Chrysologus Geschrieben 4. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 4. Oktober 2014 Um es noch mal zu betonen: auch meiner Sicht kann auch eine zweite Beziehung soviele positive Elemente enthalten, dass es nicht richtig ist sie als "fordauernde Sünde" zu bewerten. Und insgesamt ist es eine fragwürdige Sache, die Zulassung zur Eucharistie als Santionsmittel zu verwenden, wie es die Kirche derzeit tut. Und genau das sgt im Grunde auch Kasper. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franziskaner Geschrieben 4. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 4. Oktober 2014 An der Unauflöslichkeit einer ernsthaft, freiwillig und aus Liebe eingegangenen Ehe kann sie aber keine Abstriche machen, wenn sie der Lehre Jesu nicht klar widersprechen will. Daran aber hält die Kirche sich schon jetzt nicht, sie kennt eine Fülle von Konstellationen, in denen eine Ehe aufgelöst weren kann. Ich finde das auch ziemlich problematisch. Ich kann im Evangelium nirgendwo eine Begründung z.B. des "Privilegium Petrinum" erkennen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franziskaner Geschrieben 4. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 4. Oktober 2014 Um es noch mal zu betonen: auch meiner Sicht kann auch eine zweite Beziehung soviele positive Elemente enthalten, dass es nicht richtig ist sie als "fordauernde Sünde" zu bewerten. Und insgesamt ist es eine fragwürdige Sache, die Zulassung zur Eucharistie als Santionsmittel zu verwenden, wie es die Kirche derzeit tut. Und genau das sgt im Grunde auch Kasper. Ich habe die englische Zusammenfassung des Interviews gelesen und finde das sehr positiv. Ich hoffe, dass die Synode in diese Richtung laufen wird. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
fragerin Geschrieben 4. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 4. Oktober 2014 Ich will das seit Jahrzehnten wissen: Jesus wird ja so zitiert, dass er sich auf die Stelle bezieht, wo es heißt: Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen, und sie werden ein Fleisch sein. Wieso verlangt eigentlich die Kirche nicht als Voraussetzung für eine Ehe, dass der Mann die Eltern verlässt, wo es doch in der Bibel steht? Gilt das als soziologisch begründet und "zeitbezogen"? (Adam hatte ja keine "Eltern", also "sagt" im AT gewissermaßen nicht Adam das vom "Elternverlassen", sondern das sagt gewissermaßen Gott selbst - das bestätigt ja Jesus auch, indem er meint, dass Gott Mann und Frau dadurch, dass der Mann seine Eltern verlässt und mit der Frau ein Fleisch wird, "zusammengefügt" hat.) Ich frage nicht aus eigener Betroffenheit, aber mich macht es, weil ich am Land lebe, oft ziemlich traurig, zu sehen, was sich manche Schwiegertöchter mit den Schwiegereltern, die im selben Haus wohnen, mitmachen. (Ich weiß eh, dass es gute Schwiegermütter gibt und will niemanden beleidigen). Ich könnte mir vorstellen, dass die Passage mit "Vater und Mutter verlassen" irgendetwas mit Inzest-Vermeidung zu tun hat. Aber das müssen sich ja auch schon die Juden gefragt haben, warum das in der Bibel steht. Also gibt es sicherlich Antworten. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
mbo Geschrieben 4. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 4. Oktober 2014 An der Unauflöslichkeit einer ernsthaft, freiwillig und aus Liebe eingegangenen Ehe kann sie aber keine Abstriche machen, wenn sie der Lehre Jesu nicht klar widersprechen will. Daran aber hält die Kirche sich schon jetzt nicht, sie kennt eine Fülle von Konstellationen, in denen eine Ehe aufgelöst weren kann. Nur damit ich mitkomme: Es gibt derzeit im katholischem Kirchenrecht drei Möglichkeiten, eine gültige Ehe aufzulösen: privilegium petrinum - Auflösung einer nichtsakramentalen Ehe zwischen Katholik und Ungetauftem bzw. zwischen zwei Ungetauften durch den Papst privilegium paulinum - gilt für