Der Geist Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 Zwei Jahre lang hat eine Expertenkommission im Auftrag der Stadt Wien die Biografien von Persönlichkeiten untersucht, nach denen in Wien Straßen benannt sind. Es wurde überprüft, ob sie historisch belastet sind. Am Mittwoch wurde der 350-Seiten-Bericht veröffentlicht. Das Ergebnis: 159 von 4.359 personenbezogenen Verkehrsflächen weisen eine "kritische Benennung" auf. Dies betrifft Personen von denen nachweisbar ist, dass sie eine mehr oder weniger stark ausgeprägte problematische Einstellung zum Antisemitismus, beziehungsweise zum Nationalsozialismus hatten. Die kritischen Straßennamen wurden von den Wissenschaftlern in drei Kategorien gewichtet. 28 Personen wurden Kategorie A zugeteilt. Diese ist die Schlüsselgruppe, bei der es intensiven Diskussionsbedarf gibt und man nicht zur Tagesordnung übergehen sollte, erklärte der Historiker und Kommissionsleiter Oliver Rathkolb bei der Präsentation des Berichts. Prominente Fälle in dieser Kategorie sind Karl Lueger und Ferdinand Porsche. Bei 56 Fällen in der Kategorie B stellte die Kommission Diskussionsbedarf fest. Bei diesen Personen konnte punkteller Antisemitismus, beziehungsweise eine anti-demokratische Haltung attestiert werden. In Kategorie C fallen 75 Personen, bei denen es demokratiepolitisch relevante Lücken gibt. In diesen Kategorien befinden sich etwa Julius Tandler, Adolf Schärf, Lorenz Böhler und Josef Weinheber. Hier ein Link zum Bericht. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rince Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 Das wäre doch mal ne nette Aktion für von der rkK heilig gesprochene Personen... 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Chrysologus Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 Ich frage mich, ob das immer sinnvoll ist - zumal die Auswahlkriterien recht wahllos scheinen. Würde man den Kriterienkatalog noch um Militarismus, Ablehnung der Demokratie und der Gleichberechtigung von Mann und Frau, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus ergänzen, dann hätten zumindest der Opernring und die Donaustrasse noch gewisse Chancen, davon zu kommen. 4 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Petrus Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 hier, in München, muß ich mich umgewöhnen. Die Meiserstraße wurde umbenannt in Katharina-von-Bora-Straße. naja - wenn's den der Wahrheitsfindung dient ... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Julius Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 Das wäre doch mal ne nette Aktion für von der rkK heilig gesprochene Personen... Och, die RKK ist derzeit noch mit Selig- und Heiligsprechen beschäftigt. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Flo77 Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 Ich frage mich, ob das immer sinnvoll ist - zumal die Auswahlkriterien recht wahllos scheinen. Würde man den Kriterienkatalog noch um Militarismus, Ablehnung der Demokratie und der Gleichberechtigung von Mann und Frau, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus ergänzen, dann hätten zumindest der Opernring und die Donaustrasse noch gewisse Chancen, davon zu kommen.Karl Borromäus ist drin, Lutherhof und Lutherplatz nicht. Die Auseinandersetzung mit den Damen und Herren nach denen unsere Straßen benannt sind ist sicherlich wichtig und richtig, aber ich würde das auch nicht auf bestimmte biographische Schwachstellen einschränken wollen. Ob man einen Kaiser-Wilhelm-Damm oder einen August-Bebel-Platz oder eine Florence-Nightingale-Straße so passend findet hängt sicher auch von der eigenen Sichtweise ab. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Petrus Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 "Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche" fällt mir dazu auch noch ein. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Beutelschneider Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 Was genau ist jetzt erschütternd? Das unserer Umfeld Spuren unserer Vergangenheit trägt? Das unsere Vergangenheit alles andere als blütenweiß ist? Das wir Verfehlungen der Vergangenheit nicht immer sofort korrigieren? Das sich die Bewertung der Vergangenheit ändert? 3 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Julius Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 "Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche" fällt mir dazu auch noch ein. Nun ja, wer zu Übertreibungen neigt ... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
