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Volksfrömmigkeit


Edith1

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Das letzte mehrfach verlinkte Interview mit Kardinal Müller führt mich zu der Frage: was ist "Volksfrömmigkeit" überhaupt?

 

Ich kann mir darunter historisch etwas vorstellen und in bestimmten Zeiten beschreiben, wie "man" damals "fromm" war. (Und da kommen ziemlich unterschiedliche Dinge heraus, je nachdem, welche Zeit ich nehme).

 

Aber ich stehe momentan ratlos vor der Frage: was ist mit "Volksfrömmigkeit" heute und in Europa gemeint oder was könnte damit gemeint sein (nicht unbedingt, was Kardinal Müller persönlich damit in dem Interview meint. Gedanken lesen ist nicht so meines).

 

Woran misst sich diese Volksfrömmigkeit oder woran soll man das heute und hier festmachen? Die Kirchenbesuchsstatistik allein kann es doch wohl nicht sein.

bearbeitet von Edith1
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Das letzte mehrfach verlinkte Interview mit Kardinal Müller führt mich zu der Frage: was ist "Volksfrömmigkeit" überhaupt?

 

Ich kann mir darunter historisch etwas vorstellen und in bestimmten Zeiten beschreiben, wie "man" damals "fromm" war. (Und da kommen ziemlich unterschiedliche Dinge heraus, je nachdem, welche Zeit ich nehme).

 

Aber ich stehe momentan ratlos vor der Frage: was ist mit "Volksfrömmigkeit" heute und in Europa gemeint oder was könnte damit gemeint sein (nicht unbedingt, was Kardinal Müller persönlich damit in dem Interview meint. Gedanken lesen ist nicht so meines).

 

Woran misst sich diese Volksfrömmigkeit oder woran soll man das heute und hier festmachen? Die Kirchenbesuchsstatistik allein kann es doch wohl nicht sein.

 

Kardinal Müller? Seit wann denn das?

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Deine Sorgen! :D

Okay, ich nahm irrtümlich an, er sei es schon.

Aber allzu lange wird man den Herrn Präfekten schon nicht als ordinären Erzbischof herumrennen lassen. :unsure:

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Ich bin gerne bereit, eine sehr wohlwollende Interpretation von Müllers Aussage zu wählen. Hier nochmal der Wortlaut der entsprechenden Passage:

 

Unter Reform der Kirche müssen wir die Reformen verstehen, wie {...] die Erneuerung nach dem Konzil von Trient in der Liturgie und allen Bereichen des christlichen Lebens, mit der Erneuerung der Volksfrömmigkeit.

 

Unter "Erneuerung" verstehe ich auch die Suche nach neuen Formen von Volksfrömmigkeit und deren Förderung.

 

Spontan fällt mir dabei die Jakobspilgerbewegung seit den 1990er Jahren ein. Zwar ist das Pilgern an sich nichts neues aber in seiner heutigen Form ist es ein Trend, den die Kirche stärker unterstützen könnte. So gab es jedenfalls 2005 am spanischen Hauptweg kaum spirituelle Angebote für Pilger. Mir ist z.B. noch in Erinnerung, dass es nur selten möglich war, als Pilger die Wochentagsgottesdienste zu besuchen.

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Das ist interessant, weil es irgendwie die Kehrseite zu meiner gerade in der Arena gestellten Frage nach einem eher intellektuell grundierten "Kulturkatholizismus" ist.

(Schien für "GG" tendenziell zu kontrovers- möglicherweise aber hier besser aufgehoben?)

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Volksfrömmigkeit wird ja meist etwas verächtlich genannt, was dem aufgeklärten Theologen als überfüssig deucht. Am Samstag hab ich grad erlebt, daß ein junger Theologiestudent gerade nicht zum Blasiussegen ging. Dazu gehört für mich aber primär das, was im Alltag stattfindet und meist daheim: Weihwasserkessel an der Türe, Kruzifixe im Haus, die Gebete in der Familie, Kräuterweihe, Aufhängen von Palmsonntagszweigen und Fronleichnamsbirkenreisern hinterm Kruzifix, Weihe des Hauses zum Einzug, Kerzenstiften an Wallfahrtsorten vor Prüfungen oder Operationen, danach als Dank, dann das weite Feld der geweihten Gegenstände..., das Segnen des Brotlaibs vor dem Anschnitt - Das gehört doch zum Katholizismus dazu.

