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Die Sünde Adams und der Tod


Flo77

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Ist Dir klar, wie gräuelhaft so ein "Reset" ist?

Wie kommst Du dann mit der Titulatur Jesu als "neuer Adam" klar?
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Sollte wirklich dieser Gedankengang an einen Reset in der Noahgeschichte stecken, ist das nur ein weiterer (und sehr starker) Grund, diese Mentalität abzulehnen und sich von ihr zu distanzieren.

Die Vorlage dieser Geschichte ist ca. 4.000 Jahre alt. Sie wurde vor ca. 2.500 Jahren an eine Religion angepaßt, für die sie ursprünglich nicht gedacht war. Das ist ihr meiner Ansicht nach nicht gut bekommen. Im einen wie im anderen Fall ist sie Ausdruck einer Mentalität, die nicht mehr die unsere ist. Das sollte dich nicht überraschen.

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Wenn Eltern ein Kind bekommen. Wie sieht denn da ein solcher "Reset" aus?

 

So wie bei Hiob? Da ist ja am Ende auch alles wieder gut, er hat wieder Kinder, Gut, andere als am Anfang, aber ist das wichtig? Dir offensichtlich nicht,

 

Aber du kannst Dich nun gerne wieder auf dein beliebtes Nebenfeld Wortwahl begeben. Eine inhaltliche Diskussion zu Kollateralschäden und deren Akzeptanz ziehe ich vor. Ich habe sachlich beschrieben, was in der Noahgeschichte (oder auch bei Hiob) passiert. Es geht alles auf Anfang, so nennt man das meines Wissens im Theater - und daher kommt wohl auch das Wort reset. Die Ausgangsposition wieder einnehmen.

 

Also: Wie siehst du die Kollateralschäden bei Hiob? Nicht so schlimm?

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Sorry, Tribald, ist nicht mein Thema. Da gab es juedische Verfasser, die haben diese Geschichten konzipiert, sie hatten eine Theologie, innerhalb von der das ganze stattfand und ihr Denken sich entfaltete, mehr habe ich nicht geschildert als diesen Fakt.

 

Und mehr diskutiere ich auch nicht, weil es mich in der exegetischen Beurteilung ihrer Erzaehlungen nicht interessieren muss, mich interessiert nur der Zusammenhang, in dem das ganze gedacht wurde und sich notwendigerweises eine grosse Linie innerhalb der Geschichten erkennen laesst. Und ich denke, den habe ich recht gut skizziert.

 

Ob mir diese Linie gefaellt oder ich derselben Meinung bin, ist fuer die Beurteilung der Geschichte irrelevant.

Also ist es doch so, dass für uns, mit einem anderen Glauben, einer anderen Theologie usw. die Geschichte nicht mehr ist als z. B. der Gilgamesch-Mythos oder die griechischen Sagen.

Wie kann eine Geschichte für mich religiöse Bedeutung haben, der eine völlig fremde Theologie und Gottesvorstellung zugrunde liegt?

 

Werner

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Sollte wirklich dieser Gedankengang an einen Reset in der Noahgeschichte stecken, ist das nur ein weiterer (und sehr starker) Grund, diese Mentalität abzulehnen und sich von ihr zu distanzieren.

Die Vorlage dieser Geschichte ist ca. 4.000 Jahre alt. Sie wurde vor ca. 2.500 Jahren an eine Religion angepaßt, für die sie ursprünglich nicht gedacht war. Das ist ihr meiner Ansicht nach nicht gut bekommen. Im einen wie im anderen Fall ist sie Ausdruck einer Mentalität, die nicht mehr die unsere ist. Das sollte dich nicht überraschen.

