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Zitat von Ralf am 9:04 - 3.November.2002

Genau, weil "erwarten" eine Anspruchshaltung enthält.


 

Ja, natürlich ist es eine Erwartungshaltung.

 

Und Du meinst, man sollte Gott zum Herrn über sein Leben machen, sich an seine Regeln und die seiner Vertreter auf Erden halten, sein (angebliches) Wort hochhalten, IHN lobpreisen und nur und nur positiv sehen, ihm dienen,

 

*obwohl man NICHTS erwarten kann*????

 

Was bietet der Glaube dann für Vorteile? Denn wie ich schon schrieb : Hoffnung ohne konkrete Erwartungshaltung haben alle Menschen.

 

Und: warum wendet man sich dann an Gott?

Warum tust DU das? Warum projezierst Du Deine Hoffnung in einen Gott, von dem Du NICHTS erwarten kannst? Wo ist für Dich der Unterschied zwischen *Hoffnung MIT Gott* und *Hoffnung OHNE Gott*?

 

Es wäre übrigens schön, wenn sich auch andere Gläubige zu dieser Frage äußern könnten.

 

Viele Grüße,

Claudia

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Werner agnosticus


Zitat von Ralf am 22:27 - 2.November.2002

Diese "allgemeine Antwort" auf Deine Frage ist aber nun einmal mein konkretes Hoffen (noch einmal, nicht Erwarten) - in jedem Einzelfall.

Eine andere Antwort kann ich Dir nicht geben.

Das klingt für mich wenig attraktiv.

 

Hoffen kann und tue ich alles Mögliche, bei beliebigen Gelegenheiten und hinsichtlich beliebiger möglicher Quellen der  Hoffnungserfüllung. Letztlich drückt sich darin nichts anderes aus als ein Zusammentreffen meiner Wünsche mit einer vagen Realisierungschance.

 

Erwartungen in dem von Dir genannten (und im Hinblick auf Gott zurückgewiesenen) Sinne sind dagegen etwas, was gerade für gute und lebendige Beziehungen charakteristisch ist, während Hoffen ohne Erwartung, ohne Anspruchshaltung das "Kleingeld der Unverbindlichkeit" ist. Von den Menschen, die mir wichtig sind, von denen ich viel halte oder denen ich wirklich etwas zutraue, erwarte ich auch etwas. Und wenn Menschen etwas von mir erwarten, dann drückt sich darin ihre Wertschätzung und ihr Vertrauen mir gegenüber aus.

Wenn meine Frau von mir nichts mehr erwarten, keine konkreten Ansprüche mehr an mich stellen sondern nur noch anspruchslose (also mit keiner Anspruchshaltung verbundene) Hoffnungen pflegen würde, dann stünde es nicht gut um unsere Beziehung.

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Werner: >Von den Menschen, die mir wichtig sind, von denen ich viel halte oder denen ich wirklich etwas zutraue, erwarte ich auch etwas. Und wenn Menschen etwas von mir erwarten, dann drückt sich darin ihre Wertschätzung und ihr Vertrauen mir gegenüber aus. <

 

Du sprichst mir wieder mal aus der Seele. Es wäre ausgesprochen deprimierend für mich, wenn jemand, dem etwas an mir liegt (und vice-versa) keine Erwartungen an mich hätte. Eine einzige Bankrotterklärung. Dagegen klänge sogar ein bitteres "ich bin von Dir enttäuscht" wie ein großes Lob: Schließlich hätte man mehr erwartet, ist aufgrund der Tatsache, daß man mir mehr ZUGETRAUT hätte, enttäuscht.

 

Ein Gott, dem ich nur mit einem demütigen "sein Wille geschehe" entgegentreten kann (auch wenn dieser Wille für mich total unverständlich bleibt) wäre für mich ein Gott, der mir auf ewig so fremd bleiben würde, daß ich keinerlei Beziehung zu ihm aufbauen könnte. Von "Liebe" ganz zu schweigen. Es wäre außerdem auch ein Gott, dem ich unterstellen müßte, daß er Geschöpfe in die Welt setzt, denen ihr eigener Wille so schnuppe ist, daß sie völlig persönlichkeitslos und willenlos werden.  Wasfür ein kleiner Gott, dessen "Ebenbilder" solche Schattenfiguren sind!

