Jump to content

Bischofssynode zum Thema "Ehe und Familie"


Udalricus

Recommended Posts

Auch ich bin der Meinung, bevor ein Papst Humanae vitae revidiert, sollte er lieber abtreten.

Ich bin ja bekanntlich keiner der erklärten Gegner von HV, im Gegenteil.

 

Aber auf die Idee, diese Entzücklika könnte konstitutiv für die Kirche sein, bin ich selbst im volltrunkenen Zustand noch nicht gekommen.

 

Das habe ich auch nicht gesagt.

Aber ich kann mir auch wünschen, dass ein Papst abtritt bevor er das 2. Vatikanische Konzil zurück nimmt. Auch das 2. Vatikanische Konzil ist nicht konstitutiv für die Kirche.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wenn ich sage, die Ehe sei die beste Form, um Geschlechtlichkeit auszuleben und um Kinder zu erziehen, ist das keine Abwertung alleinerziehender Mütter oder Väter und auch keine Aussage über Homosexualität.

 

Doch. Dann sagst du, dass die anderen Formen nicht so gut sind.

 

Und das zu sagen ist auch gut.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Frage von Chrysologus, in wieweit eine niemals rezipierte Meinung eine Lehre der Kirche sein kann interessiert mich sehr.
So pauschal kann man das nicht sagen.

 

In manchen Ortskirchen mag es so sein. Aber mindestens 5-10% aller Katholiken dürften sich daran halten bzw. es zumindest versuchen.

 

Eine Lehre verliert nicht automatisch deswegen seine Gültigkeit dadurch, dass sie von einer Mehrheit ignoriert oder abgelehnt wird.

 

Auch beim Sonntagsgebot ist es ähnlich. Dennoch bleibt es zentral und wichtig - hoffentlich!

In den "guten" alten Zeiten wurden die 10% Abweichler einfach exkommuniziert und im Bedarfsfall auch schon mal gewaltsam auf den Weg der Mehrheit gebracht. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Du diese Zeiten gerne zurück hättest.

 

Nebenbei: in einigen Gegenden wurde früher die Sonntagspflicht erfüllt, indem man einen Vertreter pro Haushalt zur Kirche schickte. Willst Du das auch wieder?

 

Davon mal ab: Seit Tissot unseligen Angedenkens haben die Humanwissenschaften einige Fortschritte gemacht - warum die Theologie damals bereitwillig die Vorlage ihrer Dienerin angenommen hat, sich heute der gleichen Dienerin vehement widersetzt, lassen wir wohl auch mal dahingestellt.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich kenne diese ganze Diskussion bereits sehr gut wegen meiner Affinität zu den Anglikanern. Da lief genau das selbe Spiel vor ein paar Jahren ab. Nein, es geht den Afrikanern nicht darum, ernstgenommen zu werden. Was sie treiben, ist purer Kulturimperialismus, nur jetzt halt andersrum. Intellektuelle Kreise in Afrika haben sich so lange in einer "wir sind die armen Opfer von Rassisimus und Imperialismus"-Mentalität gesuhlt, dass sie nicht merken, dass sie inzwischen die größten Rassisten sind.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wenn ich sage, die Ehe sei die beste Form, um Geschlechtlichkeit auszuleben und um Kinder zu erziehen, ist das keine Abwertung alleinerziehender Mütter oder Väter und auch keine Aussage über Homosexualität.

 

Doch. Dann sagst du, dass die anderen Formen nicht so gut sind.

 

Und das zu sagen ist auch gut.

Zu sagen, wie der Optimalzustand aussieht, ist kein Grund andere Zustände als pauschal sündhaft, defekt, nicht-heilbringend oder auch gleich gesellschaftszerstörend zu declarieren.
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Doch. Dann sagst du, dass die anderen Formen nicht so gut sind.

Um es genau zu wissen muss man es ja ohnehin selbst überprüfen. Als Arbeitshypothese ist die Aussage im wesentlichen geeignet, sofern man Ausnahmen nicht ausschließt.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wenn ich sage, die Ehe sei die beste Form, um Geschlechtlichkeit auszuleben und um Kinder zu erziehen, ist das keine Abwertung alleinerziehender Mütter oder Väter und auch keine Aussage über Homosexualität.