die Situation: Ehe zischen zwei Ungetauften, einer der Partner lässt sich taufen und der ungetaufte Partner möchte nun die Ehe nicht mehr fortsetzen. Die Auflösung der Ehe tritt bei Wiederheirat des getauften Partners automatisch ein und wird "nur" kirchenamtlich festgestellt. Nichtvollzug - Der Papst kann eine gültig geschlossene sakramentale Ehe zwischen zwei Getauften, die noch nicht vollzogen wurde, auflösen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. Chrysologus Geschrieben 4. Oktober 2014 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 4. Oktober 2014 Gerade das Privilegium Paulinum ist spannend: Hier ist der Grund für die Aufhebung einer Naturrechtsehe, in der zwei ein Fleisch wurden und Vater und Mutter verlassen haben, einzig und alleine die Gefährdung des Glaubens des zu Taufenden bzw. Getauften. Weder spielen vorhandene Kinder eine Rolle, noch wird ein Widerspruch zum Wort Jesu gesehen. Damit ist derselbe Glaube hier Grund der Scheidung, der andernorts als Grund für die Unmöglichkeit derselben angeführt wird. Insgesamt sind sich kirchliche Theorie und Praxis einander nirgends so fern wie in der Ehelehre. In der Theorie beharrt die Kirche auf der absoluten Unauflöslichkeit jeder Ehe unter Berufung auf das Wort Jesu (wobei man die Unzuchtsklausel schlicht wegexegetisiert). Diese Position ist theologisch stringent, sie ist wohldurchdacht, ebenso naturrechtlich wie anthropologisch begründet, sie ist in der Tradition bezeugt. Die Praxis hingegen ist davon geprägt, dass man einerseits die paulinische Gefährdungsklausel weit auslegt (obwohl dieselbe eine pragmtische Regelung analog der jesuanischen Unzuchtsklausel ist), andererseits die petrinische Binde- und Lösegewalt dermaßen weit auslegt, dass der Papst in der Praxis sogar Sakramente aufhebt, obwohl er die Fähigkeit dazu in der Theorie bestreitet. Dabei könnte man sowohl unter Berufung auf die Unzuchtsklausel (Scheidung bei Ehebruch) ein sehr weitrecihendes Scheidungrecht begründen, als auch unter Berufung auf Paulus ein wesentlich engeres formulieren: Wenn das weiterführen der Ehe dem Seelenheil des oder der BEtroffenen schadet, dann ist diese aufzulösen. Das wäre stringenter als das derzeitge Durcheinander. 9 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Chrysologus Geschrieben 4. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 4. Oktober 2014 Lectio brevior zum Thema. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
helmut Geschrieben 4. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 4. Oktober 2014 Ich will das seit Jahrzehnten wissen: Jesus wird ja so zitiert, dass er sich auf die Stelle bezieht, wo es heißt: Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen, und sie werden ein Fleisch sein..... möchtest du deine schwiegermutter neben deinem ehelager haben? Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franziskaner Geschrieben 4. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 4. Oktober 2014 (bearbeitet) Ich will das seit Jahrzehnten wissen: Jesus wird ja so zitiert, dass er sich auf die Stelle bezieht, wo es heißt: Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen, und sie werden ein Fleisch sein. Wieso verlangt eigentlich die Kirche nicht als Voraussetzung für eine Ehe, dass der Mann die Eltern verlässt, wo es doch in der Bibel steht? Gilt das als soziologisch begründet und "zeitbezogen"? (Adam hatte ja keine "Eltern", also "sagt" im AT gewissermaßen nicht Adam das vom "Elternverlassen", sondern das sagt gewissermaßen Gott selbst - das bestätigt ja Jesus auch, indem er meint, dass Gott Mann und Frau dadurch, dass der Mann seine Eltern verlässt und mit der Frau ein Fleisch wird, "zusammengefügt" hat.) Ich frage nicht aus eigener Betroffenheit, aber mich macht es, weil ich am Land lebe, oft ziemlich traurig, zu sehen, was sich manche Schwiegertöchter mit den