 

Ja, das, und es gibt noch einen weiteren Aspekt, der meist unterschätzt wird, und den Exegeten ganz gerne mal vergessen:

 

Vor mehr als 2.000 Jahren wusste man über die Natur nicht annähernd so viel wie heute. Woher kommen Erdbeben, Sintfluten, Tornados, Blitze, Krankheiten? Das wusste niemand! Eine Krankheit, beispielsweise, war eine Bedrohung mit einer im wahrsten Sinne des Wortes unsichtbaren Ursache. DAS diese Naturkatastrophen eine Ursache hatten war allen klar, das gehört zu unserer "angeborenen Ontologie": Alles hat eine Ursache.

 

Aber, bis Thales von Milet beispielsweise die Sonnenfinsternis im Jahr 581 v. Beg. d. Zeitrechnung öffentlich vorhersagte, war eine Sonnenfinsternis eine "Laune" der Natur. Oder eine Laune der Götter, denn was sich nicht vorhersagen ließ, was außerhalb der Kontrolle lag, konnte demnach nur die Äußerung eines Willens eines "Intentionalen Agenten" sein, der unsichtbar agierte. Dass die Natur nach willenlosen, gedankenlosen, mechanischen Gesetzmäßigkeiten agierte, war damals eine neue, überraschende Entdeckung - und der Beginn des modernen Atheismus. Noch heute glauben viele Menschen, dass sich hinter willkürlichen Geschehnissen verborgene Mächte finden lassen, die über einen Willen verfügen, und die "magisch" in die Natur eingreifen, und sei es auch in die menschliche Natur.

 

Ob man an einen, zwei oder mehr solcher unsichtbaren intentionalen Agenten glaubt ist dem Zufall kultureller Entwicklungen geschuldet. Tatsache ist, dass wir dank angeborener Denkweisen zwischen dem Wirken von geistlosen Mechanismen und dem von willentlichen Wesen unterscheiden. Wo soll man die Grenze ziehen? In der Natur gibt es keine Grenzziehung, sie findet alleine in unserem Kopf statt! Und sie ist abhängig vom Wissensstand. Alles Wissen, das wir haben, verschiebt die Grenze fast ausschließlich in eine Richtung: Weg von unsichtbaren Agenten hin zu mechanischen Gesetzmäßigkeiten einer geistlosen Natur. Aber alte kulturelle Traditionen, basierend auf kognitiven Defekten, verzerren diese Sichtweisen in Richtung eines in der Natur wirkenden Geistes. Wir suchen nach dem "Geist in der Maschine", weil wir uns nicht vorstellen können, dass selbst unser eigener Geist in unserem Gehirn keinen "Geist in den Neuronen" voraussetzt.

 

Die Geschichte von Noah, auch die von Hiob, ist der Versuch, den Geist in einer geistlosen Welt zu finden und, wenn nötig, mit Gewalt hineinzuinterpretieren, weil wir so verdrahtet sind. Das sagt uns unser Gehirn, der Mangel an Vorstellungsvermögen, die fehlerhafte intuitive Verarbeitung von Informationen, die kulturell tradierten Denkweisen, Folgen einer Evolution, in der schnelles Denken eher das Überleben sicherte als langsames, gründliches Denken. Langsames, gründliches Denken führt tendenziell eher zu einem Verlust des Glaubens an einen "Geist in der Natur", siehe http://epiphenom.fieldofscience.com/2011/09/deep-thinkers-are-more-likely-to-lose.html. Schnelles, intuitives, fehleranfälliges Denken bevölkert die Welt mit Geistern, Gespenstern und Göttern als intentionale Agenten.

 

Man muss die Bibel als eine Folge antiker Denkweisen betrachten, oder man blendet das Denken der früheren Menschen komplett aus, was immer zu einer völlig fehlerhaften Deutung führt. Noch falscher wird es, wenn man, wie die Mehrheit hier, seine eigenen Denkweisen auf die Menschen in der Vergangenheit projiziert. Man kann bei der Exegese nicht von den historischen Begebenheiten und der Anthropologie und der Psychologie der damaligen Menschen abstrahieren, wenn man wissen will, was damals gemeint war. Nur wenn einen dies nicht interessiert und man sich selbst zum Maßstab aller Dinge macht, dann bekommt man eine Deutung des eigenen Denkens, gespickt mit Ignoranz - dann sollte man aber auch davon absehen, dies als "Meinung der Bibelautoren" zu bezeichnen, denn das verfehlt das völlig. Es geht auch nie um die Meinung Gottes, sondern nur um die eigene, subjektive, kleinlich-egoistische, ichzentrierte Sicht der Welt. Es geht darum, schnell und falsch statt langsam und gründlich zu denken.

