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Interkulturelle Philosophie


Der Geist

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Eine Frage an alle die hier die Möglichkeit und Sinnhaftigkeit einer interkulturellen Philosophie mit verschiedenen, wenn ich es recht verstehe hauptsächlich linguistischen Argumenten in Zweifel ziehen:

 

Welche Aölternative dazu gibt es im Zeitalter der Globalisierung? Scheint tatsächlich die Ablöse des Ost- Westkonflikts durch den Huntington'schen Clash of Civilisations attraktiver?

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Habermas1), Adorno, Luhmann, Watzlawick, in gewisser Weise Bateson, ...

 

"Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“ [Wittgenstein]

"Was ich nicht weiss, sehe ich nicht." [Volksmund]

Das sind Theorien. Sind sie aber auch wahr oder sind sie eher so eine Art Mythos, der das heutige unhinterfragte Hintergrundwissen eingegangen sind und deswegen als richtig angesehen werden?

 

Es sind nun Schriften überliefert von antiken Philosophen, z.B. Sokrates, Platon und Aristoteles. Die haben in einer anderen Zeit und einer anderen Kultur gelebt, die hatten eine andere Sprache als wir. Nun ist es aber so - scheint zumindest so zu sein - dass diese Texte heute noch problemlos verständlich sind. Wie passt aber die Theorie der (kulturell und sprachlich) inkommensurablen Weltbilder dazu?

 

Theorien sind gut und schön, mich würden in dem Zusammenhang aber auch empirische Untersuchungen interessieren, ähnlich wie die oben von mir verlinkte. Reine Lehnstuhlphilosophie finde ich nicht unbedingt überzeugend.

Untersuchungen einzufordern ist berechtigt. Das Materialangebot ist aber sehr groß. Ein Einstieg wäre über die Konflikt- und Friedensforschung und Ethnologiederivate, wie beispielsweise Interkulturelle Kommunikation, Visuelle Anthropologie, Action Anthropology usw. Die Forschung ist öffentlich zugänglich. Nicht zugänglich sind wissenschaftliche Auswertungen der "nachrichtendienstlichen Forschung"; ich denke aber, dass das Ziel der Interkulturellen Philosophie ein anderes ist.

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Letzter Geschichte (Beschreibung) finde ich aus folgendem Grund interessant: Himmelsrichtungen referenzieren auf das Bezugssystem Erde. Die Richtungsangaben, die wir im Umgang miteinander verwenden, nehmen eher (häufig) das "Ich" als Bezugssystem (Vorne, Hinten, Rechts, Links).

Das ist der Witz an der Geschichte: Die Aborigines haben in ihrer Sprache keine "relativen" Begriffe wie "vorne", "hinten", "links" und "rechts". Die faszinierende Fähigkeit des kleinen Mädchens ist also die direkte Folge eines sprachlichen Defekts: Weil sie das Wort "links" nicht kennt, muss sie immer wissen, wo Norden ist.

 

Ein Mensch der das Wort "links" kennt, kann sich diesen Ballast sparen. das ist auch der Grund, warum Du Probleme hast, Leuten den Weg zu erkläören, indem du den Begriff "Norden" verwendest. Die Beschreibung "in Fahrtrichtung rechts" ist genau so objektiv und personenunabhängig (obwohl sie sich an einer Eigenschaft der Person orientiert), benötigt aber weniger Informationen, um sie zu befolgen.

 

Ich würde nun nicht sagen, dass dies ein sprachlicher "Defekt" ist (vermutlich würden sie dasselbe über uns sagen, die wir meist nicht so genau wissen, wo Norden/Süden/Osten/Westen ist), sondern das ist einfach der Sache geschuldet, dass diese Menschen von klein auf lernen, sich so zu orientieren, dass sie zu jeder Zeit wissen, wie sich das mit den Himmelsrichtungen verhält. Diese Sache wird einen Vorteil in dieser Umgebung haben und ihnen im alltäglichen Leben helfen, denke ich.