 

E

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Zitat von lissie am 17:31 - 3.November.2002

Werner: >Von den Menschen, die mir wichtig sind, von denen ich viel halte oder denen ich wirklich etwas zutraue, erwarte ich auch etwas. Und wenn Menschen etwas von mir erwarten, dann drückt sich darin ihre Wertschätzung und ihr Vertrauen mir gegenüber aus. <

 

Du sprichst mir wieder mal aus der Seele. Es wäre ausgesprochen deprimierend für mich, wenn jemand, dem etwas an mir liegt (und vice-versa) keine Erwartungen an mich hätte.

 

Ne, ihr beiden. Da geht es mir ganz anders. Ich hasse es regelrecht, wenn mich alle möglichen Leute mit ihren mehr oder weniger großartigen Erwartungen überschütten. Und dabei ist es mir ganz egal ob sie ihre Anforderungen vornehm in Wertschätzung und angebliches Vertrauen verpacken oder ob sie meinen ein sonstwie geartetes Recht auf ihre Forderungen zu haben. So was nervt und ist Gift für jede Beziehung.

 

In dem Moment wo mehr erwartet wird, als der andere zu geben bereit ist, ist der große Krach vorprogrammiert.

 

Seitdem ich mich darauf beschränke mein Leben selbst zu Gestalten statt Erwartungen in andere zu setzten geht's mir wesentlich besser.

 

Liebe Grüße

Heidi

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Siehst Du den Unterschied, Heidi

 

zwischen "keinen Erwartungen an jemanden haben" und Erwartungen haben? Ich mag es auch nichtz, wenn man konkret etwas von mir erwartet. Ich bin nicht bereit, jemandem ewige Treue, ewige Hilfe, ewige Selbstlosigkeit zu verspechen. Ich finde nur, daß es einen großen Unterschied macht, ob jemand prinzipiell "nichts von mir erwartet" oder ob jemand von mir erwartet, daß ich seinen Erwartungen gerecht werde. Bei letzterem muß ich passen - bei ersterem wäre ich traurig.

 

 

Grüße,

 

Lissie

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Zitat von lissie am 19:45 - 3.November.2002

...., ob jemand prinzipiell "nichts von mir erwartet"  


 

Du meinst, damit "dir nichts zutrauen". Das ist doch etwas ganz anderes.

 

(Mit deinem ersten Posting hast du mich jetzt ziemlich verunsichert, Lissie.)

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Zitat von Claudia am 13:11 - 3.November.2002

Was bietet der Glaube dann für Vorteile? Denn wie ich schon schrieb : Hoffnung ohne konkrete Erwartungshaltung haben alle Menschen.


 

"Vorteile"? Auf dieser Ebene kannst Du keine Antwort von mir erwarten. Ich GLAUBE eben, ohne Vor- und Nachteile gegeneinander aufzuwiegen.

 

Ist Dir eigentlich schon mal der Gedanke gekommen, dass der Glaube auch "Nachteile" (um mich Deiner Begriffswelt anzunähern) haben könnte? Der Großvater meines Mannes hat für sein Handeln aus dem Glauben mit dem Leben bezahlt. Ich weiss nicht, ob seine Familie das damals als besonders "vorteilhaft" erfahren hat.

 

Corinna

 

(Geändert von Corinna um 19:56 - 3.November.2002)

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Liebe Corinna,

 

>"Vorteile"? Auf dieser Ebene kannst Du keine Antwort von mir erwarten. Ich GLAUBE eben, ohne Vor- und Nachteile gegeneinander aufzuwiegen.<

 

Das ist sehr nobel gedacht von Dir, liebe Corinna.

 

Bist Du im täglichen Leben genauso? Ich kenne sehr wenige Menschen, die eine Beziehung pflegen, in der sie NIE nach Vor- und Nachteilen schauen, keine ERWARTUNGSHALTUNG haben. Christen machen da eine Ausnahme, und das auch NUR bei ihrem Gott. Jemand, der so selbstlos eine Beziehung pflegt, einfach nur geben will, ist schon selten...

 

Vielleicht sollten wir uns mal kennenlernen, ich wäre neugierig, ob Du so konsequent selbstlos auch sonst bist.

 

Ich bin auch niemand, der für jede Handlung gleich eine Gegenleistung erwartet oder sowas, das liegt mir sehr fern. Trotzdem ist es für mich sonnenklar, daß es keine Beziehung ohne Erwartungshaltung gibt, und daß auch keine Beziehung funktioniert, auf der nur die eine und nicht die andere Seite gibt.

 

Das ist für die meisten Menschen auch klar, nur wenn es um ihren Gott geht, fallen Klappen runter und alles ist anders...