MartinO Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 Konsequent gedacht müsste man die meisten Straßen und Plätze, die nach Personen benannt sind, umbenennen: -- Martin Luther? - Antisemit und Fürstenknecht -- Richard Wagner - Antisemit -- Otto von Bismarck (gut, wird Österreich nicht betreffen): Antidemokrat, vertragsbrüchig -- Kaiser Wilhelm: Antidemokrat, Militarist -- Kardinal Faulhaber: Antidemokrat -- Friedrich Ludwig Jahn: Antisemit -- Brüder Grimm: Gegner eines allgemeinen Wahlrechts -- Wilhelm Busch: Antisemit -- Immanuel Kant: Rassist -- Johann Calvin: baute eine religiöse Diktatur auf -- Kurt Georg Kiesinger, Karl Schiller: waren NSDAP-Mitglieder Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 -- Kurt Georg Kiesinger, Karl Schiller: waren NSDAP-Mitglieder Grass und Jens vorsorglich auf die Liste nehmen. ;-) - Am besten man ersetzt Straßennamen durch Nummern, dann ist Ruhe mit solchem Unfug. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Chrysologus Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 -- Kurt Georg Kiesinger, Karl Schiller: waren NSDAP-Mitglieder Grass und Jens vorsorglich auf die Liste nehmen. ;-) - Am besten man ersetzt Straßennamen durch Nummern, dann ist Ruhe mit solchem Unfug. Und wie ist das dann mit problematischen Zahlen oder Zahlenkombinationen? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Chrysologus Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 Kurt Georg Kiesinger, Karl Schiller: waren NSDAP-Mitglieder In Bamberg haben wir einen Schillerplatz. Bedenklich, sehr bedenklich. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Julius Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 (bearbeitet) An meinem früheren Wohnort gibt's eine Hindenburgsiedlung. Die heisst zwar seit ungefähr 60 Jahren nicht mehr so, aber "Hindenburgsiedlung" hat sich auch ins Gedächtnis der Nachgeborenen unausrottbar eingegraben. (Die Siedlung verdankt ihr Entstehen so einem Siedlungshäusleneubauprogramm, das kurz nach 1933 aufgelegt wurde). bearbeitet 4. Juli 2013 von Julius Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Edith1 Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 Damnatio memoriae unter dem Titel der "Vergangenheitsbewältigung". Der wichtigste Wiener Straßenname ist "Sigmund-Freud-Platz". Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rince Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 -- Kurt Georg Kiesinger, Karl Schiller: waren NSDAP-Mitglieder Grass und Jens vorsorglich auf die Liste nehmen. ;-) - Am besten man ersetzt Straßennamen durch Nummern, dann ist Ruhe mit solchem Unfug. Und wie ist das dann mit problematischen Zahlen oder Zahlenkombinationen? Hamburg sollte zwingend eine andere Nummernschild-Kombination erhalten... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 Kurt Georg Kiesinger, Karl Schiller: waren NSDAP-Mitglieder In Bamberg haben wir einen Schillerplatz. Bedenklich, sehr bedenklich. - Mich wundert ja, daß die dortigen Grünen viele nationalistische Benennungen noch gar nicht entdeckt haben, Wörthstraße, z.B. und Weißenburgstr. Selbst die Ottostraße und die Amalienstraße sind nicht ganz koscher. Und die Messerschmittstraße erst... - Die "Galgenfuhr" könnte dann dereinst in Karl-Heinz Deschner-Allee umbenannt werden. Ach auch dort wird heftig herumgegendert, nicht das Opfer der Hexenverfolgung Johann Junius wird Namenspate, nein seine Tochter. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 -- Kurt Georg Kiesinger, Karl Schiller: waren NSDAP-Mitglieder Grass und Jens vorsorglich auf die Liste nehmen. ;-) - Am besten man ersetzt Straßennamen durch Nummern, dann ist Ruhe mit solchem Unfug. Und wie ist das dann mit problematischen Zahlen oder Zahlenkombinationen? Bis zur 666. Straße wird man selten kommen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Beutelschneider Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 In meiner Schulzeit wurden unserer damaligen "Helden" (Thälmann, Lenin, Liebknecht, Luxemburg, Pick etc...) immer als strahlende Lichtgestalten dargestellt, als Ritter ohne Fehl und Tadel, die immer höflich, nett und fleißig waren, problemlos mit dem Rauchen aufgehört haben, immer ein frisches Taschentuch dabei hatten und vermutlich auch nie in der Nase gebohrt hatten. Es gab keine Schwächen, keine Nuancen, keine Kritikpunkte. Inzwischen ist mir diese Eindimensionalität nur noch zuwider. Wenn die Anwohner einer Straße Probleme mit dem Straßenamen haben (so sie diesen überhaupt zuordnen können), dann sollen sie dieses auch selber lösen. Einen staatliche Kampagne zur Säuberung von unrechten Straßennamen finde ich verfehlt. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 Einen staatliche Kampagne zur Säuberung von unrechten Straßennamen finde ich verfehlt. Du hast ja völlig recht, aber es handelt sich dabei um eine Hauptbeschäftigung "antifaschistischer" Kommunalpolitiker unter dem Stichwort "Erinnerungs- bzw. Gedenkpolitik". 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gabriele Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 (Die Siedlung verdankt ihr Entstehen so einem Siedlungshäusleneubauprogramm, das kurz nach 1933 aufgelegt wurde). Hier besteht der Ortskern aus einer ebensolchen Siedlung, bei den Alteingesessenen "IG-Siedlung" genannt. (Die IG Farben ist heute die BASF). Die hiesigen Politiker, vor allem die Grünen, arbeiten sich an den Straßennamen ab, Gustav Nachtigal, Leutwein und Lüderitz. Die Karl-Peters-Straße wurde erst kürzlich umbenannt in Wilhelm-Peters-Straße. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Gabriele Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 Wenn die Anwohner einer Straße Probleme mit dem Straßenamen haben (so sie diesen überhaupt zuordnen können), dann sollen sie dieses auch selber lösen. Einen staatliche Kampagne zur Säuberung von unrechten Straßennamen finde ich verfehlt. Die Anwohner der Karl-Peters-Str. hatten die wenigsten Probleme mit dem Namen, die hätten den Namen gerne behalten. Den Namenspatron wurde ihnen größtenteils erst durch die öffentliche Diskussion bekannt, und die Umbenennung zieht einiges an Aufwand und Kosten nach sich. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Werner001 Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 Die Mannheimer Innenstadt macht es vor: So sehen politisch korrekte Städte aus. Beim Umbenennen sollte man nicht nur auf Personen abzielen. Staßennamen wie "Weinsteige" sind Antialkoholikern kaum zuzumuten, und die Anwohner der Straße "Oberer Fauler Pelz" werden doch eindeutig in eine gewisse Schublade gesteckt. Aber auch positive Diskriminierung ist ungerecht, warum darf ich nicht "Im Paradies" wohnen, aber andere schon? Und an der "Münchner Freiheit" wohnt man gern, aber werden dadurch nicht andere als unfrei gebrandmarkt? Werner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
kam Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 (bearbeitet) Die Mannheimer Innenstadt macht es vor: So sehen politisch korrekte Städte aus. Beim Umbenennen sollte man nicht nur auf Personen abzielen. Staßennamen wie "Weinsteige" sind Antialkoholikern kaum zuzumuten, und die Anwohner der Straße "Oberer Fauler Pelz" werden doch eindeutig in eine gewisse Schublade gesteckt. Aber auch positive Diskriminierung ist ungerecht, warum darf ich nicht "Im Paradies" wohnen, aber andere schon? Und an der "Münchner Freiheit" wohnt man gern, aber werden dadurch nicht andere als unfrei gebrandmarkt? Werner In B. könntest du auch in der "Hölle" wohnen. Eine kurze Gasse, diskriminierende Hausnummer-Kombinationen gibt es nicht. Die Hölle hat übrigens einen nur für Fußgänger passierbaren Durchschlupf zur Unteren Seelgasse, die dann zur Oberen Seelgasse führt. Dann muß man sich entscheiden, ob man seine Schritte links zum Spezial-Keller oder rechts zum Greiffenclau-Keller richtet. So endet die fränkische Eschatologie. bearbeitet 4. Juli 2013 von kam Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sokrates Geschrieben 4. Juli 2013 Melden Share Geschrieben 4. Juli 2013 (bearbeitet) Die Arbeit dieser Expertenkommission weckt Assoziationen an das Wahrheitsministerium von "1984". Straßennamen sind für mich auch Ausdruck einer Geschichtlichkeit. Meine Firma residiert in der "Sedanstraße", was immer wieder interessante Anknüpfungspunkte für Gespräche mit französischen Kollegen gibt, die haben dafür eine Adresse in der "Rue de Verdun". Um zu wissen, was der Lueger für einer war, braucht man doch wirklich keine Expertenkommission. Trotzdem gab es offenbar eine Zeit, da man meinte, ihn trotzdem solcherart "ehren" zu müssen. Das gehört zur Geschichte Wiens, und die Wiener sollten dazu stehen. Natürlich gibt es Namen, die sind den Anwohnern schlicht nicht zuzumuten, wer will schon in der "Adolf-Hitler-Allee" wohnen? Wenn ein Name also im Einzelfall Ärgernis erregt, wird man ihn austauschen wollen und müssen. Politisch korrekte Säuberungsaktionen wie die des Wiener Magistrats lehne ich ab. bearbeitet 4. Juli 2013 von Sokrates Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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