 

Also: Die Bibel versucht, das, was man sich nicht erklären kann, als Wirken eines einzigen intentionalen Agenten, der magisch in der Welt wirkt, zu deuten. Dass einige versuchen, diese Deutungsweise beizubehalten, man möchte fast sagen "auf Teufel komm raus", unter Ignoranz aller Widersprüche, demonstriert nur, wie sehr antiquierte Denkweisen auch heute noch die Menschen beherrschen. Das Ignorieren von Widersprüchen ist übrigens kein Fortschritt im Denken, sondern ein Rückfall, der Monotheismus ist ein Rückschritt in dieser Richtung, ein Ultra-Reduktionismus, über den hinaus man sein Denken nicht stärker reduzieren kann. Denn mit mehreren intentionalen Agenten (Heidentum) sind die Widersprüche viel leichter fassbar und vermeidbar, und der Schritt, von in der Natur wirkenden intentionalen Agenten zu in der Natur wirkenden geistlosen Agenten (= Naturkräften) ist viel kürzer.

 

Siehe auch: Kahneman, Daniel. Thinking, Fast and Slow. London: Penguin, 2012.

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Also: Wie siehst du die Kollateralschäden bei Hiob? Nicht so schlimm?

Also wenn Du so darauf drängst:

 

Das Buch Hiob bietet mir ein sehr glaubwürdiges Gottesbild. Und die literarische Qualität halte ich für ziemlich gut. Trotzdem gibt es da Schwächen.

 

Das mit den Kollateralschäden sehe ich bei Hiob als nicht entscheidend an - aus den schon benannten Gründen. Es wird zwar nicht weiter auf das Schicksal der Hiobssöhne eingegangen, aber es handelt sich offensichtlich um Personen und nicht um Ungeziefer. Zwischen Hiob und seinen Söhnen besteht eine tiefgreifende Verbindung, der Tod seiner Söhne macht ihn fix und fertig. Ihr Untergang ist nicht ein Ungeziefervertilgung, sondern Anlass zur Trauer und Schmerzen - erst einmal für Hiob, dann aber auch für den einfühlsamen Leser.

 

Eine größere Schwäche des Buches kommt eigentlich erst am Ende des Buches, im zweiten Teil der Rahmenhandlung. Die Wiederherstellung von Hiobs Glück wirkt auf mich eher wie ein Witz. Ziemlich platt. Und dann noch, dass er eben neue Söhne bekommt. Vielleicht kann man das tiefsinnig deuten - zum Beispiel als Vorahnung, dass wir im Himmelreich 30-, 60- und 100fache Frucht bringen und unser Lohn groß sein wird. Solche Deutungen geben mir aber nicht viel. Mir kommt es vor, als ob der Schriftsteller einfach nach einem happy end gesucht und dann eine praktische Schnelllösung gefunden hat.

Die Austauschbarkeit der Söhne empfinde ich dabei wieder als eklig. Ein Zeichen dafür, dass auch der Schreiber des Hiobbuches nicht gefeit war gegen menschenverachtende Depersonalisierung.

Ich sehe dies als eine vergleichbare Schwäche an, wie auch bei Karl May, der sich vom Grundtenor sehr für die Indianer und die Schwarzen einsetzt, aber dennoch immer wieder haarersträubende und kontraproduktive Klischees bringt. Grundanliegen und praktische Durchführung klaffen da unbeholfen auseinander. Sollte ich Karl im Himmel begegnen, werde ich ihn darauf ansprechen. Mal sehen, ob er die Klischees verteidigt, oder ob er einfach sagt: "Tja, Mecky. So doof kann man manchmal sein." und dann eine schwarzhäutige Frau in den Arm nimmt und sagt: "Aber mein Grundtenor ist mich wichtiger. Nicht wahr, Liebling?"