 

>Ist Dir eigentlich schon mal der Gedanke gekommen, dass der Glaube auch "Nachteile" (um mich Deiner Begriffswelt anzunähern) haben könnte?<

 

Der Gedanke kommt mir permanent, wenn ich Euch so lese. Und was mich immer wieder wundert, ist, warum man daran fest hält.

 

Aber es kommt Dir nicht auch mal der Gedanke, daß man etwas, was einem so völlig abgedrhet erscheint, ganz gern irgendwie hinterblicken würde?

 

Viele grüße,

Claudia

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Zitat von Claudia am 20:59 - 3.November.2002

Aber es kommt Dir nicht auch mal der Gedanke, daß man etwas, was einem so völlig abgedrhet erscheint, ganz gern irgendwie hinterblicken würde?


 

Also, erstens mal bin ich nicht annähernd so nobel, wie Du es in mein Posting hineininterpretierst. Und das mit der "Erwartungshaltung" ist, denke ich, ein Lernprozess. Umso höher meine "Erwartungshaltung", umso größer die Enttäuschung - diese Erfahrung wird wohl jeder irgendwann mal gemacht haben und immer wieder machen.

Und ich bin nicht jemand, der so bohrt wie Du: Ich kann es auch ganz einfach mal stehen lassen, dass ich zu der Gedankenwelt eines anderen keinen Zugang finde. Schließlich "erwarte" ich ja sogar von meinem Mann, dass er mir eine geistige "Ecke" lässt, die ganz alleine mir gehört, und in die er nicht eindringen darf, wenn ich in nicht ausdrücklich dazu einlade. Umgekehrt gilt selbstverständlich dasselbe.

 

 

 

Corinna

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Hallo Corinna,

 

>Also, erstens mal bin ich nicht annähernd so nobel, wie Du es in mein Posting hineininterpretierst.<

 

Das habe ich befürchtet...

 

>Und das mit der "Erwartungshaltung" ist, denke ich, ein Lernprozess. Umso höher meine "Erwartungshaltung", umso größer die Enttäuschung - diese Erfahrung wird wohl jeder irgendwann mal gemacht haben und immer wieder machen.<

 

Ja, richtig. Volle Zustimmung.

 

Das heißt aber - um von seinem Gott nicht enttäuscht zu werden, wird man ihm gegenüber keine großen oder gar konkreten erwartungshaltungen haben *können*, weil man sonst enttäuscht würde, wenn man diese laut ausspricht.

 

Lieber keine Erwartung an Gott - damit auch keine Enttäuschung von Gott.

 

Oder sehe ich das falsch?

 

>Und ich bin nicht jemand, der so bohrt wie Du: Ich kann es auch ganz einfach mal stehen lassen, dass ich zu der Gedankenwelt eines anderen keinen Zugang finde. Schließlich "erwarte" ich ja sogar von meinem Mann, dass er mir eine geistige "Ecke" lässt, die ganz alleine mir gehört, und in die er nicht eindringen darf, wenn ich in nicht ausdrücklich dazu einlade. Umgekehrt gilt selbstverständlich dasselbe.<

 

Zum einen, liebe Corinna, wollen Christen *ausdrücklich*, daß man zu ihrer Gedankenwelt Zugang erhält. Man nennt das Missionstätigkeit. Es ist mir neu, daß einem Christen es unangenehm ist, wenn man über den Glauben fragt.

 

Zum anderen: wenn man mehr oder weniger gezwungen wird, sich einer Sache unterzuordnen, sollte man schon wissen, was man davon hat / haben sollte bzw womit man es wirklich zu tun hat. Und ich bin niemand, der etwas tut, weil es alle tun, und ich hasse Oberflächlichkeit. Also versuche ich tiefer in die Materie zu gehen. Wenn Du mit mir darüber nicht reden möchtest, akzeptiere ich das natürlich. Man kann halt nicht mit allen über alle Themen reden.

 

Viele Grüße,

Claudia

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Werner agnosticus


Zitat von Heidi am 20:22 - 3.November.2002


Zitat von lissie am 17:31 - 3.November.2002

Werner: >Von den Menschen, die mir wichtig sind, von denen ich viel halte oder denen ich wirklich etwas zutraue, erwarte ich auch etwas. Und wenn Menschen etwas von mir erwarten, dann drückt sich darin ihre Wertschätzung und ihr Vertrauen mir gegenüber aus. <

 

Du sprichst mir wieder mal aus der Seele. Es wäre ausgesprochen deprimierend für mich, wenn jemand, dem etwas an mir liegt (und vice-versa) keine Erwartungen an mich hätte.

