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Café Schafstall


Julius

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Guten Morgen! Wenn ich mich nach 11 nicht mehr melde, hat mich die Bombe erwischt... Hab aber immerhin nen Logenplatz für die Entschärfung. Kann von meine Bürofenster direkt zuschauen. Hätte wohl mein Fernglas mitbrigen sollen.

Schon mal Tschüss, asia, war nett ...

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ich bange bei sowas eigentlich immer um die paar Leute, die das Ding entschärfen ... und die mit in die Luft fliegen, wenn es rumst.

 

Mir erzählte mal ein alter Bombenentschärfer aus Sachsen, dass das alles nicht so schlimm sei. Die Bombe würde nämlich innerhalb so kurzer Zeit explodieren und aufgrund der extremen Ausbreitungsgeschwindigkeit der Druckwelle im Direktumfeld so absolut verheerend wirken, dass man schon nur noch in Atomen vorhanden wäre, lange bevor man überhaupt realisieren würde - geschweige denn, es spüren würde, dass die Bombe explodiert sei.

 

Ich empfand diese Erläuterung als etwas zynisch, aber der Typ war die Gelassenheit in Person (was man auch wohl sein muss, bei solch einem Job).

 

Als ich in Nürnberg studiert habe, ist in unmittelbarer Nähe der FH eine Bombe gefunden worden. Damals war der allseits bekannte Sprengmeister Karl-Heinz Hartmann der Haus- und Hofentschärfer in Nürnberg. Für mich war das der allererste Bombenalarm überhaupt - in Bietigheim-Bissingen, wo ich aufgewachsen bin, ist nicht bombardiert worden, da gab es nur Artilleriebeschuss. Aber für die Nürnberger scheint das irgendwie der Alltag gewesen zu sein: "Na ja, da muss halt der Hartmann kommen, is ned schlimm".

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Ich empfand diese Erläuterung als etwas zynisch, aber der Typ war die Gelassenheit in Person (was man auch wohl sein muss, bei solch einem Job).

 

Oh ja, die Ruhe in Person ... ich bin so einem auch mal begegnet. An unserem vorletzten Wohnort: da hatten Freunde von uns beschlossen, ihr geräumiges Haus mit riesigem Garten in weiser Voraussicht darauf, dass sie nicht jünger werden würden, gegen einen barrierefreien deutlich kleineren Neubau mit wenig Garten in einem neu erschlossenen Stadtrand-Wohngebiet einzutauschen. Kaum war der Bagger da, um die Baugrube auszuheben, stand er auch schon wieder stille: Blindgänger ... Die paar Bauarbeiter gingen selbstverständlich stiften, Polizei und Feuerwehr sperrten ab und schickten die paar Leute weg, die da da schon wohnten und gerade zuhause waren ... Kein Mensch erinnerte sich mehr, dass da mal ein paar Bomben - seinerzeit war das noch nicht mal Stadtrandgebiet - abgeworfen worden waren - es hatte da auch niemals einen Bahnhof oder ein Bahntrasse in der Nähe gegeben. Im Zeitungsarchiv fand sich dann eine spärliche Notiz ... War dann wohl, aus des Sprengmeisters Sicht, kein größeres Problem, die haben das Ding in bewährter Ruhe entschärft. Aber er hat so nebenbei erwähnt, dass er Familie hätte ...

bearbeitet von Julius
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Das Riesenloch, das bei der Sprengung der Bombe in München vor einiger Zeit entstand, ist inzwischen zugebaut (aber noch Rohbau) und die Schäden an den angrenzenden Häusern scheinen auch beseitigt (ist mir von der letzten Woche so in Erinnerung).

 

Da ich mich ja an das Fallen der Bomben und die daraus resultierenden Schäden noch gut aus Kinder- und Jugendzeit erinnere, machen mir solche Entdeckungen immer Angst. (Meine Heimatstadt wurde ja auch oft genug bombardiert :( )

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Es ist irgendwie seltsam hier. Ansonsten haben wir seit dem Umzug den ganzen Tag Baustellenlärm. Heute kriegen wir ne Ahnung davon, wie es sein wird, wenn die Baustelle fertig ist. Himmlische Ruhe.