 

Solche Lapsi finden sich in sehr vielen Schriften. Nur: Bei der Sintfluterzählung hat das System. Da bildet es die Grundvoraussetzung für die Sintflut. Und über diese grauenhafte Vernichtung wird keine Träne vergossen. Das millionenfache Leiden und Sterben interessiert in der Sintflutgeschichte keinen Menschen und auch keinen Gott. Das ist nur Ungezieververtilgung.

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Ist Dir klar, wie gräuelhaft so ein "Reset" ist?

Wie kommst Du dann mit der Titulatur Jesu als "neuer Adam" klar?

Was sich der Paulus so alles denkt!

Was soll diese Begrifflichkeit bei Paulus? Bei Paulus wird kein Reset durch die Vernichtung des Bestandes an Sündern betrieben. Welche Verbindung zwischen "Neuer Adam" und "Reset" in diesem zynischen Sinne soll denn bei Paulus bestehen?

Der Titel "Neuer Adam" ist nicht "Vernichtung der alten Adämmer", sondern die Aufrichtung eines neuen Menschenideals: Jesus ist die Verwirklichung der Vorstellung Gottes vom Menschen. Der alte Prototyp war nicht das Ideal. Es wird das Ideal verändert, nicht aber die alten Träger des Ideals vertilgt.

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Solche Lapsi finden sich in sehr vielen Schriften. Nur: Bei der Sintfluterzählung hat das System. Da bildet es die Grundvoraussetzung für die Sintflut. Und über diese grauenhafte Vernichtung wird keine Träne vergossen. Das millionenfache Leiden und Sterben interessiert in der Sintflutgeschichte keinen Menschen und auch keinen Gott. Das ist nur Ungezieververtilgung.

 

Das ist deine Deutung, von Ungeziefer steht da so wenig wie bei Hiob der Begriff Person. Dir ist das Buch Hiob sympathisch und du suchst es zu verteidigen, indem du die unangenehmen Seiten ausblendest.

 

Hiob trauert um seien Söhne, aber das ist ja auch das Ziel des ganzen Unternehmens. Sie werden gemordet, um zu sehen, wie sich das auf Hiob auswirken mag. Ein Experiment - ich köpfe ein paar Laborratten, damit ich die Reaktion der Überlebenden studieren kann. Und wenn ich mit dem Versuch fertig bin, dann kaufe ich ein paar neue Ratten und alles ist wieder gut.

 

Hiob wird am Ende dafür belohnt, dass er nicht gemeutert hat, aber das bringt den Söhnen und Knechten wenig. Und wenn Gott wieder Spass an Experimenten hat, was kommt dann? Man könnte natürlich nun hingehen und zum Beispiel die jüngere Geschichte des Judentums analog zu Hiob deuten: Gott prüft die Treue seines Volkes, indem er 6 Millionen umbringen lässt, und weil es sich als treu erweist, bekommt es ein eigenes Land und neue Kinder. Aber da wir der Getöteten gedenken, bleiben sie Personen, und dann ist es weniger schlimm?

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Ich glaube nicht an einen Strafgott.

Aber der Schreiber der Noahgeschichte tut das sehr wohl.

Und ich lege Wert darauf, dass dies nicht verwischt wird.