 

Ne, ihr beiden. Da geht es mir ganz anders. Ich hasse es regelrecht, wenn mich alle möglichen Leute mit ihren mehr oder weniger großartigen Erwartungen überschütten. Und dabei ist es mir ganz egal ob sie ihre Anforderungen vornehm in Wertschätzung und angebliches Vertrauen verpacken oder ob sie meinen ein sonstwie geartetes Recht auf ihre Forderungen zu haben. So was nervt und ist Gift für jede Beziehung.

 

In dem Moment wo mehr erwartet wird, als der andere zu geben bereit ist, ist der große Krach vorprogrammiert.

 

Seitdem ich mich darauf beschränke mein Leben selbst zu Gestalten statt Erwartungen in andere zu setzten geht's mir wesentlich besser.

 

Liebe Grüße

Heidi

Hallo Heidi,

 

gewiß, wenn jemand mehr von mir erwartet, als ich zu geben bereit oder fähig bin, dann ist Krach oder Enttäuschung vorprogrammiert - und so gehört für mich ein beachtliches Quantum an Konflikten zu meinen Beziehungen (trotz allen Harmoniebedürfnisses, das auch sehr ausgeprägt ist). Doch mit diesen Konflikten läßt es sich leben.

 

Ja, ein mehr an Konfliktbereitschaft, das ich mir - nicht zuletzt aufgrund eindringlichen Anschauungsunterichts darüber, wohin ein Mangel an Konfliktbereitschaft führen kann - zum Teil bewußt erarbeitet habe, hat viel zur Verbesserung des Beziehungsalltags und nicht zuletzt zur Stabilisierung meiner Ehe beigetragen. Meine Frau ist ein ausgesprochen Harmonie liebender Mensch; mehr Konfliktbereitschaft zu erlernen war für sie nicht nur schwierig, sondern widerstrebte ihr anfänglich sogar. Dennoch hat sie damit begonnen, und ich habe dies nach Kräften gefördert. Und das hab ich jetzt davon: Eine Frau, die nicht mehr so anspruchslos und "pflegeleicht" ist, die mich mit Erwartungen konfrontiert und auch mal "die Krallen zeigt" - geschieht mir ganz recht!

Und ich bin sehr zufrieden damit! Das Mimosentum ist auf beiden Seiten rückläufig.

 

 

Ich denke, es kommt auf den Umgang mit Erwartungen an.

Wo Erwartungen vorhanden sind, da werden diese immer wieder mal die Fähigkeiten oder die Bereitschaft des anderen überstrapazieren (das sollte bei einem Gott natürlich ganz anders sein ), denn auch wenn man einander sehr gut kennt, bleibt die Einschätzung eigener Erwartungen als "realistisch" oder "unrealistisch" ziemlich fehleranfällig. Die ideale, für den Adressaten maßgeschneiderte Erwartungshaltung, die ihn weder unter- noch überfordert, gehört ins Reich des Wunschdenkens. Konflikte und Enttäuschungen sind also vorprogrammiert.

 

Nun kann man daraus die Konsequenz ziehen, lieber auf Erwartungen zu verzichten (ob man dies wirklich kann, sei mal dahingestellt - Psychologen würden dies wohl bezweifeln und von einer Verdrängung der Erwartungen sprechen, die damit für ihren Träger unsichtbar werden, gleichwohl aber weiter vorhanden und wirksam sind und von ihren Adressaten sehr wohl und oft besonders unangenehm [weil "hintenrum"] empfunden werden). Doch wo keine Erwartungen gehegt werden, da wird die Bedeutung füreinander auf ein sehr bescheidenes Maß beschränkt. Erwartungsverzicht hat seinen Preis.

 

Oder man kann sich diese Erwartungen selbst und gegenseitig zugestehen, die daraus erwachsenden Konflikte in Kauf nehmen. Erwartungen sind dann nichts, was kompromißlos um jeden Preis erfüllt werden muß. Sie sind verhandelbar. Man kann sich darüber konstruktiv streiten, kann versuchen verständlich zu machen, warum eine bestimmte Erwartung nicht befriedigt werden kann; oder man kann umgekehrt feststellen, daß eine zunächst als unerfüllbar zurückgewiesene Erwartung vielleicht doch erfüllt werden kann, z.B. dadurch, daß genau an dem Punkt, wo die innere Sperre gegenüber der Erwartungserfüllung liegt (typ. Beispiel: das Gefühl, ausgenutzt zu werden), eine subjektiv befriedigende Gegenleistung ausgehandelt wird.