Wir haben uns nochmal informiert, wir sind wohl nicht in Gefahr, von daher schauen wir weiter zu. Unheimlich ist es trotzdem irgenwie.

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Vor Jahren fand man bei Bauarbeiten auf meinem elterlichen Grundstück auch eine Fliegerbombe. Die konnte abtransportiert werden. Als man meiner Großmutter (Jg. 1914) dann von der Bombe berichtete, kam eine lakonische Antwort: "Ach, die liegt da immer noch?" Sie hatte sie 1945 dort vergraben. Auf Nachfrage versicherte sie immerhin, dass dies die einzige Bombe gewesen sei, die sie vergraben hätte. Den auf unbekannten Wegen in ihrem Haus verborgenen Wehrmachtskarabiner haben wir dann nach ihrem Tod entsorgt.

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ich bange bei sowas eigentlich immer um die paar Leute, die das Ding entschärfen ... und die mit in die Luft fliegen, wenn es rumst.

 

Mir erzählte mal ein alter Bombenentschärfer aus Sachsen, dass das alles nicht so schlimm sei. Die Bombe würde nämlich innerhalb so kurzer Zeit explodieren und aufgrund der extremen Ausbreitungsgeschwindigkeit der Druckwelle im Direktumfeld so absolut verheerend wirken, dass man schon nur noch in Atomen vorhanden wäre, lange bevor man überhaupt realisieren würde - geschweige denn, es spüren würde, dass die Bombe explodiert sei.

 

Ich empfand diese Erläuterung als etwas zynisch, aber der Typ war die Gelassenheit in Person (was man auch wohl sein muss, bei solch einem Job).

 

Als ich in Nürnberg studiert habe, ist in unmittelbarer Nähe der FH eine Bombe gefunden worden. Damals war der allseits bekannte Sprengmeister Karl-Heinz Hartmann der Haus- und Hofentschärfer in Nürnberg. Für mich war das der allererste Bombenalarm überhaupt - in Bietigheim-Bissingen, wo ich aufgewachsen bin, ist nicht bombardiert worden, da gab es nur Artilleriebeschuss. Aber für die Nürnberger scheint das irgendwie der Alltag gewesen zu sein: "Na ja, da muss halt der Hartmann kommen, is ned schlimm".

Nun kam es aber auch sehr häufig vor, dass (u.a.) wetterbedingt so mancher Bomber seine Ziele nicht fand. Um den Rückflug treibstoffmäßig zu stemmen, wurden Bomben einfach mal so fallen gelassen. Grund genug für einen makaberen Dialog zwischen einem Kölner und einem Bonner zu Zeiten mit Bonn als Bundeshauptstadt. Demnach war Bonn für die alliierten Bomber als Ziel zu unwichtig und wurde deshalb zur Hauptstadt gekürt. Der Bonner verwies auf eine Bombardierung, die, wie sich aber herausstellte ein solches Abladen war. Es wurde der Industriestandort Wesseling nicht gefunden ...

Nebenbei: In meinem Umland gibt es noch heute reichlich Wanderwege auf denen es durch Warnschilder geboten ist diese (wg. Bomben) nicht zu verlassen.

bearbeitet von teofilos
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Vor Jahren fand man bei Bauarbeiten auf meinem elterlichen Grundstück auch eine Fliegerbombe. Die konnte abtransportiert werden. Als man meiner Großmutter (Jg. 1914) dann von der Bombe berichtete, kam eine lakonische Antwort: "Ach, die liegt da immer noch?" Sie hatte sie 1945 dort vergraben. Auf Nachfrage versicherte sie immerhin, dass dies die einzige Bombe gewesen sei, die sie vergraben hätte. Den auf unbekannten Wegen in ihrem Haus verborgenen Wehrmachtskarabiner haben wir dann nach ihrem Tod entsorgt.

