkeitskonzepte" sind notwendig und können einen Beitrag zum "Weltfrieden" liefern. Leider bin ich da ein wenig pessimistisch, da andere Interessen die aktuelle Dynamik bestimmen. Anzumerken bleibt noch, dass "interkulturelle pragmatische Philosophie" zum Handwerkszeug der diplomatischen - und nachrichtlichen Dienste gehört, womit wir bei der Frage des Zwecks ankommen *leichteranflugvonsarkasmus*

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In manchen (auch großen) Kulturen gibt es keine Philosophie nach unserem abenländischen Verständnis. Wie könnte das eingebaut werden?

Ich nehme an, du meinst diese Frage in dem weiter oben skizzierten Kontext:

 

 

Ich sprach ausdrücklich von einer Kulturprägung (der Sinne) und nicht von individuellen Ausprägungen.

Was ist, wie oben schon kurz angedeutet, das "Ich" in einer anderen Kultur weiter reicht als unseres? Wenn Meins und Deins etwas anderes sind? Wenn Raum- und Zeitkonzepte der "Anderen" für uns nicht nachvollziehbar sind? Wie kann Kommunikation und Austausch gelingen um dem (hier) formulierten Ziel näher zu kommen?

 

Ich glaube, da gibt es nur eine Möglichkeit: man muss diese Kulturen "erforschen" in dem Sinne, dass man diese konzepte der anderen Kulturen in Worte und Sätze fasst und so beschreibt, bzw. indem man schriftliche Zeugnisse (z.B. Literatur oder was immer die Leute dort analoges produzieren) in unsere sprache übersetzt und auswertet. Das Risiko, dass man beim Übersetzen Fehler macht und Wichtiges verliert, muss man eingehen, weil es unvermeidlich ist. Ein Philosoph, der den interkulturellen Ansatz Ernst nimmt, muss somit auch die Ergebnisse von Anthropologen studieren, und schauen, ob er daraus was lernen kann. Zwei faszinierende Beispiele, die mir in letzter Zeit über den Weg gelaufen sind:

 

1. Die 10 Geschlechter von Amarete. Von Ina Rösing.

 

Welcher Tag ist heute? Ein weiblicher oder ein männlicher? Ist diese Seite des Hauses männlich oder ist sie weiblich? In Amarete, einem 4000 Meter hoch gelegenen Dorf der Kallawaya-Region in den bolivianischen Anden, wüsste jedes Kind sofort eine Antwort auf diese uns befremdlich erscheinenden Fragen zu geben. aus Spektrum der Wissenschaft Juli 2005, S. 70

 

2. Wie die Sprache das Denken formt. Von Lera Borodidsky. Spektrum der Wissenschaft, März 2012.

 

Pormpuraaw ist eine kleine Siedlung der Aborigines am Westrand der Halbinsel Cape York in Nordaustralien. Ich bitte ein fünf Jahre altes Mädchen, nach Norden zu zeigen. Ohne zu zögern, deutet sie in eine bestimmte Richtung. Mein Kompass bestätigt: Sie hat Recht. Nach meiner Rückkehr in die USA stelle ich dieselbe Frage in einem Hörsaal der Stanford University. Vor mir sitzen angesehene, mehrfach ausgezeichnete Gelehrte; manche besuchen seit 40 Jahren Vorträge in diesem Saal. Ich bitte sie, die Augen zu schließen und nach Norden zu zeigen. Viele weigern sich, weil sie keine Ahnung haben, wo Norden liegt. Die Übrigen denken eine Weile nach und deuten dann in alle möglichen Richtungen. Ich habe diesen Versuch nicht nur in Harvard und Princeton wiederholt, sondern auch in Moskau, London und Peking – stets mit demselben Resultat. [...]

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[...] "Mein" Modell ist angelehnt an das Erkenntnismodell des "Kritischen Rationalismus", und der ist zweistufig: Ersterns liefern alle Philosophien Beiträge zum Diskurs, in Form von Ideen, Vorschlägen, Hypothesen, Argumenten etc. (Das ist der Teil, der auch beim Polylog stattfindet). Dann erfolgt im zweiten Teil eine kritische Prüfung der Argumente, Ideen etc. Gute Ideen werden in die eigene Philosophie integriert, schlechte Ideen werden ausgesondert. Auf diese Art befruchten fremde Philosophien die eigene, und als Ideenlieferanten sind in der Tat alle Philosophien "gleichwertig". Aber beim zweiten Teil, der kritischen Prüfung, endet natürlich die Gleichberechtigung. Da wird Müll als solcher identifiziert und rausgeworfen. Dieser Prozess des Ideengenerierens und Ideenkritisierens ist iterativ, kann also immer wieder angewendet werden.