 

Ich persönlich bevorzuge den zweiten Weg.

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Claudia: Das heißt aber - um von seinem Gott nicht enttäuscht zu werden, wird man ihm gegenüber keine großen oder gar konkreten erwartungshaltungen haben *können*, weil man sonst enttäuscht würde, wenn man diese laut ausspricht.

Lieber keine Erwartung an Gott - damit auch keine Enttäuschung von Gott.

Oder sehe ich das falsch?

 

Du siehst es wieder mal nicht ganz richtig.

Die Frage lautet, wenigstens für mich: Wie gehe ich mit Enttäuschungen um?

 

Claudia: Zum einen, liebe Corinna, wollen Christen *ausdrücklich*, daß man zu ihrer Gedankenwelt Zugang erhält. Man nennt das Missionstätigkeit. Es ist mir neu, daß einem Christen es unangenehm ist, wenn man über den Glauben fragt.

 

Lieb von Dir, liebe Claudia, dass Du mich über das christliche Missionsverständnis des 18. Jh. belehrst. Zumindest für Katholiken gilt das nicht mehr (bei einigen protestantischen Denominationen mag das anders sein).

Übrigens habe ich nirgendwo geschrieben, dass mir Deine Fragen "unangenehm" seien. Etwas unangenehm finde ich allerdings Deine Reaktion auf so manche Antworten, die Dir hier gegeben wurden oder zu geben versucht wurden: Transzendenz soll möglichst aus dem Spiel bleiben (was in Sachen des Glaubens nicht möglich ist), und die meisten Deiner auf eine Dir unverständliche Antwort erfolgenden ab-lehnenden bis ab-wertenden Reaktionen sind schon in Deiner Fragestellung erkennbar. Deswegen mein Hinweis: Kannst Du nicht auch einmal etwas stehen lassen, auch wenn es Dich gerade nicht überzeugt, oder kannst Du nicht einfach mal auch nur sagen: "Das verstehe ich nicht."

 

Claudia: Zum anderen: wenn man mehr oder weniger gezwungen wird, sich einer Sache unterzuordnen, sollte man schon wissen, was man davon hat / haben sollte bzw womit man es wirklich zu tun hat.

 

Mich würde sehr interessieren, wozu Du bei welcher Gelegenheit "gezwungen" wirst, Dich "einer Sache unterzuordnen". Dem Glockengeläut? Der Kirchensteuer, die Du nicht zahlst? Dem kirchlichen Kindergarten, in den Du möglicherweise Deine Kinder schickst, wenn Du nicht täglich 30 km zu einem nichtkirchlichen Kindergarten gurken willst (ich habe es mal anders herum gemacht). Da gäbe es ja noch andere Alternativen: Das Kind nicht in den Kindergarten zu schicken, oder sich gleichgesinnte Freunde zu suchen, einen Verein zu gründen und einen "weltanschaulich neutralen" oder "atheistischen" Kindergarten zu betreiben.

 

Claudia: Und ich bin niemand, der etwas tut, weil es alle tun, und ich hasse Oberflächlichkeit. Also versuche ich tiefer in die Materie zu gehen. Wenn Du mit mir darüber nicht reden möchtest, akzeptiere ich das natürlich. Man kann halt nicht mit allen über alle Themen reden.

 

Ich habe nicht gesagt, dass ich mit Dir nicht über Tiefgründiges reden möchte. Warum aber musst Du Zuflucht zu Oberflächlichkeiten wie der Behauptung nehmen, dass Beten "Energieverschwendung" sei? Sollte Dir bei der Gründlichkeit, die Du Dir bescheinigst, noch nie zu Ohren gekommen sein, dass Christen aus dem Gebet Kräfte schöpfen? Auch hier die Frage: Kannst Du das nicht einfach mal so stehen lassen? Es "zwingt" Dich doch niemand, selbst aus dieser Quelle zu schöpfen, wenn sie Dir nicht zugänglich ist.

 

Manchmal lese ich aus Deinen Beiträgen die Frage heraus: "Was haben die, das ich nicht habe!" Ohne Geduld wirst Du nicht dahinterkommen, ganz besonders dann nicht, wenn Du schon in der Art und Weise, wie Du die Fragen stellst, Deine grundsätzliche Abwehrhaltung nicht verleugnen kannst, die Antworten, die Du erwartest oder erwarten möchtest, gleich vorgibst und unerwartete Antworten nicht gelten lässt.