 

Doch. Dann sagst du, dass die anderen Formen nicht so gut sind.

 

Und das zu sagen ist auch gut.

Zu sagen, wie der Optimalzustand aussieht, ist kein Grund andere Zustände als pauschal sündhaft, defekt, nicht-heilbringend oder auch gleich gesellschaftszerstörend zu declarieren.

 

Genau. Wenn ich sage, dass Muttermilch optimal ist für Säuglinge, dann heißt das noch lange nicht, dass fläschchenfütternde Mütter sündhaft handeln.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich such noch eine ordentliche Quelle, was Kasper tatsächlich gesagt hat - generell hätte ich schon ein Problem damit, wenn er einem Teil des Episkopats in der "offenen Diskussion" der Synode die Erwägung der Beiträge vorenthalten wollte.

Wurde das schon verlinkt? http://edwardpentin.co.uk/statement-on-cardinal-kasper-interview/

 

Pentin hat eine Audiodatei veröffentlicht, die das Interview darstellen soll.

bearbeitet von Felician
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Doch. Dann sagst du, dass die anderen Formen nicht so gut sind.

Um es genau zu wissen muss man es ja ohnehin selbst überprüfen. Als Arbeitshypothese ist die Aussage im wesentlichen geeignet, sofern man Ausnahmen nicht ausschließt.

Ähm, nein.

Um die Ehe als beste Form für Geschlechtlichkeit und Kindererziehung zu erkennen, brauche ich keineswegs testweise alleinerziehend oder lesbisch werden.

Hoffentlich. :unsure:

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

[

 

Das habe ich auch nicht gesagt.

Aber ich kann mir auch wünschen, dass ein Papst abtritt bevor er das 2. Vatikanische Konzil zurück nimmt. Auch das 2. Vatikanische Konzil ist nicht konstitutiv für die Kirche.

Was zum Kuckuck ist denn an HV so wichtig, dass ein Papst Deiner Meinung nach lieber zurücktreten sollte, als ihre Aussagen zu modifizieren? Fällt Dir gkleich der Himmel auf den Kopf, wenn ein Papst den Gläubigen ein bißchen mehr Verantwortung für Ihr Gewissen zutraut (um mehr dürfte es ja nicht gehen). Was willst Du dann erst machen, wenn ein Papst mal wirklich was ändert?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Um die Ehe als beste Form für Geschlechtlichkeit und Kindererziehung zu erkennen, brauche ich keineswegs testweise alleinerziehend oder lesbisch werden.

Mag sein. Ich brauche glücklicherweise nicht zu entscheiden, welche Form die beste ist, und mache mir daher auch keine Gedanken darüber, welchen Erfahrungsschatz ich für eine solche Entscheidung mitbringen müßte.

bearbeitet von Merkur
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Zu sagen, wie der Optimalzustand aussieht, ist kein Grund andere Zustände als pauschal sündhaft, defekt, nicht-heilbringend oder auch gleich gesellschaftszerstörend zu declarieren.

 

Bisher hat man allerdings noch keine besseren Möglichkeiten gefunden, die nicht-optimalen zu optimalen Zuständen überzuführen.

 

Ich hätte nichts dagegen, wenn man solche fände .....

bearbeitet von Udalricus
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Zu sagen, wie der Optimalzustand aussieht, ist kein Grund andere Zustände als pauschal sündhaft, defekt, nicht-heilbringend oder auch gleich gesellschaftszerstörend zu declarieren.

 

Bisher hat man allerdings noch keine besseren Möglichkeiten gefunden, die nicht-optimalen zu optimalen Zuständen überzuführen.

 

Ich hätte nichts dagegen, wenn man solche fände .....

Echt jetzt?

Inwiefern hat das Deklarieren von alleinerziehenden Mütter als sündhaft zu mehr gelingenden Ehen geführt?

Wieviele Homosexuelle haben sich reuig zur Heterosexualität führen lassen, weil man sie davon überzeugte, dass ihr Handeln defekt und gesellschaftszerstörend sei?