 

Olli

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Ich würde nun nicht sagen, dass dies ein sprachlicher "Defekt" ist (vermutlich würden sie dasselbe über uns sagen, die wir meist nicht so genau wissen, wo Norden/Süden/Osten/Westen ist),

Ich sage aber dass es ein Defekt ist, und ich habe ausführlich begründet, warum es wichtig ist, das so zu sehen, gerade wegen der vielen Missverständnisse, die hier im Rahmen der Diskussion über "interkulturelle Philosophie" geäußert werden. Mein Punkt ist nämlich: Die Situation ist keinesfalls symmetrisch, wenn eine in der eigenen Sprache etwas so wichtiges fehlt wie eine personen-relative Bezeichnung für einen Ort. Es ist eine lästige Eigenschaft falsch verstandener christlicher Nächstenliebe, wenn man objektive Sachverhalte nicht mehr feststellen darf, weil das auch "abwertend" verstehen könnte. Daran krankt die ganze "interkulturelle" Diskussion.

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Ich würde nun nicht sagen, dass dies ein sprachlicher "Defekt" ist (vermutlich würden sie dasselbe über uns sagen, die wir meist nicht so genau wissen, wo Norden/Süden/Osten/Westen ist),

Ich sage aber dass es ein Defekt ist, und ich habe ausführlich begründet, warum es wichtig ist, das so zu sehen, gerade wegen der vielen Missverständnisse, die hier im Rahmen der Diskussion über "interkulturelle Philosophie" geäußert werden. Mein Punkt ist nämlich: Die Situation ist keinesfalls symmetrisch, wenn eine in der eigenen Sprache etwas so wichtiges fehlt wie eine personen-relative Bezeichnung für einen Ort. Es ist eine lästige Eigenschaft falsch verstandener christlicher Nächstenliebe, wenn man objektive Sachverhalte nicht mehr feststellen darf, weil das auch "abwertend" verstehen könnte. Daran krankt die ganze "interkulturelle" Diskussion.

Das hat mit christlicher Nächstenliebe nichts zu tun, sondern nur mit der Vermeidung von präpotentem Eurozentrismus der in der Vergangenheit genug Unheil angerichtet hat.

 

Gerade nämlich die Behauptung "sprachlicher Defekte" hat beim Genozid der indigenen Bevölkerung des Feuerlandes eine große Rolle gespielt. Sie seien die verächtlichsten und elendsten Geschöpfe, die man finden konnte und man könne sich kaum zu dem Glauben durchringen, daß sie unsere Mitgeschöpfe sind und Bewohner der gleichen Welt, so beschrieb man sie. Es wurden noch im 19 Jh. "Abschussprämien" für die Fuerländer ausgesetzt und zwar von den Schafzüchtern, aber auch vom Londoner Anthropologische Museum, das eine Prämie von 8 Pfund Sterling für den Kopf eines Feuerländers zahlte.

 

Selbst der große Moralist Immanuel Kant tätigte in seinen Vorlesungen die Aussage, wenn die Bewohner Tahitis nie gelebt hätten, würde der Welt nichts ermageln, weil sie nicht der reinen Vernunft fähig seien.

 

Auch für Hegel waren unter anderem auch wegen sprachlicher Defekt Amerika und Afrika gänzlich unphilosophische Kontinente.

bearbeitet von Der Geist
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Ich würde nun nicht sagen, dass dies ein sprachlicher "Defekt" ist (vermutlich würden sie dasselbe über uns sagen, die wir meist nicht so genau wissen, wo Norden/Süden/Osten/Westen ist),

Ich sage aber dass es ein Defekt ist, und ich habe ausführlich begründet, warum es wichtig ist, das so zu sehen, gerade wegen der vielen Missverständnisse, die hier im Rahmen der Diskussion über "interkulturelle Philosophie" geäußert werden. Mein Punkt ist nämlich: Die Situation ist keinesfalls symmetrisch, wenn eine in der eigenen Sprache etwas so wichtiges fehlt wie eine personen-relative Bezeichnung für einen Ort. Es ist eine lästige Eigenschaft falsch verstandener christlicher Nächstenliebe, wenn man objektive Sachverhalte nicht mehr feststellen darf, weil das auch "abwertend" verstehen könnte. Daran krankt die ganze "interkulturelle" Diskussion.