 

Corinna

 

(Geändert von Corinna um 9:48 - 4.November.2002)

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Hallo Corinna,

 

>Du siehst es wieder mal nicht ganz richtig.

Die Frage lautet, wenigstens für mich: Wie gehe ich mit Enttäuschungen um?<

 

Das ist keine Frage, die ich an Christen hätte. Da findet jeder seinen eigenen Weg. Meine Frage war, wie Christen einen liebenden Gott mit ihren Enttäuschungen zusammenbringen, und was Gott tut / tun müßte, um Enttäuschungen von Euch abzuwenden (um etwa seine Liebe zu zeigen). DARUM geht es hier.

 

>Lieb von Dir, liebe Claudia, dass Du mich über das christliche Missionsverständnis des 18. Jh. belehrst. Zumindest für Katholiken gilt das nicht mehr (bei einigen protestantischen Denominationen mag das anders sein).<

 

Stimmt, heute beginnt die Missionierung schon im Krabbelgottsdienst.

 

>Übrigens habe ich nirgendwo geschrieben, dass mir Deine Fragen "unangenehm" seien. Etwas unangenehm finde ich allerdings Deine Reaktion auf so manche Antworten, die Dir hier gegeben wurden oder zu geben versucht wurden: Transzendenz soll möglichst aus dem Spiel bleiben<

 

Nicht wirklich, aber die Logik und Vernunft sollte man nicht *völlig* abschalten müssen. Mehr will ich ja gar nicht.

 

>und die meisten Deiner auf eine Dir unverständliche Antwort erfolgenden ab-lehnenden bis ab-wertenden Reaktionen sind schon in Deiner Fragestellung erkennbar. Deswegen mein Hinweis: Kannst Du nicht auch einmal etwas stehen lassen, auch wenn es Dich gerade nicht überzeugt, oder kannst Du nicht einfach mal auch nur sagen: "Das verstehe ich nicht."<

 

Sag ich doch IMMERZU!

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Claudia: Stimmt, heute beginnt die Missionierung schon im Krabbelgottsdienst.

 

Zu dem Dich bzw. Deine Kinder niemand zwingt...

 

Religionsunterricht an der Schule, wo mein Sohn automatisch teilnähme, wenn ich ihn nicht abgemeldet hätte.

 

Also, wo ist der "Zwang" zur Teilnahme? Ist Abmelden wirklich so unzumutbar?

 

Gottesdienste und christliche Weihnachtsfeier mit Krippenspiel, wo meine Kinder im Kiga und Schule eigentlich mit dabei wären. Erntedanklieder, die mein Sohn im Musikunterricht singen muß, die vor Gotteslob nur so strotzen... soll ich einfach so hinnehmen, obwohl meine Erziehung in eine andere Richtung geht?

 

Hast Du schon mit dem Musiklehrer geredet? Ich sehe natürlich die Schwierigkeiten: Du willst Deine Kinder nicht von den anderen isolieren. Und wenn Kindergottes- und Schulgottesdienst angesagt und sie die einzigen sind, die nicht teilnehmen... na ja. Übrigens: die Kindergottesdienste während der Kindergartenzeit habe ich heiss geliebt, die Schülergottesdienste geschwänzt. *grins*

 

Irgendwann werden Deine Kinder ja doch mit der Tatsache konfrontiert sein, dass um sie herum auch noch ein paar Christen leben. Warum willst Du sie also "steril" aufwachsen lassen?

 

Und eine neugierige Frage (die Du nicht beantworten musst, wenn Du nicht möchtest): Wie hast Du als Kind/Jugendliche eigentlich Christen wahrgenommen? Woher rührt Deine Allergie?

 

Corinna

 

 

(Geändert von Corinna um 12:26 - 4.November.2002)

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PS: Allmählich geht es mir auf den Zeiger, dass wir dieselben Fragen nicht nur in verschiedenen Threads, sondern auch in verschiedenen Foren diskutieren, und ich weiss inzwischen nicht mehr, wo zum Kuckuck ich was geschrieben und was gelesen habe, worauf ich vielleicht noch antworten möchte. Könnt Ihr Eure Threaderöffnungswut nicht ein klein wenig bezähmen?