Schwiegereltern, die im selben Haus wohnen, mitmachen. (Ich weiß eh, dass es gute Schwiegermütter gibt und will niemanden beleidigen). Ich könnte mir vorstellen, dass die Passage mit "Vater und Mutter verlassen" irgendetwas mit Inzest-Vermeidung zu tun hat. Aber das müssen sich ja auch schon die Juden gefragt haben, warum das in der Bibel steht. Also gibt es sicherlich Antworten. Theoretisch verlangt die Kirche das auch. Die Ehe ist ausschließlich als Entscheidung der beiden Ehepartner begründet. Wenn sie unter dem Druck der Eltern geschlossen wird (etwa durch eine arrangierte Ehe) dann ist sie schlicht ungültig. Wie das Verhältnis zu den Eltern dann konkret gelebt wird, entscheiden dann wieder die Ehepartner. Wenn sich also die Schwiegermutter in die Ehe einmischt, hat das keine Begründung im Kirchenrecht; es liegt in der persönlichen Verantwortung des Mannes oder der Frau, solche Einmischungen zurückzuweisen. Eine Praxis, wie sie in islamischen Kulturen z.B. üblich ist, dass die Schwiegertochter in die Familie des Mannes übertritt und sich der Schwiegermutter unterzuordnen hat, ist auf jeden Fall mit dem katholischen Eheverständis unvereinbar. bearbeitet 4. Oktober 2014 von Franziskaner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franziskaner Geschrieben 4. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 4. Oktober 2014 (bearbeitet) Gerade das Privilegium Paulinum ist spannend: Hier ist der Grund für die Aufhebung einer Naturrechtsehe, in der zwei ein Fleisch wurden und Vater und Mutter verlassen haben, einzig und alleine die Gefährdung des Glaubens des zu Taufenden bzw. Getauften. Weder spielen vorhandene Kinder eine Rolle, noch wird ein Widerspruch zum Wort Jesu gesehen. Damit ist derselbe Glaube hier Grund der Scheidung, der andernorts als Grund für die Unmöglichkeit derselben angeführt wird. Insgesamt sind sich kirchliche Theorie und Praxis einander nirgends so fern wie in der Ehelehre. In der Theorie beharrt die Kirche auf der absoluten Unauflöslichkeit jeder Ehe unter Berufung auf das Wort Jesu (wobei man die Unzuchtsklausel schlicht wegexegetisiert). Diese Position ist theologisch stringent, sie ist wohldurchdacht, ebenso naturrechtlich wie anthropologisch begründet, sie ist in der Tradition bezeugt. Die Praxis hingegen ist davon geprägt, dass man einerseits die paulinische Gefährdungsklausel weit auslegt (obwohl dieselbe eine pragmtische Regelung analog der jesuanischen Unzuchtsklausel ist), andererseits die petrinische Binde- und Lösegewalt dermaßen weit auslegt, dass der Papst in der Praxis sogar Sakramente aufhebt, obwohl er die Fähigkeit dazu in der Theorie bestreitet. Dabei könnte man sowohl unter Berufung auf die Unzuchtsklausel (Scheidung bei Ehebruch) ein sehr weitrecihendes Scheidungrecht begründen, als auch unter Berufung auf Paulus ein wesentlich engeres formulieren: Wenn das weiterführen der Ehe dem Seelenheil des oder der BEtroffenen schadet, dann ist diese aufzulösen. Das wäre stringenter als das derzeitge Durcheinander. Ich hoffe, dass meine Position deutlich geworden ist: das was Du als Theorie bezeichnest, ist meiner Meinung nach vor dem Hintergrund der Lehre Jesu die Lösung, auf die die Beziehung zwischen Mann und Frau angelegt ist. Die auf dem Kirchenrecht beruhenden Ausnahmen sind dadurch erklärbar, dass auch die Kirche vor der von Jesus beklagten Hartherzigkeit nicht gefeit ist. Und sicherlich auch dadurch, dass die Kirchenleitung (vielleicht durch den Zölibat bedingt) die lebensverändernde Energie der erotischen Beziehung, wie sie ja z.B. im Hohen Lied im AT zum Ausdruck kommt, nicht genügend würdigt. Um es noch mal zu betonen: das Leben ist gekennzeichnet durch Brüche, Halbherzigkeiten, Situationen in denen nicht mehr geht als die zweitbeste Lösung (auch Zwangsehen können einen guten Verlauf nehmen, auch Frauen in polygamen Ehen können zufrieden