 

Das hat mit Nächstenliebe eigentlich nichts zu tun, ich hab noch nie von einem Linguisten den Begriff "Defekt" in diesem Kontext gelesen. Ich lasse mich aber eines Besseren belehren, wenn es dazu eine belegbare Quelle gibt.

 

freundliche Grüße

Olli

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Das hat mit Nächstenliebe eigentlich nichts zu tun, ich hab noch nie von einem Linguisten den Begriff "Defekt" in diesem Kontext gelesen. Ich lasse mich aber eines Besseren belehren, wenn es dazu eine belegbare Quelle gibt.

Das hatte ich weder behauptet, noch hat das irgendwas mit meinen Argumenten zu tun.

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Das hat mit Nächstenliebe eigentlich nichts zu tun, ich hab noch nie von einem Linguisten den Begriff "Defekt" in diesem Kontext gelesen. Ich lasse mich aber eines Besseren belehren, wenn es dazu eine belegbare Quelle gibt.

Das hatte ich weder behauptet, noch hat das irgendwas mit meinen Argumenten zu tun.

Ich sage aber dass es ein Defekt ist, und ich habe ausführlich begründet,

 

Copy Right by Sokrates 16 Februar 2013 - 13:35

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Copy Right by Sokrates 16 Februar 2013 - 13:35

Natürlich hatte ich gesagt dass es ein Defekt ist. Und selbstverständlich ist es im Sinne meiner Argumentation wichtig, dass es ein Defekt ist. Aber ich hatte weder behauptet, dass irgendein Linguist das geschrieben hätte, noch ist das relevant. Aber leider hatte Olli nichts anderes gegen meine Ausführungen vorzubringen.

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Eine Frage an alle die hier die Möglichkeit und Sinnhaftigkeit einer interkulturellen Philosophie mit verschiedenen, wenn ich es recht verstehe hauptsächlich linguistischen Argumenten in Zweifel ziehen:

 

Welche Aölternative dazu gibt es im Zeitalter der Globalisierung? Scheint tatsächlich die Ablöse des Ost- Westkonflikts durch den Huntington'schen Clash of Civilisations attraktiver?

 

Ich vermute mal, daß du Huntingtons Buch nicht gelesen hast. - Jedenfalls ist es eine fundierte politologische Analyse, die in den letzten bald 15 Jahren mit ihren Prognosen weitgehend recht behalten hat. (Es geht H. überhaupt nicht darum, Konflikte zu schüren, er zeigt nur, warum sie entstehen.) Das gegen einen philosophischen Denkansatz zu stellen ist schon methodisch fragwürdig.

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Eine Frage an alle die hier die Möglichkeit und Sinnhaftigkeit einer interkulturellen Philosophie mit verschiedenen, wenn ich es recht verstehe hauptsächlich linguistischen Argumenten in Zweifel ziehen:

 

Welche Aölternative dazu gibt es im Zeitalter der Globalisierung? Scheint tatsächlich die Ablöse des Ost- Westkonflikts durch den Huntington'schen Clash of Civilisations attraktiver?

 

Ich vermute mal, daß du Huntingtons Buch nicht gelesen hast. - Jedenfalls ist es eine fundierte politologische Analyse, die in den letzten bald 15 Jahren mit ihren Prognosen weitgehend recht behalten hat. (Es geht H. überhaupt nicht darum, Konflikte zu schüren, er zeigt nur, warum sie entstehen.) Das gegen einen philosophischen Denkansatz zu stellen ist schon methodisch fragwürdig.