Ich hoffe doch vor dem "neuen" Waffengesetz? ;) ... von wegen Erbschaft und so ....

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Wie in allen Dingen, sind die Profis eher selten von Unfällen betroffen, problematischer sind die Laien-Ambitionen.

Ich erinnere mich bei Sprengstoff-Verletzungen jedenfalls hpts. an die wohl immer noch populäre "Böllerbastelei" und der einzige Unfall mit richtigen Bomben war ein Fischer, der mit seinem Maat partout erproben wollte, welche Teile des Fehlfangs man nicht mit dem Hammer bearbeiten sollte - wie Lothar schon sagte, stammen die Aussagen dann von denen, die weiter wegstanden...

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In 10 Minuten geht's los!

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Nun kam es aber auch sehr häufig vor, dass (u.a.) wetterbedingt so mancher Bomber seine Ziele nicht fand.

 

Dadurch kam es auch zu Bombardierungen, die eigentlich nicht geplant waren: Der Bombenangriff auf Freiburg i. Br. im Jahr 1940 durch die deutsche Luftwaffe - man hatte gedacht, man sei in Colmar (Frankreich). Außerdem die ganzen alliierten Bombenangriffe auf Schweizer Städte: Schaffhausen, Stein am Rhein, Thayngen (verwechselt mit Singen), Basel (verwechselt mit Freiburg), sowie mehrere Angriffe auf Zürich (verwechselt mit deutschen Großstädten, so z.B. Mannheim oder Stuttgart).

 

In Schaffhausen sind auch heute noch - wenn auch extrem selten - Blindgänger zu finden. Dort war die mit Abstand schlimmste Bombardierung einer Schweizer Stadt mit fast 300 Toten.

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Wie in allen Dingen, sind die Profis eher selten von Unfällen betroffen, problematischer sind die Laien-Ambitionen.

Ich erinnere mich bei Sprengstoff-Verletzungen jedenfalls hpts. an die wohl immer noch populäre "Böllerbastelei" und der einzige Unfall mit richtigen Bomben war ein Fischer, der mit seinem Maat partout erproben wollte, welche Teile des Fehlfangs man nicht mit dem Hammer bearbeiten sollte - wie Lothar schon sagte, stammen die Aussagen dann von denen, die weiter wegstanden...

Uraltes japanisches Sprichwort (übersetzt): Wir haben nur gute Autofahrer. Alle Schlechten sind schon tot.

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problematischer sind die Laien-Ambitionen.

 

Ein Studienkollege von mir hat sich die Hand weggesprengt, in unserem Nachbarort haben 2 Jugendliche in der Wohnung Bleiazid hergestellt - danach war keine Wohnung und keine Jugendlichen mehr da. Der schwerste Unfall, an den ich mich in diesem Zusammenhang erinnere, war ein Vorkommnis in einem Bergbaubetrieb in Franken, da haben Jugendliche einen Radlader kurzgeschlossen und damit den Sprengstoffbunker durch Einrammen aufbrechen wollen - da drin waren mehrere Tonnen konfektionierter Gesteinssprengstoff (die bekannten 1kg schweren salamiähnlichen Dinger halt). Tja nun, irgendwas ist schief gegangen. Was - das weiß man nicht. Jedenfalls waren danach vom Sprengstoff, vom Bunker, vom Radlader und von den Jugendlichen nur noch Atome da. Und ein tiefer Krater war auch da. Befragen konnte man niemanden. Der einzige Überlebende, ein schmierestehender Freund der Toten, war zu weit weg, um irgend etwas gesehen haben zu können.