Und wie viele Zweitehen wurden nicht geschlossen, weil dies zum Ausschluß von der Eucharistie führt?

 

Du darfst gerne ungefähre Schätzwerte angeben. :rolleyes:

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Künstliche Verhütungsmittel sind eh nicht kompatibel mit der Lehre der Kirche.

Sag mal, du Grünschnabel, wen sollte das interessieren?

 

Und jetzt komm mir nicht mit: "Die Katholiken". DIE haben nämlich überwiegend entschieden, daß 'künstliche' Verhütungsmittel sehr wohl kompatibel mir ihrem Gewissen sind. Der sensus fidei sagt hier sehr deutlich was anderes als das, was die unverheirateten Herren in rot und lila erzählen.

Zum Glück haben wir jetzt einen Papst, der diesen Punkt nicht (mehr) ignoriert und deshalb diese Synode einberufen hat.

Es geht nicht darum, wen das interessiert, sondern was die Lehre der Kirche ist. Dass sich fast niemand dran hält, ist sowieso klar.

 

Inwieweit kann etwas Lehre der Kirche sein, das keinerlei Rezeption erfahren hat? Das ist eine ernste theologische Frage!

Keinerlei stimmt nicht ganz. Fast niemand ja, aber ich kenne zu viele Menschen, die sich daran halten, als dass ich sagen könnte, es wäre niemand. Es kann ja meinetwegen sein, dass mein Bekanntenkreis die einzigen sind (auch wenn das unwahrscheinlich ist)[1], aber es gibt definitiv diese Menschen. Ich bin mit einer ganzen Reihe dieser Menschen in den letzten Jahren auf (Wall)fahrten und Veranstaltungen unterwegs gewesen. Im englischsprachigen Raum ist eine Fülle an Publikationen dazu entstanden. Manche von denen wurden auch ins Deutsche übersetzt. Und auch für den "konservativen Flügel" der katholischen Kirche[2], etwa die Neuen Geistlichen Gemeinschaften, stimmt es sicherlich auch nicht, dass keine Rezeption stattfand.

 

Bis die Lehre hochmittelalterlicher Konzile zur Eucharistie unter den Gläubigen weitgehender rezipiert wurde, hat es auch recht lange gedauert, obwohl die Lehre zur Eucharistie, wie ich finde, noch wichtiger ist.

 

 

[1]Edit: Damit der Satz im Kontext sinnvoll ist, muss da eine Einschränkung rein. Etwa: "dass mein Bekanntenkreis fast die einzigen sind"

[2]Edit: Ich wollte eigentlich schreiben "französische" Kirche.

bearbeitet von Felician
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Zu sagen, wie der Optimalzustand aussieht, ist kein Grund andere Zustände als pauschal sündhaft, defekt, nicht-heilbringend oder auch gleich gesellschaftszerstörend zu declarieren.

 

Bisher hat man allerdings noch keine besseren Möglichkeiten gefunden, die nicht-optimalen zu optimalen Zuständen überzuführen.

 

Ich hätte nichts dagegen, wenn man solche fände .....

 

Ich glaube, dass das der Knackpunkt ist: es ist eine Frage der Pädagogik. Und da kann ich als Fachmann sprechen: Lernerfolge, die nur aufgrund von Druck und schlechtem Gewissen erzielt wurden, sind nicht nachhaltig und helfen auch nicht bei der Persönlichkeitsentwicklung. Das einzige was hilft, ist ein Lehrer (oder wer auch immer) der die Schüler überzeugt und begeistert.

 

Mir ist ein Schüler lieber, der mir nach 10 Jahren wiederbegegnet und sagt "Sie haben mir richtig Freude an der Musik vermittelt" als einer der sagt "ich habe immer noch Alpträume von Tonleitern mit 6 Kreuzchen".

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich glaube, dass das der Knackpunkt ist: es ist eine Frage der Pädagogik. Und da kann ich als Fachmann sprechen: Lernerfolge, die nur aufgrund von Druck und schlechtem Gewissen erzielt wurden, sind nicht nachhaltig und helfen auch nicht bei der Persönlichkeitsentwicklung. Das einzige was hilft, ist ein Lehrer (oder wer auch immer) der die Schüler überzeugt und begeistert.