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Also der Blasiussegen ist definitiv heutige Volksfrömmigkeit. Als aufgeklärter Christ würde ich mir den trotzdem allein deswegen geben lassen, weil er dem Ritual nach der allerschönste Segen ist - ja, ich finde schon, dass man ihn auch und gerade als aufgeklärter Christ nicht ganz ablehnen sollte, im Gegenteil, um nicht total zu verkopfen und mit seinem angehäuften Wissen den Kopf allzu hoch zu tragen, sollte man ihn sich bewusst geben lassen.

 

Eine volksfrömmische Reform wäre hier, inhaltlich von der fast magischen Erkältungs- und Erstickungsprävention (Stichwort tückische Gräten) wegzukommen und die im Ritual geschaffene Innigkeit und Geborgenheit zum Thema dieses Segens zu machen. Das Ritual ist zu schön, um es zu verwerfen. Der Inhalt muss neu. ("Sooo muss katholisch!")

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Ich finde den Blasiussegen ja vor allem lustig- wenn ich mich vor Erkältungen bewahren will, meide ich im januar/Februar besser größere Menschenansammlungen

 

Unter Volksfrömmigkeit, die ich keinesfalls unbedingt negativ sehe, fallen für mich:

Fronleichnamsprozessionen; Karfreitagsprozessionen, und-Kreuzwege: Pilgern, besonders nach Lourdes oder auch Compostela; Aschermittwochsheringsessen(das ist so halbfromm...); Karnevalsgottesdienste mit Büttenreden als Predigt(in dem Fall bewusste, unbewusste gibt's öfter und die sind meist lustiger.Ich bestreike an Karnevalssonntagen die Messe); Pferdesegungen an Silvester; Gottesdienste an bestimmten Festen mit Fahnenabordnungen; Einsegnungen von neuen Fahrzeugen/Räumlichkeiten diverser Hilfsorganisationen; Sternsingeraktion; aber auch Gottesdienste wie sie zB kurz nach dem 11. September 20001 sttatgefunden haben oder letztes Jahr bei einer lokalen Tragödie.

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Ich finde den Blasiussegen ja vor allem lustig- wenn ich mich vor Erkältungen bewahren will, meide ich im januar/Februar besser größere Menschenansammlungen

 

Unter Volksfrömmigkeit, die ich keinesfalls unbedingt negativ sehe, fallen für mich:

Fronleichnamsprozessionen; Karfreitagsprozessionen, und-Kreuzwege: Pilgern, besonders nach Lourdes oder auch Compostela; Aschermittwochsheringsessen(das ist so halbfromm...); Karnevalsgottesdienste mit Büttenreden als Predigt(in dem Fall bewusste, unbewusste gibt's öfter und die sind meist lustiger.Ich bestreike an Karnevalssonntagen die Messe); Pferdesegungen an Silvester; Gottesdienste an bestimmten Festen mit Fahnenabordnungen; Einsegnungen von neuen Fahrzeugen/Räumlichkeiten diverser Hilfsorganisationen; Sternsingeraktion; aber auch Gottesdienste wie sie zB kurz nach dem 11. September 2001 stattgefunden haben oder letztes Jahr bei einer lokalen Tragödie.

2001 natürlich.

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Volksfrömmigkeit wird ja meist etwas verächtlich genannt, was dem aufgeklärten Theologen als überfüssig deucht. Am Samstag hab ich grad erlebt, daß ein junger Theologiestudent gerade nicht zum Blasiussegen ging. Dazu gehört für mich aber primär das, was im Alltag stattfindet und meist daheim: Weihwasserkessel an der Türe, Kruzifixe im Haus, die Gebete in der Familie, Kräuterweihe, Aufhängen von Palmsonntagszweigen und Fronleichnamsbirkenreisern hinterm Kruzifix, Weihe des Hauses zum Einzug, Kerzenstiften an Wallfahrtsorten vor Prüfungen oder Operationen, danach als Dank, dann das weite Feld der geweihten Gegenstände..., das Segnen des Brotlaibs vor dem Anschnitt - Das gehört doch zum Katholizismus dazu.

Was Du beschreibst ist für mich die "Alltäglichkeit des Katholischseins". Wenn das schon Volksfrömmigkeit ist, hat sich Müller einiges vorgenommen.
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