 

Ich halte die Noahgeschichte für eine Warnung, in der uns Gott sagt:

"Hütet Euch vor solchen Vorstellungen! Seht, zu welch grausamen Vorstellungen von mir die Menschen fähig sind. Sie projizieren ihre eigenen dreckigen Strafphantasien auf mich. Die einen leiten daraus Justizmordbestimmungen gegen Ehebrecherinnen ab. Andere leiten gleich eine Vernichtung all jener ab, die mir nicht passen. Wieder andere lassen mich ägyptische Babys töten. Wieder andere wollen mich wie eine Fackel vor ihrem Heerzug als Kriegsgott missbrauchen. Hütet euch! Seid gewarnt! Gedenkt des Blutes der toten Menschen in der Noachstory! Gedenkt der gesteinigten Frauen! Gedenkt des toten Og, des Königs von Baschan! Gedenkt der Gräueltaten, die Menschen mir andichteten! Gedenkt, erschreckt und bekehrt Euch!"

 

Ob jemand erkennen kann, warum mir all diese Gedanken bei Hiob nicht kommen? Warum ich an Hiobs Gottesbild glauben kann und mich nicht von ihm distanziere, sondern mich sogar in ihm wiederfinden kann?

Du betreibst ernsthaft Bibelexegese im Wege der Übertragung und Gegenübertragung?

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Ist Dir klar, wie gräuelhaft so ein "Reset" ist?

Und das Wort "Reset" auf die Geschichte einer katastrophalen Vernichtung der Kreaturen zu verwenden ist genau diese Unmenschlichkeit und Depersonalisierung, von der ich gesprochen habe. Das Wort Reset kenne ich von der Computersprache. Man setzt einen Computer wieder auf einen Standard-Zustand.

 

So eine weltumspannende Katastrophe als "Reset" zu bezeichnen ist hammerhart.

 

Ich habe außer von Dir die dazugehörige Einstellung auch im "Schwarm" von Frank Schätzing gelesen. General Judith Lee will die Yrr (eine fiktive Lebensform) auslöschen, mit ihnen zusammen gleich alle Bakterien der Welt. Und auf den Hinweis, dass dann das gesamte Ökosystem zusammenbräche und Milliarden Menschen ums Leben kämen meint sie zynisch: "Und machen wir uns nichts vor: Eine etwas schlankere Menschheit wäre uns doch allen angenehm." Tja. Solange nur die Richtigen übrig bleiben!

 

Wenn Eltern ein Kind bekommen. Wie sieht denn da ein solcher "Reset" aus?

Nö. Es gibt Dinge, die kann man nicht auf Reset stellen, die kann man nicht rückgängig machen, ohne zu Gräuel zu greifen. Und zwar genau die Dinge, die keine Dinge, sondern Lebewesen, womöglich auch Menschen sind.

 

Sollte wirklich dieser Gedankengang an einen Reset in der Noahgeschichte stecken, ist das nur ein weiterer (und sehr starker) Grund, diese Mentalität abzulehnen und sich von ihr zu distanzieren.

Ich kann deinen Furor, mit dem du hier auf Teufel-komm-raus Chryso irgendwelche hammerharten Danebenheiten anhängen willst, überhaupt nicht nachvollziehen. Lass ihn doch mal als Stilmittel "Reset" sagen, meine Güte. Das wissen doch die meisten hier so zu lesen, wie es gemeint ist.

 

Viel interessanter fände ich deine Überlegungen zu der eigentlichen These: Dass nämlich am Ende der Noah-Geschichte eine Versöhnung Gottes mit der sündhaften Welt steht, während die Hiobs-Geschichte einen in Sorge zurücklässt, ob Gott nicht doch mal wieder zocken möchte.

bearbeitet von Inge
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Viel interessanter fände ich deine Überlegungen zu der eigentlichen These: Dass nämlich am Ende der Noah-Geschichte eine Versöhnung Gottes mit der sündhaften Welt steht, während die Hiobs-Geschichte einen in Sorge zurücklässt, ob Gott nicht doch mal wieder zocken möchte.

 

Beides sollte einen mit Sorge zurücklassen: Der zockende Gott wie der, der immer noch lokale Fluten zulässt, oder der zur Versöhnung ein Menschen- und/oder Selbstopfer braucht, nachdem sich dann immer noch nichts ändert.