 

Mir ist ein Schüler lieber, der mir nach 10 Jahren wiederbegegnet und sagt "Sie haben mir richtig Freude an der Musik vermittelt" als einer der sagt "ich habe immer noch Alpträume von Tonleitern mit 6 Kreuzchen".

Eine Kaste von Zölibatären, die den Menschen "Freude" an der katholischen Variante von Ehe, Familie und Sexualität vermitteln sollen ... da hat wohl einer den Bock zum Gärtner gemacht! :lol:

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Künstliche Verhütungsmittel sind eh nicht kompatibel mit der Lehre der Kirche.

Sag mal, du Grünschnabel, wen sollte das interessieren?

 

Und jetzt komm mir nicht mit: "Die Katholiken". DIE haben nämlich überwiegend entschieden, daß 'künstliche' Verhütungsmittel sehr wohl kompatibel mir ihrem Gewissen sind. Der sensus fidei sagt hier sehr deutlich was anderes als das, was die unverheirateten Herren in rot und lila erzählen.

Zum Glück haben wir jetzt einen Papst, der diesen Punkt nicht (mehr) ignoriert und deshalb diese Synode einberufen hat.

Es geht nicht darum, wen das interessiert, sondern was die Lehre der Kirche ist. Dass sich fast niemand dran hält, ist sowieso klar.

 

Inwieweit kann etwas Lehre der Kirche sein, das keinerlei Rezeption erfahren hat? Das ist eine ernste theologische Frage!

Keinerlei stimmt nicht ganz. Fast niemand ja, aber ich kenne zu viele Menschen, die sich daran halten, als dass ich sagen könnte, es wäre niemand. Es kann ja meinetwegen sein, dass mein Bekanntenkreis die einzigen sind (auch wenn das unwahrscheinlich ist)[1], aber es gibt definitiv diese Menschen. Ich bin mit einer ganzen Reihe dieser Menschen in den letzten Jahren auf (Wall)fahrten und Veranstaltungen unterwegs gewesen. Im englischsprachigen Raum ist eine Fülle an Publikationen dazu entstanden. Manche von denen wurden auch ins Deutsche übersetzt. Und auch für den "konservativen Flügel" der katholischen Kirche[2], etwa die Neuen Geistlichen Gemeinschaften, stimmt es sicherlich auch nicht, dass keine Rezeption stattfand.

 

Bis die Lehre hochmittelalterlicher Konzile zur Eucharistie unter den Gläubigen weitgehender rezipiert wurde, hat es auch recht lange gedauert, obwohl die Lehre zur Eucharistie, wie ich finde, noch wichtiger ist.

 

 

[1]Edit: Damit der Satz im Kontext sinnvoll ist, muss da eine Einschränkung rein. Etwa: "dass mein Bekanntenkreis fast die einzigen sind"

[2]Edit: Ich wollte eigentlich schreiben "französische" Kirche.

Das liegt auf der Hand. Jeder Unsinn wird irgendwann von irgenwem "rezipiert" , wenn er nur lange genug verkündet wird, und ebenso abgelehnt.

Ich halte es deshalb für kein Argument, weder pro noch kontra.

 

Werner

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich glaube, dass das der Knackpunkt ist: es ist eine Frage der Pädagogik. Und da kann ich als Fachmann sprechen: Lernerfolge, die nur aufgrund von Druck und schlechtem Gewissen erzielt wurden, sind nicht nachhaltig und helfen auch nicht bei der Persönlichkeitsentwicklung. Das einzige was hilft, ist ein Lehrer (oder wer auch immer) der die Schüler überzeugt und begeistert.

 

Mir ist ein Schüler lieber, der mir nach 10 Jahren wiederbegegnet und sagt "Sie haben mir richtig Freude an der Musik vermittelt" als einer der sagt "ich habe immer noch Alpträume von Tonleitern mit 6 Kreuzchen".