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Danke Corinna, ich wollte gestern eigentlich die Beiträge, die zum Thema "Hoffnung und Erwartung" gehören, dorthin kopieren und hier löschen und dasselbe mit denen, die zu "Was kann man von Gott erwarten?" gehören.

 

Dann dachte ich mir aber, daß ich damit evtl. laufende Diskussionen unterbreche und zu eigenmächtig in diese eingreife.

 

Also nur nochmal zur Erinnerung an Alle: Hier wird die Frage diskutiert, wozu bestimmte Fragen A&As interessieren und welche Motive A&As haben, diese bestimmten Fragen zu stellen. (Das ist keine Androhung auf Verschiebung oder Löschung, sondern nur die Bitte, ein wenig themen- und forenkohärent zu schreiben. )

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Ouups. So groß und in Rot.

 

Also, ich meine, es ist eigentlich nicht so wichtig, wozu gewisse Fragen gestellt werden. Einige kommen mir vor wie echtes Interesse, andere wie Schachzüge.

 

Aber das machen doch wohl die Frommen in manchen starken und schwachen Stunden auch.

 

Eine Frage wie die nach dem Sinn des Leids habe ich ansatzweise und aus meiner Sicht irgendwo beantwortet. Wenn diese Frage nun immer wieder auftaucht – wie zur Zeit – sehe ich dennoch keinen weiteren Grund, die Antwort hundertmal zu wiederholen. Besser wird sie dadurch ja vermutlich auch nicht.

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>Ouups. So groß und in Rot. <

 

 

Nur damit es die, die mich sonst immer überlesen, ausnahmsweise nicht ignorieren. ;)

 

 

>Also, ich meine, es ist eigentlich nicht so wichtig, wozu gewisse Fragen gestellt werden. Einige kommen mir vor wie echtes Interesse, andere wie Schachzüge. <

 

Offensichtlich fühlen sich aber manche Diskussionsteilnehmer von (vermeintlichen) "Schachzügen" verarscht, Peter. Sie haben das Gefühl, daß die Frage nur gestellt wurde, um die (erwartete) Antwort dann der Lächerlichkeit preiszugeben.  Ehrlich gesagt, würde mich das auch stören und mir die Lust an einer ehrlichen Antwort nehmen.  

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Hallo Corinna,

 

Claudia: Stimmt, heute beginnt die Missionierung schon im Krabbelgottsdienst.

 

>Zu dem Dich bzw. Deine Kinder niemand zwingt...<

 

Nein, nur außer den Kirchen kann man in vielen Landesteilen kaum Kindergruppen wahrnehmen, traurig aber wahr.

Im übrigen: ich hab nicht teilgenommen, aber trotzdem find ich´s doof. Für mich ist es moderne Missionierung.

 

>>Religionsunterricht an der Schule, wo mein Sohn automatisch teilnähme, wenn ich ihn nicht abgemeldet hätte.<<

 

>Also, wo ist der "Zwang" zur Teilnahme? Ist Abmelden wirklich so unzumutbar?<

 

Nein, aber für die, die überall mitlaufen, ist es *normal* und für die anderen ist es gleich wieder Außenseitertum. Ist blöd, oder? Religion ist imho reine Privatsache.

 

>Hast Du schon mit dem Musiklehrer geredet? Ich sehe natürlich die Schwierigkeiten: Du willst Deine Kinder nicht von den anderen isolieren. Und wenn Kindergottes- und Schulgottesdienst angesagt und sie die einzigen sind, die nicht teilnehmen... na ja.<

 

Mittlerweile nicht mehr. Aber ich find´s trotzdem doof, daß die Trennung von Kirche und Staat ein Märchen ist.

 

>Übrigens: die Kindergottesdienste während der Kindergartenzeit habe ich heiss geliebt, die Schülergottesdienste geschwänzt. *grins*<

 

Soso...

 

>Irgendwann werden Deine Kinder ja doch mit der Tatsache konfrontiert sein, dass um sie herum auch noch ein paar Christen leben. Warum willst Du sie also "steril" aufwachsen lassen?<

 

Nicht steril, ich find´s schon wichtig, daß sie sich damit auseinander setzen. Aber sie sollen nicht die Wahl haben müssen zwischen MITMACHEN oder AUSSENSEITER SEIN. Mit etwas, was eigentlich gar nicht in die Schule gehört. In die staatlichen Einrichtungen gehört imho Bildung, keine Erziehung zu einem religiösen Bekenntnis.