Es ist im Kern eine üble politische Hetzschrift, wenn auch auf hohem Niveau, ....die Auswirkungen solcher Bücher kann man z.B.´feststellen, wenn man hier im Forum über Islam spricht...es gibt einfach zu viele Leute die das herbeisehnen was Huntigton prognostiziert.

bearbeitet von Der Geist
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Eine Frage an alle die hier die Möglichkeit und Sinnhaftigkeit einer interkulturellen Philosophie mit verschiedenen, wenn ich es recht verstehe hauptsächlich linguistischen Argumenten in Zweifel ziehen:

 

Welche Aölternative dazu gibt es im Zeitalter der Globalisierung? Scheint tatsächlich die Ablöse des Ost- Westkonflikts durch den Huntington'schen Clash of Civilisations attraktiver?

 

Ich vermute mal, daß du Huntingtons Buch nicht gelesen hast. - Jedenfalls ist es eine fundierte politologische Analyse, die in den letzten bald 15 Jahren mit ihren Prognosen weitgehend recht behalten hat. (Es geht H. überhaupt nicht darum, Konflikte zu schüren, er zeigt nur, warum sie entstehen.) Das gegen einen philosophischen Denkansatz zu stellen ist schon methodisch fragwürdig.

Es ist im Kern eine üble politische Hetzschrift, ...die Auswirkungen solcher Bücher kann man leider´feststellen, wenn man hier im Forum übr Islam spricht...auch der Beschneidungsthread bringt gute Einsichten.

 

Ich vermute mal, daß außer mir das Buch niemand hier gelesen hat, insbesondere nicht diejenigen, die gegen den Islam hetzen. Dazu bietet das Buch keinerlei Veranlassung. Die Rezeption des Buches bei seinem Erscheinen hatte die Journaille offenbar überfordert. Leider hat der Verlag mit der sehr schrägen Übersetzung des Titels und einem entsprechenden Cover-Bild das seine dazu beigetragen.

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Gerade nämlich die Behauptung "sprachlicher Defekte" hat beim Genozid der indigenen Bevölkerung des Feuerlandes eine große Rolle gespielt. Sie seien die verächtlichsten und elendsten Geschöpfe, die man finden konnte und man könne sich kaum zu dem Glauben durchringen, daß sie unsere Mitgeschöpfe sind und Bewohner der gleichen Welt, so beschrieb man sie. Es wurden noch im 19 Jh. "Abschussprämien" für die Fuerländer ausgesetzt und zwar von den Schafzüchtern, aber auch vom Londoner Anthropologische Museum, das eine Prämie von 8 Pfund Sterling für den Kopf eines Feuerländers zahlte.

Es ist ein Kategorienfehler, aus der Tatsachenfeststellung "Sprachlicher Defekt" ein Werturteil "elende, lebensunwerte Geschöpfe" abzuleiten. Ob Kant oder Hegel diesen Fehler begangen haben, kann ich nicht so ohne weiteres feststellen. Dass diejenigen, die Abschussprämien für Feuerländer bezahlt haben, diesen Fehler gemacht haben, scheint mir unzweifelhaft. Das ist überhaupt der Grundfehler des Rassismus.

 

Wenn man Rassismus bekämpfen will, dann muss man gegen diesen Fehlschluss vorgehen. Es hat keinen Sinn, den Wahrheitsgehalt der Prämisse des Fehlschlusses anzugreifen.

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Welche Aölternative dazu gibt es im Zeitalter der Globalisierung? Scheint tatsächlich die Ablöse des Ost- Westkonflikts durch den Huntington'schen Clash of Civilisations attraktiver?

Ich vermute mal, daß du Huntingtons Buch nicht gelesen hast. - Jedenfalls ist es eine fundierte politologische Analyse, die in den letzten bald 15 Jahren mit ihren Prognosen weitgehend recht behalten hat. (Es geht H. überhaupt nicht darum, Konflikte zu schüren, er zeigt nur, warum sie entstehen.) Das gegen einen philosophischen Denkansatz zu stellen ist schon methodisch fragwürdig.