 

Insofern stimmt das, was Du schreibst, in der Tendenz. Dennoch sind schon öfters Bombenentschärfer ums Leben gekommen, weil die fiesen Zünder - vor allem die Verzögerungszünder mit dem Zelluloidplättchen - unglaublich empfindlich sind. In München-Schwabing wollte man das nicht riskieren (war auch diese Zündertechnik) und hat gleich die Bombe an Ort und Stelle gesprengt. Und damit auch noch - wenn auch mäßig - Verwüstung angerichtet. Ähnliches ist mal in Dresden passiert, da musste man auch eine Bombe bei der Renovierung des Bahnhofsplatzes an Ort und Stelle sprengen. Die hatten mehr Glück, da ist außer massiver Verschmutzung des ganzen Viertels nichts passiert.

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Kannst das Fernglas aus der Hand legen: hier ist ein livestream.

 

 

Der Sprengmeister ist cool - zumindest im Interview.

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Nun kam es aber auch sehr häufig vor, dass (u.a.) wetterbedingt so mancher Bomber seine Ziele nicht fand.

 

Dadurch kam es auch zu Bombardierungen, die eigentlich nicht geplant waren: Der Bombenangriff auf Freiburg i. Br. im Jahr 1940 durch die deutsche Luftwaffe - man hatte gedacht, man sei in Colmar (Frankreich). Außerdem die ganzen alliierten Bombenangriffe auf Schweizer Städte: Schaffhausen, Stein am Rhein, Thayngen (verwechselt mit Singen), Basel (verwechselt mit Freiburg), sowie mehrere Angriffe auf Zürich (verwechselt mit deutschen Großstädten, so z.B. Mannheim oder Stuttgart).

 

In Schaffhausen sind auch heute noch - wenn auch extrem selten - Blindgänger zu finden. Dort war die mit Abstand schlimmste Bombardierung einer Schweizer Stadt mit fast 300 Toten.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch mal auf die zahllosen WWII-Seeminen in der Nordsee hinweisen. Glücklicherweise ist der normale Fährfahrer (z.B.) für die Bedrohung blind ... :evil:

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Ups, ja: Wikipeda kennt schon drei tödliche Unfälle bei Entschärfungen in den letzten 25 Jahren (Wetzlar, Salzburg, Göttingen).

Das hätte ich jetzt wirklich nicht gedacht.

(Ich hatte jetzt so aus der Perspektive unmittelbaren Erlebens beim Rettungsdienst geschrieben - da war immer nur stundenlanges Rumstehen, und nie hat man damit gerechnet, dass wirklich was passiert. Bis eben auf diesen Fischer, aber der hat das "klugerweise" gleich auf See erledigt.)

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aus dem Livestream:

 

Reporterfrage an den Bombenentschärfer: "Was ist das Schlimmste, was heute passieren kann?"

 

:wacko: Merkwürdige Frage... *kopfpatsch*

 

Antwort des Entschärfers, im gelassenen und fast schon gelangweilten Tonfall: "Na, dass die Bombe umsetzt. Aber das wollen wir ja nicht und wir tun auch alles, um das zu verhindern...."

bearbeitet von mbo
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Kannst das Fernglas aus der Hand legen: hier ist ein livestream.

 

 

Der Sprengmeister ist cool - zumindest im Interview.

Find ich auch. Als wär's der normalste Job der Welt.

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Ups, ja: Wikipeda kennt schon drei tödliche Unfälle bei Entschärfungen in den letzten 25 Jahren (Wetzlar, Salzburg, Göttingen).

Das hätte ich jetzt wirklich nicht gedacht.

(Ich hatte jetzt so aus der Perspektive unmittelbaren Erlebens beim Rettungsdienst geschrieben - da war immer nur stundenlanges Rumstehen, und nie hat man damit gerechnet, dass wirklich was passiert. Bis eben auf diesen Fischer, aber der hat das "klugerweise" gleich auf See erledigt.)

 

Ich hatte mich mal mit einem damals in Göttingen beteiligten Seelsorger unterhalten. Das war schon ziemlich übel für die Angehörigen und auch für die sonst nur "rumstehenden" Einsatzkräfte.

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Die Bombe in Nürnberg ist entschärft.

 

Hurra.

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Gast
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