 

 

 

Klar, die Art der Vermittlung ist wichtig. Aber nicht unwichtig sind doch auch die Inhalte. Wenn etwas so widersinnig und konträr zur Lebenserfahrung wie die katholische Sexualmoral ist, dann mag sich diese noch halbwegs halten, solange die Umstände zu ihrer Einhaltung nötigen. Aber sobald diese wegfallen, lockt man damit keinen Hund hinter dem Ofen hervor, selbst wenn ein Mr Keating lauert, diese Inhalte zu vermitteln.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Frage von Chrysologus, in wieweit eine niemals rezipierte Meinung eine Lehre der Kirche sein kann interessiert mich sehr.

 

So pauschal kann man das nicht sagen.

 

In manchen Ortskirchen mag es so sein. Aber mindestens 5-10% aller Katholiken dürften sich daran halten bzw. es zumindest versuchen.

 

Eine Lehre verliert nicht automatisch deswegen seine Gültigkeit dadurch, dass sie von einer Mehrheit ignoriert oder abgelehnt wird.

 

Auch beim Sonntagsgebot ist es ähnlich. Dennoch bleibt es zentral und wichtig - hoffentlich!

 

Das eine Lehre nicht automatisch ihre Gültigkeit bei Nichtrezipienz verliert, das ist unstreitig. Aber es ist nicht zu leugnen, das kaum eine Lehre derart wenig Rezipienz erfuhr wie diese, wobei die Basics durchaus geteilt werden. Nur den Schlußfolgerungen scheint kaum jemand folgen zu können, das ist der Punkt.

 

Das Sonntagsgebot im Sinne von "Mache dich nicht zum Sklaven der Arbeit" teilen viele. Auch der Forderung zum Gottesdienstbeiwohnen stimmen beachtliche Teile der Akitivitas zu, auch wenn sie das nicht jeden Sonntag in die Tat umsetzen. Zugleich kennt die Kirche deutliche Ausnahmetatbestände, Dienstpläne der Caritas zum Beispiel. Damit ist das Sonntagsgebot weit rezipierter als das willkürliche Verbot einiger empfängnisregelnder Maßnahmen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Zu sagen, wie der Optimalzustand aussieht, ist kein Grund andere Zustände als pauschal sündhaft, defekt, nicht-heilbringend oder auch gleich gesellschaftszerstörend zu declarieren.

 

Bisher hat man allerdings noch keine besseren Möglichkeiten gefunden, die nicht-optimalen zu optimalen Zuständen überzuführen.

 

Ich hätte nichts dagegen, wenn man solche fände .....

 

Die Frage ist doch: Ist das katholische Familien- und Ehebild wirklich "optimal"?

 

Die überzeugt katholischen Ehen, die ich kenne sind eben in meinen Augen NICHT optimal. Sie sind durchgehend geprägt gewesen von "Leiden". "Leiden" im Sinne von: Ich muss verzichten, der Partner muss verzichten, wir bringen ein Opfer, wir erfüllen die Lehre, wir müssen verzichten, die Kinder müssen verzichten.

 

Exemplarisch und typisch war die Ehe meiner Eltern. Sie war "kalt". "Kalt" im Sinne von lieblos. Man war katholisch, man war verheiratet, aber man hat sich nie in irgendeiner Art und Weise liebevoll berührt, nie liebevoll in den Arm genommen, nie Gefühle gezeigt oder ähnliches. Denn sowas war "bäh", sowas war unsittlich, sowas war unzüchtig.

 

Wär nur ich es gewesen, die das so gesehen und empfunden hat, dann könnt ich mir sagen: "das haste falsch gesehen/interpretiert". Ich war aber nicht alleine. Meine Geschwister haben den selben Eindruck gehabt. Sowohl von der Ehe unserer Eltern als auch von einigen zutiefst sich als gläubige Katholiken bezeichenden anderen Ehen. Wir Geschwister hatten eines gemeinsam: Sooooo wollen wir niemals in einer Ehe leben. So nicht. Nicht so lieblos und kalt und auf irgendein "göttlich gewolltes Leiden zwecks jenseitiger Erlösung" fixiert. Nicht so formal korrekt und gleichzeitigt menschlich eiskalt bis in den Tod.