Samuel P. Huntington - The Clash of Civilizations

 

Das (zumindest für mich) Interessante ist, dass Ihr beide Euch über die These von Huntington einig zu sein scheint - nämlich dass es tatsächlich derartig - wie von Huntington anscheinend zugrundegelegt - fundamentale Unterschiede zwischen Menschen aus unterschidlichen Kulturkreisen, Erfahrungen, Sprache etc. gibt und dass daraus nur diese beiden Alternativen folgen: entweder Kulturkreise akzeptieren sich als völlig fremd und leben so nebeneinander her oder es gibt Krieg.

 

Aber meine Frage hier wäre immer noch die aus einer Ebene davor: stimmt es denn auch wirklich, dass Menschen als Gruppen tatsächlich so unterschiedlich sind, (eindeutig geprägt durch ihre Kulturkreise, Erfahrungen, Sprache etc.) oder ist diese Annahme falsch?

 

Unbestritten von mir ist, dass man Menschen so ein Gruppendenken einimpfen kann, dazu gibt es übergenügend Beispiele in der Geschichte, (auch in unserer). Ich meine noch nicht mal unbedingt den Nationalsozialismus, da gibt es auch andere Beispiele aus der nicht allzu fernen Vergangenheit, irgendwie ist es wohl ein Wesensmerkmal des Menschen, sich einer Gruppe zugehärig zu fühlen und sich so gegen "Fremde" abzugrenzen. Seien das Bayern vs. Preußen, Katholiken vs. Evangelische, Gymnasiasten vs. Hauptschüler oder "mein Dorf" vs. "das Nachbardorf". Oder dass jemand, der seit 30 Jahren in einem Dorf von Alteingesessenen wohnt, immer noch "der Zugewanderte" genannt wird.

 

Die Frage für mich wäre nun, ob unterschiedliche Kulturkreise nun noch etwas ganz anderes sind als das, ob es hier tatsächlich andere, prinzipiell unüberbrückbare Gegensätze gibt, die letztlich nur durch gegenseitige Ignoranz (= Unverständnis, aber Akzeptanz) gelöst werden können.

 

Meine persönliche Erfahrung (und einige empirische Studien, die ich kenne) stehen dem nun entgegen, so wie ich das sehe, gibt es diesen unüberbrückbaren Graben zwischen Individuen aus unterschiedlichen Kulturen gar nicht. Obgleich irgendwelche Hardliner, Fundamentalisten, etwas anderes behaupten.

 

Aber eben das wäre mE die Frage, (= sind die statistischen Unterschiede zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen größer als die statistischen Unterschiede zwischen Individuen aus derselben Kultur?) die hier erst mal zu klären wäre. Das kann man doch nicht einfach so als gegeben und unhinterfragbar voraussetzen.

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über die These von Huntington einig zu sein scheint - nämlich dass es tatsächlich derartig - wie von Huntington anscheinend zugrundegelegt - fundamentale Unterschiede zwischen Menschen aus unterschidlichen Kulturkreisen, Erfahrungen, Sprache etc. gibt und dass daraus nur diese beiden Alternativen folgen: entweder Kulturkreise akzeptieren sich als völlig fremd und leben so nebeneinander her oder es gibt Krieg.

 

 

 

So einfach ist es ja nicht. Unterschiedliche Kultur als solche ist kein Kriegsgrund. Nur kommt man um die Einsicht nicht herum, daß seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts Kriege stets entlang kultureller Trennlinien verlaufen. Die Mechanismen, die dazu führen, zeigt Huntington, mehr nicht. Der Überbringer der schlechten Nachricht wurde für sie verantwortlich gemacht. Huntungtons Buch befaßt sich nicht mit Gegenstrategien, das heißt aber nicht, daß es sie nicht gibt. Er warnte zu einer Zeit, als alle von "Friedensdividende" schwafelten und die Auflösung der großen Blöcke allein als Friedensgarantie betrachtet wurde, vor den neuen Konflikten. Leider hat er recht behalten.