 

Die Tradition der expliziten kritischen Prüfung ist nun nicht interkulturell. Sie entstand in der abendländischen Tradition, im Rahmen der Aufklärung. da sie aber eine typische "gute Idee" ist, ist sie nicht zu anderen Ideen gleichwertig. Es ist "irgendwie richtig", Ideen zu prüfen, bevor man mit ihnen die Menschheit verbessern will. Die Idee ist nicht "absolut richtig", vielleicht kommt eines Tages jemand mit einer noch besseren Idee daher, und löst damit die kritische Prüfung ab.

 

Darauf würde ich wieder mit einem japanischen Beispiel antworten, und zwar der Philosophie Nishidas . Gerade weil es in Asien keine exakt der europäischen philosophischen Tradition entsprechende Entwicklung gab, versuchte er eine Synthese von Philosophie und (v.a. buddhistischer) Religion, d.h. sein Ansatz ist erfahrungsorientiert. Wie integriert man eine "gute" Idee, die sich aus der Anschauung ergibt? Das setzt auch eine gewissen Demut voraus, sich auf die andere Erkenntnisweise einzulassen, und z.B. nicht von vornherein alles abzulehnen, was sich nicht als binär-logische Aussage formulieren lässt.

Dann geraten wir in das Dilemma eines Thomas Metzingers, der z.B. zwar eine nichtreligiöse spirituelle Erkenntnis in seine Bewusstseinstheorie einbauen will, aber aus Gründen "intellektueller Redlichkeit" alle die Systeme (Religionen) ablehnt, die erst die Grundlage für die Gewinnung dieser Erkenntnisse geschaffen haben.

 

Du kommst also gar nicht erst an die Erkenntnisse der anderen heran, wenn Du Dich nicht auf Ihre Methoden einläßt, und dann hast Du vielleicht Ergebnisse die sich ohne weiteres Deinem Modell kritischer Prüfung unterordnen.

 

(Das ist jetzt natürlich ein Beispiel aus der Philosophie. Bei so pragmatischen Dingen wie Technik oder Verwaltungsverfahren lassen sich eben auch pragmatische Prüfverfahren entwickeln.)

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In manchen (auch großen) Kulturen gibt es keine Philosophie nach unserem abenländischen Verständnis. Wie könnte das eingebaut werden?

Ich nehme an, du meinst diese Frage in dem weiter oben skizzierten Kontext:

 

 

[]

 

Genau: .... Auf diese Art befruchten fremde Philosophien die eigene .... usw.

bearbeitet von teofilos
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Darauf würde ich wieder mit einem japanischen Beispiel antworten, und zwar der Philosophie Nishidas . Gerade weil es in Asien keine exakt der europäischen philosophischen Tradition entsprechende Entwicklung gab, versuchte er eine Synthese von Philosophie und (v.a. buddhistischer) Religion, d.h. sein Ansatz ist erfahrungsorientiert. Wie integriert man eine "gute" Idee, die sich aus der Anschauung ergibt? Das setzt auch eine gewissen Demut voraus, sich auf die andere Erkenntnisweise einzulassen, und z.B. nicht von vornherein alles abzulehnen, was sich nicht als binär-logische Aussage formulieren lässt.

Wer bitte "lehnt alles ab, was sich nicht als binär-logische Aussage formulieren lässt"? Welche Philosophie sollte so etwas fordern? Was immer Nishida beim Philosophieren getan hat (oder persönlich geglaubt hat zu tun), das Ergebnis sind Schriften, die man lesen kann, verstehen muss, und dann kritisch prüfen, ob man davon etwas brauchen kann. Also genau der von mir beschriebene Prozess. Allerdings gilt natürllich: Nur das, was er aufgeschrieben oder explizit mündlich mitgeteilt hat, (ob binär-logisch oder nicht) kann in andere Philosophien einfließen.

 

Dann geraten wir in das Dilemma eines Thomas Metzingers, der z.B. zwar eine nichtreligiöse spirituelle Erkenntnis in seine Bewusstseinstheorie einbauen will, aber aus Gründen "intellektueller Redlichkeit" alle die Systeme (Religionen) ablehnt, die erst die Grundlage für die Gewinnung dieser Erkenntnisse geschaffen haben.

 

Das "Dilemma" von Metzinger habe ich gerade nicht parat. Kann man das nachlesen? Ich kann mich aber daran erinnern, dass ich bei der Lektüre von Metzingers "Ego-Tunnel" manchmal den Eindruck hatte, Metzingers Philosophie sei nicht immer in sich logisch konsistent. Das von dir genannte "Dilemma" klingt ein bisschen danach.

 

Du kommst also gar nicht erst an die Erkenntnisse der anderen heran, wenn Du Dich nicht auf Ihre Methoden einläßt, und dann hast Du vielleicht Ergebnisse die sich ohne weiteres Deinem Modell kritischer Prüfung unterordnen.

Das sehe ich nun überhaupt nicht ein. Ich brauche mich doch auf keine Methode "einzulassen", wenn ich bloß wissen will, wie deren Methode ist. Dazu reicht es, wenn ich die Beschreibung der Methoden sowie die damit erzielten Ergebnisse lese und kritisch prüfe.

bearbeitet von Sokrates
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