 

Mir fällt dazu nur der Spruch eines sympathischen Gurus (= Lorenz Meyer) ein:

 

"Hoffnung ist wie Zucker im Tee.

Man ist rührend bemüht darum und

am Ende bleibt nichts als ne trübe Tasse.

 

Tse-Tang, der Ältere"

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Long John Silver

Sorry, Tribald, ist nicht mein Thema. Da gab es juedische Verfasser, die haben diese Geschichten konzipiert, sie hatten eine Theologie, innerhalb von der das ganze stattfand und ihr Denken sich entfaltete, mehr habe ich nicht geschildert als diesen Fakt.

 

Und mehr diskutiere ich auch nicht, weil es mich in der exegetischen Beurteilung ihrer Erzaehlungen nicht interessieren muss, mich interessiert nur der Zusammenhang, in dem das ganze gedacht wurde und sich notwendigerweises eine grosse Linie innerhalb der Geschichten erkennen laesst. Und ich denke, den habe ich recht gut skizziert.

 

Ob mir diese Linie gefaellt oder ich derselben Meinung bin, ist fuer die Beurteilung der Geschichte irrelevant.

Also ist es doch so, dass für uns, mit einem anderen Glauben, einer anderen Theologie usw. die Geschichte nicht mehr ist als z. B. der Gilgamesch-Mythos oder die griechischen Sagen.

Wie kann eine Geschichte für mich religiöse Bedeutung haben, der eine völlig fremde Theologie und Gottesvorstellung zugrunde liegt?

 

Werner

 

Es ist fuer die literarische und inhaltliche Beurteilung solcher Texte generell irrelevant, was man selbst religioes davon haelt. Das ales erstes. Da geht es einfach um Inhalt und Aufbau, Dramaturgie etc.

 

Auf der persoenlichen Ebene muss jeder selbst wissen, welche Bilder aus alten Texten ihn ansprechen bzw. inwiefern er Schnittstellen zu seiner eigenen Religion und seinen eigenen Bildern sieht.

 

Was ich aber nicht machen sollte - und das aergert mich bei Mecky so ausserordentlich - ist den anderen einen moralischen Vorwurf machen, dass sie Geschichten geschrieben haben, die mir nicht evtl. nicht gefallen und sie sich haetten nach meinem Geschmack richten sollen. Gerade in Richtung einer anderen Religion finde ich ein solches Ansinnen unverschaemt.

 

Fuer mich persoenlich existiert ein grosser Zusammenhang zwischen dem Judentum und dem Christentum und zwischen den Prozessen des AT und NT. Das Christentum kann man nicht haben ohne seine juedische Vergangenheit und Wurzeln. Das Gottesbild des NT existiert nicht ohne das Gottesbild des AT. Das NT selbst ist ja kein heutigen Sinn christliches theologisches Buch, im Gegenteil.

 

Wie dem auch sei - fuer die allgemeine Beurteilung von solchen Texten ist die persoenliche Religion irrelevant, schliesslich haben Erzaehlungen ein Eigenleben und ihre Verfasser eine eigene Intention. Und die braucht mir nicht zu gefallen, um die Erzaehlung zu beurteilen. Ich muss auch nicht ueber die juedische Theologie jener Zeit diskutieren, wenn ich skizziere, was die Verfasser der Genesis als ihre theologischen Vorstellungen ansahen und ob das im heutigen christlichen Sinn schicklich war.

 

Sich darueber hinaus persoenlich damit auseinanderzusetzen mit diesen Bildern waere ein moeglicher zweiter Schritt. Man sollte aber diese beiden Schritte nicht verwechseln oder durcheinander mischen.

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Long John Silver

Passt es denn in Deine Theologie, dass Gott Mensch und Tier wie Ungeziefer behandelt, das vernichtet werden muss?