 

Das erschreckende an dieser stockkatholischen Sozialisation waren nicht nur die eigenen Eltern, sondern mit den Jahren und dem allmählichen Erwachsenwerden auch das Kennenlernen weiterer ähnlicher Ehen. Am schockierendsten waren aber jene nicht-mehr-Ehen. Jene Witwen und Witwer, denen man dann bei diversen Großfamilienfeiern begegnet ist und die nach einer gewissen Menge Alkoholkonsum anfingen frei von der Leber weg zu schwätzen: Jetzt bin ich endlich frei. Niemals mehr ein Mann/eine Frau im Haus die mir sagt was ich tun soll. Niemals mehr jemand der mir Vorschriften macht.

 

Solche Ehen mögen zwar der katholischen Doktrin: "Bis dass der Tod euch scheide" genügen. Aber sind solche Ehen wirklich optimal? Sind solche Ehen wirklich im Sinne Gottes? Oder sind solche Ehen ein rein kirchenrechtliches Konstrukt das Menschen zu Leiden verdammt?

 

Es gab auch andere "Ehen" in unserem Umfeld. Die wurden von unseren Eltern und der Verwandtschaft ziemlich niedergemacht - Kontakt zu den "Eheleuten" und deren Kindern war uns zwar offiziell untersagt, da sündig, aber wir Kinder habe uns da recht schnell darüber hinweggesetzt. Die waren nicht katholisch verheiratet. Die lebten womöglich sogar ganz wild zusammen (also nicht mal standesamtlich getraut). Aber die waren warmherzig. Da gab es auch Lachen und Fröhlichkeit. Kleine sanfte Berührungen der Eheleute. Liebevollen Umgang miteinander und mit den Kindern. Da durfte man auch mal was fragen als Kind und Jugendlicher.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nicht die Lehre der Kirche ist schlecht, sondern der unbedingte Anspruch, diese immer und perfekt umzusetzen. Und das hat dem Ansehen der Lehre geschadet.

 

Bin ich der Einzige, der genau diese Sichtweise für etwas eigentümlich hält?

Entweder ist eine Lehre "gut", und dann ist logischerweise der Anspruch, diese umzusetzen, auch "gut". Oder sie ist es eben nicht.

 

Wie kann man zusammenbringen, dass eine Lehre gut ist, aber deren perfekte Umsetzung nicht?

 

Das ist unlogisch.

 

Olli

 

Eventuell darf ich hier zwei ethische Systeme ansprechen, die hier im Widerstreit liegen: Das deontologische System und die Verantwortungsethik.

 

Die Deontologie geht von dem Tun des Menschen aus ohne die Folgen zu bewerten. Dann sind alle Gebote absolut zu sehen und deren unbedingte Einhaltung ist der richtige Weg.

 

Nichteinhaltung bedeutet Sünde. Dieses System glänzt durch seine Klarheit und wird von Fundamentalisten sehr geschätzt.

 

Die Verantwortungsethik versucht, auch die Folgen des menschlichen Handelns zu bedenken. So kann es sein, dass man ein kleineres Übel in Kauf nimmt um ein größeres Übel zu vermeiden. Die Bewertung ethischen Handelns ist dann, ungeachtet der Gültigkeit der Gesetze, situativ und wird geleitet von den Folgen.

 

Die Kirchengeschichte besagt keineswegs, dass die Deontologie eine bessere Tradition hätte als verantwortungsethisches Handeln.

 

Meine Argumentation folgt der Logik der Verantwortungsethik. Beispiel: Ich gebe den Rat zu verhüten (ohne NFP) um eine Abtreibung wenigstens unwahrscheinlich werden zu lassen. Nichtsdestotrotz bedauere ich, dass Mädchen mit noch nicht ausgereiften Zyklen zur Pille greifen. Natürlich kann man diese Position hinterfragen, das ist Teil eines verantwortungsethischen Umgangs mit dem Handeln der Menschen.

bearbeitet von nannyogg57
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nicht die Lehre der Kirche ist schlecht, sondern der unbedingte Anspruch, diese immer und perfekt umzusetzen. Und das hat dem Ansehen der Lehre geschadet.