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Es ist ein Kategorienfehler, aus der Tatsachenfeststellung "Sprachlicher Defekt" ein Werturteil "elende, lebensunwerte Geschöpfe" abzuleiten.

Nein das ist es nicht! Das was am Anderen anders ist, als schlechter abzuqualifizieren ist genau genuiner Rassismus. Nimm als Beispiel Aristoteles: Für ihn war wer der Mensch das ζῷον λόγον ἔχον = Zoon logon echon. Er meinte damit das Wesen das den logos hat, also der vernünftigen Rede mächtig ist, wobei der Maßstab natürlich der griechische war. Alle die das nicht hatten bzw dem Maßstab nicht gerecht eurden, waren Barbaren, Leute die nicht gesprochen haben sondern nur in defizitärer Weise "barbarbar" brabbelten. Und die alle waren natürliche Sklaven.

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Copy Right by Sokrates 16 Februar 2013 - 13:35

Natürlich hatte ich gesagt dass es ein Defekt ist. Und selbstverständlich ist es im Sinne meiner Argumentation wichtig, dass es ein Defekt ist. Aber ich hatte weder behauptet, dass irgendein Linguist das geschrieben hätte, noch ist das relevant. Aber leider hatte Olli nichts anderes gegen meine Ausführungen vorzubringen.

 

 

Was heißt "Defekt"? Jede Äußerung, sprachlich oder nicht sprachlich, hat einen bestimmten Bedeutungsraum. Dieser eröffnet Möglichkieten, er hat aber auch Begrenzungen.

 

Das Anzuerkennen ist trivial; es führt aber nur dann zu einen vertieften gegenseitigen Verständnis, wenn man sich auch bemüht, die Schwächen und Begrenzungen des eigenen Sprachsystems zu erkennen.

 

Das europäische Subjekt-Objekt-Denken führt z.B. dazu, dass man alles vorrangig in den Kategorien von Machtstrukturen benennt. Sogar der menschliche Körper ist etwas, was man von außen betrachtet, was man "beherrscht". Es gibt im Deutschen keine gute Möglichkeit, die Einheit des Ichs mit seinem Körper zu benennen. Der Satz "Ich habe einen Körper" ist ein sprachlicher Defekt, er ist falsch.

 

Wenn man so weit ist, so etwas auch in der eigenen Kultur wahrzunehmen, dann kann eine Kommunikation beginnen. Man kann sich zusammensetzen und drüber nachdenken, wie man gegenseitig voneinander lernen kann.

bearbeitet von Franziskaner
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Copy Right by Sokrates 16 Februar 2013 - 13:35

Natürlich hatte ich gesagt dass es ein Defekt ist. Und selbstverständlich ist es im Sinne meiner Argumentation wichtig, dass es ein Defekt ist. Aber ich hatte weder behauptet, dass irgendein Linguist das geschrieben hätte, noch ist das relevant. Aber leider hatte Olli nichts anderes gegen meine Ausführungen vorzubringen.

 

 

Was heißt "Defekt"? Jede Äußerung, sprachlich oder nicht sprachlich, hat einen bestimmten Bedeutungsraum. Dieser eröffnet Möglichkieten, er hat aber auch Begrenzungen.

 

Das Anzuerkennen ist trivial; es führt aber nur dann zu einen vertieften gegenseitigen Verständnis, wenn man sich auch bemüht, die Schwächen und Begrenzungen des eigenen Sprachsystems zu erkennen.

 

Das europäische Subjekt-Objekt-Denken führt z.B. dazu, dass man alles vorrangig in den Kategorien von Machtstrukturen benennt. Sogar der menschliche Körper ist etwas, was man von außen betrachtet, was man "beherrscht". Es gibt im Deutschen keine gute Möglichkeit, die Einheit des Ichs mit seinem Körper zu benennen. Der Satz "Ich habe einen Körper" ist ein sprachlicher Defekt, er ist falsch.