 

>Und eine neugierige Frage (die Du nicht beantworten musst, wenn Du nicht möchtest): Wie hast Du als Kind/Jugendliche eigentlich Christen wahrgenommen? Woher rührt Deine Allergie?<

 

Ich habe keine streng gläubigen Christen in  meinem Umfeld wahrgenommen. Bei uns wurde das wirklich aus der Schule verbannt und war Privatsache. Und die wenigen, die wirklich *dran geblieben* sind, gehörten irgendwie nicht zu meinem Freundeskreis (was wenig wahrscheinlich war, weil es halt nicht viele davon gab).

 

Meine Allergie kommt von einer streng-antichristlichen Erziehung. Aber irgendwann hab ich hier gemerkt, daß ich nicht so antichristlich auftreten sollte, wie ich denke, und zum anderen gar keine Ahnung von dem hatte, was ich da eigentlich ablehnte.

 

Viele Grüße,

Claudia

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Zitat von Claudia am 13:20 - 4.November.2002

Für mich ist es moderne Missionierung.

 

Das sehe ich nicht so. Für mich ist das Teil religiöser Erziehung, auch wenn ich mit meinen Kindern nie zu einem Krabbelgottesdienst gegangen bin. Ich glaube, es gab damals sowas nicht. Und ich meine auch, dass diejenigen, die Krabbelgottesdienste organisieren und gestalten, die Eltern sind.

 


Aber sie sollen nicht die Wahl haben müssen zwischen MITMACHEN oder AUSSENSEITER SEIN.

 

Da kann ich nicht viel dazu sagen. WIR (christlichen) Kinder haben früher die anderen beneidet, die herumstrolchen konnten, anstatt den Religionsunterricht abzusitzen. Als Aussenseiter haben wir sie nicht betrachtet, wie es ihnen selbst ergangen ist, weiss ich nicht. Und wenn der Religionslehrer/die Religionslehrerin was auf dem Kasten hatte, hat sich die Religionsstunde ganz rasch auch mit mit protestantischen und konfessionslosen Kindern bevölkert, so dass es auch mal zu diplomatischen Verwicklungen an der Schule kam (weil sich die protestantische Religionslehrerin heftig beschwerte, dass ihr die Kinder von der Fahne gingen).

 

Ich muss mal bei Gelegenheit meinen Nachwuchs interviewen.

 

 

 

Corinna

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Zitat von Claudia am 13:20 - 4.November.2002

Ich habe keine streng gläubigen Christen in  meinem Umfeld wahrgenommen. Bei uns wurde das wirklich aus der Schule verbannt und war Privatsache. Und die wenigen, die wirklich *dran geblieben* sind, gehörten irgendwie nicht zu meinem Freundeskreis (was wenig wahrscheinlich war, weil es halt nicht viele davon gab).

 

Meine Allergie kommt von einer streng-antichristlichen Erziehung. Aber irgendwann hab ich hier gemerkt, daß ich nicht so antichristlich auftreten sollte, wie ich denke, und zum anderen gar keine Ahnung von dem hatte, was ich da eigentlich ablehnte.


 

Hast Du Dich mal gefragt, wie es den nicht wahrgenommenen christlichen Aussenseitern ergangen ist? Einer der das sehr gut rüberbringt, ist Heinrich Pera, der Gründer der Hospizdienste in Halle, in seinem Buch: "Sterbende verstehen."

Ich erinnere mich daran, dass er berichtete, eines Tages von den Angehörigen eines Verstorbenen darum gebeten worden zu sein, die Grabrede zu halten: "Aber bitte im Zivilanzug." Sie hatten Angst davor, dass ihre Bekannten und Verwandten annehmen könnten, sie hätten sich "von der Kirche vereinnahmen" lassen.

 

Corinna

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Hallo Corinna,

 

>Hast Du Dich mal gefragt, wie es den nicht wahrgenommenen christlichen Aussenseitern ergangen ist?<

 

Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie sich so als Außenseiter fühlen mußten wie wir bekennenden Atheisten hier in einem Land voller Katholiken und Protestanten. Religion war wie gesagt Privatsache und manchmal wußte nicht mal jemand was davon. Das war halt Freizeitaktivität und damit gut.

 

>Ich glaube, es gab damals sowas nicht. Und ich meine auch, dass diejenigen, die Krabbelgottesdienste organisieren und gestalten, die Eltern sind.<

 

Nein, die werden hier von der evang. bzw kath. Kirche angeboten.

 

Viele Grüße,

Claudia

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