 

Bin ich der Einzige, der genau diese Sichtweise für etwas eigentümlich hält?

Entweder ist eine Lehre "gut", und dann ist logischerweise der Anspruch, diese umzusetzen, auch "gut". Oder sie ist es eben nicht.

 

Wie kann man zusammenbringen, dass eine Lehre gut ist, aber deren perfekte Umsetzung nicht?

 

Das ist unlogisch.

 

Olli

 

Eventuell darf ich hier zwei ethische Systeme ansprechen, die hier im Widerstreit liegen: Das deontologische System und die Verantwortungsethik.

 

Die Deontologie geht von dem Tun des Menschen aus ohne die Folgen zu bewerten. Dann sind alle Gebote absolut zu sehen und deren unbedingte Einhaltung ist der richtige Weg.

 

Nichteinhaltung bedeutet Sünde. Dieses System glänzt durch seine Klarheit und wird von Fundamentalisten sehr geschätzt.

 

Die Verantwortungsethik versucht, auch die Folgen des menschlichen Handelns zu bedenken. So kann es sein, dass man ein kleineres Übel in Kauf nimmt um ein größeres Übel zu vermeiden. Die Bewertung ethischen Handelns ist dann, ungeachtet der Gültigkeit der Gesetze, situativ und wird geleitet von den Folgen.

 

Die Kirchengeschichte besagt keineswegs, dass die Deontologie eine bessere Tradition hätte als verantwortungsethisches Handeln.

 

Meine Argumentation folgt der Logik der Verantwortungsethik. Beispiel: Ich gebe den Rat zu verhüten (ohne NFP) um eine Abtreibung wenigstens unwahrscheinlich werden zu lassen. Nichtsdestotrotz bedauere ich, dass Mädchen mit noch nicht ausgereiften Zyklen zur Pille greifen. Natürlich kann man diese Position hinterfragen, das ist Teil eines verantwortungsethischen Umgangs mit dem Handeln der Menschen.

 

Ok. Das kann ich nachvollziehen. Mir persönlich ist die Verantwortungsethik auch lieber.

 

freundliche Grüße

Olli

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Inwiefern hat das Deklarieren von alleinerziehenden Mütter als sündhaft zu mehr gelingenden Ehen geführt?

Erstens hat es potentielle Mütter vor vorehelichem Geschlechtsverkehr abgehalten.

Zweitens hat es öfter zur Heirat geführt, und damit vor Alleinerziehung bewahrt.

 

Inwieweit die Ehen dann "gelingend" waren, entzieht sich meiner Beurteilung. Wahrscheinlich nicht mehr oder weniger als die heutigen Ehen.

 

Wieviele Homosexuelle haben sich reuig zur Heterosexualität führen lassen, weil man sie davon überzeugte, dass ihr Handeln defekt und gesellschaftszerstörend sei?

 

Ich schätze schon über die Hälfte. Wobei ich es fragwürdig finde, als Homosexueller eine Frau zu heiraten. Ich kannte einen, der das tat, dessen Ehe aber dann annulliert wurde. Homosexualität dürfte wohl eine Ehe-Ausschließungsgrund sein.

 

Und wie viele Zweitehen wurden nicht geschlossen, weil dies zum Ausschluß von der Eucharistie führt?

 

Was früher war, weiß ich nicht. Ich denke aber, dass es auch heute für geschiedene Katholiken vielfach (+- ein Drittel) ein Grund ist, nicht mehr zu heiraten. Ich kenne persönlich mehrere Beispiele.

 

Du darfst gerne ungefähre Schätzwerte angeben. :rolleyes:

 

Mir ist bewusst, dass das sehr schwierig ist, daher belasse ich es bei solchen vagen Schätzungen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Join the conversation

You can post now and register later. If you have an account, sign in now to post with your account.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Only 75 emoji are allowed.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Clear editor

×   You cannot paste images directly. Upload or insert images from URL.

×
×
  • Neu erstellen...