sein, auch Zweit- und Drittehen können gelungene Beziehungen sein). Deshalb kann es nicht um Verurteilungen und Sanktionierungen gehen; aber die Suche nach dem, was für die Menschen wahrhaft angemessen ist, darf nicht aufhören. Im Bereich der Ehe genauso wenig wie im gesellschaftlichen Bereich, wo es um den Ausgleich von Reich und Arm sowie um gewaltfreie Konfliktlösungen geht. Ich glaube auch, dass sich Menschen in ihren innersten Bedürfnissen weniger unterscheiden, als die unterschiedlichen kulturellen und lebensgeschichtlichen Prägungen den Anschein geben. Orhan Pamuk, der türkische Literaurnobelpreisträger (der Parteinahme für katholische Positionen unverdächtig) hat einmal seine Beobachtung mitgeteilt: "glückliche Familien sehen überall auf der Welt gleich aus." Das entspricht auch meinen Erfahrungen. Und es entspricht in einem wichtigen Punkt der Lehre Jesu. Darüber kann ich nicht schweigen. bearbeitet 4. Oktober 2014 von Franziskaner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franziskaner Geschrieben 4. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 4. Oktober 2014 unter Berufung auf das Wort Jesu (wobei man die Unzuchtsklausel schlicht wegexegetisiert). Ich glaube, dass es sehr gute Gründe dafür gibt, die Unzuchtsklausel "wegzuexegetisieren". Sie passt einfach nicht in den Gang der jesuanischen Argumentation. Sie passt dagegen sehr gut in den Kontext einer judenchristlichen Gemeinde, die die Ehe eher vor dem Horizont eines Vertrages sieht. Ich will damit weder das Judentum noch das das Matthäusevangelium abwerten. Das darin sichtbare Streben nach Gerechtigkeit ist für das Christentum unverzichtbar. Aber meiner Ansicht nach passt es auf die Ehebziehung nicht gut. Diese ist nicht erklärbar als Vertrag, der bei Vertragsbruch einer Seite nichtig wird. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Chrysologus Geschrieben 4. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 4. Oktober 2014 Die auf dem Kirchenrecht beruhenden Ausnahmen sind dadurch erklärbar, dass auch die Kirche vor der von Jesus beklagten Hartherzigkeit nicht gefeit ist. Und sicherlich auch dadurch, dass die Kirchenleitung (vielleicht durch den Zölibat bedingt) die lebensverändernde Energie der erotischen Beziehung, wie sie ja z.B. im Hohen Lied im AT zum Ausdruck kommt, nicht genügend würdigt. Völlige Zustimmung. Das wird gar nicht erst gesehen. Ich glaube auch, dass sich Menschen in ihren innersten Bedürfnissen weniger unterscheiden, als die unterschiedlichen kulturellen und lebensgeschichtlichen Prägungen den Anschein geben. Orhan Pamuk, der türkische Literaurnobelpreisträger (der Parteinahme für katholische Positionen unverdächtig) hat einmal seine Beobachtung mitgeteilt: "glückliche Familien sehen überall auf der Welt gleich aus." Das entspricht auch meinen Erfahrungen. Und es entspricht in einem wichtigen Punkt der Lehre Jesu. Darüber kann ich nicht schweigen. Auch das ist richtig - es beantwortet die Frage aber nicht, wie wir mir denen umgehen, die nicht glücklich sind. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
fragerin Geschrieben 4. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 4. Oktober 2014 Ich will das seit Jahrzehnten wissen: Jesus wird ja so zitiert, dass er sich auf die Stelle bezieht, wo es heißt: Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen, und sie werden ein Fleisch sein..... möchtest du deine schwiegermutter neben deinem ehelager haben? Das ginge nur noch als Reliquie, würde ihr gar nicht gefallen, wenn sie bei der Auferstehung dann ihren Zeigefinger aus meinem Nachtkasterl holen müsste. Wieso verlangt eigentlich die Kirche nicht als Voraussetzung für eine Ehe, dass der Mann die Eltern verlässt, wo es doch in der Bibel steht? Theoretisch verlangt die Kirche das auch. Die Ehe ist ausschließlich als Entscheidung der beiden Ehepartner begründet. Ja