 

Wenn man so weit ist, so etwas auch in der eigenen Kultur wahrzunehmen, dann kann eine Kommunikation beginnen. Man kann sich zusammensetzen und drüber nachdenken, wie man gegenseitig voneinander lernen kann.

jeder mensch baut sich aus seiner aktuellen wahrnehmung und seiner vergangenheit(vergangene wahrnehmungen=gelerntes) eine jeweils neue subjektive wirklichkeit.

sie ist grundsätzlich gleichberechtigt mit den wirklichkeiten anderer menschen. seine eigene wirklichkeit per definition(defekt/nicht defekt) bewertend hervorzuheben beendet jedes konstruktive gespräch.

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Copy Right by Sokrates 16 Februar 2013 - 13:35

Natürlich hatte ich gesagt dass es ein Defekt ist. Und selbstverständlich ist es im Sinne meiner Argumentation wichtig, dass es ein Defekt ist. Aber ich hatte weder behauptet, dass irgendein Linguist das geschrieben hätte, noch ist das relevant. Aber leider hatte Olli nichts anderes gegen meine Ausführungen vorzubringen.

 

Also ich hätte schon etwas dagegen vorzubringen: ein "Defekt" wäre es (in meiner Begriffsvorstellung) nur, wenn man einen Sachverhalt in einer Sprache ausdrücken könnte, in einer anderen (defekten) Sprache aber nicht. Das ist hier aber gerade nicht der Fall. Man kann sehr wohl in Guguyimidjir denselben Sachverhalt ausdrücken wie in Sprachen, die rechts und links verwenden, muss dies lediglich durch die entspr. Himmelsrichtung ausdrücken.

 

Olli

 

PS: der obige Sachverhalt ist also ein denkbar schlechtes Beispiel für einen "Defekt".

Eher diskutabel wäre dabei der Sachverhalt, dass manche Sprachen keine Zahlwörter für "drei" "vier" usw. kennen: Mura-Piraha kennt lediglich drei Zahlwörter: hói „eins“ und hoí „zwei“ und "baágiso" „viele“

bearbeitet von Olli
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Copy Right by Sokrates 16 Februar 2013 - 13:35

Natürlich hatte ich gesagt dass es ein Defekt ist. Und selbstverständlich ist es im Sinne meiner Argumentation wichtig, dass es ein Defekt ist. Aber ich hatte weder behauptet, dass irgendein Linguist das geschrieben hätte, noch ist das relevant. Aber leider hatte Olli nichts anderes gegen meine Ausführungen vorzubringen.

 

Also ich hätte schon etwas dagegen vorzubringen: ein "Defekt" wäre es (in meiner Begriffsvorstellung) nur, wenn man einen Sachverhalt in einer Sprache ausdrücken könnte, in einer anderen (defekten) Sprache aber nicht. Das ist hier aber gerade nicht der Fall. Man kann sehr wohl in Guguyimidjir denselben Sachverhalt ausdrücken wie in Sprachen, die rechts und links verwenden, muss dies lediglich durch die entspr. Himmelsrichtung ausdrücken.

 

Olli

 

PS: der obige Sachverhalt ist also ein denkbar schlechtes Beispiel für einen "Defekt".

Eher diskutabel wäre dabei der Sachverhalt, dass manche Sprachen keine Zahlwörter für "drei" "vier" usw. kennen: Mura-Piraha kennt lediglich drei Zahlwörter: hói „eins“ und hoí „zwei“ und "baágiso" „viele“

wenn für diese kultur, diese lebensverhältnisse dieses ausreicht, ist auch kein defekt erkennbar. vielleicht gibt es dort dinge die denen wichtig sind, deren mangel/abwesenheit bei dir noch nicht mal erkannt ist.

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