 

Du hast da vollkommen Recht: Mir ist dies zuwider. Es ist mit meiner Theologie unvereinbar. Säuberungsaktionen sind mir zuwider - und da ist mir egal, ob es sich um Massenvernichtungswaffen und militärische Strategien geht, ob es sich um Massaker in Slums gegen Straßenkinder handelt, ob es um die Massenkreuzigung nach dem Spartakusaufstand handelt, ob es sich um das Abschlachten der "Rothäute" in Nord- oder Südamerika geht, oder ob auf der Wannseekonferenz gemeldet wird "Lettland judenfrei". Stimmt. Das ist mir zuwider.

 

Und die Behauptung, dass Gott selbst eine solche Säuberungsaktion durchgeführt hätte, kann nachträglich zur hohen Theologie hochstilisiert werden. In Wirklichkeit aber ist es die skandalöse Legitimation und religiöse Verbrämung solcher Säuberungsaktionen.

 

Das Versprechen Gottes, so etwas nie wieder zu tun wird zur Erfolgsmeldung: Die Säuberung war so durchschlagend erfolgreich, dass eine solche Aktion in Zukunft nicht mehr nötig sein wird. Gott habe das Verderbte von Grund auf ausgerottet. Die Wurzel der Verderbtheit, der Brutherd des Verderbten wurde beseitigt.

 

Ich staune, dass eine solche Geschichte nicht auch mit Deiner Theologie und Deiner gesamten Lebenseinstellung konfligiert.

 

Passt es denn in deine Theologie, wenn du in der Kirche im Vaterunser lauthals von Gott, dem Allmaechtigen betest und im gleichen Atemzug dich hier darueber bitter beklagst, dass Gott der Allmaechtige in Erzaehlungen geschildert wird als jemand, der handelt, was er will und wie furchtbar wir das alle finden sollen?

 

Kein Wunder, dass dich diese offenkundig vorhandene Schere in deinem Kopf so missmutig und verdriesslich macht und wirken laesst, dass du andere regelrecht beschimpfen musst, die dein Problem nicht haben.

bearbeitet von Long John Silver
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Long John Silver

Und dann bricht das Chaos wieder in die Welt ein. Das lässt sich semantisch wohl ganz gut aufweisen, aber dafür ist mein Hebräisch zu schlecht, ich muss es den Exegeten schlicht glauben, dass das Wasser. das hier kommt, kein See-, Fluss-, Teich- oder Meerwasser ist, sondern Urflut. Das, was nach verschiedenen Schöpfungsmythen zurückgedrängt werden musste, damit es trockenes Land gibt. Im ersten Schöpfungsbericht haben wir ja auch die Urflut, über der sich der Geist Gottes bewegt.

 

 

 

Ja, ich hatte es vor ein paar Tagen in einem anderen Thread geschrieben, ich habe das auch so gelernt. In dem juengeren der beiden Straenge der Noah-Geschichte steht das betreffende Wort nicht allein fuer Ueberschwemmung, sondern Himmelsozean und dieser Begriff hat eine besonderen Bedeutung in dem damaligen kosmischen Weltbild. Die Urflut wurde in der Schoepfung, als Gott das Chaos baendigte, "gefesselt" und unter die Erde gedraengt, der Zusammenbruch des Himmelsozean als das Ueberspannende der Erde, oeffnet die Schleusen, hinter denen die Urflut gedraengt wurde, die Wasser beider Teile vereinigen sich und reissen die Schoepfung ins Chaos zurueck. Dieser Erzaehlstrang geht also theologisch weit ueber das hinaus, was im aelteren als Naturkatastrophe und beabsichtigte Vernichtung des Lebens auf der Erde geschildert wird, es ist eine kosmische Katastrophe. Die erneute Ja zur Schoepfung durch den Bund Gottes ist so etwas wie eine zweites Ja zur erstes Schoepfung, die letzlich verschont wird, aber der Zustand der Welt und die Beziehung, welche Gott zu ihr hat und den Menschen, ist durch die ganze Situation ein anderer geworden.

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