schon, das gilt für beide Ehepartner. Aber in der Bibel ist immer nur vom Mann als Eltern-Verlasser die Rede. Klar, kann man sagen, die Frauen zählen nichts und werden deshalb nicht erwähnt. Aber so ganz befriedigt mich deine Erklärung eigentlich nicht. Wenn sich also die Schwiegermutter in die Ehe einmischt, hat das keine Begründung im Kirchenrecht; es liegt in der persönlichen Verantwortung des Mannes oder der Frau, solche Einmischungen zurückzuweisen. Mir gehts nicht allein um Schwiegermutter-Gezänk. Sondern eher um wirklich schlimme Vater-Sohn-Geschichten, weil der Sohn den Hof übernehmen "muss" und seine Frau auch noch in dieses Gefüge reinpassen muss. (Ist nicht immer so, weiß ich). Und in dieser Erwähnung, dass der Mann die Eltern verlässt, sah ich ein Stückchen seelischer Hygiene. Eine Praxis, wie sie in islamischen Kulturen z.B. üblich ist, dass die Schwiegertochter in die Familie des Mannes übertritt, und sich der Schwiegermutter unterzuordnen hat, ist auf jden Fall mit dem katholischen Eheverständis unvereinbar. Ja, gottseidank. Wobei ich an den Ausspruch einer alten Frau denken muss, deren Mann alle nur denkbaren Ehrenämter in der Kirche hatte. Sie sagte: "Als ich ein kleines Mädel war, galt nur mein Bruder was, und ich nichts. Dann war ich verheiratet, da war ich bei meinem Mann wieder nichts. Jetzt ist mein Mann tot und der Sohn regiert am Haus und ich bin wieder nichts." Also, bis vor kurzem haperte es auch noch in den "christlichen Kulturen", auch wenn die Kirche solche Einstellungen nicht billigte. 1 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Dies ist ein beliebter Beitrag. Franziskaner Geschrieben 4. Oktober 2014 Dies ist ein beliebter Beitrag. Melden Share Geschrieben 4. Oktober 2014 Die auf dem Kirchenrecht beruhenden Ausnahmen sind dadurch erklärbar, dass auch die Kirche vor der von Jesus beklagten Hartherzigkeit nicht gefeit ist. Und sicherlich auch dadurch, dass die Kirchenleitung (vielleicht durch den Zölibat bedingt) die lebensverändernde Energie der erotischen Beziehung, wie sie ja z.B. im Hohen Lied im AT zum Ausdruck kommt, nicht genügend würdigt. Völlige Zustimmung. Das wird gar nicht erst gesehen. Ich glaube auch, dass sich Menschen in ihren innersten Bedürfnissen weniger unterscheiden, als die unterschiedlichen kulturellen und lebensgeschichtlichen Prägungen den Anschein geben. Orhan Pamuk, der türkische Literaurnobelpreisträger (der Parteinahme für katholische Positionen unverdächtig) hat einmal seine Beobachtung mitgeteilt: "glückliche Familien sehen überall auf der Welt gleich aus." Das entspricht auch meinen Erfahrungen. Und es entspricht in einem wichtigen Punkt der Lehre Jesu. Darüber kann ich nicht schweigen. Auch das ist richtig - es beantwortet die Frage aber nicht, wie wir mir denen umgehen, die nicht glücklich sind. Nicht so glücklich, hinter den Möglichkeiten zurückbleibend: das sind wir ja letztlich alle. Es gibt keinen Grund, Menschen, deren Ehe trotz großer Bemühungen gescheitert ist, abzuwerten. Es gibt auch keinen Grund für die, deren Ehe gelingt, sich überlegen zu fühlen. Dankbar, das darf man sein. Aber es gibt gute Gründe, Menschen nicht mit der Fata Morgana abzuspeisen "finde einen neuen Partner, dann wird alles gut, dann fängt dein Leben von vorne an." Aus meiner Sicht ist die kirchenrechtliche Konsequenz klar: - Annulierung ist nach sorgfältiger Prüfung möglich, sie ist aber kein Königsweg, um Menschen mit gescheiterten Ehen in der Kirche zu halten. - eine zweite Beziehung ist nicht als ausschließlich negativ zu bewerten. Sie darf kein Grund für einen Ausschluss von den Sakramenten sein (wenn nicht ein offenkundig provokatives Verhalten vorliegt) - sakramental heiraten kann man nur einmal. Es gibt Dinge im Leben, die kann man nicht wiederholen. Das sollte man in Ehevorbereitungsseminaren auch deutlich vermitteln, und dabei vielleicht sogar in Kauf nehmen, dass dann eben Paare, die vielleicht schon zusammen wohnen, eben doch (noch) nicht sakramental heiraten. - Der Kommunionempfang ist kein Disziplinierungsmittel. Das widerspricht der kirchlichen Sakramentenlehre, nach der Gott durch das Sakrament den Menschen begegnet und an ihnen handelt. Man darf niemanden von der Begenung mit Gott abhalten. Auf dieser Basis kann man sowohl mit den Menschen im Westen mit ihren Scheidungen und Wiederverheiratungen umgehen als auch mit den Menschen in Afrika mit ihren polygamen Familienstrukturen. 5 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franziskaner Geschrieben 4. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 4. Oktober 2014 (bearbeitet) Ja schon, das gilt für beide Ehepartner. Aber in der Bibel ist immer nur vom Mann als Eltern-Verlasser die Rede. Klar, kann man sagen, die Frauen zählen nichts und werden deshalb nicht erwähnt. Aber so ganz befriedigt mich deine Erklärung eigentlich nicht. den Fall mit dem katholischen Eheverständis unvereinbar. Da kann ich nur als Mann antworten: ich glaube, dass es für Männer noch mehr als für Frauen eine lebensgeschichtliche Aufgabe ist, sich aus der Eltern- vor allem der Mutterbindung zu lösen. Ein Mann, der nicht in der Lage ist, die Frau die er liebt, vorbehaltlos vor seinen Eltern zu verteidigen, ist nicht wirklich erwachsen geworden. Ich glaube nicht, dass mit diesem Satz der Genesis eine Abwertung der Frauen verbunden ist. Er beschreibt, im vollkommenen Gegensatz zur soziologischen Realität seiner Zeit, eine seelische Wirklichkeit. Viele Frauen die ich kenne sagen: die Söhne gehen weg, aber die Töchter bleiben der Familie verbunden. bearbeitet 4. Oktober 2014 von Franziskaner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Chrysologus Geschrieben 4. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 4. Oktober 2014 Ein Mann, der nicht in der Lage ist, die Frau die er liebt, vorbehaltlos vor seinen Eltern zu verteidigen, ist nicht wirklich erwachsen geworden. Ja. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Schatir Geschrieben 5. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 5. Oktober 2014 Ich weiß nicht, wie es zu biblischen Zeiten war. Aber hatte nicht in der Regel die Frau das Elternhaus zu verlassen und gehörte nach der Hochzeit der Familie des Mannes an. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
pipa Geschrieben 5. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 5. Oktober 2014 Ich glaube auch, dass sich Menschen in ihren innersten Bedürfnissen weniger unterscheiden, als die unterschiedlichen kulturellen und lebensgeschichtlichen Prägungen den Anschein geben. Orhan Pamuk, der türkische Literaurnobelpreisträger (der Parteinahme für katholische Positionen unverdächtig) hat einmal seine Beobachtung mitgeteilt: "glückliche Familien sehen überall auf der Welt gleich aus." Das entspricht auch meinen Erfahrungen. Und es entspricht in einem wichtigen Punkt der Lehre Jesu. Darüber kann ich nicht schweigen. Hat er da Tolstoi zitiert? Finde den zweiten Halbsatz auch bedenkenswert. Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich; jede unglückliche Familie ist auf ihre Weise unglücklich. http://gutenberg.spiegel.de/buch/anna-karenina-1-4043/2 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franziskaner Geschrieben 5. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 5. Oktober 2014 (bearbeitet) Ich weiß nicht, wie es zu biblischen Zeiten war. Aber hatte nicht in der Regel die Frau das Elternhaus zu verlassen und gehörte nach der Hochzeit der Familie des Mannes an. Du hast Recht. Deswegen ist die biblische Aussage, die das Gegenteil voraussetzt, ja so erstaunlich und prophetisch. bearbeitet 5. Oktober 2014 von Franziskaner Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Franziskaner Geschrieben 5. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 5. Oktober 2014 Ich glaube auch, dass sich Menschen in ihren innersten Bedürfnissen weniger unterscheiden, als die unterschiedlichen kulturellen und lebensgeschichtlichen Prägungen den Anschein geben. Orhan Pamuk, der türkische Literaurnobelpreisträger (der Parteinahme für katholische Positionen unverdächtig) hat einmal seine Beobachtung mitgeteilt: "glückliche Familien sehen überall auf der Welt gleich aus." Das entspricht auch meinen Erfahrungen. Und es entspricht in einem wichtigen Punkt der Lehre Jesu. Darüber kann ich nicht schweigen. Hat er da Tolstoi zitiert? Finde den zweiten Halbsatz auch bedenkenswert. Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich; jede unglückliche Familie ist auf ihre Weise unglücklich. http://gutenberg.spiegel.de/buch/anna-karenina-1-4043/2 Orhan Pamuk hat es in seinem Istanbul-Buch geschrieben, im Zusammenhang mit einem Spaziergang am Bosporus, bei dem er Familien beobachtete. Es ist kein gekennzeichnetes Zitat, aber vielleicht hat er Tolstoi ja gelesen. Tolstois Umkehrschluss finde ich auch bemerkenswert. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
gouvernante Geschrieben 5. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 5. Oktober 2014 Historiker: Konzil kannte Ausnahme von Unauflöslichkeit der Ehe Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sokrates Geschrieben 5. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 5. Oktober 2014 (bearbeitet) Summa Summarum kann man also sagen, die Ehe ist - zumindest in der Praxis - gar nicht so unauflöslich, wie das Großinquisitor Müller und andere ihren Schäflein glauben machen wollen. Will sagen: Die Kirche hat die Unauflöslichkeit womöglich immer schon gelehrt, aber definitiv diese Lehre noch nie zu 100% praktiziert. Hier geraten aber tatsächlich nicht nur "Theorie" und "Praxis" in Konflikt, sondern auch, wie das Gerd Häfner auf "Lectio Brevior" deutlich herausgearbeitet hat, auch der statische Begriff der "Lehre" mit dem dynamischen Begriff der "Tradition". Den gordischen Knoten durchschlagen würde die Synode, wenn sie es schaffte, einzugestehen, dass es Tradition in der Kirche war und ist, dass Irrtümer in der Lehre vorkamen und vorkommen, und dass es schon immer zur Tradition der Kirche gehörte, solche Irrtümer im Sinne einer Kontinuität des wahren Kerns der Lehre auszumerzen. Denn de facto hat die Kirche genau das immer getan: Irrtümer ausgebügelt, ohne dies allerdings zuzugeben. Stattdessen wurden rabulistische Kopfstände veranstaltet, um die Irrtümer als historische Fehlinterpretationen der eigentlich gemeinten Wahrheiten hinzubiegen. Schon Hans Küng hat damals in seinem Buch "Unfehlbar - eine Anfrage" klar herausgearbeitet, dass es dem harten Kern der kathollischen Lehre keinesfalls schaden würde, die Irrtümer zuzugeben. Es hat ihn damals den kirchlich-universitären Kopf gekostet. Mal sehen, ob sie heute weiter sind. bearbeitet 5. Oktober 2014 von Sokrates Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
rince Geschrieben 5. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 5. Oktober 2014 Wir könnten diese Widersprüchlichkeit der kirchlichen Lehre in den Kirchenbeitrags-Thread in F&A einfliessen lassen Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
gouvernante Geschrieben 5. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 5. Oktober 2014 Marx-Interview: Manche sprechen das Wort 'Wahrheit' aus - und das Gegenüber fröstelt Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Sokrates Geschrieben 5. Oktober 2014 Melden Share Geschrieben 5. Oktober 2014 Wir könnten diese Widersprüchlichkeit der kirchlichen Lehre in den Kirchenbeitrags-Thread in F&A einfliessen lassen Hab ich schon versucht. Allerdings vergeblich. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
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